Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/2262 21.12.2017 (Ausgegeben am 02.01.2018) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Hannes Loth (AfD) Situation der Milchschafhaltung Kleine Anfrage - KA 7/1264 Vorbemerkung des Fragestellenden: Am 28. September 2017 veröffentlichte das Statistische Landesamt die „Zahl der Woche: 544“, die in der Pressemitteilung Nr. 224/2017 auf einer A 4-Seite ausgedruckt - mit folgendem Inhalt - verteilt wurde: „In Sachsen-Anhalt gab es am 1. März 2016 in 11 landwirtschaftlichen Betrieben 544 Milchschafe.“ Der gewünschten Verbreitung der Pressemitteilung soll hiermit entsprochen werden. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie 1. Wie hat sich der Bestand an Milchschafen in Sachsen-Anhalt entwickelt? Angabe bitte nach Datenlage seit 1990 bis 2017 und unterschieden nach der Anzahl der Betriebe in den Landkreisen (unterschieden nach Standort mit Haupt- und Nebenerwerb) sowie der Milchschafe (Muttern und Böcke je eingesetzter Milchschafrasse) je Betrieb. Vorbemerkung zur statistischen Erfassung der Daten: Bei den zur Verfügung stehenden Daten des Statistischen Landesamtes handelt es sich seit 2011 um repräsentative Viehbestandserhebungen zum jeweils 03.11. Es werden nur die Betriebe mit 20 oder mehr Tieren befragt. Das Erhebungsmerkmal „Milchschafe“ wurde vor 2010 nicht erfasst. Im Jahr 2010 gab es im Rahmen der Landwirtschaftszählung eine Totalerhebung, aufgrund der genannten Abschneidegrenze sind diese Daten aber nicht vergleichbar mit denen 2 der repräsentativen Viehbestandserhebungen. Ab 2011 (Novemberzählung) werden deutlich weniger Betriebe erfasst. Das wirkt sich auch auf die Anzahl der Tiere aus, wobei zusätzlich durch die Erfassung der Tiere im November statt im Mai ebenfalls von einer geringeren Anzahl an Tieren (Geburten häufig im Frühjahr, Schlachtungen überwiegend im ersten Halbjahr) auszugehen ist. Zur besseren Übersichtlichkeit wurden die Jahre 2010, 2013 und 2016 ausgewählt . Tab. 1 Zahl der Milchschafe haltenden Betriebe und Zahl der Milchschafe in Sachsen-Anhalt, Kreise mit Milchschafhaltern Zeitraum/Jahr Betriebe Milchschafe Kreise (Zahl der Halter) 2010 17 1.438 DE (1), SAW (1), ABI (2), BÖ (2), BLK ( 1), HZ (2), SK (1), SLK (1), SDL (2), WB (4) 2013 8 492 DE (2), ABI (1), MSH (2), SDL (1), WB (3) 2016 11 (davon 2 ökolog. Wirtschaftsweise) 544 SAW (2), ABI (3), BÖ (2), BLK (1), MSH (1), SDL (1), WB (1) Quelle: Statistisches Landesamt, Agrarstrukturerhebung Sachsen-Anhalt, http://www.stala.sachsen-anhalt.de/download/stat_berichte/6C425_3j_2016.pdf http://www.stala.sachsen-anhalt.de/download/stat_berichte/6C425_3j_2013.pdf http://www.stala.sachsen-anhalt.de/download/stat_berichte/6C420_3j_2010.pdf Eine weitere Unterteilung nach Haupt- und Nebenerwerbsbetrieb, Standort, Zahl der Mutterschafe und Böcke je Betrieb sowie der eingesetzten Rassen ist aus dem verfügbaren Datenmaterial nicht abzuleiten. 2. Wie hat sich die Milchleistung der Milchschafe in Sachsen-Anhalt entwickelt ? Angaben bitte nach eingesetzten Milchschafrassen und Entwicklung der Leistungsparameter mit den Durchschnittswerten der wichtigsten Milchinhaltsstoffe seit 1990. Bei den in Sachsen-Anhalt gehaltenen Milchschafrassen wird in der Herdbuchzucht das Ostfriesische Milchschaf geführt. Nur von dieser Rasse sind aussagefähige Leistungsdaten für die benannten Jahre 2003 und 2004 verfügbar. Zu anderen Rassen, die außerhalb der Herdbuchzuchtbetriebe gehalten werden , liegen keine Daten vor. Dies wäre nur über eine Einzelbefragung der Halter möglich. Nach Literaturangaben liegt die Milchleistung des Ostfriesischen Milchschafes bei ca. 400 - 600 kg Milch bei etwa 5 - 6 % Fett und 4 - 5 % Eiweiß. (Quelle: http://www.schafzucht-kiel.de/index.php?id=29) 3 Tab. 2 Milchleistung der Milchschafe in Sachsen-Anhalt Jahr Tierzahl Milch Fett % / kg Eiweiß % / kg 2003 39,6 441 4,75 / 21 4,98 / 22 2004 18,2 667,3 5,16 / 34 5,23 / 34 Quelle: Leistungsprüfungsbericht, Daten des Landesschafzuchtverbandes Sachsen-Anhalt e. V. 3. Welche Haltungsverfahren wurden in den erfassten 11 landwirtschaftlichen Betrieben für Milchschafe eingesetzt? Die zur Verfügung stehenden Daten lassen keinen Rückschluss auf die Haltungsverfahren zu. 4. Wie haben sich die Reproduktionskennzahlen der Milchschafe in Sachsen -Anhalt entwickelt? Bitte die Entwicklung von Ablammrate, Ablammergebnis (absolut und relativ), Geburtsgewicht der Lämmer (Einlinge und Mehrlinge) sowie totgeborene Lämmer und Aufzuchtquote seit 1990 angeben. Reproduktionskennzahlen liegen nur aus den Herdbuchzuchtbetrieben vor. Tab. 3 Reproduktionskennzahlen Milchschafe (Herdbuch) Sachsen-Anhalt) Jahr Herdbuch - Betriebe Tierzahl (Anzahl Mutterschafe ) Ablammrate % 2) Ablammergebnis % 3) Produktivitätszahl 4) 1997 11 1998 2 1999 1 2000 - 2001 - 2002 46 100,0 158,7 108,8 2003 62 1) 89,1 163,4 95,1 2004 80 79,0 2005 1 62 93,6 194,8 148,4 2006 1 4 100,0 250,0 225,0 2007 1 1 2008 1 2009 1 2010 - 2011 - 2012 1 3 2013 1 3 2014 1 4 50 250,0 100,0 2015 1 4 50 200,0 100,0 2016 1 3 66,7 200,0 133,3 Quelle: Leistungsprüfungsbericht 4 1) Mutterschafe lt. Herdbuch 2) Ablammrate % = Anzahl abgelammter + verlammter Muttern / Anzahl zur Anpaarung aufgestellter Muttern X 100 3) Ablammergebnis % = Anzahl leb. + tot geb. Lämmer / Anzahl der Ablammungen X 100 4) Produktivitätszahl= aufgezog. Lämmer / zugeführte Mutterschafe zur Bedeckg. X 100. grau = keine Daten verfügbar 5. Wie hoch ist die Mortalität der Mutterschafe und welche Ursachen führen zum Abgang der Mutterschafe? Bitte im Vergleich der eingesetzten Rassen angeben. 6. Wie hoch ist das Alter der Mutterschafe? Bitte im Vergleich der eingesetzten Rassen angeben. Zur Beantwortung der Fragen 5 und 6 stehen keine aussagefähigen Zahlen zur Verfügung, da die Mutterschafe fast ausschließlich in Nicht-Herdbuchbetrieben gehalten werden. Die Daten wären nur durch eine nicht zu vertretende nachträgliche Einzeltiererfassung auf den Betrieben zu ermitteln. 7. Wo wird die erzeugte Schafmilch der erfassten landwirtschaftlichen Milchschafbetriebe verarbeitet? Angaben bitte nach erzeugter Gesamtmilchmenge je Verarbeitungsbetrieb. Dazu liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor. 8. Welche Melkverfahren werden in den 11 landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt? Bitte nach Betrieben aufschlüsseln. Es liegen zur Frage, ob und welche Betriebe melken und welche Melktechnik Anwendung findet keine Erkenntnisse vor. 9. Unter welchen Qualitätsrichtlinien bzw. Labels wird die Schafmilch der 11 Milchschafbetriebe vermarktet? Bitte nach Betrieben aufschlüsseln. Qualitätsrichtlinien speziell für Schafmilch werden seitens des Landes Sachsen- Anhalt nicht vorgegeben. Gängiges Lebensmittelrecht zur Hygiene und Vermarktung ist aber auch in diesem Bereich einzuhalten. Spezielle Labels, die von Seiten des Landes gefördert werden, gibt es derzeit für Schafsmilch nicht. Es gibt allerdings einige Initiativen, die mit Landes-, Bundes- oder EU-Mitteln unterstützt werden. Beispiele dafür sind: Milchatlas - Wegweiser durch die Milchstraße zu den Milchproduzenten in Sachsen-Anhalt - herausgegeben von der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen -Anhalt mbH, gefördert vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Direktvermarkterbroschüre des Landes Sachsen-Anhalt - herausgegeben von der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, gefördert vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, 5 Bio-Einkaufsführer - herausgegeben von der Biohöfegemeinschaft Sachsen- Anhalt e. V., gefördert vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft sowie Milch- & Käsestraße Sachsen-Anhalt - eine Initiative des Verbandes für handwerkliche Milchverarbeitung e. V., gefördert mit Mitteln der Europäischen Union. 10. Welche Schafmilchprodukte werden im Land Sachsen-Anhalt bzw. überregional durch die 11 landwirtschaftlichen Betriebe vermarktet?  Diesbezüglich werden keine statistischen Daten erhoben. Aus den in der Antwort zur Frage 9 genannten Veröffentlichungen ist jedoch ersichtlich, dass unter anderem Schafmilch, Schafmilcherzeugnisse wie Joghurt, Quark und Käse und Fleisch bzw. Wursterzeugnisse vermarktet werden.