STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 I 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) L-1053/2/219-2017/ Dresden, Oktober 2017 Kleine Anfrage des Abgeordneten Klaus BartI, Fraktion DIE LINKE Drs.-Nr.: 6/10921 Thema: Archäologische Ausgrabungen im ehemaligen Klosterareal von Annaberg-Buchholz durch das sächsische Landesamt für Archäo logie (Nachfrage zur Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/9611 Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Bei welchen der verschiedenen Bauarbeiten vor Beginn der ar chäologischen Untersuchungen auf dem Gelände des ehemaligen Fran ziskanerklosters wurden welche Funde, Befunde und Bodenprofile in den einzelnen Bodenschichten und welche Maße zur Lage, Größe und Tiefe der Frostschutzschicht aufgenommen und dokumentiert. In Beantwortung der Frage 1 der Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/9611 wurden die durchgeführten Maßnahmen benannt. In Bezug auf die Funde, Befunde, Bo denprofile und die Dokumentation gestörter Bereiche wird auf die Grabungs dokumentation der benannten Maßnahme im Juni 2000 und die Vermerke zu den anderen benannten Maßnahmen sowie die ebenfalls benannte Bau grunduntersuchung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) aus dem Frühjahr 2015 verwiesen. Die erstgenannte Dokumentation und die Vermerke können im Staatsbetrieb Landesamt für Ar chäologie Sachsen (LfA) eingesehen werden. Die derzeit laufende Bearbei tung der Ausgrabungsergebnisse im Rahmen einer Dissertation wird auf die Befunde und die ausgesprochen zahlreichen Funde aus allen Grabungsmaß nahmen ausführlich eingehen und sie vorlegen. Zu der Nachfrage „Frostschutz" kann noch Folgendes ausgeführt werden: Der Frostschutz befand sich im gesamten Bereich des ehemaligen Parkplat zes. Ein schmaler Streifen des Westflügels und fast der gesamte Nordflügel befinden sich außerhalb des Parkplatzes. Anstelle des Frostschutzes lag dort eine ähnlich starke Schicht Mutterboden auf, da sich dort Grünanlagen be fanden. Im Nordflügel wurde der Mutterboden abgezogen und der Abzug auf Zertifikat seit 2007 audtt berufundfarnilie Hausanschrift: Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstraße 17 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßen bahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Hintereingang der Wigardstraße 17. Für alle Besücherparkpiatze gilt: Bitte beim Pfortendienst meiden. 'Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokümente STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN der darunter befindlichen Schuttverfüllung Befund 55 gestoppt. Diese war flächig einge bracht. Befund 55 ist eindeutig eine Verfüllung des 19. Jahrhunderts. Nachfolgend wurde im Nordflügel unter archäologischer Begleitung mit dem Bagger in wenigen Zentimeter starken Abzügen vorsichtig auf Endtiefe gegangen, ohne dass sich dort etwas an der Verfüllung des Befundes 55 geändert hätte. Im Bereich des Westflügels außerhalb des Parkplatzes war ebenfalls Humusboden auf getragen. Dort wurde der Bereich durch einen Leitungsgraben, Fundamentierungen dreier Flaggenmasten sowie durch die Baugrube einer ehemaligen Grünanlagenbegren zung gestört. Dort begann auch schon allmählich der Hang zur Klosterstraße abzufallen. Direkt östlich hinter dem Leitungsgraben wurde erstmalig eine ungestörte Schichtenab folge erfasst, die im Profil 2 dokumentiert wurde. Die Erweiterung des Profils erfolgte durch Handschachtung. Im Westflügel wurde jede Schicht unterhalb des Humusbodens erkannt und dokumen tiert. Bei den jüngsten Schichten handelt es sich um Planierungen der Kipper- und Wip perphase (1621-1623). Weiter westlich traten massiv und flächendeckend die Eingriffe des 19. Jahrhunderts auf. Noch weiter östlich stand das ehemalige Pförtnerhaus, dessen Gründung bis annähernd zur Endtiefe reichte. Frage 2: Welche schriftlichen und bildlichen Quellen und welche Fachliteratur wur den zur Vorbereitung der archäologischen Grabungen im Vorfeld des aktuellen Bauvorhabens herangezogen und welche der Quellen sowie der vorbereitenden Tätigkeiten führten zu der Einschätzung, dass sich vorausgehende Sondagen bei der zu erwartenden komplexen Bodenstruktur auf dem ehemaligen Klostergelände erübrigen würden? Auf diese Frage wurde bereits ausführlich in Beantwortung der Frage 1 der Kleinen An frage Drs.-Nr. 6/9611 eingegangen. Die Lage des Klosters und die beabsichtigte Bautiefe waren bekannt. Weitere Einzelheiten ergaben sich aus den vorliegenden Voruntersu chungen des LfA und des SIB. Daraus ergab sich die Entscheidung für eine sorgfältige flächige Untersuchung des Klosterareals, die auch das händische Abtragen großer Be reiche vorsah. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass eine solche Flächengrabung durch geschultes Personal inhaltlich, qualitativ, wissenschaftlich und technisch einer Stückelung des Are als in Form von Sondagen jederzeit vorzuziehen ist. Frage 3: In welchen Bereichen des Grabungsareals wurden welche Baugrundun tersuchungen bis zur festgelegten Bauendtiefe des neuen Gebäudes bzw. bis zu den Grundmauern der Klosterruine vorgenommen, in welcher Form erfolgte dabei die archäologische Fachbegleitung und welche konkreten Ergebnisse bezüglich der Funde, Befunde und Bodenprofile wurden festgestellt? Die Baugrunduntersuchungen wurden vom Bauherren (SIB) beauftragt und durch die Firma Ingenieurbüro Schmidt durchgeführt. Alle durchgeführten Rammkernsondagen und vier angelegte Tiefensondagen bis zur Gründung der Klostermauern, die im Zeit raum der archäologischen Grabung durchgeführt wurden, wurden von archäologischen Fachpersonal begleitet und dokumentiert. Seite 2 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Frage 4: Welche einzelnen Untersuchungen führten zu den Einschätzungen, dass im Nord- und Westflügel der Klausur (inkl. zugehöriger Kreuzgangabschnitte und Kreuzganghof) in den Bereichen, in denen sich keine Unterfütterung aus Frost schutz befand, die Bodenschicht ab ca. 5 cm über dem historischen Fußboden pflaster bis zur Geländeoberfläche archäologisch nicht relevant war, dass unter dem historischen Fußboden fundleere Bereiche zu erwarten waren und dass sich im Nordflügel kein Untergeschoss bzw. Keller befand? Auf diese Frage wurde bereits in Beantwortung der Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/9611 ein gegangen. Das dem wissenschaftlichen Standard folgende stratigrafische Verfahren und die damit verbundene Einschätzung der Schichtenabfolge oberhalb des historischen Fußbodenpflasters wurden dort ebenfalls dargestellt. Wie bereits in der Antwort auf Frage 3 der Drs.-Nr. 6/9611 erwähnt, hat der Nordflügel ein tiefer gelegeneres Erdgeschoss . Verfahren, Dokumentation und Vorgehensweise wurden in Beantwortung der Drs.-Nr. 6/9611 bereits beschrieben. Frage 5: Welche historischen Ziegel und Ziegelbruchstücke, welche Gewölbefrag mente und welche Überbaufragmente der verschiedenen Öfen, insbesondere der Laboröfen, wurden gefunden, geborgen und dokumentiert, die Aufschluss zum Baukörper, speziell der Innengestaltung der Klausurräume in vor- und nachreformatorischer Zeit (mit der vermuteten Silberkammer) und zu den verschiedenen Bau- und Betriebsformen der Feuerstätten geben könnten? Alle relevanten und aussagekräftigen Gewölbefragmente und Baustoffe wurden doku mentiert und in das Depot des Landesamtes für Archäologie Sachsen (Archäologisches Archiv Sachsen) verbracht. Ebenso wurden alle Ofenstellen eingehend untersucht. Der angetroffene Komplex an technischer Keramik zählt zu den umfangreichsten seiner Art in Europa. Ziegel, sofern sie aus einem archäologischen Befund stammen, wurden eben falls dokumentiert und archiviert. Das Kloster war aus Natursteinen errichtet worden. Diese Steine wurden vor allem im 19. Jahrhundert abgetragen, um sie erneut als Bau material zu nutzen. Etwaige Gneisbruchsteine in den Verfüllungen und Aufplanierungen des 19. Jahrhunderts wurden ebenfalls im Befundblatt dokumentiert. Die Rekonstruktion eines ehemaligen Baukörpers mit Hilfe normaler, nicht im Verbund befindlicher Gneis bruchsteine ist nicht möglich. Ein solches Vorgehen wäre unwissenschaftlich und speku lativ, da solche Steine keinerlei Aussagekraft über ihre ehemalige Position im aufgehen den Mauerwerk besitzen. Formsteine, Maßwerkspolien etc. wurden, wie bereits erwähnt, vollständig aufbewahrt. Mit freundlichen Grüßen Dr. Eva-Maria Stange Seite 3 von 3 2017-10-24T13:30:36+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes