Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/3930 11.02.2019 (Ausgegeben am 12.02.2019) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Dr. Katja Pähle (SPD) Situation der Logopädie im Land Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 7/2231 Vorbemerkung des Fragestellenden: Die Logopädie gehört in Deutschland zu den nichtärztlichen Heilberufen und sieht sich einem wachsenden Fachkräftemangel gegenüber. Logopädinnen und Logopäden werden hauptsächlich an Berufsschulen ausgebildet, während es in Deutschland nur an wenigen Standorten möglich ist, Logopädie zu studieren. Experten fordern seit Jahren, wachsenden Vakanzzeiten und unzureichender Vergütung von Logopädinnen und Logopäden mit einer grundständigen Akademisierung entgegenzuwirken und so das Berufsfeld Sprachtherapie aufzuwerten. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration 1. Wie gestaltet sich die Situation der Logopädie im Land Sachsen-Anhalt, u. a. im Hinblick auf den Arbeitsmarkt, die Vergütung und die Arbeitsbedingungen ? Wie viele ausgebildete Logopädinnen und Logopäden sind tätig, wie viele werden tatsächlich benötigt? Der Landesregierung liegen keine konkreten Angaben zu den Arbeitsbedingungen, zur Anzahl und zum Bedarf der Logopädinnen und Logopäden vor. Im Hinblick auf die Arbeitsmarktsituation ist entsprechend der Studie „Ich bin dann mal weg“ sowie der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit von einem Fachkräftemangel auszugehen. Bundesweit betragen die Vakanzzeiten offener Stellen 146 Tage. Den zunehmend ansteigenden offenen Stellen stehen zudem sinkende Bewerberzahlen gegenüber. 2 Hinsichtlich der Vergütung wird auf die nachstehende Tabelle verwiesen, die die Vergütung in der ambulanten Praxis für die am häufigsten von Logopädinnen und Logopäden abgerechnete Position (45-minütige Einzeltherapie) seit 2014 für die Primärkassen aufzeigt: AOK (in Euro) BKK (in Euro) IKK (in Euro) Knappschaft (in Euro) 2014 30,14 32,70 31,02 31,96 2015 31,34 32,70 31,83 32,45 2016 34,81 34,00 32,77 32,92 2017 34,81 40,00 34,81 32,95 2018 38,64 43,00 38,64 42,10 2. An welchen Standorten werden in Sachsen-Anhalt zurzeit Logopädinnen und Logopäden sowie akademische Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten ausgebildet? Bitte aufschlüsseln nach Ort, Schulart (Berufsschule, Hochschule), besetzten Plätzen und prozentualer Auslastung in den letzten fünf Jahren. In Sachsen-Anhalt wird derzeit an zwei Berufsfachschulen (eine in privater Trägerschaft - in Magdeburg - und eine in öffentlicher Trägerschaft - in Halle) Logopädinnen und Logopäden ausgebildet. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bietet den Studiengang Sprechwissenschaft als Bachelor- und Masterstudiengang an. Die Ausbildungszahlen der letzten fünf Jahre sowie die Angabe zur Auslastung können der nachstehenden Tabellen entnommen werden. Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe an der Martin -Luther-Universität in Halle Prozentuale Auslastung Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege (IWK) Magdeburg Prozentuale Auslastung 2013/2014 18 90 56 58,33 2014/2015 18 90 50 52,08 2015/2016 18 90 40 41,66 2016/2017 19 95 31 32,29 2017/2018 19 95 40 41,66 Die Anzahl der Studierenden der letzten fünf Jahre sowie die Angabe zur Auslastung können der nachstehenden Tabellen entnommen werden. Zu berücksichtigen ist dabei , dass die Kapazitäten je Jahr schwankend sind. Bachelor Sprechwissenschaft (Anzahl der Studienanfänger /innen) Prozentuale Auslastung Master Sprechwissenschaft (Anzahl der Studieanfänger /innen) Prozentuale Auslastung Davon Spezialisierung „Klinische Sprechwissenschaft “ 2014 29 93,55 35 120,69 19 2015 29 87,88 29 100,00 14 2016 33 97,06 31 81,58 8 2017 27 100,00 25 83,33 8 2018 28 103,70 26 100,00 17 3 3. Wie bewertet die Landesregierung den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im September 2018, der eine bessere Entlohnung, eine Vereinheitlichung der Entgelte und eine Abschaffung des Schulgeldes für Auszubildende fordert, wobei Bund und Länder ein gemeinsames Konzept erarbeiten sollen? Die Landesregierung bewertet den Vorstoß des Bundesgesundheitsministers positiv. 4. Inwieweit kann und wird sich das Land Sachsen-Anhalt bei der Erstellung eines solchen Konzeptes inhaltlich und personell beteiligen? Welche Ziele sollen dabei in Hinblick auf eine Verbesserung der beruflichen Situation von Logopädinnen und Logopäden im Land Sachsen-Anhalt verfolgt werden ? Das Bundesministerium für Gesundheit hat zu diesem Zweck eine Bund-Länder- Arbeitsgruppe eingerichtet, in der Sachsen-Anhalt mitarbeitet. Für die Landesregierung sind die Abschaffung des Schulgeldes und die bessere Entlohnung wichtige Punkte zur Verbesserung der beruflichen Situation von Logopädinnen und Logopäden . 5. Wie beurteilt die Landesregierung die Modellklausel und die bisherigen Modellversuche zur Akademisierung der Logopädie? Welche Entwicklungen und Maßnahmen hin zu einer Akademisierung der Logopädie hat es in den letzten fünf Jahren im Land Sachsen-Anhalt gegeben? In Sachsen-Anhalt wurde kein Modellstudiengang eingerichtet. Dennoch wird die Erprobung akademischer Erstausbildungen im Bereich der Logopädie wie auch in den anderen Berufen, für die Modellklauseln gelten, als notwendiger und zukunftsweisender Schritt angesehen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden im Rahmen der Beratungen in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe mit einfließen, da auch über eine (Teil- oder Voll-) Akademisierung des Berufes Logopädie zu sprechen sein wird. 6. Wie schätzt die Landesregierung grundsätzlich eine grundständige Akademisierung der Logopädie in Sachsen-Anhalt und die möglicherweise damit einhergehenden Verbesserungen für Logopädinnen und Logopäden sowie für Patientinnen und Patienten ein? Eine abschließende Bewertung, ob es zu einer Vollakademisierung kommen soll, ist in Sachsen-Anhalt noch nicht erfolgt. 7. Welche Informationen liegen dem Land Sachsen-Anhalt über den Fortschritt der Akademisierung der Logopädie in anderen Bundesländern vor? Welche erfolgreichen Entwicklungen möchte die Landesregierung bei eigenen Plänen zukünftig berücksichtigen? Die Landesregierung hat derzeit nur Kenntnis über die akademische Logopädieausbildung , wie sie im Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse der Modellvorhaben zur Einführung einer Modellklausel in die Berufsgesetze der Hebammen, Logopäden , Physiotherapeuten und Ergotherapeuten (BT-Drs. 18/9400) ausgeführt 4 wird. Danach haben vier Bundesländer (BE, BY, MV und NW) eine akademische Logopädieausbildung nach der Modellklausel eingeführt.