Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/1583 21.06.2017 (Ausgegeben am 21.06.2017) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Thomas Höse (AfD) Begriffsdefinition Kleine Anfrage - KA 7/860 Vorbemerkung des Fragestellenden: In einer bildungspolitischen Debatte während des letzten Plenums verwendete die Kollegin Bull-Bischoff am 5. Mai 2017 in ihrem Redebeitrag die Wendung „schwerst mehrfach begabte Kinder“. Trotz intensiver Recherche findet sich nirgends eine Definition dieses Begriffes. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Bildung Namens der Landesregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie ist der obige Begriff aus pädagogischer Sicht definiert? Die Wendung „schwerst mehrfach begabte Kinder“ ist kein pädagogischer Fachbegriff und wird daher in Fachbüchern auch nicht definiert. Vielmehr ist es eine Redewendung im Alltag, um die Kinder zu kennzeichnen, die trotz sehr guter Befähigung in der schulischen Leistungsentwicklung im Schulalltag nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Mitunter neigen diese Kinder aufgrund ihrer guten Lern- und Leistungsmöglichkeiten zu unerwünschten Ausweichhandlungen im Unterrichtsalltag, weil ihre Potentiale nicht ausreichend Berücksichtigung finden. Sie sind ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in ausgewählten oder vielen Lernbereichen entwicklungsmäßig voraus . Nicht für alle diese Kinder lässt sich dabei eine Hochbegabung feststellen. Man spricht eher von leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern. 2 Frage 2: Welche besondere Würdigung erfahren „schwerst mehrfach begabte Kinder“ im täglichen Schulalltag? Kinder, die schneller lernen oder in ausgewählten Lernbereichen ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in der Leistungsentwicklung voraus sind, benötigen im Unterrichtsprozess gleichermaßen die Aufmerksamkeit der Lehrkräfte, wie Kinder mit Lernanschlussproblemen. Den unterschiedlichen Leistungsmöglichkeiten einer Lerngruppe entspricht man im Allgemeinen mit einem binnendifferenzierten Unterrichtsangebot . Diese Binnendifferenzierung kann mit unterschiedlichen Unterrichtskonzepten begegnet werden. In eher frontalen Sequenzen erhalten leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler zusätzliche mehr oder anders gestellte Aufgaben. In der Arbeit mit Wochen- oder Tagesplänen, bei der Stationsarbeit oder bei Projekten werden die Aufgaben sowohl in der Qualität als auch in der Quantität unterschiedlich bereitgestellt und ein Mindestmaß an Bearbeitungsumfang festgelegt. Da alle Kinder den gleichen Zeitrahmen haben, entscheiden sie die Bearbeitung und Aufgabenreihenfolge nach Vermögen, Interesse und Motivation jedoch im geforderten Kompetenzrahmen . Die Unterrichtsgestaltung in dieser Differenziertheit ist eine didaktisch-methodische Aufgabe der Lehrkräfte. Aktuell gibt es eine KMK-Empfehlung zur Förderung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler und eine bundesweite Initiative dazu, um den Lehrkräften bzw. Schulen noch bessere Unterstützungen zu geben bei der Forderung und Förderung leistungsstärkerer Schülerinnen und Schüler. Die Würdigung der Leistungspotentiale erfolgt demzufolge zunächst durch das Lernangebot und Lernarrangement. Zur Würdigung zählen auch die Anerkennung der erbrachten Leistungen, die Ermunterung zur Teilnahme an Wettbewerben oder zum Besuch von spezifischen Lernangeboten für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler in Ferienzeiträumen. Mitunter Überspringen leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler ein Schuljahr oder besuchen in ausgewählten Lernbereichen den höheren Schuljahrgang.