Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/3664 26.11.2018 Hinweis: Die Drucksache steht vollständig digital im Internet/Intranet zur Verfügung. Bei Bedarf kann Einsichtnahme in der Bibliothek des Landtages von Sachsen-Anhalt erfolgen oder die gedruckte Form abgefordert werden. (Ausgegeben am 27.11.2018) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Hannes Loth (AfD) Einsatz und Verbreitung von Wasserbüffeln (Bubalus bubalis) in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 7/2048 Vorbemerkung des Fragestellenden: Erneut gab es zwischen Bölsdorf und Buch, im Naturschutzgebiet Elsholzwiesen bei Stendal, Abgänge von Nutztieren - in diesem Fall Wasserbüffeln - die, innerhalb eines NABU-Projektes, zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Somit entsteht generell über die Haltungsbedingungen und -formen von Wasserbüffeln Informationsbedarf. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie 1. Wie hat sich der Bestand an Wasserbüffeln der Unterarten Sumpf- und Flussbüffel in Sachsen-Anhalt entwickelt? Angaben bitte nach Datenlagen der unterschiedlichen statistischen Erfassungen für eingesetzte Rassen nach Bullen, Kühen, sonstige seit 1990 bis 2017 und unterschieden nach der Anzahl der Betriebe in den Landkreisen, unterschieden nach Standorten mit Haupt- und Nebenerwerb sowie der Nutzungsrichtung (Zucht, Fleisch, Milch, Landschaftspflege) je Betrieb. In Sachsen-Anhalt gibt es 4 aktive Wasserbüffelhaltungen. 3 Haltungen erfolgen als Hobbyhaltungen für Zucht/Mastzwecke mit wenigen adulten Tieren (2-5). Ein Bestand zur Landschaftspflege ist etwas größer, die Entwicklung des Bestandes wird in der folgenden Tabelle dargestellt: 2 Tierbestand Jahr männlich davon Kälber weiblich davon Kälber 2009 1 4 2 2010 1 8 2011 1 14 4 2012 5 3 20 6 2013 12 6 18 1 2014 15 4 22 7 2015 21 6 24 5 2016 11 3 26 4 2017 10 2 24 1 Eine weitere Herde mit Wasserbüffeln wurde in 2016 aufgegeben. 2. Wie unterteilt sich der ermittelte Wasserbüffelbestand in einzelne Haltungsformen (Stall- und ganzjährige Weidehaltung)? Die Haltung der Wasserbüffel erfolgt in ganzjähriger Weidehaltung mit Witterungsschutz . Ein Bestand wird vom Frühjahr bis zum Herbst in Weidehaltung und im Winter in Stallhaltung gehalten. 3. Wie hat sich die Milchleistung der Wasserbüffel, die in der Nutzungsrichtung Milch gehalten werden, in Sachsen-Anhalt entwickelt? Angaben bitte mit Entwicklung der Leistungsparameter mit den Durchschnittswerten der wichtigsten Milchinhaltsstoffe seit 1990. Der Landesregierung liegen keine Zahlen zur Milchleistung von Wasserbüffeln in Sachsen-Anhalt vor. Allgemeine Zahlen dazu sind im KTBL Fachartikel „Planungsdaten für die Haltung von Wasserbüffeln“ zu finden. 4. Wie haben sich die Reproduktionskennzahlen der Wasserbüffel in Sachsen -Anhalt entwickelt? Bitte die Entwicklung von Erstkalbealter, Zwischenkalbezeit und Anteil künstlicher Befruchtung berücksichtigen. Im ansässigen Rinderzuchtverband Sachsen-Anhalts, der RinderAllianz, werden keine Wasserbüffel im Herdbuch geführt. Zur Entwicklung von Reproduktionskennzahlen aus Sachsen-Anhalt liegen keine Zahlen vor. Nach allgemein verfügbaren Quellen (KTBL Fachartikel, Hinweis unter Nr. 3) wird ein Erstkalbealter zwischen 26-36 Monaten beschrieben. Die Zwischenkalbezeit beträgt demnach in der Regel länger als ein Jahr (15-24 Monate) und künstliche Befruchtungen werden vereinzelt, meist mit Bullensperma aus Italien durchgeführt. 3 5. Wie hoch ist die Mortalität an Wasserbüffeln und welche Ursachen führen zum Abgang der Tiere? Bitte bezogen auf Bullen, Kühe und Kälber nach Abgängen (% Mortalität) mit Ursachen nach Datenlage und Beginn der Haltung in Sachsen-Anhalt angeben. Die folgenden Angaben liegen nur für einen Bestand vor: Männliche Tiere (ohne Kälber) 3,2 % Verendungen Männliche Kälber 7,7 % Verendungen Weibliche Tiere (ohne Kälber) 7,2 % Verendungen Weibliche Kälber 3,2 % Verendungen Die Verlustursachen waren nach Angaben des Tierhalters altersgemäßer natürlicher Tod, Tod durch soziale Interaktionen, Riss durch Wolf (vermutet), Unfall, Geburtskomplikationen. 6. Welche Erkrankungen treten bei Wasserbüffeln in Sachsen-Anhalt auf? Bitte Erkrankungsraten angeben und dabei Erkenntnisse der jährlichen Blutentnahmen bzw. Milchuntersuchungen, Behandlungen und Pflegemaßnahmen berücksichtigen. Anhand der aus dem Landesamt für Verbraucherschutz erstellten Übersicht zu den Untersuchungen bei Wasserbüffeln in den Jahren 2012 bis 2018 geht hervor , dass alle untersuchten Tiere negativ auf BHV1, Brucellen, BVD-Virus, BSE/TSE, Salmonellen und Rinderleukose getestet wurden. Vereinzelt wurden Fascioliden (Leberegel) festgestellt. 7. Wie hoch ist das durchschnittliche Alter der eingesetzten Wasserbüffel? Bitte im Vergleich Bullen und Kühe angeben. Aufgrund der geringen Bestandszahlen ist eine statistische Auswertung des Durchschnittsalters der in Sachsen-Anhalt lebenden Wasserbüffel nicht zielführend . Folgende Angaben beziehen sich auf den auswertbaren Bestand: Alter männliche Tiere (ohne Kälber) 29,8 Monate Alter weiblicher Tiere (ohne Kälber) 58,7 Monate 8. Wo wird die erzeugte Büffelmilch der landwirtschaftlichen Betriebe mit Büffelmilcherzeugung verarbeitet? Angaben bitte nach erzeugter Gesamtmilchmenge je Verarbeitungsbetrieb . Den für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Behörden in Sachsen-Anhalt sind keine Wasserbüffel haltenden Betriebe bekannt, die Büffelmilch beund verarbeiten bzw. Erzeugnisse aus diesen herstellen und in Verkehr bringen . 4 9. Welche Büffelmilchprodukte (Frischmilch, Mozzarella, Käse u. a.) werden im Land Sachsen-Anhalt regional bzw. überregional (Export) durch die wasserbüffelhaltenden Betriebe vermarktet? Siehe Antwort zu Frage 8. 10. Unter welchen Qualitätsrichtlinien bzw. Labels werden Büffelmilchprodukte vermarktet? Bitte nach Betrieben aufschlüsseln. Der Landesregierung liegt dazu keine Datengrundlage vor. 11. Wie hoch ist das Vermarktungsaufkommen von Büffelmilchprodukten generell in Sachsen-Anhalt und aus welchen Ländern erfolgt die Einfuhr in welchen Mengen? Der Landesregierung liegen dazu keine Daten vor. 12. Wo werden in Sachsen-Anhalt Wasserbüffel geschlachtet und wie hat sich das Schlachtaufkommen entwickelt? Angaben bitte nach Produktionsjahren (ab 1990) in den Landkreisen oder nach Schlachtmenge. Aufgrund der geringen Tierzahlen finden keine regelmäßigen Schlachtungen statt. Es wurden drei Wasserbüffel in zwei unterschiedlichen Schlachtbetrieben geschlachtet. Ein weiteres Tier wurde als Hausschlachtung gemeldet. Eine Entwicklung des Schlachtaufkommens lässt sich aus diesen Daten nicht nachvollziehen . 13. Welche Erfahrungen gibt es generell bei der Schlachtung von Wasserbüffeln und welche Empfehlungen leitet das zuständige Ministerium aus diesen ab? Dabei bitte berücksichtigen, ob Genehmigungen zum „Kugelschuss auf der Weide“ erteilt wurden bzw. welche Kaliber und Ansatzpunkte beim Bolzenschuss empfohlen werden. Erfahrungen lassen sich aufgrund des Schlachtaufkommens nicht ableiten. Generell werden die Empfehlungen der TVT Merkblatt 102 „Artgemäße Haltung von Wasserbüffeln“ angewendet. Dieses führt zum Bolzenschuss aus: Für die Bolzenschussbetäubung von Wasserbüffeln reicht ein herkömmliches Bolzenschussgerät nicht aus. Wegen der massiven Schädeldecke (bis zu 90 mm) ist eine Bolzenaustrittslänge von 110 - 125 mm erforderlich. Zudem muss eine stärkere Ladung eingesetzt werden. Ein speziell für Wasserbüffel und große Bullen entwickeltes Bolzenschussgerät gibt es von der Firma Schermer, Ettlingen (Typ RSL mit den entsprechend starken Ladungen, rote Patrone 6,8/15 mm). Der Ansatz des Bolzenschussgerätes sollte knapp (1-2 cm) seitlich der Mittellinie in Höhe einer gedachten Kreuzungslinie zwischen oberem und unterem Hornansatz liegen, neben der Mittellinie deshalb, weil sich in der Mitte des Schädels eine Knochenleiste befindet. Bei der Betäu- 5 bung mit dem Bolzenschussgerät oder der Elektrobetäubung ist eine gute Fixation der Wasserbüffel Voraussetzung. 14. Welche Erkenntnisse gibt es zu den Schlachtdaten der Büffelfleischerzeugung in Sachsen-Anhalt? Bitte Schlachtalter, Schlachtgewicht und Ausschlachtungsgrad berücksichtigen . Aufgrund der geringen Tierzahlen finden keine regelmäßigen Schlachtungen statt. Der Landesregierung liegen keine Schlachtdaten zu Büffelfleischerzeugungen vor. 15. Welche Büffelfleischprodukte (Fleisch und Wurst) werden im Land Sachsen -Anhalt regional bzw. überregional (Export) durch die wasserbüffelhaltenden Betriebe vermarktet? Zur Vermarktung von Büffelfleischprodukten liegen keine Daten vor. 16. Unter welchen Qualitätsrichtlinien bzw. Labels werden die Büffelfleischprodukte vermarktet? Bitte nach Betrieben aufschlüsseln. Siehe Antwort zu Frage 15. 17. Wie hoch ist das Vermarktungsaufkommen von Büffelfleischprodukten generell in Sachsen-Anhalt und aus welchen Ländern erfolgt die Einfuhr in welchen Mengen? Siehe Antwort zu Frage 15. 18. Gab es im Rahmen der amtstierärztlichen Kontrollen zur Einhaltung der Haltungs- und Tierschutzbestimmungen in wasserbüffelhaltenden Betrieben bisher festgestellte Verstöße in Sachsen-Anhalt? Nein, es gab keine solchen Verstöße. 18.1 Wenn ja, wann und wo und gegen welche Tierhaltungsbestimmungen wurde verstoßen? 18.2 Wenn nein, wie hoch war bisher die Kontrolldichte in den Betrieben bzw. wasserbüffelhaltenden Organisationen, bezogen auf den vorhandenen Tierbestand des Landes? Im Bestand zur Landschaftspflege wurde in den zurückliegenden 10 Jahren in 2009, 2012, 2013, 2015, 2018 Kontrollen durchgeführt. 6 19. Welche grundlegenden Haltungsvoraussetzungen müssen durch wasserbüffelhaltende Betriebe/Organisationen - nach Ansicht der Landesregierung - erfüllt werden? Dabei bitte die Anforderungen bei Stall- und Weidehaltung sowie die dafür geltenden gesetzlichen Bestimmungen und Erkenntnisse der guten fachlichen Praxis berücksichtigen und die Anforderungen an die tiergerechte Gestaltung von Bademöglichkeit und Suhle erläutern. Eine Rechtsgrundlage für die Haltung von Wasserbüffel gibt es nicht. Lediglich die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung für den Teil Kälberhaltung könnte in Teilen herangezogen werden. Zur Orientierung und als Grundlage für die Beschreibung der guten fachlichen Praxis wird auf den unter Frage 3 schon genannten KTBL Fachartikel hingewiesen. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) veröffentlichte ebenfalls Empfehlungen zur Haltung von Wasserbüffeln. Diese Veröffentlichung wird derzeit überarbeitet, sodass aktuell nicht auf die Ausarbeitung zugegriffen werden kann. 20. Kam es bisher beim Handling von Wasserbüffeln in Sachsen-Anhalt zu Arbeitsunfällen und welche Arbeitsschutzbestimmungen gelten beim Umgang mit Wasserbüffeln? Der Arbeitsschutzverwaltung Sachsen-Anhalt liegen keine Meldungen von Arbeitsunfällen beim Umgang mit Wasserbüffeln vor. Für das Errichten und für den Betrieb von Einrichtungen zur Tierhaltung sowie für den Umgang mit Tieren ist die Unfallverhütungsvorschrift „Tierhaltung“ (VSG 4.1) der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in der Fassung vom 11. Januar 2017 anzuwenden. 21. Kam es bisher in Sachsen-Anhalt zu Verkehrsunfällen oder anderen Gefahrensituationen durch Wasserbüffel und welche Sicherungsmaßnahmen für Weiden werden empfohlen? In der Betrachtung des Verkehrsunfallgeschehens mit Wildbeteiligung erfolgt keine gesonderte Erfassung von Wasserbüffeln. Von daher liegen dem Ministerium für Inneres und Sport keine Erkenntnisse zum Verkehrsgeschehen unter Beteiligung von Wasserbüffeln vor. Gesetzliche Grundlagen für Rinder-Weidezäune gibt es nicht. Bei der Bewertung von schuldhaftem Verhalten werden im Schadensfall in der Regel die Empfehlungen des AID-Heftes „Sichere Weidezäune“ herangezogen. 22. Kam es bisher zu Übergriffen durch Wölfe auf Wasserbüffel in Weidehaltung ? Wenn ja, wie viele Risse oder versuchte Angriffe wurden dokumentiert? In der offiziellen Nutztierrissstatistik seitens des WZI ist kein Wolfsübergriff auf Wasserbüffel gelistet.