STAATSÏ\4 I N I STERI U I\4 FÜR UI4WETT UND LANDWIRTSCHAFT SACHSISCHES STPûTSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach 1005 10 I 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bern hard-von-Lindena u-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Gunter W¡ld, fraktionslos Drs.-Nr.: 6112618 Thema: Neuorganisationen der Staatsforstreviere des Staatsbetriebes Sachsenforst Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Laut Medieninformation vom 31.01.2018 des Medienservice Sachsen wurden im Landeswald in der Region Erzgebirge und Vogtland I I neue, zusätzliche Forstreviere gebildet. Damit wurden entgegen dem bundespolitischen Trend und erstmals seit der Wende die Reviergrößen im Landeswald gesenkt. Als Grund wurde unter anderem der gestiegene Aufwand durch den Waldumbau genannt." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Mehrkosten mit wie vielen zusätzlichen Personalstellen entstehen durch die zusätzliche Schaffung der neuen Forstreviere und wie sollen diese zusätzlichen Kosten gedeckt werden? (Bitte Aufschlüsseln in welchen Bereichen Mehrkosten bzw. Personalaufstockungen anfallen.) Für die insgesamt elf zusätzlich eingerichteten Forstreviere wurden zehn neue Personalstellen geschaffen. Eine weitere Personalstelle wurde durch eine Umstrukturierung innerhalb des Staatsbetriebes Sachsenforst (SBS) bereitgestellt. Die Mehrkosten für die zehn Personalstellen belaufen sich in etwa auf 560.000 Euro p.a. Davon entfallen circa 83 Prozent auf Personalkosten. Die restlichen Mehrkosten entstehen unter anderem durch die Nutzung von Dienst-Kfz, lT und Telefonie sowie durch Dienstbekleidung und fallweise anzumietende Dienstzimmer. Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ sm ul.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 2. Mä"z2018 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-105012t84 Dresden, 2î . OS ,2O4? 5iXëilsrlr s¡mu1+ - N O)t-o ò o c{ obabibtifl.M&¡tuMd hbñlibl.dwtu.umhùñd uñddeh Hausanschrift: Sächs¡sches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01 097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, '13 Für Besucher mit Beh¡nderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. t Ke¡n Zugâng fúr elektronisch signierte sow¡e für verschlüssêlte èlektronische DokumenteSeite 1 von 3 STAATSI\4ìNISTERIUNI FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Diese Mehrkosten werden in der Haushaltstelle 0923/682 60 (Zuschüsse - an den SBS - für laufende Zwecke) nicht haushaltswirksam, da sie durch den Holzverkauf aus dem geplanten Mehreinschlag gedeckt werden. Frage 2: Wie änderten sich die Strukturen für Organisation und Durchführung des Jagdbetriebes mit der Schaffung der neuen Forstreviere? Der Leiter des jeweiligen Forstbezirkes trägt weiterhin die Gesamtverantwortung für den Vollzug der Venivaltungsjagd. Die örtliche Zuständigkeit für die Organisation und Durchführung der Verwaltungsjagd obliegt auch künftig den Revierleitern innerhalb der neuen Reviergrenzen. Frage 3: Die Fläche, auf welcher aktiv in den Umbau des Landeswaldes investiert wurde, lag mit Ausnahme des Jahres 2013 stets zwischen 1200 und 1400 Hektar pro Jahr. Entsprechend der in der Vorbemerkung genannten Medieninformation sind auch zukünftig lnvestitionen auf 1.300 Hektar pro Jahr in den Waldumbau geplant. Gleichzeitig wird gesagt ,,Zusammen mit den neuen Revierleitern können wir die Qualität der Waldpflege und insbesondere des dringend notwendigen Waldumbaus deutlich erhöhen." ln wie weit war die Qualität des bisherigen Waldumbaus ungenügend und wie trägt die Umstrukturierung der Landesforstreviere zu einer Qualitätssteigerung im Bereich des Waldumbaus bei? Die Schlussfolgerung, dass die Qualität des bisherigen Waldumbaus im Staatswald des Freistaates Sachsen (nachfolgend Staatswald) ungenügend sei, ist unzutreffend. Das interne Qualitätsmanagement des SBS zu den Forstkulturen gibt dafür keine Anhaltspunkte . Die Medieninformation war insofern missglückt. Die Verkleinerung der Landeswaldreviere im Erzgebirge und Vogtland war mit Blick auf die Arbeitsbelastung der Revierleiter eine wesentliche Voraussetzung, um den Holzeinschlag deutlich zu erhöhen und gleichzeitig den Waldumbau gemäß der,,Waldstrategie 2050 für den Freistaat Sachsen" fortzuführen. Frage 4: Welche Flächen der neu geschaffenen Landesforstreviere sind bereits umgebaut und wie viele befinden sich aktuell im Umbau? (Bitte Angaben in Hektar und Prozent pro Landesforstrevier.) Eine Auswertung aus der Naturalvollzugsdatenbank des Waldinformationssystems ist auf Ebene der neuen Revierstruktur gegenwärtig nicht möglich, denn die Flächenzuordnung des Naturalvollzuges der Kunstverjüngung auf die neuen Revierstrukturen erfolgt erst ab dem dritten Quartal 2018. Aufgrund der gegenwärtigen Aufarbeitung der außerordentlichen Sturmschäden aus dem Winterhalbjahr 201712018 liegt eine diesjährige Planung der Verjüngungsflächen nicht vor. Freistaat SACHSEN Seite 2 von 3 STAATSÏ\4INISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Frage 5: Laut Medienmitteilung sind die Holzvorräte in den sächsischen Staatsforsten so hoch, wie seit mindestens 300 Jahren nicht mehr. Gegenwärtig werden nur zwei Drittel der Holzzuwächse eines Jahres genutzt. Auch zukünftig soll der Holzeinschlag mit maximal 1,6 Mio. m" pro Jahr unter der Zuwachsrate liegen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen , dass es sehr dichte und zunehmend alte Reinbestände gibt, die anfällig gegenüber Stürmen und lnsektenbefall sind und daher dringend umgebaut werden müssen. Auf welcher fachlichen oder strategischen Grundlage wurde beschlossen, die Holzvorräte in den vergangenen Jahren derart stark anwachsen zu lassen und aus welchen Gründen wird ein weiterer Zuwachs auch in den kommenden Jahren weiterhin angestrebt? Seit den 1990er Jahren wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein beschleunigtes Waldwachstum beobachtet, welches nicht den tradierten Wuchsmodellen und Ertragstafeln der Baumarten entsprach. Die Gründe dafür werden vor allem in veränderten Umweltbedingungen wie der verlängerten Vegetationszeit in den waldreichen Mittelgebirgen , atmosphärischen Stickstoffeinträgen, der Verminderung von Luftschadstoffen und der schrittweisen Kompensation der Bodenversauerung durch die Bodenschutzkalkung vermutet. Die Holzvorrats- und Zuwachsunterschätzung im Staatswald des Freistaates Sachsen folgen insofern einem bundesweiten Trend. Für den Freistaat Sachsen wurde dieses Phänomen erstmals im Rahmen der Bundeswaldinventur ll (BWl2, 2002) festgestellt und durch Periodenvergleich mit der Landeswaldinventur 2007 und der BWl3 (2012) verifiziert. Ab dem Jahr 2013 wurde deshalb das Forsteinrichtungsverfahren für den Staatswald umgestellt von einem Schätzverfahren auf Ertragstafelbasis zu einem stichprobenbasierten lnventurverfahren mit einer Vielzahl gemessener Werte sowie einer Wachstums - und Holznutzungssimulation. Da die Forsteinrichtung den Staatswald der Forstbezirke in der Regel im zehnjährigen Turnus abwechselnd einrichtet, erfolgt die Erhöhung des Hiebssatzes schrittweise mit einem gewissen Nachlauf. Die Höhe der Holznutzungen wird auf der fachlichen Grundlage der lnventurergebnisse fortlaufend geprüft und nach wissenschaftlicher Analyse bei Bedarf angepasst. Als begrenzende Faktoren für eine schnellere Anhebung des Holzeinschlages wirken unter anderem die Erhaltung der Bestandesstabilität sowie die Notwendigkeit, die Waldumbaubaumarten rechtzeitig vor nach starken Holznutzungen auflaufender, konkurrierender Verjüngung einzubringen. Mit freundlichen Grüßen?u Thomas Schmidt Seite 3 von 3 2018-03-29T12:19:24+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes