Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/3096 15.05.2014 (Ausgegeben am 16.05.2014) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Cornelia Lüddemann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Hebammen in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 6/8295 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Arbeit und Soziales 1. Wie viele „Geburtsorte“ (Geburtsstationen, Geburtshäuser) gibt es in Sachsen-Anhalt? Bitte Angabe differenziert nach Landkreis/kreisfreie Stadt und für die Jahre 2008 bis 2013. In Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl der Krankenhäuser mit geburtshilflichen Abteilungen wie folgt entwickelt: Landkreis/kreisfr. Stadt 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Altmarkkreis Salzwedel 1 1 1 1 1 1 Stendal 2 1 1 1 1 1 Magdeburg 3 3 3 3 3 3 Jerichower Land 1 1 1 1 1 1 Börde 2 2 2 2 2 2 Salzlandkreis 3 3 3 3 3 3 Harz 3 3 3 3 3 3 Mansfeld-Südharz 1 1 1 1 1 1 Halle 3 2 2 2 2 2 Saalekreis 1 1 1 1 1 1 Burgenlandkreis 2 2 2 2 2 2 Anhalt-Bitterfeld 3 3 3 3 3 3 2 Landkreis/kreisfr. Stadt 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Wittenberg 1 1 1 1 1 1 Dessau-Roßlau 1 1 1 1 1 1 Nach Kenntnis der Landesregierung befinden sich je ein Geburtshaus in der Stadt Dessau-Roßlau, in Magdeburg, in Quedlinburg sowie vier Geburtshäuser in der Stadt Halle. 2. Wie viele Geburten in Sachsen-Anhalt waren a) Hausgeburten bzw. Geburtshausgeburten, b) Geburten begleitet durch Beleghebammen in Krankenhäusern und c) Geburten in Krankenhäusern begleitet durch dortige angestellte He- bammen? Angaben bitte für 2010 bis 2013, differenziert nach Landkreisen und kreisfreien Städten sowie jeweils auch als Vom-Hundert-Satz zur Gesamtzahl der Geburten. Zu den Fragen 2a) bis c) liegen der Landesregierung keine nach Landkreisen und kreisfreien Städten differenzierten Angaben vor. Es können lediglich Aussagen zur Gesamtzahl der Geburten in Sachsen-Anhalt getroffen werden. Jahr Gesamtzahl Geburten in Sachsen-Anhalt Anzahl Geburten in Krankenhäusern Sachsen-Anhalts Anteil der Krankenhausgeburten 2010 17.300 16.679 96,4 % 2011 16.837 16.221 99,0 % 2012 16.888 16.736 99,0 % Für das Jahr 2013 liegen keine statistischen Angaben vor. 3. Wie viele Hebammen sind in Sachsen-Anhalt in Kliniken, Ämtern oder bei Trägern angestellt tätig? Bitte Nennung unter Angabe der jeweiligen Klinik , Amt oder Trägers. 3.1 Wie viele Beleghebammen sind in den Kliniken in Sachsen-Anhalt tä- tig? Bitte Nennung unter Angabe der jeweiligen Klinik. Zu den Fragen 3 und 3.1 liegen der Landesregierung keine entsprechend aufgeschlüsselten landesspezifischen Angaben vor. Die Gesundheitspersonalrechnung wird vom Statistischen Bundesamt im Zusammenhang mit der Gesundheitsausgabenrechnung erstellt. Umgesetzt wird die Aufgliederung des Gesundheitspersonals mit Hilfe von Schlüsseln, die auf Grundlage von Berechnungen und Schätzungen des Statistischen Bundesamtes gewonnen werden. Gegenwärtig sind die Länder noch nicht in der Lage, eine landesspezifische Gesundheitspersonalrechnung zu erstellen. 3 3.2 Gibt es in Sachsen-Anhalt hebammengeleitete Kreißsäle? Wenn ja, bitte Angabe zum Standort und zur Anzahl der Geburten seit Bestehen . Der Landesregierung sind in Sachsen-Anhalt keine hebammengeleiteten Kreißsäle bekannt. 4. Wie viele freiberufliche Hebammen sind in Sachsen-Anhalt tätig? Bitte dif- ferenziert nach Landkreis/kreisfreie Stadt für die Jahre 2008 bis 2013 angeben . Dazu liegen der Landesregierung keine Angaben aus der Gesundheitspersonalrechnung vor. Nach Angaben des Landeshebammenverbandes sind dort 330 Mitglieder registriert. Der Landesverband der freiberuflichen Hebammen konnte keine Aussage zur Zahl der freiberuflichen Hebammen treffen. 4.1 Wie viele dieser freiberuflichen Hebammen bieten a) Geburtshilfe, b) Geburtshausgeburten und/oder c) Hausgeburten an? Dazu liegen der Landesregierung keine Angaben vor. 5. Wie entwickelt sich seit dem Jahr 2008 die durchschnittliche Anzahl der jährlich betreuten Geburten pro Hebamme bei a) angestellten Hebammen bezogen auf eine Vollzeitstelle im Kreißsaal, b) freiberuflichen Hebammen mit Geburtshilfe, c) freiberuflichen Hebammen, die Geburtshausgeburten anbieten, d) freiberuflichen Hebammen, die Hausgeburten anbieten? Dazu liegen der Landesregierung keine Angaben vor. 6. Inwieweit wird nach Einschätzung der Landesregierung durch dieses in den Fragen 1 bis 5 darzustellende Angebot an Hebammenleistungen eine flächendeckende Versorgung gewährleistet und damit die Wahlfreiheit werdender Eltern ermöglicht? Die geburtshilfliche Versorgung in Sachsen-Anhalt wird überwiegend durch Krankenhäuser sichergestellt. Nach Ansicht der Landesregierung wird hier eine flächendeckende Versorgung mit geburtshilflichen Leistungen in hoher Qualität gewährleistet. Aufgrund fehlender statistischer Angaben zu Anzahl und Leistungsangebot freiberuflicher Hebammen in Sachsen-Anhalt kann die Landesregierung keine Aussage treffen, ob die Wahlfreiheit werdender Eltern hinreichend gewährleistet werden kann. 7. Wie viele Hebammen wurden in den vergangenen fünf Jahren in Sachsen- Anhalt an welchen Standorten ausgebildet? Die Ausbildung der Hebammen erfolgt jährlich wechselnd am Universitätsklinikum Halle und am Universitätsklinikum Magdeburg. 4 In den Jahren 2009 bis 2013 schlossen insgesamt 86 Personen erfolgreich die Hebammenausbildung ab. Jahr 2009 2010 2011 2012 2013 Anzahl 20 14 20 12 20 8. Ist die Landesregierung der Auffassung, dass in Sachsen-Anhalt im Be- reich der Geburtshilfe bedarfsgerecht ausgebildet wird? Wenn ja, auf welche statistischen Daten und Ländervergleiche gründet sich diese Auffassung? Wenn nein, welche Maßnahmen gedenkt die Landesregierung zu ergreifen , um das Versorgungsangebot langfristig zu sichern? Die Landesregierung ist der Auffassung, dass bedarfsgerecht ausgebildet wird. Es ist davon auszugehen, dass von den Universitätskliniken nur so viele Auszubildende qualifiziert werden, wie es dem von den Krankenkassen anerkannten Ersatzbedarf für die Finanzierung der Ausbildungskosten als Bestandteil der Krankenhaus-Entgelte entspricht. Nach den vorliegenden Informationen sind im Landeshebammenverband 330 Hebammen als Mitglieder registriert. Der Landesverband der freiberuflichen Hebammen konnte keine Zahlen über Hebammen mitteilen. Konkrete Zahlen über in Sachsen-Anhalt berufstätige Hebammen liegen somit nicht vor. Es kann nur festgestellt werden, dass die Anzahl über 330 Hebammen liegt. Um den Stand von zumindest 330 Hebammen in den nächsten Jahren zu halten , ist nach grober Einschätzung ein jährlicher Ersatzbedarf infolge Eintritts in den Ruhestand mit einem für Personalbemessung üblichen Erfahrungswert von durchschnittlich 3 % zu veranschlagen. Damit müssten bei 3 % von 330 Hebammen jährlich rund 10 neu ausgebildete Hebammen in Sachsen-Anhalt berufstätig werden. Dies wird mit den Angaben zu den jährlichen Absolventinnen erfüllt. Der Versorgungsbedarf an Hebammenhilfe wird in den nächsten Jahren kontinuierlich abnehmen. Sind im Jahr 2012 noch 16.888 Kinder in Sachsen-Anhalt geboren worden, wird sich die Zahl der Geburten bis zum Jahr 2030 entsprechend der Ergebnisse der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose fast halbieren auf ca. 9.000. 9. Wie viele Familienhebammen sind in Sachsen-Anhalt tätig? Bitte nach Landkreis/kreisfreie Stadt differenziert angeben für die Jahre 2010 bis 2013. Im Jahr 2010 waren 34 Familienhebammen tätig. In den Jahren 2011 und 2012 arbeiteten in Sachsen-Anhalt jeweils 48 Familienhebammen. Ab 2013 wurde die Zuständigkeit im Zuge der Umsetzung der Bundesinitiative „Netzwerke Frühe Hilfen und Familienhebammen“ (§ 3 Abs. 4 des Gesetzes zur Kooperation und Information im Kinderschutz - KKG) an die Kommunen übertragen. 5 Für das Jahr 2013 hatten 32 Familienhebammen einen Vertrag mit mindestens einem Jugendamt geschlossen. Da einige Familienhebammen landkreisübergreifend tätig sind, wurden für 2013 insgesamt 38 Verträge geschlossen. Gebietskörperschaft 2010 2011 2012 2013 LK Altmarkkreis Salzwedel 2 2 2 2 LK Anhalt-Bitterfeld 0 1 1 2 LK Börde 4 4 4 2 LK Burgenlandkreis 4 5 5 2 LK Harz 4 7 7 2 LK Jerichower Land 2 4 4 5 LK Mansfeld-Südharz 2 3 3 3 LK Saalekreis 1 2 2 4 LK Salzlandkreis 2 4 4 2 LK Stendal 2 3 3 3 LK Wittenberg 2 2 2 2 Stadt Dessau-Roßlau 1 2 2 2 Stadt Halle (Saale) 4 5 5 6 Stadt Magdeburg 4 4 4 1 gesamt 34 48 48 38 10. Wie beurteilt die Landesregierung das Erfordernis einer Akademisierung bzw. Teilakademisierung der Hebammenausbildung? Die Akademisierung bzw. Teilakademisierung von Gesundheitsfachberufen ist mit der Öffnung in den Berufsgesetzen zulässig und sollte durchaus auch angewandt werden. Einen grundständigen Studiengang in Hebammenkunde gibt es in Sachsen-Anhalt bisher nicht. Es besteht für Hebammen in Sachsen-Anhalt aber die Möglichkeit, den Studiengang Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Universität in Halle zu belegen. Das Studium schließt mit dem „Bachelor of Science“ ab. Hebammen leiten komplikationslose Geburten völlig selbständig, ohne Hinzuziehung einer ärztlichen Person. Ärzte und Ärztinnen sind gem. § 4 Abs. 1 Hebammengesetz sogar verpflichtet, Hebammen bei einer Entbindung hinzuzuziehen . Aufgrund dieser selbständigen Tätigkeit ist eine Anhebung der Hebammenausbildung auf Hochschulebene angemessen. Andererseits kann durch einen akademischen Abschluss eine Hebamme keinen höheren Grad an Selbständigkeit erlangen, als sie ihn bereits mit der bisherigen Ausbildung hat. Eine akademische Ausbildung verursacht zudem deutlich höhere Kosten als eine Fachschulausbildung.