Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/1649 12.07.2017 (Ausgegeben am 12.07.2017) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Detlef Gürth (CDU) Wolf in Deutschland - Konflikte, Aufwand, Nutzen VII Kleine Anfrage - KA 7/893 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie 1. Wie schätzt die Landeregierung die Habitatproduktivität für die Wolfspopulation auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts ein? Sachsen-Anhalt hat keine eigene Wolfspopulation. Die Wölfe gehören zur deutsch-polnischen Flachlandpopulation. Die Habitatproduktivität der Rudelterritorien ist als gut einzuschätzen, da die Wildbestände nach wie vor hoch sind und sich keine Tendenz der Abnahme durch Wölfe abzeichnet. 2. Welche Wolfsterritorien weisen nach Ansicht der Landesregierung gesättigte bzw. ungesättigte Populationen aus, wo eine Nachverdichtung zu erwarten ist? Die deutsch-polnische Flachlandpopulation ist ungesättigt. Es ist damit überall eine Verdichtung der Territorien zu erwarten. 3. Wie hat sich die Anzahl der in Sachsen-Anhalt lebenden Wölfe, Wolfspaare und Rudel sowie der von Ihnen besiedelten Territorien mit Stand Juni 2017 im Vergleich zum Vorjahr verändert? Die Auswertungen erfolgen im Wolfsmonitoring nicht nach Kalenderjahren, sondern nach Monitoringjahren (ein Monitoringjahr läuft jeweils vom 01.05. bis zum 30.04. des Folgejahres). Für Aussagen zur Situation in Sachsen-Anhalt sind aufgrund grenzübergreifender Territorien immer auch die Einschätzungen von Niedersachsen (Federführung im Territorium Gartow) und Brandenburg (Federführung im Territorium Göritz-Klepzig, Beteiligung weiterhin an den Terri- 2 torien Klietzer Heide, Altengrabow, Annaburger Heide, Glücksburger Heide) erforderlich . Im September findet jährlich eine Abstimmung zwischen den Bundesländern statt (Treffen der erfahrenen Personen im Großraubtiermonitoring gemäß den bundesweiten Monitoringstandards), bei dem die verbindliche Endabstimmung zwischen den Ländern für die Daten des abgelaufenen Monitoringjahres erfolgt. Alle früheren Aussagen sind vorläufige Arbeitsstände, die ggf. revidiert werden müssen. Zu den Territorien Sachsen-Anhalts (einschl. grenzübergreifende Territorien) ist folgende vorläufige Einschätzung möglich: • Monitoringjahr 2015/2016: 13 Territorien, davon 12 Rudel und ein territoriales Paar • Monitoringjahr 2016/2017: 13 Territorien, davon 13 Rudel (wobei beim Territorium Göritz-Klepzig Aufklärungsbedarf über den Status besteht) Die genaue Anzahl der in Sachsen-Anhalt lebenden Wölfe (einschl. der grenzübergreifenden Territorien) kann gegenwärtig nicht zuverlässig benannt werden , da die Auswertung noch nicht abgeschlossen ist und der verbindliche Abgleich mit den Nachbarländern noch nicht vorgenommen wurde. Insgesamt zeichnet sich ab, dass sich die Gesamtzahl der in Sachsen-Anhalt innerhalb der Territorien lebenden Wölfe (alle Altersklassen, einschl. grenzübergreifende Territorien) gegenüber dem vorangegangenen Monitoringjahr erhöht hat. 4. Welche Schlussfolgerungen zieht die Landesregierung aus den Erkenntnissen der letzten 5 Jahre bezüglich Entwicklung der Wolfsbestände, der territorialen Ausbreitung und der zu erwartenden oder schon nachgewiesenen Einflussnahme auf Fauna und Flora in den von Wölfen besiedelten Gebieten? Es hat sich die Annahme bestätigt, dass die deutsch-polnische Population noch ungesättigt ist und sie sich weiter ausbreitet. Die Anzahl der Tiere hat sich erhöht . Signifikante Auswirkungen auf Fauna und Flora sind bisher nicht beobachtet worden, wenn auch natürlich jede Art in Wechselwirkung mit dem Ökosystem steht, in dem sie lebt. In Abstimmung mit dem Landesjagdverband soll im Jahr 2018 der Einfluss des Wolfes auf das Schalenwild untersucht werden. Außerdem werden im Rahmen eines Projektes von Wildbiologen der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in der Glücksburger Heide aufschlussreiche und vor allem auch praxisrelevante Ergebnisse zum Einfluss auf das Rotwild erwartet.