STAATSMINISTERIUIVI FÜR UN4WELT UND LANDWIRTSCHAFT SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach'1005 10 | 01076 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bern hard-von-Lindena u-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke (BUNDNTS 90/DtE GRUNEN) Drs.-Nr.: 6113822 Thema: Filterung von Medikamentenrückständen bei der Abwasseraufbereitung Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Jedes Jahr gelangen viele Tonnen Arzneimittel und Pestizide ins Abwasser. Trofz Klärung gelangt ein Teil davon ins Grundwasser, selbst im Trinkwasser verbleiben Rückstände. ln etlichen Bundesländern haben Medikamentenrückstände und Hormone im aufbereiteten Wasser bedenkliche Konzentrationen erreicht. Einige Bundesländer wie Baden-Württemberg und NRW schließen aufgrund Gefährdung des Wassers und aus Vorsorgegründen dem dreistufigen Reinigungsverfahren eine vierte Reinigungsstufe an. Mittels Aktivkohle werden dort effektiv auch kleinste Spurenstoffe aus Medikamenten, Hormonen, Drogen, Röntgenkontrastmitteln und Pflanzenschutzmitteln herausgefiltert, die über die bisherige Klärmethode nicht abgefangen werden können. Zuletzt wurde durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im Arzneistoffbericht 20ll über d iesbezüg liche Gewässer- u nd Abwasseru ntersuch u n gen berichtet.,, Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt. Frage l: ln welcher Form, durch wen und mit welchen Ergebnissen wird in Sachsen Grund- und Trinkwasser regelmäßig und kontinuierlich auf Medikamentenrückstände untersucht? Grundwasser wird gemäß Grundwasserverordnung durch die staatliche Betriebsgesellschaft für umwelt und Landwirtschaft im Auftrag des sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) regelmäßig auf Medikamentenrückstände untersucht. Dazu werden bis zu 311 Messstellen jährlich (Stand 1212017) beprobt. Freistaat SACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@smu l.sachsen.de lhr Zeichen lhre Nachricht vom 21. Juni2018 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050t2t201 Dresden, Vì"71ð s¡mu1+ -(O ---¡o ohtutuñ6rirùdràtslkhñ Ubhlil*.dw ft Unw.[ uid bddeùÀ Hausanschr¡ft: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01097 Dresden vvww.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3,6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befìnden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Ke¡n Zugâng für elektronisch signierte sowie für verschli¡sselte elektronische DokumenteSeite 1 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSENÐ Der Untersuchungsbeginn und die Anzahl der Befunde bis einschließlich des Jahres 2017 sind in der Anlage für alle untersuchten Arzneiwirkstoffe aufgeführt. Einzelmesswerte sowie lnformationen zu den sächsischen Messstellen sind auf der lnternetplattform iDA (interdisziplinäre Daten und Auswertungen) abrufbar: https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt. Die öffentliche Nutzung ist über einen Gastzu-gang möglich. Für die gewünschten lnformationen ist folgende Auswahl unter ,,Themen" zu treffen: Thema Wasser - Grundwasser - Grundwassermessstellen und ,,Grundwasserbeschaffenheit" als Messnetz in der interaktiven Karte wählen. Mit der Auswahl Thema Wasser - Grundwasser - Messwerte - Grundwasserbeschaffenheit ist eine tabellarische Ansicht ausgewählter Daten möglich. Trinkwasser wird nicht regelmäßig und kontinuierlich auf Medikamentenrückstände untersucht. Die Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung) sieht keine entsprechenden Untersuchungen vor. Der Staatsregierung liegen daher keine Untersuchungsergebnisse zu Medikamentenrückständen im Trinkwasser vor. Frage 2: Welche Medikamentenrückstände sind nach aktuellen Kenntnissen der Staatsregierung in welchen Mengen im aufbereitetem Wasser noch vorhanden? Eine statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse