STAATSMINISTERìUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UI\iIWÊLT UNo LANDWIRTScHAFT Postfach 100510 | 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindena u-Plalz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Gunter Wild (fraktionslos) Drs.-Nr.: 6/13857 Thema: Einbindung des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz der Senckenberg Gesellschaft in das Monitoring sächsischer Wölfe Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche genauen Aufgaben übernahm oder übernimmt das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz im Rahmen des sächsischen Wolfsmonitoring, durch welche Ausschreibungen wurden diese Aufgaben übertragen und welche Ausschreibungskriterien waren Basis für diejeweiligen Auftragsvergaben? (Bitte inkl. Nennung wann die jeweiligen Ausschreibungen erfolgten und bis wannjeweils die aufgeführten Aufgaben vergeben wurden.) Das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG) übernimmt im Rahmen des sächsischen Wolfsmonitorings die Organisation und fachliche Anleitung des Monitorings und der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen . Vom SMNG wird seit dem Jahr 2001 die Ernährung der sächsischen Wölfe untersucht. Die im Freistaat Sachsen vom Wolf gerissenen Huftiere werden im SMNG auf ihr Alter, Geschlecht und Kondition untersucht. ln den Jahren 2004 bis 2008 war das Naturkundemuseum Görlitz Teil der Sächsischen Staatsverwaltung in der Struktur des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. l5 FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ smul.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 27. Juni 2018 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050121210 Dresden, 26. Juli 2018 s¡mu1+ o(o$|l)ôl @ oC\ Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01 097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7,8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befi nden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortend¡enst melden. * Kein Zugang für elektronisch sign¡erte sow¡e für verschlússelte elektronische DokumênteSeite I von 5 S'I"AAISMINISl'ERIUM FÜR UMWELT I]ND LANDWIRTSCIIAFT Freistaat SACHSENi5 Für die im Rahmen des Wolfsmanagements zu erbringenden Leistungen wurde dem Naturkundemuseum Görlitz entsprechende Bewirtschaftungsbefugnis von Haushaltstiteln eingeräumt. Nachdem das Naturkundemuseum im Jahr 2009 in die Senckenberggesellschaft aufgenommen wurde, wurden die wissenschaftlichen Begleituntersuchungen zumWolf im Freistaat Sachsen - aufgrund eines fehlenden Marktes für diese Arbeiten mit wissenschaftlichen Charakter - freihändig vergeben. lm Mai des Jahres 2014 erfolgte eine öffentliche Ausschreibung für die Jahre 2014 bis 2016. Eine weitere öffentliche Ausschreibung erfolgte im Jahr 2016 für die Jahre 2016 bis 2018 und im Jahr 2018 für die Jahre 2018 bis 2020.|m Ergebnis der drei Ausschreibungen gab es jeweils nur einen Bewerber, das SMNG. Der Bewerber konnte die geforderten Ausschreibungskriterien zur Umsetzung der Wissenschaftlichen Begleituntersuchungen (Anwesenheitsfeststellung von Wölfen in einem Gebiet, Reproduktionsnachweisführung, Untersuchung der Ernährungsökologie, Abgrenzung von Rudelterritorien, Bewertung und Dokumentation von Wolfshinweisen nach SCALP Einstufung, Erarbeitung der Unterlagen fürdie Berichtspflichten, Bergung von verletzt oder tot aufgefundenen Wölfen, Todesursachenfeststellung, Sammlung von genetischen Material, Besenderung von Wölfen im Rahmen des Managements, Behördenberatung, Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern, Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen in wissenschaft-lichen Fachzeitschriften und auf Vortragsveranstaltungen, Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren des Wolfsmanagements) mit geeigneten, wie in der Ausschreibung geforderten , Fachkräften abdecken. Frage 2 Welche Unternehmen, Verbände, sächsischen Behörden oder Sonstige senden Untersuchungsmaterialien für Analysen im Rahmen des sächsischen Wolfsmonitoring an das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und