STAATSMINISTERIUM DES INNERN kU..1 Freistaat S| SACHSEN Der Staatsminister SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM DES INNERN 01095 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 35-0141.50/8744 Dresden, . Mai 2015 Kleine Anfrage des Abgeordneten Enrico Stange, Fraktion DIE LINKE Drs.-Nr.: 6/1351 Thema: Ausbildung der Polizei im Umgang mit psychisch kranken Menschen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Zeit online berichtete am 26.05.2014: .Zwischen 2009 und 2013 sind bei Einsätzen der Polizei zwischen 32 und 36 Menschen von Polizisten erschossen worden. Das geht aus Daten der Innenministerkonferenz (IMK) hervor. Die Zahlen schwanken, weil die Innenministerien der Länder unterschiedliche Angaben zur Zahl der Toten machten. Nach Recherchen des Senders RBB starben sogar 38 Menschen. Nur ein kleiner Teil der Erschossenen waren demnach Schwerverbrecher. Bei rund zwei Dritteln habe es sich um psychisch Kranke, Verwirrte oder Lebensmüde gehandelt.1 (Quelle: http://www.zeit.de/qesellschaft/zeit qeschehen/2014-05/tote-polizeieinsatz-psvchisch-kranke. letzter Zugriff 13.04.2015).“ Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele Menschen wurden in den Jahren 2005 bis 2015 in Sachsen von der Polizei erschossen? Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium des Innern Wilhelm-Buck-Str. 2 01097 Dresden Nach der Schusswaffenstatistik wurden im genannten Zeitraum in Sachsen zwei Personen (2005 und 2007) von der Polizei erschossen. Telefon +49 351 564-0 Telefax +49 351 564-3199 www.smi.sachsen.de Frage 2: Wie viele der unter Frage eins genannten Personen galten als psychisch erkrankt, verwirrt bzw. suizidgefährdet? Es liegen keine Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung vor. Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Besucherparkplätze: Bitte beim Empfang Wilhelm-Buck-Str. 2 oder 4 melden. STAATSlVniSllSTEKlUTVI DES INNERN WB.Freistaat |g| SACHSEN Frage 3: In welchem Umfang erfolgt eine Schulung der Polizeibeamtinnen und -beamten im Umgang mit psychisch erkrankten, verwirrten bzw. suizidgefährdeten Menschen in der Ausbildung und in Weiterbildungsmaßnahmen? (Bitte aufschlüsseln nach Stundenumfang, Datum der Weiterbildungskurse und Kapazität der Weiterbildungskurse sowie Teilnehmerzahlen!) Ein wichtiges Ziel der sächsischen Polizei ist ein sozial- und fachkompetentes Auftreten und Einschreiten ihrer Bediensteten. Zur weiteren Verbesserung der sozialen Handlungskompetenz der Polizeibeamten stellt deshalb das Kommunikations- und Verhaltenstraining einen Schwerpunkt in der Aus- und Fortbildung dar. In diesen Trainings ist auch der Umgang mit psychisch erkrankten, verwirrten bzw. suizidgefährdeten Menschen ein Bestandteil. Die Polizeibeamten werden hierbei auf immer wiederkehrende Einsatzsituationen, wie z. B. die Suche nach Vermissten, vorbereitet. Als Bestandteil des Ausbildungsplanes für die Laufbahngruppe 1, zweite Einstiegsebene, Fachrichtung Polizei (LG 1.2 Pol), des Modulhandbuches im Rahmen des Studiums für die Laufbahngruppe 2, erste Einstiegsebene, Fachrichtung Polizei (LG 2.1 Pol) und des Modulhandbuches im Rahmen des Master-Studiums für die Laufbahngruppe 2, zweite Einstiegsebene, Fachrichtung Polizei (LG 2.2 Pol) wird der Themenkomplex „Umgang mit psychisch erkrankten, verwirrten bzw. suizidgefährdeten Menschen“ in folgendem inhaltlichen und zeitlichen Umfang behandelt: Lauf- bahn- gruppe Bezeichnung Lehrinhalte Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrveranstaltungsstunden LG 1.2 Pol Psychologie und Kommunikationstraining - Persönlichkeitspsychologie (Überblick über psychische Störungen und Verhaltensvarianten gegenüber psychisch kranken und suizidalen Personen mit Übungen) - Umgang mit alkoholisierten/ unter Drogeneinfluss stehenden Personen - Konfliktsituationen im Polizeialltag (Formen physischer und psychischer Gewalt) - Überbringen einer Todesnachricht 40 Polizeiliches Lagetraining - Umgang mit alkoholisierten Personen - Verhaltenstraining „Verdacht Suizid“, „hilflose Person“ - psychologische Besonderheiten bei Opfern von Gewalttaten im häuslichen Bereich 55 Seite 2 von 5 STAÄTSTVniSilSTBlRIUM DES INNERN JvU!.I'l Freistaat |P SACHSEN LG 2.1 Pol Psychologische Grundlagen der Polizeiarbeit Erklärung von Verhalten und Erleben sowie psychologische Erklärungsmodelle aus der Tiefenpsychologie, dem Behaviorismus und der Humanistischen Psychologie 49 Polizei in speziellen Kriminalitätsfeldern - Suizide, Neurosen und Psychosen im Zusammenhang mit nicht natürlichen Todesfällen 53 - Psychologische Aspekte und gefährliche psychische Störungen bei häuslicher Gewalt 62 LG 2.2 Pol Führung von Mitarbeitern -Recht des öffentlichen Dienstes - Umgang mit suizidgefährdeten Menschen im Zusammenhang mit „Führungskommunikation/ Stressmanagement“ - Möglichkeiten professioneller Hilfe für Traumata, Sucht- und Suizidprävention 30 ln der zentralen Fortbildung wurde der Themenkomplex „Umgang mit psychisch erkrankten, verwirrten bzw. suizidgefährdeten Menschen“ in den zurückliegenden beiden Jahren in nachfolgenden Fortbildungen anteilig behandelt: Bezeichnung Dauer Lehrgangskapazität Teilnehmer Polizeiliches Konfliktmanagement 1 Woche 12 Plätze 21 in 2 Lehrgängen Kommunikation als Mittel zur Deeskalation polizeilicher Lagen 1 Woche 12 Plätze 8 in 1 Lehrgang Polizeiliches Handelns in Fällen häuslicher Gewalt und Stalking 2 Tage 12 Plätze 63 in 6 Lehrgängen Darüber hinaus wird das Thema in den Dienststellen der sächsischen Polizei bedarfs- und anlassorientiert im Rahmen von Schulungsmaßnahmen, zum Teil in Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie der Notfallseelsorge/Krisenintervention, behandelt. Außerdem steht den Bediensteten das Seminarangebot der Akademie für öffentliche Verwaltung Meißen zur Verfügung, welches u. a. Fortbildungsangebote für den Umgang mit psychisch erkrankten, verwirrten bzw. suizidgefährdeten Menschen beinhaltet. So haben bspw. vier Beamte an einer zwei-tägigen Fortbildung zum Thema „Psychiatrische Krankheitslehre“ teilgenommen. Zudem veranstaltet die Deutsche Hochschule der Polizei u. a. in diesem Jahr eine Polizeipsychologentagung zum Thema „Neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zur Prävention psychischer Erkrankungen und Suizidprophylaxe in der Polizei“, an der zwei Beamte der sächsischen Polizei teilnehmen werden. Seite 3 von 5 STAATSMINISTERIUM DES INNERN ..... Freistaat |ip SACHSEN Schließlich ist anzumerken, dass die Bediensteten der Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes , die bei polizeilichen Lagen eingesetzt werden, in denen eine zielgerichtete und kontinuierliche kommunikative Beeinflussung des polizeilichen Gegenübers zur Lageführung zielführend erscheint, an einer 4-wöchigen Grundfortbildung und anschließend regelmäßig an mehrtägigen Aufbaufortbildungen teilnehmen. Frage 4: In welchem Umfang erfolgt eine Schulung der Polizeibeamtinnen und -beamten im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen in der Ausbildung und in Weiterbildungsmaßnahmen? (Bitte aufschlüsseln nach Stundenumfang, Datum der Weiterbildungskurse und Kapazität der Weiterbildungskurse sowie Teilnehmerzahlen!) Wie bereits in der Antwort auf die Frage 3 ausgeführt, stellt das Kommunikations- und Verhaltenstraining einen Schwerpunkt in der Aus- und Fortbildung dar. In diesen Trainings ist insbesondere aufgrund des demographischen Wandels verstärkt auch der Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen ein Bestandteil. Als Bestandteil des Ausbildungsplanes für die Laufbahngruppe 1, zweite Einstiegsebene, Fachrichtung Polizei (LG 1.2 Pol) und des Modulhandbuches im Rahmen des Studiums für die Laufbahngruppe 2, erste Einstiegsebene, Fachrichtung Polizei (LG 2.1 Pol) wird der Themenkomplex „Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen“ in folgendem inhaltlichen und zeitlichen Umfang behandelt: Lauf- bahn- gruppe Bezeichnung Lehrinhalte Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrveranstaltungsstunden LG 1.2 Pol Psychologie und Kommunikationstraining Persönlichkeitspsychologie (Umgang mit älteren Bürgern) 6 LG 2.1 Pol Psychologische Grundlagen der Polizeiarbeit Erklärung von Verhalten und Erleben sowie psychologische Erklärungsmodelle aus der Tiefenpsychologie, dem Behaviorismus und der Humanistischen Psychologie 49 In der zentralen Fortbildung wurde der Themenkomplex „Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen“ in den zurückliegenden beiden Jahren in nachfolgender Fortbildung anteilig behandelt: Bezeichnung Dauer Lehrgangskapazität Teilnehmer Polizeiliches Konfliktmanagement 1 Woche 12 Plätze 21 in 2 Lehrgängen Darüber hinaus werden in den Dienststellen der sächsischen Polizei zur Festigung und Weiterentwicklung der Handlungskompetenz der Polizeibeamten regelmäßig Handlungstrainings in Trainingsstützpunkten unter fachlicher Leitung von speziell qualifizierten Trainern durchgeführt. Seite 4 von 5 STAATSMINISTERUJM DES INNERN Freistaat SACHSEN Zudem führte bspw. die Polizeidirektion Görlitz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz e. V. und dem Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. drei ein-tägige Fortbildungsmaßnahmen mit jeweils 20 Beamten durch. Schließlich führt der vom Sozialamt der Landeshauptstadt Dresden beauftragte Dresdner Pflege- und Betreuungsverein e. V. für Beamte der Polizeidirektion Dresden drei- bis fünf-: “ Idungen für jeweils 20 Teilnehmer zum Thema „Krankheitsbild Demenz“ i rd Wissen zum Krankheitsbild Demenz und zum hilfreichen Umgang mit den mittelt. idlichen Grüßen Seite 5 von 5