zum Vorkommen von Azneistoffen im Ablauf sächsischer kommunaler Kläranlagen kann dem Arzneistoffbericht 2011 des LfULG, Tabelle A1 entnommen werden. Der Bericht ist im lnternet veröffentlicht: https ://www. u mwelt. sachse n. de/umwelt/wasse r/down I oad/ 1 7 Arzne istoffe Beri cht 2011.odf. Neuere Untersuchungsergebnisse werden im Ergebnis des Projektes ,,Mikromodell" (siehe dazu Antwortzur Frage 4) vorliegen. Hinsichtlich aufbereiteten Trinkwassers wird auf die Antwort zu Frage 1 venruiesen. Frage 3: Welche Erkenntnisse hat die Staatsregierung über Kläranlagen, die mit technisch verbesserten bzw. vierstufigen Reinigungsverfahren mittels Aktivkohle Mikrorückstände aus dem Wasser entfernen? lm Freistaat Sachsen gibt es keine kommunalen Kläranlagen, die für eine gezielte Entfernung von Spurenstoffen ausgerüstet sind. Eine Reihe von Anlagen, die eine Aktivkohlebehandlung oder Ozonierung, häufig ergänzt um eine Filtrationsstufe, als sogenannte vierte Reinigungsstufe besitzen, sind in den letzten Jahren in der Schweiz, in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen entstanden. Während in den Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die zusätzlichen Anlagenstufen durch die Betreiber auf freiwilliger Basis errichtet wurden, besteht in der Schweiz eine gesetzliche Nachrüstungspflicht für bestimmte Kläranlagen. lm Betrieb müssen die Anlagen anhand von festgelegten Leitsubstanzen eine mindestens 8O-prozentige Entfernung aus dem Abwasser nachweisen. Seite 2 von 3 STAATS[4INISTERIUIVI FÜR UI4WELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Frage 4: Welche Forschungen, Planungen, Vorhaben, Pilotprojekte zur Einführung derartig verbesserter bzw. vierstufiger Reinigungsverfahren existieren in Sachsen? lm Rahmen des Verbundprojektes der Fördermaßnahme ,,RiSKWa - Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf' des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wurde von der Technischen Universität Dresden und der Stadtentwässerung Dresden das Projekt ,,ANTl-Resist - Untersuchung zu Einträgen von Antibiotika und der Bildung von Antibiotikaresistenz im urbanen Abwasser am Beispiel Dresden" bearbeitetet und im Jahr 2015 abgeschlossen(http://www.bmbf.riskwa.de/de 1 264.html). Durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (im Rahmen der Zukunftsinitiative simul+) sowie die Gelsenwasser AG wird zuzeit das Projekt ,,MikroModell" gefördert (http://www.mikromodell .de). Das Gemeinschaftsprojekt der Technischen Universität Dresden mit den Betreibern der Kläranlagen und Kanalnetze in Chemnitz, Dresden und Plauen, das bis zum 30. September 2019 abgeschlossen werden soll, verfolgt vier Aufgabenstellungen: 1. Erstellung eines Stoffflussmodells zur einzugsgebietsbezogenen Ermittlung der wirksamsten und wirtschaftlichsten Maßnahmen zur Reduzierung des Eintrages von Spurenstoffen in die Gewässer, 2. Erarbeitung eines Leitfadens mit Empfehlungen zur Spurenstoffreduzierung fur konkrete Ei nzugsgebiete, 3. Bewertung der rechtlichen Rahmenbedingungen mit Sachstandsermittlung, Defizitanalyse und Ableitung von Handlungsempfehlungen sowie 4. Strategieentwicklung für die Öffentlichkeitsarbeit. Frage 5: Welche Erkenntnisse und Notwendigkeiten bestehen hinsichtlich der Vor- bzw. Nach behand lu n g von Kran ken hausabwässern? Krankenhausabwässer werden bei Einleitung in die öffentliche Kanalisation in den Kläranlagen gemeinsam mit dem sonstigen kommunalen Abwasser mechanischbiologisch behandelt. Alle großen Kläranlagen im Freistaat Sachsen verfügen darüber hinaus über eine sogenannte 3. Reinigungsstufe, das heißt eine weitergehende Abwasserbehandlung mit gezielter Stickstoff- und Phosphoreliminierung. Spezifische gesetzliche Anforderungen für die Vorbehandlung der Abwässer aus Krankenhäusern bei Einleitung in eine Kanalisation oder fur ihre Behandlung bei Einleitung in ein Gewässer gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Mit freundlichen Grüßen ln Vertretu a Vo^;^ psch Anlage: 1 Seite 3 von 3 Anlage Grundwasserbefunde > BG fse¡t Messbes¡nn bis Ende 20171 0 7 38 0 224 103 L 0 1, t 752 5 1 0 1 0 0 0 71- 10 0 0 4 18 181 1 0 0 28 0 51 1 7 77 3 6 0 7 0 3 0 0 9 Anzahl untersuchte Messstellen 20L7 742 r42 142 L42 151 11 742 t42 t42 742 310 63 142 1-42 r47 1-42 743 1-43 151 311 747 743 r43 143 151 743 r43 743 743 151 151 II 11 1"t 11 743 743 L4? r43 r43 743 1-43 r43 Best¡mmungsgrenze Insltl 10 10 10 5 10 10 5 25 10 5 70 5 5 5 20 5 6 6 10 5 5 5 5 5 10 20 6 5 20 5 10 50 20 10 5 10 10 5 5 10 10 10 20 Messbeginn (im MessDrosramm seitl 2015 2016 2013 2074 2074 2009 2072 2016 20tz 2013 2002 20L7 20r4 2074 2011 2015 2071 2015 2002 2008 20t4 2013 2013 2074 2002 2011 2010 201,2 2010 2015 2004 2011 2009 2009 2010 20r4 207r 2015 2072 2010 20t6 2012 2072 Metabolit X x x x X Wirkstoff X x x x x x x x x x x X x x x x x x x X X x x x x x x x x x X x X x x x x Bemerkung Betablocker Zusatzstoff Röntsenkontrasmittel Betablocker Antib¡ot¡kum Fibrat Beta blocker Antikonvulsivum Ant¡ep¡leptikum Betãblocker Antih¡sta miniku m Antib¡otikum Antidepress¡vum Ant¡biot¡kum Antib¡ot¡kum F¡brat Antimvkotium Neurolept¡kum Zvtostatlkum Oo¡oid-Analeetikum insb. Psvchooharmakon Analgetikum Tierantibiot¡ ku m Antibiotikum Antidepressivum Antikonvuls¡vum F¡brat Antirheumatika Röntgenkontrasmittel Röntsenkontrasm¡ttel Röntgen kontrasmittel Röntsen kontrasmittel Anti hVpertensivu m Anthelminthikum Antikonvulsivum Loka la nästhet¡ ku m Ant¡hypertens¡vum Tiera rzne¡m¡ttel Antidiabetikum Parameter (Pharm) 10-Hvdroxvcarbazepin 4-Am¡noantipVrin 4-Formvlam¡noant¡ ovrin Acebutolol Acesulfam Amidotrizoat Atenolol Azithromvcin Bezafibrat Bisoprolol Carbamazepin Carbazepin 10,11-Eooxid Celiprolol Cet¡rizin Ci profloxaci n Citalooram Clarithromvcin Clindamvcin Clofi bri nsäure Clotrimazol Clozap¡n Cvcloohosohamid Desmethyltra ma d o I Diazepam D¡clofenac Enrofloxaci n Ervthromvcin Fluoxet¡ n Gabapent¡n Gemfibrozil lbu profen lohexol lomeprol lopamidol lopromid lrbesartan ¡vermectin Lamotr¡g¡n Leucomalachitgrü n L¡doca¡n Losartan Malachitsrü n Mettorm¡n Arzneiwirkstoffe im Grundwasser Seite L von 2 Anlage Grundwasserbefunde > BG fse¡t Messbesinn bis Ende 20ul 0 9 7 4 3 2 22 352 0 113 0 a 4 0 2 13 17 0 0 0 0 72 5 0 32 4 0 6 Anzahl untersuchte Messstellen 20¡7 143 743 1-42 151 742 742 3L0 142 310 1-42 310 r42 142 L42 r42 r42 142 742 142 742 63 r42 L43 743 743 743 743 743 743 Bestimmungsgrenze fne/Ll 3 5 10 5 10 30 10 15 5 5 20 5 5 5 5 10 5 10 10 5 5 5 10 5 10 5 5 5 Messbeginn f im MessDroeramm se¡tÌ 2014 2010 2013 2012 2013 2072 zoo4 2010 2002 20!3 2004 2014 2076 20L2 2017 2077 2010 2013 2074 20r4 2017 2074 2015 2012 2077 2074 20L3 2072 2015 Metabol¡t X Wirkstoff X x x X x x X x x X x X x x x X x x x x x X x x x x Bemerkung Psychostlmula ns Beta blocker Ant¡phlogistikum ,ntidepress¡vum Analgetikum Rheologikum Analgetikum Antikonvuls¡vum Betablocker Analgetikum Antibiotikum Antid¡abet¡kum Betablocker Antib¡otikum Antibiotikum Antibiotikum Ant¡biotikum Neuroleptikum Anti hvperte n sivu m Ant¡b¡otikum Ooio¡d-Analsetiku m Schleifendiureti kum Op¡oid-Ana lgetiku m Ant¡b¡ot¡kum Antihvoertensivu m AntldeÞressivum Antiarrhvthmiku m Antikoasulans Parameter (Pharm) Methamphetam¡n Metoprolol N-Acetyl-4-a minoantipyrin Naproxen O-Desmethylvenlataxin Paracetamol Pentoxifyllin Phenazon Primidon Propranolol Propvphenazon Roxithromyc¡n S¡tasl¡pt¡n Sotalol Su lfadiazin Sulfamethazin Sulfamethoxazol Su lfaovridin Sulpiride Telmisartan Tiamul¡n Tilid¡n Torsemid Tramadol Tr¡methopr¡m Valsartan Venlafaxin Veraoamil Warfarin Arzneiw¡rkstoffe im Grundwasser Seite 2 von 2 2018-07-18T08:51:06+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes