STAATSMINISTERìUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTScHAFT Postfach 100510 I 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindena u-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Gunter Wild (fraktionslos) Drs.-Nr.: 6/13459 Thema: kraniologische Untersuchungen sächsischer Wölfe Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Laut meiner kleinen Anfrage Drs. 6/13020 ,,Analysen im Rahmen des Wolfsmonitoring" wurden in Sachsen bislang 68 Wölfe sowie ein bekannter Wolf-Hund-Hybrid vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz kraniologisch untersucht. Das heißt, dass die Schädel nach entsprechenden Merkmalen analysiert wurden." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Entsprechend wie vieler und welcher Merkmale werden die Schädel von Wölfen in Sachsen kraniologisch untersucht? (Bitte vollständlge Auflistung der analysierten Merkmale.) lm Rahmen der Analysen des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz (SMNG) zur kraniologischen Unterscheidung von Wolf und Hund werden die entsprechenden Schädel vermessen und auf neun gut trennende qualitative Merkmale hin untersucht (Jähde, M. & H. Ansorge (2015): Kraniologische Analyse zut Unterscheidung von Wolf und Hund einschließlich ihrer Hybriden. - Beitrag Jagd- und Wildforschung 40 433 bis 446). Die Kanidenschädel werden auf folgende Merkmale hin untersucht: 5 FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ sm u l.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 22. Mai 2018 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050t2t162 0hùrunblddd€&rsd.6bM¡ñl{.dGft r Umctund hddebi Hausanschrift: Sächsisches Staatsm¡nisterium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbíndung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen bef¡nden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Kêin Zugang fúr elektron¡sch sign¡erte sowie für vêrschlüsselts elektronische Dokumente or".a"n,fl?.0t. LO/? s¡mut+ @$No c-,¡ @ o(\ Merkmal 1 Merkmal 2 Merkmal 3 Merkmal 4 Merkmal 5 Merkmal 6 Position des Canalis incisivus, Die Gestalt des Phraesphenoids, Die Gestalt des Basis vomerus, Die Form der Bulla tympanica, Ausformung der Fissura petrobasialis (auch Foramen jugulare), Die Gestalt der Squama occipitalis, Seite 1 von 4 STAATSMINISTERìUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Merkmal 7: Größe des Foramen supramastoideum, Merkmal 8: Anordnung der lncisivi, Merkmal 9: Einordnung des Orbitalwinkels. Frage 2: Wie viele und welche konkreten Merkmale müssen bei der kraniologischen Untersuchung mindestens vorhanden sein, damit das Tier als Wolf identifiziert wird? (Bitte vollständige Auflistung der abgefragten Merkmale.) Bei der Bestimmung von Säugetieren kommt es nicht darauf an, wie viele Merkmale verwendet werden, sondern dass die charakteristischen Merkmale - hier die Wolf und Hund trennenden Merkmale - beachtet werden. Die Schädel werden nicht numerisch nach der Anzahl der wolfstypischen Merkmale zu Wolf, Hund oder Hybrid zugeordnet, sondern entsprechend der Variabilität aller Merkmale als Wolf bestimmt, wenn die Gesamtheit der Merkmale dafür spricht. Wolfsschädel weisen eine geringe Variabilität in der Ausprägung der qualitativen Merkmale auf. Sobald sehr sichere Merkmale, wie die Ausformung der Bulla tympanica, nicht wolfstypisch ausfallen, ist eine molekulargenetische Untersuchung zu veranlassen. Frage 3 Die genetischen Analysen werden durch das Senckenberg Institut Gelnhausen durchgeführt. Tote Wölfe oder Hybriden werden darüber hinaus durch das Leibnitz-lnstitut 1ür Zoo- und Wildtierforschung(lZW) untersucht sowie durch das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG). Welche konkreten Aufgaben werden durch die beiden genannten Einrichtungen übernommen, wer trägt die Kosten dafür, welche Kosten sind dadurch in den letzten 5 Jahren jeweils für den Freistaat Sachsen entstanden und in welchem Haushaltstitel sind die Kosten enthalten? (Bitte Auflistung der Kosten in Jahresscheiben.) Das Leibnitz-lnstitut für Zoo- und Wildtierforschung (lWZ Berlin) führt ftir die Bundesländer, je nach Zustand des angelieferten Kadavers, folgende Untersuchungen durch: Todesursachenfeststell u n g, Gesundheitszustand, Virologische Untersuchungen, Bakteriologische Untersuchungen, Endoparasitenbefall und Ektoparasitenbefall. Das IZW Berlin hat vom Freistaat Sachsen im genannten Zeitraum keine Zahlungen erhalten. Das SMNG ist durch den Freistaat Sachsen mit den wissenschaftlichen Begleituntersuchungen im Zuge der Rückkehr der Wölfe beauftragt. Dazu zählen Monitoringleistungen, Losungsanalysen, Managementmaßnahmen und die Fachberatung der Landesbehörden. Für seine Leistungen gegenüber dem Freistaat Sachsen hat das SMNG die nachfolgend aufgeführten Mittel erhalten: Freistaat SACHSEN Seite 2 von 4 STAATSMINISTERìUN4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Frage 4: Werden die Daten aller Untersuchungen, durchgeführt wurden oder die sich einem lassen, zentral erfasst, gespeichert und wertet? Wenn ja, wo werden diese Daten und wer übernimmt die Auswertung? die an einem toten Wolf bestimmtes Tier zuordnen zusammengeführt ausgeerfasst sowie gespeichert Das LUPUS lnstitut ist als Unterauftragnehmer des SMNG damit beauftragt, die Koordination des Wolfsmonitorings im Freistaat Sachsen durchzuführen. Das beinhaltet sowohl die Endbewertung der im Freistaat Sachsen anfallenden Monitoringdaten als auch die zentrale Erfassung von Fachinformationen aus anderen lnstituten (lZW Berlin, Senckenberg Gelnhausen). Das heißt, sowohl das genetische Ergebnis eines toten Wolfes (Haplotyp, Genotyp und Herkunftsrudel, wenn dieses genetisch bekannt ist) als auch seine Todesursache und gegebenenfalls Krankheiten und Vorerkrankungen sowie das ermittelte Alter werden hier zusammengefasst, ausgewertet und für den Auftraggeber gespeichert. Frage 5: Laut kfeiner Anfrage 6113129 wurde der in der Oberlausitz in Lawalde überfahrene Wolf sowohl am lZW, am SMNG als auch in Gelnhausen untersucht. Welche konkreten Analysen wurden bislang an dem Tier in den einzelnen lnstituten durchgeführt und wurde es auch kraniologisch untersucht? (Falls eine kraniologische Untersuchung stattfand, bitte entsprechendes Gutachten der kleinen Anfrage anfügen.) Der Wolf wurde am IZW Berlin auf seine Todesursache und eventuelle Vorerkrankungen untersucht (Todesursache: Verkehrsunfall, Vorerkrankungen: Keine). Am Senckenberg Forschungsinstitut für Naturschutzgenetik Frankfurt, Außenstelle Gelnhausen wurde seine genetische ldentität festgestellt (Haplotyp: HW01, Genotyp. GW879m, Eltern: GW548f und GW828m, aktuelles Cunewalde-Elternpaar, sie stammt aus dem Daubaner Rudel, er aus keinem dezeit genetisch bekannten Rudel). Am SMNG wurde der Wolf kraniologisch untersucht. Merkmale wie die deutlich sichtbaren Nähte am Schädel (Suturen), die noch weit geöffnete Pulpahöhle am Eckzahn (Caninus) und die Ausformung des Fortsatzes am Unterkiefer (Processus angularis) sprechen für einen Welpen von ungefähr sieben bis acht Monaten. Eine Altersbestimmung über Zahnschliffe war somit nicht notwendig. Der Schädel wurde auf neun gut zwischen Hund und Wolf trennende Merkmale hin untersucht (Jähde, M. & H. Ansorge (2015): Kraniologische Analyse zur Unterscheidung von Wolf und Hund einschließlich ihrer Hybriden - Beitrag Jagd- und Wildforschung 40. 433 bis 446.) Die qualitativen Merkmale deuten allesamt auf einen Wolf. Die Paukenblasen (Bulla tympanicae) sind wolfstypisch ausgebildet, der Orbitalwinkel liegt mit 40 Grad ebenfalls im Bereich eines Wolfes (lLJlN, N.A. (9a1): Wolf-dog genetics.-Journal of Genetics 42:359 bis 414). Eine Vermessung des Schädels erfolgte. Jahr AusEezahlte Mittel (in T€) Haushaltsstelle 2013 95,0 0912t53479 2014 104,8 0912t53479 2015 108,3 0912t53479 2016 129,2 09 12153479 2017 125,3 09 12153479 Seite 3 von 4 STAATSMINISTERìUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSENU Die linearen Messstrecken unterteilen sich in reine Schädelmaße sowie dentale Abstände (62 Messstrecken pro Schädel). Die Untersuchung erfolgte nicht im Auftrag des Freistaates Sachsen, sondern im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten des SMNG. Ein Gutachten wurde dementsprechend nicht angefertigt. Die Ergebnisse fließen in eine wissenschaftliche Arbeit ein und werden im Rahmen dieser ausgewertet. Mit freundlichen Grüßenlu Thomas Schmidt Seite 4 von 4 2018-06-19T10:59:04+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes