STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat SAC1-I SEN SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM DES INNERN 01095 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard -von -Lindenau -Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Kerstin Köditz, Fraktion DIE LINKE Drs.-Nr.: 6/12601 Thema: Aktivitäten der extremen Rechten in Sachsen im Monat Februar 2018 Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Die Fragestellerin verwendet in der Kleinen Anfrage den Begriff „extreme Rechte". Für die Beantwortung wird insoweit auf die Vorbemerkung Nummer I. in der Antwort der Sächsischen Staatsregierung auf die Große Anfrage Drs.-Nr. 5/4956 verwiesen. Die Fragestellerin begehrt zum Teil Auskünfte über personenbezogene Daten , insbesondere Namen von Geschehensbeteiligten. Personennamen unterliegen dem Schutz des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung (Art. 33 Verfassung des Freistaates Sachsen [SächsVerf]). Gleiches gilt für Angaben, wenn durch ihre Nennung Rückschlüsse auf Personen gezogen werden könnten. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ist ein Recht Dritter im Sinne des Art. 51 Abs. 2 SächsVerf. Die Staatsregierung hat den Informationsanspruch der Fragestellerin mit den Rechten Dritter am Schutz ihrer persönlichen Daten abgewogen. Die Abwägung hat in den Fällen, in denen der Staatsregierung über die in der Beantwortung enthaltenen Angaben hinaus personenbezogene Daten bekannt sind, zu dem Ergebnis geführt, dass dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung Vorrang zukommt, so dass die Angabe dieser Daten mit Extremismusbezug unterbleiben musste. Gerade die Unterrichtung darüber, dass bestimmte Daten im Sinne des § 2 Gesetz über den Verfassungsschutz im Freistaat Sachsen (SächsVSG) über eine Person bekannt sind, betrifft einen auch in Bezug auf den öffentlichen wie nichtöffentlichen parlamentarischen Umgang besonders geschützten Datenkreis, nämlich Daten, die Rückschlüsse auf politische Meinungen zulassen. Der Schutzgedanke hat umso nachhaltiger zu wirken, als es hier nicht allein um eine schlichte politische Betätigung geht, sondern die betroffene Person einem extremisti- Der Staatsminister Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 16-0141.50/3295 Dresden, 29. März 2018 Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium des Innern Wilhelm-Buck-Str. 2 01097 Dresden Telefon +49 351 564-0 Telefax +49 351 564-3199 www.smi.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Besucherparkplätze: Bitte beim Empfang Wilhelm- Buck-Str. 2 oder 4 melden. STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat SAC1-I SEN schen Kontext und einem bestimmten — in der Auseinandersetzung mit anderen befindlichen — Lager zugeordnet werden soll. Der Sächsischen Staatsregierung liegen zu der Kleinen Anfrage auch Erkenntnisse vor, deren Mitteilung überwiegende Belange des Geheimschutzes (Art. 51 Abs. 2 Sächs- Verf) entgegenstehen. Es handelt sich dabei um Informationen, die gemäß Nummer 8 in Verbindung mit den Nummern 3.3 und 3.4 der Verwaltungsvorschrift der Sächsischen Staatsregierung über die Behandlung von Verschlusssachen vom 4. Januar 2008 (SächsABI. Sonderdruck Jg. 2008) als Verschlusssache eingestuft wurden. Die Einstufung erfolgte zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) Sachsen und zum Schutz nachrichtendienstlicher Zugänge. Die Informationen sind durch nachrichtendienstliche Mittel (§ 5 Abs. 1 SächsVSG) erlangt worden. Die Weitergabe dieser Informationen, die mit Blick auf die wiederholte und räumlich umfassende Fragestellung den gesamten Phänomenbereich abdecken, würde die eingesetzten Methoden der Nachrichtenbeschaffung den im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens zu beteiligenden Personen offenbaren oder Rückschlüsse auf die Art nachrichtendienstlicher Zugänge ermöglichen und somit die Arbeitsfähigkeit des LfV Sachsen gefährden. Im Falle des Einsatzes von Personen nach § 5 Abs. 1 Sächs- VSG stehen zudem Rechte Dritter im Sinne von Art. 51 Abs. 2 SächsVerf entgegen. Diese Personen wären bei einer Mitteilung in ihren Grundrechten auf Leben, körperliche Unversehrtheit oder Freiheit der Person gefährdet. Die Staatsregierung trifft eine Schutzpflicht gegenüber ihren nachrichtendienstlichen Quellen und sie hat insoweit jegliche Handlungen zu unterlassen, die zu einer Enttarnung der Quelle führen können. Darüber hinaus ist das Vertrauen in die Fähigkeit eines Nachrichtendienstes, die Identität seiner Quellen zu schützen, für seine Funktionsfähigkeit essentiell. Die Mitteilung von Erkenntnissen im gewählten Verfahren, die Rückschlüsse auf nachrichtendienstliche Zugänge zulassen, würde sich nachhaltig negativ auf die Fähigkeit des LfV Sachsen auswirken, solche Zugänge zu gewinnen bzw. solche Kontakte fortzuführen. Diese teils dauerhafte Beeinträchtigung von Rechtsgütern war mit dem Informationsinteresse der Abgeordneten abzuwägen. Die Abwägung ergab, dass dem Geheimschutz und dem Schutz der Rechte Dritter Vorrang vor dem Informationsanspruch der Abgeordneten zukommt. Die Sächsische Staatsregierung hat in die Abwägung einbezogen, ob andere Formen der Informationsübermittlung möglich sind, die das Informationsinteresse des Parlaments unter Wahrung berechtigter Geheimhaltungsinteressen der Regierung befriedigen . Mit Blick auf den im Rahmen der Beantwortung zu beteiligenden Personenkreis kam die Staatsregierung zu dem Ergebnis, dass der erforderliche Geheimschutz sowie der Schutz Dritter nur dann hinreichend gewährleistet werden kann, wenn die Informationsübermittlung unterbleibt. Es wird darauf hingewiesen, dass der Parlamentarischen Kontrollkommission auf deren Verlangen weitergehende Auskunft erteilt wird. Seite 2 von 7 STAATSM1N1STER1UM DES INNERN Freistaat SACHSEN Frage 1: Welche Aktivitäten der extremen Rechten (Demonstrationen, Zusammenrottungen , Kundgebungen, Versammlungen, Konzerte usw.) gab es im Monat Februar 2018 (genaue Aufstellung nach Datum, Veranstaltungsort, Veranstalter, Anzahl der Teilnehmenden, ggf. Bands, Liedermacher, Redner)? Der Staatsregierung liegen Erkenntnisse zu den folgenden als rechtsextremistisch bewerteten Aktivitäten vor: Datum Ort Veranstalter Teilneh- Veranstaltung ggf. merzahl Bands, Liedermacher, Redner 02.02.2018 Flauen Partei „Der Dritte ca. 230 Kundgebung „Kriminel- Weg" Stützpunkt le Ausländer raus!", Vogtland Redner: Rico DÖHLER, Tony GENTSCH, Matthias FISCHER 02.02.2018 Peckerwood * Treffen Brotherhood 03.02.2018 Leubsdorf Rechtsextremisten ca. 240 Zeitzeugenvortrag, Redner: Ursula HAVERBECK 03.02.2018 Torgau Rechtsextremisten ca. 200 rechtsextremistisches OT Staupitz Konzert, angekündigte Bands: „Blutlinie" (SH), „Squadron" (UK), „True Aggression" (SN) und „Schmeichelstadt" (CZ) 04.02.2018 Dresden Rechtsextremisten Verteilaktion 04.02.2018 Döbeln JN Mittelsachsen * Plakatierungsaktion „Integration tötet" 05.02.2018 Dresden Rechtsextremisten * Verteilaktion im Rahmen einer Aktionswoche „Vergesst uns nicht; Dresden Gedenken " Seite 3 von 7 STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat SACHSEN 10.02.2018 Dresden Rechtsextremisten ca. 520 „Vergesst niemals Dresden! Gedenkmarsch zu Ehren der Dresdner Luftkriegstoten des 13. Februar 1945. Dresden- Gedenken 2018", Redner: Maik MÜLLER, Thorsten HEISE 11.02.2018 Dresden NPD, Rechtsextre- * Kranzniederlegung im misten Rahmen einer Aktionswoche 12.02.2018 Dresden NPD, Rechtsextre- * Info -Stand im Rahmen misten einer Aktionswoche 12./13.02. Dresden Rechtsextremisten * Auslegen vom Papp- 2018 Bomben im Rahmen einer Aktionswoche 13.02.2018 Dresden NPD, Rechtsextre- ca. 15 Kranzniederlegung im misten Rahmen einer Aktionswoche 13.02.2018 Dresden Identitäre Bewegung mind. 7 Kranzniederlegung (IB) - Ortsgruppe Dresden 13.02.2018 Dresden Rechtsextremisten * Gedenkaktion am Obelisk im Rahmen einer Aktionswoche 13.02.2018 Görlitz Rechtsextremisten Soli -Aktion für Dresden im Rahmen einer Aktionswoche 13.02.2018 Bautzen Rechtsextremisten * Solidaritätsaktion für Dresden im Rahmen einer Aktionswoche, Aufstellen von Grablichtern 17.02.2018 Dresden Rechtsextremisten ca. 220 Versammlung „Dresden - Gedenken", Redner: Hartmut WOSTUPATSCH (BY) 18.02.2018 Lunzenau Rechtsextremisten 65 Liederabend mit „Lunikoff " (BR) Seite 4 von 7 STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat SACHSEN 23.02.2018 Flauen Partei „Der Dritte * sogenannter „offener Weg" Stützpunkt Abend" unter dem Mot- Vogtland to „raus aus der Einsamkeit und rein in die Gemeinschaft" 24.02.2018 Chemnitz Partei „Der Dritte ca. 10 Infostand „Winterhilfe - Weg" Stützpunkt Vom Ich zum Wir" Westsachsen 24.02.2018 Torgau Rechtsextremisten ca. 230 rechtsextremistisches OT Staupitz Konzert, angekündigte Bands: „D.S.T." (BR), „Brainwash" (SN), „Uwocaust" (BB), „Sedition " (unb.) 25.02.2018 Döbeln JN Mittelsachsen * „Frühjahrsputz" - Entfernung von „Antifa- Aufklebern" * Kann nicht genannt werden oder ist nicht bekannt. Darüber hinaus liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, die aus Gründen der Geheimhaltung nicht mitgeteilt werden können. Auf die Vorbemerkung wird verwiesen. Frage 2: An welchen nicht -extremistischen Aktivitäten bzw. Aktivitäten nichtextremistischer Veranstalter bzw. Organisatoren beteiligten sich Anhänger der extremen Rechten in welchen Funktionen (z.B. Teilnehmer, Redner, Anmelder, Ordner) im Monat Februar 2018 (genaue Aufstellung nach Datum, Veranstaltungsort , Veranstalter, Anzahl der Teilnehmenden, ggf. Bands, Liedermacher, Redner)? Das LfV Sachsen beobachtet die Beteiligung von Extremisten an nichtextremistischen Aktivitäten bzw. Aktivitäten nichtextremistischer Veranstalter bzw. Organisatoren auf der Grundlage seiner Zuständigkeit nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 SächsVSG. Die nichtextremistischen Veranstalter bzw. Organisatoren selbst sind keine Beobachtungsobjekte des LfV Sachsen. Seite 5 von 7 STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat SACHSEN Es wird auf die nachfolgende Tabelle verwiesen: Datum Ort Veranstaltung, Art der Beteili- Anzahl der rechtsgung /Funktion, ggf. Bands, Lie- extremistischen dermacher, Redner Teilnehmer 05.02.2018 Dresden Beteiligung von Rechtsextremisten * an einer PEGIDA-Demonstration 19.02.2018 Dresden Beteiligung von Rechtsextremisten * an einer PEGIDA-Demonstration 1 * Kann nicht genannt werden oder ist nicht bekannt. Darüber hinaus liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, die aus Gründen der Geheimhaltung nicht mitgeteilt werden können. Auf die Vorbemerkung wird verwiesen. Frage 3: Welche Aktivitäten der extremen Rechten im Sinne der Frage 1 wurden im Monat Februar 2018 aus welchen Gründen bereits im Vorfeld verboten oder aufgelöst (genaue Aufstellung nach Datum, Veranstaltungsort, Veranstalter, Anzahl der Teilnehmenden, ggf. Bands, Liedermacher, Redner)? Nach Kenntnis der Staatsregierung wurden keine als rechtsextremistisch bewerteten Aktivitäten im obigen Sinne verboten oder aufgelöst. Frage 4: Welche in den vergangenen zwölf Monaten durchgeführten Aktivitäten der extremen Rechten im Sinne der Fragen 1 und 2 wurden der Staatsregierung im Zuge von Nachmeldungen, Neubewertungen o.ä. bekannt, die bei der Beantwortung zurückliegender Kleiner Anfragen der Fragestellerin noch nicht berücksichtigt wurden? Es wird auf die nachfolgende Tabelle verwiesen: Datum Ort Veranstalter 1 Teilnehmer- Veranstaltung ggf. zahl Bands, Liedermacher, Redner * Leipzig 16 -Ortsgruppe ' * Stammtisch Leipzig Nacht vom Plauen Partei „Der Dritte ca. 30 Spontandemonstration 31.12.2017 Weg" Stützpunkt zum Vogtland 01.01.2018 Seite 6 von 7 STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat SACHSEN 27.01.2018 vermutlich Rechtsextremisten * Konzertveranstaltung mit Sachsen „Barricades" (ST) und weiteren unbekannten Bands * Kann nicht genannt werden oder ist nicht bekannt. Darüber hinaus liegen der Staatsregierung Erkenntnisse vor, die aus Gründen der Geheimhaltung nicht mitgeteilt werden können. Auf die Vorbemerkung wird verwiesen. Mit freundlichen Grüßen PrOf. Dr. R and Wöller Seite 7 von 7 2018-03-29T12:23:36+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes