Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/3896 01.02.2019 Hinweis: Die Drucksache steht vollständig digital im Internet/Intranet zur Verfügung. Bei Bedarf kann Einsichtnahme in der Bibliothek des Landtages von Sachsen-Anhalt erfolgen oder die gedruckte Form abgefordert werden. (Ausgegeben am 01.02.2019) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Thomas Lippmann (DIE LINKE) Beratungsangebote zur Gesundheitsförderung für Studierende Kleine Anfrage - KA 7/2157 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Vorbemerkung der Landesregierung: Zur Beantwortung der Fragen wurden die beiden Studentenwerke sowie die Hochschulen um Auskunft gebeten. Die Hochschulen Anhalt, Harz und Merseburg erteilten - über die auch an diesen Hochschulen unterbreiteten Angebote der Studentenwerke hinaus - Fehlmeldung. Zu der Kleinen Anfrage können unabhängige Erkenntnisse der Landesregierung, die eine Bewertung aus eigener Wahrnehmung ermöglichen , nicht mitgeteilt werden. Deshalb wird im Folgenden auf die Antworten der Studentenwerke und Hochschulen Bezug genommen. Frage 1 a): Welche Angebote zur Beratung hinsichtlich Krisenprävention oder -bewältigung oder einer gesundheitsförderlichen Studien- und Arbeitsgestaltung stehen Studierenden während des Studiums vonseiten der Hochschulen, der Studentenwerke oder weiterer Anbieter zur Verfügung? Antwort zu Frage 1 a): Studentenwerk Halle: Von Seiten des Studentenwerks Halle stehen Studierenden folgende Angebote zur Verfügung: Psychosoziale Beratungen an allen Standorten des Studentenwerks Halle (Halle, Merseburg, Köthen, Dessau und Bernburg) sowohl als offene Sprechstunden als auch als Beratungen mit Terminvereinbarung. 2 Dabei dienen die psychosozialen Beratungen als Angebot bei der Bewältigung von Krisensituationen und persönlichen Problemen, von Lern- und Studienschwierigkeiten (studienbezogenen Problemen) und von sonstigen Einschränkungen, die während des Studiums auftreten können. Es handelt sich um Angebote der Erstberatung; bei gravierenderen Problematiken erfolgt eine Vermittlung an niedergelassene Psychotherapeuten oder in eine stationäre oder teilstationäre Behandlung. Gruppenangebote am Standort Halle für Studierende mit psychischen Erkrankungen und Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Prüfungen (Prokrastination und Prüfungsangst), Selbsthilfegruppen Studentenwerk Magdeburg: Das Studentenwerk Magdeburg hält für Studierende Beratungs- und Informationsangebote im Bereich der Allgemeinen Sozialberatung, Psychologischen/Psychotherapeutischen Beratung (PSB) und der Rechtsberatung vor. Zusätzlich werden Beratung und Informationen u. a. zu Themen in folgenden Sachbereichen angeboten: Studium und Schwangerschaft / Elternschaft Anliegen behinderter und chronisch kranker Studierender Probleme ausländischer Studierenden Beantragen von Härtefondsdarlehen, Freitischmarken, Finanzierungshilfen und staatliche Sozialleistungen studentischen Jobs, studentische Krankenversicherung Semesterbeitrag / Semesterticketbeitrag. Bei Bedarf und auf Wunsch kann eine Weitervermittlung an andere Beratungsstellen erfolgen. Psychosoziale Studierendenberatung am Hochschulstandort Magdeburg Einzelberatung im Rahmen der PSB: während der Vorlesungszeit jeweils drei, während der vorlesungsfreien Zeit jeweils zwei offene Sprechstunden pro Woche, die ohne Voranmeldung genutzt werden können. Alle anderen Beratungsgespräche nach Vereinbarung, wobei seit mehreren Monaten Wartezeiten von 3 - 6 Wochen sowie entsprechend lange Intervalle zwischen den einzelnen Sitzungen einkalkuliert werden müssen. Während der Vorlesungszeiten gibt es jeweils zwei 8-wöchige Gruppenangebote (primärpräventive Kurse) für Studierende. Schwerpunkte: Verbesserung des Stressbewältigungsvermögens , Verbesserung von Selbstwahrnehmung, Selbstmanagement und Beziehungsfähigkeit. Ganzjährig steht einmal pro Woche ein einstündiges offenes Gruppenangebot „Achtsam in den Tag“ zur Verfügung, das ohne Voranmeldung genutzt werden kann. Programme für spezifische Zielgruppen: - zehnwöchiges Gruppencoaching für Studierende mit chronischem Vermeidungsverhalten , drei bis vier Gruppen pro Jahr à sechs bis zehn TN. - Ganzjährig moderierte Austauschgruppe für psychisch kranke bzw. stark belastete Studierende (zweimal pro Monat à 1,5 Std.). 3 - Beratung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen incl. Beratung von Kollegen und Kolleginnen hinsichtlich des Umgangs mit schwierigen Studierenden. Die PSB ist zzt. mit 2,6 VK-Stellen (104 Std. / Woche) ausgestattet, die auf vier Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Teilzeit verteilt sind. 2017 wurden ca. 2,2 % der Studierenden am Hochschulstandort Magdeburg betreut. Das entspricht 30 bis 50 % des vom Deutschen Studentenwerk regelmäßig ermittelten Bedarfs. Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Die Hochschule entschloss sich im Jahr 2015, zusätzlich zu den Angeboten des Studentenwerks , ein eigenes spezifisches Angebot zur psychologischen Beratung für Studierende, aber auch zur Einzelberatung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern bei Studierenden, die psychologische Beratung benötigen, aufzubauen. Hier erhalten die Studierenden in schwierigen Situationen, vor allem bei Stress, Konflikten und Sinnkrisen einmalige oder bei Bedarf auch mehrfach professionelle, systemische Einzelberatungen. Falls eine längere Psychotherapie sinnvoll erscheinen sollte, besteht die Möglichkeit der Vermittlung zu niedergelassenen Psychotherapeuten oder entsprechenden Kliniken. Im Herbst 2018 hat das Studentenwerk erklärt, diese Beratung zu großen Teilen in ihre Finanzierung aufzunehmen. Außerdem bietet die Kunsthochschule in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in ihrem breiten Sportangebot für Studierende anerkannte Entspannungsverfahren an, wie z. B. Yoga-, Qigong- und Tai Chi-Kurse. Gesundheitsfördernde Angebote wie Workshops zu Zeitmanagement, Lernstrategien und Bekämpfung von Prüfungsangst werden zusätzlich angeboten. Hochschule Magdeburg-Stendal Die Hochschule Magdeburg-Stendal bietet eine Reihe von Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen für Studierende zur Krisenprävention oder -bewältigung sowie für eine gesundheitsförderliche Studien- und Arbeitsplatzgestaltung während des Studiums an. Studienorganisation und Prävention Neben der Allgemeinen Studienberatung stehen zur Organisation des Studiums und dessen Herausforderungen weitere verschiedene Beratungs- und Kompensationsangebote an der Hochschule Magdeburg-Stendal zur Verfügung. Dazu können folgende Angebote unter anderem genannt werden: Durch das Mentoring- und das Tutorenprogramm an der Hochschule Magdeburg- Stendal können fachliche, aber auch studienorganisatorische Themen, angesprochen und an die fachlichen Stellen vermittelt werden. Diese Peer-to-peer-Angebote können Erfahrungen von Studierenden für Studierende nutzen und Hemmschwellen für Unterstützungsanfragen mindern. Zur Kompensation von besonderen Belastungen während des Studiums können Studierende mit Familien- und Sorgeaufgaben (Kinder, Pflegeverantwortung, Schwangere ) sowie Studierende mit eigenen Erkrankungen und Handicaps den KomPass (Pass zur Kompensation besonderer Belastungen) beantragen, um Nachteilsausgleiche und Kompensationsmöglichkeiten, wie z. B. die Verlängerung der Bearbeitungszeiten , oder die bevorzugte Teilnahme an bestimmten Lehrveranstaltungen zu nutzen. 4 Hochschuleigene Beratungsstellen zur Studien- und Arbeitsplatzgestaltung wie der Familienservice, das Career Center oder Beauftragte (Behindertenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragte, Ausländerbeauftragte) werden ergänzt durch Kooperationsangebote wie die Psychosoziale Studienberatung (PSB), die von der Hochschule Magdeburg-Stendal mitfinanziert wird. Die PSB ist an beiden Standorten vertreten und bietet eine kostenfreie, unverbindliche und streng vertrauliche Beratung in Belastungssituationen , die im Laufe eines Studiums auftreten können. Innerhalb des Bund-Länder-finanzierten Qualitätspakt-Lehre-Projektes „Zentrum für Hochschuldidaktik und angewandte Hochschulforschung“ (ZHH) werden innerhalb des Teilprojektes „Diversität in Studium und Lehre“ verschiedene Konzepte und Maßnahmen zur diversitätssensiblen Gestaltung der Studieneingangsphase sowie zur Durchführung von Sensibilisierungs- und Qualifizierungsformaten für Studierende, Lehrende und Beschäftigte in Service und Verwaltung entwickelt und implementiert. Zur Gesundheitsförderung und Prävention der Studierenden bietet die Hochschule Magdeburg-Stendal eine Vielzahl von Maßnahmen an: - Die Studierenden können an beiden Hochschulstandorten aus einer Vielzahl an Kursen im Hochschulsport wählen, die sowohl zum physischen Wohlbefinden, als auch zur Stressbewältigung und Entspannung beitragen sollen und damit eine Grundlage für ein erfolgreiches Studieren und Arbeiten bieten. Weiterhin steht neben den Spiel- und Sportanlagen an beiden Standorten insbesondere auf dem Campus Stendal ein eingerichteter Bewegungsparcours (in Magdeburg in Planung ) zur Gesundheitsförderung zur Verfügung. - Seit Juni 2018 verfügt die Hochschule über eine Koordinatorin für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement, die eng mit den Projekten des studentischen Gesundheitsmanagements zusammenarbeitet. Gemeinsam mit dem Hochschulsport wurden bspw. Sportveranstaltungen, Thementage zur Entspannung oder Ernährung auch für Studierende entwickelt. - In studentischen Projekten der Studiengänge „Gesundheitsförderung und -management “ (Bachelor) und „Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung“ (Master ) am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien werden in jedem Semester verschiedene Projekte zur Förderung der Gesundheit von Studierenden entwickelt und auf dem Campus umgesetzt, unter anderem wurden Gesundheitstage initiiert oder die Einrichtung eines Trinkbrunnens konzipiert und aktuell an beiden Standorten umgesetzt. - Im Studium Generale der Hochschule Magdeburg-Stendal können Studierende aus Angeboten zur Förderung von persönlichen Fähigkeiten auswählen, zum Beispiel im aktuellen Wintersemester 2018/2019 in Kursen wie „Positive Psychologie und Glücksforschung“, die Grundlagen der Motivationspsychologie und den Umgang mit Rückschlägen und Misserfolgen thematisieren. 5 Frage 1 b): Gibt es spezifische Angebote für Lehramtsstudierende? Wenn ja, worin liegt diese Spezifik? Gibt es darüber hinaus spezifische Angebote für das Lehramt an Förderschulen? Antwort zu Frage 1 b): Studentenwerk Halle Die Angebote des Studentenwerkes stehen studienübergreifend für alle offen. Studentenwerk Magdeburg Auch hier können alle Studenten und Studentinnen die Angebote an den verschiedenen Standorten nutzen. Die Beratungen erfolgen anonym, Studiengänge werden nicht explizit erfasst. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) bietet (auf der Basis einer Umfrage der Studierenden zu Studienzweifeln und -ängsten im November 2017) seit dem Sommersemester 2018 im Rahmen der daraus hervorgegangenen Reihe „Lehrkraft“ eine Reihe von Maßnahmen an, um die Studierenden aller Schulformen in ihrem Studium und auch für ihren zukünftigen Berufsalltag als Lehrer und Lehrerinnen zu stärken. Informationsveranstaltungen und Workshops zu verschiedenen Themen (Stimmberatung , Stimmtraining, Einsatz der Körpersprache, Handlungsorientierte Reflexion schwieriger Momente in den Praxisphasen, lösungsorientierte Gespräche führen, Classroom-Management, Klassenraum im Griff, Perspektiven- und Methodenvielfalt trainieren, sharing is caring) sind darauf ausgerichtet, die Studierenden in die Lage zu versetzen, ihren Studienalltag zu organisieren, zu strukturieren und sie ergänzend auf die Herausforderungen des Lehreralltags vorzubereiten. Darüber hinaus werden in dieser Reihe Einzelcoachings für Studierende angeboten, die sich mit dem Gedanken tragen, das Studium abzubrechen oder unter Ängsten und Zweifeln leiden. Es stehen eine Psychologin und ein Psychologe zur Verfügung, deren Hilfe die Studierenden bis zu drei Sitzungen kostenlos in Anspruch nehmen können. Die Coachings werden vor allem von Jenen in Anspruch genommen, die sich mit Ängsten, vor allem mit Prüfungsängsten, quälen. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Das ZLB bietet einmal wöchentlich eine offene Sprechstunde für alle Lehramtsstudierenden ohne Voranmeldung an. Zusätzlich werden Termine nach Vereinbarung angeboten . Themen der Studienberatung können u. a. Studienorganisation, Unsicherheit bzgl. der Studiengangswahl oder aktuelle persönliche Anliegen sein. Das ZLB ist stets bemüht das Anliegen der Studierenden aufzugreifen und sucht mit diesen gemeinsam nach Lösungen. In den Fällen, in denen Studierende starke (u. a. psychisch belastende ) Probleme an die Studienberatung des ZLB herantragen, verweist das ZLB auf die PSB und deren Angebote. 6 Außerdem bietet das ZLB den Lehramtsstudierenden eine lehramtsbezogene laufbahnbezogene Studienberatung. Sie basiert auf dem Career Counselling for Teachers (CCT) und dient der Reflexion über den späteren Lehrerberuf. Psychosoziale Studierendenberatung am Hochschulstandort Magdeburg Sämtliche Angebote der Psychosozialen Studierendenberatung (PSB) können von Lehramtsstudierenden genutzt werden. Sonderprogramme für diese Zielgruppe gibt es seitens der PSB nicht. Der Anteil der Lehramtsstudierenden an den Einzelberatungsklienten und Einzelberatungsklientinnen der PSB lag im Jahr 2017 bei 1,25 % (1,3 % der Bachelorstudierenden und 5,4 % der Masterstudierenden der OVGU- Klientel). Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Ein separates Angebot für Lehramtsstudierende gibt es nicht. Die Studierenden können jedoch Veranstaltungen zum Stress- und Krisenmanagement wahrnehmen, die an der Hochschule regelmäßig angeboten werden. Aufgrund der engmaschigen Betreuung in den Lehramtsstudiengängen der Kunsthochschule versuchen die Lehrenden , bei Problemen betroffene Studierende umgehend an die professionellen Beratungsstellen zu verweisen. Frage 2: Wenn es solche Angebote, wie in den Fragen 1.a) und b) genannt, gibt, wie werden sie genutzt? Welche Schwerpunkte psychologischer Problemlagen zeichnen sich in den letzten Jahren ab und ist dabei eine Tendenz zu beobachten ? Wenn ja, wie ist sie zu charakterisieren? Antwort zu Frage 2: Studentenwerk Halle Die Studierenden nutzen die psychosozialen Beratungen für die Klärung ihrer Anliegen , für ihre Weiterentwicklung oder auch für eine Verdeutlichung der Schwere ihrer Thematik. Es kommt häufig (etwa zu 25 %) vor, dass die Studierenden im Beratungsprozess an niedergelassene Psychotherapeuten oder in eine stationäre oder teilstationäre Behandlung weitervermittelt werden. Entsprechend deutschlandweiter Erhebungen haben elf Prozent der Studierenden eine studienrelevante Beeinträchtigung und davon mehr als die Hälfte (53 %) psychische Erkrankungen, die sich studienerschwerend auswirken. Dies ist eine Steigerung um 8 Prozent gegenüber 2011, dem Zeitpunkt der letzten Erhebung1. Die Belastungen der Studierenden bestehen häufig schon vor dem Studium bzw. haben ihre Ursachen dort (65 %). Valide Daten für Studierende in Sachsen-Anhalt liegen dem Studentenwerk nicht vor. Studentenwerk Magdeburg: Im Jahr 2017 fanden insgesamt 65 Informationsveranstaltungen zu Beratungsangeboten und Themen der Allgemeinen Sozialberatung statt. Diese wurden von fast 5000 Studierenden sowie studieninteressierten Personen besucht. 1 Studienbefragung „beeinträchtigt studieren - best2“; Poskowsky, Jonas u.a.: beeinträchtigt studieren – best2, Datenerhebung zur Situation Studierender mit Behinderung und chronischer Krankheit 2016/17, Berlin, 2018 und BARMER Arztreport 2018. 7 Bei gesonderter Betrachtung der direkten Beratungen kam es zu einem Anstieg im Bereich der Allgemeinen Sozialberatung von fast 50 Prozent, welches sich u. a. auf die verbesserte Öffentlichkeitsarbeit sowie die Verfügbarkeit von Beratungsangeboten durch die Mobile Sozialberatung zurückführen lässt. In 2017 wurden für die OVGU insgesamt 136 offene Sprechtage angeboten, die von 735 Studierenden genutzt worden sind. Die Allgemeine Sozialberatung verzeichnete in 2017 einen Anstieg der ratsuchenden inländischen Studierenden ohne Kinder oder Handicap, deren Fortsetzung auch für 2018 beobachtet wird. Schwerpunktthemen der Beratung umfassten hierbei sehr häufig alternative Finanzierungskonzepte zum BAföG, das Thema Jobben, aber auch Vergünstigungen für Studierende. Darüber hinaus finden sich unter den Klienten der Beratungsstellen insbesondere Studierende in besonderen Ausbildungssituationen - wie schwangere Studentinnen, studierende Mütter und Väter mit Kind bzw. Kindern - für die Studienfinanzierungsmöglichkeiten außerhalb des BAföG eine zentrale Rolle spielen. Einer besonderen Hilfestellung bei der Bewältigung des Studienalltags bedürfen mitunter chronisch kranke und/oder behinderte Studierende. Hier kann die allgemeine Sozialberatung vorrangig durch kooperative Netzwerkarbeit mit den verantwortlichen Behindertenbeauftragten der Hochschulen erfolgreich Unterstützung geben. Die bereits im Jahr 2016 eingeführte Mobile Sozialberatung konnte in mehreren Schritten die Reichweite der Angebote der Clearingstelle in Magdeburg ausbauen. Ziel ist es, den Zugang zur Beratung noch weiter zu vereinfachen und auf zusätzlichen medialen Wegen Informationen zur Verfügung zu stellen. In einem ersten Schritt wurden zum Wintersemester 2016/17 offene Sprechzeiten an den einzelnen Fakultäten erweitert. Seit dem Sommersemester 2017 wird regelmäßig eine Sprechzeit an der Fakultät für Humanwissenschaften sowie die Beratung und Terminvergabe via WhatsApp angeboten. Weiterhin wurde in Zusammenarbeit mit dem sozialpsychiatrischen Dienst des Klinikums Olvenstedt die Möglichkeit der Beratung im Rahmen von stationären Aufenthalten begründet. Seit 2016 bietet das Team der Sozialberatung mit dem Angebot ‚Minimethoden zur Entspannung‘ ein unverbindliches Kurzzeittraining in der Zeit von 11-14 Uhr in den Mensen aller Campusse an. Ein weiteres Angebot „Stressfrei studieren mit Mentalstrategien “ in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse konnte bisher aufgrund zu geringer Nachfrage nicht durchgeführt werden. Beide Kurse stellen zusätzliche Angebote zu den Stressbewältigungskursen der PSB dar. Die PSB in Magdeburg ist als Kooperationsprojekt zwischen dem Studentenwerk Magdeburg, der Magdeburger Universität, der Hochschule Magdeburg-Stendal und der AOK Magdeburg angelegt und bietet als größte PSB-Einrichtung im Aufgabenfeld des Studentenwerks Magdeburg Beratungen während des gesamten Jahres unabhängig der Vorlesungszeiten an. Es existieren eine enge Zusammenarbeit der Beratungseinrichtungen im Umfeld der Hochschulen und ein regelmäßiger Informationsaustausch der Berater und Beraterinnen. 8 Psychosoziale Studierendenberatung am Hochschulstandort Magdeburg Im Jahr 2017 wurde die Einzelberatung von 442 Studierenden in Anspruch genommen , mit diesen wurden insgesamt 1271 Gespräche geführt. Die durchschnittliche Anzahl der Gespräche lag in den letzten Jahren bei ca. vier pro Student und Studentin . Inklusive der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an Kursen und Gruppen hat die PSB 2017 495 Studierende betreut, wobei etliche Klienten und Klientinnen sowohl Gruppenangebote als auch Einzelberatung in Anspruch genommen haben. Insgesamt wurden 42 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Rahmen von 75 Gesprächskontakten beraten. Die Daten für 2018 (Dateneingabe noch nicht abgeschlossen) werden vermutlich ähnlich ausfallen. Regelmäßig präsentieren zwischen 88 und 93 % der ratsuchenden Studierenden komplexe Problemstellungen, bei denen sich studienbezogene und persönliche Schwierigkeiten wechselseitig beeinflussen. Im Jahr 2017 gaben knapp 60 % der Studierenden Motivationsprobleme, 61 % Leistungs- und Konzentrationsprobleme und mehr als 50 % Prüfungs- und Versagensängste an. Mehr als 70 % litten unter Identitätsproblemen (Selbstzweifel, Autoritätsängste, Entscheidungsschwierigkeiten), mehr als 20 % der Studierenden stuften ihren Gesamtzustand als akut kritisch ein. Depressive Symptome beschrieben 76 %, fast 75 % der Klienten und Klientinnen gaben psychosomatische Beschwerden an. Auch Ängste (54 %) und Zwänge (30 %) wurden häufig genannt. Tendenziell hat nach Auskunft der PSB der Anteil behandlungsbedürftiger, d. h. stark beeinträchtigter Studierender in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Dies könnte einerseits mit der Verdichtung der Studienanforderungen, andererseits aber auch mit dem Abbau von Hemmschwellen bezüglich der Inanspruchnahme professioneller Hilfe zusammenhängen. Möglicherweise spielt auch eine Verlagerung der wahrgenommenen Hilfsangebote hin zu den Beratungsstellen, die ihr Angebot verbessert haben, eine Rolle. Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Die Kunsthochschule wertet die Inanspruchnahme der Beratungsstelle sorgfältig aus, um eine Grundlage für eine Diskussion um eventuell notwendige Änderungen in den Studienbedingungen zu schaffen, jedoch liefert eine 3 ½-jährige Erfahrung noch zu wenig Datenmaterial, als dass Tendenzen und Entwicklungen daran abzulesen sind. Hochschule Magdeburg-Stendal Die Angebote des Hochschulsports, des studentischen Gesundheitsmanagements und im Studium Generale werden durch die Studierenden der Hochschule Magdeburg -Stendal und anderen (z. B. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg im Rahmen des Hochschulsports) intensiv genutzt und zum Teil über Anmeldungen dokumentiert . Eine allgemeine Einschätzung der Studierenden zur Zufriedenheit zu den angebotenen Hilfen bei psychischen und sozialen Problemen wird regelmäßig im Studienqualitätsmonitor erhoben, jedoch nicht qualitativ erfasst. In den Fachbereichen werden Einzelgespräche angeboten, um individuelle Probleme im Studienverlauf zu besprechen und Lösungen sowie Unterstützungsmöglichkeiten für den Studienerfolg zu besprechen. 9 Am Standort Stendal wird seit 2010 innerhalb des jährlichen Formats „Stendaler Reflexionstage “ der Dialog zwischen den Studierenden, Lehrenden und der Verwaltung über Themen aus Studium, Lehre sowie hochschul- und bildungspolitischen Fragen gefördert. In offenen Workshops wird matrikel-, fachgebiets- und fachbereichsübergreifend zwischen allen Akteuren und Akteurinnen der Hochschule diskutiert. Zur Ergebnissicherung werden Protokolle angefertigt und konkrete Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die zum Teil zeitnah umgesetzt werden. Besondere Schwerpunkte psychologischer Problemlagen oder Tendenzen in den zentralen Beratungsformaten der Hochschule Magdeburg-Stendal wurden bisher nicht erfasst. Frage 3 a) Wie bewertet die Landesregierung das Auftreten des Burnout-Syndroms unter Studierenden insgesamt in den vergangenen fünf Jahren? Sind in diesem Zeitraum Entwicklungstendenzen zu erkennen? Frage 3 b): Gibt es in dieser Hinsicht eine Spezifik bei Lehramtsstudierenden? Wenn ja, worin besteht sie? Gibt es unter den Lehramtsstudierenden eine weitere Differenzierung ? Sind Studierende des Lehramts an Förderschulen besonders von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen, die einem Burnout-Zustand zuzuschreiben sind? Frage 3 c): Auf welche Studien, Datenerhebungen, Befragungen etc. stützt die Landesregierung ggf. ihre Einschätzungen? Sind diese Materialien öffentlich und wenn ja, wo sind sie dokumentiert? Die Fragen 3 a bis c werden im Zusammenhang beantwortet. Antwort zu den Fragen 3 a bis c): Über punktuelle Einschätzungen auch einzelner Antworten und der Ergebnisse der bundesweiten 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (2017) hinaus liegen der Landesregierung keine belastbaren Erhebungen und Erkenntnisse vor. Eine regierungsseitige Kontrolle der Beratungsanliegen einzelner Studierender wäre ein weitgehender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Studierenden und wird deshalb von der Landesregierung nicht verfolgt. Frage 4: Welche Angebote zur Beratung hinsichtlich Krisenprävention oder -bewältigung oder einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung stehen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern während der „Zweite Phase“ der Lehrerausbildung zur Verfügung? Antwort zu Frage 4: 1. Die Thematik „Lehrergesundheit/gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung“ wird von den Hauptseminarleitern aller Schulformen im Rahmen des Pflichtmoduls „Schule mitgestalten und entwickeln“ des ausbildungsdidaktischen Konzepts für den Vorbereitungsdienst im Land Sachsen-Anhalt in einem Seminar thematisiert. Dabei lernen die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit Belastungen umzugehen, 10 Arbeitszeit und Arbeitsmittel zweckdienlich und ökonomisch einzusetzen und kollegiale Beratung als Hilfe zur Arbeitsentlastung zu praktizieren. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung orientiert sich dabei an den Wünschen bzw. Bedürfnissen der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst. Schwerpunkte des Seminars sind z. B. - kollegiale Fallberatung - Stressbewältigung und - Kommunikation in schwierigen Situationen (z. B. mit Eltern, Schülern). Mitarbeiter externer Beratungsstellen werden als Experten zur Erweiterung des Seminarangebotes herangezogen. 2. Bei Krisen/Problemen, die eine Lehrkraft im Vorbereitungsdienst nicht im Seminar , sondern separat thematisieren möchte, führt der Hauptseminarleiter individuelle Gespräche zur Beratung durch, die ggf. auch unter Einbezug der Ausbilder an den Schulen (Mentoren, Schulleiter u. a.) stattfinden können. In diesen Gesprächen werden Lösungen aufgezeigt und besprochen sowie Ziele und Schwerpunkte des Entwicklungsprozesses festgelegt. 3. Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst können sich darüber hinaus auch an ihre Mentoren und die jeweiligen Schulleitungen wenden, um Rat und Unterstützung vor Ort zu erhalten. 4. Die Internetnutzung gehört inzwischen zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Damit verbunden nimmt auch die Gefahr von Cybermobbing zu, von dem auch Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst betroffen sein können. Im Einführungsmodul sowie im Rahmen der mediendidaktischen Tage werden daher auch dazu Präventionsstrategien entwickelt, die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst in die Lage versetzen sollen, möglichen Anfeindungen im Netz wirksam zu begegnen. 5. Als Arbeitsgrundlage und Vorbereitung für Seminare und Gespräche steht auch den Seminarleitern und den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst der Krisenordner „Informationen und Handlungsleitfäden für Krisenprävention und –intervention an Schulen in Sachsen-Anhalt“ zur Verfügung. In diesem werden u. a. Informationen zu Handlungsleitfäden, Prävention, Netzwerken gegeben. Frage 5: Welche Position vertritt die Landesregierung zu spezifischen Testverfahren hinsichtlich der psychologischen Eignung der Bewerberinnen und Bewerber vor der Studienzulassung zu einem zum Lehramt führenden Studiengang? Sollte das Ergebnis solcher Tests nach Auffassung der Landesregierung künftig Einfluss auf die Zulassung zu einem Studium haben, das zu einem Lehramt führt? Antwort zu Frage 5: Testverfahren zur Einschätzung der psychischen Belastbarkeit sind in der Regel situative Selbsteinschätzungs-Fragebögen, deren Ergebnisse keinen zuverlässigen, prädiktiven Charakter haben. Sinnvoller sind hingegen Instrumente, die zu einer reflektierenden Studienwahl beitragen. Nach Auffassung der Landesregierung soll die 11 Teilnahme an Self-Assessments weiterhin verbindlich im Lehramtsstudium verankert bleiben. Hier darf auf die Selbsterkundung zum Lehrerberuf mit Filmimpulsen der LMU München http://www.self.mzl.lmu.de/ und auf das Projekt „Career Counselling for Teachers“ http://www.cct-germany.de/ hingewiesen werden. Nur das Zertifikat über die Teilnahme soll bei der Immatrikulation, spätestens jedoch zur Studienberatung im Laufe der ersten beiden Studiensemester gemäß § 11 Abs. 1 HSG LSA vorgelegt werden (siehe aktuelle Zielvereinbarungen 2015-2019 mit der Martin-Luther-Universität, Anlage 4, Punkt 5.5 und mit der Otto-von-Guericke- Universität, Anlage 4, Punkt 6.6). Inhaltliche Angaben zum Test sind nicht zu machen . Selbsttests sollten aber ohne Einfluss auf Zulassungsentscheidungen bleiben, weil Kompetenzen und Fähigkeiten, die im Studium erworben werden sollen, nicht bereits vor Studienbeginn zu einem Auswahlkriterium gemacht werden können.