Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/303 16.08.2011 (Ausgegeben am 16.08.2011) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Dorothea Frederking (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Einsatz intelligenter Wassermanagementsysteme im Gemüseanbau als Reaktion auf Niederschlagsveränderungen infolge des Klimawandels Kleine Anfrage - KA 6/7126 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt 1. Wie bewertet die Landesregierung den Rückgang und die starken Schwankungen der Niederschläge als Folge des Klimawandels in SachsenAnhalt ? Wie stark sind die Veränderungen bzw. Schwankungen und wie wirken sich diese auf die Landwirtschaft, insbesondere auf den Gemüseanbau in Sachsen-Anhalt aus? Hierbei bitte besonders trockene Gebiete in Sachsen-Anhalt ausweisen. Die Ergebnisse der Regionalen Klimadiagnose (LAU, 2008) zeigen, dass die langjährigen Jahresniederschläge in den drei Klimanormalperioden 1951-1980, 1961-1990 und 1971-2000 zwischen den Kammlagen des Harzes mit über 1800 mm pro Jahr und der Gegend des Saaletals zwischen Halle und Bernburg (ca. 500 mm/Jahr) außerordentlich stark variieren. Auf Jahresbasis zeigt sich im Harz im Zeitraum 1951-2006 eine Niederschlagszunahme bis zu 22 %. Im Gegensatz dazu konnte im Saaletal eine Niederschlagsabnahme um 5 bis 15 % registriert werden. Für das Frühjahr und den Herbst zeichnet sich ebenso in den meisten Gebieten von Sachsen-Anhalt eine Niederschlagszunahme mit geringerer Stärke ab. Allerdings wurde in der Colbitz-Letzlinger Heide, der Magdeburger Börde und der südlichsten Spitze Sachsen-Anhalts eine Abnahme des Frühjahrsniederschlags von bis zu 15 % registriert. Für den Sommer zeigen sich flächendeckend deutliche Niederschlagsabnahmen. Der stärkste negative Trend ist mit mehr als 30 % in der Altmark und im südöstlichen Harzvorland zu finden. 2 Die vorangestellte raumzeitliche Entwicklung des Niederschlags in den vergangenen 55 Jahren kann dahingehend interpretiert werden, dass Regionen mit geringen Jahresniederschlägen noch trockener werden, während in den Regionen des Harzes, die relativ hohe Jahresniederschläge aufweisen, mit einer Niederschlagszunahme zu rechnen ist. Außerdem ist eine Umverteilung der Niederschläge vom Sommer zum Winter hin festzustellen. Für die landwirtschaftliche Produktion ist jedoch nicht ausschließlich der Niederschlag (Dargebot und Verteilung) zu betrachten, sondern auch die Bodenverhältnisse. Insbesondere die Speicherkapazität der entsprechenden Böden ist hier von Bedeutung. Resultierend aus den Unterschieden in den natürlichen Standortfaktoren Klima und Boden sowie der Wasserverfügbarkeit sind Anpassungsbedarf und Handlungsoptionen in Sachsen-Anhalt nicht überall gleich. In den nördlichen und östlichen Teilen Sachsen-Anhalts, zum Beispiel in der Altmark oder im Fläming, sind die dort vorherrschenden leichten, sandigen Böden sehr trockenheitsanfällig. Die tiefgründigen und humosen Böden im Schwarzerdegebiet können auf Grund ihrer Struktur viel mehr Wasser über das Winterhalbjahr speichern und den Pflanzen während der Vegetationszeit sowie in Trockenzeiten zur Verfügung stellen. Unter dem Aspekt, dass Sachsen-Anhalt zu den deutschen Bundesländern mit dem geringsten Jahresniederschlag (547 mm*) zählt, ist der Anbau von Freilandgemüse mit vom Markt geforderter Qualität und Quantität auch ohne Klimaveränderungen (weniger Niederschläge in den Sommermonaten und wenn Niederschlag, dann häufig als die Freilandkulturen schädigender Starkregen) ohne Beregnung nicht möglich. Besonders betroffen sind die sandigen Böden mit geringem Wasserspeichervermögen überwiegend in der Altmark und der Region Wittenberg/Jessen. * Quelle: DWD, Pressekonferenz v. 26.7.2011 2. Erfordern diese Veränderungen bzw. Schwankungen aus Sicht der Landes- regierung den Einsatz von neuen intelligenten Wassermanagementsystemen beim Gemüseanbau auf Ackerflächen, um sich den neuen Bedingungen anzupassen? Die Auswahl des geeigneten Bewässerungssystems erfolgt durch den Unternehmer entsprechend den betrieblichen Erfordernissen und den regionalen Bedingungen. 3. Kommen neue Bewässerungstechniken wie zum Beispiel die Tropfbe- wässerung in Sachsen-Anhalt bereits zum Einsatz? Wenn ja, welche Veränderungen der Bewässerungstechniken wurden in den letzten Jahren vollzogen? Bitte hierbei insbesondere auf den Gemüseanbau auf Ackerflächen eingehen. Es kommen in Sachsen-Anhalt die verschiedensten Bewässerungstechniken zum Einsatz, auch die Tropfbewässerung. Aktuelle und belastbare Dokumentationen sowie statistische Erhebungen zur Bewässerungstechnik liegen nicht vor. Wirtschaftliche Erwägungen spielen in der Regel die entscheidende Rolle in der Anschaffung und Nutzung von Bewässerungstechnik. 3 4. Hat die Landesregierung Initiativen zur Förderung des Einsatzes neuer intelligenter Wassermanagementsysteme wie beispielsweise der Tropfbewässerung vorgesehen, um bei den Produzenten mehr Stabilität und Ertragssicherheit zu gewährleisten? Wenn ja, welche Initiativen sind das und wann werden sie umgesetzt? Eine Förderung von Bewässerungsanlagen für den Gemüseanbau in landwirtschaftlichen Unternehmen und in Unternehmen des Gartenbaus ist möglich. Nach der Landesrichtlinie zur Einzelbetrieblichen Investitionsförderung Teil A sind Investitionen in die Errichtung, den Erwerb und die Modernisierung von unbeweglichem Vermögen, zu denen auch stationäre Tröpfchenbewässerungsanlagen zählen können, förderfähig.