Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/3396 02.09.2014 Hinweis: Die Anlage ist als Objekt beigefügt und öffnet durch Doppelklick im Netz den Acrobat Reader. (Ausgegeben am 02.09.2014) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Dagmar Zoschke (DIE LINKE) Geschlechterspezifische Aspekte bei Essstörungen und ernährungsbedingten Krankheiten in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 6/8437 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Arbeit und Soziales Vorbemerkung: Hinsichtlich der Prävalenz von Essstörungen gibt es deutschlandweit kaum Daten. So kann auch über die Anzahl der Betroffenen in Sachsen-Anhalt bzw. zu den Veränderungen in den letzten zehn Jahren keine Aussage getroffen werden, da es keine statistischen Erfassungen gibt. Eine Ausnahme bildet das Thema Adipositas. Hier gibt es eine Erhebung des statistischen Landesamtes. Das Sonderheft „Übergewicht und Adipositas“ kann beim Statistischen Landesamt Sachsen-Anhalt als Printprodukt oder auch in elektronischer Form als PDF-Datei bestellt werden. Daraus geht hervor, dass knapp zwei Drittel aller Einwohner und etwas mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen Sachsen-Anhalts an Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) leiden. Damit ist Sachsen-Anhalt das Bundesland mit dem höchsten Anteil an beleibten Menschen in Deutschland. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2009 (siehe Pressemeldung des statistischen Landesamtes vom 23.03.2012). Hinweise auf die Prävalenz geben zum Beispiel die Daten zu den Krankenhausfällen bezogen auf die genannten Krankheiten. Aus der Todesursachenstatistik sind die Todesfälle zu entnehmen. Diese Daten liegen für die Jahre 2003 bis 2012 im statistischen Landesamt vor. Sie wurden der Landesregierung entsprechend den Fragestellungen in aufbereiteter Form zur Verfügung gestellt. Die Aufschlüsselung erfolgt nach den gebräuchlichen ICD-Codes (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, einem Diagnoseklassifikationssystem). Es wird darauf hingewiesen, dass sich nicht alle Betroffenen in stationäre oder überhaupt in Behandlung begeben. 2 1. Wie hat sich die Anzahl der Mädchen und Frauen innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt, die in Sachsen-Anhalt unter folgenden Essstörungen leiden: a) Magersucht b) Bulimie, c) Adipositas? Bitte in Jahresschritten sowie getrennt nach Altersgruppen darstellen. 2. Wie hat sich die Anzahl der Jungs und Männer innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt, die in Sachsen-Anhalt unter folgenden Essstörungen leiden: a) Magersucht, b) Bulimie, c) Adipositas? Bitte in Jahresschritten sowie getrennt nach Altersgruppen darstellen. Zur Beantwortung der Fragen Nr. 1 und 2 wird auf die Vorbemerkung der Landesregierung und auf die Anlagen 1 bis 3 verwiesen. 3. Welche Gründe sind der Landesregierung für die Unterschiede zwischen den Geschlechtergruppen hinsichtlich der genannten Essstörungen bekannt ? Essstörungen sind nicht primär als Ausdruck einer in einer Person liegenden Pathologie zu verstehen, sondern als Reaktion auf Lebensumstände und Traumatisierungen , die das Individuum nicht zu meistern vermag. Sie stellen einen gescheiterten und unangemessenen Lösungsversuch dar, da keine anderen Bewältigungsmöglichkeiten gesehen werden. Die Gründe für das häufigere Auftreten von Magersucht und Bulimie bei Mädchen und Frauen können u. a. darin liegen, dass sich diese neben anderen möglichen Ursachen einem größeren Druck ausgesetzt fühlen, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Auch wird berichtet, dass das familiäre Klima offenbar für weibliche Familienangehörige ein größeres Gefahrenpotenzial darstellt als für die männlichen. In Familien mit traditionellen Rollenvorstellungen wird den Jungen leichter zugestanden , ihre Ansprüche nach Eigenständigkeit und Autonomie zu realisieren als den Mädchen. Auch wird als weiterer prädisponierender Faktor, insbesondere bei Bulimia nervosa, sexueller Missbrauch diskutiert (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e. V., Suchtmedizinische Reihe, Band 3, 2004). Bei Adipositas weist die Anzahl der Krankenhausfälle keine vergleichbar großen Unterschiede auf. 4. Wie hat sich die Anzahl der Mädchen und Frauen innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt, die in Sachsen-Anhalt unter folgenden ernährungsbedingten Krankheiten leiden: a) Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, b) Bluthochdruck, c) Magen- und Darmerkrankungen, d) Diabetes mellitus Typ 2, e) Weitere Erkrankungen (Gicht, Gallensteine, Stoffwechselstörungen usw.)? 3 Bitte in Jahresschritten sowie getrennt nach Altersgruppen darstellen. 5. Wie hat sich die Anzahl der Jungs und Männer innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt, die in Sachsen-Anhalt unter folgenden ernährungsbedingten Krankheiten leiden: a) Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, b) Bluthochdruck, c) Magen- und Darmerkrankungen, d) Diabetes mellitus Typ 2, e) weitere Erkrankungen (Gicht, Gallensteine, Stoffwechselstörungen usw.)? Bitte in Jahresschritten sowie getrennt nach Altersgruppen darstellen. Zur Beantwortung der Fragen Nr. 4 und 5 wird auf die Vorbemerkung der Landesregierung und auf die Anlage 4 verwiesen. Die aufgeführten Krankheiten sind nicht zwingend als ernährungsbedingt anzusehen. Das Ernährungsverhalten kann ein Risikofaktor sein. Es sind aber weitere Faktoren wie zum Beispiel genetische Disposition, andere Vorerkrankungen, Alter, Stress, Menopause, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum u. a. für die Entstehung der o. g. Krankheiten zu berücksichtigen. Manche der genannten Krankheiten beeinflussen sich auch gegenseitig. Weitere Informationen sind dem Fokusbericht der Gesundheitsberichterstattung für das Land Sachsen-Anhalt „HerzKreislauferkrankungen und assoziierte Diagnosen bei unter 65-Jährigen in Sachsen-Anhalt“ (2013) zu entnehmen. 6. Welche Gründe sind der Landesregierung für die Unterschiede zwischen den Geschlechtergruppen hinsichtlich der genannten ernährungsbedingten Krankheiten bekannt? Die Ernährung kann ein Risikofaktor für die o. g. Krankheiten sein. Ein weiterer Risikofaktor kann zum Beispiel der Konsum von Alkohol und Tabak sein. Hier ist bekannt, dass Männer wesentlich häufiger Alkohol in riskanter Art und Weise konsumieren. Abschließend kann die Landesregierung die Gründe nicht benennen bzw. bewerten. 7. Wie hat sich die Anzahl an Todesfällen hinsichtlich von Essstörungen in Sachsen-Anhalt innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt? Bitte in Jahresschritten sowie getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht darstellen . Zur Beantwortung der Frage Nr. 7 wird auf die Vorbemerkung der Landesregierung und auf die Anlage 5 verwiesen. 8. Wie hat sich die Anzahl an Todesfällen hinsichtlich von ernährungsbe- dingten Krankheiten in Sachsen-Anhalt innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt? Bitte in Jahresschritten sowie getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht darstellen. Zur Beantwortung der Frage Nr. 8 wird auf die Vorbemerkung der Landesregierung und auf die Anlage 4 verwiesen.