STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT SACHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Postfach 1005 10 | 01076Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Be rn h ard-von-Li nden a u-Platz 1 01067 Dresden Kle-ine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke (BUNDNTS 90/DtE GRUNEN) Drs.-Nr.: 6114455 Thema:Einsatz von Kunststoffdichtungsbahnen zut Deponierung giftiger und radioaktiver Uranschlämme Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Die Sächsische Zeitung berichtete am 19. April 2018 von bis zu drei Millimeter dicken Folien, auf denen giftiger und radioaktiver uranhaltiger Schlamm aus der Grubenwasserreinigung dauerhaft deponiert werden soll. Sei ein Bereich verfüllt, würde er mit Folien abgedeckt ." Namens und im Auftrag der sächsischen staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Konzentrationen welcher Stoffe mit welcher Radioaktivität (in Bq) hat der Schlamm und wie wird sich die Ortsdosisleistung (in mSV/a) dadurch verändern? Die einzulagernden radioaktiven Wasserbehandlungsrückstände weisen laut,,Radiologischer umweltbewertung zur Abfallentsorgungseinrichtung Halde Schüsselgrund" mittlere spezifische Aktivitäten von circa 24 Bq/g für Uran-238 und circa 26 Bq/g für Radium-226 auf . Der Einbau der Wasserbehandlungsrückstände erfolgt in Kombination mit weiteren bergbaulichen Abfällen mit deutlich geringeren spezifischen Aktivitäten. Dadurch wird eine mittlere spezifische Aktivität der Materialien im Sondereinlagerungsbereich (SEB) von circa 7,8 Bq/g für U-238 sowie von circa 12,8 Bqlg für Ra-226 erwartet. Diese bewirken eine mittlere ortsdosisleistung (oDL) von circa 1,4 ¡rSv/h im nicht abgedeckten Zustand. Die durch Bau und Betrieb des sondereinlagerungsbereiches hervorgerufene zusätzliche Strahlenexposition für die Bevölkerung liegt deutlich unter dem Richtwert von einem mSv/a. l5 FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ smul.sachsen.de* lhr Zeichen lhre Nachricht vom 24. August 201 I Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-1050t2t290 Dresden, Jo.o9. lo/P s¡mu1+ - - - @(ot-\t(t,ó o(\ ok&tuntudffier3¡.kb sl¡el'Lrdftñ.u'Mùidlldúi Hausanschr¡ft: Sächsisches Staatsmin¡sterium ft¡r Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu erre¡chen mit den Straßenbahnlinien 3, 6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Königsufer. Für alle BesucherparkpläÞe gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. Bitte beachten Sie die allgemeinen Hinweise zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft zur Erfüllung der lnformationspfl ¡chten nach der Europäischen Datenschutz -Grundverordnung auf www.smul.sachsen.de * K6¡n Zugang für elektronisch s¡gn¡erte sow¡è für verschlüsselte elektron¡sche DokumenteSeite 1 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSENl5 Die eingelagerten Wasserbehandlungsrückstände werden durch eine Endabdeckung so abgeschirmt, dass im Endzustand die ODL der Gammastrahlung auf Werte des natürlichen Untergrundes reduziert wird. Die Ausbreitung radioaktiv kontaminierten Staubes und signifikante Radonfreisetzungen werden durch die Schutzwirkung der Abdeckung völlig unterbunden. Frage 2: Wie viele Jahre bleibt die Folie in vollem Umfang funktionstüchtig und mit welchen Gutachten bzw. Analysen von welchen Behörden bzw. Firmen wurden chemische und radioaktive Wirkungen auf das Folienmaterial untersucht? (2.8. Stellungnahmen des Bundesamtes für Strahlenschutz)? Insgesamt wird der Sondereinlagerungsbereich ummantelt von einem Basis- und einem Oberflächenabdichtungssystem, bestehend aus verschiedenen mineralischen Dichtungselementen und Kunststoffdichtungsbahnen (KDB). Bei den eingesetzten Folien handelt es sich um von der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) zertifizierte KDB, welche auf ihre Beständigkeit und Langzeitsicherheit geprüft sind. Die verwendeten KDB,,NAUE CARBOFOL PEHD 507" sind vom BAM für diesen Verwendungszweck mit dem Zulassungsschein O8/BAM|V.3101707 zugelassen . Für die BAM-Zulassung der KDB ist unter anderem erforderlich, dass mit entsprechend vorgeschriebenen Simulationen der Nachweis der Mindesthaltbarkeit von 100 Jahren erbracht wird. Die Hauptkomponente für alterungsbedingte Undichtigkeiten von KDB ist UV-Licht. Da diese Komponente durch den Einbau in das Abdichtungssystem ausgeschaltet wird, sind die KDB deutlich länger als 100 Jahre dicht. Der Einbau der KDB erfolgt entsprechend den anerkannten Regeln der Technik. Die KDB sowie deren Einbau werden durch einen Fremdprüfer nach den allgemeingültigen und dem Stand der Technik entsprechenden Festlegungen und Vorschriften geprüft beziehungsweise übenruacht. Der Fremdprüfer ist durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) zertifiziert und vom Sächsischen Oberbergamt als Gutachter für diese Aufgabe anerkannt. Die Anforderungen an Abdichtungssysteme sind in der,,Richtlinie für die Zulassung von Kunststoffdichtungsbahnen für Deponieabdichtungen" (BAM, Mai 2017) enthalten und wurden beim Bau des Sondereinlagerungsbereiches vollinhaltlich erfüllt. Hinsichtlich der Frage, ob die Radioaktivität der zu deponierenden Stoffe eine Wirkung auf das Folienmaterial hat, ist darauf hinzuweisen, dass die Folien nicht direkt mit dem einzulagernden radioaktiven Material in Kontakt stehen. Entsprechend dem Aufbau der Basisabdichtung befindet sich zwischen der KDB und dem radioaktiven Material mindestens eine 0,5 Meter dicke mineralische Dichtungsschicht. Die Alphastrahlung sowie Betastrahlung aus den Rückständen der Wasserbehandlungsanlage wird von der mineralischen Schicht absorbiert. Auch Gammastrahlung wird durch diese minimiert und hat somit eine zu geringe Energie, um Auswirkungen auf die KDB zu haben. Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Lediglich Radon und dessen Zerfallsprodukte, welche in der Uranzerfallsreihe gebildet werden, können bis an die KDB gelangen, wo sie theoretisch durch die von ihnen ausgehende Alphastrahlung eine Wirkung haben könnten. Allerdings erfolgt auch hier bereits durch die mineralische Schutzschicht eine Abschwächung. Eine Studie zur Untersuchung der Wirkung von ionisierender Strahlung auf das Folienmaterial ist der Staatsregierung nicht bekannt. Die hier venryendeten KDB werden auch in Radondämmriegeln zur Verhinderung des Radonzutritts aus dem geogen belasteten Untergrund in Gebäuden eingesetzt, sodass davon auszugehen ist, dass dieser Einfluss nicht relevant ist. Das Oberbergamt geht davon aus, dass das komplexe und redundante Dichtungssystem in seiner Gesamtheit dauerhaft dicht ist. Frage 3: M¡t welcher Technologie wird der Schlamm nach oben hin zur Atmosphäre abgedichtet, solange der Bereich noch nicht abschließend verfi,illt ist (2.B. um Ven¡vehungen zu verhindern)? Folgende Maßnahmen sind im Planfeststellungsbeschluss zur Verhinderung des Stoffaustrages in die Atmosphäre festgelegt: Die Rückstände aus der Wasserbehandlung werden so behandelt, dass die enthaltenen Schadstoffe fixiert vorliegen. Dabei werden Metalle und Radionuklide überwiegend in einer Eisen-Hydroxidmatrix gebunden, wohingegen Radium im Baryt- Kristallgitter fixiert vorliegt. Die Langzeitsicherheit des Schadstoffeinschlusses in den Rückständen der Wasserbehandlung wurde mithilfe von Tests zu Feststoffund Eluatkonzentrationen nachgewiesen. Diese Fixierung reduziert Venrvehungen in Staubform und einen Austrag über den Wasserpfad. Durch lagenweise Verdichtung wird der Austrag von Schadstoffen über die Luft und durch Wasser vermindert. Die Rückstände der Wasserbehandlungsanlage werden zur geotechnischen Stabilisierung durch Mischung mit geeigneten Materialien konditioniert und nachfolgend lagenweise eingebaut und verdichtet. Sofern das eingelagerte Material nicht erdfeucht ist, erfolgt eine Staubbekämpfung durch dosierte Benetzung. Frage 4: ln welcher Form, durch wen, mit welchem Verfahren und wie lange erfolgt nach Fertigstellung der Deponie die Kontrolle der Dichtheit der Folie? Die KDB sind nur ein Teil des Dichtungssystems des Sondereinlagerungsbereiches. Nach Fertigstellung des Sondereinlagerungsbereiches erfolgt die überwachung im Rahmen eines Nachsorgeprogrammes, das bereits Bestandteil der Planfeststellung der Abfallentsorungseinrichtung (AEE) ist. Darin enthalten ist das Umweltmonitoring. Die dem Sondereinlagerungsbereich während der Bewirtschaftung zu sitzenden Niederschlagswässer werden über ein Drainagesystem gefasst, mengenmäßig und chemisch an einem Messpunkt überwacht und der Wasserbehandlung zugeführt. Durch Bilanzierung der Sickerwassermengen sind Rückschlüsse auf die Dichtungsfunktion des Abdichtungssystems möglich. Dieser Messpunkt wird auch Bestandteil des Nachsorgemonitorings . Seite 3 von 4 STAATSMINISTERIUNI FÜR UI4WELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSENl5 Frage 5: Welche Vorsorge wird für den Fall getroffen, dass die Folie auf Grund äußerer Wirkungen bzw. Alter undicht wird und in welchem Verfahren erfolgt dann die Reparatur undichter Stellen? Die KDB sind nur ein Bestandteil des Oberflächen- und Basis-Abdichtungssystems. Wichtige weitere Elemente sind die mineralische Abdichtung sowie die Drainageschichten zur Ableitung von Sickerwässern. Da das System in seiner Gesamtheit redundant ist, geht das Oberbergamt davon aus, dass eine dauerhafte Wirksamkeit des Gesamtabdichtungssystems gegeben ist und eine eventuelle Reparatur einer Kunststoffdichtungsbahn nicht notwendig ist. Mit ti Grüßen Thomas Schmidt Seite 4 von 4 2018-09-20T14:04:08+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes