STAATSMìNISTERIUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWRTSCHAFT Postfach 100510 I 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther (GRUNE) Drs.-Nr.: 6/13296 Thema: Erfolg der Maßnahmen zum Schutz des Birkhuhns Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: lnwieweit sind die Artenschutzmaßnahmen zum Birkhuhnschutz bezüglich der Entwicklung und Wiederherstellung von Lebensräumen für das Birkhuhn seit 2007 erfolgreich, insbesondere wie viel Moorflächen/ Hochmoorflächen wurden bzw. werden aus der Bewirtschaftung herausgenommen um dauerhaft zu Birkhuhnhabitaten entwickelt zu werden und wie viele Flächen insbesondere wie viel Moorflächen/ Hochmoorflächen wurden bisher im Detail für das Birkhuhn neu geschaffen oder wiederhergestellt? ln den Hoch- und Kammlagen des Erzgebirges (Forstbezirke Eibenstock, Neudorf, Marienberg und Bärenfels des Staatsbetriebes Sachsenforst) wurden im Staatswald des Freistaates Sachsen seit dem Jahr 2007 rund490 Hektar degradierte Moorstandorte durch Verschluss von Entwässerungsgräben revitalisiert. Die Maßnahmenumsetzung erfolgte in erster Linie durch den Zweckverband Naturpark,,ErzgebirgeA/ogtland" sowie den Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS). Weitere 162 Hektar werdenim Rahmen des laufenden grenzüberschreitenden Projektes MOOREVITAL im Zeitraum der Jahre von 2018 bis Ende 2019 wiedervernässt . Über die revitalisierten Moorstandorte hinaus befinden sich im Staatswald des oben definierten Bezugsraumes 125 Hektar Moorstandorte, die keiner regelmäßigen Bewirtschaftung unterliegen. Auf diesen Flächen wurden durch die Forsteinrichtung keine Nutzungen geplant. 5 FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ smul.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 4. Mai 2018 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050t2t146 Dr""d"n,b.gi. Å"rtl s¡mu1+ -=- - :ro -rf -o - 0b Atundl¡ld.dr &t gókhñ tuùmliLbdffi ftr Um¡t lid ú.ddùhÀ Hausanschrift: Sächsisches Staatsminister¡um für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße I 01 097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befi nden sich gekennzeichnete Parkplätze am K0nigsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Ke¡n Zugang für elektronisch s¡gnierte sow¡e fúr verschlüsselte elektronische DokumenteSeite 1 von 4 STAATSMINìSTERìUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 lnsbesondere die intakten beziehungsweise revitalisierten Moorstandorte sind aufgrund der im Vergleich zu terrestrischen Standorten meist lichteren Waldstruktur und der beerstrauchreichen Bodenvegetation prinzipiell geeignete Teilhabitate für das Birkhuhn, welche vor allem als Nahrungshabitat sowie zur Brut und Kükenaufzucht beziehungsweise als Winterhabitat entsprechende Qual itäten besitzen. Eine Auflistung der einzelnen Vorhaben des SBS zur Förderung, Erhaltung oder Wiederansiedlung des Birkhuhnes ist der Antwort auf Frage V.8.22 und für die Vorhaben des SBS zur Moorrevitalisierung der Antwort auf Frage V.8.23 der Großen Anfrage ,,Staatsbetrieb Sachsenforst - Entwicklung, Stand und Perspektiven" (Drs. 6i11356) zu entnehmen Außerhalb des Staatswaldes sind Maßnahmen zur Wiedervernässung im Naturschutzgebiet ,,Georgenfelder Hochmoor" (sieben Hektar im Kommunalwald Altenberg) sowie im Naturschutzgebiet ,,Grenzwiesen Fürstenau und Fürstenwalde" (zehn Hektar im Privatwald im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes,,Bergwiesen im Osterzgebirge") durchgeführt worden. Ob die langfristig angelegten Maßnahmen Erfolg haben, wird die Entwicklung der Birkhuhnbestände zeigen. Aus diesem Grund hat das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) im Jahr 2012 ein begleitendes Birkhuhnmonitoring beauftragt. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass der Abwärtstrend der Bestandsentwicklung derzeit gestoppt und der Bestand stabil ist. Frage 2: Welche weiteren Maßnahmen für den Birkhuhnschutz wurden mit welchem Erfolg konkret seit 2007 durchgeführt? Die in den Jahren 2009 bis 2012 geplanten und bisher durchgeführten Sofortmaßnahmen (siehe Antwort zu Frage 1) haben dazu beigetragen, den Abwärtstrend der Birkhuhnbestände zumindest in einigen Vorkommensgebieten zu stoppen. Zwischenzeitlich ist jedoch die Lebensraumeignung etlicher Flächen insbesondere infolge Sukzession sowie Wiederaufforstung von Flächen, auf denen die nach den Waldschäden der späten 1980er- und frühen 199Oer-Jahre eingebrachte lnterimsbestockung mit fremdländischen Nadelgehölzen beseitigt wurde, verloren gegangen. lm SPA ,,Erzgebirgskamm bei Deutscheinsiedel" hat der SBS im Herbst des Jahres 2017 umfangreiche Auflichtungsmaßnahmen im Bereich Klugehübel und Brandhübel durchgeführt. Die Zahlen aus dem Birkhuhnmonitoring 2018 liegen aktuell noch nicht vor, sodass der Erfolg der Maßnahmen noch nicht abschätzbar ist. Aufgrund der zuvor bereits kaum noch vorhandenen Balzaktivitäten ist aber lediglich eine langsame Erholung zu erwarten. Die Entwicklung der Bestände ist zudem stark von der Entwicklung der Lebensräume auf der tschechischen Seite des Ezgebirgskammes abhängig, da es eine grenzüberschreitende Population ist. Frage 3: Um wie viel Habitatfläche wurde damit der Lebensraum vergrößert und welche Auswirkungen hatten diese Maßnahmen auf die Bestandsentwicklung und wie hat sich die Anzahl der besetzten Brutreviere und die Anzahl der Birkhuhnpopulation seit 2007 entwickelt? Seite 2 von 4 STAATSM'INISTERIUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Eine Flächenbilanz kann dezeit nicht aufgestellt werden, da die Maßnahmen im Rahmen der Waldbewirtschaftung umgesetzt wurden. Waldumbauflächen kommen den Lebensraumansprüchen der Birkhühner ebenso entgegen, wie starke Pflegeeingriffe, Balzplatzgestaltung und Moorrevitalisierung. Einheitliche, systematisch erhobene und von allen Seiten (SBS, Naturschutzverwaltung , Verbände, Ornithologen) akzeptierte Bestandszahlen auf Basis der Zählung der im Frühjahr balzenden Hähne gibt es erst im Zuge der seit dem Jahr 2013 durchgeflihrten gemeinsamen Birkhuhn-Ansitzzählungen (Birkhuhnmonitoring - siehe Anlage). Ein weiteres Absinken der Bestände konnte verhindert werden. Positiv ist zu werten, dass sich das Birkhuhn auf den Kyrill-Schadensflächen aus dem Jahr 2007 im SPA ,,Westerzgebi rge" offenbar neu etabliert hat. Frage 4: Wie wird insbesondere sichergestellt, dass sich die lntensität der Hege und der Bejagung von Schwarzwild im SPA-Gebiet (Special Protection Area) entsprechend am notwendigen Schutz des Birkhuhns orientiert? Die Bejagung des Schwarzwildes in den Eigenjagdbezirken des Freistaates Sachsen, die vom SBS verwaltet werden (Veruvaltungsjagdbezirke), ordnet sich in die Gesamtstrategie der Jagdausübung in den Venrualtungsjagdbezirken ein. ln Schutzgebieten - und somit auch in SPA-Gebieten - hat der Schutzzweck wesentlichen Einfluss auf die Jagdausübung. Schwarzwild wird in den Verwaltungsjagdbezirken im Rahmen der jagdrechtlichen Möglichkeiten konsequent erlegt. Auch innerhalb der dem Birkhuhnschutz dienenden SPA-Gebiete, die aufgrund der Höhenlage und des Fraßangebotes jedoch nicht zum Hauptverbreitungsgebiet des Schwarzwildes im Freistaat Sachsen zuzählen sind, wird die Verwaltungsjagd über Einzel- und Gruppenansitze sowie herbstliche Gesellschaftsjagden ausgeübt. Hauptziel ist es, die betreffenden Gebiete für Schwazwild unattraktiv zu halten, beziehungsweise Schwarzwild nach Möglichkeit aus den Bruthabitaten des Birkhuhnes zu verdrängen. Die Kirrjagd auf Schwarzwild (Lockwirkung), verbunden mit der Jagdausübung zur Nachtzeit, wird in SPA-Gebieten im Bereich von Birkhuhnvorkommen nicht durchgeführt. Dies umfasst insbesondere Gebiete am Erzgebirgskamm über 800 Meter über NN. Eine dem Birkhuhnschutz dienende Regulation der Schwarzwildbestände kann wirksam nur eigentums- und somit jagdbezirksübergreifend erreicht werden. Auch aus diesem Grunde strebt der SBS eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Jagdausübungsberechtigten angrenzender gemeinschaftlicher Jagdbezirke und von Eigenjagdbezirken an. Neben dem Schwazwild sind Prädatoren wie beispielsweise der Rotfuchs ein wesentlicher Mortalitätsfaktor insbesondere für Jungtiere. Ansätze einer Fallenjagd auf Beutegreifer werden dezeit im SPA-Gebiet,,Kahleberg und Lugsteingebiet" erprobt. Frage 5: Welche Schlussfolgerungen zieht die Staatsregierung aus den Ergebnissen des Birkhuhnschutzes seit 2007 und welche Handlungserfordernisse ergeben sich daraus? Seite 3 von 4 STAATSMINISTERIUIVI FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Die dauerhafte Gestaltung von Birkhuhnbiotopen ist eine langfristige Aufgabe. Um den Erfolg der Maßnahmen beurteilen zu können, muss das Birkhuhnmonitoring sowie die zentrale und systematische Erfassung der Monitoringdaten, der Zufallsbeobachtungen und der sonstige Kartierungen in der Zentralen Artdatenbank (ZenA) fortgesetzt werden. ln derselben Art und Weise sollen die durchgeführten Maßnahmen zentral dokumentiert werden, sodass diese datentechnisch möglichst einfach mit den Birkhuhnbeobachtungen in Beziehung gesetzt werden können. lm entstehenden ,,Artenhilfsprogramm Birkhuhn" soll die Struktur von Birkhuhnhabitaten nicht nur textlich, sondern auch grafisch und fotografisch dargestellt werden, um eine birkhuhngerechte Umsetzung zu erreichen und auf den Maßnahmenflächen möglichst wirksame Habitatstrukturen entstehen zu lassen. Natürlichen¡veise entstandene Auflichtungen (insbesondere durch Sturmereignisse wie ,,Herwart" und ,,Friederike") sollen, soweit sie für den Lebensraum des Birkhuhnes sehr wichtig sind, nicht wieder aktiv aufgeforstet werden. Eine ldentifizierung und digitale Erfassung dieser Flächen wurde vom SMUL bereits beauftragt. M it freundlichen Grüßen Thomas Schmidt Anlage: 1 Freistaat SACHSEN Seite 4 von 4 Anlage Birkhuhnschutz - Ochrana tetÍívka obecného lm Freistaat Sachsen befindet sich im Erzgebirge aktuell die zweitgrößte Birkhuhnpopulation in Deutschland außerhalb der Alpen. Artenhilfsprogramm Birkhuhn in Sachsen Mit Erlass vom 24. Oktober 2016 hat das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) beauftragt, ein Artenhilfsprogramm Birkhuhn in Sachsen in enger Zusammenarbeit mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS) und Einbeziehung der Naturschutzverbände, die sich bisher beim Birkhuhnschutz in Sachsen engagiert haben, zu erarbeiten. Der Schwerpunkt des Artenhilfsprogrammes soll auf der Ezgebirgsregion liegen. Als Auftakt fur die Bearbeitung des Artenhilfsprogrammes hat der SBS am 27. Mäz 2017 zusammen mit dem LfULG in Zinnwald ein Symposium zum Birkhuhn organisiert. Die Vorträge sind tiber folgenden Link abrufbar: Þ Vorträoe Auftaktsvmposium für ein Artenhilfsproqramm am 27. März 2017 in Zinnwald Aktueller Stand der Arbeiten zum Artenhilfsprogramm Das LfULG bereitet aktuell einen ersten Entwurf des Artenhilfsprogrammes vor, der noch im Juli mit dem SBS abgestimmt wird. Voraussichtlich im September wird es ein gemeinsames Gespräch mit den beim Birkhuhnschutz engagierten Personen und den örtlichen Naturschutzbehörden geben. E rgebn isse des B irkh uh nmon itorin gs im Erzgebirge Laut Erlass des SMUL vom 12. Mäz 2Q12 ist der SBS beauftragt, in Abstimmung mit dem LfULG und unter Einbeziehung der örtlichen Naturschutzbehörden und Ornithologen ein Birkhuhn-Erfolgsmonitoring in den Vorkommensgebieten im Landeswald zu etablieren. Seit Frühjahr 2013 werden jährlich in vier Gebieten im Erzgebirge Ansitzerfassungen des Birkhuhnes durchgeführt. Dabei wird im Bereich möglicher Balzplälze in den Birkhuhnvorkommensgebieten unter anderem die Zahl balzender Hähne festgestellt: 2{t13 2{t14 2t115 20tE 2077 Kahlberg und Llrgsteingebiet 7 7 6 I Ê Ezgebirgnlramm bci DËulschÊ¡n$iedEl 4 3 I f 2 Ezgebirgrsftamm bei Satrung 10 10 I I I Westerzgebirge 4 4 3 4 4 Die zugrunde liegenden Daten aus dem Birkhuhnmonitoring im Ezgebirge können in Artdaten-Online in Form einer Rasterverbreitungskarte abgefragt werden. Bitte klicken Sie auf folgenden Link und auf der gegebenenfalls erscheinenden Anmeldeseite auf den grünen Button >Gastzugang Artdaten-Online< : . ll Birkhuhnmonitorinq im Ezsebiroe (Link zu Artdaten-Online) 2018-05-31T13:10:24+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes