SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR KULTUS Postfach 10 09 10101079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Karin Wilke (AfD) Drs.-N r.: 6/13328 Thema: Berufspraktischer Unterricht Sehr geehrter Herr Präsident, STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: "Ein Leipziger Institut hatte im Auftrag der Handwerkskammer Dresden im April rund 500 Sachsen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren telefonisch zu ihrer Sicht auf Oberschulen und Gymnasien befragt. Dabei wurde die Berufsvorbereitung an Oberschulen und Gymnasien nur von 28 bzw. 19 % der Befragten als sehr gut oder gut eingeschätzt." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie verträgt sich dieser Befund mit der Behauptung des Ministerpräsidenten in seiner Regierungserklärung: "Unsere Oberschulen sind Talentschmieden für die Praxiselite und den Fachkräftenachwuchs , Partner für Handwerk und Mittelstand, und deshalb wichtiger denn je." Unabhängig von den Ergebnissen der Befragung gilt: Die systematische und praxisnahe Ausbildung von Fachkräften ist das Markenzeichen der Oberschule . Untersetzt wird das durch folgende Maßnahmen: 1. Zukünftig werden Betriebspraktika in Form von Blockpraktika oder Praxistagen ab der Klassenstufe 7 möglich, so dass Schüler weitere Praxiserfahrungen sammeln können. 2. Die Zusammenarbeit mit den Berufsberatern der Agentur für Arbeit wird intensiviert. Aufbauend auf den in der Klassenstufe 7 ermittelten jeweiligen Stärken erfolgt eine individuell maßgeschneiderte Berufsorientierung. Dabei helfen insbesondere Praxisberater. 3. Die Anzahl von an Oberschulen tätigen Praxisberatern soll weiter erhöht werden. Seite 1 von 4 5iSACHsEN Der Staatsminister Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom 7. Mai 2018 Geschäftszeichen (bitte bei Antwort angeben) Z-1 053/13/43 Dresden,'Jo . Mai 2018 Hausanschrift Sächsisches Staatsministerium fOr Kultus Carolaplatz 1 01097 Dresden www.smk.sachsen.de De-Maii-Zugang: poststelle@smk-sachsen.de-mail.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3. 7. 8 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS 5j SACHsEN 4. Neben zusätzlichen personellen Ressourcen werden auch kernzielorientierte Maßnahmen an Oberschulen gefördert, um den Prozess der Berufsorientierung für jeden Schüler zu flankieren und zu stärken. Dazu gehören Werkstatttage ebenso wie Angebote im Rahmen von "SCHAU REIN! -Woche der offenen Unternehmen". Dabei wird jede Maßnahme auch am Ziel gemessen, die Oberschule und die duale Ausbildung zu stärken und die Trias von "Information", "Beratung und Begleitung" sowie "Praxiserfahrung " für die Fachkräfte von morgen auszubauen. Frage 2: Laut BILD (04.05.2018) plant Sachsens Kultusminister Christian Piwarz an den Oberschulen ab Klasse 8 die Einführung von 14 sogenannten "Werkstatt- Tagen", deren Finanzierung gesichert sei. Welche Maßnahmen werden dabei finanziert und welches didaktische Konzept steht dahinter? Verpflichtende Betriebspraktika sowie zusätzliche Pflichtpraktika in Form von Blockpraktika oder Praxistagen sind in der Schulordnung für Oberschulen geregelt. Darüber hinaus können Schülerinnen und Schüler von Oberschulen, ebenso wie Schülerinnen und Schüler von Gymnasien und Förderschulen, verschiedene Berufsfelder erkunden. Dieses zusätzliche freiwillige Angebot wird in Form von Werkstatttagen durchgeführt und auf der Grundlage der Förderrichtlinie zur Beruflichen Orientierung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus (SMK BO FRL) ab dem Schuljahr 2018/2019 gefördert. Als konkrete Maßnahme werden im Rahmen der SMK BO FRL Potenzialanalysen für Schüler an Oberschulen in der Klassenstufe 7 gefördert. Die damit ermittelten überfachlichen Stärken, z. B. Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Ordnung, Feinmotorik, werden in anschließenden Werkstatttagen praktisch angewendet. Das heißt, Schüler erproben sich entsprechend ihrer Stärken in mindestens drei Berufsfeldern unter fachkundiger Anleitung in Berufsbildungsstätten (Werkstätten) praktisch aus. Die Werkstatttage werden vor- und nachbereitet. Das didaktische Konzept dieser Maßnahme wird vom konzeptionellen Grundgedanken getragen, dass zuerst die Potenziale bzw. Stärken jeder Schülerin und jedes Schülers ermittelt werden, um dann passgenaue Angebote zur praktischen Erprobung zu unterbreiten . Dies geschieht nicht mehr in der Breite und Vielfalt der Angebote (alle durchlaufen möglichst viel), sondern in Hinblick auf den weiteren Ausbau der vorhandenen Stärken (Kiassenstufe 7), die dann über passende Berufsfelder (Kiassenstufe 8) in bestimmte Berufe ( Klassenstufen 9 oder 1 0) einmünden. Frage 3: Warum sind Gymnasien von dem Konzept der Werkstatttage ausgenommen , obwohl HWK-Präsident Dittrich betont, dass Abitur nicht automatisch Studium bedeuten muss, sondern zugleich Ausgangspunkt für die berufliche Bildung sein kann? Auf der Grundlage der SMK BO FRL können Werkstatttage - ebenso wie Potenzialanalysen - auch an Gymnasien gefördert werden . Das bedeutet, dass ab 2019 Schüler der Klassenstufe 8 an Gymnasien die Möglichkeit haben, in Form der Werkstatttage verschiedene Berufsfelder zu erkunden. Dadurch sollen sie Einblicke in verschiedene praktische Tätigkeitsfelder erhalten, um sich im folgenden Schuljahr mit konkretisierten Vorstellungen gezielter um einen Praktikumsplatz zu bewerben. Seite 2 von 4 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS 5iSACHsEN Frage 4: Welche weiteren Maßnahmen plant die Staatsregierung, um das Niveau der Berufsvorbereitung an Oberschulen UND an Gymnasien zu erhöhen? Um die in der Regierungserklärung benannte Praxiselite an Oberschulen weiter zu stärken, werden insbesondere folgende Maßnahmen geprüft bzw. bereits umgesetzt: - Ausbau des Projektes "Praxisberater", - Erhalt der Berufseinstiegsbegleiter, - Verstetigung des "Produktiven Lernens", - finanzielle Förderung von Schülerfirmen, "Komm auf Tour!", Potenzialanalysen und Werkstatttagen, - Ausbau der Maßnahme "SCHAU REIN!- Woche der offenen Unternehmen", - Aktualisierung der Kernziele und der Bausteine zur Berufsorientierung, - verstärkte Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft in Hinblick auf die grünen Berufe, - Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Berufsberater der jeweiligen Agentur für Arbeit und - Unterstützung und Fortführung der Arbeit der Regionalen Koordinierungsstellen für Berufsorientierung als wichtigster Netzwerkpartner in der Region sowie Ansprechpartner für Oberschulen. Folgende Maßnahmen sind für das Gymnasium aufzuführen: ln der neuen Schulordnung Gymnasien, die ab August 2018 gilt, ist die Berufs- und Studienorientierung an Gymnasien als systematischer Prozess, begonnen mit der beruflichen Frühorientierung ab der Klassenstufe 5 bis hin zur Jahrgangsstufe 12, verankert . Auf der Grundlage eines schuleigenen Konzeptes zur Berufs- und Studienorientierung können die Gymnasien ab dem kommenden Schuljahr bis zu fünf Praxistage pro Klassenstufe durchführen, sofern in dieser Klassenstufe kein Blockpraktikum stattfindet . Konzeptionell wurden 2017/2018 die "Bausteine zur Beruflichen Orientierung am Gymnasium in Sachsen" und das Handbuch "Berufliche Orientierung wirksam begleiten" sowie "Unterrichtseinheiten für die sächsischen Gymnasien" erarbeitet, die ab dem Schuljahr 2018/2019 allen Gymnasien zur Verfügung stehen. Diese bieten zum einen eine solide Basis, um das schuleigene SO-Konzept zu überarbeiten oder weiter zu entwickeln. Zum anderen unterstützen sie die Lehrkräfte bei der Querschnittsaufgabe der Beruflichen Orientierung mit vielen Ideen und konkreten Vorschlägen zur Umsetzung spezifischer Themen der Berufs- und Studienorientierung. Das Ziel besteht darin, die Schülerinnen und Schüler zu einer reflektierten Berufs- bzw. Studienwahlentscheidung zu bringen. Zur Einführung in die neu erarbeiteten Materialien finden für alle Gymnasien Workshops statt, an denen Lehrkräfte und die zuständigen Beratungsfachkräfte der Agentur für Arbeit im Sinne einer besseren Vernetzung gemeinsam teilnehmen und u. a. über die Optimierung der schulspezifischen Umsetzung der Beruflichen Orientierung diskutieren . Seite 3 von 4 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS ~SACHsEN Im Schuljahr 2017/2018 ist der neue Grundkurs "Berufliche Orientierung wirksam begleiten " an acht Gymnasien gestartet. Weitere Gymnasien werden ab dem kommenden Schuljahr dazukommen. Mit freundlichen Grüßen Seite 4 von 4 2018-05-31T13:12:16+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes