Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/3504 13.10.2014 Hinweis: Die Anlage ist als Objekt beigefügt und öffnet durch Doppelklick im Netz den Acrobat Reader. (Ausgegeben am 13.10.2014) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Ronald Mormann (SPD) ego.-PilotenNetzwerk Kleine Anfrage - KA 6/8500 Vorbemerkung des Fragestellenden: Die ego.-Piloten sind ein wichtiger Bestandteil der Existenzgründungsoffensive ego. Sie haben sich vor Ort zu wichtigen Ansprechpartnern und Türöffnern für potentielle Existenzgründer und Selbstständige entwickelt und bieten gemeinsam mit den lokalen Netzwerken ein breites Dienstleistungsspektrum rund um die Themen Selbstständigkeit und Existenzgründung an. Die erfolgreich aufgebauten Strukturen in den Landkreisen und kreisfreien Städten stehen und fallen mit dem verlässlichen Einsatz der ego.-Piloten. Jedoch findet sich im aktuellen Haushaltsentwurf kein Ansatz, um die ego.-Piloten weiter zu fördern. Das steht im eklatanten Widerspruch zu Äußerungen des Ministers für Wissenschaft und Wirtschaft im Volksstimme Interview von 6. August diesen Jahres („Auch Bill Gates ist anfangs nur belächelt worden“), der gerade bei den Existenzgründungen großen Nachholbedarf für unser Bundesland sieht. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Vorbemerkung: Mit dem Gesetzespaket „Hartz II“ am 1. Januar 2003 trat auch das Konzept der sogenannten Ich-AG in Kraft. Die Ich-AG bezeichnet dabei ein Einzelunternehmen, das von einem Arbeitslosen gegründet wurde. Der Gründer aus der Arbeitslosigkeit erhielt dafür einen Existenzgründungszuschuss. Der Zuschuss war ein Instrument der Arbeitsmarktpolitik. Mit ihm sollte Arbeitslosen der Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtert werden. 2 Um den potenziellen Gründern aus der Arbeitslosigkeit bei der Entwicklung des Geschäftskonzeptes und bei den Wegen durch verschiedene Antragsverfahren Unterstützung zu gewähren, wurde das ego.-PilotenNetzwerk im Jahr 2004 als Lotsendienst im Gründungsprozess ins Leben gerufen. Auch die ego.-Piloten sind als Instrument der Arbeitsmarktpolitik zu bezeichnen. Fachlich zuständig war die Abteilung Arbeit des damaligen Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit (heute Abteilung im Ministerium für Arbeit und Soziales). Das Netzwerk befand sich in der Zeit von 2004 bis 2007 in Trägerschaft des Bildungswerkes der Unternehmerverbände e. V. Seit 2008 ist das Netzwerk bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) angesiedelt. Die in der Anlage aufgeführten Statistiken und Daten beruhen auf Angaben der IB. Frage Nr. 1: Wie beurteilt die Landesregierung die bisherigen Erfolge der ego.-Piloten im Gesamtkontext der ego.-Gründungsoffensive? Sieht die Landesregierung Bedarf zur Veränderung? Wenn ja, wo genau und warum? Um den mit dem Gesetzespaket „Hartz II“ eingeführten Existenzgründungszuschuss als arbeitsmarktpolitisches Instrument wirksam werden zu lassen, mussten potenzielle Gründer aus der Arbeitslosigkeit in ihrem Vorhaben unterstützt werden. Vielen fehlten die notwendigen unternehmerischen Kenntnisse, um sich erfolgreich eine eigene Existenz aufzubauen. Um ein Scheitern der Gründer bereits zu Beginn des Vorhabens zu vermeiden, wurde in Sachsen-Anhalt das Projekt ego.-PilotenNetzwerk Sachsen-Anhalt initiiert. Das Netzwerk hatte die Funktion eines Wegweisers, um Gründungswillige beim Prozedere der Gründungsformalitäten zu unterstützen. Neben der Begleitung durch die Instanzen vermittelten die ego.-Piloten/-innen Weiterbildungsangebote zum Erwerb unternehmerischer Qualifikationen. Die im Verlauf der jetzt mehr als zehnjährigen Förderung begleiteten Gründungen sind als Erfolg des ego.-Pilotennetzwerkes zu werten. Die Wegweisung und Vermittlung von Qualifizierungsangeboten führte dazu, dass die Überlebensrate der begleiteten Gründungen leicht über dem Durchschnitt der von einschlägigen Wirtschaftsinstituten ermittelten Überlebensraten neugegründeter Unternehmen liegt. In den letzten drei Jahren nahmen durchschnittlich 2.600 Frauen und Männer das Beratungsangebot in Anspruch. Besonders hervorzuheben ist die Frauenquote unter den Gründungen: Mit 44 Prozent liegt diese deutlich über dem Bundesdurchschnitt (29,5 Prozent1). Obwohl überwiegend Kleinstgründungen, haben im genannten Zeitraum 980 dieser gegründeten Unternehmen 1.900 zusätzliche Vollzeitarbeitsplätze zum Zeitpunkt der Gründung geschaffen. 1 Quelle: IfM Bonn  3 Ein seit 2011 auch in den Teilnehmerzahlen des Projektes ablesbarer Rückgang an Gründungswilligen in Sachsen-Anhalt und eine Anpassung an die im Rahmen der Gebietsreform reduzierte Zahl der Landkreise erforderte auch eine Reduzierung der Anzahl der ego-Piloten. Die IB ging in ihrem Fortsetzungskonzept für 2014 davon aus, das zu erwartende Teilnehmeraufkommen mit einem ego.-Piloten je Landkreis /kreisfreier Stadt begleiten zu können. Für die neue Strukturfondsperiode ist eine Fortsetzung der Förderung des ego.- Pilotennetzwerks nicht vorgesehen. Die Förderung endet mit dem 31. Dezember 2014. Hier ist vor allem der sinkenden beschäftigungspolitischen Relevanz von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit Rechnung zu tragen. Aufgrund demografischer Entwicklungen und der hohen Nachfrage nach Fachkräften für den ersten Arbeitsmarkt ist die Anzahl Gründungswilliger aus der Arbeitslosigkeit, wie die Arbeitslosigkeit insgesamt, deutlich zurückgegangen. Die Fortsetzung der Förderung bis zum Abschluss der Strukturfondsperiode dient dazu, bis zum Aufbau neuer Förderformate die Unterstützung von Gründern in diesem Segment sicherzustellen. In der neuen Strukturfondsperiode werden für die Vorgründungsunterstützung andere Formate entwickelt. Insbesondere durch die geplante Bündelung der Programme ego.-START und ego.-WISSEN und die Ausdehnung auf die Vorgründungsphase können Gründungsvorbereitung und begleitende Qualifizierung über den gesamten Gründungsprozess angeboten werden. Dieses mit den Kammern abgestimmte Konzept dient auch der Verschlankung der Förderlandschaft. Frage Nr. 2: Wie hat sich die Anzahl der durch die ego.-Piloten betreuten Existenzgründungsvorhaben seit der Reduzierung der ego.-Piloten auf eine Stelle pro Kreis ab 2013 in Vergleich zu den Vorjahren entwickelt? Bitte nach Anfragen und tatsächlich bis zur Selbstständigkeit geführten Vorhaben unterscheiden und jeweils nach Landkreisen aufschlüsseln. Die beigefügte Anlage gibt einen Überblick über das Verhältnis „Teilnehmer zu Gründer“ seit Beginn dieser detaillierten Erfassung im Jahr 2011. Erkennbar ist ein kontinuierlicher Rückgang der Teilnehmer- und Gründerzahlen, auch schon vor der Reduzierung der Anzahl der ego.-Piloten. Berücksichtigt man die Tatsache, dass das Jahr 2014 noch nicht voll erfasst werden kann, entspricht der Rückgang in den Teilnehmer - und Gründerzahlen dem bisherigen Trend. Anlage – Übersicht - Verhältnis Teilnehmer zu Unternehmensgründungen über ego.-Piloten* per 31.08 2011 2011 2012 2012 2013 2013 2014 2014 Teilnehmer Gründungen Teilnehmer Gründungen Teilnehmer Gründungen Teilnehmer Gründungen 1. Landeshauptstadt Magdeburg* 241 141 168 142 175 149 62 36 2. Stadt Halle (Saale) 127 72 79 49 56 54 3. Stadt Dessau-Roßlau 134 45 88 42 74 31 45 14 4. Altmarkkreis Salzwedel 143 46 115 36 151 51 96 17 5. Burgenlandkreis 162 49 131 48 107 84 93 65 70 66 96 59 120 46 6. Landkreis Anhalt-Bitterfeld 94 25 197 52 100 30 116 34 83 37 97 30 138 23 7. Landkreis Börde 184 129 138 67 159 94 155 55 87 53 60 25 44 25 8. Landkreis Jerichower Land 188 79 129 66 137 65 101 32 9. Landkreis Harz 143 70 99 34 91 30 123 51 67 38 96 50 173 62 165 90 104 55 134 72 10. Landkreis Mansfeld-Südharz 107 47 80 36 56 37 80 40 74 40 66 36 77 23 11. Landkreis Stendal 170 83 139 52 149 65 101 57 12. Landkreis Saalekreis 98 48 108 50 105 51 128 62 133 68 87 47 90 40 13. Landkreis Wittenberg 124 46 90 34 74 33 52 13 14. Salzlandkreis 144 49 140 31 80 38 82 27 72 31 69 27 90 36 90 31 77 42 182 38 Teilnehmer 2011- 2014 Gründer 2011- 2014 Gesamt 3.028 1.393 2.408 1.109 2.283 1.193 1.430 478 9.149 4.173 * Die Anzahl der Teilnehmer entspricht den Gründungsinteressierten, die von den ego.-Piloten auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet werden. In dem Fall schließen die ego.-Piloten mit den Teilnehmern eine "Teilnahmevereinbarung" ab. Das Verfahren wurde erstmals 2011 durchgeführt. Daraus wird deutlich, dass bedeutend mehr Frauen und Männer von ego.-Piloten informiert, gelotst, beraten und begleitet werden, als Gründungen hervorgehen. Weiterhin zeigt das Ergebnis der Unternehmensgründungen, dass eine Beratung nicht immer in einer Gründung mündet. Ggf. wird auch abgeraten.