STAATSMINISTERIUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT SACHSISCHES STAÁTSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach 100510 | 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Li ndena u-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther, Fraktion BUNDNIS 90/DlE GRUNEN Drs.-Nr.: 6112202 Thema: Streuobstbestände: Verbreitung und Vielfalt im Freistaat Sachsen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Bundesweit betrug der Rtickgang der Streuobstbestände von den l950er Jahren bis heute ca. 75o/o auf aktuell weniger als 300.000 ha, wobei sich dieser Trend in den letzten 10 - 20 Jahren verlangsamt hat und in einigen Regionen auch gestoppt wurde." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage l: Welche Erkenntnisse über die Anzahl an Hochstamm- Obstbäumen bzw. über die Fläche von Streuobstbeständen(in ha) gibt es in Sachsen aktuell und wie stellt sich die flächige Entwicklung des Streuobstbaus in Sachsen seit 1990 dar? Über die Anzahl an Hochstamm-obstbäumen liegen der staatsregierung keine Daten vor. Die flächige Entwicklung des streuobstanbaus wird systematisch und landesweit im Rahmen der Antragstellung auf Flächenförderung erfasst. Die Zeitreihe dafür begann im Jahr 1993, die jüngsten Daten liegen für das Jahr 2016 vor (siehe Anlage). Somit enthält die Tabelle in der Anlage ausschließlich Flächen der Betriebe, die einen Antrag auf Agrarförderung gestellt und die die jeweils geltende Mindestgröße nach Agrarstatistikgesetz $ 91 erreicht haben. Daraus folgt, dass veränderungen zwischen einzelnen Jahren teilweise auf Anderungen der Erfassungsgrundlagen der Statistik oder förderrechtlicher Vorgaben beruhen. Freistaat SACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ smul.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 29. Januar 20 1 8 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050t2t47 Dresden, îC.2' Totg s¡mu[+ o(\$ @ oN oh &lu.bñtrr.dF &¡ s¡khiShlhbl.dú ñ. Um[ ui¿ [iileMÀ Hausanschrift: Sächsisches Staatsm¡nisterium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01 097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverb¡ndung: Zu erre¡chen mit den Straßenbahnlinien 3,6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befìnden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bìtte beim Pfortendienst melden. * Kein Zugang für elektronisch signierte sow¡e für verschlüsselte elektronische DokumenteSeite 1 von 3 STAATSI\4INISTERIUIM FÜR UT4WEUT UND LANDWIRTSCHAFT Die Flächenbilanzen in der Anlage repräsentieren nicht alle Streuobstbestände im Freistaat Sachsen. Deshalb hat das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) aus den Biotopverzeichnissen der unteren Naturschutzbehörde (UNB) (Übergabestand: Anfang 2017 beziehungsweise Anfang 2018), teilweise ergänzt um Flächendaten aus der Selektiven Biotopkartierung (SBK) im Offenland (Datenerfassung circa 1996 bis 2004 beziehungsweise 2006 bis 2008) als Streuobstwiesenbestand des Freistaates Sachsen, circa 6014 Hektar Fläche ermittelt. Frage 2: Wie viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten wurden in den Streuobstbeständen in Sachsen nachgewiesen bzw. welche Erhebungen insbesondere von Vögeln, lnsekten, Pflanzen und Pilzen, aber auch anderen Organismengruppen mit welchen Arten sind bekannt? Gesonderte faunistische und floristische Erhebungen zu Streuobstwiesen im Freistaat Sachsen sind der Staatsregierung nicht bekannt. Eine Verschneidung von Angaben aus der Zentralen Artdatenbank des LfULG (Punktdaten ) mit verfügbaren Flächendaten von Streuobstbeständen im Freistaat Sachsen ergab 483 Pflanzenarten (Farn- und Samenpflanzen, Moose, Flechten) und 228 Tierarten in Streuobstbeständen, wobei bei Letzteren viele Artengruppen der lnsekten stark unterrepräsentiert sind. Frage 3: Wie hat sich seit 2007 die Entwicklung der Streuobstbestände nach Kriterien der EU-Biorichtlinie in Sachsen entwickelt (tabellarisch) und wie viel Prozent der streuobstfläche sowie der Gesamtobstbaufläche (also inkl. Plantagen) waren bzw. sind dies jeweils? Freistaat SACHSEN Der Staatsregierung liegen dazu keine Kenntnisse vor. Angaben zu Streuobstflächen nach Kriterien der EU-Öko-Verordnung (Verordnung (EG) Nummer 83412007) werden durch die amtliche Statistik nicht erfasst. Frage 4: Wie schätzt die Landesregierung die Entwicklung der Streuobstbestände in Sachsen ein vor dem Hintergrund der Einstufung als ,,stark gefährdet bis vom Aussterben bedroht" (1-21 in der 2017 erschienenen neuen Auflage der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Deutschlands und welche lnformationen bzw. Bewertungen aus Sachsen flossen in diese bundesweite Bewertung mit ein? Die Gefährdungssituation der Streuobstbestände des Freistaates Sachsen wurde zuletzt in der Roten Liste der Biotoptypen Sachsens dargestellt (,,Biotoptypen - Rote Liste Sachsens, Herausgeber: LfULG 2010). Der Biotoptyp,,Streuobstwiese" wurde als ,,stark gefährdet bis gefährdet" eingestuft. Der Trend der Bestandsentwicklung wurde in der sächsischen Roten Liste insgesamt als ,,negativ" eingeschätzt. Diese Erkenntnisse waren auch für die bundesweite Bewertung verfügbar. Seite 2 von 3 STAATSNIINISTERìUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSENl5 Frage 5: wie viele Apfel-, Birnen-, süßkirschen-, walnuss- und prunus-sorten(Mirabellen, Pflaumen, Zwetschgen) gibt es nach aktueilem Erkenntnisstand noch in sachsen und wie viele und welche obstsortenlehrpfade oder sonstige Einrichtungen gibt es in Sachsen, in denen Obstsorten gesichert und dokumentiert werden? Angaben zu den Sorten liegen für Tafelobst bei Äpfeln und Birnen aus den Baumobstanbauerhebungen der Jahre 2012 und 2Q17 vor und sind in den Statistischen Berichten(Cl8-Sjll2beziehungsweiseCls-5j117)desStatistischenLandesamtes des Freistaates Sachsen ausgewiesen. Der aktuelle Bericht aus dem Jahr 2017 weist 53 Sorten von Tafeläpfeln und 14 Sorten von Tafelbirnen aus. Die Baumobstanbauerhebung fand in Betrieben, die mindestens 0,5 Hektar Obstfläche mit Baumobst als Hauptnutzung bewirtschaften, statt. Für die anderen Obstarten erfolgt keine Erfassung der Sorten. ln der Obstgenbank des Julius Kühn-lnstitutes in Dresden-Pillnitz wachsen mehr als 800 Apfelsorten und auch zahlreiche Wildarten. Kenntnisse zur Anzahl und Art von Obstlehrpfaden liegen der Staatsregierung nicht vor. Mit freundlichen Grüßen ln Vertretung ü.^- lu-¡ Oliver Schenk Anlage: 1 Seite 3 von 3 Anlage Jahr Obstan lagen StreuobsUStreuobstwiesen (ohne Wiesen n utzung)/Streuobstfläche (mit Grünlandnutzung) in ha 1 993 168 1994 651 1 995 699 r 996 765 1997 724 1 998 662 1 999 929 2000 847 2001 807 2002 830 2003 855 2004 687 2005 898 2006 825 2007 760 2008 746 2009 745 2010 682 2011 684 2012 668 2013 674 2014 bbb 2015 683 2016 699 Erfassung von Streuobstflächen im Rahmen der Antragstellung auf Flächenförderung (1993 bis 2016) Quelle: Agrarförderung, Wert für das Jahr 2002 statistisch nicht gesichert Die Daten unterliegen Schwankungen, die zum Teil durch Anderungen in den Erfassungsgrundlagen der Statistik (1998,2010) oder durch Anderungen in den förderrechtlichen Festlegungen verursacht wurden. 2018-02-26T13:41:22+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes