2015/11408 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACH SEM Der Staatsminister SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach 10 05 10 | 01076 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drs.-Nr.: 6/1213 Thema: Belastung der Gewässer des Freistaates Sachsen mit Mikroplastik Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Der Freistaat Sachsen verfolgt die Forschungsaktivitäten zur Untersuchung und Beurteilung des Verhaltens von Mikroplastik in Binnengewässern zum Beispiel der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) sowie der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg mit großer Aufmerksamkeit. Für die Probenahme, Untersuchungsverfahren und zu verwendende Gerätetechnik liegen derzeit noch keine einheitlichen Untersuchungsvorgaben vor. Ein Forschungsprojekt der BfG „Mikroplastik in Bundeswasserstraßen“ hat die Untersuchung des Vorkommens und der biologischen Wirkungen von Mikroplastik in großen deutschen Fließgewässern und die Schaffung einer wissenschaftlichen Grundlage zur Bewertung, Überwachung und gegebenenfalls Regulierung von Mikroplastik in der aquatischen Umwelt zum Ziel. Das Projekt hat eine Laufzeit von 2014 bis 2018. Damit gegebenenfalls sinnvolle Maßnahmen zur Reduktion des Mikroplastikeintrags (nicht nur „end-of-pipe“ auf Kläranlagen) ergriffen werden können, besteht bundesweit noch erheblicher Forschungsbedarf, um mit weiteren Studien Erkenntnisgewinn und eine breitere Datenbasis zu erzielen. Fragei: Liegen der Staatsregierung Erkenntnisse darüber vor, ob und in welchem Ausmaß Mikroplastik bzw. Mikroplastik-Partikel die Flora und Fauna der Gewässer des Freistaat Sachsen belasten? Über das Ausmaß der Belastung sächsischer Gewässer sowie der Fische mit Mikroplastik beziehungsweise Mikroplastik-Partikeln bestehen derzeit keine gesicherten Informationen (siehe Vorbemerkung). Seite 1 von 3 Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 Poststelle® smul.sachsen.de* Ihr Zeichen PD 2-2012 Pa/Ho Ihre Nachricht vom 20. März 2015 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) Z-0141.50/19/4834 Dresden, ^&*P 'ff* Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkeh rs verbi ndung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. 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Nach dem Vorliegen der Ergebnisse wird entschieden, ob mit einem eigenen Messprogramm begonnen wird beziehungsweise welche Maßnahmen zu treffen sind. Frage 3: Welche Erkenntnisse liegen der Staatsregierung aus bisherigen nationalen und internationalen Untersuchungen zu den Problemen der Belastung der Tier- und Pflanzenwelt in und an Flüssen und anderen Gewässern mit Mikroplastik bzw. Mikroplastik-Partikel vor und welche Schlussfolgerungen zieht sie aus diesen für den Gewässer-und Tierschutz im Freistaat Sachsen? Bisherige nationale als auch internationale Untersuchungen zum Thema Mikroplastik fokussierten vor allem auf marine Systeme. Daher bestehen insbesondere noch Wissenslücken im Bereich der Binnengewässer. Bei internationalen Untersuchungen zu Problemen von Fischen mit Mikroplastik liegen keine belastbaren Daten vor, die Schlussfolgerungen zu den Verhältnissen im Freistaat Sachsen zuließen. Untersuchungen zu Belastungen von Meeresfischen sind nicht auf Süßwasserfische übertragbar, zeigten aber auf, dass Mikroplastik weltweit in der aquatischen Meeresumwelt vorkommt. Mikroplastik-Partikel werden in einer steigenden Zahl von Meeresfischen nachgewiesen. Zu Belastungen von Süßwasserfischen selbst liegen auch international keine validen Daten vor (Wagner, M. et al. (2014): Microplastics in freshwater ecosystems: what we know and what we need to know. Environmental Sciences Europe 2014, 26: 12). Frage 4: Welche Technologien und/oder Strategien zur umfassenden Eliminierung von Mikropartikeln aus dem Abwasser gibt es derzeit nach Kenntnis der Staatsregierung und welche dieser Technologien und/oder Strategien werden in Sachsen bereits eingesetzt bzw. sollen in Zukunft (ab wann) eingesetzt werden? Aufgrund des aktuellen Wissensstandes scheint sich nach Ansicht des Umweltbundesamtes (UBA) die Einschätzung zu verstärken, dass Kläranlagen Mikroplastik im Normalbetrieb schon sehr weitgehend zurückhalten. Besondere Bedeutung hinsichtlich einer umfassenden Eliminierung von Mikropartikeln aus dem Abwasser kommt hier der Membran- und Tuchfiltration zu. Diese Verfahren werden in den Kläranlagen Knautnaundorf 1 (Leipzig-Stadt), Markranstädt (Leipzig) und Taucha (Nordsachsen) bereits eingesetzt. Seite 2 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEIN Frage 5: Was hat die Staatsregierung darüber hinaus zum Schutz sächsischer Gewässer, der Umwelt und der Gesundheit der sächsischen Bürgerinnen und Bürger vor den Gefahren durch Mikroplastik bzw. Mikroplastik-Partikeln unternommen und was wird sie in Zukunft in diesen Bereichen (auch an Präventionsmaßnahmen) unternehmen? Für den Schutz sächsischer Gewässer besteht eine Priorität auf dem Gebiet der Abwasserentsorgung. Sie hat das Ziel, bis zum 31. Dezember 2015 das Abwasser aller Einwohner nach dem Stand der Technik zu entsorgen. Unbeschadet dessen wird die Staatsregierung die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen (siehe Vorbemerkung). Aufgrund der gegenwärtig noch dürftigen Evidenzlage für belegbare Gesundheitsrisiken beim Menschen (weitgehend unbekannt sind derzeit sowohl Art und Ausmaß der externen und internen Exposition als auch eventuelle Wirkungen) können derzeit keine direkt auf den Gesundheitsschutz gerichteten Maßnahmen als zielführend erachtet beziehungsweise speziell empfohlen werden. Mit freundlichen Grüßen Ic.JL. Thomas Schmidt Seite 3 von 3