STAATSMINISTERIUIVI FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 101079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) L-1053/4/332-2019/ Dresden, 24.01.2019 Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Drs.-Nr.; 6/15999 Thema: Stand Provenienzforschung und Restitution in sächsischen Bibliotheken Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt; Frage 1: Wie viele Stellen wurden bisher im Rahmen des Provenienz- Rechercheprojektes 'Daphne' in Einrichtungen des Freistaates finan ziert? (Bitte auflisten nach Jahren und Einrichtungen) Zertifikat seit 2007 audtt berufundfamtlie Die durch das Daphne-Projekt finanzierten Stellen sind aufgeschlüsselt nach Jahren und Einrichtungen in der folgenden Tabelle dargestellt. Hausanschrift: Staatsmlnlsterlum für Wissenschaft und Kunst WIgardstraße 17 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßen bahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Hintereingang der WIgardstraße 17. Für alle Besu cherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. •Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokümente. STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Einrich tung Jahr 2009 Jahr 2010 Jahr 2011 Jahr 2012 Jahr 2013 Jahr 2014 Jahr 2015 Jahr 2016 Jahr 2017 Jahr 2018 Sächsische Landesbib liothek Staats- und Universi tätsbiblio thek (SLUB) 3x0,5 2x0,5 3x0,5 1 X 1,0 3x0,5 Staatliche Kunst sammlun gen Dres den (SKD) 66,0 60,0 33,0 33,0 26,0 26,5 27,0 26,0 27,0 26,0 Frage 2: Welche NS-Raubgut-Funde im Bereich Bücher und Druckerzeugnisse wurden bisher ermittelt? (Bitte aufgeschlüsseit nach Sammlung und Standort) Die Angaben zu Frage 2 erfolgt ohne Nennung vorgenommener Restitutionen. Vgl. dazu die Antwort zu Frage 3. Bislang wurden in Institutionen des Freistaates Sachsen folgende Sammlungen als NS- Raubgut-Funde ermittelt; In der Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) kann insgesamt von ca. 5.000 Bänden mit Verdacht auf NS-Raubgut ausgegangen werden. Die Verdachtsfälle wurden 2011/12 in einer Ausstellung öffentlich gemacht und sind dokumentiert: Vgl.: http://nsraubqut.ub.uni-leipziq.de/content/below/index.xml In der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) wurden ca. 1.745 Objekte in folgenden Konvoluten ermittelt und dokumentiert. 142 Objekte beschlagnahmte Schriften (ohne individuelle Provenienzhinweise) (gemeldet in die „Lost Art"-Datenbank), 293 Druckschriften und 6 Karten aus aufgelösten Freimaurerlogen (gemeldet in die „Lost Art"-Datenbank), 165 geographische Karten (Beutekarten) (gemeldet in die „Lost Art"-Datenbank), 203 von der Gestapo überwiesene Objekte (zumeist ohne individuelle Prove nienzhinweise) (gemeldet in die „Lost Art"-Datenbank), 113 Objekte polnischer Provenienz, die noch nicht identifiziert werden konnte (ge meldet in die „Lost Art"-Datenbank), weitere 823 Objekte verschiedener Provenienzen (nach bisherigen Kenntnissen etwa 200 verschiedene Fälle). Darüber hinaus wurden in der kommunalen Einrichtung Stadtbibliothek Bautzen 665 Bücher als NS-Raubgut identifiziert und dokumentiert, darunter die Sammlung Edith und Georg Dietz. Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Frage 3: Zu welchen Funden konnten im Bereich Bücher und Druckerzeugnisse bereits Verträge mit ihren rechtmäßigen Besitzer*innen bzw. Erb*innen zur Zurück gabe oder gütlichen Einigung geschlossen werden und zu welchen Funden konn ten noch keine Verträge abgeschlossen werden? Es konnten bislang durch die SLUB folgende Restitutionen vorgenommen werden: • Restitution von 295 Objekten aus der Sammlung Viktor von Klemperer Edler von Klemenau (1991), • Restitution der Autographensammlung der Verlegerfamilie Hinrichsen (2003), • Restitution von 115 Objekten aus der Sammlung Max und Fanny Steinthal (2011), • Restitution von 159 Bänden der Sammlung des Fabrikanten Sigmund Waldes (2013), • Restitution von 3 Büchern aus dem Eigentum der Jüdischen Gemeinde Hamburg an die SUB Hamburg (dort Depositum) (2018), • Restitution eines Buches an die Erben von Hedwig Hesse (2018), • Restitution eines Buches an die Erben von Irene Kirschstein (2018), • Restitution eines Buches an die Erben von Max Geyer (2018). Es konnten bislang durch die UBL folgende Restitutionen vorgenommen werden: • 4 Thorarollen mit Zubehör an die Israelitische Religionsgemeinde (1957), • 6 Kisten Teilnachlass Stefan George aus dem Besitz von Claus von Stauffenberg an Robert Böhringer, heute im Stefan-George-Archiv an der Landesbibliothek Stuttgart (1961), • Bände NS-Raubgut an die Universitätsbibliothek Posen, Volksrepublik Polen (1980), • 16 Titel Hebraica an die Israelitische Religionsgemeinde Leipzig (1989), • 163 Medaillen an die Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen (2002), • 1 Titel an die Erbengemeinschaft Victor Armhaus (2009), • 800 Bände aus dem Besitz des Verlegers Geza Kon an die Serbische National bibliothek Belgrad (2011), • 16 Bände an die Erbengemeinschaft Rudolf und Thomas Steiner, Gabriele Wag ner (2013), • 4 Bände an die Erben von Anni und Ewald Arnold (2013), • 5 Bände an die Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen (2013), • 63 Bände an die Erben von Viktor Armhaus (2014), • 22 Bände an die Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" (2017). Frage 4: Sind der Staatsregierung weitere Forschungsprojekte in Sachsen im Be reich Bücher und Druckerzeugnisse bekannt? Nach mehreren abgeschlossenen Projekten in Dresden, Leipzig und Bautzen wird ge genwärtig in einem aktuellen Projekt bis 2020 mit Förderung des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste (Magdeburg) in der SLUB nach NS-Raubgut in den Zugängen nach 1945 geforscht. Frage 5: Wie hoch ist der Bestand an NS-Raubgut in Sächsischen Bibliotheken? Vgl. hierzu die Antwort zu Frage 2. Seite 3 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Gegenwärtig muss im Bereich Bücher und Druckerzeugnisse von NS-Raubgut in Säch sischen Bibliotheken in Höhe von ca. 7.410 Bänden ausgegangen werden. Mit freundlichen Grüßen Dr. Eva-Maria Stange Seite 4 von 4 2019-01-25T09:00:01+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes