Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/621 06.12.2011 (Ausgegeben am 07.12.2011) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Hendrik Lange (DIE LINKE) Förderung des Gender-Mainstreaming-Aspektes in Wissenschaft und Forschung Kleine Anfrage - KA 6/7227 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Frage Nr. 1: Welche Projekte und Maßnahmen wurden bzw. werden in den Jahren 2007, 2008, 2009, 2010 und 2011 mit den im Einzelplan 06 Kapiteln 06 02 Titelgruppe 66 „Umsetzung des Gender Mainstreaming-Aspektes in Wissenschaft und Forschung“ veranschlagten Mitteln gefördert? a) Zur Überwindung bestehender struktureller Hemmnisse bei der Erreichung von Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre, b) zur Verstärkung der Anteile von Frauen in allen wissenschaftlichen Qualifi- zierungsstufen und bei den jeweiligen Abschlüssen, c) zur Erhöhung der Zahl von Frauen in Führungspositionen in Einrichtungen der Forschung und der Lehre, d) zur Begleitung des Professorinnenprogramms des Bundes und der Länder zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen in Wissenschaft und Forschung. Bitte geben Sie jeweils die konkrete Höhe der im Jahr eingesetzten Fördermittel und die beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen an. 2 Zu a): Einrichtung Projekt 2007 2008 2009 2010 2011 OvGU Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung 49.500 € 49.500 € 49.500 € 63.850 € 49.500 € OvGU Dorothea Erxleben Gastprofessur 55.500 € 55.500 € 55.500 € 55.500 € 55.500 € Alle Hochschulen Sommerschulen/ Herbstkurse/ MINTKurse für junge Frauen 24.585 € 41.420 € 40.183 € 46.615 € 52.592 € OvGU Studieren und Arbeiten mit Kind: Vorstellungen und Wünsche zur familienfreundlichen Universität 13.750 € 9.000 € 0 € 0 € 0 € Zu b): Einrichtung Projekt 2007 2008 2009 2010 2011 HS Anhalt Kooperative Promotio- nen von Nachwuchswissenschaftlerinnen 45.778 € 62.273 € 48.500 € 108.500 € 50.500 € Alle FHs Förderung der Berufungsfähigkeit von Frauen an Fachhochschulen des Landes Sachsen-Anhalt 195.547 € 201.396 € 190.677 € 11.623 € 0 € Zu c): Einrichtung Projekt 2007 2008 2009 2010 2011 OvGU MLU Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses im Land Sachsen-Anhalt (PostDoc -Programm) 60.210 € 234.000 € 160.000 € 160.000 € 120.000 € OvGU Im Schatten / Schattenrisse . Frauengeschichte zwischen Altmark und Unstruttal 44.800 € 5.000 € 11.100 € 6.500 € 0 € OvGU Beziehungs- und Kommunikationskulturen von Frauen im 18. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Raumes SachsenAnhalt 52.782 € 1.900 € 49.225 € 27.400 € 0 € OvGU "Körperpolitik, BioMacht und der Wert menschlichen Lebens. Nationalsozialistische Zwangssterilisation auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt" 0 € 0 € 21.000 € 49.400 € 31.000 € 3 MLU Förderung des Innovati- onstransfers von Hochschuleinrichtungen in innovative Firmen - Förderung von Wissenschaftlerinnen 29.790 € 0 € 0 € 0 € 0 € HS MD-Sdl Entwicklung der vereinsbasierten Suchtprävention in Magdeburg im 19. Jhdt. und bis 1933 (Genderforschung ) 0 € 0 € 0 € 30.000 e 0 € Zu d): Einrichtung Projekt 2007 2008 2009 2010 2011 MLU Kofinanzierung Profes- sorinnenprogramm 0 € 0 € 25.000 € 100.000 € 0 € Frage Nr. 2: Wie schätzt die Landesregierung die Wirksamkeit der geförderten Maßnahmen und Projekte ein? Die geförderten Maßnahmen werden von der Landesregierung als sehr erfolgreich und wirksam eingeschätzt. So wird auf der Stelle für kooperative Promotionen an der Hochschule Anhalt bereits die dritte junge Wissenschaftlerin promovieren. Die Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung an der Otto-von-GuerickeUniversität hat sich einen Namen in der Frauen- und Geschlechterforschung gemacht und ist zum Kompetenzzentrum geworden. Die Förderprogramme zur Herstellung der Berufungsfähigkeit an den Fachhochschulen und das Post-Doc-Programm an den Universitäten haben für einige Wissenschaftlerinnen zu einer Berufung geführt , wenn auch nicht immer in Sachsen-Anhalt. Beide Programme sind in den Jahren 2005 und 2007 vom Institut für Hochschulforschung Wittenberg evaluiert und positiv bewertet worden. Die Frauenförderkonzepte der Hochschulen sind im Rahmen des Professorinnenprogramms beim Bund evaluiert worden, dabei haben insbesondere die Universitäten gut abgeschnitten und auch den Titel „Familienfreundliche Hochschule“ erhalten. Die vielen geförderten Sommerschulen/Herbstkurse und MINT-Kurse für junge Frauen haben zu mehr Interesse von jungen Frauen auch in den MINT-Fächern geführt und zu den positiven Immatrikulationszahlen beigetragen. MINT ist die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Frage Nr. 3: Wie hoch waren bzw. sind die Frauenanteile in den genannten Jahren in den einzelnen Qualifizierungsstufen und den jeweiligen Abschlüssen in SachsenAnhalt ? Bitte gliedern Sie nach Fachrichtungen und Hochschulen. Hinweis: Datenquelle ist die amtliche Statistik, die Angaben sind in Prozent von jeweils Insgesamt ausgewiesen. 4 Die Frauenanteile in verschiedenen Stadien der akademischen Karriere für das Land Sachsen-Anhalt insgesamt sind für die Jahre 2007 bis 2010 in der folgenden Tabelle zusammengestellt worden. Übersicht Frauenanteile nach Karrierestadien 2007 2008 2009 2010 Studienberechtigte 57,5 55,7 55,1 54,1 Studierende 50,9 50,2 50,2 49,7 Studierende im 1. Hochschulsemester 53,5 51,6 51,8 50,8 Studierende im 1. Fachsemester 51,4 49,9 50,2 50,2 Absolventen insgesamt 53,9 54,8 54,2 56,4 Absolventen eines Erststudiums 55,8 56,4 55,2 57,8 Promotionen 41,2 42,1 42,3 44,4 Habilitationen 19,5 28,3 23,9 19,1 wiss. und künstl. Personal 35,1 35,8 35,9 36,8 wiss. und künstl. Mitarbeiter 40,4 40,0 40,6 41,8 Professoren 16,7 17,1 16,6 17,3 C4/W3 Professoren 9,6 10,1 9,8 9,7 Im Folgenden sind für einzelne Karrierestadien die Angaben der Frauenanteile nach Hochschulen und/oder nach Fächergruppen aufgeschlüsselt worden: Frauenanteile nach Hochschulen Die Frauenanteile bei den Studierenden nach Hochschulen sind wesentlich vom Fächerspektrum der Hochschule abhängig und sehen folgendermaßen aus: Frauenanteile Studierende nach Hochschulen 2007 2008 2009 2010 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 59,0 58,7 58,9 58,6 Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg 44,4 43,5 43,0 42,4 Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle 62,7 61,4 60,7 62,1 Hochschule Anhalt 43,7 42,0 41,7 41,4 Hochschule Harz 56,3 55,4 56,3 56,4 Hochschule Magdeburg-Stendal 52,1 51,7 50,6 48,7 Hochschule Merseburg 40,0 39,3 41,4 40,3 Sonstige Hochschulen (Fachhochschule Polizei, Theologische Hochschule Friedensau, Evangelische Hochschule für Kirchenmusik Halle, Hochschule für Gesundheitswesen und Sozialarbeit Weißenfels) 34,0 36,5 36,6 36,9 Summe 50,9 50,2 50,2 49,7 Frauenanteile nach Fächergruppen Die Frauenanteile nach Fächergruppen sind für die Studierenden, Studienanfänger, Absolventen und Professoren in den folgenden Tabellen im Einzelnen ausgewiesen worden. Frauenanteile Studierende nach Fächergruppen 2007 2008 2009 2010 Sprach- und Kulturwissenschaften 71,7 71,9 71,2 70,7 Sport 33,5 30,9 29,6 31,4 5 Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 53,2 53,3 56,2 55,4 Mathematik, Naturwissenschaften 39,4 38,7 38,6 38,8 Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 65,3 67,9 68,4 67,1 Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 60,2 60,1 58,8 57,4 Ingenieurwissenschaften 23,1 21,7 21,0 20,6 Kunst, Kunstwissenschaft 59,9 59,7 60,2 61,1 Summe 50,9 50,2 50,2 49,8 Frauenanteile Studierende im 1. Hochschulsemester nach Fächergruppen 2007 2008 2009 2010 Sprach- und Kulturwissenschaften 73,1 73,6 71,0 70,3 Sport 42,5 31,1 33,8 35,2 Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 59,6 55,6 60,4 57,7 Mathematik, Naturwissenschaften 40,4 40,3 41,3 40,6 Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 64,4 74,4 74,2 70,5 Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 65,9 64,1 58,5 51,5 Ingenieurwissenschaften 26,6 21,5 20,1 21,4 Kunst, Kunstwissenschaft 65,1 62,6 58,9 60,8 