Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/738 16.01.2012 (Ausgegeben am 18.01.2012) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Matthias Höhn (DIE LINKE) Aktivitäten des Ministerpräsidenten und der Landesregierung zur Gewinnung von Fachkräften in anderen Bundesländern Kleine Anfrage - KA 6/7291 Antwort der Landesregierung erstellt von der Staatskanzlei 1. Wie viele Veranstaltungen des Ministerpräsidenten und der Landesregie- rung Sachsen-Anhalt fanden im Jahr 2011 bis zum 1. Dezember 2011 in anderen Bundesländern statt, auf denen um Fachkräfte zur Arbeit in Sachsen-Anhalt geworben wurde? Wann und wo fanden diese Veranstaltungen statt? Wie viele und welche wurden durch den Ministerpräsidenten persönlich durchgeführt? Wie viele dieser Veranstaltungen fanden in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin statt? Im angefragten Zeitraum fanden keine expliziten Werbeveranstaltungen des Ministerpräsidenten und der Landesregierung statt, auf denen um Fachkräfte zur Arbeit in Sachsen-Anhalt geworben wurde. Der Ministerpräsident und die Mitglieder der Landesregierung nutzen jede passende Gelegenheit, bei der Teilnahme an Terminen und Veranstaltungen in anderen Bundesländern für Sachsen-Anhalt und das Arbeiten sowie Leben in Sachsen-Anhalt zu werben. Vom 7. bis 10. Dezember 2011 fand in den Innenstädten von Mannheim, Stuttgart , Ulm und Freiburg im Breisgau eine Informations-Kampagne der Landesregierung mit einem Infomobil statt, die von der Staatskanzlei (Referat Öffentlichkeitsarbeit , Landesmarketing) organisiert wurde. Im Rahmen des Landesmarketings sollte diese neben der bereits genannten Thematik auch dem Landesimage dienen. Mitglieder der Landesregierung haben daran nicht teilgenommen . 2 2. Wie schätzt die Landesregierung die Wirksamkeit dieser Veranstaltungen ein? Diese Veranstaltungen sind Teil einer mittel- und langfristigen Strategie, Fachkräfte /künftige Studenten in anderen Bundesländern für die Vorteile SachsenAnhalts zu sensibilisieren und mittel- bis langfristig für eine Rückkehr nach und Ansiedlung in Sachsen-Anhalt zu gewinnen. Ein taktisches Ziel ist dabei u. a., auf Sachsen-Anhalt und seine Standortvorteile, z. B. die sehr gute Kinderbetreuung , die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Land, vielfältige Möglichkeiten des Studierens und Lernens mit positiven Rahmenbedingungen sowie andere so genannte weiche Standortfaktoren aufmerksam zu machen und das Land als modernen und lebenswerten Standort zu präsentieren. Konkrete Erfolge lassen sich nur mittel- und langfristig messen. Der Auftakt der Aktion im Dezember 2011 in Baden-Württemberg hatte eine große Wirksamkeit. Bei zahlreichen Gesprächen mit Interessenten vor Ort konnten nicht nur Informationen vermittelt werden, es wurden z. B. auch weitere Erkenntnisse über die Zielgruppen der Aktion gewonnen, die für künftige Planungen von Nutzen sind. Darüber hinaus war ein hohes regionales und überregionales Medienecho in Form von zahlreichen Beiträgen und Leserbriefen festzustellen . Insbesondere die Medien in anderen Bundesländern wurden dabei zu Multiplikatoren, die das Anliegen, auf Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen und ein positives Image zu vermitteln, wirksam unterstützt haben. Vergleichbare Resultate beispielsweise mit einer Anzeigenkampagne zu realisieren, würde wesentlich höhere Kosten verursachen. 3. Wie viele Bürgerinnen und Bürger im erwerbsfähigen Alter mit bisherigem Wohnsitz in anderen Bundesländern und im Ausland haben in den Jahren 2008, 2009, 2010 und 2011 (bis zum 1. Dezember 2011) ihren Wohnsitz nach Sachsen-Anhalt verlegt und werden in der Bevölkerungsstatistik des Bundeslandes Sachsen-Anhalt erfasst? Wird mit Fragestellung 4 zusammen beantwortet. 4. Wie viele Bürgerinnen und Bürger im erwerbsfähigen Alter mit bisherigem Wohnsitz in Sachsen-Anhalt haben in den Jahren 2008, 2009, 2010 und 2011 (bis zum 1. Dezember 2011) ihren Wohnsitz in ein anderes Bundesland oder in das Ausland verlegt und werden in der Bevölkerungsstatistik des Bundeslandes Sachsen-Anhalt nicht mehr erfasst? Die Wanderungsstatistik des Statistischen Landesamts Sachsen-Anhalt, auf Basis derer die Zahl jener Personen ausgewiesen werden kann, die ihren Wohnsitz nach Sachsen-Anhalt bzw. von Sachsen-Anhalt weg verlegt haben, ist für volle Kalenderjahre auswertbar. Auswertungen für das Berichtsjahr 2011 lagen zum Zeitpunkt der Beantwortung der Kleinen Anfrage noch nicht vor und werden voraussichtlich im Sommer 2012 zur Verfügung stehen. Als Personen im erwerbsfähigen Alter werden Bürgerinnen und Bürger zwischen 15 und unter 65 Jahren angenommen. Zwischen dem Jahr 2008 und 2010 hat sich die Zahl der nach Sachsen-Anhalt zugezogenen Personen im erwerbsfähigen Alter von 29.136 im Jahr 2008 auf 3 31.305 im Jahr 2010 kontinuierlich erhöht. Parallel zu dieser Entwicklung reduzierte sich die Zahl der Fortzüge von Personen im erwerbsfähigen Alter von 45.696 im Jahr 2008 auf 38.217 im Jahr 2010 deutlich. Der Wanderungsverlust, d. h. der Saldo aus Zu- und Fortzügen, hat sich zwischen 2008 (-16.560) und 2010 (-6.912) damit mehr als halbiert. Die stärksten Wanderungsbewegungen - sowohl bei Zu- als auch bei Fortzügen gibt es unter den 20- bis 30-Jährigen. Der negative Wanderungssaldo ist in dieser Altersgruppe zwischen 2008 und 2010 jedoch von 9.050 auf 4.325 - also um etwa 52 % - zurückgegangen. Ursächlich hierfür waren ein Anstieg der Zahl der Zugewanderten um 11,5 % sowie ein Rückgang der Zahl der Fortzügler um 12,4 %. Zugezogene über die Landesgrenze Fortgezogene über die Landesgrenze Saldo aus Zu- und Fortzügen 2008 15 bis unter 65 Jahre 29.136 45.696 -16.560 darunter 15 bis unter 20 Jahre 2.378 4.186 -1.808 20 bis unter 25 Jahre 8.337 12.944 -4.607 25 bis unter 30 Jahre 6.627 11.070 -4.443 30 bis unter 35 Jahre 3.663 5.549 -1.886 35 bis unter 40 Jahre 2.479 3.583 -1.104 40 bis unter 45 Jahre 1.846 2.809 -963 45 bis unter 50 Jahre 1.464 2.315 -851 50 bis unter 55 Jahre 1.022 1.524 -502 55 bis unter 60 Jahre 758 1.022 -264 60 bis unter 65 Jahre 562 694 -132 2009 15 bis unter 65 Jahre 30.963 41.860 -10.897 darunter 15 bis unter 20 Jahre 2.435 3.296 -861 20 bis unter 25 Jahre 9.166 11.853 -2.687 25 bis unter 30 Jahre 6.900 10.420 -3.520 30 bis unter 35 Jahre 4.008 5.388 -1.380 35 bis unter 40 Jahre 2.397 3.122 -725 40 bis unter 45 Jahre 1.988 2.526 -538 45 bis unter 50 Jahre 1.544 2.094 -550 50 bis unter 55 Jahre 1.138 1.420 -282 55 bis unter 60 Jahre 811 1.024 -213 60 bis unter 65 Jahre 576 717 -141 4 2010 15 bis unter 65 Jahre 31.305 38.217 -6.912 darunter 15 bis unter 20 Jahre 2.211 2.484 -273 20 bis unter 25 Jahre 9.598 11.318 -1.720 25 bis unter 30 Jahre 7.088 9.713 -2.625 30 bis unter 35 Jahre 4.139 5.032 -893 35 bis unter 40 Jahre 2.331 2.767 -436 40 bis unter 45 Jahre 1.908 2.240 -332 45 bis unter 50 Jahre 1.590 1.838 -248 50 bis unter 55 Jahre 1.052 1.303 -251 55 bis unter 60 Jahre 757 873 -116 60 bis unter 65 Jahre 631 649 -18 © Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 2011 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. 5. Wie viele und welche Veranstaltungen planen der Ministerpräsident und die Landesregierung im Jahr 2012 in anderen Bundesländern (einschließlich der Landesvertretung in Berlin), auf denen um Fachkräfte zur Arbeit in Sachsen-Anhalt geworben werden soll? Welche Termine und Orte sind bisher bereits festgelegt? Aufgrund des derzeit noch nicht bestätigten Haushaltes konnten bisher noch keine konkreten und verbindlichen Festlegungen für derartige Veranstaltungen im Jahr 2012 getroffen werden. Auch im Jahr 2012 sollen schrittweise weitere solcher Veranstaltungen durchgeführt werden. Neben einer Fortsetzung der Infomobiltour , angedacht hierfür sind Städte in Nordrhein-Westfalen, sind darüber hinaus Stammtische mit ehemaligen Bürgern aus Sachsen-Anhalt in anderen Bundesländern geplant. Konkrete Termine und Orte wurden noch nicht festgelegt .