Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/2152 29.11.2017 (Ausgegeben am 29.11.2017) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Hendrik Lange (DIE LINKE) Studierendenzahlen und -bedingungen im Lehramtsstudium und zweite Laufbahnprüfung zukünftiger Lehrkräfte Kleine Anfrage - KA 7/1168 Vorbemerkung des Fragestellenden: Angesichts der jüngst vom Bildungsministerium vorgelegten Zahlen zur Unterrichtsversorgung in Sachsen-Anhalt sowie den Verlautbarungen der Expertengruppe zum langfristigen Lehrerbedarf und der erfolgreichen Volksinitiative, die die zusätzliche Einstellung von 1.000 Lehrkräften fordert, ist davon auszugehen, dass in den nächsten 20 Jahren ein konstant hoher Bedarf an gut und umfassend ausgebildeten Pädagogen besteht. Gleichzeitig scheint es eine Besonderheit, dass diese notwendigen Fachkräfte nur sehr bedingt aus anderen Bundesländern gewonnen werden können. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Vorbemerkung der Landesregierung: In den Antworten auf die Fragen 1 - 4 und die Fragen 6 - 7 sind aufgrund des hohen Detailgrades der Fragen in Verbindung mit den sehr kleinen Kohorten Informationen enthalten, die es Dritten ermöglichen, Rückschlüsse auf beteiligte Personen zu ziehen . Diese Datensätze dürfen gemäß § 11 Abs. 2 Gesetz über die Statistik für das Hochschulwesen (Hochschulstatistikgesetz - HStatG) nur an zuständige oberste Landesbehörden für die Verwendung gegenüber den gesetzgebenden Körperschaften und für Zwecke der Planung durch die statistischen Ämter übermittelt werden. Die beteiligten Personen haben darüber hinaus auch ein berechtigtes Interesse daran , dass diese Daten nicht öffentlich zugänglich gemacht werden. Zwar ist der parlamentarische Informationsanspruch grundsätzlich auf die Beantwortung gestellter Fragen in der Öffentlichkeit angelegt. Die Landesregierung hat jedoch 2 auch eine Schutzpflicht gegenüber ihren Informationsquellen. Die Antwort der Landesregierung zu den Fragen 1 - 4 und 6 - 7 wird insoweit mit der Bitte um Anwendung der Geheimschutzordnung des Landtages von Sachsen-Anhalt (GSO LT) gesondert übermittelt. Hierbei wird der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und des Landesverfassungsgerichts Sachsen-Anhalt gefolgt, nach der bei der Erfüllung der Auskunftsverpflichtung gegenüber dem Parlament unter Geheimhaltungsaspekten wirksame Vorkehrungen gegen das Bekanntwerden von Geheimnissen mit einbezogen werden können. Hierzu zählt auch die GSO LT. Die Anwendung der §§ 33 und 34 GSO LT ist im vorliegenden Fall im Hinblick auf das Wohl des Landes Sachsen-Anhalt und die schutzwürdigen Interessen Dritter geeignet, das Informationsinteresse des Parlaments unter Wahrung berechtigter Geheimhaltungsinteressen der Landesregierung sowie Betroffener Dritter zu befriedigen. Mit der GSO LT wurde ein Instrument geschaffen, das es den Abgeordneten des Landtages ermöglicht, die entsprechend bewerteten oder eingestuften Informationen einzusehen. Dem parlamentarischen Kontrollrecht wird damit Rechnung getragen. Die Antwort zu den Fragen 1 - 4 und 6 - 7 dieser Kleinen Anfrage wird daher gesondert mit der Bitte um Anwendung der Geheimschutzordnung übergeben. Frage 1: Wie viele Studierende waren in den letzten zehn Jahren an den beiden Universitäten in Lehramtsstudiengängen (entsprechend BA/MA-Abschluss an der OvGU) immatrikuliert? Wie viele Studienplätze wurden im selben Zeitraum für Lehramtsstudiengänge an den beiden Universitäten vorgehalten? Bitte jeweils nach Universitäten, Jahrgängen, Schulform und Fachrichtungen geordnet ausweisen. Antwort zu Frage 1: In nachfolgender Tabelle sind aus datenschutzrechtlichen Gründen die Studierenden in den letzten zehn Jahren an den beiden Universitäten in Lehramtsstudiengängen nach Schulformen summiert ausgewiesen. Lehramt - Studierende nach Prüfungsgruppen und Prüfung / Erst- und weiteres Studium Martin-Luther- Universität Halle -Wittenberg 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Grundschulen 261 253 256 241 238 288 380 410 498 622 Sekundarschulen 235 307 450 510 558 528 554 540 552 607 Gymnasien 1.449 1.412 1.323 1.246 1.178 1.116 1.053 975 1.025 1.131 Förderschulen 401 386 371 374 426 424 426 376 378 397 Summe 2.346 2.358 2.400 2.371 2.400 2.356 2.413 2.301 2.453 2.757 Quelle: Statistisches Landesamt 3 Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Sekundarschulen/Master 76 52 34 19 11 7 9 15 22 22 Gymnasien/Master 531 384 265 146 73 38 42 32 35 32 Berufsbildende Schulen /Master 425 317 237 181 162 148 149 132 156 158 Bachelor - keine Differenzierung möglich 35 80 93 118 135 144 154 183 Summe 1.032 753 571 426 339 311 335 323 367 395 Quelle: Statistisches Landesamt Frage 2: Wie viele Studierende haben in den letzten zehn Jahren einen entsprechenden Abschluss an beiden Universitäten erzielt? Wie viele Studierende haben im gleichen Zeitraum das Lehramtsstudium abgebrochen? Bitte jeweils nach Universitäten , Jahrgängen, Schulform und Fachrichtungen geordnet ausweisen. Antwort zu Frage 2: In nachfolgender Tabelle sind aus datenschutzrechtlichen Gründen die Absolventen in den letzten zehn Jahren an den beiden Universitäten in Lehramtsstudiengängen nach Schulformen summiert ausgewiesen. Lehramtsabsolventen in Sachsen-Anhalt / Erst- und weitere Studien Martin-Luther- Universität Halle -Wittenberg 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Lehramt an Grundschulen 84 58 43 58 50 48 51 41 52 69 Lehramt an Sekundarschulen 3 19 29 15 24 52 45 54 67 49 Lehramt an Gymnasien 107 140 220 149 173 160 151 158 124 118 Lehramt an Sonderschulen 89 80 70 55 44 65 72 69 67 47 Summe 283 297 362 277 291 325 319 322 310 283 Quelle: Statistisches Landesamt Otto-von- Guericke- Universität Magdeburg 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Lehramt an Sekundarschulen 8 8 14 11 7 2 2 4 3 6 Lehramt an Gymnasien 65 48 150 110 70 17 11 14 7 9 Lehramt an berufsbildenden Schulen 45 14 59 35 35 11 74 62 46 61 Summe 118 70 223 156 112 30 87 80 56 76 Quelle: Statistisches Landesamt 4 Hinweis: Lehramt an berufsbildenden Schulen ab 2009 mit LA-Master, ab 2012 mit LA-Bachelor Frage 3: Wie viel Personal war in den letzten zehn Jahren an den beiden Universitäten für die Ausbildung dieser Studierenden eingestellt? Wie viel Personal arbeitete speziell in den Didaktiken der Fächer? Bitte jeweils nach Universitäten, Jahrgängen , Schulformen und Fachrichtungen geordnet ausweisen. Frage 4: Wie viele dieser Personen sind befristet an den Universitäten tätig? Bitte jeweils auch Grund, Dauer und Ende der Befristung mit ausweisen. Frage 5: Wie viele Personen wurden in den letzten zehn Jahren für die Laufbahnprüfung in die Staatlichen Seminare aufgenommen? Bitte jeweils nach Jahrgängen, Schulformen und Fachrichtungen geordnet. Antwort zu Frage 5: Die Daten sind - ab dem Jahr 2007 - in unten aufgeführter Tabelle zusammengestellt . Dabei ist zu beachten, dass die Gesamteinstellungszahlen dem Stellenbewirtschaftungsprogramm des Landes entnommen wurden. Die Auswertung nach Fachrichtungen für alle Einstellungen ist nur manuell möglich und wegen der aktuellen Personalsituation derzeit nicht leistbar. Da die technisch erfassten Daten nicht vollständig vorliegen, wären Archivrecherchen in den Personalakten zum Abgleich in einer nicht unerheblichen Größenordnung erforderlich, um eine korrekte Darstellung zu erhalten. Lehramt an 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 gesamt Grundschulen 70 59 40 91 60 97 91 73 75 92 128 876 Sekundarschulen 11 16 27 45 43 66 60 57 70 66 90 551 Gymnasien 31 30 44 91 71 161 133 57 149 120 208 1.095 Förderschulen 36 34 32 41 43 72 60 53 59 68 53 551 berufsbildenden Schulen 19 21 25 31 26 43 43 40 39 27 39 353 gesamt 167 160 168 299 243 439 387 280 392 373 518 3.426 Quelle: Ministerium für Bildung Frage 6: Wie viele Lehrkräfte haben in den letzten zehn Jahren die zweite Laufbahnprüfung erfolgreich absolviert? Wie viele Personen haben im gleichen Zeitraum das Referendariat abgebrochen? Bitte jeweils nach Jahrgängen, Schulformen und Fachrichtungen geordnet. Frage 7: Wie viel Personal war für die zweite Phase der Lehramts-Ausbildung in den staatlichen Seminaren in den letzten zehn Jahren beschäftigt? Bitte jeweils nach Jahrgängen, Schulformen und Fachrichtungen geordnet. 