Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/2114 21.11.2017 Hinweis: Die Drucksache steht vollständig digital im Internet/Intranet zur Verfügung. Bei Bedarf kann Einsichtnahme in der Bibliothek des Landtages von Sachsen-Anhalt erfolgen oder die gedruckte Form abgefordert werden. (Ausgegeben am 22.11.2017) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Hannes Loth (AfD) Wolfsmonitoring in Sachsen-Anhalt - Informationsangebot Kleine Anfrage - KA 7/1164 Vorbemerkung des Fragestellenden: Das Landesamt für Umweltschutz präsentiert sich auf der Startseite seiner Internetpräsenz mit dem Motto: Beobachten, Bewerten, Beraten. Über die Navigation „Artenund Biotopschutz“ kommt der User über „weitere Angebote“ auf „Wolfsmonitoring“. Die letzte Aktualisierung erfolgte am 20. März 2017 (https://lau.sachsen-anhalt.de/ naturschutz/arten-und-biotopschutz/wolfsmonitoring/, Abruf am 29. September 2017). Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Vorbemerkung: Der personellen Situation im Wolfsmanagement in Sachsen-Anhalt geschuldet, war eine stetige Aktualisierung der Internetdarstellungen des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) zum Wolf vor der vollständigen Besetzung des Wolfskompetenzzentrums (WZI) im September 2017 nicht möglich. Die Erarbeitung einer vollständigen Neukonzeption dieser Darstellung ist fast abgeschlossen und wird in den nächsten Tagen im Internet veröffentlicht. Die Darstellung wird dann künftig regelmäßig erweitert und aktualisiert. 2 1. Für die Darstellung der Totfunde von Wölfen erfolgte die letzte Aktualisierung am 1. Juli 2014 (https://lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/arten-undbiotopschutz / wolfsmonitoring/bestands-situation/totfunde-von-woelfen/, Abruf 29. September 2017). 1.1 Wann erfolgt die Aktualisierung der Auflistung der Totfunde von Wölfen? 1.2 Warum gibt es eine Datenlücke von drei Jahren bei der Darstellung der Totfunde von Wölfen? Bitte begründen. Die Teilfragen 1.1 und 1.2 werden zusammen beantwortet. Die Totfunderfassung in der Datenbank des Landes Sachsen-Anhalt erfolgt fortlaufend , die Auswertung in Abhängigkeit des Bearbeitungsstandes der beteiligten Forschungsinstitute (IZW Berlin, Senckenberg Gelnhausen und Görlitz), die Veröffentlichung der ausgewerteten Daten zu den Totfunden erfolgt wie bisher in den jährlichen Monitoringberichten, die auch auf der Internetseite: https://mule.sachsen-anhalt.de/ umwelt/naturschutz/wolf zu finden sind. Perspektivisch sind sie auf der neu konzipierten Seite des LAU abrufbar. Die Datenlücken von drei Jahren ergeben sich aus den oben genannten Gründen, jedoch enthalten die Monitoringberichte sämtliche Informationen zum Datenbestand des ausgewerteten Monitoringjahres. 1.3 Erfolgte eine DNA-Analyse der Totfunde? Wenn ja, warum werden die Zuordnungen der Wölfe zu ihren Herkunftsrudeln bzw. die Zugehörigkeit zu Teilpopulationen nicht dargestellt? Wenn nein, warum wird diese Möglichkeit der Datengewinnung nicht genutzt ? Ja. Die Zuordnung der Individuen erfolgt sofern möglich zu den Herkunftsrudeln und Teilpopulationen. Sollten die Individuen allerdings durch illegale Handlungen getötet worden sein, sind diese Hintergrunddaten wichtige Ermittlungsansätze in der Strafverfolgung , weshalb sie dann nicht veröffentlicht werden. Außerdem handelt es sich bei den genetischen Grundinformationen um ein - in Abhängigkeit der laufenden Arbeiten am Senckenberg-Institut Gelnhausen - stetig wachsendes Informationspaket. Deshalb werden nur die für eine Veröffentlichung relevanten Daten in den jährlich ausgewerteten Monitoringberichten dargestellt. 3 2. Für das Forschungsprojekt zu den Nahrungsanalysen in der Altengrabower Heide wird ein Projektbericht zum Download angeboten, zu dem kein Inhalt hinterlegt ist (https://lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/arten-und-biotopschutz /wolfsmonitoring/projekte-forschung/nahrungsanalyse/,Abruf 29. September 2017). 2.1 Warum ist kein Inhalt hinterlegt? 2.2 Wo ist der Projektbericht veröffentlicht? Bei dem Forschungsprojekt zur Nahrungsanalytik handelt es sich um eine bisher nicht veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2014 im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Durchgeführt wurde die Nahrungsanalytik vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz. Diesem obliegt aufgrund der Autorenrechte auch die vollständige Veröffentlichung der Daten. Im Monitoringbericht des Monitoringjahres 2015/16 sind die wesentlichen Grafiken und Informationen die im Rahmen der Studie bearbeitet wurden seitens des Auftraggebers veröffentlicht (siehe Antwort zur Frage 1). 3. Auf der in Frage 4 benannten Webadresse wird aus dem Archiv des LAU eine Übersicht zum Beutespektrum des Wolfes gezeigt. 3.1 Aus welcher Untersuchung stammt die Analyse? Bitte Quelle angeben. Siehe Antwort auf Frage 2: JAN KINDERVATER(1), MAIKA HOLZAPFEL(1), CARI- NA WAGNER(2), KLAUS PUFFER(3), GESA KLUTH(4), ILKA REINHARDT(4), MARTIN TROST(5) & HERMANN ANSORGE(1) (2014): „Nahrungsökologische Untersuchungen am Wolf (Canis lupus) in Sachsen-Anhalt“. (Unveröffentlichter Endbericht , 24 Seiten.) 3.2 Welche Wolfs-Population wurde hier wann untersucht? 3.3 Wie groß ist die Stichprobe (Probenzahl = n?). Die Teilfragen 3.2 und 3.3 werden zusammen beantwortet. Innerhalb der Studie wurden insgesamt 476 Losungen aus den Regionen TrÜPl Altengrabow (Hauptanteil), TrÜPl Annaburger Heide, Glücksburger Heide, Oranienbaumer Heide und weitere Einzellosungen untersucht. Die Ergebnisse sind daher nicht für das gesamte Land Sachsen-Anhalt, sondern in erster Linie für die Altengrabower Heide und ihr näheres Umfeld repräsentativ. 4. Die Übersicht zur aktuellen Bestandssituation zeigt Daten aus dem Monitoringjahr 2013/2014 (Stand 30. April 2014) (https://lau.sachsen-anhalt.de/- naturschutz/arten-und-biotopschutz/wolfsmonitoring/bestands-situation/- aktuelle-bestandssituation/, Abruf 29. September 2017). Warum erfolgt keine Darstellung der bereits vorhandenen Ergebnisse aus dem Monitoringjahr 2015/2016? Der Bericht des Monitoringjahres 2015/16 befindet sich aufrufbar direkt rechts neben der Darstellung der Territorialen Vorkommen und Reproduktion in folgenden Gebieten des Monitoringjahres 2013/14. 4 5. Innerhalb des Projektes „Untersuchung des Raum-Zeit-Verhaltens von Wölfen in Sachsen-Anhalt unter Einbeziehung eventueller Abwanderung von Jungwölfen mit Hilfe von GPS-GSM-Telemetrie“ wurden genetische Untersuchungen zur Verwandtschaftsstruktur des Altengrabower Wolfsrudels durchgeführt. Es wird festgestellt, dass das Altengrabower Rudel das am weitesten nordwestlich gelegene Reproduktionszentrum des Wolfes ist und für die Nordausbreitung des Wolfes verantwortlich ist. 5.1 Gibt es einen Abschlussbericht für das Projekt und wo wurde er veröffentlicht ? Ja, es gibt einen Abschlussbericht, dieser ist unveröffentlicht. Durchgeführt 2012 vom Wildbiologischen Büro LUPUS im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen -Anhalt. Die zum Projekt gehörenden Veröffentlichungen „Projektinformation“ wurden hier veröffentlicht: https://lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/arten-und-biotopschutz/ wolfsmonitoring/projekte-forschung/telemetrieprojekt/projektinformationen/ 5.2 Wurden bzw. werden die genetischen Analysen weitergeführt? Antwort bitte mit Begründung für „ja“- und „nein“- Option. Genetische Analysen werden in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln fortlaufend fortgeführt, die Ergebnisse im Rahmen der jährlichen Monitoringberichte veröffentlicht. 5.3 Gab es weitere Nachweise von „Gründertieren“ aus den Altengrabower Rudel bei Neuansiedlungen? Einige Individuen, die genetisch dem Rudel Altengrabow zugeordnet werden konnten , wurden inzwischen in verschiedenen Regionen nachgewiesen, wenige davon kommen auch als Rudelgründer infrage. 6. Welche grenzüberschreitenden Managementmaßnahmen wurden in Schlussfolgerung des in Frage 5 benannten Projektes mit Nachbarbundesländern angeregt oder umgesetzt? 6.1 Wenn nicht umgesetzt, worin liegen die Ursachen? Der stetige Austausch zwischen den Bundesländern bezüglich der grenzübergreifenden Rudelterritorien ist gewährleistet, sowohl durch die Rudelbetreuer vor Ort, als auch bei der Umsetzung im Rahmen der Bund-Länder-Vereinbarungen. Die genetischen Analysen werden den Länderverantwortlichen durch das Senckenberg-Institut natürlich mitgeteilt, sodass Analysen zum Verbleib von Individuen jederzeit möglich sind. 5 7. Von 2008 bis April 2016 wurden insgesamt 122 Wölfe individuell genetisch nachgewiesen. Alle Tiere gehören zur zentraleuropäischen Flachlandpopulation (PM, LAU, 03/2017). 7.1 Wo ist die Übersicht über die Datenstruktur der 122 individuell bekannten Wölfe veröffentlicht? 7.2 Aus welchen Gründen ist sie nicht öffentlich dargestellt? Die Teilfragen 7.1 und 7.2 werden zusammen beantwortet. Diese Form der Weitergabe wissenschaftlicher Informationen obliegt dem Senckenberg Institut Gelnhausen als federführende und bearbeitende wissenschaftliche Institution. Die im Auftrag des LAU beauftragte Analyse umfasst den Zeitraum 2008 bis April 2016. Eine für die Allgemeinheit lesbare bzw. leicht verständliche Darstellung der Analyseergebnisse erfolgte bislang aus Kapazitätsgründen nicht. 7.3 Welche geno- und phänotypischen Eigenschaften führen zu einer Abgrenzung der zentraleuropäischen Flachlandpopulation von den anderen europäischen Wolfspopulationen? Das genetische Monitoring von Wolf (und Luchs) beruht auf der Verwendung nichtinvasiv gesammelten Probenmaterials, wie Losungen, Urin oder Haaren. Mittels hochsensitiver genetischer Verfahren wie Mikrosatellitenanalysen lassen sich Erkenntnisse zu Artstatus, Hybridisierungsgrad, Geschlecht und Populationszugehörigkeit treffen. Außerdem können durch die Untersuchung der genetischen Struktur Dispersionsraten und Migrationskorridore sowie Verwandtschaftsstrukturen ermittelt werden. Basis bilden 13 Mikrosatelliten und 92 SNP-Marker, die speziell der Klärung der obigen Fragestellungen dienen (DNA-Fingerprinting). Drei unabhängig voneinander eingesetzte Analyse-Methoden dienen der Absicherung der Ergebnisse, der probenspezifische Vergleich erfolgt anhand einer weltweiten Auswahl von Wolfsproben, sodass die Ergebnisse unabhängig von der Ursprungsregion der Einzelprobe bewertet werden können. Zu genotypischen Unterschieden siehe folgende Quellen: CZARNOMSKA, SYLWIA D., B. JEDRZEJEWSKA, T. BOROWIK, M. NIEDZIAŁKOWSKA, A. V. STRONEN, S. NOWAK, R. W. MYSŁAJEK, H. OKARMA, M. KONOPINSKI, M. PILOT, W.SMIETANA, R. CANIGLIA, E. FABBRI, E. RANDI, C. PERTOLDI, W. JEDRZEJEWSKI (2013): Concordant mitochondrial and microsatellite DNA structuring between Polish lowland and Carpathian Mountain wolves. Conservation Genetics. LINNELL J., V. SALVATORI & L. BOITANI (2008). Guidelines for population level management plans for large carnivores in Europe. A Large Carnivore Initiative for Europe. Report prepared for the European Commission (contract 070501/2005/424162/MAR/B2). 6 8. Unter der Rubrik „Aktuelle Mitteilungen“ (https://lau.sachsenanhalt .de/naturschutz/arten-und-biotopschutz/wolfsmonito-ring/aktuellemitteilungen /, Abruf 29. September 2017) sind außer den Monitoringberichten keinerlei Inhalte hinterlegt? 8.1 Wo können sich Bevölkerung, Nutztierhalter, Jäger und alle weiteren Interessierten schnell und „aktuell“ über die Wölfe des Landes Sachsen-Anhalt informieren, da alle weiteren Inhalte (vgl. Frage 1 bis 5 nicht von Aktualität geprägt sind und der letzte Monitoringbericht den Stand November 2016 repräsentiert)? Nach Veröffentlichung der neuen Internetdarstellung des WZI sind solche Informationen dort abrufbar. Der Monitoringbericht für den Zeitraum 2016/17 befindet sich ebenfalls in der Endfertigung und wird noch in diesem Jahr veröffentlicht. 9. Wie und wo sind ab wann Informationen über das Wolfskompetenzzentrum in Iden abrufbar? Die aktuelle Internetdarstellung des WZI befindet sich in der Endfertigung und wird in den kommenden Tagen veröffentlicht. Derzeit wird auch ein Infoblatt zum WZI und dessen Aufgaben erarbeitet.