2015/12618 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN Der Staatsminister SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach 10 05 10 | 01076 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drs.-Nr.: 6/1258 Thema: Modellbetriebe naturgemäßer Waldbewirtschaftung in Sachsen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Im § 45 des Waldgesetzes für den Freistaat Sachsen (SächsWaldG) findet sich unter (4) der Passus: „Der Staatswald soll im besonderen Maße den Aufgaben des forstlichen Forschungs- und Versuchswesens dienen. Ferner sollen Modellbetriebe naturgemäßer Waldbewirtschaftung zur Unterstützung forstwissenschaftlicher Programme und forstwirtschaftlicher Berufsausbildung und zur Verbreitung einer naturgemäßen Waldbewirtschaftung in allen Arten des Waldeigentums eingerichtet werden.“ Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Fragei: Wie viele Modellbetriebe naturgemäßer Waldbewirtschaftung zur Unterstützung forstwissenschaftlicher Programme und forstwirtschaftlicher Berufsausbildung und zur Verbreitung einer naturgemäßen Waldbewirtschaftung existieren aktuell in Sachsen (bitte einzeln mit Flächenangaben und Reviergröße benennen, getrennt nach Eigentümern, Sachsenforst, kommunal, kirchlich, privat,...)? Frage 2: Wann wurden diese Modellbetriebe genau eingerichtet? Frage 3: Wird in den einzelnen Modellbetrieben nach den Standards des Forest Stewardship Council FSC gewirtschaftet? Seite 1 von 3 Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 Poststelle® smul.sachsen.de* Ihr Zeichen FD 2-2012 Pa/Ho Ihre Nachricht vom 30. März 2015 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) Z-Ö141.50/19/4842 Dresden, Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente D2015/12618 STAATSM1N15TER1UM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEIN Frage 4: Welche intensiveren Untersuchungen zur Artenvielfalt im Wald wurden in den Modellbetrieben mit welchen Ergebnissen in den letzten 10 Jahren durchgeführt und wie wurden diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in forstwissenschaftiichen Programmen und in der forstwirtschaftlichen Berufsausbildung implementiert? Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 1 bis 4: Im Freistaat Sachsen wurden keine Modellbetriebe für naturgemäße Waldbewirtschaftung eingerichtet. Frage 5: Sollten keine Modellbetriebe im Bereich des Sachsenforst bestehen, warum nicht? Der Staatswald ist gemäß § 45 Abs. 1 in Verbindung mit § 24 Sächsisches Waldgesetz unter Beachtung ökologischer Grundsätze vorbildlich zu bewirtschaften. Dem entspricht der Staatsbetrieb Sachsenforst, indem ein ökologisch orientierter Waldbau im gesamten Staatswald des Freistaates Sachsen umgesetzt wird. Daher konnte auf die Einrichtung spezieller Modellbetriebe naturgemäßer Waldbewirtschaftung verzichtet werden. Zudem entscheiden private und körperschaftliche Forstbetriebe im Rahmen des Waldgesetzes für den Freistaat Sachsen unabhängig über die Art der Waldbewirtschaftung. Auch für das Monitoring und die Steuerung des ökologisch orientierten Waldbaus im Staatswald des Freistaates Sachsen besteht kein Erfordernis zur Einrichtung von Modellbetrieben naturgemäßer Waldbewirtschaftung. Im Staatswald erfolgt das Monitoring der Wirkungen des Waldbausystems durch die Bundes- und Landeswaldinventur als forstliche Großrauminventuren. Der Freistaat Sachsen hat das Landesraster gegenüber dem Bundesraster auf 2,83 x 2,83 Kilometer verdichtet. Mit der Einführung der permanenten Betriebsinventur als Grundlage für die zehnjährige periodische Betriebsplanung (Forsteinrichtung) wird ab dem Jahr 2015 mit einem ähnlichen Verfahren ein vergleichbarer Datensatz erhoben. Dieser ist repräsentativ für Forstbezirke und Reviere. Aus den erhobenen Daten können auch grundlegende Informationen zum Zustand und zur Entwicklung der Vielfalt von Waldlebensräumen abgeleitet werden. Das betrifft insbesondere die Entwicklung der Waldstruktur und der Baumartenvielfalt sowie die Entwicklung der Totholzvorräte. Die Großraum- und Betriebsinventuren als Instrumente der Betriebssteuerung mit unterschiedlicher räumlicher Auflösung werden im Staatsbetrieb Sachsenforst durch weitere Monitoringsysteme ergänzt. Aus der Bodenzustandserhebung (BZE 1 und 2) können für repräsentative und flächenrelevante Wald-Ökosystemtypen Informationen zur Entwicklung der Waldböden und Bodenvegetation abgeleitet werden. Eine Ergänzung durch waldwachstumskundliche Analysen ist erfolgt. Seite 2 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEIN Das System der Waldklimastationen im Freistaat Sachsen ermöglicht für Standortregionen repräsentative Informationen zu Witterungsverläufen und Tendenzen des realen Klimawandels auf der Grundlage von allen waldökologisch relevanten meteorologischen und zum Teil ökophysiologischen Parametern. Das Waldschutzmonitoring bezieht sich auf abiotische und biotische Schadfaktoren und deren Wirkungen auf die biozönotische Stabilität und Anpassungsfähigkeit von Fichten-und Kiefernforsten, deren Umbaustadien wie auch anderer Waldökosystemtypen. Das forstbetriebliche Verbiss- und Schälschadensmonitoring des Staatsbetriebes Sachsenforst liefert für die Verwaltungsjagdbezirke > 500 Hektar Indikatoren für den Einfluss von wiederkäuenden Schalenwildarten auf die Waldentwicklung. Die genannten Monitoringsysteme sind mit der Betriebssteuerung im Sinne einer ökologisch orientierten Bewirtschaftung des Staatswaldes des Freistaates Sachsen rückgekoppelt. Das handlungsorientierte Gesamtkonzept des Staatsbetriebes Sachsenforst, als Wirkungseinheit von Waldmonitoring im weiteren Sinne, forstlicher Ressortforschung, Betriebsinventuren, Betriebssteuerung und operativem Controlling der vollzogenen Maßnahmen, geht somit weit über Modellbetriebe naturgemäßer Waldbewirtschaftung hinaus. Mit freundlichen Grüßen Seite 3 von 3