5 Frage 8: Hat die Landesregierung Pläne, wie zukünftig mehr Studierende für die Lehramtsausbildung (entsprechend BA/MA-Abschluss) gewonnen werden können? Wenn ja, welche? Antwort zu Frage 8: Aus den Angaben des Ministeriums für Bildung ergibt sich folgende Antwort: Folgende exemplarisch aufgeführte Maßnahmen sollen zur Gewinnung von Studierenden für die Lehramtsausbildung beitragen: Individuelle Studienberatung durch Fragen der Studienentscheidung im Zusammenhang mit Informationen über Studieninhalte, Bewerbungsverfahren und Studienbedingungen , Unterstützung bei der Erlangung von Klarheit über die Eignung für eine Laufbahn im Bildungswesen durch Orientierung auf webbasierte Selbsterkundungsverfahren , z. B. „Career Counselling for Teachers“ (CCT) sowie Unterbreitung von Angeboten für individuelle Beratungen auf der Grundlage der Ergebnisse eines durchlaufenen Selbsterkundungsverfahrens, Arbeit mit Flyern der Universitäten, die Hinweise zum Lehramtsstudium geben (einsehbar unter http://www.zlb.uni-halle.de/http://www.ovgu.de/Zentrum+für+Lehrerbildung ), Gestaltung von Hochschulinformationstagen für Studieninteressierte verbunden mit Vor-Ort-Präsentation der Studienmöglichkeiten, bezogen auf Lehrämter und Fächer, Informationen zu Bewerbung und Einschreibung, Studienfinanzierung, Wohnmöglichkeiten sowie Einblicke in das studentische Leben an der MLU und in der Stadt Halle, Teilnahme der „Studienberatung on Tour“ an regionalen und überregionalen Ausbildungs - und Studienmessen auf Einladung durch die Agentur für Arbeit, Gymnasien , Landkreise, Wirtschaftsverbände und andere, Studienorientierung an Gymnasien in Form von Workshops auf Einladung durch die Schule, Realisierung individuell zu vereinbarender Aktivitäten zwischen Gymnasien und Universität über das Kooperationsformat „Prime-Gymnasien“, Unterbreitung des Angebotes „Frühstudium“, in dem besonders begabte Schüler Vorlesungen besuchen können und bereits Credit Points sammeln, Beteiligung an Praktika/Girls-Day-Zukunftstag durch Vermittlung von Praktika innerhalb der Universität oder Unterbreitung des Angebotes „Universitärer Besucherdienst“, in dem ein- bis mehrtägige Besuchsprogramme für Schüler und Schülergruppen zum Kennenlernen der Universität und Stadt organisiert werden. 6 Frage 9: Hat die Landesregierung Pläne, wie zukünftig mehr Personal für die Lehramtsausbildung in der ersten und zweiten Phase dauerhaft gewonnen werden kann? Wenn ja, welche? Antwort zu Frage 9: In dem Umfang, wie die Landesregierung und der Landtag einen Mehrbedarf an Ausbildungskapazität feststellen und mit Haushaltsmitteln untersetzen, können und werden die Universitäten zusätzliches Lehrpersonal einstellen. Die Ausbildung in der zweiten Phase der Lehramtsausbildung findet in der Verantwortung von Ausbildern mit besonderer wissenschaftlicher und schulpraktischer Expertise statt. Sowohl Hauptseminarleiter als auch Fachseminarleiter verfügen über solch eine Expertise und werden mit Ausbildungsaufgaben an den staatlichen Seminaren für Lehrämter beauftragt. Gemäß § 3 der Verordnung über die Laufbahnen des Schuldienstes im Land Sachsen-Anhalt sind für diese Tätigkeiten Beförderungsämter als Fachseminarleiterin oder Fachseminarleiter, als Seminarkonrektorin oder Seminarkonrektor bzw. als Studiendirektorin oder Studiendirektor ausgebracht. Den in Rede stehenden Beförderungsämtern werden besoldungsrechtlich die Entgeltgruppen A14 bzw. A15 zugeordnet. Die getroffenen Regelungen bieten einen ausreichenden Anreiz zur Übernahme von Ausbildungsaufgaben.