in welchem Umfang stammen die ausgewerteten Untersuchungsmaterialien jeweils von den im Teil I der Frage aufgeführten Teilnehmer? Die im Freistaat Sachsen tot gefundenen Wölfe werden von behördlicher Seite an Senckenberg übergeben. Losungen und molekulargenetisch venruertbares Material (Haare, et cetera) liefern das LUPUS lnstitut für Wolfsmonitoring und -forschung Deutschland, die Landratsämter, Naturschutzhelfer, Jäger, Förster, das Kontaktbüro Wölfe in Sachsen, Mitarbeiter des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und der Naturschutzstationen sowie interessierte Bürger. Der jeweilige Umfang des Materials ist nicht erfasst. Frage 3 Wie hoch sind die jährlich anfallenden Kosten für die jeweils entsprechend Frage I aufgeführten Aufgaben des sächsischen Wolfsmonitoring seit der ersten Auftragsvergabe (bitte in Jahresscheiben aufschlüsseln), in welchen Fällen müssen auch Landkreise oder Sonstige Kosten für diese Untersuchungen tragen und wie ist die Aufteilung der Kosten zwischen dem Freistaat Sachsen, den Landkreisen oder Sonstigen? Seite 2 von 5 S AATSM INIS'I"ERIUM FÜR UMWELT UNI) LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Es wird auf die Antwort zur Frage I Drucksache Nummer 6113130 venviesen. Je nach Schwerpunkt können die einzelnen Kostenanteile der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen von Jahr zu Jahr variieren. Die Landkreise oder Sonstige sind an den Kosten nicht beteiligt. Frage 4: Wer hat die Hoheit überdie Ergebnisse von den Untersuchungen dersächsischen Wölfe am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, welche (sächsischen) lnstitutionen haben ZugrilÍ auf diese Untersuch u n gsergebnisse und wo bzw. unter welchen Voraussetzungen können diese Ergebnisse von der öffentlichkeit bzw. Dritten eingese-hen werden? Die beauftragten Ergebnisse dürfen nur mit Zustimmung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL)veröffentlicht, an Dritte weitergegeben oder sonst öffentlich genutzt werden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind geistiges Eigentum des jeweiligen Wissenschaftlers . Sie können mit dessen Zustimmung im Rahmen von Kooperationen von anderen Wissenschaftlern genutzt werden. Darüber hinaus können sie im Sinne von Senckenbergs Programm ,,Wissenschaft und Gesellschaft" den Behörden und der Politik verfügbar gemacht werden. Das SMNG bietet die Präsentation der Forschungsergebnisse aus dem Monitoring und den wissenschaftlichen Begleituntersuchungen auf relevanten nationalen und internationalen Veranstaltungen sowie deren Publikation in internationalen wissenschaftlichen Journalen und populärwissenschaftlichen Zeitschriften an. Dadurch werden diese Ergebnisse veröffentlicht und der Wissenschaftsgemeinschaft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht , zum Beispiel: Ansorge, H., Endel, J., Hertweck, K., Holzapfel, M., Kluth, G., Koerner, S., Reinhardt, l. & C. Wagner (2011): Sie sind wieder da ! Seit 10 Jahren gibt es wieder Wölfe in Deutschland. - Senckenberg - Natur Forschung Museum 141:162-173. Ansorge, H., Holzapfel, M., Kluth, G., Reinhardt, l. & C. Wagner (2010): Das erste Jahzehnt: Die Rückkehr der Wölfe. - Biologie in unserer Zeil40:244-253. Ansorge, H., Keckel, M., Kluth, G. & l. Reinhardt (2009): Age and condition of wild ungulates killed by wolves in Saxony - the first facts. - Mammalian Biology 74, suppl.: 7. Ansorge, H. & G. Kluth (2003): Wölfe in Sachsen - die Fakten. - Mitt. sächs. Säugetierfreunde 1 12003: 1 2-1 3. Ansorge, H., Kluth, G. & S. Hahne (2003): Feeding ecology of free-living wolves Canis lupus in the Muskau Heath (Eastern Germany). - Mammalian Biology 68, Suppl.: 6-7. Ansorge, H., Kluth, G. & S. Hahne (200a): Die Ernährung der freilebenden Wölfe in Sachsen. - Mitt. sächs. Säugetierfreunde 1/2004: 6-9. Ansorge, H., Kluth, G. & S. Hahne (2005): Die Ernährungsökologie frei lebender Wölfe in Sachsen. - Mitt. sächs. Säugetierfreunde Sonderausgabe 2005:36-47. Ansorge, H., Kluth, G. & S. Hahne (2006): Feeding ecology of wolves Canis lupus returning to Germany. - Acta Theriol. 51: 99-106. Ansorge, H. & C. Nowak (2011): Die Rückkehr der Wölfe - Senckenberg forscht für Wolf und Mensch. - Senckenberg - Natur Forschung Museum 141:36-37. Seite 3 von 5 S'IAAISMINISl'ERIIJM FÜR UMWËIJI" I,ND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Ansorge, H. & J. Schellenberg (2007): Die Rückkehr des Wolfes (Canls /upus) in die Oberlausitz. - Ber. Naturforsch. Ges. Oberlausitz 15:105-112. Holzapfel, M., Kluth, G., Reinhardt, 1., Wagner, C & H. Ansorge (2010):Ten years monitoring the feeding ecology of the wolf Canis /upus in Upper Lusatia, Germany. - Mammalian Biology 75, suppl.: 12-13. Holzapfel, M., Wagner, C., Kluth, G., Reinhardt, l. & H. Ansorge (2011a): Nahrungsökologische Untersuchungen am Wolf (Canrs lupus) in der Lausitz - Ergebnisse der letzten zehn Jahre. - Kolloquiumsbeiträge aus dem Biosphärenreservat 2007-2010: 130-142. Holzapfel, M., Wagner, C., Kluth, G., Reinhardt, l. & H. Ansorge (2011b): Zur Nahrungsökologie der Wölfe (Cants lupus) in Deutschland. - Beitr. Jagd- und Wildforsch . 36: 117-128. Holzapfel, M., Wagner, C., Kluth, G., Reinhardt, l. & H. Ansorge (2012): Fakten aus Losungen - Zehn Jahre nahrungsökologische Untersuchungen am Wolf (Canrs lupus) in Deutschland. - Tagungsband Rückkehr der Wölfe, St. Andreasberg, Harz, 2010:27-32. Jähde, M. & H. Ansorge (2015): Kraniologische Analyse zur Unterscheidung von Wolf und Hund einschließlich ihrer Hybriden. - Beitr. Jagd- und Wildforsch.40: 433-446. Ludwig, V., Endel, J. & H. Ansorge (2013a): Die Rückkehrdes Wolfes (Canis lupus) nach Sachsen. - Sächsische-Schweiz-lnitiative 30: 32-35. Ludwig, V., Endel, J. & H. Ansorge (2013b): Terug van weggewest: wolf in Saksen. - Vagblad Natuur Bos Landschap 10, 100: 9-1 1. Müller, F. & H. Ansorge (2013): Zur individuellen Variabilität der Oberflächenstruktur und Pigmentation des harten Gaumens bei mitteleuropäischen Landraubtieren (Fissipedia) - 14. Beitrag: Das Gaumenleisten-Muster des Wolfes (Canrs lupus, Canidae). - Säugetierk. lnf. 9, 46: 87-93. Otto, M., Konopinski, M., Kluth, G., Reinhardt, 1., Zachos, F., Okarma. H. & H. Ansorge (2008): Analyses on the genetic status of the Saxonian wolf population. - Mammalian Biology 73, suppl.: 28-29. Wagner, C. & H. Ansorge (2009): Methods and accuracy of scat analysis in wolf Canis /upus diet assessment. - Mammalian Biology 74, suppl.,27. Wagner, C. & H. Ansorge (2011). Der Rothirsch als Beute. - Tagungsband Rotwildsymposium 201 0, Deutsche Wildtierstiftung: 346-349. Wagner, C., Ansorge, H., Kluth, G. & l. Reinhardt (2008): Facts from scats - feeding habits of a newly established Wolf Canis /upus population in eastern Germany. - Mammalian Biology 73, suppl.: 43. Wagner, C., Ansorge, H., Kluth, G. & l. Reinhard (2009): Fakten aus Losungen - zur Nahrungsökologie des Wolfes (Canls lupus) in Deutschland von 2001 bis 2008. - Mitt. Sächsische Säugetierfreunde 2009: 7 -1 0. Wagner, C., Holzapfel, M., Kluth, G., Reinhardt, l. & H. Ansorge (2012): Wolf (Canrs lupus) feeding habits during the first eight years of its occurrence in Germany. - Mammalian Biology 77 : 196-203 Wagner, C., Tuma, M., Nitze, M. & H. Ansorge (2011): Altersstruktur und Kondition des Schalenwildes im Wolfsgebiet der Oberlausitz - die ersten Ergebnisse. - Beitr. Jagdund Wildforsch. 36: 129-133. Seite 4 von 5 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Frage 5: Wie ist am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz die Drittvergleichsfähigkeit für die Untersuchungen der sächsischen Wölfe gesichert? Der Terminus ,,Drittvergleichsfähigkeit" ist in der Wissenschaft nicht gebräuchlich. Eine ,,Qualitätssicherung" erfolgt über die Publikation der wissenschaftlichen Ergebnisse in internationalen Fachjournalen, die nach dem peer review System arbeiten. Dazu wird jeder Artikel von mindestens zwei unabhängigen Gutachtern geprüft, die als renommierte Wissenschaftler auf ihrem Forschungsgebiet bekannt sind. Mit freundlichen Grüßen ln Vertretung Petra Seite 5 von 5 2018-07-26T13:49:43+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes