Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/4466 09.10.2015 (Ausgegeben am 12.10.2015) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Prof. Dr. Claudia Dalbert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Buchfinkenmanöver im Harz Kleine Anfrage - KA 6/8923 Vorbemerkung des Fragestellenden: Das Finkenmanöver im Harz zählt zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe. Buchfinken dürfen nur bei zertifizierten Züchtern käuflich erworben werden. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt 1. Wie viele zertifizierte Züchter/innen von Buchfinken gibt es in SachsenAnhalt und Deutschland? Bitte nach Bundesländern aufschlüsseln. Eine Zertifizierung der Züchter von Buchfinken ist nicht vorgeschrieben. Für die Überprüfung des Nachweises eines rechtmäßigen Besitzes besonders geschützter Arten gemäß § 46 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG), wozu auch der Buchfink gehört, sind die unteren Naturschutzbehörden und das CITES-Büro in Steckby zuständig. Dort werden die Meldungen über Bestandszugänge und -abgänge entgegen genommen und wird die Rechtmäßigkeit des Handelns anhand der vorgelegten Daten geprüft. Dem CITES-Büro sind derzeit sieben Buchfinkenzüchter aus Sachsen-Anhalt bekannt. Im Jahr 1995 waren es noch zwanzig Züchter, die sich der Zucht von Buchfinken widmeten. Eine Gesamtübersicht über die in Deutschland gemeldeten Halter liegt in Sachsen -Anhalt nicht vor. 2 2. Wie viele Buchfinken werden pro Jahr in Sachsen-Anhalt käuflich erworben ? Der Handel mit geschützten Arten unterliegt keinen Beschränkungen, wenn die zu handelnden Tiere rechtmäßig erworben und mit den vorgeschriebenen Kennzeichen und Dokumenten versehen sind. Erhebungen über die Anzahl rechtmäßiger Veräußerungen besonders geschützter Arten liegen daher nicht vor. Lediglich die von Haltern gemeldeten Bestandsveränderungen lassen Rückschlüsse auf Veräußerungen zu. So wurden in Sachsen-Anhalt von den bekannten Buchfinkenhaltern aus dem Harz seit 2010 lediglich 16 Buchfinken käuflich erworben. Unberücksichtigt bleiben dabei die Vögel aus Eigenzucht. 3. Wie viele Buchfinken werden in Sachsen-Anhalt gehalten? Dem CITES-Büro liegen Informationen von 13 Buchfinkenhaltern aus dem Harz vor, von denen derzeit 107 Buchfinken gehalten werden. 4. Wie wird sichergestellt, dass nur gezüchtete Buchfinken verkauft werden? Bei den Tierbestandsmeldungen werden durch das CITES-Büro die Angaben der geschlossenen Ringnummern überprüft. Stichprobenartig erfolgen durch die unteren Naturschutzbehörden in Zusammenarbeit mit dem CITES-Büro Steckby Vor-Ort-Kontrollen bei den Haltern und Züchtern. 5. Wurden in den letzten fünf Jahren Ermittlungsverfahren eröffnet, weil der Verdacht bestand, dass Buchfinken illegal erworben wurden? Nein. 6. Wie viele Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Jagdwilderei von Buchfinken nach § 292 StGB wurden in den letzten fünf Jahren eröffnet? Auf welche Art und Weise wurden diese beendet? Bitte aufschlüsseln nach Einstellungen und dabei Auflagen und Weisungen angeben sowie Verurteilungen und dabei Strafmaß angeben. Der Buchfink ist keine dem Jagdrecht unterliegende Art. Demzufolge können auch keine Ermittlungsverfahren gemäß § 292 StGB eröffnet werden. 7. Wie hat sich der Bestand der freilebenden Buchfinken in Sachsen-Anhalt, in Deutschland und in Europa in den letzten fünf Jahren entwickelt? Der Buchfink ist die häufigste Singvogelart in Deutschland. Eine genaue Bestandserfassung übersteigt die bestehenden Möglichkeiten des Monitorings. Die Bestandsangaben beruhen daher auf Modellierungen des Monitorings häufiger Brutvögel auf ausgewählten Flächen. Der Bestand freilebender Buchfinken liegt in Sachsen-Anhalt zwischen 300.000 und 500.000 Brutpaaren. Für Deutschland wird eine Anzahl von 7,4 bis 8,9 Mil- 3 lionen Brutpaaren angenommen. Der Bestandstrend der letzten 25 Jahre war sowohl in Deutschland als auch in Sachsen-Anhalt annähernd gleichbleibend, wobei die letzten 10 Jahre von einem leichten Rückgang gekennzeichnet sind. Für Sachsen-Anhalt wurde in den letzten fünf Jahren eine jährliche Bestandsabnahme von ca. 4 % festgestellt. Eine europaweite Bestandsangabe geht von 130 bis 240 Millionen Brutpaaren aus, wobei von 1980 bis 2013 eine Zunahme von 7 %, jedoch in den letzten zehn Jahren eine Abnahme von ca. 4 % zu verzeichnen ist.