STAATSMìNISTERIUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÛR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach 100510 | 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bern hard-von-Li ndena u-Plalz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke, Fraktion BUNDNIS 90/DlE GRUNEN Drs.-Nr.: 6112009 Thema: Vollautomatisierung der Wetterwarte Fichtelberg Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Nach den Plänen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erlebt die Wetterwarte auf dem Fichtelberg momentan den letzten ,,bemannten" Winter. Dennoch gibt es für die automatische Messung von Niederschlagsmenge, Schneehöhe , Wetterzustand, Niederschlagsdauer, Bedeckungsgrad und Wolkenhöhe bis zum heutigen Tag keine geeigneten Messgeräte vor Ort, so dass vor der beabsichtigten Vollautomatisierung ab 01.01 .2019 auch keine Vergleichsmessungen, besonders unter den dort herrschenden wi nterl ichen Extremverhältn issen, erfolgen kön nen. Wie bei einer offiziellen Führung im April 2017 zu erfahren war, ist das größte Problem nicht allein der Schnee und die bis zu 5 m hohen Verwehungen, sondern der auf Bergen häufige Eisnieselregen und die enormen Nebelfrostablagerungen, die auf dem Fichtelberg nicht selten bis 2 m Dicke erreichen. Selbst beheizte Messgeräte wie die Strahlungs- und Sonnenschein-, Wind- und Sichtweitemesser vereisen dann in kürzester Zeit und müssen teilweise im Stundentakt gewartet werden. Gerade in Höhenlagen um 1000 m sind nach Auskunft von Meteorologen die Nebelfrostablagerungen am größten, da hier im Nebel die Luftfeuchte am höchsten ist. Auch im Zusammenhang mit den schweren Überschwemmungen zu Jahresanfang im Schwarzwald konnten beispielsweise vom Feldberg nach Automatisierung wichtige Parameter nicht mehr geliefert werden, Für klimatische Betrachtungen sind Satellitenmessungen aufgrund fehlender Vergleichbarkeit mit Bodenwerten ungeeignet. Laut Aussagen des DWD sollen in Zukunft wegen dieser fehlenden Vergleichbarkeit nur noch gleitende Zeiträume von l0 Jahren betrachtet werden." 5 FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ sm ul.sachsen.de" lhr Zeichen lhre Nachricht vom 1 5. Januar 201 I Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050t2t25 ohr0bñÈl.rûúøsffiibùñlirùdmñrUtuhudbndehñ Hausanschrift: Sächsisches Staatsm¡n¡sterium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01 097 Dresden wvwv.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3,6,7,8, 13 Frir Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Ke¡n Zugang für elektronisch sign¡erte sow¡e für verschlùsselte elektronische Dokumente Dresden, 01. ol.Lort? s¡mut+ tc \¡ò o c\¡ Seite 1 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie können nach Kenntnis der Staatsregierung die automatischen Messgeräte unter diesen geschilderten Bedingungen funktionieren? Frage 3: Wie wird nach Kenntnis der Staatsregierung der DWD unter den 2019 eintretenden Veränderungen seinen gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben noch nachkommen können? Frage 4: Wie werden nach Kenntnis der Staatsregierung ktinftig amtliche Warnungen erstellt und wissenschaftliche Aussagen zum Klimawandel getroffen, wenn eine gesicherte Datengrundlage fehlt? Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 1, 3 und 4: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale lnfrastruktur. Die Staatsregierung hat damit keine Zuständigkeit im Hinblick auf die Neuausrichtung des DWD-Messnetzes sowie damit verbundene strukturelle und personelle Entscheidungen. Der Staatsregierung liegen somit für eine Beantwortung der Fragen aufgrund der Nichtzuständigkeit keine lnformationen vor. lm Rahmen von Beratungen zum Erfahrungsaustausch zwischen DWD und dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sowie in nationalen Fachgremien wird die grundlegende Neuausrichtung der Messnetze fachlich diskutiert. lm Vordergrund steht dabei die Verfügbarkeit langer Messreihen für die Klimaanalyse. Nach Aussagen des DWD wird hierbei sichergestellt, dass mit der Umstellung auf eine automatische Messung die Qualität der klimatologischen Messreihen erhalten bleibt. Ergänzend wird auf die Beantwortung der Frage 2 venruiesen. Frage 2: Wie wird die Staatsregierung künftig sicherstellen, dass vom Fichtelberg verlässliche Daten bzgl. Schneehöhe und Wassergehalt der Schneedecke geliefert werden, um Anhaltspunkte für Schmelzwasser und Regen aus dem Einzugsgebiet zu erhalten? Zur Sicherstellung belastbarer Datengrundlagen für klimatologische Analysen für den Freistaat Sachsen und in Kenntnis einer Umstellung des DWD-Messnetzes auf automatische Messungen erfolgte eine Bestandsaufnahme der Messnetze im Freistaat Sachsen (landeseigene Messnetze, DWD-Messnetz) sowie eine Bewertung der räumlichen und zeitlichen Datenverfügbarkeit. lm Ergebnis der Analyse kann festgestellt werden, dass die Zunahme der lnformationsdichte der sächsischen Landesmessnetze (vor allem Agrarmeteorologisches Messnetz Ombrometer-Niederschlagsmessnetz, Messnetz der Landestalsperrenverwaltung) künftig zusätzliche Möglichkeiten für die Analyse klimatologischer Fragestellungen eröffnet. Seite 2 von 3 STAATSMINISTERìUIVI FÜR UITWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Entsprechende Fragestellungen zur Entwicklung der Schneehöhen und -mengen im Freistaat Sachsen werden aktuell untersucht. Die Untersuchungsergebnisse liegen noch nicht vor. Frage 5: Sind l0-Jahreszeiträume für die klimatische Betrachtung im Bereich der Klimaforschu ng ausreichend? Für die Analyse von Schwankungsbreiten der Klimadaten innerhalb von 3O-jährigen Zeiträumen werden bei Bedarf auch dekadische Betrachtungen (Zehn-Jahreszeiträume) ergänzt. Generell sind für Aussagen zur Klimaänderung mindestens 30-jährige Zeiträume zu betrachten und mit klimatologischen Referenzperioden zu vergleichen. Klimaanalysen für den Freistaat Sachsen veruvenden hierbei die Standardreferenzperiode 1. Januar 1961 bis 31. Dezember 1990 der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Mit freundlichen Grüßen ?r t Thomas Schmidt Seite 3 von 3 2018-02-05T11:37:30+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes