Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/399 26.09.2016 Hinweis: Die Drucksache steht vollständig digital im Internet/Intranet zur Verfügung. Die Anlage ist in Word als Objekt beigefügt und öffnet durch Doppelklick den Acrobat Reader. Bei Bedarf kann Einsichtnahme in der Bibliothek des Landtages von Sachsen-Anhalt erfolgen oder die gedruckte Form abgefordert werden. (Ausgegeben am 27.09.2016) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Andreas Höppner (DIE LINKE) Boden- und Pachtpreise in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 7/175 Vorbemerkung des Fragestellenden: Die landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen-Anhalt beklagen steigende Pachtausgaben und auch Kaufwerte landwirtschaftlicher Fläche. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Vorbemerkung: Im Zusammenhang mit dem teilweisen drastischen Anstieg der Kauf- und Pachtpreise landwirtschaftlicher Flächen, den Aktivitäten nichtlandwirtschaftlicher Investoren, der Ausbildung von Holdingstrukturen in der Landwirtschaft sowie der Nachfrage landwirtschaftlicher Flächen zur nichtlandwirtschaftlichen Nutzung ist das Geschehen auf den landwirtschaftlichen Bodenmärkten zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und der politischen Entscheidungen gerückt. Um Grundlagen für Handlungsoptionen und mögliche Gesetzesänderungen herzuleiten , wurden verschiedene Studien zur Relevanz der Aktivitäten nichtlandwirtschaftlicher und überregional ausgerichteter Investoren auf dem Bodenmarkt in Deutschland im Auftrag des Bundes und Rechtsgutachten im Auftrag des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG) durchgeführt. Außerdem wurde eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Bodenmarktpolitik (BLAG) eingesetzt . Sachsen-Anhalt hat sich in die Arbeit der BLAG aktiv eingebracht. Der Abschlussbericht ist Richtschnur der Arbeitsziele und enthält bodenmarktpolitische Ziele 2 und Handlungsempfehlungen, so u. a. auch die Begrenzung des Anstiegs von Kaufund Pachtpreisen landwirtschaftlicher Flächen. Die Fragen 1, 2 und 5 wurden auf der Grundlage der in der vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt (LVermGeo) in seiner Funktion als Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Sachsen-Anhalt vorgehaltenen Kaufpreissammlung registrierten tatsächlich vorgenommenen Erwerbsvorgänge im Teilmarkt der landwirtschaftlich genutzten Grundstücke beantwortet . Hierbei wurden keine Aussagen getroffen, wenn in den jeweiligen Landkreisen oder Jahresscheiben in der Kaufpreissammlung keine Erwerbsvorgänge oder diese nur in sehr geringer Anzahl, die eine belastbare Beantwortung nicht zulässt, erfasst worden sind. Zudem wurde eine Auswertung für das Jahr 2016 zum Stand August vorgenommen . 1. Wie hoch ist der durchschnittliche Kaufpreis für 1 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in Sachsen-Anhalt? Bitte Grünland und Ackerland getrennt und nach Landkreisen und Jahresscheiben für 2010 bis 2016 ausweisen. Anlage 1 enthält die durchschnittlichen Kaufpreise in Euro jeweils für einen Hektar Acker- bzw. Grünland nach Landkreisen für die Jahre 2010 bis 2016. Die Angaben beziehen sich auf die im gewöhnlichen Geschäftsverkehr erzielten Kaufpreise. Nachgewiesene Einflüsse von Bodengüte, Flächengröße und Pachtsituation wurden nicht berücksichtigt. 2. In welchen Landkreisen konnte der höchste und in welchem Landkreis der niedrigste Kaufpreis/ha erzielt werden? Bitte die Werte nach Jahresscheiben für 2010 bis 2016 ausweisen. Die jeweils höchsten und niedrigsten Kaufpreise pro Hektar Acker- bzw. Grünland für die Jahresscheiben 2010 bis 2016 und die dazugehörigen Landkreise sind in den folgenden Tabellen dargestellt. Ackerland: Jahr höchster Kaufpreis niedrigster Kaufpreis Landkreis Euro pro Hektar Landkreis Euro pro Hektar 2010 Börde 37.300 Stendal 200 2011 Harz 30.600 Stendal 600 2012 Salzlandkreis 50.000 Stendal 1.300 2013 Saalekreis 46.300 Saalekreis und Wittenberg 800 2014 Harz 52.100 Harz 800 2015 Saalekreis 62.000 Harz 2.000 2016* Börde 56.400 Börde 1.200 * Stand: 08/2016 3 Grünland: Jahr höchster Kaufpreis niedrigster Kaufpreis Landkreis Euro pro Hektar Landkreis Euro pro Hektar 2010 Anhalt-Bitterfeld 20.100 Saalekreis 400 2011 Harz 25.200 Harz 600 2012 Burgenlandkreis 30.400 Altmarkkreis Salzwedel 700 2013 Burgenlandkreis 50.000 Mansfeld-Südharz 900 2014 Börde 31.000 Mansfeld-Südharz 900 2015 Harz 34.900 Harz und Salz-landkreis 1.000 2016* Börde 22.200 Altmarkkreis Salzwedel 1.000 * Stand: 08/2016 3. Wie hoch ist der durchschnittliche Pachtpreis für 1 ha landwirtschaftliche Nutzfläche? Bitte Grünland und Ackerland getrennt und nach Landkreisen und Jahresscheiben für 2010 bis 2016 ausweisen. Basis für die Beantwortung dieser Frage ist die auf der Homepage des MULE veröffentlichte Statistik über die Pachtpreise landwirtschaftlicher Grundstücke nach Landkreisen. Grundlage dessen sind die ermittelten Daten der Landkreise die sich aus der Anzeigepflicht von Neuabschlüssen bei Landpachtverträgen und Vertragsänderung gemäß § 2 Landpachtverkehrsgesetz ergeben. In der Anlage 3 sind die durchschnittlichen Pachtpreise nach den Nutzungsarten Acker- und Grünland sowie der Gruppierung nach Acker- und Grünlandzahlen landkreisweise für die Jahre 2010 bis 2015 differenziert ausgewiesen. Aussagen zum Jahr 2016 können erst nach Auswertung zum Jahresende erfolgen und sind daher in den Tabellen noch nicht aufgeführt. 4. In welchen Landkreisen sind die größten Abweichungen vom Durchschnittspachtpreis /ha zu verzeichnen? Bitte die Werte nach Jahresscheiben für 2010 bis 2016 ausweisen. Bei den Pachtpreisen lassen sich große Streuungen beobachten, die durch vielfältige Bestimmungsfaktoren, wie einerseits durch natürlich, regionale Standortbedingungen , Größe der Parzelle, Lage, Erreichbarkeit, Bodenqualität, Bewirtschaftbarkeit und andererseits durch unterschiedliche Betriebsstrukturen begründet sind. Genauere Angaben liegen der Landesregierung nicht vor und können nur mit unvertretbar hohem Aufwand ermittelt werden. 4 5. Wie viele Flächen (in ha) wurden an nichtlandwirtschaftliche Investoren veräußert? Zu welchem durchschnittlichen Kaufpreis (je ha) wurden diese veräußert? Die Abgrenzung der nichtlandwirtschaftlichen von landwirtschaftlichen Investoren ist schwierig, da der Status eines Landwirtes in verschiedenen Rechtsbereichen unterschiedlich geregelt ist. Die subjektive Eingruppierung eines Investors wird bei vielen auch dadurch beeinflusst, wie lange dieser ggf. bereits in der Landwirtschaft aktiv ist, ob er regionsfremd ist und wie stark er sich vor Ort integriert. Eine Statistik wie viele Flächen tatsächlich an nichtlandwirtschaftliche Investoren veräußert wurden und zu welchem Kaufpreis wird in diesem Sinne nicht geführt . Gleichwohl werden die Aktivitäten auf dem Bodenmarkt durch die Landesregierung kritisch gesehen und das Ziel einer Gesetzesinitiative zur Reformierung des Bodenmarktes verfolgt, insbesondere sollen hier Regelungen für Geschäftsanteilsverkäufe getroffen werden. Das LVermGeo in seiner Funktion als Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Sachsen-Anhalt führt bei jedem Erwerbsvorgang zu landwirtschaftlich genutzten Grundstücken eine freiwillige Verkäufer- und Käuferbefragung durch und ermittelt, ob es sich bei dem Käufer um einen „nichtlandwirtschaftlichen Investor“ handelt. Somit sind die dem LVermGeo in seiner Funktion als Geschäftsstelle des Gutachterausschusses vorliegenden Erkenntnisse von der Mitwirkung der Vertragsparteien an der Befragung abhängig . Ein vollumfänglicher Rücklauf und eine vollständige Beteiligung sowie die Richtigkeit der Angaben kann hierbei nicht gewährleistet werden. Insofern können sich die in Anlage 2 enthaltenen Angaben nur auf die dem LVermGeo in seiner Funktion als Geschäftsstelle des Gutachterausschusses vorliegenden Erkenntnisse beziehen. Analog den vorhergehenden Fragen bezieht sich die Antwort in Anlage 2 ebenfalls auf die Landkreise und Jahresscheiben 2010 bis 2016. 6. Wie viele ha landwirtschaftliche Nutzfläche wurden vorübergehend an die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt veräußert, um liquide Mittel zu generieren ? Zur Unterstützung von notleidenden Betrieben wurden im Rahmen von Konsolidierungsankäufen seit 2015 rund 64 ha von fünf Betrieben wirksam erworben. Die Betriebe haben hierbei das Recht auf Rückerwerb. In der Zwischenzeit pachten sie die Flächen von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (LGSA). 7. Wie viele Milchviehbetriebe in Sachsen-Anhalt nahmen die Möglichkeit in Anspruch, Flächen kurzfristig an die Landgesellschaft zu veräußern und diese Flächen dann zu pachten? Von zwei Milchviehbetrieben wurden Flächen mit beurkundetem Kaufvertrag konkret erworben und ein weiterer Milchviehbetrieb befindet sich derzeit mit der LGSA im Gespräch. d0399anlage.pdf 7-175 - Boden- und Pachtpreise in ST - Anlage 1.pdf 7-175 - Boden- und Pachtpreise in ST - Anlage 2 7-175 - Boden- und Pachtpreise in ST - Anlage 3