Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/795 05.01.2017 (Ausgegeben am 09.01.2017) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Ulrich Siegmund (AfD) Arzneimittelversorgung und Apotheken in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 7/407 Vorbemerkung des Fragestellenden: Vor dem Hintergrund des EuGH-Urteils, vom 19. Oktober 2016 (AZ C-148/15), zur Preisbindung im online-Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, besteht die Sorge, dass sich der europaweite Wettbewerb zulasten von Qualität und Sicherheit einer flächendeckenden, wohnortnahen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt auswirken könnte. Online-Apotheken können sowohl in Bezug auf Beratungsleistung vor Ort, als auch der Sicherstellung von Notdiensten, die herkömmlichen Apotheken nicht ersetzen. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration 1. Wie viele Apotheken sind in Sachsen-Anhalt in den letzten fünf Jahren zugelassen gewesen? Bitte nach den jeweiligen Jahren aufschlüsseln. Für den Zeitraum 2011 bis 2016 wurden folgende Apothekenbetriebserlaubnisse erfasst: Jahr Anzahl der öffentlichen Apotheken im Land Sachsen-Anhalt 2011 618 2012 617 2013 613 2014 612 2015 611 2 2. Wie hoch ist der durchschnittliche Versorgungsgrad? Der Versorgungsgrad variiert in Sachsen-Anhalt regional. Extremwerte bestehen nach der Gesundheitsberichtserstattung Sachsen-Anhalts für das Jerichower Land, wo durchschnittlich 4.825,9 Einwohner auf eine Apotheke kommen, und für die Stadt Halle (2.925,8 Einwohner auf eine Apotheke; Stand: 2015). Der durchschnittliche Versorgungsgrad für Sachsen-Anhalt liegt bei 3.681,1 Einwohnern pro Apotheke. 3. Wie haben sich in den vergangenen fünf Jahren die Studieneinschreibungen im Studiengang für Pharmazie an der Universität Halle entwickelt? Bitte nach den jeweiligen Jahren aufschlüsseln. Nach der amtlichen Statistik zu den Einschreibungen im Studienfach Pharmazie ist in den Jahren 2011 bis 2015 folgende Entwicklung zu verzeichnen: Studienjahr Studienanfänger/-innen im Studienfach Pharmazie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2011 171 2012 182 2013 174 2014 185 2015 207 Quelle: Statistisches Bundesamt, Schlüsselverzeichnis für die Studenten- und Prüfungsstatistik 4. Welche Auswirkungen erwartet die Landesregierung vom o. g. EuGH-Urteil auf die Apothekenlandschaft im Land? Die Apotheken im Land sind an die Vorgaben im Arzneimittelgesetz und damit an feste Abgabepreise gebunden. Durch die - hinsichtlich der Preisgestaltung - mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs herbeigeführte Ungleichbehandlung inländischer Apotheken im Vergleich zu den Versandapotheken im Ausland sieht die Landesregierung einen künstlich geschaffenen Preisanreiz. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Apotheken in Sachsen-Anhalt bei einem über den Preis definierten Wettbewerb auf lange Sicht nicht bestehen können. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Apothekenlandschaft im Land sind jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewiss. 5. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung veranlasst, um auch in Zukunft die flächendeckende, wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt sicherzustellen? Apothekenrechtliche Vorgaben finden sich in Bundesgesetzen; besonders zu nennen sind das Apothekengesetz, die sich daraus ableitende Apothekenbetriebsordnung und - vor dem Hintergrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs - das Arzneimittelgesetz. Konkrete Maßnahmen der Landesregierung werden mit Blick auf die flächendeckende, wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung der Bundesgesetzgebung geprüft und getroffen.