STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEIN Die Staatsministerin STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 I 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Aktenzelchen (bitte bei Antwort angeben) L-1053/4/189-2018 Dresden, August 2018 Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kirsten Muster (fraktionsios) Drs.-Nr.: 6/14150 Thema: Wissenschaftliche Pubiikationen bei scheinwissenschaftlichen Veriagen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Einem Artikei der DNN vom 20.07.2018 mit der Überschrift „Auch Forscher aus Sachsen publizieren in scheinwissenschaftiichen Veriagen" ist zu entnehmen, dass immer mehr Wissenschaftier ihre Forschungsergebnisse in Zeit schriften von zweifelhaftem Ruf publizieren und dafür Steuergelder ver wenden. Der WER, der NED und die Süddeutsche Zeitung haben heraus gefunden, dass es in Deutschiand mehrais 5.000 Forscher gibt, die ihre Recherche und Thesen bei einem pseudowissenschaftlichen Verlag ver öffentlicht hätten. Unter den Betroffenen sollen auch Mitarbeiter der Uni versitäten in Leipzig, Dresden und Magdeburg sein. Laut einem weiteren Artikei vom 20.07.2018 in der DNN zum seiben Sachverhait soiien Pharmaunternehmen in Pseudojournaien die Wirk samkeit ihrer Medikamente bestätigt haben." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie vieie Mitarbeiter der sächsischen Hochschuien und For schungseinrichtungen haben seit 2015 ihre Forschungsergebnisse bei scheinwissenschaftlichen Verlagen, die weder eine ernsthafte Quaiitätskontrolien kennen noch die wissenschaftiichen Standards einhaiten, veröffentlicht? Frage 2: Wie vieie und weiche scheinwissenschaftlichen Veriage, die weder eine ernsthafte Quaiitätskontroile kennen noch die wissenschaft iichen Standards einhalten, sind der Staatsregierung bekannt? Zertifikat seit 2007 audit berufundfamilie Hausanschrift; Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstraße 17 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßen bahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Hintereingang der Wigardstraße 17. Für alle Besu cherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. *Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschiüsseite elektronisctie Dokumente. STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Frage 3: Seit wann ist der Staatsregierung diese Fehlentwicklung bekannt, welche Konsequenzen zieht sie daraus und was unternimmt sie, damit die Mitarbeiter an den sächsischen Hochschulen und Forschungsinstituten nicht weiter auf die Pub likationsangebote von scheinwissenschaftlichen Verlagen hereinfallen? Frage 4: Sind der Staatsregierung Fälle bekannt, in denen sächsische Wissen schaftler die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse bei einem scheinwis senschaftlichen Verlag für unseriöse Zwecke missbraucht haben (ähnlich wie die o.g. Veröffentlichungen von Pharmaunternehmen zur Bestätigung der Wirksam keit ihrer Medikamente)? Wenn ja, zu welchen Sachverhalten? Frage 5: In welcher Höhe wurden seit 2016 Steuergelder für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen von Mitarbeitern der sächsischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei scheinwissenschaftlichen Verlagen aufgewendet? (Bitte die Antwort nach Jahren aufschlüsseln) Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 1 - 5: Nach Rückfragen bei allen sächsischen Hochschulen und Forschungsinstituten ist fest zustellen, dass valide Auskünfte über die Anzahl der Wissenschaftler/innen, welche bei „scheinwissenschaftlichen Verlagen" veröffentlicht haben, nicht möglich sind. Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen verweisen darauf, dass die Beantwor tung der Fragen nur auf der Basis einer Liste erfolgen kann, in der Verlage verlässlich ausgewiesen sind als „scheinwissenschaftliche Verlage, die weder ernsthafte Qualitäts kontrollen noch wissenschaftliche Standards kennen". Eine derartige Liste steht jedoch nicht zur Verfügung. Aufgrund der fehlenden Datenbasis kann auch keine valide Auskunft über die Höhe der Steuergelder erteilt werden, welche Wissenschaftler/innen für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen bei scheinwissenschaftlichen Verlagen aufgewendet haben. Einzelne quantitative Angaben für den Zeitraum ab 2015 liegen auf der Basis eigener Recherchen nur von der Fraunhofer Gesellschaft (Zentrale) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Halle/ Leipzig sowie dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf vor, die insgesamt auf nur 15 verdächtige Publikationen verweisen. Verdachtsfälle an einer Hochschule haben sich bei näherer Prüfung nicht bestätigt. Was die Frage 4 anbelangt, so sind der Staatsregierung bis zum heutigen Tag keine konkreten Fälle im Freistaat Sachsen bekannt, in denen sächsische Wissenschaftler die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse bei einem scheinwissenschaftlichen Verlag für unseriöse Zwecke missbraucht haben. Gleichwohl ist den Wissenschaftseinrichtungen die Problematik bewusst. Gezielt wurden sächsische Wissenschaftler/innen bereits auf die Problematik mit den scheinwissen schaftlichen Verlagen hingewiesen. An der Universität Leipzig wird z.B. über das Open Science Office an der Universitätsbibliothek die Finanzierungsförderung für Open-Access -Publikationen organisiert. Das Open Science Office informiert und berät For scher/innen bereits seit Jahren zur Problematik von Pseudoverlagen und führt Qualitäts kontrollen durch. Auch an der TU Dresden werden im Rahmen des gemeinsam mit der Seite 2 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEIN SLUB bewirtschafteten Open Access Publikationsfonds Wissenschaftier/innen beraten und vor möglicherweise unseriösen Angeboten gewarnt. Darüber hinaus liegen von den großen außeruniversitären Forschungsgesellschaften, der DFG und dem Wissen schaftsrat einschlägige Empfehlungen und Positionspapiere zur Integrität wissenschaft lichen Arbeitens vor. Mit freundlichen Grüßen >»4 Dr. Eva-Maria Stange Seite 3 von 3 2018-08-17T12:40:52+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes