STAATSMINISTERIUT\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÙR UMWELT UND LANDWlRTSCHAFÎ Postfach 100510 | 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindena u-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Gunter Wild (fraktionslos) Drs.-Nr.: 6/13856 Thema: Einbindung des Forschungsinstitutes Gelnhausen der Senckenberg Gesellschaft in das Monitoring sächsischer Wölfe Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der sächsischen staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage l: Ab wann erfolgten die ersten genetischen Untersuchungen von sächsischen Wölfen an Forschungsinstitut Gelnhausen und welche genetischen Untersuchungsmethoden wurden pro Jahr an wie viel DNA-Proben sächsischer Wölfe durchgeführt sowie vom Freistaat Sachsen bezahlt?(Bitte Auflistung der Anzahl jeder Art der durchgeführten Analysen pro Jahr.) Die genetischen Untersuchungen von Probenmaterial aus der sächsischen wolfspopulation werden seit dem Jahr 2010 am senckenberg lnstitut in Gelnhausen durchgefuhrt. ln der nachfolgenden Tabelle werden die finanziellen Mittel aufgeführt, die die senckenberg Gesellschaft für Naturforschung fûr ihre Leistungen für die wissenschaftliche Analyse der aktuellen populationsgenetischen Strukturen im Wolfsbestand des Freistaates Sachsen erhielt. Freistaat SACHSEN Der Staatsminister Durchwahl ïelefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ sm ul.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 27. Juni20'18 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-105012t209 Dresden,al8-CI7. 7€ s¡mu1+ - o)¡r)$ro C\¡ @ oô¡ 0behñtun¡&tust&ñbùñlitdúß ft ¡u,nfrtrúñdh#ón Hausanschr¡ft: Sächs¡sches Staatsm¡nisterium für Umwelt und Landw¡rtschaft Archivstraße 1 01 097 Dresden vvww.smul.sachsen. de Verkehrsverbindung: Zu erreichen m¡t den Straßenbahnlinien 3, 6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen bef¡nden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Ke¡n Zugang für elsktronisch signiertê sowie für verschlüsselte elektronische DokumenteSeite 1 von 4 STAATSNIINISTERIUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Jahr Ausgezahlte Mittel (in T€) Haushaltsstelle 2010 30,0 09 031547 79 2011 30,0 09 031547 79 2012 25,7 09 03t547 79 2013 14,6 09 03/534 79 2014 39,6 09 03/534 79 2015 9,9 09 03/534 79 2016 34,9 09 03/534 79 2017 34,9 09 03/534 79 Der folgenden Tabelle ist die Anzahl der in den Jahren 2010 bis 2017 jeweils durch den Freistaat Sachsen in Auftrag gegebenen und durch das Labor im Fachgebiet Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen untersuchten genetischen Proben zu entnehmen. * aus diesem Jahr werden noch weitere Proben zur Untersuchung eingeschickt Aus dem im April des Jahres 2018 beendeten Monitoringjahr 201712018 werden noch weitere Proben aus dem Jahr 2017 in Auftrag gegeben, womit sich die Zahl für das Jahr 2017 noch ändern wird. Die Basis für das bundesweite, so auch sächsische, genetische Wolfsmonitoring bilden Mikrosatellitenuntersuchungen (auch STR für short tamdem repeats oder SSR für simple sequence repeats genannt) auf Basis der Kern-DNA, die einen individuell einzigartigen genetischen Fingerabdruck ergeben und Rückschlüsse auf lndividuenzahlen , Veruvandtschaften und das Vorkommen von Hybriden der ersten Hybridgeneration (F1) erlauben. Ferner wird bei allen eingeschickten Proben ein Abschnitt der mitochondriaten Kontrollregion sequenziert, welche eine ldentifizierung der mütterlichen Erblinie erlaubt. Dieses Verfahren ermöglicht auch bei Proben mit sehr geringem DNA-Gehalt eine Bestimmung der Art und gibt Hinweise auf die Populationszuordnung (Haplotypbestimmung), nicht jedoch auf den Hybridisierungsgrad. Jahre Anzahl in Auftrag gegebene und untersuchte/ bzw, zur Zeit in Untersuchung befindlichen Proben 2010 155 2011 100 2012 150 2013 120 2014 239 2015 158 2016 218 2017* 234 Summe in Auftrag gegebener und untersuchter Proben 1374 Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUI\4 FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Da die Ableitung von Hybridisierungsgraden über Mikrosatelliten in der Regel nur die sichere Detektion von F1-Hybriden ermöglicht, wird des Weiteren ein für nichtinvasiv gesammelte Proben optimierter SNP-Chip zur Hybridenerkennung genutzt. Dieser basiert auf zahlreichen über das komplette Genom verteilten Punktmutationen (SNPs), an denen sich Wölfe unabhängig ihrer geografischen Herkunft sicher von Haushunden unterscheiden lassen. Die Methode basiert auf den Daten großer genomweiter Studien, die in den letzten Jahren von international führenden Wissenschaftlern durchgeführt wurden. Anhand der Methode lassen sich Hybridisierungsereignisse mindestens bis in die dritte Hybridgeneration (ist gleich zweite Rückkreuzungsgeneration) sicher nachweisen. Frage 2: Seit Ernennung des Forschungsinstitutes Gelnhausen als nationales Referenzlabor für Wolfsgenetik im Rahmen einer Projektfinanzierung des Bundes erfolgen alle öffentlichen genetischen Untersuchungen von deutschen Wölfen an diesem lnstitut. Wie hat sich Sachsen bei der Abstimmung des Bundes mit den Bundesländern bei der Ernennung eingebracht, hat der Freistaat Sachsen, die Auswahl des lnstitutes befürwortet und was waren die ausschlaggebenden Gründe oder Referenzen für die Unterstützung dieser Auswahl? Es wird auf die Antwort zu Frage 1 der Drucksache Nummer 6113020 veruviesen. Der Freistaat Sachsen hat auf der 100. Sitzung der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz der Empfehlung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zugestimmt, da das Labor i¡ber die nötigen materiell-technischen und personellen Voraussetzungen verfügte und im deutschsprachigen Raum angesiedelt war. Frage 3: Wie hoch sind die jährlich anfallenden Kosten für die Untersuchungen am Forschungsinstitut Gelnhausen seit der ersten Auftragsvergabe(bitte in Jahresscheiben aufschlüsseln), in welchen Fällen müssen auch Landkreise oder Sonstige Kosten für diese Untersuchungen tragen und wie ist Aufteilung der Kosten zwischen dem Freistaat Sachsen, den Landkreisen oder Sonstigen? Zur Kostenentwicklung wird auf die Antwort auf Frage I verwiesen. Die Landkreise oder Sonstige tragen keine Kosten der genetischen Untersuchungen, die im Rahmen des sächsischen Wolfsmanagements veranlasst werden. Frage 4: Wer hat die Hoheit über die Ergebnisse von den Untersuchungen der sächsischen Wölfe am Forschungsinstitut Gelnhausen, welche(sächsischen) lnstitutionen haben Zugritr auf diese Untersuchungsergebnisse und wo bzw. unter welchen Voraussetzungen können diese Ergebnisse von der Öffentlichkeit bzw. Dritten eingesehen werden? Seite 3 von 4 STAATSMINISTERìUIVI FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Die Ergebnisse der einzelnen Proben werden von Senckenberg an das LUPUS lnstitut für Wolfsmonitoring und -forschung in der Bundesrepublik Deutschland (LUPUS lnstitut ) gemeldet (parallel dazu gehen die lnformationen immer auch an das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft), dort werden sie zusammen mit den anderen Ergebnissen des Monitorings in eine Datenbank eingepflegt. Je nach Fragestellung werden die Ergebnisse unterschiedlich weiterverwendet. Ergebnisse von Rissabstrichen, die in Zusammenhang mit Nutztierschäden stehen, werden an die lnstitutionen des Wolfsmanagements im Freistaat Sachsen (Kontaktbüro Wölfe in Sachsen und Wolfsbeauftragter) und den zuständigen Landkreis weitergegeben . Ergebnisse, die sich auf territoriale Tiere (territoriale Einzeltiere, Paare und Elterntiere in den Rudeln) oder auf Totfunde beziehen, werden auf den lnternetseiten des Kontaktbüros Wölfe in Sachsen und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) veröffentlicht. Die Ergebnisse aller anderen Proben werden sowohl den Sammlern zur Verfugung gestellt als auch für die Berichterstattung (Statusberichte) genutzt. Frage 5: Wie ist am Forschungsinstitut Gelnhausen die Drittvergleichsfähigkeit für die Untersuchungen der sächsischen Wölfe gesichert? Das lnstitut steht im wissenschaftlichen Austausch mit anderen lnstituten. Mit freundlichen Grüßen ln Vertretung \3M Barbara Klepsch Seite 4 von 4 2018-07-20T10:27:16+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes