STAATSM1N1STER1UM FÜR SOZ1ALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Freistaat SACHSEN SACHSISCHES STAATSMINISTERIUM FUR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Albertstraße 10 I 01097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Gunter Wild (fraktionslos) Drs.-Nr.: 6/13458 Thema: Nachfrage zu Drs. 6/13180 — Gefahren durch Tierseuchen in der sächsischen Wolfspopulation Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche weiteren Tierkrankheiten der sächsischen Wolfsvorkommen sind bekannt und mit welchen Methoden, in welchem Umfang und von welchen lnstitutionen werden diese überwacht? (Bitte insbesondere such auf den Dunker'schen Muskelegel eingehen.) Al le tot aufgefundenen Wölfe Deutsch lands, einschließlich der Tiere, die in Sachsen tot aufgefunden werden, werden durch das Leibniz-lnstitut für Zoound Wildtierforschung (IZW), Berlin, auf eine Vielzahl von Erregern untersucht. Für die Untersuchungen werden etablierte veterinärmedizinische diagnostische Verfahren eingesetzt. Es wird auf folgende Erreger untersucht: Parvoviren , Coronaviren, Staupe-Viren, Canines Adenovirus-1 (HCC), Tollwut-Viren, Pseudowut-Virus (AK, Suides Herpesvirus 1), Polyomaviren, weitere Herpesviren , Hepatitis E-Virus, Bruce lien, Francisella tularensis, Leptospiren, resistente Escherichia coli, Pasteurellen, Ektoparasiten, Räudemilben, intestinale Parasiten inklusive Bandwürmer und Dunkerscher Muskelegel, Trichinen und Dirofilarien. Bei sächsischen Wölfen sind bisher folgende Erreger nachgewiesen worden: Räudemilben, Staupevirus (CDV), Canines Adenovirus, Trichinen. Tollwut- und Pseudowut-Virus wurden nicht nachgewiesen, auch Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) und Hundebandwurm (Echinococcus granulosus ) fanden sich nicht. Frage 2: Wie beeinflusst die Erkrankung eines Wolfes an Räude sein Verhalten ? In welchem Umfang gibt es hierzu Studien und wurden seitens der in Sachsen am Wolfsmonitoring beteiligten Institutionen Beobachtungen oder Untersuchungen diesbezüglich angestellt? Die Staatsministerin Durchwahl Telefon +49 351 564-5601 Telefax +49 351 564-5791 Ihr Zeichen lhre Nachricht vom Aktenzelchen (bItte bel Antwort angeben) 24-0141.51-18/389 jaresden, Juni 2018 Hausanschrlft: Sächalsches StaatsmInisterlum für Soziales und Verbraucherschutz Albertstraße 10 01097 Dresden www.sms.sachsen.de STAATSM1N1STER1UM FÜR SOZ1ALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Freistaat SACHSEN Die Räude ist eine parasitäre Erkrankung in deren Verlauf es zu Juckreiz, Entzündungen der Haut und Haarausfall kommen kann. Diese Erkrankung kann vollständig ausheilen. In Verbindung mit negativen Begleitumständen (schlechte körperliche Verfassung, mangelnde Nahrungsaufnahme, schlechte Witterung, weitere Erkrankungen) kann es nach einer Räude-lnfektion aber auch zum Tod eines Tieres kommen. Dies ist jedoch nicht der Infektion selbst geschuldet, sondern den ungünstigen Begleitumständen. Spezielle Untersuchungen zu Verhaltensänderungen wurden bisher an sächsischen Wölfen nicht durchgeführt. Im Rahmen des sächsischen Wolfsmonitorings wurden aber einzelne Fälle dokumentiert, in denen Wolfswelpen, die sich mit Räude infiziert hatten, bei Begegnungen mit Menschen ein weniger ausgeprägtes bzw. verzögertes Fluchtverhalten aufwiesen, als Welpen in anderen Rude In, die nicht an Räude erkrankt waren. So hatten sich die We !pen des Nochtener Rude Is im Sommer 2013 schon früh in ihrem Leben mit Räude infiziert und waren durch die Krankheit und ihre Folgeerscheinungen in ihrer Fitness sichtbar beeinflusst: die Tiere waren deutlich kleiner und schmächtiger als Altersgenossen aus anderen Rude In. Für Menschen sicherheitsrelevante Situationen ergaben sich daraus aber nicht. Frage 3: In welchem Maße tritt Räude in den sächsischen Wolfsvorkommen auf? (Bitte Auflistung selt wann die Tiere In den einzelnen Regionen von Räude betroffen sind.) Eine Räude-lnfektion wurde bei 14 von 240 bisher am IZW Berlin untersuchten Wolfskadavern , die aus dem gesamten Bundesgebiet stammten, festgestellt. Bei einigen hatte das Stadium der Ausheilung bereits begonnen, war also eindeutig nicht die Todesursache . In fünf dieser Fälle führte die allgemeine Auszehrung des Tieres zum Tode. Bei sächsischen Totfunden (75, Stand 29.05.2018) wurde im Rahmen der Untersuchung am IZW neun Mal Räude festgestellt. In drei Fällen davon ist die Räude, inkl. ihrer Folgeerscheinungen (Magen-Darm-lnfekt, Auszehrung), als Todesursache eingestuft worden . Im Rahmen des sächsischen Wolfsmonitorings wird Räude in der Regel anhand von Fotofallenbildern oder Fotobelegen von Sichtungen erkannt. In den Rude In, in denen Räude auftrat, muss sie nicht zwangsläufig weiterbestehen, sondern kann auch in späteren Jahren wieder verschwinden. Im Folgenden wird aufgelistet, in welchen Rude In in welchen Jahren (nach aktuellem Kenntnisstand) Räude auftrat: Milkel: Nochten: Niesky: Kollm: Neustadt: Knappenrode: 2010/11, 2014/15, 2015/16 2012/13, 2013/14, 2014/15 2014/15 2016/17, 2017/18 2017/18 2017/18 Fälle, in denen es in einem Gebiet nur kurzfristig und vereinzelt Hinweise auf Räude gab, sind hier nicht erfasst, da es sich dann auch um ein durchwanderndes Tier gehandelt haben kann, das keinen Bezug zum örtlichen Rudel hat. Seite 2 von 3 STAATSM1N1STER1UM FÜR SOZ1ALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Freistaat SACHSEN Frage 4: Auf welchen Beobachtungen und welchen wissenschaftlichen Grundlagen fußt die Aussage, dass Räude bei Wölfen im Gegensatz zu Füchsen gut aushellt ? Bezieht sich diese Aussage darauf, dass die Tiere vollständig hellen oder ist davon auszugehen, dass einzelne Parasiten auf den betroffenen Tieren verbleiben, die Tiere jedoch unter keinen starken Symptomen mehr leiden? Auch bei Füchsen kann die Räude gänzlich ausheilen. Ob sie ernsthafte Folgen hat oder gut ausheilt, schwankt zwischen verschiedenen Fuchsbeständen. In Skandinavien fanden während der 1980er und 1990er Jahre intensive Untersuchungen des dortigen Fuchsbestandes während einer Epidemie der Räude und zu ihren Konsequenzen statt. Dabei wurde festgestellt, dass Räude den Tod vieler Füchse zur Folge haben, also als Bestands-limitierender Faktor wirken kann. Bisher sind die Ursachen, wann Epidemien der Räude auftreten und wann nur Einzeltiere befallen werden, ohne dass es zu epidemieartigen Zuständen kommt, nicht vollständig geklärt. Dafür würden systematische und gründliche Untersuchungen der Fuchspopulation mit und ohne Räudebefall notwendig sein. Diese werden gegenwärtig nicht durchgeführt. Bei Wölfen bezieht sich die Aussage auf die Erkenntnis, dass Räude bisher nicht als Bestands-limitierender Faktor aufgetreten ist. Im Rahmen des Wolfsmonitorings kann nur anhand von Fotobelegen verfolgt werden, ob die fotografierten Wölfe Räudesymptome aufweisen oder nicht - wenn ein fotografiertes Tier, das vorher starke Räudesymptome gezeigt hat, nach einiger Zeit keine Symptome mehr zeigt, ist das auf den Fotos nachvollziehbar. Nicht geklärt werden kann in diesem Zusammenhang aber, ob das Tier trotzdem noch Parasiten beherbergt oder nicht. Frage 5: Die Frage 2 der Drs. 6/13180 wurde insofern unvollständig beantwortet, als dass nur die Verbreitung von anzeigepflichtigen Tierseuchen und meldepflichtigen Tierkrankheiten in den Wolfsrudein benachbarter Bundesländer angegeben wurde. Angrenzend an die sächsischen Wolfsvorkommen befinden sich jedoch auch Verbreitungsgebiete in Tschechien und Polen. Welche anzeigepfilchtigen Tierseuchen oder meldepflichtigen Tierkrankheiten wurden in den Wolfsvorkommen in Polen und Tschechien nachgewiesen (sowohl in Rudel ale auch bel Einzeltieren )? (Bitte Auflistung der betroffenen Region, jeweils die Angabe seit wenn die Regionen betroffen sind und die Anzahl der Fälle sowie die Angabe des Verbreltungsrisikos .) Die Beantwortung der Frage fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich der Sächsischen Staatsregierung, sondern in den des Bundes. Der Sächsischen Staatsregierung sind keine Erkenntnisse zu anzeigepflichtigen Tierseuchen und meldepflichtigen Tierkrankheiten in tschechischen und/oder polnischen Wolfsrudeln bekannt. Mit freundlichen Grüßen 3 e Barbara Seite 3 von 3 2018-06-12T10:03:56+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes