Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/3665 26.11.2018 (Ausgegeben am 27.11.2018) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Lydia Funke (AfD) Nachfrage zur Antwort auf die KA 7/1908 „Fördergelder für Digitalisierung an Schulen“ in der Drucksache 7/3346 Kleine Anfrage - KA 7/2066 Vorbemerkung des Fragestellenden: Wie aus der Beantwortung der Kleinen Anfrage Drs. 7/3346 hervorgeht, beruft sich die Landesregierung auf die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz und etwaige Studien. Im Rahmen dieser Studie wurde vor allem der Einsatz digitaler Medien in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Schulfächern erforscht, bei denen von vorneherein angenommen wurde, dass in diesen Fächern ein positiver Lerneffekt digitaler Medien am wahrscheinlichsten ist: „Vor allem die naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächer sowie das Fach Mathematik weisen durch techniknahe Themen vermutlich ein höheres Potential für den wirkungsvollen Einsatz digitaler Medien auf.“1 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Bildung Namens der Landesregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie hoch ist die Fördermittelsumme insgesamt und aus welchen Fördermitteltöpfen stammen die jeweiligen Mittel, die für „Digitalisierung“ an Schulen vorgesehen sind? Bitte nach Landes- und Bundesmitteln aufschlüsseln. 1 Delia Hillmayr u. a. (Hrsg.): Digitale Medien im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe. Einsatzmöglichkeiten, Umsetzung und Wirksamkeit, Waxmann-Verlag, Münster/New York 2017, Seite 4 2 Antwort: In der EU-Förderperiode 2014 - 2020 stehen dem MB 10 Mio. € ELER-Mittel für die Förderung „IKT zur Nutzung elektronischer Medien an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen“ und ca. 3,3 Mio. € Landesmittel aus dem Zuständigkeitsbereich des MF zur Verfügung. Die Landesmittel dienen vornehmlich der Förderung der Oberzentren Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau, da diese entsprechend der ELER-Fördergebietskulisse nicht im ELER-Gebiet liegen. Frage 2: In der von der KMK in Auftrag gegebenen Studie „Digitale Medien im mathematisch -naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe“, auf welche zur Beantwortung der Kleine Anfrage Drs. 7/3346 in Teilen verwiesen wird, stellte diese neben den positiven Ergebnissen auch fest: „In einigen Studien lassen sich jedoch auch negative Effekte feststellen.“ a. Welche negativen Effekte oder Gefahren können durch die Verwendung digitaler Medien aufkommen? Antwort: Die drei wichtigsten Probleme beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht sind laut ICILS-Studie von 2013 (Basis: Lehrerbefragung): 1. Kopieren von Materialien aus dem Internet, 2. negative Wirkung auf Schreibfertigkeiten und 3. reduzierte Kommunikation zwischen den Schülerinnen und Schülern.2 b. Welchen Erkenntnisgewinn verspricht sich die Landesregierung, wenn mehrere Studien im Ergebnis zu „(…) unterschiedlichen und teilweise widersprüchlichen Befunde[n] (…)“ kommen? Antwort: Digitale Medien werden in der Forschung als insgesamt lernförderlich eingeschätzt . Dies gilt es regelmäßig zu überprüfen. Die begleitende Medien-Bildungsforschung gehört in Sachsen-Anhalt zum System sich wechselseitig bedingender und unterstützender Komponenten der Qualitätsentwicklung von Schule. Digitale Medien und Werkzeuge sind heute ein wichtiger Baustein in Lern- und Förderplänen sowie Unterrichtsprojekten, die Lehrkräfte für ihre Schülerinnen und Schüler entwickeln. Die Integration digitaler Medien in den Unterricht ist eine Schulentwicklungsaufgabe. Lehrkräfte brauchen die Gelegenheit, digitale Medien zu erproben und entsprechende Kompetenzen durch Fortbildung und gemeinsame Unterrichtsentwicklung zu erwerben und weiterzuentwickeln. Sie sollen in Sachsen-Anhalt innerhalb von fünf Schuljahren mindestens 24 Fortbildungsstunden im Zusammenhang mit dem Erwerb und der Erweiterung ihrer Medienbildungskompetenz absolvieren. Die Landesregierung begleitet dies u. a. mit dem Landeskonzept zur Umsetzung der KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. Sie unterstützt ferner (in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Medienanstalt Sachsen-Anhalt und der 2 Siehe Heike Schaumburg: Chancen und Risiken digitaler Medien in der Schule. Medienpädagogische und –didaktische Perspektiven, Gütersloh: Bertelsmann-Stiftung, 2015. 3 Deutschen Kinder- und Jugendstiftung) Pilotprojekte zum Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge. Frage 3: Weiterführend wird in der Studie festgestellt, „(…) dass klassische Unterrichtskonzepte , die über Jahre hinweg erarbeitet und optimiert wurden, nicht einfach durch digitale Medien oder elektronische Lernprogramme ersetzt werden sollten . Vielmehr sollten digitale Medien als wertvolles Werkzeug angesehen werden , das sich an der richtigen Stelle als Ergänzung gewinnbringend auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler auswirken kann.“ a. Was schließt die Landesregierung aus dieser Erkenntnis für die Nutzung digitaler Medien im Unterricht? Antwort: Wie in anderen Lebens- und Arbeitsbereichen auch stellt die durchgreifende Digitalisierung der Gesellschaft für den Lehrerberuf insgesamt eine qualitativ neue Herausforderung dar. Es geht bezogen auf den Unterricht nicht darum, dass das Lernen mit digitalen Medien einfach als Digitalisierung des Analogen organisiert wird oder bewährte Lernkonzepte von heute auf morgen ersetzt werden. Vielmehr müssen die Potenziale digitaler Medien für das fachliche und überfachliche Lernen und Lehren genutzt werden. Zu den Potenzialen digitaler Medien gehören - die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Leistungsniveaus und die Möglichkeiten individueller Rückmeldungen die Berücksichtigung verschiedener Interessen und Fähigkeiten - die (vereinfachte) Bereitstellung von Unterrichtsmaterial - die Ermöglichung der Begleitung der Lern- und Leistungsentwicklung über verschiedene Zeiträume - die Unterstützung selbstgesteuerten Lernens (u. a. in Bezug auf das Lerntempo ).3 Das Lernen steht also im Vordergrund, nicht die Technologie. Das digitalvernetzte Lernen sollte in eine moderne Lernkultur eingebettet sein, ausgerichtet an Schülerorientierung und –motivation. b. Inwieweit passt dies alles mit der Aussage zusammen, dass „(…) jedes einzelne Fach mit seinen spezifischen Zugängen zur digitalen Welt seinen Beitrag für die Entwicklung der in dem (…) Kompetenzrahmen formulierten Anforderungen leisten“ soll? Antwort: Es ist Aufgabe der Schulleitung und der Lehrkräfte, den spezifischen Beitrag zu identifizieren, den die einzelnen Fächer für das kompetenzorientierte digitalvernetzte Lernen erbringen können und dies im Medienbildungskonzept der Schule zu verankern. Das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) hat zur Unterstützung die Broschüre „Kompetenzanforderungen in der Primarstufe und Sekundarstufe I auf Grundlage der KMK-Strategie 3 Siehe Prof. Dr. Birgit Eickelmann: Kompetenzen in der digitalen Welt. Konzepte und Perspektiven, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2017. 4 „Bildung in der digitalen Welt“ - Orientierungen für die Fortschreibung der Lehrpläne und die schulinterne Planung in Sachsen-Anhalt“ herausgegeben und eine Handreichung zur Erstellung von Medienbildungskonzepten publiziert.4 Fachintegratives und fachübergreifendes digital-vernetztes Lernen profitieren von guten Rahmenbedingungen, die im Landeskonzept zur Umsetzung der KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ und in den „Rahmenempfehlungen zur IT-Ausstattung von Schulen“ beschrieben werden. Zu nennen sind hier u. a.: eine zeitgemäße schulische IT-Ausstattung, die Verankerung der Medienbildung in Prozessen der Schul- und Unterrichtsentwicklung und die auf die Bedürfnisse der einzelnen Lehrkräfte und der Schulen zugeschnittene kontinuierliche Qualifizierung . Die Herausforderung der Fort- und Weiterbildung besteht darin, dass alle Lehrkräfte selbst über allgemeine Medienkompetenz verfügen und in ihren fachlichen Zuständigkeiten zugleich Medienexperten werden müssen.5 Dies betrifft - nicht erst seit 2018 - die allgemein- und fachdidaktische Seite des Mediengebrauchs (das Lehren und Lernen mit Medien). Ebenso wichtig ist das auf Analyse und Reflexionsfähigkeit beruhende Verständnis für die sich wandelnden Lebenswelten sowie fundierte Kenntnisse der damit verbundenen sozialisatorischen Prozesse und Wirkungen (das Lehren und Lernen über Medien). 4 Siehe dazu die Serviceseite „Medienberatung“ auf dem Bildungsserver Sachsen-Anhalt: https://www.bildung-lsa.de/medienberatung.html. 5 Sekretariat der Kultusministerkonferenz, Hrsg.: Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz , Berlin 2016, Seite 24.