STÄÄTSTV11 ]M! STHR1U TV] FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHIJTZ Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Albertstraße 10 | 01097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Durchwahl Telefon +49 351 564-5601 Telefax +49 351 564-5791 Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 34-0141.51-15/134 Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanne Schaper, Fraktion DIE UNKE Dresden, Drs.-Nr.: 6/1147 £ April2015 Thema: Herzinfarkt-Tote in Sachsen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Aus dem jüngsten Bericht der Deutschen Herzstiftung geht hervor, dass bundesweit im Jahr 2012 insgesamt 53.512 Menschen an Herzinfarkten starben. Das entspricht durchschnittlich 65 pro 100.000 Einwohner. Dabei fällt auf, dass Sachsen mit 94 pro 100.000 Einwohner einen hinteren Platz einnimmt und im Vergleich dazu die Lage beispielsweise in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 79 Fällen günstiger ist.“ Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Ursachen sieht die Staatsregierung dafür, dass die Rate bei Herzinfarkt-Toten in Sachsen weit über dem Bundesdurchschnitt und auch über dem Durchschnitt einiger ostdeutscher Flächenländer liegt? Im stationären Sektor konnten hinsichtlich der Mortalität von Herzinfarktpatienten bisher keine Auffälligkeiten festgestellt werden. Deshalb stützt sich die Staatsregierung auf Schlussfolgerungen der sächsischen Landesärztekammer, die sich der Problematik vertieft annimmt: Eine erste Analyse der Daten im Rahmen des Herzinfarktprojektes Ostsachsen hat ergeben, dass die Sterblichkeit am Herzinfarkt mit der erhöhten Häufigkeit des Herzinfarktes an sich korreliert. Aus den bisher erhobenen und analysierten Daten ergeben sich keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass ein Patient mit Herzinfarkt in einem Krankenhaus in Sachsen häufiger verstirbt als im Rest der Republik. Eine exakte Datenerfassung der Sterblichkeit des Herzinfarktes im prästationären Bereich ist bisher nicht möglich, da hier Unsicherheiten der Diagnosesicherung die Zahlen verfälschen können. Hinsichtlich der erhöhten Häufigkeit des Herzinfarktes gibt es verschiedene konkrete Gründe. Ein Grund ist das höhere Durchschnittsalter in Sachsen Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucher-schütz Aibertstraße 10 01097 Dresden \aaaaa/ emo eorheon Ho STA ATS1V11N1STER1U M FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHÜTZ Freistaat SACHSEN (Sachsen hat die älteste Bevölkerung in Deutschland) und bekanntlich tritt der Herzinfarkt in höherem Alter häufiger auf. Ein weiterer Faktor ist das erhöhte Auftreten von Risikofaktoren für den Herzinfarkt. Zum Beispiel ist Sachsen das Land bundesweit mit dem höchsten Anteil an Diabetikern. Sachsen liegt hier mehr als doppelt so hoch wie beispielsweise das Bundesland Hamburg mit der niedrigsten Erkrankungshäufigkeit. Auch die arterielle Hypertonie (erhöhter Blutdruck) tritt in Sachsen häufiger auf als in anderen Bundesländern. Auch scheinen vermutlich die in noch zu geringem Maße entwickelten gesundheitsfördernden Lebensstile der sächsischen Bevölkerung (unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel u. ä.) ein erhöhtes Herzinfarktrisiko darzustellen. Frage 2: Was hat die Staatsregierung unternommen, damit Sachsen wenigstens den bundesdeutschen Durchschnittswert erreicht oder sich diesem zumindest annähert? Frage 3: Was ist aus Sicht der Staatsregierung erforderlich, um die Sterberate bei Herzinfarkten zu senken? Frage 4: Was wird die Staatsregierung diesbezüglich selbst initiieren? Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 2-4: Die Ursachenforschung zur Herzinfarktsterblichkeit im Freistaat Sachsen erfolgt in einer Arbeitsgruppe unter Leitung der Sächsischen Landesärztekammer gemeinsam mit den Leistungserbringern in den betroffenen Regionen und mit den Fachreferaten meines Hauses. So wird z.B. das Projekt „Optimierung der Herzinfarktversorgung in Ostsachsen“ der Sächsischen Landesärztekammer auch 2015 fortgeführt. Dabei hat die Analyse der Transportwege des Rettungsdienstes durch die Sächsische Landesärztekammer gezeigt, dass die Zeit des Rettungsdienstes zum Patienten äußerst kurz ist. Noch wichtiger ist jedoch, dass der Patient den Rettungsdienst auch früh genug alarmiert (Patientenentscheidungszeit). Bei Verdacht auf Schlaganfall ruft jeder Bürger sehr schnell den Rettungsdienst, bei unklaren Brustschmerzen wird damit leider oft sehr lange gewartet. Darüber hinaus ist die sofortige, strukturierte und routinierte Diagnostikkette in einer Klinik enorm wichtig. Hier ist Sachsen hervorragend aufgestellt, es stehen regional ausreichend Kliniken zur Verfügung, die diese Voraussetzungen erfüllen. Es ist sinnvoll, mit dem Notarztwagen eventuell auch einmal eine Viertelstunde weiter zu fahren, dafür aber in einer Klinik behandelt zu werden, die über ausreichend routiniertes Personal und modernes Equipment verfügt und eine kompetente 24-Stunden-Bereitschaft an sieben Tagen in der Woche leisten kann. Seite 2 von 3 STAATSM1N1STERIIJM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHF.RSCHUTZ Freistaat. SACHSEN Gesundheitliche Aufklärung sowie die Förderung von Angeboten zur Früherkennung und aktiven Gesundheitsvorsorge aller Generationen sind deshalb wichtige Inhalte sächsischer Gesundheitspolitik. Ein Schwerpunkt der zielgruppenorientierten Umsetzung der Maßnahmen ist beispielsweise die stärkere Verbreiterung gesundheitsfördernder Lebensstile besonders in ländlichen Regionen. Mit freundlichen Grüßen Seite 3 von 3