Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/2581 08.03.2018 (Ausgegeben am 08.03.2018) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Stefan Gebhardt (DIE LINKE) Wiedereröffnung - Museum Synagoge Gröbzig Kleine Anfrage - KA 7/1479 Vorbemerkung des Fragestellenden: In einem Artikel der Mitteldeutschen Zeitung Köthen vom 2. Februar 2018 wird über die Wiedereröffnung des Museum Synagoge Gröbzig durch einen neuen Trägerverein berichtet. Antwort der Landesregierung erstellt von der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur Frage 1: Dem Ausschuss für Bildung und Kultur liegt seit dem 7. Dezember 2017 ein Museumskonzept Synagoge Gröbzig des Museumsvereins Gröbziger Synagoge vor. Verfügt die Landesregierung über eine darüber hinausgehende Planung zur Neugestaltung der Museumsarbeit ab 2018? Wenn ja, wie sieht diese aus? Die Landesregierung hat großes Interesse daran, dass sich das Museum Synagoge Gröbzig in Zukunft überregional und landesweit zu einem deutlich sichtbaren Zeichen für ein weltoffenes Land Sachsen-Anhalt, zu dessen besten Traditionen auch die anhaltische Aufklärung mit ihren vielfältigen jüdischen Bezügen gehört, weiter entwickelt . Das vom neuen Trägerverein vorgelegte Konzept bewertet das Land als eine erste Ideenskizze, die an vielen Punkten noch zu bearbeiten ist. Dies betrifft u. a. Fragen der Begrifflichkeiten, die Thematisierung der NS-Zeit und die Bewahrung des jüdischen Kulturerbes durch die Gröbziger Bürger. Im Verlauf des Jahres 2018 wird das Konzept mit sachkompetenter Unterstützung, unter anderem durch den Zentralrat der Juden, den Landesverband Jüdischer Gemeinden und den Museumsverband des Landes Sachsen-Anhalt, weiter entwickelt werden. 2 Frage 2: Im Artikel wird das Konzept des neuen Trägervereins von diesem als tragfähig beschrieben. Wie beurteilt die Landesregierung das vorliegende Museumskonzept Synagoge Gröbzig des Museumsvereins Gröbziger Synagoge? Siehe hierzu die Antwort auf die Frage 1. Eine erste Beratung des Museumsvereins Gröbziger Synagoge e. V. mit dem Museumsverband des Landes Sachsen-Anhalt und Vertretern des Zentralrats der Juden sowie des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden zur Weiterentwicklung des Konzepts hat bereits im Februar 2018 stattgefunden. Die Beratung hat deutlich gemacht, dass der Museumsverein Gröbziger Synagoge e. V. sehr großes Interesse an einer Zusammenarbeit hat und offen für fachliche Anregungen ist. Seitens des Museumsverbandes des Landes Sachsen-Anhalt, des Zentralrats der Juden und des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden besteht große Offenheit für eine fachliche Unterstützung . Frage 3: Liegt der Landesregierung eine systematische und konkrete Auseinandersetzung des neuen Trägervereins mit dem bisherigen Museumskonzept vor, die eine Überarbeitung der bisherigen konzeptionellen Aufstellung nachvollziehbar begründet? Nein. Prinzipiell gilt, dass ein neuer Verein auch eigene konzeptionelle Überlegungen anstellt. Der Museumsverein Gröbziger Synagoge e. V. wird die Arbeit des Museums neu ausrichten und dabei insbesondere auch die museumspädagogische Arbeit und die Öffentlichkeitsarbeit für die Synagoge verstärken. Frage 4: Vertritt die Landesregierung die Ansicht, dass der alte Trägerverein, Verein der Freunde und Förderer der Synagoge Gröbzig e. V., in seiner Arbeit im Museum Synagoge Gröbzig der Zeit des Nationalsozialismus eine zu große Aufmerksamkeit gewidmet hat? Diese Ansicht vertritt die Landesregierung nicht. Frage 5: Wie bewertet die Landesregierung die inhaltliche Arbeit des alten Trägervereins in den vergangenen Jahren? Die Landesregierung hat den Ergebnissen der externen Evaluation aus dem Jahr 2015 zur Tätigkeit des Vereins der Freunde und Förderer der Synagoge Gröbzig e. V., einschließlich der hier getroffenen grundsätzlich positiven Bewertung seiner inhaltlichen Arbeit, zugestimmt. Kritisch bewertet die Landesregierung, dass der alte Trägerverein der ausdrücklichen Empfehlung der externen Evaluation, einen Beirat für museumsfachliche und kulturpolitische Aufgaben einzurichten, der unterstützend in dem lokal und regional schwierigen Umfeld wirken soll, nicht nachgekommen ist. Das Land hatte diese Empfehlung aufgegriffen und einen entsprechenden Auftrag im Zuwendungsbescheid an den al- 3 ten Trägerverein für das Jahr 2017 unter § 3 Abs. 2 wie folgt verankert: „Es wird ein Beirat gebildet, dem jeweils ein Vertreter der Zuwendungsgeber angehören. Dieser Beirat berät über den Maßnahmeplan des Vereins MSG, bevor dieser bei den Zuwendungsgebern eingereicht wird.“ Frage 6: Im Konzept des neuen Trägervereins heißt es: „…Daher erscheint uns eine freiwillige Beschränkung auf den Zeitraum als angemessen, in dem die Synagoge in Gröbzig für jüdische Belange genutzt wurde. […] Weiter legen die finanziellen und personellen Möglichkeiten des Museumsvereins Gröbziger Synagoge auch bei einer Landesförderung eine solche Beschränkung nahe, um tatsächlich konkrete Erfolge vorweisen zu können.“ Unterstützt die Landesregierung diese generelle Zielstellung und damit Einschränkung der Museumsarbeit ? Siehe hierzu Antworten auf die Fragen 1 und 2. Frage 7: Laut dem Artikel wolle sich das Land künftig mehr in Sachen Synagoge einbringen . Gibt es diesbezüglich Vereinbarungen zwischen dem Land und dem neuen Trägerverein? Wenn ja, was beinhalten die Vereinbarungen? Das Land hat sich auch bereits in den Vorjahren intensiv „in Sachen Synagoge“ eingebracht . So fanden unter Leitung des Landes z. B. mehrere Moderationsgespräche vor Ort statt. Im Jahr 2017 wurden neben der institutionellen Förderung in Höhe von 79.300 Euro weitere 36.550 Euro an Landesmitteln für die Modernisierung der Dauerausstellung im Museum bereitgestellt. Das Land wird im Museumsbeirat mitwirken. Zudem wird das Land zusätzliche Mittel aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen zur Sanierung des Museumskomplexes zur Verfügung stellen. Frage 8: Laut dem Artikel soll ein Museumsbeirat gebildet werden, in dem Vertreter von Stadt, Kreis und Land sitzen sollen. Gab es in der Vergangenheit konkrete Forderungen nach einem solchen Beirat? Welche Aufgaben soll er übernehmen? Siehe hierzu Antworten auf die Fragen 5 und 7. Der Beirat soll den Museumsverein Gröbziger Synagoge e. V. in museumsfachlichen und kulturpolitischen Fragen unterstützen und berät über den Maßnahmeplan, bevor dieser bei den Zuwendungsgebern eingereicht wird.