Summe 53,5 51,6 51,8 50,8 Frauenanteile Absolventen nach Fächergruppen 2007 2008 2009 2010 Sprach- und Kulturwissenschaften 80,5 79,0 77,9 79,4 Sport 43,3 46,7 39,2 43,9 Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 58,6 60,0 57,1 61,2 Mathematik, Naturwissenschaften 35,6 42,5 45,5 45,4 Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 62,7 63,2 63,5 71,9 Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 64,4 65,7 68,2 61,9 Ingenieurwissenschaften 24,1 22,6 24,6 24,8 Kunst, Kunstwissenschaft 63,0 57,8 60,5 Summe 53,9 54,8 54,2 56,4 Frauenanteile Professoren nach Fächergruppen 2007 2008 2009 2010 Sprach- und Kulturwissenschaften 28,0 31,6 29,2 29,7 Sport - - - - Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 19,7 18,0 18,9 20,0 Mathematik, Naturwissenschaften 12,6 14,8 13,5 13,7 Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 7,4 8,2 7,4 8,4 Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften 22,4 23,4 24,4 25,0 Ingenieurwissenschaften 10,0 8,3 7,3 6,4 Kunst, Kunstwissenschaft 29,4 31,0 28,6 31,2 Summe 16,7 17,1 16,6 17,3 Angaben für das Jahr 2011 liegen noch nicht vor. 6 Frage Nr. 4: Wie hoch waren bzw. sind die Frauenanteile in den genannten Jahren in Führungspositionen an Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt? Bitte gliedern nach Hochschulen und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen und Bezeichnung der Führungsebenen für die die Zahlen gelten. Der Begriff der „Führungsposition“ in wissenschaftlichen Einrichtungen ist unbestimmt . Zur Beantwortung der Frage wurde er wie folgt interpretiert: Zur Ermittlung des Frauenanteils sind die Führungspositionen an Hochschulen in Sachsen-Anhalt nach Hochschulleitungen und Hochschulaufsichtgremien aufgeteilt worden. In den Hochschulleitungen beträgt der Frauenanteil durchschnittlich 22,5 %, dieser Wert traf auch im Mittel für die vorhergehenden Jahre zu. Die Angabe bezieht sich im Einzelnen auf neun Rektoren bzw. Präsidenten, davon keine Frau, neun Kanzler, davon eine Kanzlerin und 22 Prorektoren bzw. Vizepräsidenten, davon acht Prorektorinnen bzw. Vizepräsidentinnen. An einer Hochschule ist die Stelle der/des Rektorin /Rektors derzeit nicht besetzt. Die Anteile von Frauen in Hochschulaufsichtsgremien in Sachsen-Anhalt sehen wie folgt aus: 2007 17,6 % 2008 13,7 % 2009 10,9 % 2010 13,0 %. Für das Jahr 2011 liegen noch keine Daten vor. Der Anteil von Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen in außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes stellt sich untergliedert nach den verschiedenen Wissenschaftsorganisationen wie folgt dar: Wissenschaftsorganisation 2007 2008 2009 2010 2011 alle Angaben in % Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) 5 Institute 17 18 18 17 16 Max-Planck-Gesellschaft 3 Institute und eine Forschungsstelle 75 60 75 50 42,9 Helmholtz-Gemeinschaft 2 Außenstellen des UFZ 1 Standort des DZNE 27,27 28,85 28,57 26,41 aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor 7 Fraunhofer-Gesellschaft 2 Institute / 1 Außenstelle des IGB Stuttgart 0 0 0 7 7 Bei den Führungsebenen handelt es sich um Abteilungsleitung, Departmentleitung, Geschäftsfeld- und Geschäftstellenleitung, sowie Arbeits- bzw. Forschungsgruppenleitung . Die Bezeichnung richtet sich nach den jeweiligen Strukturen der Forschungsorganisationen . Frauenanteil in Aufsichtsgremien der außeruniversitären Forschungseinrichtungen: Die Stiftungsräte der Institute der Wissenschaftsgemeinschaft Wilhelm Gottfried Leibniz e.V. haben einen Frauenanteil im Jahr 2011 in Höhe von: 19,0 %. Der Anteil von Frauen in Aufsichtsgremien der Helmholtz-Gemeinschaft stellt sich für das Jahr 2011 wie folgt dar: • Aufsichtsrat des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung GmbH - UFZ: 27,3 % • Mitgliederversammlung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkran- kungen e. V.: 62,5 % Es gibt keine landesspezifischen Aufsichtsgremien für die Institute der Max-PlanckGesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft.