STAATSMINISTERIUM DER JUSTIZ SACHSISCHES STAATSMINISTERIUM DER JUSTIZ Hospitalstraße 7 101097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bern hard-vo n-Linde na u-Plalz I 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten André Schollbach (DlE LINKE) Drs.-Nr.: 6/16369 Thema: Wissenschaftliche Begleitung und Erforschung des Strafvollzugs im Freistaates Sachsen Sehr geehrter Herr Präsident, der Frage sind folgende Ausführungen vorangestellt ,,Vorbemerkung: Gemäß S 105 Abs. 2 Sächsisches Strafvollzugsgesetz soll der Strafvollzug , insbesondere seine Aufgabenerfüllung und Gestaltung, die Umsetzung seiner Leitlinien sowie die Behandlungsprogramme und deren Wirkungen auf die Erreichung des Vollzugsziels durch eine Hochschule oder durch eine andere Stelle wissenschaftlich begleitet und erforscht werden." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage: Wann wurden im Zeitraum vom 01.01.2014 bis 3l .12.2018 durch jeweils welche Hochschulen oder andere Stellen welche Felder des Strafvollzugs im Freistaat Sachsen gemäß S f 05 Abs. 2 Sächsisches lw FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon +49 35'1 564-1500 Telefax +49 351 564-1509 poststelle@ smj.justiz.sachsen.de* Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) I 040E/1 3/1 044-KLR Dresden, /rt Februar 201 9 rrww.roB.MlT.r.Dr Hausanschrlft: Sächs¡sches Staatsmlnisterium der Just¡z Hospitalstraße 7 01097 Dresden Briefpost iiber Deutsche Post 01095 Dresden www.just¡z.sachsen. de/smj Verkehrsverblndung: Zu erreichen mit Straßenbahnlinien 3,6,7, 8, 11 Parken und behindertengerechter Zugang úber Einfahrt Hospitalstraße 7 H¡nweise zum DatenschuE erhalten Sie auf unserer lnternetseite . Auf Wunsch senden wir lhnen diese Hinweise auch zu. t Zugang für elsktronisch sign¡êrte sowið fiir verschlússelts êlêkironischê Dokumente nur par EGVP, b6BPo odêr De-Ma¡l; nåhere lnformationsn zur elektronischen Kommunikation m¡t såchsischen Justizbeh0rden unter w.iust¡z.sachssn.de/E- Kommunikal¡on. TOB MIT 1' o Seite 1 von 2 STAATSMINISTERIUIVI DER JUSTIZ Freistaat SACHSENlw Strafvollzugsgesetz mit welchen Ergebnissen wissenschaftlich begleitet und erforscht ? Zur Beantwortung wird auf die Antworten der Staatsregierung zu den Kleinen Anfragen desselben Fragestellers mit den Drucksachennummern 6/11305 und 6/16368 venryiesen . Der Kriminologische Dienst des Freistaates Sachsen wurde mit der Evaluation des Jugendstrafvollzugs (fortlaufend seit 2010), der Studie,,Gewalt im Gefängnis" (2010 bis 2014), der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in freien Formen (2016 bis 2017) und der Studie ,,Bildung und Beschäftigung im sächsischen Justizvollzug" beauftragt. Die Ergebnisse zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs und zu den Studien ,,Gewalt im Gefängnis " und ,,Bildung und Beschäftigung im sächsischen Justizvollzug" sind als Anlagen 1 bis 10 beigefügt. Hinsichtlich der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in freien Formen wird auf den Bericht des Kriminologischen Dienstes zur Evaluierung des Jugendstrafvollzugs in freien Formen vom 28. Februar 2017 (Drs.-Nr.6/11607) venryiesen . Darüber hinaus hat der Kriminologische Dienst des Freistaates Sachsen 2017 eine Studie zur Rückfälligkeit von Gefangenen, die in eine externe Suchttherapie entlassen wurden, unter dem Titel ,,Legalbewährung nach Entlassungen aus Haft zu stationärer Entwöhnungsbehandlung - eine Rückfalluntersuchung (Boldt, Hinz, Meischner-Al- Mousawi, Hartenstein)" in der Fachzeitschrift Bewährungshilfe, Forum Verlag Godesberg GmbH, Jg. 64, 2017, Heft 1, S. 56 - 69, veröffentlicht. Mit freundlichen Grüßen Sebastian Gemkow 10 Anlagen 8 Kuzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs ,,Daten & Dialog" Nr. 01 bis 08 1 Studie,,Gewalt im Gefängnis" 1 Studie,,Arbeit und Ausbildung im sächsischen Justizvollzug" Seite 2 von 2 Nr. 1, Januar 2014 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen Klienten im Jugendstrafvollzug: eine erste Beschreibung In dieser ersten Ausgabe unserer Kurzberichte beschreiben wir die Jugendstrafgefangenen (JSG) anhand einiger allgemeiner Merkmale und Vorbelastungen . Dies soll einen ersten U¨berblick daru¨ber geben, mit welchen Klienten MitarbeiterInnen der Jugendstrafanstalt (JSA) arbeiten. Die Ergebnisse basieren auf Daten u¨ber 907 JSG, die seit dem 1.1.2011 in die JSA zugegangen sind.1 Einzelne Analysen basieren auf weniger Daten, wenn fu¨r bestimmte JSG Angaben fehlen. Alter bei Zugang in die JSA 0 50 100 150 15 20 25 30 35 Alter (in Jahren) An za hl Die meisten JSG sind zwischen 19 und 23 Jahre alt, wenn sie in die JSA kommen. Die A¨ltesten haben meist eine Rest-Jugendstrafe zu verbu¨ßen und werden innerhalb der ersten Monate aus dem Jugendvollzug ausgenommen. Dem biologischen Alter der Inhaftierten nach wa¨re der Jugendstrafvollzug eher ein ” Heranwachsendenstrafvollzug “ zu nennen. Staatsangeho¨rigkeit und Geburtsland in Dtl. geb. i. Ausl. geb. Summe dt. St.ang. 92 % 3 % 95 % keine dt. St. 0 % 5 % 5 % Summe 92 % 8 % 100 % Die Tabelle zeigt, dass die meisten JSG in Deutschland geboren wurden. Ausla¨ndische Inhaftierte gibt es im sa¨chsischen Jugendstrafvollzug relativ wenige. 1Inhaftierte, die seit dem 1.1.2011 mehrfach in die JSA aufgenommen wurden, ko¨nnen mehrfach in die Daten eingegangen sein. Eigene Kinder Die folgende Tabelle zeigt, wie viele Kinder die JSG haben (bei weniger als 1 % in Absolutzahlen). Anzahl Ki. 0 1 2 3 4 Anteil JSG 85 % 12 % 2 % 2 JSG 1 JSG 15 % der JSG haben Kinder. Sofern die Va¨ter nach ihrer Entlassung Kontakt zum Kind bzw. zu den Kindern haben, du¨rfte die Vaterschaft fu¨r verschiedene JSG prognostisch unterschiedlich wirken: fu¨r einige wird sie ein stabilisierender Faktor sein, fu¨r andere aber ein (weiterer) Stressor, der das Gelingen eines Lebens ohne Straftaten gefa¨hrdet. Die Vaterrolle (einschließlich der mit ihr verbundenen Themen Verantwortung, Beziehung und Erziehungsverhalten, wie auch rechtlicher Fragen zum Kontakt zu den Kindern) stellt fu¨r eine nicht zu vernachla¨ssigende Untergruppe der Inhaftierten einen wichtigen Ansatzpunkt fu¨r Behandlung und Unterstu ¨tzung dar. Haft vor Eintritt in die JSA 0 100 200 300 4 36 100 365 1000 1500 Tage in Haft vor Zugang in JSA An za hl Der Großteil der JSG kommt direkt oder innerhalb der ersten Hafttage in die JSA. La¨ngere Aufenthalte in anderen JVAen vor dem Wechsel in die JSA sind seltener. Einzelne JSG waren vor Zugang in die JSA bereits u¨ber ein Jahr inhaftiert. 0 200 400 600 nein ja Untersuchungshaft unmittelbar vor Strafzeitbeginn? An za hl In Untersuchungshaft befanden sich vor Strafzeitbeginn 16,5 % der JSG. U¨ber Daten&Dialog Die Reihe ” Daten & Dialog“ informiert u¨ber Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sa¨chsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkansto¨ßen. ” Daten & Dialog“ erscheint zweimonatlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 1, Januar 2014 Seite 2 Delikte 0 10 20 30 40 50 Diebs tahl Körp. verl. Sons tiges RaubBetru g gg. p ers. F reihe it Verke hrsde likt BtmG Sexu aldeli kt Bran dstiftu ng Mord Deliktgruppen Pr oz e n t Die Abbildung zeigt fu¨r verschiedene Deliktgruppen , wieviel Prozent der JSG dafu¨r verurteilt sind. Datengrundlage sind die einen Monat nach Zugang aktuellen Haftpositionen in der BASIS-Web-Datenbank. (Die Prozentzahlen summieren sich auf u¨ber 100 %, da einzelne JSG fu¨r verschiedene Deliktgruppen verurteilt sein ko¨nnen.) Zu den ha¨ufigsten Delikten geho¨ren Diebstahl und Ko¨rperverletzung. Zu den sonstigen Delikten geho¨rt unter anderem die ebenfalls recht ha¨ufige Sachbescha¨- digung. Schulische und Berufliche Qualifikation Die folgenden Ergebnisse beruhen auf Angaben aus einem Datenbogen, in welchem MitarbeiterInnen des Sozialdienstes Angaben zur Vorgeschichte und zur perso¨nlichen Entwicklung der JSG machen. Die Bo¨gen werden in den ersten Wochen nach Zugang in die JSA ausgefu¨llt.2 Diese Datenerhebung wurde bundesla¨nderu ¨bergreifend geplant; derzeit erheben 7 La¨nder diese Daten. 0 100 200 300 400 keiner Sonder− /Fördersch. Hauptsch. /Äquiv. höherer Abschluss Höchster Schulabschluss An za hl 0 200 400 600 keine Lehrgangs− zertifikat Zw.prüfung Lehre abgeschl. Lehre o. höher Höchste berufliche Qualifikation An za hl 62,2 % der JSG verfu¨gen u¨ber keinen Schulabschluss , 91,5 % u¨ber keine formale berufliche Qualifikation . Die fehlenden formalen Qualifikationen bedeuten nicht nur geringere Chancen, eine – insbesondere nicht-preka¨re – Arbeitsstelle zu finden: auch die tatsa¨chliche Bildung und damit verbundene Kompetenzen (Lesen und Schreiben, Allgemeinbildung, Reflexionsvermo ¨gen u. a.) sind gering ausgepra¨gt. Damit sind die Bewa¨ltigung des Alltags (z. B. Vertra¨ge abschließen ) und die Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen (Politik und Kultur im weitesten Sinne) erschwert. Zudem ist anzunehmen, dass sich sowohl als ” Scheitern“ wahrgenommener Abbruch von Schule oder Ausbildung als auch die Erfahrung, in vielen gesellschaftlichen Bereichen nicht ” mithalten“ zu ko¨nnen , negativ auf das Selbstbild auswirken und einen Druck erzeugen, auf anderem – mo¨glicherweise illegalem – Wege eine positive Identita¨t zu erlangen. 2An dieser Stelle danken wir den KollegInnen herzlich fu¨r die kontinuierliche Mitarbeit! Geringe Bildung bedeutet ferner, dass BehandlerInnen nicht regelma¨ßig von grundlegenden Fa¨higkeiten wie etwa Introspektion oder Erfassen von Zusammenha ¨ngen ausgehen ko¨nnen. Diese mu¨ssen teilweise mehr Ziel als Voraussetzung von Behandlungsangeboten sein. Status unmittelbar vor Haftantritt 0 200 400 600 arbeitslos erwerbs tätig schul. Ausb. /Förderung berufl. Ausb. /Quali. Sonstiges Tätigkeit unmittelbar vor Haftantritt An za hl Dass die meisten JSG vor Haftantritt arbeitslos sind, weist darauf hin, dass die obigen Zahlen nicht etwa dadurch zustande kommen, dass sich die JSG noch in Ausbildung befinden. Vielmehr scheinen viele JSG ihren Ausbildungsweg bereits ohne Abschluss – zumindest vorla¨ufig – beendet zu haben. Perso¨nliche Entwicklung 0 100 200 300 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. D. Gef. setzt sich ernsthaft m. seiner Straftat auseinander An za hl Nach Einscha¨tzung der MitarbeiterInnen des Sozialdienstes setzen sich nur wenige JSG ernsthaft mit ihrer Straftat auseinander. Hierfu¨r ko¨nnen ganz unterschiedliche Gru¨nde maßgeblich sein, etwa Abwehr von Verantwortungsu¨bernahme, Scham, fehlende Fa¨higkeit oder Gewohnheit zur Selbstreflexion oder Hilflosigkeit darin, wie aus der eigenen Straftat tiefer gelernt werden kann, als dass es ein ” Fehler“ war. Vermutlich haben Fachdienste auch ein sehr anderes Versta¨ndnis von ” ernsthafter“ Auseinandersetzung als die meisten JSG. Mo¨glicherweise setzen sich auch einige JSG intensiver mit ihren Straftaten auseinander als dies nach außen sichtbar ist. Tatsa¨chlich ist die Frage, ob ein Gefangener sich ernsthaft mit seiner Straftat auseinandersetzt, sehr abstrakt , nicht klar definiert und damit nur recht subjektiv einzuscha¨tzen. Hinzu kommt, dass eine bloße ” Auseinandersetzung“, selbst wenn sie zur ” Einsicht“ fu¨hrt, dass die Straftat ein ” Fehler“ war, vermutlich kaum fu¨r die Ru¨ckfa¨lligkeit relevant ist; entscheidender wa¨re, zu welchen Einstellungen, Vereinbarungen und konkreten Handlungen die Auseinandersetzung oder Einsicht beitra¨gt. 0 100 200 300 400 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. D. Gef. arbeitet aktiv an d. Erreich. d. Vollzugszieles mit An za hl Die Mitarbeit am Vollzugsziel wird etwas positiver, aber auch als wenig vorhanden eingescha¨tzt. Auch hier gilt, dass die Einscha¨tzung sehr abstrakt getroffen werden muss und die inhaltliche Bedeutung nicht klar definiert ist. Daten & Dialog Nr. 1, Januar 2014 Seite 3 0 100 200 300 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. D. Gef. i. bereit, n. d. Entl. e. Ausb./Beschäft. nachzug. An za hl 0 100 200 300 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. D. Gef. i. in d. Lage, n. d. Entl. e. Ausb./Besch. nachzug. An za hl Die meisten JSG werden als bereit und in der Lage eingescha¨tzt, nach der Entlassung einer geregelten Bescha¨ftigung nachzugehen. Dass die meisten JSG dennoch vor der Inhaftierung arbeitslos waren, kann an fehlenden Stellenangeboten liegen; oder aber Bereitschaft und Lage werden von den Fachdiensten zu optimistisch eingescha¨tzt. 0 100 200 300 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. Der Gef. verfügt über förderliche familiäre Beziehungen An za hl 0 100 200 300 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. Der Gef. befindet sich in einer förderlichen Partnerschaft An za hl 0 100 200 300 400 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. D. Gef. verf. über förderl. Freundsch. außerh. d. Vollz. An za hl Bei den Fragen zur fo¨rderlichen Familie, Partnerschaft und Freunden wird u¨berwiegend angegeben, dass die Beurteilung nicht mo¨glich ist. Das du¨rfte besonders daran liegen, dass zu Beginn der Inhaftierung (na¨mlich beim Ausfu¨llen des Bogens) dazu kaum Informationen vorliegen. Dies ist versta¨ndlich, weil die Unterlagen sehr auf die strafrechtliche Geschichte der JSG fokussieren; es ist allerdings fu¨r die Arbeit der Fachdienste erschwerend, weil diese Ausrichtung eher eine Arbeit zu Delikten nahe legt und den hohen Stellenwert des perso¨nlichen sozialen Kontextes mo¨glicherweise vernachla¨ssigt. Wie sehr Informationen u¨ber Bezugspersonen im Laufe der Inhaftierung noch den MitarbeiterInnen des Sozialdienstes bekannt werden , kann anhand der Antworten auf die gleichen Fragen nach Austritt aus der JSA analysiert werden, was fu¨r einen spa¨teren Kurzbericht zum Thema ” soziale Beziehungen“ geplant ist. 0 50 100 150 200 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. Von e. hohen Gewaltbereitschaft ist auszugehen An za hl Die Einscha¨tzung der Gewaltbereitschaft ist deutlich gleicher verteilt als die meisten anderen; die verschiedenen Abstufungen kommen a¨hnlich ha¨ufig vor. 0 100 200 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. E. erhebl. Suchtprobl. in Bez. auf Drog. ist erkennb. An za hl 0 50 100 150 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. E. erhebl. Suchtprobl. in Bez. auf Alk. ist erkennb. An za hl Bei den Suchtmittelproblematiken werden besonders die a¨ußeren Antworten ” gar nicht“ und ” vollsta¨ndig“ gewa¨hlt; die Problematiken werden also entweder als erheblich oder nicht vorhanden eingescha¨tzt. Interessant ist, dass die Alkoholproblematik ha¨ufiger als nicht beurteilbar eingescha¨tzt wird – mo¨glicherweise weil hier die Kriterien fu¨r das Vorliegen eines missbra¨uchlichen Konsums oder einer Abha¨ngigkeit weniger eindeutig definiert sind oder weil Alkoholmissbrauch weniger gut dokumentiert wird. Sowohl bei Alkohol als auch bei Drogen weisen etwa die Ha¨lfte derjenigen JSG, fu¨r die eine Einscha ¨tzung vorliegt, eine erhebliche Problematik auf. Die folgende Tabelle zeigt den Zusammenhang zwischen beiden Problemen fu¨r diejenigen JSG, fu¨r die beide Beurteilungen vorliegen. Dabei wurden die Stufen ” gar nicht“ und ” allenfalls ansatzweise“ sowie die Stufen ” anna¨hernd“ und ” vollsta¨ndig“ jeweils zusammengezogen . Drogen nein Drogen ja Summe Alkohol nein 29 % 18 % 47 % Alkohol ja 19 % 33 % 52 % Summe 48 % 51 % 99 % Weniger als ein Drittel der JSG zeigt weder eine Alkohol- noch eine Drogenproblematik. Dies zeigt einen erheblichen Bedarf an Behandlung von Suchtmittelproblematiken an.3 0 100 200 300 trifft gar nicht zu trifft allenf. ansatzw. zu trifft an− nähernd zu trifft voll− ständig zu Beurteilung nicht mögl. Der Gef. verfügt über realistische Zukunftspläne An za hl Nach Einscha¨tzung der MitarbeiterInnen des Sozialdienstes verfu¨gen die allermeisten JSG ho¨chstens ansatzweise u¨ber realistische Zukunftspla¨ne. 3Eine spa¨tere Ausgabe von ” Daten & Diaglog“ soll sich dem Thema Suchtmittel detaillierter widmen. Daten & Dialog Nr. 1, Januar 2014 Seite 4 Risikoeinscha¨tzung 0 200 400 nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch nicht bewertbar Einschätzung des allgemeinen Rückfallrisikos An za hl 0 50 100 150 200 nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch nicht bewertbar Einsch. d. Risikos d. Begehung v. Gewaltstraftaten An za hl 0 200 400 600 nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch nicht bewertbar Einsch. d. Risikos d. Begehung v. Sexualstraftaten An za hl Das allgemeine Ru¨ckfallrisiko scha¨tzen Mitarbeiter- Innen des Sozialdienstes u¨berwiegend als ” eher hoch“ ein und nur sehr selten als ” nicht erkennbar“ oder ” eher gering“. Das Risiko in Bezug auf die Begehung von Gewaltstraftaten wird sehr unterschiedlich eingescha¨tzt, fu¨r die meisten JSG immerhin als ” moderat“ oder sogar ” eher hoch“. Das Risiko in Bezug auf die Begehung von Sexualstraftaten wird fu¨r 79,6 % der JSG als ” nicht erkennbar“ eingescha¨tzt. Fu¨r weitere 15,5 % wird dieses Risiko als ” nicht bewertbar“ angegeben. Tatsa¨chlich gibt es ja auch relativ wenige Inhaftierte mit Sexualdelikt . Betrachtet man nur diejenigen JSG mit Sexualstraftat , ergibt sich folgende Verteilung: 0 5 10 nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch nicht bewertbar Einsch. d. Risikos d. Begehung v. Sexualstraftaten An za hl Fu¨r JSG mit Sexualdelikt wird das Risiko meist als moderat oder hoch eingescha¨tzt. Strafrechtliche Vorgeschichte 0 100 200 300 keine Jugendarrest Strafhaft Sonst. Freiheitsentzug Schwerste vorherige stationäre Sanktion (ohne U−Haft) An za hl Viele JSG waren bereits im Arrest. 23,7 % waren sogar schon einmal inhaftiert. 0 200 400 600 eine keine mehrere Anz. früherer Jugend−/Freiheitsstrafen ohne Bewährung An za hl 0 100 200 300 keine eine mehrere Anz. früherer Jugend−/Freiheitsstrafen mit Bewährung An za hl Die Mehrzahl der JSG wurde in der Vergangenheit zu einer Jugend-/Freiheitsstrafe zur Bewa¨hrung verurteilt, einige zu einer Jugend-/Freiheitsstrafe ohne Bewa¨hrung. 0 100 200 300 400 nein ja Gab es Widerrufe früherer Straf(rest)aussetzungen? An za hl Bei vielen, wenngleich weniger als der Ha¨lfte der JSG wurde eine fru¨here Straf(rest)aussetzung widerrufen. All diese Verurteilungen in der Biographie ko¨nnen als Stigmatisierung erlebt werden und soziale Diskriminierung wahrscheinlicher machen. Delinquenz vor der Strafmu¨ndigkeit Zum Abschluss dieser Ausgabe betrachten wir noch Angaben der JSG selbst. Im Zugangsfragebogen, den sie in der Regel innerhalb der ersten Hafttage an einem Testlaptop ausfu¨llen, lautet eine Frage: ” Vor meinem 14. Geburtstag bin/habe ich mindestens einmal...“, gefolgt von neun delinquenten Ta¨tigkeiten, die jeweils mit ” ja“ oder ” nein“ zu beantworten sind. Da es sich um Selbstauskunft der JSG handelt, sind die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Auch werden die einzelnen Ta¨tigkeiten nicht genauer definiert, sodass die JSG beispielsweise ein unterschiedliches Versta¨ndnis davon haben du¨rften, was ” ein Feuer gelegt“ bedeutet oder wieviel Lu¨gen ” ha¨ufiges“ ist. 0 20 40 60 gesto hlen Schu le ges chwä nzt Gewa lt ang ewen det häufi g gelo gen v. z u Ha use w egge l. ein F eue r gele gt e. Wa ffe be nutzt ein T ier ge quält sexu . Gew . an gew. Vor meinem 14. Geburtstag bin/habe ich mind. einmal... Pr oz e n t Jeweils u¨ber 60 % der JSG geben an, dass sie vor dem 14. Lebensjahr (!) die Schule geschwa¨nzt und gestohlen haben. Jeweils u¨ber die Ha¨lfte gibt an, Gewalt angewendet zu haben, viel gelogen zu haben und von zu Hause weggelaufen zu sein. Weniger, aber immerhin 32,7 % der JSG geben an, ein Feuer gelegt zu haben. Diese Ergebnisse belegen einmal mehr den biographisch ha¨ufig fru¨hen Beginn delinquenten Verhaltens und damit die Notwendigkeit, zur Erreichung des Vollzugsziels u¨ber Deliktarbeit hinauszugehen und Aspekte von ” (Re-)Sozialisierung“ wie etwa soziales Umfeld, gesellschaftliche Stellung einschließlich Ausbildung und Arbeit, Perso¨nlichkeit einschließlich Perso¨nlichkeitssto¨rungen und -akzentuierungen, Identita ¨t und Selbstbild in Behandlung einzubeziehen. Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns u¨ber Ru¨ckmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Nr. 2, Ma¨rz 2014 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen Behandlungsmaßnahmen: Bedarf und Versorgung Wie sehr der Jugendstrafvollzug sein Ziel, ” die Gefangenen zu befa¨higen, ku¨nftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu fu¨hren“ (Sa¨chsJStVollzG) erreicht, ha¨ngt von (sehr) vielen Faktoren ab. Zu den Bereichen, die Einfluss auf das Gelingen eines Lebens ohne Straftaten haben, za¨hlen etwa intrapsychische Merkmale (z. B. Motivation, Einstellungen, Kompetenzen ), soziale Merkmale (z. B. Bindungen zu nichtdelinquenten Bezugspersonen, Unterstu¨tzernetzwerk), arbeitsrelevante Kompetenzen und Abschlu¨sse sowie spezifische Belastungen (z. B. Schulden, Wohnung). Vera¨nderungen auf diesen Gebieten ko¨nnen zum einen durch explizite Behandlungs-, Erziehungs- und Fo¨rdermaßnahmen und zum anderen durch Erfahrungen im Haftalltag (z. B. Konfliktlo¨sung, Wohngruppe, Anreize ), durch positive Modelle seitens der Mitarbeiter- Innen und durch das Anstaltsklima bewirkt werden. In dieser Ausgabe betrachten wir explizite Behandlungsmaßnahmen : Welche Behandlungsbedarfe bestehen bei den Inhaftierten? Wie sehr werden diese Bedarfe durch Behandlungsmaßnahmen ” versorgt“? Wie erfolgreich sind diese Maßnahmen nach fachdienstlicher Einscha¨tzung? Um diese Fragen zu untersuchen, wird seit Anfang 2011 fu¨r alle Zuga¨nge in die JSA Regis-Breitingen ein Datenbogen angelegt, der bei Vollzugsplanungen und nach dem Verlassen der JSA von Mitarbeiter Innen des Sozialdienstes ausgefu¨llt, aktualisiert bzw. vervollsta¨ndigt wird.1 Bei einem Aufenthalt in der JSA unter 6 Monaten entfa¨llt die Erhebung bzw. Vervollsta¨ndigung. Diese Datenerhebung wurde bundesla¨nder-u¨bergreifend geplant; derzeit erheben 7 La¨nder solche Daten; weitere planen dies. In die folgenden Auswertungen gehen Daten aus 382 Erhebungsbo¨gen von Jugendstrafgefangenen (JSG), welche die JSA bereits verlassen haben2, ein – fu¨r 1An dieser Stelle danken wir den KollegInnen sehr fu¨r die kontinuierliche Mitarbeit! 2Inhaftierte, die seit dem 1.1.2011 mehrfach mindestens 6 Monate in der JSA waren, ko¨nnen mehrfach in die Daten einzelne Analysen weniger, wenn einzelne Angaben fehlen. Tabelle 1 auf der folgenden Seite zeigt fu¨r die erhobenen Maßnahmekategorien jeweils • fu¨r welchen Anteil der JSG ein Bedarf festgestellt wurde, • bei welchem Anteil der JSG (a) mit und (b) ohne Bedarf eine Maßnahme begonnen wurde und • welcher Anteil derjenigen JSG, die eine Maßnahme begonnen haben, diese abgebrochen haben. Hinter den Prozentangaben sind in Klammern jeweils Absolutanzahlen angegeben. Die Angaben in den hinteren Spalten beziehen sich jeweils auf Teilmengen der JSG. Dabei ko¨nnen in hinteren Spalten weitere JSG aus der Analyse herausfallen, wenn fu¨r sie keine Angaben zum Beginn oder Abbruch einer Maßnahme vorliegen. Die Zahlen seien hier noch einmal am Beispiel der Maßnahmekategorie ” Anti-Gewalt/Anti-Aggressivita ¨tstraining“ erla¨utert: fu¨r ca. ein Drittel (34 %) der JSG, das sind 128 JSG, wird ein Bedarf an einer solchen Maßnahme gesehen. Von diesen begannen 20 %, das sind 24 JSG, eine Maßnahme, von denjenigen JSG, fu¨r die kein Bedarf gesehen wurde, keiner. 17 % derjenigen JSG, fu¨r die ein Bedarf festgestellt wurde und die eine Maßnahme in der Kategorie begonnen haben, haben diese abgebrochen (4 JSG). Die unterste Zeile der Tabelle zeigt eine berechnete Zusammenfassung der Ausbildungsmaßnahmen. Diese Zahlen bedeuten, dass fu¨r mindestens eine Ausbildungskategorie ein Bedarf festgestellt wurde und dass mindestens eine Maßnahme im gesamten Bereich begonnen wurde. Tabelle 2 auf Seite 3 zeigt differenziert, aus welchen Gru¨nden Maßnahmen nicht begonnen wurden. Im Folgenden werden einige ausgewa¨hlte Ergebnisse aus den eingegangen sein. U¨ber Daten&Dialog Die Reihe ” Daten & Dialog“ informiert u¨ber Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sa¨chsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkansto¨ßen. ” Daten & Dialog“ erscheint zweimonatlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 2 Art der Maßnahme Bedarf Begonnen Abgebroch. Sprach-/Integr.kurse f. Ausla¨nder ja: 2 % (6) davon: 17 % (1) davon: – (0) nein: 98 % (375) davon: 1 % (4) davon: 0 % (0) Elementar-/Grundkurse ja: 10 % (38) davon: 51 % (18) davon: 41 % (7) nein: 90 % (344) davon: 0 % (1) davon: 0 % (0) Schulische Fo¨rder-/Liftkurse ja: 19 % (71) davon: 15 % (10) davon: 33 % (3) nein: 81 % (310) davon: 0 % (0) davon: – (0) Schulabschlussbezog. Maßnahmen ja: 72 % (275) davon: 27 % (74) davon: 23 % (16) nein: 28 % (105) davon: 0 % (0) davon: – (0) Berufsvorbereitungsmaßnahmen ja: 68 % (257) davon: 16 % (41) davon: 27 % (10) nein: 32 % (123) davon: 1 % (1) davon: 0 % (0) Berufliche Qualifizierungskurse ja: 86 % (328) davon: 60 % (194) davon: 37 % (68) nein: 14 % (53) davon: 2 % (1) davon: 0 % (0) Vollqualifizierende Berufsausbild. ja: 86 % (325) davon: 9 % (28) davon: 28 % (7) nein: 14 % (55) davon: 2 % (1) davon: 0 % (0) Arbeitstherapeut. Maßnahmen ja: 17 % (65) davon: 2 % (1) davon: – (0) nein: 83 % (316) davon: 0 % (1) davon: 100 % (1) Psychotherapeut. Behandl.maßn. ja: 17 % (63) davon: 3 % (2) davon: 50 % (1) nein: 83 % (318) davon: 0 % (0) davon: – (0) Anti-Gewalt/Anti-Aggr.training ja: 34 % (128) davon: 20 % (24) davon: 17 % (4) nein: 66 % (254) davon: 0 % (0) davon: – (0) And. delikt-/probl.bez. Beh.maßn. ja: 70 % (262) davon: 64 % (160) davon: 14 % (20) nein: 30 % (114) davon: 1 % (1) davon: 0 % (0) Suchtberatung/Suchttherapievorb. ja: 81 % (309) davon: 76 % (231) davon: 23 % (50) nein: 19 % (73) davon: 1 % (1) davon: – (0) Suchttherapeutische Behandlung ja: 40 % (153) davon: 8 % (12) davon: 12 % (1) nein: 60 % (228) davon: 0 % (1) davon: – (0) Schuldnerberatung/Schuldenregul. ja: 60 % (228) davon: 63 % (138) davon: 25 % (30) nein: 40 % (153) davon: 0 % (0) davon: – (0) Soziale Trainingsmaßnahmen ja: 59 % (225) davon: 24 % (51) davon: 20 % (10) nein: 41 % (156) davon: 1 % (1) davon: 0 % (0) Sozialtherapeutische Behandlung ja: 11 % (42) davon: 41 % (16) davon: 50 % (7) nein: 89 % (339) davon: 1 % (2) davon: 0 % (0) Strukturierte freizeitpa¨d. Maßn. ja: 68 % (259) davon: 56 % (137) davon: 23 % (27) nein: 32 % (122) davon: 1 % (1) davon: 0 % (0) Strukturiertes U¨bergangsmanag. ja: 79 % (302) davon: 39 % (113) davon: 13 % (13) nein: 21 % (79) davon: 4 % (3) davon: 0 % (0) Sonstige Behandlungsmaßnahmen ja: 60 % (227) davon: 56 % (122) davon: 22 % (25) nein: 40 % (152) davon: 1 % (1) davon: 100 % (1) Aggregiert: Schule/Ausbildung ja: 98 % (376) davon: 75 % (281) nein: 2 % (6) davon: 0 % (0) Tabelle 1: U¨bersicht u¨ber Bedarf, Beginn und Abbruch von Maßnahmen Tabellen 1 und 2 diskutiert. Definitionen der einzelnen Maßnahmekategorien finden sich im Anhang. U¨ber alle Maßnahmekategorien hinweg zeigt sich, dass JSG, fu¨r die kein Bedarf gesehen wird, nur in Einzelfa¨llen eine entsprechende Maßnahme beginnen. Maßnahmen werden also in hohem Maße bedarfsorientiert durchgefu¨hrt (und nicht etwa nach dem ” Gießkannenprinzip “ verteilt). Bei der Interpretation von Anteilen, zu den JSG eine Maßnahme begonnen haben, ist zu beachten, dass Maßnahmen teilweise aufeinander aufbauen und die Haftzeit meist fu¨r nur einige Maßnahmen ausreicht. So ko¨nnte beispielsweise fu¨r einen JSG ein Bedarf an einem Fo¨rderkurs, an einer schulabschlussbezogenen Maßnahme und an einer Berufsausbildung dokumentiert sein, die Haftzeit aber nur fu¨r einen Fo¨rderkurs ausgereicht haben. In der Tabelle wu¨rden die letzteren Maßnahmen als nicht begonnen aufgefu¨hrt; der Bedarf wurde in der Haft nicht gedeckt. Diese scheinbare ” Unterversorgung “ wa¨re aber nicht dem Jugendstrafvollzug anzulasten. In die Bewertung mu¨ssen also auch die Gru¨nde fu¨r Nichtbeginn von Maßnahmen einbezogen werden. Die Zahlen erlauben keine Aussagen u¨ber die Gu¨te der Bedarfsfeststellung oder u¨ber die Qualita¨t der durchgefu¨hrten Maßnahmen. Bedarf an Sprach-/Integrationskursen fu¨r Ausla ¨nder wird im sa¨chsischen Jugendstrafvollzug kaum dokumentiert. Fu¨r 4 JSG wurde angegeben, dass ein Kurs nicht begonnen wurde, weil er nicht ange- Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 3 Art der Maßnahme Wurde mind. eine Maßnahme begonnen? ja , M a ßn a h m e b eg o n n en G ef . le h n t T ei ln ah m e a b G ef . is t zu r M it a rb ei t u n g ee ig n et M aß n . w ir d n ic h t an g eb ot en M aß n .k ap az it a¨ t er sc h o¨ p ft S tr af ze it zu k u rz n ei n a u s te rm in l. G ru¨ n d en n ei n a u s a n d er en G ru¨ n d en ke in e A n g a b e m o¨ g li ch Sprach-/Integr.kurse f. Ausla¨nder 17 % 17 % 0 % 67 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % (1) (1) (0) (4) (0) (0) (0) (0) (0) Elementar-/Grundkurse 47 % 5 % 5 % 3 % 0 % 0 % 0 % 32 % 8 % (18) (2) (2) (1) (0) (0) (0) (12) (3) Schulische Fo¨rder-/Liftkurse 14 % 6 % 10 % 18 % 0 % 7 % 1 % 39 % 4 % (10) (4) (7) (13) (0) (5) (1) (28) (3) Schulabschlussbezog. Maßnahmen 27 % 5 % 4 % 0 % 1 % 41 % 4 % 16 % 2 % (74) (13) (12) (0) (3) (114) (10) (44) (5) Berufsvorbereitungsmaßnahmen 16 % 5 % 4 % 0 % 2 % 40 % 6 % 25 % 2 % (41) (13) (11) (1) (4) (102) (15) (64) (6) Berufliche Qualifizierungskurse 59 % 2 % 3 % 2 % 0 % 7 % 3 % 23 % 1 % (194) (5) (11) (6) (0) (23) (9) (76) (4) Vollqualifizierende Berufsausbild. 9 % 1 % 4 % 6 % 0 % 65 % 3 % 12 % 0 % (28) (3) (14) (21) (0) (210) (10) (39) (0) Arbeitstherapeut. Maßnahmen 2 % 2 % 0 % 80 % 0 % 0 % 2 % 11 % 5 % (1) (1) (0) (52) (0) (0) (1) (7) (3) Psychotherapeut. Behandl.maßn. 3 % 5 % 0 % 71 % 0 % 2 % 2 % 10 % 8 % (2) (3) (0) (45) (0) (1) (1) (6) (5) Anti-Gewalt/Anti-Aggr.training 19 % 18 % 2 % 26 % 2 % 2 % 2 % 25 % 5 % (24) (23) (2) (33) (2) (3) (3) (32) (6) And. delikt-/probl.bez. Beh.maßn. 61 % 16 % 0 % 3 % 0 % 1 % 2 % 11 % 4 % (160) (43) (1) (8) (1) (3) (5) (30) (11) Suchtberatung/Suchttherapievorb. 75 % 12 % 0 % 0 % 0 % 1 % 1 % 10 % 2 % (231) (36) (1) (0) (0) (2) (2) (31) (6) Suchttherapeutische Behandlung 8 % 18 % 1 % 52 % 0 % 1 % 1 % 16 % 4 % (12) (28) (1) (80) (0) (1) (1) (24) (6) Schuldnerberatung/Schuldenregul. 61 % 11 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 25 % 4 % (138) (24) (0) (0) (0) (0) (0) (56) (10) Soziale Trainingsmaßnahmen 23 % 13 % 1 % 32 % 0 % 0 % 2 % 22 % 7 % (51) (29) (3) (71) (1) (1) (4) (50) (15) Sozialtherapeutische Behandlung 38 % 24 % 5 % 2 % 0 % 12 % 0 % 12 % 7 % (16) (10) (2) (1) (0) (5) (0) (5) (3) Strukturierte freizeitpa¨d. Maßn. 53 % 13 % 3 % 3 % 0 % 0 % 0 % 20 % 6 % (137) (33) (9) (9) (0) (1) (1) (53) (16) Strukturiertes U¨bergangsmanag. 37 % 13 % 0 % 11 % 1 % 0 % 1 % 33 % 4 % (113) (40) (0) (32) (2) (1) (3) (100) (11) Sonstige Behandlungsmaßnahmen 54 % 18 % 1 % 2 % 2 % 1 % 2 % 16 % 4 % (122) (40) (2) (5) (4) (2) (5) (37) (10) Tabelle 2: Beginn und Gru¨nde fu¨r Nichtbeginn von Maßnahmen (nur Maßn., f. d. ein Bedarf festgestellt wurde) (Anmerkung: die Prozentzahlen der ersten Spalte ( ” ja, Maßnahme begonnen“) unterscheiden sich leicht von den entsprechenden Angaben in Tabelle 1. Dies liegt daran, dass dort die Fa¨lle, fu¨r die ” keine Angabe mo¨glich“ war, herausgenommen wurden, wodurch sich der Anteil auf eine andere Grundgesamtheit bezieht.) boten wird. Aufgrund des geringen Bedarfs ist hier am ehesten die Einfu¨hrung von Einzelmaßnahmen bei auftretendem Bedarf zu erwa¨gen. Ein Bedarf an Elementar-/Grundkursen wird fu¨r immerhin 10 % der JSG gesehen. Lediglich die Ha¨lfte der 38 JSG mit Bedarf hat eine Maßnahme begonnen. Die Abbruchquote ist mit 41 % recht hoch. Schulische Fo¨rder-/Liftkurse werden fu¨r fast jeden fu¨nften JSG fu¨r notwendig erachtet. Von diesen beginnen allerdings nur 15 % eine solche Maßnahme. Dafu¨r werden verschiedene Gru¨nde angegeben; bei 18 % liegt es daran, dass keine Maßnahme angeboten wird. Hier sollte gepru¨ft werden, ob Fo¨rderkurse kontinuierlicher angeboten werden ko¨nnen. Fu¨r 72 % der JSG werden Schulabschlussbezogene Maßnahmen empfohlen. Nur ein gutes Viertel Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 4 davon beginnt tatsa¨chlich eine Maßnahme; dies liegt ha¨ufig (41 %) an einer zu kurzen Haftzeit. Ein Bedarf an Berufsvorbereitungsmaßnahmen wird fu¨r zwei Drittel der JSG dokumentiert. Nur 16 % beginnen eine Maßnahme. Auch dies wird am ha¨ufigsten der nicht ausreichenden Strafzeit zugeschrieben (40 %). Berufliche Qualifizierungskurse werden fu¨r die meisten JSG (86 %) empfohlen. Mit 60 % beginnen deutlich u¨ber die Ha¨lfte aber weniger als zwei Drittel dieser JSG solche Kurse. Auch hier ist die Abbruchquote mit 37 % recht hoch. Der Bedarf an vollqualifizierender Berufsausbildung wird ebenfalls sehr hoch eingescha¨tzt. Hier reicht die Strafzeit in der Regel nicht aus. Tatsa¨chlich werden daher in der JSA nur modulare berufliche Ausbildugen angeboten; ein vollqualifizierender Abschluss kann nach erfolgreichem Abschluss der dafu¨r notwendigen Module erreicht werden. Fu¨r jeden sechsten JSG wird ein Bedarf an einer Arbeitstherapeutischen Maßnahme dokumentiert. Nur in einem einzigen Fall ist ein Beginn dokumentiert . Ganz u¨berwiegend (80 %) wird angegeben, dass eine solche Maßnahme nicht angeboten wird. Ganz a¨hnlich sind die Zahlen fu¨r Psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen. Diese werden trotz bestehenden Bedarfs (17 %) nicht regelma¨ßig angeboten. Anti-Gewalt/Anti-Aggressivita¨tstraining wird fu¨r ein Drittel der JSG empfohlen. Nur ein Fu¨nftel dieses Drittels beginnt tatsa¨chlich eine solche Maßnahme . Auch hier werden offenbar keine ausreichenden Kapazita¨ten vorgehalten (26 % ” Maßnahme wird nicht angeboten“). Andere delikt-/problembezogene Behandlungsmaßnahmen werden fu¨r 70 % der JSG als Bedarf gesehen. Knapp zwei Drittel davon beginnen eine solche Maßnahme. Ha¨ufigster Grund eines Nichtbeginns ist die Ablehnung durch den JSG. Dieses Ergebnis ko¨nnte dazu ermutigen, motivierende Angebote auszubauen oder sta¨rker an bestehende Motivationen der JSG anzuknu¨pfen. Der Bedarf an Suchtberatung/Suchttherapievorbereitung ist enorm. Mit 81 % ist sie unter den nicht ausbildungsbezogenen Kategorien diejenige mit der ho¨chsten Bedarfsquote. 76 % beginnen eine Maßnahme ; 12 % der JSG lehnen die Teilnahme ab. Hier kann insgesamt eine gute Versorgungsquote attestiert werden. Mo¨glicherweise wa¨ren fu¨r JSG, die nicht zur Teilnahme bereit sind, noch alternative, zur Auseinandersetzung mit Suchtmitteln motivierende Angebote hilfreich. Suchttherapeutische Behandlung wird fu¨r 40 % der JSG empfohlen – ein Beleg fu¨r das nicht nur weit verbreitete sondern fu¨r viele auch schwere Problem Suchtmittel. Nur wenige JSG beginnen eine Behandlung , vor allem, weil eine solche Behandlung nicht regelma¨ßig angeboten wird. Zwar werden einige JSG in eine Therapieeinrichtung entlassen und erfahren also im Anschluss an die Haft eine Behandlung; wu¨nschenswert wa¨re allerdings, solche Angebote bereits in Haft anbieten zu ko¨nnen. Hier besteht offenbar bedeutsamer Entwicklungsbedarf. Ein Bedarf an Schuldnerberatung/Schuldenregulierung wird fu¨r 60 % attestiert, was die hohe Verbreitung von Schulden unter den JSG belegt. 63 % beginnen eine solche Maßnahme. Soziale Trainingsmaßnahmen werden fu¨r 59 % der JSG empfohlen. Nur ein Viertel davon beginnt ein solches Training. Bei einem Drittel wird angegeben, dass keine Maßnahme angeboten wird – ein Hinweis auf eine erhebliche Versorgungslu¨cke. Sozialtherapeutische Behandlung wird fu¨r 11 % der JSG empfohlen; nur 41 % der JSG mit Bedarf beginnen sie. Auch ist mit 50 % eine sehr hohe Abbrecherquote dokumentiert. 24 % der JSG lehnen die Teilnahme ab. Auch hier ko¨nnten motivierende Angebote , aber auch ein Qualita¨tsmanagement zu ho¨herer Zielerreichung beitragen. Unter strukturierte freizeitpa¨dagogische Maßnahmen fallen sehr unterschiedliche Angebote, wodurch die Interpretation kaum sinnvoll mo¨glich ist. Strukturiertes U¨bergangsmanagement wird fu¨r einen Großteil (79 %) der JSG empfohlen; weniger als die Ha¨lfte davon beginnt die Maßnahme. Dies liegt teilweise an der Bereitschaft des JSG, aber auch an fehlenden Maßnahmen und ha¨ufig an ” anderen Gru¨nden“, die hier nicht ersichtlich sind. In der Literatur wird die immense Bedeutung des U¨bergangsmanagements diskutiert; ein quantitativer und qualitativer Ausbau des Angebots in Sachsen erscheint erforderlich. Als sonstige Behandlungsmaßnahmen sind sehr unterschiedliche Angebote gefu¨hrt. Eine Interpretation ist kaum sinnvoll. Aggregiert: Schule/Ausbildung: Fu¨r fast alle (98 %) JSG wird ein Bedarf an mindestens einer schulischen oder beruflichen Bildungsmaßnahme dokumentiert . Die meisten JSG beginnen auch eine solche Maßnahme, allerdings immerhin ein Viertel nicht. Die Gru¨nde fu¨r Nichtbeginn lassen sich nicht einfach zusammenfassen. Fu¨r die einzelnen Bildungsmaßnahmen ist allerdings ersichtlich, dass es ha¨ufig an zu kurzer Strafzeit oder ” anderen Gru¨nden“ liegt. Tatsa¨chlich erscheint es kaum mo¨glich, Inhaftierte mit ca. sechsmonatiger Haftzeit oder sogar ku¨rzerer Reststrafe in dieser Zeit sinnvoll beruflich zu qualifizieren. Allerdings kann auch bei kurzen Strafen an beruflicher Orientierung und Motivation gearbeitet werden; Ausbildungswege und Unterstu¨tzer nach der Haft ko¨nnen aufgezeigt werden. Abbruch von Maßnahmen Tabelle 3 zeigt Abbruchsquoten differenziert nach verschiedenen Abbruchsgru¨nden. Hier sind nur solche Maßnahmekategorien aufgefu¨hrt, fu¨r die mindestens 10 Abbru¨che dokumentiert sind; selbst bei diesen sind die Prozentzahlen stark von einzelnen Fa¨llen beeinflusst und du¨rfen nicht ohne weiteres verallgemeinert werden. Relativ ha¨ufig abgebrochen werden berufliche Qua- Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 5 Art der Maßnahme Wurde die Maßnahme vorzeitig abgebrochen? n ei n a u f W u n sc h d es G ef . w g . m a n ge ln d er E ig n u n g d es G ef . a u s d is zi p li n a ri - sc h en G ru¨ n d en w g . V er le g u n g in a n d er e J V A w g . E n tla ss u n g a u s so n st ig en G ru¨ n d en ke in e A n g a b e m o¨ gl ic h Schulabschlussbezog. Maßnahmen 74 % 3 % 6 % 4 % 0 % 8 % 1 % 4 % (53) (2) (4) (3) (0) (6) (1) (3) Berufliche Qualifizierungskurse 63 % 7 % 2 % 7 % 1 % 16 % 4 % 1 % (117) (14) (4) (13) (1) (29) (7) (2) And. delikt-/probl.bez. Beh.maßn. 81 % 4 % 0 % 1 % 1 % 4 % 3 % 6 % (125) (6) (0) (2) (2) (6) (4) (9) Suchtberatung/Suchttherapievorb. 75 % 8 % 0 % 0 % 3 % 7 % 4 % 2 % (169) (18) (1) (0) (7) (16) (8) (5) Schuldnerberatung/Schuldenregul. 69 % 4 % 0 % 0 % 2 % 10 % 5 % 9 % (92) (6) (0) (0) (3) (14) (7) (12) Soziale Trainingsmaßnahmen 80 % 8 % 0 % 0 % 2 % 10 % 0 % 0 % (39) (4) (0) (0) (1) (5) (0) (0) Strukturierte freizeitpa¨d. Maßn. 71 % 1 % 2 % 6 % 2 % 10 % 2 % 8 % (89) (1) (2) (7) (2) (12) (3) (10) Strukturiertes U¨bergangsmanag. 79 % 2 % 1 % 2 % 1 % 5 % 2 % 9 % (84) (2) (1) (2) (1) (5) (2) (10) Sonstige Behandlungsmaßnahmen 76 % 5 % 0 % 1 % 2 % 11 % 3 % 3 % (91) (6) (0) (1) (2) (13) (3) (3) Tabelle 3: Abbruch von Maßnahmen (nur Maßnahmen, fu¨r die ein Bedarf festgestellt wurde, die begonnen wurden und fu¨r die mind. 10 Abbru¨che dokumentiert sind) (Anmerkung: die Prozentzahlen der ersten Spalte ( ” nein“) unterscheiden sich von den entsprechenden Angaben in Tabelle 1. Dies liegt daran, dass dort die Fa¨lle, fu¨r die ” keine Angabe mo¨glich“ war, herausgenommen wurden, wodurch sich der Anteil auf eine andere Grundgesamtheit bezieht.) lifizierungskurse. Ha¨ufigster Grund ist hier die Entlassung 3 der JSG; er kann dadurch zustande kommen, dass Ausbildungspla¨tze selbst dann angeboten werden , wenn das Ausreichen der Haftdauer noch ungewiss ist und wa¨re insofern positiv zu werten. Problematischer sind die nicht wenigen Fa¨lle, in denen die Maßnahme auf Wunsch des JSG oder aus disziplinarischen Gru¨nden abgebrochen wird. Hier wa¨re im Einzelfall zu pru¨fen, welche alternativen Wege es gibt, um den Abbruch zu vermeiden. Einzelfallkonferenzen mit dem betroffenen JSG, den AusbilderInnen, einem Fachdienst und etwa einem Bezugsbediensteten der JSG ko¨nnten in zumindest einigen Fa¨llen fu¨r eine konstruktivere Lo¨sung sorgen. Auch in anderen Kategorien ist die Entlassung ha¨ufigster Grund fu¨r einen Abbruch. Erreichen von Maßnahmezielen Tabelle 4 zeigt Einscha¨tzungen der Zielerreichung durch MitarbeiterInnen des Sozialdienstes anhand von vier Stufen. In der hintersten Spalte ist der Anteil der Maßnahmen, deren Ziel ” anna¨hernd“ oder ” vollsta¨ndig“ erreicht wurde, an allen Maßnahmen, fu¨r die eine Angabe u¨berhaupt mo¨glich war, aufgefu¨hrt. Bei kleinen Fallzahlen sind die Prozentangaben wieder 3Gemeint ist der Austritt aus der JSA, neben Entlassungen also auch Wechsel in eine andere JVA. mit besonderer Vorsicht zu interpretieren. In vielen Kategorien werden die Maßnahmeziele meist gut erreicht. Allerdings findet sich in keiner Kategorie eine gute Zielerreichung von u¨ber 75 %. Insbesondere bei viel angewandten Angeboten wa¨re eine Ursachenkla¨rung und ein Qualita¨tsmanagement fu¨r Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualita¨t wu¨nschenswert . Behandlungsbedarf nach Austritt aus der JSA Tabelle 5 zeigt Einscha¨tzungen des Behandlungsbedarfs nach Austritt aus der JSA und Angaben zur Veranlassung entsprechender Maßnahmen. In der hintersten Spalte ist jeweils das Verha¨ltnis der JSG, fu¨r die eine Maßnahme nach Entlassung veranlasst wurde (Zahlenspalten 3-5), zu denjenigen, fu¨r die u¨berhaupt ein Bedarf besteht (Zahlenspalten 2-5), angegeben. U¨ber alle Kategorien hinweg wird am ha¨ufigsten dokumentiert, dass kein weiterer Bedarf besteht, oder dass er zwar gegeben ist, aber keine Maßnahme veranlasst wurde. Bereiche, in denen ha¨ufiger Maßnahmen veranlasst werden sind psychotherapeutische Behandlung , Suchtberatung, suchttherapeutische Behandlung und strukturiertes U¨bergangsmanagement. Hier zeigt sich, dass der Jugendstrafvollzug zur Zielerreichung Aufgaben wahrnimmt, die deutlich u¨ber die Haftzeit hinausgehen. Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 6 Art der Maßnahme Erreichen der Maßnahmeziele ga r n ic h t n u r an sa tz w ei se an n a¨ h er n d vo ll st a¨ n d ig ke in e A n ga b e m o¨g li ch an n a¨ h ./ vo ll st . w en n A n g . m o¨ g l. Sprach-/Integr.kurse f. Ausla¨nder 100 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % (1) (0) (0) (0) (0) (0) Elementar-/Grundkurse 22 % 39 % 17 % 17 % 6 % 35 % (4) (7) (3) (3) (1) (6) Schulische Fo¨rder-/Liftkurse 22 % 22 % 11 % 11 % 33 % 33 % (2) (2) (1) (1) (3) (2) Schulabschlussbezog. Maßnahmen 20 % 3 % 3 % 66 % 8 % 75 % (14) (2) (2) (47) (6) (49) Berufsvorbereitungsmaßnahmen 16 % 14 % 8 % 54 % 8 % 68 % (6) (5) (3) (20) (3) (23) Berufliche Qualifizierungskurse 16 % 22 % 31 % 19 % 12 % 57 % (30) (41) (58) (36) (22) (94) Vollqualifizierende Berufsausbild. 12 % 15 % 31 % 27 % 15 % 68 % (3) (4) (8) (7) (4) (15) Arbeitstherapeut. Maßnahmen 100 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % (1) (0) (0) (0) (0) (0) Psychotherapeut. Behandl.maßn. 0 % 50 % 50 % 0 % 0 % 50 % (0) (1) (1) (0) (0) (1) Anti-Gewalt/Anti-Aggr.training 14 % 9 % 32 % 32 % 14 % 74 % (3) (2) (7) (7) (3) (14) And. delikt-/probl.bez. Beh.maßn. 10 % 16 % 38 % 25 % 10 % 70 % (16) (25) (58) (39) (16) (97) Suchtberatung/Suchttherapievorb. 6 % 20 % 32 % 29 % 13 % 69 % (14) (45) (70) (64) (28) (134) Suchttherapeutische Behandlung 0 % 20 % 30 % 10 % 40 % 67 % (0) (2) (3) (1) (4) (4) Schuldnerberatung/Schuldenregul. 5 % 38 % 35 % 5 % 17 % 48 % (6) (51) (47) (6) (23) (53) Soziale Trainingsmaßnahmen 12 % 31 % 33 % 22 % 2 % 56 % (6) (15) (16) (11) (1) (27) Sozialtherapeutische Behandlung 31 % 31 % 38 % 0 % 0 % 38 % (4) (4) (5) (0) (0) (5) Strukturierte freizeitpa¨d. Maßn. 9 % 15 % 38 % 19 % 19 % 70 % (11) (19) (47) (24) (24) (71) Strukturiertes U¨bergangsmanag. 7 % 15 % 27 % 30 % 21 % 72 % (8) (16) (29) (32) (22) (61) Sonstige Behandlungsmaßnahmen 6 % 21 % 39 % 26 % 7 % 71 % (7) (24) (45) (30) (8) (75) Tabelle 4: Erreichen der Maßnahmeziele nach fachdienstlicher Einscha¨tzung (nur Maßnahmen, fu¨r die ein Bedarf festgestellt wurde und die begonnen wurden) Fazit Im Jugendstrafvollzug besteht ein hoher Bedarf an Behandlungsmaßnahmen in vielen verschiedenen kriminogenen Bereichen. Der Vollzugsplanung sind damit – zumal angesichts hoher Fluktuation und unterschiedlicher Haftdauern der JSG – erhebliche organisatorische und personelle Herausforderungen gestellt. Im sa¨chsischen Jugendstrafvollzug werden zahlreiche Maßnahmen durchgefu¨hrt und bedarfsorientiert verteilt. Die Anteile der JSG, die bei Bedarf tatsa¨chlich eine Maßnahme beginnen, unterscheiden sich zwischen den Kategorien. In einigen Bereichen gibt es Verbesserungsbedarf . Dies gilt auch fu¨r den Grad der Zielerreichung, der von den Fachdiensten unterschiedlich eingescha¨tzt wird, wie auch fu¨r die teilweise hohen Abbruchsquoten. Einige Maßnahmen werden von MitarbeiterInnen der JSA fu¨r die Zeit nach der Entlassung veranlasst. Die Erfassung von Bedarfen, tatsa¨chlicher Behandlung und ihrer Zielerreichung nach der bundesla¨nderu ¨bergreifend entwickelten Systematik erlaubt einen Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 7 Art der Maßnahme Beh.bed. nach Entl. u. Veranl. weit. Maßn. n ei n , ke in (w ei te re r) B ed a rf g eg eb en ja , B ed a rf g eg eb en , a b er ke in e (F o lg e) M n . v er an l. ja , M n . n ic h t i. V ol lz . b eg ., ab er n ac h E n tl . ve ra n l. ja , F o rt se tz u n g a b ge b r. (o .a¨ .) M a ßn . ve ra n la ss t ja , F o lg em n . n . p la n m . M aß n .e n d e v er an l. ke in e A n g ab e m o¨g li ch M aß n . ve ra n l. w en n B ed a rf Sprach-/Integr.kurse f. Ausla¨nder 17 % 50 % 17 % 0 % 0 % 17 % 25 % (1) (3) (1) (0) (0) (1) (1) Elementar-/Grundkurse 47 % 47 % 0 % 0 % 0 % 5 % 0 % (18) (18) (0) (0) (0) (2) (0) Schulische Fo¨rder-/Liftkurse 46 % 49 % 0 % 0 % 0 % 4 % 0 % (33) (35) (0) (0) (0) (3) (0) Schulabschlussbezog. Maßnahmen 34 % 55 % 4 % 1 % 1 % 4 % 10 % (94) (150) (12) (3) (2) (12) (17) Berufsvorbereitungsmaßnahmen 26 % 59 % 4 % 1 % 3 % 7 % 11 % (67) (151) (9) (3) (7) (19) (19) Berufliche Qualifizierungskurse 19 % 71 % 2 % 1 % 1 % 6 % 5 % (62) (230) (7) (4) (2) (21) (13) Vollqualifizierende Berufsausbild. 9 % 79 % 5 % 1 % 0 % 6 % 7 % (28) (256) (15) (3) (1) (20) (19) Arbeitstherapeut. Maßnahmen 43 % 49 % 2 % 0 % 2 % 5 % 6 % (28) (32) (1) (0) (1) (3) (2) Psychotherapeut. Behandl.maßn. 16 % 41 % 22 % 0 % 6 % 14 % 41 % (10) (26) (14) (0) (4) (9) (18) Anti-Gewalt/Anti-Aggr.training 36 % 49 % 2 % 1 % 3 % 9 % 10 % (46) (62) (2) (1) (4) (12) (7) And. delikt-/probl.bez. Beh.maßn. 40 % 40 % 3 % 1 % 6 % 10 % 20 % (106) (105) (7) (3) (16) (25) (26) Suchtberatung/Suchttherapievorb. 17 % 41 % 3 % 3 % 28 % 8 % 45 % (51) (127) (8) (10) (85) (26) (103) Suchttherapeutische Behandlung 12 % 38 % 23 % 3 % 17 % 8 % 53 % (18) (57) (35) (4) (26) (12) (65) Schuldnerberatung/Schuldenregul. 14 % 46 % 1 % 6 % 12 % 20 % 30 % (32) (105) (3) (14) (27) (45) (44) Soziale Trainingsmaßnahmen 35 % 52 % 2 % 0 % 1 % 9 % 6 % (78) (117) (4) (1) (2) (21) (7) Sozialtherapeutische Behandlung 40 % 26 % 12 % 5 % 5 % 12 % 45 % (17) (11) (5) (2) (2) (5) (9) Strukturierte freizeitpa¨d. Maßn. 33 % 48 % 1 % 1 % 3 % 14 % 10 % (86) (123) (2) (2) (9) (36) (13) Strukturiertes U¨bergangsmanag. 18 % 39 % 7 % 2 % 22 % 13 % 43 % (54) (117) (20) (5) (65) (39) (90) Sonstige Behandlungsmaßnahmen 54 % 27 % 0 % 0 % 7 % 12 % 22 % (121) (61) (1) (1) (15) (26) (17) Tabelle 5: Behandlungsbedarf nach Entlassung und Veranlassung (weiterer) Maßnahme(n) (nur Maßnahmen, fu¨r die ein Bedarf festgestellt wurde) in dieser Form erstmals mo¨glichen U¨berblick und die Aufdeckung von Abweichungen zwischen Bedarf und Versorgung. Der Jugendstrafvollzug erha¨lt damit fundierte, konkrete und quantitative Informationen, die fu¨r ein Qualita¨tsmanagement genutzt werden ko¨nnen . Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns u¨ber Ru¨ckmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Daten & Dialog Nr. 2, Ma¨rz 2014 Seite 8 Anhang: Definitionen von Maßnahmekategorien Die Definitionen entstammen der Ausfu¨llanleitung fu¨r die Erhebungsinstrumente der bundesla¨nder-u¨bergreifenden Arbeitsgruppe ” Evaluation des Jugendstrafvollzugs“. Sprach-/Integrationskurse fu¨r Ausla¨nder Diese Kategorie umfasst Maßnahmen zum Erlernen der deutschen Sprache in kurzer Zeit, um in allen Situationen des ta¨glichen Lebens sprachlich selbststa¨ndig zu agieren und mehr u¨ber das Alltagsleben, die Rechtsordnung, die Geschichte und Kultur der Bundesrepublik Deutschland zu erfahren. Elementar-/Grundkurse Hier geht es um die Vermittlung von grundlegenden Techniken der Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeit . Auch Alphabetisierungskurse fallen in diese Kategorie. Schulische Fo¨rder-/Liftkurse Hier geht es um weiterfu¨hrende Maßnahmen zur Vermittlung schulischer Kenntnisse, die auf den Besuch eines schulabschlussbezogenen Kurses (in der Regel Fo¨rderschul- oder Hauptschulabschluss) oder beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen vorbereiten oder diese begleiten sollen. Schulabschlussbezogene Maßnahmen Im Gegensatz zu den niederschwelligen Fo¨rderangeboten der Elementar-/Grundkurse sowie der schulischen Fo¨rder- und Liftkurse werden in schulabschlussbezogenen Maßnahmen allgemeinbildende Schulabschlu ¨sse vermittelt. Typische Beispiele sind der Haupt- oder Realschulabschluss. Berufsvorbereitungsmaßnahmen Diese Kategorie umfasst Maßnahmen zur beruflichen Orientierung, die auf den Besuch einer berufsqualifizierenden Maßnahme vorbereiten, z. B. Berufseinstiegsklassen (BEK) (Metall, Bautechnik, Holz), Kurse im Rahmen des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) und Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB), unabha¨ngig davon, ob diese formal im Bereich ” schulischer“ oder ” beruflicher Bildung“ angeboten werden. Berufliche Qualifizierungskurse Diese Kategorie umfasst Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung unterhalb oder in Erga¨nzung zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung, z. B. Gabelstaplerfu¨hrer, ” Schweißerschein“, (Europa¨ischer) Computerfu ¨hrerschein, Kurse fu¨r Servicekra¨fte, Bauhelfer, usw.. Enthalten sind auch modulare Qualifizierungsbausteine aus einer ” vollqualifizierenden“ Berufsausbildung (s. folgende Kategorie), sofern diese selbst nicht angeboten wird. Vollqualifizierender Berufsausbildung Hier sind nur Berufsausbildungen in anerkannten Ausbildungsberufen gemeint, deren Ausbildungsga ¨nge nach dem Berufsbildungsgesetz, der Handwerksordnung oder speziellen Gesetzen geregelt sind und die nach fo¨rmlicher Abschlusspru¨fung mit einem Gesellen- oder Facharbeiterbrief , einem IHK-Pru¨fungszeugnis oder anderen vollqualifizierenden Abschlu¨ssen beendet werden ko¨nnen. ” Vollqualifizierende “ Berufsausbildungen sind von o. a. Kursen zur Vermittlung von Teil-, Fortbildungs- oder Zusatzqualifizierungen zu unterscheiden. Arbeitstherapeutische Maßnahme Arbeitstherapeutische Maßnahmen haben die Zielsetzung, Gefangenen, die nicht in der Lage sind einer geregelten und wirtschaftlich ergiebigen Bescha¨ftigung nachzugehen, grundlegende Fa¨hig- und Fertigkeiten zu vermitteln , die eine Integration ins Berufsleben fo¨rdern. Psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen Diese haben die Zielsetzung, Verhaltenssto¨rungen und Leidenszusta¨nde der Klienten /Gefangenen mit Hilfe anerkannter psychotherapeutischer Verfahren zu behandeln. Die psychotherapeutische Behandlung erfolgt nur durch Fachleute, die nach dem Psychotherapeutengesetz zusa¨tzlich zu ihrem Grundberuf (Psychologe, Arzt, Pa¨dagoge, Sozialpa¨dagoge) eine psychotherapeutische Zusatzausbildung abgeschlossen haben und eine Approbation besitzen . Sofern die Behandlung nicht durch diese approbierten Fachleute erfolgt, sind die entsprechenden Maßnahmen in der Rubrik ” andere delikt-/ problembezogene Behandlungsmaßnahmen “ zu erfassen, zu denen auch fachdienstliche Einzel-/ Gruppengespra ¨chsreihen geho¨ren (s.u.). Anti-Gewalt/Anti-Aggressivita¨tstraining Ein Anti-Gewalttraining , Anti-Aggressivita¨ts- oder Antiaggressionstraining hat das Ziel, unter Anwendung von theoretischen, praktischen und ko¨rperlichen U¨bungen aggressiven Verhaltensweisen und/oder Gewaltbereitschaft im Alltag vorzubeugen bzw. deren Abbau zu erreichen. Andere delikt-/problembezogene Behandlungsmaßnahmen Diese liegen vor, wenn der Fokus auf der Auseinandersetzung der Gefangenen mit den begangenen Straftaten und ihren Folgen liegt, z. B. Gespra¨chsgruppen zur Straftatbearbeitung, BPS, TOA, Maßnahmen zur Steigerungen der Opferempathie. Dazu geho¨ren auch fachdienstliche Einzel-/ Gruppengespra¨chsreihen. Suchtberatung/Suchttherapievorbereitung Diese hat die Zielsetzung , Gefangene fu¨r die Problematik legaler und/oder illegaler Suchtmittel zu sensibilisieren und Wege aus der Suchtproblematik zu erarbeiten und aufzuzeigen. Die Suchtberatung erfolgt durch speziell geschulte/ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder in Selbsthilfegruppen mit entsprechend ausgebildeten Personen. Dies beinhaltet auch Maßnahmen zur Vorbereitung einer Suchttherapie. Suchttherapeutische Behandlung Gefangene mit einer Suchtmittelproblematik werden mit Hilfe anerkannter therapeutischer Verfahren durch entsprechend ausgebildete Fachkra¨fte behandelt mit dem Ziel einer nachhaltigen Abstinenz. Dies beinhaltet ausdru ¨cklich nicht Maßnahmen zur Vorbereitung einer Suchttherapie (s. vorigen Abschnitt). Schuldnerberatung/Schuldenregulierung Diese hat die Zielsetzung , die wirtschaftlichen Verha¨ltnisse des Gefangenen neu zu ordnen und zu stabilisieren sowie die Selbsthilfefa¨higkeit durch Bewusstmachung der Ursachen der U¨berschuldung zu sta¨rken. Die Schuldnerberatung/Schuldenregulierung erfolgt durch speziell geschulte/ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . Soziale Trainingsmaßnahmen Diese haben die Zielsetzung, Handlungskompetenzen und Verhaltensweisen der Gefangenen in Alltagssituationen zu verbessern. Die Gefangenen erhalten die Mo¨glichkeit, sich Wissen und Fa¨higkeiten anzueignen, um Einstellungen und Verhalten zu vera¨ndern und Probleme in unterschiedlichen Lebensbereichen (z. B. ” Arbeit und Beruf“, ” Rechte und Pflichten“, ” Geld und Schulden“, ” Alkohol und Drogen“, ” Soziale Beziehungen“, ” Sport und Freizeit“ etc.) besser bewa¨ltigen zu ko¨nnen. Sozialtherapeutische Behandlung Diese meint ausschließlich die Unterbringung von Gefangenen in einer sozialtherapeutischen Einrichtung/Abteilung. Maßnahmen zur Vorbereitung einer sozialtherapeutischen Behandlung fallen nicht darunter und sind ggf. unter ” Sonstige Behandlungsmaßnahmen“ zu erfassen. Eine Ausdifferenzierung und gesonderte Benennung der einzelnen Behandlungsmaßnahmen , die Bestandteil der sozialtherapeutischen Behandlung sind (z. B. AAT in der Sotha), findet nicht statt. Strukturierte freizeitpa¨dagogische Maßnahmen Diese finden unter fachgerechter Anleitung statt. Sie haben zur Zielsetzung , ein Bewusstsein zu schaffen, das sich kritisch mit den Mo¨glichkeiten und Gefahren der Freizeitgestaltung auseinandersetzt . Dabei sollten sie Hilfestellung bei der Bewa¨ltigung des Freizeitangebots leisten sowie Mo¨glichkeiten einer Sinn erfu¨llenden Nutzung der Freizeit aufzeigen. Hiermit ist ausdru ¨cklich nicht eine offene Freizeit gemeint, die kein spezielles Ziel verfolgt und nicht angeleitet wird. Strukturiertes U¨bergangsmanagement Dies meint ein durchstrukturiertes Programm zur gezielten Vermittlung von Gefangenen aus dem Strafvollzug heraus in (Folge-)Behandlungsmaßnahmen , in kommunale Hilfesysteme und/oder in Arbeit, Ausbildung nach der Entlassung auf der Grundlage einer u¨ber die Vollzugsplanung hinausgehenden Reintegrationsplanung. Sonstige Behandlungsmaßnahmen Sofern in den untersuchten Jugendstrafanstalten weitere Behandlungs-, Erziehungs- oder Fo¨rdermaßnahmen angeboten werden, die unter Beru¨cksichtigung der vorgenannten Definitionen keiner der gelisteten Maßnahmen zugeordnet werden ko¨nnen, sollen diese hier kodiert werden . Nr. 3, Mai 2014 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen JSG vor Verlassen der JSA: Ru¨ckblick und Bewertungen Jugendstrafvollzug versucht, sein Ziel durch die Anwendung formeller und informeller Verfahren (z. B. Vollzugsplankonferenzen, Ausbildung, Behandlung, Konfliktbearbeitung, Freizeitangebote) zu erreichen. Diese Verfahren sind die ” Stellschrauben“ des Vollzugs; sie beeinflussen das Ausmaß, in dem das Vollzugsziel erreicht wird, sind nicht selbst das Ziel (sondern Mittel ). Das Ausmaß der Zielerreichung la¨sst sich darum nicht an Verfahren selbst ablesen; vielmehr bedeutet die Befa¨higung der Gefangenen, ” ku¨nftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu fu¨hren“ (Sa¨chsJStVollzG) eine Vera¨nderung in den Menschen. Aussagen u¨ber solche Vera¨nderungen basieren typischerweise auf Einscha¨tzungen von Experten oder Verhaltensbeobachtungen (etwa Bundeszentralregisterauszu ¨gen). In dieser Ausgabe berichten wir u¨ber Einscha¨tzungen der ” Tra¨ger“ des Vollzugsziels, na¨mlich der Jugendstrafgefangenen (JSG), selbst. Die Daten stammen aus einem Abgangsfragebogen, den die JSG vor Verlassen der Anstalt ausfu¨llen. Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf Daten derjenigen ma¨nnlichen Jugendstrafgefangenen, die seit dem 1.1.2011 in die Jugendstrafvollzugsanstalt (JSA) gekommen sind, diese (vor April 2014) bereits wieder verlassen haben und mindestens 60 Tage in der JSA inhaftiert waren. Der Abgangsfragebogen wird von den JSG am Computer (bei Aufenthalt in der JSA u¨ber 6 Monaten) oder auf Papier (unter 6 Monaten) ausgefu ¨llt. Der Bogen ist nicht anonymisiert, da die Daten auch anderen, wa¨hrend der Haft erhobenen Merkmalen zugeordnet werden sollen; allerdings wird er nicht von Mitarbeitern der JSA eingesehen sondern direkt dem Kriminologischen Dienst zugeleitet. Von 533 der oben genannten 696 JSG liegt ein Abgangsfragebogen vor1, von 163 JSG (das sind 23 %) nicht. Ha¨ufige Ursachen fehlender Bo¨gen sind eine 1Wir danken den JSG, die unsere Erhebungsinstrumente ausfu¨llen , sowie den AbteilungsdienstleiterInnen, die die Erhebung durchfu¨hren, sehr fu¨r die Mitarbeit! kurzfristige Verlegung von JSG, die ein rechtzeitiges Ausha¨ndigen des Fragebogens erschwert, und vergleichbare Probleme. Seltenere Ursachen sind fehlende Deutschkenntnisse oder Verweigerung. Angaben von JSG selbst sind unter Umsta¨nden mit Vorsicht zu interpretieren. Die Ernsthaftigkeit und Sorgfalt des Antwortens kann gering sein wenn JSG kein eigenes oder sogar ein entgegengesetztes Interesse in der Befragung verfolgt sehen. Die Sorge vor Konsequenzen bestimmter ” negativer“ Antworten oder die Hoffnung auf ” Belohnung“ bestimmter ” positiver “ Antworten kann die Offenheit und Ehrlichkeit reduzieren. Desweiteren ko¨nnen Angaben fehlerbehaftet sein wenn JSG u¨ber eingeschra¨nkte Fa¨higkeiten zur Selbstreflexion und -einscha¨tzung verfu¨gen. Aus solchen Gru¨nden verzichtet etwa die bundesla¨nderu ¨bergreifende AG Evaluation des Jugendstrafvollzugs auf die Erhebung von Angaben von Inhaftierten. In Sachsen hingegen haben wir solche Erhebungsinstrumente entwickelt, um die Sichtweisen von JSG in die Evaluation mit einzubeziehen. Dabei sollten solche Angaben stets als subjektive A¨ußerungen verstanden werden; fachdienstliche Einscha¨tzungen beispielsweise ko¨nnen davon abweichen. Zu verschiedenen Aussagen wurden die JSG gefragt, wie sehr sie diesen zustimmen. Die folgenden Diagramme zeigen Ha¨ufigkeitsverteilungen der Antworten, also fu¨r verschiedene Antwortstufen die Anzahl der JSG, die sie gewa¨hlt haben. Als senkrechte Linie ist der Mittelwert angegeben. U¨ber den Diagrammen steht die jeweilige Aussage. Zurechtkommen in Haft ” Ich bin gut mit meinen Mitha¨ftlingen ausgekommen.“ 5, 89 0 50 100 150 200 1 << trifft gar nicht zu 2 3 4 5 6 7 trifft sehr zu >> An za hl U¨ber Daten&Dialog Die Reihe ” Daten & Dialog“ informiert u¨ber Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sa¨chsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkansto¨ßen. ” Daten & Dialog“ erscheint zweimonatlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 3, Mai 2014 Seite 2 ” Den Bediensteten hier habe ich vertraut.“ 5, 09 0 50 100 150 1 << trifft gar nicht zu 2 3 4 5 6 7 trifft sehr zu >> An za hl Die meisten JSG geben an, gut mit ihren Mitinhaftierten auszukommen und den Bediensteten zu vertrauen . Jeweils gibt es einige JSG, fu¨r die das Gegenteil gilt. Insgesamt ist die u¨berwiegend positive Einscha¨tzung angesichts des Zwangskontextes bemerkenswert. ” Besser ist, in Haft ha¨lt man sich aus allem raus.“ 5, 15 0 50 100 150 1 << trifft gar nicht zu 2 3 4 5 6 7 trifft sehr zu >> An za hl ” Man muss sich in Haft jeden Tag auf’s neue behaupten.“ 3, 49 0 25 50 75 100 1 << trifft gar nicht zu 2 3 4 5 6 7 trifft sehr zu >> An za hl Der Aussage, in Haft halte man sich besser aus allem raus, stimmt die Mehrheit der JSG zu. Zur Aussage, man mu¨sse sich in Haft jeden Tag auf’s neue behaupten , sind die Antworten sehr unterschiedlich. Offenbar erleben einige JSG – vielleicht diejenigen, denen Selbstbehauptung schwerer fa¨llt – dies (stark) so, wa¨hrend Selbstbehauptung fu¨r andere ” kein Thema“ ist. ” Ich hatte (oder habe) hier viele Probleme.“ 2, 13 0 100 200 300 1 << trifft gar nicht zu 2 3 4 5 6 7 trifft sehr zu >> An za hl Relative wenige – aber in Absolutzahlen doch einige – JSG geben an, in der JSA viele Probleme gehabt zu haben. Im Bogen wird auch erfragt, welche Probleme die JSG hatten. Die Antwort darauf erfolgt ohne Vorgaben als freier Text. Viele JSG geben nichts an oder explizit etwa ” Keine“. Andere Antworten wurden bei der Auswertung kategorisiert; Tabelle 1 zeigt Problembereiche sortiert nach der Ha¨ufigkeit ihrer Nennung. Mit Abstand am ha¨ufigsten werden Konflikte mit Mitinhaftierten (auch: ” Unterdru¨ckung“, ” Mobbing“) als Problem genannt. Auch die meisten Konflikte, fu¨r die nicht benannt ist, mit wem sie bestanden, du¨rften solche mit Mitinhaftierten sein. In einigen Fa¨llen ist ko¨rperliche Gewalt explizit genannt; Gewalt kann aber auch in den anderen Kategorien eine Rolle gespielt haben . Der Problembereich ” Schulden“ ist nicht einfach zu interpretieren; vermutlich sind hier ha¨ufig Tabakoder andere Schulden gegenu¨ber Mitinhaftierten mit resultierenden Repressionen gemeint statt finanzieller Schulden außerhalb der Haft. Bei den Antworten in der Kategorie Suchtmittel bleibt meist unklar, ob ein Konsum in der Haft oder eine andere Belastung Problembereich Ha¨ufigk. Konflikte, Probleme mit Mitinhaft. 63 Konflikte ohne Angabe mit wem 12 Gewalt (ko¨rperliche) 11 Schulden 10 Drogen/Alkohol/Sucht (nicht Tabak) 10 zu Beginn der Haft 8 Familie (außer Freundin, Kind) 7 Bedienstete 6 Einsamkeit 5 Freundin/Frau 4 Langeweile 4 Geld 4 Kind 3 viele Probleme (nicht spezifiziert) 2 Freiheitsentzug 2 Sonstiges 28 Tabelle 1: Problembereiche und Ha¨ufigkeit ihrer Nennung im Freitext mit dem Thema (Beispielantwort: ” zu wenig Suchtbewa ¨ltigung“) gemeint ist. Gewalterfahrung in Haft Bei den folgenden Ergebnissen ist zu beachten, dass die Fragen sich auf ” die Haft“ beziehen; fu¨r manche JSG kann dies auch Erfahrungen in einer anderen JVA umfassen. Wie oft wurden Sie in der Haft Opfer ko¨rperlicher Gewalt (z. B. geschlagen)? 4 % 14 % 82 % 0 100 200 300 400 häufiger selten nie An za hl Wie oft haben Sie in der Haft ko¨rperliche Gewalt zwischen anderen selbst direkt beobachtet? 22 % 47 % 31 % 0 50 100 150 200 250 häufiger selten nie An za hl Wie oft haben Sie in der Haft ko¨rperliche Gewalt gegen andere angewendet (z. B. geschlagen)? 3 % 24 % 73 % 0 100 200 300 400 häufiger selten nie An za hl Die JSG beschreiben sich selten als Opfer oder Ta¨ter, und ha¨ufiger als Beobachter von Gewalt. Die Diskrepanz kann dadurch zustande kommen, dass Opfer- und Ta¨terrolle seltener zugegeben werden, aber auch dadurch , dass Gewalt bei eigener Beteiligung marginalisiert und nicht als Gewalt erlebt wird. 27 % der JSG geben an, in Haft ko¨rperliche Gewalt gegen andere angewendet zu haben. Das deutet auf ein erhebliches Problem der Gewalt im Jugendstrafvollzug, wie es auch in anderen Untersuchungen gefunden wur- Daten & Dialog Nr. 3, Mai 2014 Seite 3 de, hin. In einigen (relativ wenigen) Fa¨llen fu¨hrt Gewalt in Haft zu ernsten ko¨rperlichen Scha¨digungen; in vermutlich sehr vielen Fa¨llen vergro¨ßert sie die Angst von Mitinhaftierten. Wenn Sie ko¨rperliche Gewalt gegen andere angewendet haben, wurde es von der Anstalt meistens... 68 % 32 % 0 30 60 90 nicht entdeckt entdeckt An za hl Nach der Beschreibung der JSG wird nur ca. ein Drittel der Gewalttaten in Haft von der JSA/JVA registriert . Auch dieser Befund wa¨re in Einklang mit anderen Untersuchungen, die das in subjektiver Schilderung von Inhaftierten erfasste Dunkelfeld als deutlich gro¨ßer beschreiben als das dokumentierte Hellfeld. Beide Messungen – Dunkelfeld und Hellfeld – sind unter Umsta¨nden sehr ungenau; auch der Vergleich beider kann nur einen ungefa¨hren Hinweis auf das tatsa¨chliche Ausmaß von Gewalt geben. Resultieren aus Gewalt Verletzungen, so wird sie eher entdeckt; im Dunkelfeld bleibt vermutlich vor allem leichte Gewalt ohne ko¨rperliche Verletzungen. Wurden Sie in der Haft Opfer einer anderen Straftat (außer ko¨rperlicher Gewalt)? 93 % 7 % 0 100 200 300 400 500 nein ja An za hl Relativ wenige JSG geben an, in Haft Opfer einer anderen Straftat geworden zu sein. Im Bogen wird auch erfragt, um welche andere Straftat es sich handelte. Hier wurden (als Freitextantwort) Straftaten wie auch andere Probleme genannt: ” Diebstahl“ (9 mal), ” Unterdru ¨ckung“ (3 mal) ” (versuchte) Erpressung“ (3 mal), ” Mobbing“ (3 mal), ” Beleidigungen“ (3 mal), ” Einkauf abdru¨cken“ (2 mal), ” sexueller U¨bergriff“ (2 mal), ” No¨tigung“ (2 mal), ” Raub“ (2 mal), ” Bedrohung“ (2 mal) und ” Drogenhandel“, ” Alkohol“ oder ” Kiffen“ (4 mal). Mo¨glicherweise wurden tatsa¨chlich mehr JSG Opfer strafrechtlich relevanter U¨bergriffe, erleben diese aber nicht als Straftaten und geben sie deswegen nicht an (z. B. Beleidigung, Erpressung). Bewertungen von Angeboten und Maßnahmen2 Im Bogen werden die JSG gebeten, ausgewa¨hlte Angebote und Maßnahmen der JSA nach dem Kriterium einzuscha¨tzen, wie hilfreich sie ” fu¨r das Ziel, dass die Inhaftierten nicht mehr straffa¨llig werden“ sind. Die folgenden Diagramme zeigen jeweils fu¨r ein Angebot bzw. eine Maßnahme die Ha¨ufigkeitsverteilung der Bewertungen auf einer Skala von 1 fu¨r ” gar nicht hilfreich“ bis 7 fu¨r ” sehr hilfreich“. U¨ber den Diagram- 2Dieser Abschnitt ist großteils einem Fachartikel in Forum Strafvollzug Ma¨rz/April 2014 entnommen (Hartenstein, S. & Hinz, S. (2014). Evaluation des Jugendstrafvollzuges in Sachsen – Erste Ergebnisse einer Befragung von Inhaftierten. Forum Strafvollzug, 63 (2), 124-127.). men ist jeweils der Wortlaut des Items sowie die Anzahl (n) der JSG, die die jeweilige Frage beantwortet haben 3, angegeben. Die Angebote und Maßnahmen sind nach dem Mittelwert von relativ hilfreich bis relativ wenig hilfreich sortiert aufgefu¨hrt. Teilnahme an der modularen Ausbildung (n=349): 5, 91 0 50 100 150 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit einzelnen Stationsbediensteten, zu denen man besonders Vertrauen hat (n=394): 5, 82 0 50 100 150 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit Sozialarbeitern (n=431): 5, 45 0 50 100 150 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Teilnahme an der Suchtberatung (n=339): 5, 39 0 30 60 90 120 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit Stationsbedienst. allgemein (n=400): 5, 33 0 25 50 75 100 125 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Teilnahme an der Schule (n=236): 5, 30 0 25 50 75 100 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit Ausbildern/Arbeitsvorgesetzten (n=363): 5, 20 0 30 60 90 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Entlassungsvorbereitung mit JSA-Mitarb. (n=330): 5, 11 0 25 50 75 100 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl 3Diese Anzahl schwankt vor allem dadurch, dass sich die Angebote darin unterscheiden, wie viele Inhaftierte damit in Beru¨hrung kommen. Beispielsweise besuchen nicht alle Inhaftierte wa¨hrend der Haft die Schulkurse. Daten & Dialog Nr. 3, Mai 2014 Seite 4 Teilnahme an der Schuldenberatung (n=274): 5, 06 0 25 50 75 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Zusammenleben in der Wohngruppe (n=417): 5, 01 0 30 60 90 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Vollzugsplankonferenzen (n=411): 4, 77 0 25 50 75 100 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit einzelnen Inhaftierten, zu denen man besonders Vertrauen hat (n=407): 4, 73 0 25 50 75 100 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Teilnahme an Training sozialer Kompetenzen (n=222): 4, 68 0 20 40 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit Ehrenamtlichen (n=232): 4, 38 0 20 40 60 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit Lehrern (n=228): 4, 32 0 20 40 60 80 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Gespra¨che mit Psychologen (n=397): 4, 16 0 25 50 75 100 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Die Diagramme zeigen, dass fu¨r viele Angebote bzw. Maßnahmen die einzelnen Antworten keinesfalls um den Mittelwert geha¨uft sind. Stattdessen sind viele Verteilungen derart, dass die a¨ußeren Pole (1 und 7) und die Mitte (4) besonders ha¨ufig gewa¨hlt wurden. Die Mittelwerte repra¨sentieren in diesen Fa¨llen also weniger eine ” typische“ Antwort sondern ergeben sich vielmehr aus dem Verha¨ltnis von Einscha¨tzungen als ” gar nicht hilfreich“ und ” sehr hilfreich“. Bei der Interpretation ist freilich zu beru¨cksichtigen, dass die Einscha¨tzung, wie hilfreich ein Angebot ist, von der Attraktivita¨t des Angebotes beeinflusst sein du¨rfte: so werden Angebote, die Freude machen, vermutlich tendenziell als hilfreicher eingescha¨tzt, um sie positiv darzustellen, unabha¨ngig davon, wie sehr sie dem Ziel der Resozialisierung dienen. Ferner wird diese Attraktivita¨t von den konkreten Mitarbeitern abha¨ngen, wie auch von deren Aufgabe im System Jugendstrafvollzug . Insgesamt zeigt sich, dass alle Angebote im Mittel positiver als der mittlere Wert auf der Skala (4) eingescha ¨tzt werden. Keines der Angebote wird im Mittel als wenig hilfreich eingescha¨tzt – wenngleich durch einzelne Inhaftierte durchaus (siehe oben). Als am hilfreichsten wird die Teilnahme an modularer Ausbildung bewertet. Dies ist plausibel, da die Inhaftierten hier durch Abschlu¨sse formelle Erfolge erzielen wie auch im Ausbildungsalltag lernen und sich als selbstwirksam erfahren ko¨nnen. Auch der Schulbesuch wird im Vergleich als relativ hilfreich bewertet. Dies ist auch deswegen bemerkenswert, weil viele Inhaftierte vor der Haft Schulabbru¨che und Misserfolge in der Schule (mit allen Konsequenzen fu¨r Selbstwert und Zukunftsaussichten) erfuhren. Dass die Schulkurse in Haft als hilfreich bewertet werden, zeigt, dass sie es vermo¨gen, so auf die Schu¨ler einzugehen, dass diese sie tatsa¨chlich als Chance und Unterstu¨tzung und nicht bloß als Bereich von Misserfolg erleben. Gleich an zweiter Stelle folgen Gespra¨che mit Stationsbediensteten , zu denen ein Vertrauensverha¨ltnis besteht . Mo¨glicherweise u¨berrascht, dass sogar die ” Gespra ¨che mit Stationsbediensteten allgemein“ als relativ hilfreich eingescha¨tzt werden, obwohl die Bediensteten nicht nur angenehme, sondern auch Kontrollund Strafaufgaben ausfu¨hren. Hier wird einmal mehr deutlich, welche entscheidende Rolle Stationsbedienstete im Haftleben der Inhaftierten erfu¨llen. Die Differenz zwischen Bediensteten mit ” Vertrauensverha¨ltnis“ und Bediensteten ” allgemein“ kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass Inhaftierte besonders gefo¨rdert werden, wenn sie selbst Bezugsbedienstete aussuchen ko¨nnen, na¨mlich solche, zu denen sie Vertrauen haben. Als besonders hilfreich werden auch Gespra¨che mit Sozialarbeitern und die Suchtberatung eingescha¨tzt. Vermutlich liegt dies sowohl daran, dass beide Berufsgruppen kooperativ-annehmend auf ihre Klienten zugehen , als auch daran, dass sie fu¨r Themen zusta¨ndig sind, die fu¨r Inhaftierte relevant sind. Als relativ wenig hilfreich werden Gespra¨che mit Psychologen, Lehrern und Ehrenamtlichen eingescha ¨tzt. Wie die Diagramme zeigen, kommt der niedrigere Mittelwert dadurch zustande, dass jeweils manche JSG die Maßnahmen als ” gar nicht hilfreich“ bewerten, wa¨hrend die Mehrzahl sie als hilfreich einscha¨tzt. Dafu¨r sind verschiedene Erkla¨rung denkbar. Mo¨glicherweise stellen einige JSG Erwartungen an die Behandler, die diese gar nicht erfu¨llen ko¨nnen (der Lehrer soll erreichen , dass der JSG gut in Mathe ist; der Psychologe soll schnell von emotionalen Belastungen erlo¨sen). Denkbar ist auch, dass einige Einscha¨tzungen davon Daten & Dialog Nr. 3, Mai 2014 Seite 5 gepra¨gt sind, dass die Inhaftierten etwa von Psychologen , vielleicht auch von anderen dieser Gruppen, die eine Kontroll- bzw. Risikobewertungsfunktion haben, als defizita¨r behandelt werden (Diagnosen, Prognosen), was von einigen subjektiv eher als Gegenteil von Unterstu ¨tzung erlebt wird. Diese Ergebnisse sind allerdings insofern beachtenswert – und problematisch – , als dass gerade therapeutisch oder pa¨dagogisch arbeitende Behandler auf ein Commitment der Klienten angewiesen sind. Dieses du¨rfte bei Klienten ho¨her sein, die in den Angeboten einen Nutzen fu¨r sich sehen . Freilich ist es auch Aufgabe von Behandlern und Pa¨dagogen, Commitment zu fo¨rdern – beginnend damit , dass sie ihren Klienten erkla¨ren, was sie tun und wozu es dient (Vera¨nderungsmodell). Dass bestimmte Behandlungsangebote durch einige JSG als nicht hilfreich eingescha¨tzt werden, kann also auch im Mangel solcher Psychoedukation begru¨ndet sein. Bemerkenswert ist, dass JSG Gespra¨che mit Mitinhaftierten und das Zusammenleben in der Wohngruppe im Mittel als deutlich weniger hilfreich einscha¨tzen als Gespra¨che mit Stationsbediensteten und damit dem Klischee eines reinen Antagonismus zwischen Inhaftierten und Vertretern der Justiz widersprechen. Sicherlich ko¨nnen die statistischen Ergebnisse ganz verschieden interpretiert werden und unsere Interpretationen sollten als Anregungen und nicht als Befund oder ” Wahrheit“ verstanden werden. Jede Interpretation ist schon deswegen mit Unsicherheit behaftet, weil die subjektiven Einscha¨tzungen als wenig oder sehr hilfreich von vielen Einflu¨ssen neben dem tatsa¨chlichen Nutzen fu¨r die Resozialisierung abha¨ngen. Dennoch ko¨nnen und sollten die Ergebnisse aus unserer Sicht als Anregung und Ansporn dienen. Denn: ein Unterstu ¨tzungsangebot ist ganz real umso hilfreicher, je mehr es vom Klienten als unterstu¨tzend angesehen wird, weil dieses subjektive Erleben aktivierend wirkt. Als hilfreich erlebt heißt auch: hier geht es um meine Ziele, um mein Leben. Dazu du¨rfen die Ergebnisse anregen: Angebote in Haft darauf auszurichten, die eigenen Anliegen der Klienten zu unterstu¨tzen, ihre eigenen Schritte zu einem Leben ohne Straftaten zu begleiten . Das heißt auch: Angebote fu¨r Klienten finden, statt Klienten fu¨r bestehende Angebote. Freitext-Antworten: Unterstu¨tzung, Vera¨nderung und Verbesserungsvorschla¨ge Um nicht nur Antworten in vorgegebenen Kategorien zu erhalten sondern offener die Sichtweise der JSG zu erfassen, entha¨lt der Abgangsfragebogen insbesondere folgende vier Fragen, die mit freiem Text zu beantworten sind: (a) Was haben Sie in der Haft erlebt, was Sie fu¨r Ihre Zukunft unterstu¨tzt ? (z. B. Erlebnis, Person, Bescha¨ftigung, ...) (b) Wenn Sie zuru¨ckdenken an die Zeit vor der Haft: was hat sich seit dem an Ihnen vera¨ndert? (c) Wodurch haben Sie sich vera¨ndert (verschlechtert oder verbessert)? (d) Was sollte in der JSA anders sein, damit Gefangene besser fu¨r die Zukunft unterstu¨tzt werden? Die vorliegenden Antworten der JSG sind nicht klar zwischen den Fragen zu trennen – z. B. wird in der Antwort auf die erste Frage ha¨ufiger bereits eine Vera¨nderung beschrieben; zur ” Wodurch“-Frage werden Erfahrungen wie auch Vera¨nderungen berichtet. Aufgrund der inhaltlichen U¨berlappungen der Antworten , wurden die Antworten auf alle vier Fragen gemeinsam ausgewertet, den Fragen (a), (b) und (d) zugeordnet und kategorisiert. Von den 533 vorliegenden Bo¨gen wurde in ca. 44 Bo¨gen keine der vier Fragen beantwortet, in ca. 304 Bo¨gen alle vier Fragen. Dabei finden sich allerdings einige Antworten, die wenig informativ sind (z. B. ” Nix.“ oder ” Keine Ahnung, mir egal.“). Solche Antworten wurden nicht in die Auswertung einbezogen. Soweit anhand der Antworten einscha¨tzbar, haben sich die meisten JSG bei der Beantwortung Mu¨he gegeben. Tabelle 2 zeigt Angebote und andere Erfahrungen in Haft, die als unterstu¨tzend genannt werden, sortiert nach der Ha¨ufigkeit ihrer Nennung. Unterstu¨tzende Erfahrungen Ha¨ufigk. Ausbildung/-er, Arbeit 146 Tagesablauf/-struktur 75 (Haft-)Strafe, Kontrolle, Abschreck. 69 Zeit zum Denken 66 Sport 37 Suchtmittelabstinenz 24 Stationsbedienstete 22 Psychologen 22 Regeln, Normen 21 Suchtberatung 20 Gespra¨che ohne Angabe mit wem 20 Sozialdienst 16 Familie, bestimmte Angeho¨rige 15 Beh.gruppen (abstrakt o. konkrete) 13 Freizeitangebote 12 Freundin 12 Gespra¨che mit Gefangenen 8 Straftataufarbeitung 8 Freunde 7 Freund(e) gefunden 6 Schuldnerberatung 4 Glaube, Gott 4 Tabelle 2: Als unterstu¨tzend genannte Angebote/Erfahrungen und Ha¨ufigkeit ihrer Nennung im Freitext Sehr deutlich zeigt sich, dass von den JSG vor allem Ausbildung und Arbeit als unterstu¨tzend erlebt werden. Dass auch Tagesablauf/-struktur sowie Regeln und Normen relativ ha¨ufig genannt werden, deutet darauf hin, dass zumindest einige JSG ohne diese schlechter klarkommen, und darauf, dass sie sich ein ” geregeltes “ Leben wu¨nschen. Starre a¨ußere Struktur birgt die Gefahr, dass sie als Ersatz fu¨r innere Struktur dient Daten & Dialog Nr. 3, Mai 2014 Seite 6 und einer Ausbildung von Selbst(!)-Organisation und Selbst(!)-Verantwortung entgegensteht. Anfangs kann sie allerdings hilfreich wenn nicht sogar notwendig sein, um JSG auf ihrem Weg zu innerer Struktur nicht zu u¨berfordern. Interessanterweise folgt schon als am drittha¨ufigsten genannter Aspekt die Erfahrung von Strafe oder Kontrolle . Obwohl diese zu keinem Kompetenzzugewinn fu¨hrt, scha¨tzen offenbar einige JSG die Erfahrung als hilfreich ein – mo¨glicherweise als Auslo¨ser fu¨r Einstellungsa ¨nderungen. Aus kriminologischer Sicht muss kritisch angemerkt werden, dass Strafe per se – so zeigen es immer wieder Studien – Ru¨ckfa¨lligkeit nicht zu senken vermag. Strafe kann zwar starken Eindruck machen , sie kann allerdings kaum (wie etwa Kompetenzen ) den Handlungsspielraum vergro¨ßern. A¨hnlich abstrakt ist die ” Zeit zum Denken“, die subjektiv als positiv erlebt wird. Tabelle 3 zeigt genannte Vera¨nderungen am Selbst, sortiert nach der Ha¨ufigkeit ihrer Nennung. Vera¨nderung Ha¨ufigk. Ruhiger geworden 84 Suchtmittelproblem besser 65 abstrakt: Einstellung, Meinung, Moral 64 Denke vorher/mehr nach 43 Selbstbewusstsein besser 38 Einsicht, Krim. ’lohnt sich nicht’ 27 Motivation zu Normen/Arbeit besser 25 Selbstkontrolle, nicht gleich zuschlagen 23 weniger aggressiv 20 Verha¨ltnis zu Familie besser 15 Gesundheit (ko¨rp.) besser 13 Tabelle 3: Genannte Vera¨nderungen am Selbst und Ha¨ufigkeit ihrer Nennung im Freitext Insgesamt fa¨llt auf, dass viele Angaben zu Vera¨nderungen sehr abstrakt sind ( ” ruhiger geworden“, ” Einstellung gea¨ndert“). Auch wenn wir bei der Kategorisierung zu differenzieren versucht haben, so gehen mehrere davon doch in a¨hnliche Richtung ( ” ruhiger geworden “, ” Einstellung“, ” mehr nachdenken“, ” nicht gleich zuschlagen“, ” weniger aggressiv“). Sehr deutlich ist, dass ganz u¨berwiegend positive Vera¨nderungen genannt werden. Als Argumente fu¨r eine positivere Prognose wu¨rden solche Vera¨nderungen jedoch kaum gelten; sie wa¨ren u¨bersimplifizierend. Zudem du¨rften einige Vera¨nderungen von den JSG in ihrer Stabilita¨t u¨berscha¨tzt werden, etwa wenn von ihnen aus Drogenabstinenz in Haft auf eine Bewa¨ltigung des Problems geschlossen wird. Solche subjektiv wahrgenommenen A¨nderungen ko¨nnen fu¨r die eigene Reflexion und Motivation hilfreich sein; sie ko¨nnen allerdings auch Behandlung im Vollzug, die ” tiefer gehen“ mo¨chte, dadurch erschweren, dass die JSG sich durch ihre ” Einsicht“ bereits vor weiterer Straffa¨lligkeit gefeit sehen. Tabelle 4 zeigt genannte Verbesserungsvorschla¨ge an die JSA, um Gefangene besser fu¨r die Zukunft zu un- Verbesserungsvorschla¨ge Ha¨ufigk. Fernseher im Haftraum erlauben 68 mehr Aufschluss 35 mehr Angebote/Aktivita¨ten 31 mehr Behandlung 18 auf Gefangene zugehen 16 mehr Sport 12 weniger Regeln, mehr erlaubt 11 Essen (mehr/besser) 9 Token-/Belohnungs-System 9 Entlassungsvorbereitung 9 gerechter, Gleichbehandlung 7 Antra¨ge (z. B. schneller bearb.) 6 ha¨rter, mehr Sanktionen 6 Schutz von (potent.) Opfern 6 mehr Versta¨ndnis 5 Wohnraumsuche 5 Arbeits-/Ausbildungssuche 4 Tabelle 4: Genannte Verbesserungsvorschla¨ge und Ha¨ufigkeit ihrer Nennung im Freitext terstu¨tzen, sortiert nach der Ha¨ufigkeit ihrer Nennung. Die Antworten auf die Frage, was in der JSA anders sein sollte, sind (vor ihrer Kategorisierung) insgesamt sehr unterschiedlich und reichen von ” ALLES!!!“ bis ” Nix“ oder, in la¨ngeren Ausfu¨hrungen, von ” Hier kann man eh sagen was man will es a¨ndert sich eh nix es wird bloß schlechter“ bis ” Eigen[t]lich muss gar nicht[s] hier anders sein denn man wird hier prima fu¨r die Zeit nach der Haft vorbereitet, man mus[s] halt nur die Hilfe[,] die hier angeboten wird[,] annehmen und umsetzen“. Solche Antworten zeigen, wie unterschiedlich – und auf beiden Seiten extrem – JSG die JSA betrachten. In die Kategorisierung wurden nur Antworten aufgenommen , die bestimmte Vera¨nderungen vorschlagen. Einige dieser Vorschla¨ge zielen vermutlich viel mehr auf Erleichterung der Haft als – wie gefragt – auf Unterstu ¨tzung der JSG fu¨r ihre Zukunft. Vermutlich spiegeln die Antworten vor allem wider, was die JSG in der JSA belastet (hat). Der Hintergrund der Vorschla¨ge erscheint uns schwer zu interpretieren, zumal die meisten Anregungen nur von einzelnen JSG formuliert wurden. Beachtenswert ist jedoch, dass die JSG nicht etwa ausdru¨cken, seitens der Mitarbeiter in Ruhe gelassen zu werden, sondern eher Wunsch nach (wohlwollendem) Kontakt ausdru ¨cken ( ” auf Gefangene zugehen“, ” mehr Behandlung “, ” mehr Versta¨ndnis“). Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns u¨ber Ru¨ckmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben ! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Nr. 4, Juli 2014 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen Vera¨nderungen in Haft: Indikatoren fu¨r (Miss-)Erfolge? Erfolgsmessung bei der Behandlung von Strafta¨tern ist a¨ußerst schwierig. Wie sehr beeinflussen etwa Behandlungsmaßnahmen , Wohngruppengestaltung, Anstaltsklima , Straferleben oder die bloße Unterbrechung delinquenter Lebensfu¨hrung durch Haft die Fa¨higkeit der Jugendstrafgefangenen (JSG) ” ku¨nftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu fu¨hren“ (Sa¨chsJStVollzG) oder das Risiko einer Ru¨ckfa¨lligkeit? Solche Fragen sind aus mehreren Gru¨nden schwer zu beantworten – hier seien nur einige davon genannt: • Fu¨r die sehr abstrakten Vollzugsziele gibt es keine allgemein anerkannten Messverfahren. Wie sollte man etwa die Fa¨higkeit zum Fu¨hren eines Lebens ohne Straftaten messen? • Die Fa¨higkeit, ohne Straftaten zu leben, ist keine fu¨r alle JSG gleiche Fa¨higkeit, sondern eine je nach kriminogener Problematik (z. B. Drogen oder Umgang mit A¨rger) unterschiedliche. • Einflu¨sse auf die Zielerreichung sind so zahlreich und miteinander im Wechselspiel, dass die Isolierung einer konkreten Ursache-Wirkungs-Beziehung (z. B. die Wirkung eines Trainings sozialer Kompetenzen) kaum mo¨glich ist. Experimentelle Untersuchungen mit zufa¨lliger Zuordnung in verschiedene Behandlungsgruppen sind kaum realisierbar . • Begriffe sind nicht klar definiert. So ko¨nnen sich etwa Maßnahmen gleicher Art (z. B. ” Anti-Gewalt- Training“) voneinander unterscheiden wenn verschiedene Leitfa¨den oder verschiedene Trainer sie unterschiedlich pra¨gen. Solche Probleme betreffen nicht nur wissenschaftliche Untersuchungen, sondern fu¨hren auch dazu, dass Praktiker wenig Ru¨ckmeldung u¨ber Erfolge oder Misserfolge ihrer behandlerischen Arbeit erleben – wie hilfreich eine angewendete Methode fu¨r einen bestimmten JSG tatsa¨chlich war, bleibt oft unsichtbar. Wie kann mehr Licht ins Dunkel der Erfolgsmessung gebracht werden? Suhling1 schla¨gt eine Unterscheidung dreier Zielebenen vor: Maßnahmeziele sind Ziele einzelne Maßnahmen, z. B. Berufsabschluss, Fa¨higkeit der A¨rgerregulation, Verstehen eigenen Suchtverhaltens. Leistungsziele sind u¨bergeordnete Ziele, die sich auf den Vollzug beziehen, z. B. Befa¨higung zur sozialen Integration, sichere Unterbringung. Wirkungsziele sind gesetzlich definierte Ziele im gesellschaftlichen Bereich, also soziale Integration und Ru¨ckfallfreiheit. Die Unterscheidung dieser Zielebenen kann dazu beitragen , dass Anbieter konkreter Maßnahmen sich nicht vom abstrakten Vollzugsziel abschrecken lassen: mit konkreten Maßnahmen ko¨nnen und sollen erst einmal tatsa¨chlich ” nur“ Maßnahmeziele erreicht werden. Gleichzeitig ermo¨glicht die begriffliche Unterscheidung, die drei Ebenen im Sinne eines u¨bergeordneten Behandlungskonzepts miteinander zu verknu¨pfen: welche Leistungsziele haben wir und welche Maßnahmeziele sind zu ihrer Erreichung sinnvoll? Welche Maßnahmen sind geeignet, diese Ziele zu erreichen? Kurzum: eine Abstimmung der Zielebenen erleichtert zielorientiertes Arbeiten. Die bundesla¨nder-u¨bergreifende Arbeitsgruppe zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs hat ein Erhebungsinstrument entwickelt, durch das (unter anderem) fachdienstliche Einscha¨tzungen bestimmter Aspekte vollzuglicher Leistungsziele erfragt werden (z. B. ” Der Gefangene ist in der Lage, nach der Entlassung einer geregelten Ausbildung oder Bescha¨ftigung nachzugehen .“, ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber fo¨rderliche fami- 1Suhling, S. (2012). Evaluation der Strafta¨terbehandlung und der Sozialtherapie im Strafvollzug – Ansa¨tze zur Bestimmung von Ergebnis-, Struktur- und Prozessqualita¨t. In B. Wischka, W. Pecher & H. van den Boogart (Hrsg.), Behandlung von Strafta¨tern. Sozialtherapie, Maßregelvollzug, Sicherungsverwahrung . Pfaffenweiler: Centaurus. U¨ber Daten&Dialog Die Reihe ” Daten & Dialog“ informiert u¨ber Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sa¨chsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkansto¨ßen. ” Daten & Dialog“ erscheint zweimonatlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 4, Juli 2014 Seite 2 lia¨re Beziehungen.“, ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber realistische Zukunftspla¨ne.“). Diese Einscha¨tzungen werden in den ersten Wochen nach Zugang in die Jugendstrafvollzugsanstalt (JSA) als auch erneut beim Verlassen der JSA erhoben.2 Dadurch ist ein Vorher-Nachher- Vergleich, also die Betrachtung von Vera¨nderung in der Haft mo¨glich. In dieser Ausgabe widmen wir uns diesen Vera¨nderungen. Die hier ausgewerteten Daten stammen von denjenigen ma¨nnlichen Jugendstrafgefangenen (JSG), die seit dem 1.1.2011 in die JSA gekommen sind, diese (vor Juni 2014) bereits wieder verlassen haben und mindestens 6 Monate in der JSA inhaftiert waren.3 Aussagen u¨ber einzelne JSG werden anhand einer 4-stufigen Skala ( ” trifft gar nicht zu“, ” trifft allenfalls ansatzweise zu“, ” trifft anna¨hernd zu“, ” trifft vollsta¨ndig zu“) plus der Antwortmo¨glichkeit ” Beurteilung nicht mo¨glich“ eingescha¨tzt. Von insgesamt 466 JSG liegen von 443 JSG beide Erhebungen vor, sodass ein Vergleich von Zeitpunkt 1 (ZP 1) mit Zeitpunkt 2 (ZP 2) gezogen werden kann. Fu¨r die einzelnen Fragen ko¨nnen jeweils einzelne Antworten fehlen, sodass die Fallzahlen noch etwas kleiner werden. Setzt man die Einscha¨tzungen zu den zwei Erhebungszeitpunkten in Beziehung zueinander, so ist die Interpretation als ” Vera¨nderung“ nicht eindeutig. Mehrere Faktoren wirken sich auf die Daten aus, z. B.: • Der JSG kann sich tatsa¨chlich vera¨ndert haben. (Beispiel: zu Beginn der Haft setzte er sich wenig mit seinen Straftaten auseinander, spa¨ter aber mehr.) • Die Bo¨gen werden zu den zwei Zeitpunkten von unterschiedlichen MitarbeiterInnen ausgefu¨llt; diese scha¨tzen den JSG anhand verschiedener Kriterien ein weil sie unter ” Auseinandersetzung“ unterschiedliches verstehen. • Andere Sachverhalte beeinflussen die Antwort; z. B. ko¨nnte ein vorzeitig entlassener JSG unabha ¨ngig von seiner tatsa¨chlichen Auseinandersetzung mit seinen Straftaten positiver eingescha¨tzt werden, weil eine positivere Einscha¨tzung angesichts einer vorzeitigen Entlassung ” logischer“ erscheint . • Die Beantwortung wird vermutlich in den meisten Fa¨llen relativ schnell und damit tendenziell ungenau erledigt. Fu¨r eine fundierte Einscha¨tzung des JSG fehlt nicht selten Zeit, zumal das Ausfu¨llen der Bo¨gen selbstversta¨ndlich nicht zu den Kernaufgaben der MitarbeiterInnen geho¨rt. • Einzelne konkrete Beobachtungen ko¨nnen die Antworten u¨berma¨ßig pra¨gen; z. B. ko¨nnte ein JSG positiver eingescha¨tzt werden nachdem er an einer vom / von der einscha¨tzenden MitarbeiterIn selbst geleiteten Maßnahme teilgenommen hat. 2Vielen Dank den MitarbeiterInnen des Sozialdienst fu¨r die Mitarbeit beim Ausfu¨llen der Erhebungsbo¨gen. 3Bei Aufenthalt in der JSA unter 6 Monaten werden die hier betrachteten Daten nicht zum zweiten Messzeitpunkt erhoben . Zusammenfassend muss also bei der Interpretation beachtet werden, dass Vera¨nderungen in den Daten zwischen ZP 1 und ZP 2 nicht sicher mit tatsa¨chlichen Vera¨nderungen der JSG gleichzusetzen sind. Die Ergebnisse sollen daher nicht als Aussagen u¨ber objektive Vera¨nderungen verstanden werden. Vielmehr erhoffen wir uns, dass sie Diskussionen anstoßen, beispielsweise : Wie wichtig sind aus Sicht der Praxis die einzelnen Aspekte fu¨r die Leistungsziele der JSA? Sollte auf bestimmte Ziele mehr Behandlung fokussiert werden ? Worauf basieren die Einscha¨tzungen? Wie gut ko¨nnen die einzelnen Aussagen eingescha¨tzt werden? Wo sollten eventuell Kriterien fu¨r eine einheitlichere Einscha¨tzung entwickelt werden? Um in die Untersuchung einzufließen, mu¨ssen Zugangs- und Abgangsdatum im Untersuchungszeitraum (s. o.) liegen. Durch diese Begrenzung sind JSG mit la¨ngeren Aufenthalten in den Daten unterrepra ¨sentiert. Da la¨ngere Aufenthalte vermutlich gro¨ßere Vera¨nderungen bedeuten, kommen auch diese in den Daten seltener vor, d. h. Vera¨nderung wird tendenziell unterscha¨tzt. Die folgenden Balkendiagramme zeigen Ha¨ufigkeitsverteilungen zu beiden Zeitpunkten u¨bereinander. Die Pfeildiagramme darunter zeigen, wie ha¨ufig die einzelnen mo¨glichen Vera¨nderungen von Zugang (Pfeilanfang ) zu Abgang (Pfeilspitze) vorkommen: je dicker der Pfeil, desto ha¨ufiger kommt die spezifische Vera¨nderung in den Daten vor. Gru¨ne Pfeile bedeuten Vera¨nderungen in die gewu¨nschte Richtung; rote Pfeile Vera¨nderungen in entgegengesetzte Richtung. Die schwarzen, aufeinanderzeigenden Pfeile bedeuten Nichtvera¨nderung, also gleiche Einscha¨tzung zu beiden Erhebungszeitpunkten. Unter den Pfeildiagrammen sind Korrelationen (Maße des statistischen Zusammenhangs) zwischen der jeweiligen Vera¨nderung (Differenz von ZP 2 und ZP 1) und ausgewa¨hlten Merkmalen angegeben. Der Koeffizient 4 rτ hat einen Wertebereich von -1 bis 1; der Wert 0 bedeutet keinen (d. h. fehlenden) Zusammenhang, die Werte -1 bzw. 1 einen negativen bzw. positiven ” perfekten“ Zusammenhang. Hinter den Koeffizienten ist der Signifikanzwert p angegeben. Ist p kleiner als 0,05, so gilt der Zusammenhang als statistisch bedeutsam ( ” u¨berzufa¨llig“); er ist in solchen Fa¨llen fett gedruckt . Auch ein starker statistischer Zusammenhang bedeutet allerdings keinesfalls notwendig eine Ursache- Wirkungs-Beziehung! Neben den angegebenen Korrelationen wurden auch Zusammenha¨nge der Vera¨nderung mit dem Alter und der Ko¨rpergro¨ße der JSG berechnet. Diese waren durchga¨ngig nicht statistisch bedeutsam und werden darum nicht einzeln aufgefu¨hrt. Jeweils u¨ber den Balkendiagrammen ist der Wortlaut der eingescha¨tzten Aussagen wiedergegeben. 4Kendalls tau ist ein Maß fu¨r Zusammenha¨nge ordinalskalierter Variablen. Daten & Dialog Nr. 4, Juli 2014 Seite 3 Mitarbeit und Kompetenzen ” Der Gefangene setzt sich ernsthaft mit seiner Straftat auseinander“ 28 % 51 % 12 % 2 % 7 % 21 % 30 % 31 % 14 % 5 % 0 50 100 150 200 0 50 100 150 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Viele JSG werden vor Verlassen der JSA positiver eingescha¨tzt als nach Zugang. Allerdings bleiben auch nicht wenige Einscha¨tzungen unvera¨ndert bei ” gar nicht“ oder ” allenfalls ansatzweise“. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .160 < .001 Selbststeller .070 .129 fru¨here Inhaftierung -.180 < .001 Schulabschlussbezogene Maßn. .130 .005 Beruflicher Qualifizierungskurs .110 .026 Anti-Gewalt/Aggr.training .160 .001 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .370 < .001 Soziale Trainingsmaßnahmen .200 < .001 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .170 < .001 Fast alle betrachteten Merkmale korrelieren mit der Einscha¨tzung zur Aussage (und zwar mehr und ho¨her als bei den anderen Aussagen, vgl. unten). Fu¨r JSG mit la¨ngerer Inhaftierung in der JSA wird die Vera¨nderung von Zugang zu Abgang positiver eingescha¨tzt. Die Vera¨nderung ist auch eher positiv fu¨r JSG, die noch nicht inhaftiert waren. Besonders fu¨r ” andere delikt-/problembezogene Behandlungsmaßnahmen “ gilt, dass JSG, die an solchen Maßnahmen teilgenommen haben, zu ZP 2 positiver eingescha ¨tzt werden als zu ZP 1. ” Der Gefangene arbeitet aktiv an der Erreichung des Vollzugszieles mit“ 12 % 51 % 24 % 4 % 8 % 17 % 26 % 30 % 24 % 2 % 0 50 100 150 200 0 50 100 150 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Auch hier vera¨ndern sich viele Einscha¨tzungen in positive Richtung. Fu¨r knapp ein Viertel der JSG wird die Mitarbeit am Vollzugsziel bei Abgang mit ” trifft vollsta¨ndig zu“ eingescha¨tzt. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .110 .004 Selbststeller .050 .312 fru¨here Inhaftierung -.130 .003 Schulabschlussbezogene Maßn. .150 .002 Beruflicher Qualifizierungskurs .140 .003 Anti-Gewalt/Aggr.training .120 .010 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .350 < .001 Soziale Trainingsmaßnahmen .140 .004 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .160 .001 Die Zusammenha¨nge sind a¨hnlich wie zur vorangegangenen Frage. Wieder ist der Zusammenhang der Vera¨nderung mit der Teilnahme an ” anderen delikt-/problembezogenen Behandlungsmaßnahmen “ am ho¨chsten. ” Der Gefangene ist bereit, nach der Entlassung einer geregelten Ausbildung oder Bescha¨ftigung nachzugehen“ 8 % 23 % 27 % 38 % 4 % 10 % 18 % 26 % 42 % 4 % 0 50 100 150 0 50 100 150 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Fu¨r die meisten JSG wird schon beim Zugang eine hohe Bereitschaft zu Ausbildung oder Bescha¨ftigung gesehen. Die meisten JSG werden beim Abgang unvera ¨ndert eingescha¨tzt. Ansonsten kommen positive und negative Vera¨nderungen in a¨hnlicher Ha¨ufigkeit vor. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .140 < .001 Selbststeller .090 .044 fru¨here Inhaftierung -.080 .080 Schulabschlussbezogene Maßn. .140 .002 Beruflicher Qualifizierungskurs .080 .106 Anti-Gewalt/Aggr.training .010 .860 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .190 < .001 Soziale Trainingsmaßnahmen .110 .021 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .110 .016 Die Zusammenha¨nge sind kleiner als bei den vorherigen Aussagen. Wieder sticht die Teilnahme an ” anderen delikt-/problembezogenen Behandlungsmaßnahmen “ als Pra¨diktor fu¨r positivere Vera¨nderung heraus. ” Der Gefangene ist in der Lage, nach der Entlassung einer geregelten Ausbildung oder Bescha¨ftigung nachzugehen“ 13 % 19 % 20 % 40 % 8 % 9 % 14 % 26 % 46 % 5 % 0 50 100 150 200 0 50 100 150 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl Daten & Dialog Nr. 4, Juli 2014 Seite 4 gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Auch hier sind Vera¨nderungen relativ selten und kommen in beide Richtungen vor. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .050 .167 Selbststeller .030 .585 fru¨here Inhaftierung .090 .059 Schulabschlussbezogene Maßn. .090 .069 Beruflicher Qualifizierungskurs .070 .142 Anti-Gewalt/Aggr.training .030 .478 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .090 .078 Soziale Trainingsmaßnahmen -.010 .878 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .030 .484 Die Zusammenha¨nge sind statistisch nicht bedeutsam oder sehr gering. Soziale Ressourcen ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber fo¨rderliche familia¨re Beziehungen “ 16 % 12 % 17 % 11 % 45 % 15 % 14 % 23 % 18 % 31 % 0 50 100 150 200 0 50 100 150 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Die Beurteilung, ob ein JSG u¨ber fo¨rderliche familia ¨re Beziehungen verfu¨gt, ist ha¨ufig gar nicht mo¨glich. Zum ZP 2 wird eher eine Einscha¨tzung abgegeben. Vera¨nderungen sind in beide Richtungen sichtbar. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA -.090 .123 Selbststeller .060 .385 fru¨here Inhaftierung .060 .392 Schulabschlussbezogene Maßn. -.180 .012 Beruflicher Qualifizierungskurs .080 .250 Anti-Gewalt/Aggr.training -.030 .658 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. -.050 .508 Soziale Trainingsmaßnahmen -.030 .704 Strukturiertes U¨bergangsmanag. -.060 .432 Nur ein Zusammenhang ist statistisch bedeutsam: fu¨r JSG, die an keiner (!) schulabschlussbezogenen Maßnahme teilgenommen haben, werden familia¨re Beziehungen etwas positiver eingescha¨tzt. Eine Erkla¨rung dieses Zusammenhangs erscheint schwierig, allerdings ist er auch nicht groß. Denkbar wa¨re, dass JSG mit fo¨rderlichen Familienbeziehungen ha¨ufiger bereits vor der Haft einen Schulabschluss haben, oder dass sie weniger schwere Delikte begingen und daher geringere Strafla¨ngen haben, die einen Schulbesuch ausschließen. ” Der Gefangene befindet sich in einer fo¨rderlichen Partnerschaft “ 48 % 5 % 5 % 3 % 39 % 64 % 2 % 4 % 3 % 27 % 0 100 200 0 100 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Die Aussage zur fo¨rderlichen Partnerschaft wird meist als ” gar nicht zutreffend“ beantwortet, insbesondere bei Abgang, wo eine Beurteilung ha¨ufiger vorgenommen wird. Vera¨nderungen in der Einscha¨tzung gibt es relativ selten. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA -.150 .005 Selbststeller .000 .974 fru¨here Inhaftierung .100 .123 Schulabschlussbezogene Maßn. .050 .445 Beruflicher Qualifizierungskurs -.030 .685 Anti-Gewalt/Aggr.training -.010 .841 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .060 .378 Soziale Trainingsmaßnahmen -.000 .947 Strukturiertes U¨bergangsmanag. -.160 .020 Fu¨r JSG mit la¨ngerem Aufenthalt in der JSA wird die Partnerschaft zum ZP 2 tendenziell negativer eingescha ¨tzt als zum ZP 1. Ein Zusammenhang findet sich auch fu¨r die Teilnahme an strukturiertem U¨bergangsmanagement. Mo¨glicherweise kommt er dadurch zustande, dass Teilnehmer an dieser Maßnahme eher JSG mit la¨ngerer Haft sind. ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber fo¨rderliche Freundschaften außerhalb des Vollzuges“ 31 % 7 % 3 % 1 % 59 % 23 % 13 % 6 % 1 % 56 % 0 100 200 0 100 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Ob JSG u¨ber fo¨rderliche Freundschaften außerhalb des Vollzugs verfu¨gen, kann meist nicht beurteilt werden . Dies ist bedenklich, weil Delinquenz im Freundeskreis als einer der bedeutsamsten Pra¨diktoren fu¨r eigene Delinquenz gilt. Beurteilungen, die vorliegen, sind ganz u¨berwiegend negativ. Vera¨nderungen sind eher selten aber tendenziell positiv. Daten & Dialog Nr. 4, Juli 2014 Seite 5 Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .060 .468 Selbststeller .040 .652 fru¨here Inhaftierung .020 .833 Schulabschlussbezogene Maßn. .020 .826 Beruflicher Qualifizierungskurs .100 .309 Anti-Gewalt/Aggr.training .280 .004 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .160 .114 Soziale Trainingsmaßnahmen .110 .250 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .210 .031 Zwei Korrelationen sind statistisch bedeutsam und positiv. Ihre Interpretation erscheint schwierig. Problematiken ” Bei dem Gefangenen ist von einer hohen Gewaltbereitschaft auszugehen“ 22 % 26 % 28 % 17 % 7 % 26 % 23 % 34 % 8 % 9 % 0 50 100 150 0 50 100 150 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Die Gewaltbereitschaft wird zwischen den JSG sehr verschieden eingescha¨tzt. Die meisten Einscha¨tzungen bleiben gleich; Vera¨nderungen sind ha¨ufiger positiv. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA -.070 .059 Selbststeller -.060 .176 fru¨here Inhaftierung .010 .830 Schulabschlussbezogene Maßn. -.110 .022 Beruflicher Qualifizierungskurs -.040 .468 Anti-Gewalt/Aggr.training -.100 .035 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. -.110 .022 Soziale Trainingsmaßnahmen -.100 .044 Strukturiertes U¨bergangsmanag. -.030 .602 Die Korrelationen sind klein. Tendenziell werden JSG, die an Maßnahmen teilgenommen haben, zum ZP 2 positiver eingescha¨tzt als zum ZP 1. ” Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Drogen erkennbar“ 31 % 10 % 15 % 33 % 12 % 33 % 11 % 15 % 32 % 10 % 0 50 100 150 0 50 100 150 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Die Drogenproblematik wird ha¨ufig mit den a¨ußeren Kategorien beurteilt. Vera¨nderungen von Zugang zu Abgang sind selten, kommen aber in Einzelfa¨llen in beide Richtungen vor. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .000 .958 Selbststeller .000 .955 fru¨here Inhaftierung -.010 .823 Schulabschlussbezogene Maßn. .030 .544 Beruflicher Qualifizierungskurs -.080 .129 Anti-Gewalt/Aggr.training -.000 .968 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. -.020 .666 Soziale Trainingsmaßnahmen -.090 .090 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .030 .557 Die Korrelationen sind nicht statistisch bedeutsam. ” Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Alkohol erkennbar“ 23 % 12 % 19 % 24 % 22 % 28 % 16 % 17 % 18 % 20 % 0 40 80 120 0 40 80 120 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Hier ist das Bild a¨hnlich wie bei der Drogenproblematik . Vera¨nderungen sind aber tendenziell ha¨ufiger positiv. Insgesamt bleiben Drogen- und Alkoholproblematiken offensichtlich in der Haft oft unbearbeitet. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .050 .267 Selbststeller -.010 .875 fru¨here Inhaftierung -.060 .246 Schulabschlussbezogene Maßn. .020 .702 Beruflicher Qualifizierungskurs -.050 .381 Anti-Gewalt/Aggr.training -.000 .975 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. -.030 .577 Soziale Trainingsmaßnahmen .050 .418 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .040 .483 Die Korrelationen sind nicht statistisch bedeutsam. ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber realistische Zukunftspla¨ne“ 34 % 46 % 15 % 2 % 3 % 19 % 34 % 32 % 9 % 6 % 0 50 100 150 200 0 50 100 150 200 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Daten & Dialog Nr. 4, Juli 2014 Seite 6 Bei der Beurteilung realistischer Zukunftspla¨ne kommen ha¨ufig Vera¨nderungen in positive Richtung vor. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA .070 .077 Selbststeller .080 .075 fru¨here Inhaftierung -.150 .002 Schulabschlussbezogene Maßn. .130 .005 Beruflicher Qualifizierungskurs .130 .006 Anti-Gewalt/Aggr.training .110 .020 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. .240 < .001 Soziale Trainingsmaßnahmen .100 .042 Strukturiertes U¨bergangsmanag. .170 .001 Vera¨nderungen in den Einscha¨tzungen sind positiver fu¨r JSG ohne Vorinhaftierung und solche, die an Behandlungsmaßnahmen teilgenommen haben. Unter den ” anderen delikt-/problembezogenen Maßnahmen“ finden sich solche, die explizit die Erarbeitung von Zukunftspla ¨nen zum Ziel haben, sodass die etwas ho¨here Korrelation plausibel ist. Ru¨ckfallrisiko Bei den letzten beiden betrachteten Einscha¨tzungen geht es weniger um Aspekte von Leistungszielen, sondern um eine Prognose, wie gut das Wirkungsziel ” Ru¨ckfallfreiheit“ erreicht ist. ” Einscha¨tzung des allgemeinen Ru¨ckfallrisikos (Begehung irgendeiner Straftat) nach der Entlassung“ 0 % 4 % 25 % 70 % 1 % 1 % 8 % 52 % 36 % 3 % 0 100 200 300 0 100 200 300 Zugang Abgang nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch nicht bewertbar An za hl nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch Das allgemeine Ru¨ckfallrisiko wird nach Zugang ganz u¨berwiegend als ” eher hoch“ eingescha¨tzt, bei Abgang ha¨ufig etwas besser. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA -.100 .006 Selbststeller -.020 .618 fru¨here Inhaftierung .160 < .001 Schulabschlussbezogene Maßn. -.100 .040 Beruflicher Qualifizierungskurs -.060 .210 Anti-Gewalt/Aggr.training -.150 .002 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. -.220 < .001 Soziale Trainingsmaßnahmen -.070 .170 Strukturiertes U¨bergangsmanag. -.140 .005 Positive Vera¨nderung ergibt sich vor allem fu¨r solche JSG, die nicht vorinhaftiert waren und bei Teilnahme an Behandlungsmaßnahmen. ” Einscha¨tzung des Risikos in Bezug auf die Begehung von Gewaltstraftaten nach der Entlassung“ 13 % 17 % 33 % 25 % 11 % 14 % 18 % 45 % 11 % 12 % 0 50 100 150 200 0 50 100 150 200 Zugang Abgang nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch nicht bewertbar An za hl nicht erkennbar eher gering moderat eher hoch Das Risiko in Bezug auf zuku¨nftige Gewaltstraftaten wird am ha¨ufigsten stabil als ” moderat“ eingescha¨tzt. Vera¨nderungen sind etwas ha¨ufiger positiv. Merkmal rτ p Dauer Inhaftierung in JSA -.120 .004 Selbststeller -.070 .157 fru¨here Inhaftierung -.000 .949 Schulabschlussbezogene Maßn. -.100 .041 Beruflicher Qualifizierungskurs .000 .972 Anti-Gewalt/Aggr.training -.190 < .001 And. delikt-/probl.bezog. Maßn. -.080 .104 Soziale Trainingsmaßnahmen -.100 .060 Strukturiertes U¨bergangsmanag. -.030 .623 Vera¨nderungen der Einscha¨tzung in positive Richtung ergeben sich vor allem fu¨r JSG, die la¨nger in der JSA waren, und solche, die an bestimmten Behandlungsmaßnahmen teilgenommen haben. Fazit Im Vorher-Nachher-Vergleich werden fu¨r die verschiedenen fachdienstlichen Einscha¨tzungen Vera¨nderungen in unterschiedlicher Ha¨ufigkeit festgestellt. Zusammenha ¨nge mit ausgewa¨hlten Merkmalen sind nicht selten, aber ganz u¨berwiegend klein. Noch einmal sei darauf hingewiesen, dass Vera¨nderungen in den Daten nicht notwendig Vera¨nderungen der JSG widerspiegeln. So ko¨nnen und sollen die Befunde vorrangig als Diskussionsgrundlage dienen: Erfassen die von der bundesla¨nder-u¨bergreifenden Arbeitsgruppe vorgelegten Fragen die wesentlichen Aspekte der Leistungsziele? Wie sicher ko¨nnen die Fragen beantwortet werden? Sollte sich Erfolgsmessung mehr auf Kompetenzen als auf Problematiken/Ressourcen beziehen ? Welche Zusammenha¨nge sollten untersucht werden ? Welche Ziele fu¨r einzelne Maßnahmen sind fu¨r die Erreichung des Vollzugsziels hilfreich? Wie ko¨nnen wir die Erreichung von Maßnahmezielen u¨berpru¨fen und damit einen zielorientierten Behandlungsvollzug fo¨rdern? Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns u¨ber Ru¨ckmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben ! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Nr. 5, Dezember 2014 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen In eigener Sache Liebe Leserinnen, liebe Leser! Bis zur letzten Ausgabe (Juli) erschien ” Daten & Dialog“ zweimonatlich . Dieses Intervall konnten und ko¨nnen wir nicht halten. Wir versuchen, von nun an vier Ausgaben ja¨hrlich zu fertigen. Fu¨r 2015 haben wir bereits einige interessante Themen geplant und hoffen auf Ihre Neugier. Leistungsmotivation: ein relevantes Merkmal? Zusammenfassung und Schlussfolgerungen In der Jugendstrafvollzugsanstalt (JSA) wird im Rahmen einer Zugangs- und Abgangsdiagnostik unter anderem das diagnostische Verfahren ” Leistungsmotivationstest “ (LMT) eingesetzt. Die individuelle Diagnostik kann fu¨r eine Problemfeststellung hilfreich sein. Daneben soll die Datenerhebung ermo¨glichen, zu untersuchen , ob Leistungsmotivation eine wichtige Eigenschaft in Haft ist: Beginnen motiviertere Jugendstrafgefangene (JSG) eher Behandlungsmaßnahmen als weniger motivierte? Erreichen sie eher Abschlu¨sse? Vera¨ndern sie sich eher in Merkmalen, die wichtig fu¨r ihre Legalbewa ¨hrung sind? Unsere Ergebnisse zeigen: solche Zusammenha¨nge zwischen Leistungsmotivation und anderen haftrelevanten Merkmalen lassen sich kaum finden, und wenn, dann sind sie sehr schwach. JSG vera¨ndern sich wa¨hrend ihrer Haft im Mittel kaum in ihrer Leistungsmotivation. Ein Zusammenhang zwischen Aufenthaltsdauer in der JSA und Sta¨rke der Vera¨nderung konnte nicht gefunden werden. Es gibt keine Anzeichen dafu¨r, dass Jugendstrafvollzug die Leistungsmotivation in eine Richtung vera¨ndert. Lediglich die leistungshemmende Pru¨fungsangst verringert sich leicht. Auf den LMT-Ergebnisbo¨gen fu¨r einzelne JSG werden Einstufungen fu¨r die Aspekte ” Leistungsstreben “, ” Ausdauer und Fleiß“ sowie ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ angegeben. Eine Auswertung der Daten zeigt, dass die Items des Tests nicht sinnvoll diese drei Aspekte unterscheiden, sondern nur leistungshemmende Pru¨fungsangst von den anderen beiden. Ergebnisse fu¨r ” Leistungsstreben“ und ” Ausdauer und Fleiß“ sollten daher in der Praxis nicht inhaltlich voneinander unterscheidend interpretiert werden. Dass sich kaum Zusammenha¨nge der Leistungsmotivation mit anderen Merkmalen finden lassen, kann zweierlei bedeuten: entweder, die ” falschen“ Merkmale wurden untersucht, oder aber Leistungsmotivation ist wenig relevant fu¨r das Verhalten von JSG in Haft. Die schwachen Zusammenha¨nge sprechen eher gegen die Vorstellung, JSG mu¨ssten bloß motivierter sein, um in Haft (oder auch in Freiheit?) ” erfolgreich“ (oder nicht straffa¨llig) zu sein. Vermutlich ist fu¨r positive Vera¨nderung ein bestimmtes Ausmaß an Motivation notwendig aber nicht hinreichend. Interessant wa¨re auch, Motivation sta¨rker zu differenzieren: wozu (wenn nicht zu Leistung) sollten JSG motiviert sein, um sich positiv zu entwickeln? Welche ” grundlegenden“ inneren Motivationen stecken etwa hinter Leistungs-, Behandlungs- oder Vera¨nderungsmotivation? Und welche Faktoren ko¨nnen Motivation fo¨rdern? Solche bedeutsamen Fragen sollten uns nicht vergessen lassen, dass Menschen auch bei ho¨chster Motivation nicht von alleine fliegen ko¨nnen, und dass es fu¨r Vera¨nderung neben Motivation auch bestimmter individueller Fa¨higkeiten, sozialer/struktureller Voraussetzungen , Unterstu¨tzung und ha¨ufig U¨bung bedarf. Auf den folgenden Seiten werden die Analysen im Einzelnen und detaillierter berichtet. U¨ber Daten&Dialog Die Reihe ” Daten & Dialog“ informiert u¨ber Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sa¨chsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkansto¨ßen. ” Daten & Dialog“ erscheint ca. viermal ja¨hrlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 5, Dezember 2014 Seite 2 Erhebung von Leistungsmotivation Seit Beginn der Evaluation des sa¨chsischen Jugendstrafvollzugs am 01.01.2011 werden von den JSG psychometrische Daten erhoben: bei Zugang, wenn die voraussichtlich verbleibende Haftdauer mindestens 6 Monate betra¨gt, und vor Verlassen der JSA wenn der tatsa¨chliche Aufenthalt mindestens 6 Monate dauerte. Eines der eingesetzten diagnostischen Verfahren ist der Leistungsmotivationstest (LMT; Hermans, H., Petermann , F. & Zielinski, W., 2002) aus dem ” Wiener Testsystem“. Dabei handelt es sich um ein Selbstauskunftsverfahren , das die JSG an einem Laptop durchfu¨hren. Um Ergebnisse aus diesem Test und Zusammenha ¨nge mit anderen Merkmalen geht es in dieser Ausgabe. Ausschluss ungu¨ltiger Datensa¨tze Vor einer Auswertung vorliegender Daten ist sicherzustellen , dass diese mo¨glichst gu¨ltig, d. h. sinnvoll interpretierbar sind. Wie bei Testungen beobachtet wird, beantworten einige JSG die Fragen des Tests nicht ernsthaft, sondern ” klicken sich durch“. Das verfa¨lscht nicht nur die Testergebnisse des einzelnen JSG, sondern auch Analysen, in denen viele JSG zusammenfassend untersucht werden. Doch wie sollen gu¨ltige von ungu¨ltigen Datensa¨tzen unterschieden werden? Mehrere Kriterien wurden angewandt , um ” wahrscheinlich falsche“ Datensa¨tze auszuschließen : Unvollsta¨ndigkeit: Wurde die Testung abgebrochen, liegen fu¨r einzelne Fragen keine Antworten vor. Antwortzeiten: Ausgeschlossen wurden Datensa¨tze, bei denen mindestens sechs Antworten in unter vier Sekunden beantwortet wurden. Ein sinnverstehendes Lesen der Frage, U¨bertragen auf das eigene Leben und die Auswahl einer Antwort ist in dieser Zeit kaum mo¨glich.1 Gleiche Antworten: Auch wenn bei sehr vielen Fragen hintereinander die gleiche Antwortmo¨glichkeit gewa¨hlt wird, ist dies ein Hinweis auf ” Durchklicken “. (Es gab sechs solche Fa¨lle, die alle bereits wegen geringer Antwortzeiten ausgeschlossen wurden .) Außergewo¨hnliche Antwortmuster: A¨hnliche Fragen werden meist a¨hnlich beantwortet. Je mehr Fragenpaare ” ungewo¨hnliche“ Antwortkombinationen aufweisen, desto eher ist von inhaltlich unsinnigem Antworten auszugehen. In einem komplexen statistischen Verfahren wurden solche ” unwahrscheinlichen “ Antwortkombinationen ermittelt. 1Die zu kurzen Antwortzeiten im Testverlauf zeigen verschiedene Muster: (a) die erst normalen Antwortzeiten brechen plo¨tzlich ein ( ” Abbruch“), (b) zwischendrin werden mehrere Fragen hintereinander ” durchgeklickt“, danach wird wieder mit normalen Antwortzeiten weitergearbeitet, und (c) einzelne Fragen an unterschiedlichen Stellen werden zu schnell beantwortet. In den Fa¨llen (a) und (b) ist die Ungu¨ltigkeit offensichtlich; im Fall (c) die sinnvolle Grenzziehung zwischen Ein- und Ausschluss von Datensa¨tzen unklarer. Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der Datensa ¨tze, die nach Ausschluss aufgrund der verschiedenen Kriterien erhalten bleiben. Dabei werden nachfolgende Kriterien nur auf die jeweils verbleibenden Datensa ¨tze angewandt. Wie ersichtlich ist, wurden insbesondere aufgrund niedriger Antwortzeiten zahlreiche Datensa¨tze ausgeschlossen. Zugang Abgang LMT liegt vor 814 372 Antworten vollsta¨ndig 790 359 Antwortzeiten ok 687 255 Antwortmuster ok 670 248 Bei den verwendeten Datensa¨tzen handelt es sich also um eine Selektion: JSG, die am Testverfahren vermutlich nicht ernsthaft teilgenommen haben und JSG mit einer (voraussichtlichen) Haftzeit von unter sechs Monaten wurden aus dem Datensatz entfernt. Die Ergebnisse repra¨sentieren dadurch nicht notwendig die Gesamtheit aller JSG. Was misst der LMT? Der LMT misst den Autoren zufolge vier Aspekte von Leistungsmotivation: ” Leistungsstreben“ ( ” LeSt“, 15 Items, z. B. ” Mehr zu leisten als andere, halte ich fu¨r ... sehr wichtig / wichtig / ziemlich wichtig / nicht so wichtig“), ” Ausdauer und Fleiß“ ( ” AuFl“, 13 Items, z. B. ” An einer Sache lange zu arbeiten, ohne zu ermu¨den, ... fa¨llt mir schwer / gelingt mir nicht so gut / fa¨llt mir leicht“), ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ ( ” PrAn“, 18 Items, z. B. ” Wenn ich kurz vor einer Pru¨fung stehe, dann bin ich ... ziemlich nervo¨s / manchmal etwas nervo¨s / etwas mehr angespannt als sonst“) und ” leistungsfo¨rdernde Pru¨fungsangst“ (10 Items, z. B. ” Wenn ich nervo¨s bin, arbeite ich meistens ... weniger gut als sonst / ebenso gut wie sonst / besser als sonst“). Damit die Testung nicht noch la¨nger dauert, kommen in der JSA nur die ersten drei Skalen zur Anwendung. Beim Lesen der einzelnen Items erscheint ihre Zuordnung zu den Skalen nicht immer inhaltlich plausibel (z. B. ist fraglich, ob das Item ” In der Schule hielt ich eine gute Beziehung zum Lehrer fu¨r ... unwichtig / ziemlich wichtig / wichtig“ tatsa¨chlich ” Ausdauer und Fleiß“ misst, wie die LMT-Autoren annehmen). Zudem ist fraglich, wie gut manche Items zur Lebenswirklichkeit von Jugendstrafgefangenen passen, und ob manche Formulierungen nicht zu komplex sind (z. B. ” Wenn ich mich frage, ob ich in schwierigen Situationen Angst habe, mich zu blamieren, muß ich sagen, daß dieser Gedanke mich ... manchmal bedru¨ckt / nicht so sehr bedru¨ckt“). Aus diesen Gru¨nden verlassen wir uns nicht auf die drei Skalenwerte, die der LMT aus den einzelnen Items berechnet. Stattdessen wurde der Datensatz von der Testung bei Zugang in die JSA einer Faktorenanalyse2 unterzogen, um eine eigene Zuordnung von Items zu ge- 2Die Hauptachsenmethode mit Promax-Rotation wurde verwendet . Daten & Dialog Nr. 5, Dezember 2014 Seite 3 nerelleren Faktoren zu ta¨tigen. Tatsa¨chlich konnte die Struktur von drei Faktoren nicht gefunden werden: die Faktorenanalyse spricht fu¨r zwei oder aber vier Faktoren . In beiden Fa¨llen la¨sst sich ein gefundener Faktor sehr genau den Items aus der Skala ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ zuordnen. Die Items der Skalen ” Leistungsmotivation“ und ” Ausdauer und Fleiß“ werden in der Faktorenanalyse hingegen nicht unterschieden . Immerhin sprechen die in der Faktorenanalysen gefundenen Zusammenha¨nge zwischen den Items3 dafu¨r, dass der Test u¨berwiegend inhaltlich bearbeitet wurde und nicht nur ” Zufallsantworten“ gegeben wurden. Die Korrelationen (statistischen Zusammenha¨nge) zwischen den LMT-Skalenwerten und den individuellen Werten auf den gefundenen zwei Faktoren ( ” HEMM“ und ” MOTI“) verdeutlichen, dass der erste gefundene Faktor ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ misst, wa¨hrend der zweite Faktor sich aus ” Leistungsstreben“ und ” Ausdauer und Fleiß“ zusammensetzt: PrAn LeSt AuFl HEMM MOTI PrAn 1,00 LeSt -0,10 1,00 AuFl -0,33 0,60 1,00 HEMM 0,96 -0,08 -0,37 1,00 MOTI -0,21 0,88 0,80 -0,21 1,00 Im Vergleich zur aus 587 Schu¨lern bestehenden Normstichprobe der LMT-Autoren4, ist die leistungshemmende Pru¨fungsangst der JSG im Mittel etwas niedriger (T = 47,7), das Leistungsstreben etwas ho¨her (T = 56,3) und Ausdauer und Fleiß etwa gleich (T = 51,8). Im Folgenden betrachten wir nicht die drei Skalenwerte aus dem LMT sondern die Werte von den beiden in der eigenen Analyse gefundenen Faktoren. Wir nennen sie ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ und ” Leistungsmotivation “. Vera¨nderung der Leistungsmotivation Von 211 JSG liegen Testergebnisse sowohl bei Zugang in die JSA als auch vor Abgang vor. Die folgenden Diagramme zeigen, wie viele JSG sich wie stark in ihrer Leistungsmotivation vera¨ndert haben. Dabei ist zu beachten, dass die Testwerte auch Zufallseinflu ¨ssen unterliegen (z. B. Stimmungslage beim Ausfu¨llen) und dadurch zwischen mehreren Testungen auch etwas schwanken wenn sich die tatsa¨chliche Leistungsmotivation nicht a¨ndert. Auf der horizontalen Achse ist die Vera¨nderung abgetragen: von starker Reduktion des Faktorwerts (links) u¨ber keine Vera¨nderung (mittig) bis zu starker Steigerung (rechts). Die Ho¨he der Balken zeigt die Ha¨ufigkeit (Anzahl der JSG), mit der die jeweilige Vera¨nderung vorkommt. 3Die Eigenwerte der ersten beiden Faktoren sind 5,4 und 3,5. 4Ca. ein Drittel der Schu¨ler besuchte eine Realschule oder ein Gymnasium, die anderen Schu¨ler eine Berufsschule (Hermans , H., Petermann, F. & Zielinski, W., 2002). Faktor ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ 0 10 20 −3 −2 −1 0 1 2 3 Faktorwert leistungshemmende Prüfungsangst An za hl Der Mittelwert der Differenz betra¨gt -0,24. Faktor ” Leistungsmotivation“ 0 10 20 30 −3 −2 −1 0 1 2 3 Faktorwert Leistungsmotivation An za hl Der Mittelwert der Differenz betra¨gt -0,02. Insgesamt kommen sehr unterschiedliche Vera¨nderungen vor – von stark sinkend bis stark steigend. Dies kann daran liegen, dass sich die JSG tatsa¨chlich verschieden vera¨ndern, oder aber das Testverfahren ist sehr anfa¨llig fu¨r situative Einflu¨sse, das heißt misst die stabile Eigenschaft ungenau. Die Mittelwerte der Vera¨nderungen sind sehr klein und sollten nicht u¨berbewertet werden. Tendenziell nimmt die leistungshemmende Pru¨fungsangst im Mittel ab. Untersucht wurde ferner, ob die Ho¨he der Vera¨nderung in der Leistungsmotivation mit der Aufenthaltsdauer in der JSA zusammenha¨ngt. Ein solcher Zusammenhang konnte jedoch nicht gefunden werden: sowohl fu¨r den Faktor ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ als auch fu¨r den Faktor ” Leistungsmotivation“ ist er statistisch nicht bedeutsam5. Zusammenha¨nge mit Beginn von Behandlungsmaßnahmen Beginnen JSG mit ho¨herer Leistungsmotivation in Haft eher Behandlungsmaßnahmen als JSG mit niedrigerer Leistungsmotivation? Dies wird hier fu¨r diejenigen Behandlungsmaßnahmen untersucht, die u¨berhaupt von vielen JSG begonnen werden. Dabei werden jeweils nur diejenigen JSG betrachtet, fu¨r die seitens der Fachdienste ein entsprechender Behandlungsbedarf festgestellt wurde. Fu¨r die meisten Maßnahmen ( ” Schulabschlussbezogene Maßnahmen“, ” Berufliche Qualifizierungskurse “, ” Suchtberatung“ und ” Soziale Trainingsmaßnahmen “) findet sich kein statistischer Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und Maßnahmebeginn. Einzig fu¨r ” andere delikt-/problembezogene Behandlungsmaßnahmen “ wurde ein Unterschied gefunden: je ho¨her der Faktor ” Leistungsmotivation“, desto eher beginnen JSG mit Bedarf diese Maßnahme. Dies liegt nicht notwendig ursa¨chlich an der Motivation der JSG, sondern ko¨nnte etwa auch dadurch zustande kommen, dass ho¨her motivierte JSG eher in Maßnahmen aufgenommen werden. 5Alle Signifikanztests wurden mit dem Signifikanzniveau α = 0,05 durchgefu¨hrt. Daten & Dialog Nr. 5, Dezember 2014 Seite 4 Zusammenha¨nge mit Abschluss und Bescha¨ftigung vor der Haft Fachdienste dokumentieren im Rahmen der ersten Vollzugsplanung fu¨r jeden JSG unter anderem den ho¨chsten Schulabschluss, die ho¨chste berufliche Qualifikation und den Bescha¨ftigungsstatus vor Haftantritt. Folgende Zusammenha¨nge mit Leistungsmotivation sind statistisch signifikant mit rτ gro¨ßer als 0,1 6: • Je ho¨her der Faktorwert ” Leistungsmotivation“, desto ” ho¨her“7 der Schulabschluss (rτ = 0,13). • Je ho¨her der Faktorwert ” Leistungsmotivation“, desto eher waren JSG vor Haftantritt erwerbsta¨tig oder in Ausbildung (d. h. nicht arbeitslos) (rτ = 0,18). Die gefundenen Zusammenha¨nge sind niedrig. Zusammenhang mit dem Erreichen eines Abschlusses in der JSA Erreichen JSG mit niedriger Pru¨fungsangst oder hohem Leistungsstreben in der JSA eher einen schulischen oder berufsqualifizierenden Abschluss? Von 533 JSG liegt der LMT bei Zugang wie auch Informationen u¨ber etwaige Abschlu¨sse vor. Hier findet sich allerdings kein statistisch bedeutsamer Zusammenhang. Zusammenha¨nge mit Ausbildung/Arbeit nach der Entlassung Bei Entlassung dokumentieren Fachdienste fu¨r jeden JSG, ob ein Platz in schulischer Ausbildung/Fo¨rderung nach der Haft in Aussicht oder vorhanden ist, ob ein Platz in beruflicher Ausbildung/Qualifizierung nach der Haft in Aussicht oder vorhanden ist und ob ein Arbeitsplatz nach der Haft in Aussicht oder vorhanden ist. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit rτ gro¨ßer als 0,1 findet sich fu¨r den Arbeitsplatz nach der Haft: je ho¨her der Faktorwert ” Leistungsmotivation“, desto eher ist ein Arbeitsplatz in Aussicht oder vorhanden (rτ = 0,14). Zusammenha¨nge mit Vera¨nderung von Entwicklungsmerkmalen der JSG Zur ersten Vollzugsplanung und wenn JSG die JSA verlassen scha¨tzen Fachdienste einige Entwicklungsmerkmale der JSG ein: ” Der Gefangene setzt sich ernsthaft mit seiner Straftat auseinander.“, ” Der Gefangene arbeitet aktiv an der Erreichung des Vollzugszieles mit.“, ” Der Gefangene ist bereit, nach der Entlassung einer geregelten Ausbildung oder Bescha¨ftigung nachzugehen.“, ” Der Gefangene ist in der Lage, nach der Entlassung einer geregelten Ausbildung oder Bescha¨ftigung nachzugehen.“, ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber fo¨rderliche familia¨re Beziehungen.“, ” Der Gefangene befindet sich in einer fo¨rderlichen Partnerschaft.“, Der Gefangene verfu¨gt u¨ber fo¨rderliche Freundschaften außerhalb des Vollzuges.“, ” Bei dem Gefangenen ist 6Kendalls tau wurde als Maß fu¨r die Zusammenha¨nge verwendet , da es sich bei der Einscha¨tzung der Fachdienste um ordinalskalierte Variablen handelt. 7Die meisten JSG verfu¨gen u¨ber gar keinen Schulabschluss, was als ” niedrigster“ Abschluss gewertet wurde. von einer hohen Gewaltbereitschaft auszugehen.“, ” Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Drogen erkennbar.“, ” Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Alkohol erkennbar.“ und ” Der Gefangene verfu¨gt u¨ber realistische Zukunftspla¨ne.“. Wenn fu¨r beide Zeitpunkte eine Einscha¨tzung vorliegt , so kann die Vera¨nderung als Differenz berechnet werden. Untersucht wurde, ob diese Vera¨nderungen mit Leistungsmotivation zusammenha¨ngen. Fu¨r keinen der Entwicklungsmerkmale zeigt sich ein statistisch bedeutsamer Zusammenhang mit rτ gro¨ßer als 0,1. Zusammenha¨nge mit Delikten Unterscheidet sich die Leistungsmotivation derjenigen JSG, die wegen eines bestimmten Delikts verurteilt wurden, von der Leistungsmotivation der JSG, die nicht wegen dieses Delikts verurteilt wurden? Untersucht wurde ein solcher Zusammenhang fu¨r die Deliktgruppen Raub, Sexualstraftat, Ko¨rperverletzung, Straftat nach BtmG, Diebstahl, Betrug und Straftaten gegen die perso¨nliche Freiheit. Insgesamt zeigt sich kein bedeutsamer Zusammenhang zwischen Delikt und Leistungsmotivation. Lediglich die Mittelwerte der Faktorwerte ” leistungshemmende Pru¨fungsangst“ unterscheiden sich statistisch signifikant zwischen JSG mit Ko¨rperverletzungsdelikt und JSG ohne solches. Der Unterschied ist auch hier sehr gering. Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns u¨ber Ru¨ckmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben ! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Nr. 6, Juni 2015 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen Schulische und berufliche Ausbildung und Arbeit Schulischer Bildung und beruflicher Qualifizierung wird in der Straffälligenhilfe große Bedeutung für eine erfolgreiche Resozialisierung beigemessen.1 In dieser Ausgabe betrachten wir, welchen Beitrag die Jugendstrafanstalt (JSA) Regis-Breitingen gemeinsam mit externen Bildungsträgern zur Ausbildung leistet.2 Wenn nicht anders angegeben, basieren die berichteten Ergebnisse auf denjenigen 783 Jugendstrafgefangenen (JSG), die seit Anfang 2011 (Beginn der Evaluation) in die JSA gekommen sind, diese vor 2015 wieder verlassen haben und mindestens 90 Tage in der JSA waren. Wenn Angaben nicht für alle JSG dokumentiert wurden (z. B. weil wegen vergleichsweise kurzem Aufenthalt keine Vollzugsplanung durchgeführt wurde), basieren die Ergebnisse auf weniger JSG. Abschlüsse und Tätigkeit vor der Inhaftierung3 Höchster Schulabschluss vor Inhaftierung (n=701) 63 % 4 % 26 % 7 % 0 100 200 300 400 kein Abschluss Sonder−/ Förderschule Hauptschule /Äquivalent höherer Abschluss An za hl Höchste berufliche Qualifikation vor Inhaftierung (n=700) 93 % 1 % 2 % 4 % 0 200 400 600 keine Lehrg.zert. Quali.baustein Zwischenprüf. Lehre abgeschl. Lehre o. höher An za hl 1z. B. Lösel, F. (2012). What works in correctional treatment and rehabilitation for young adults? In F. Lösel, A. E. Bottoms & D.P. Farrington (Hrsg.), Young adult offenders: Lost in transition? (S. 74–112). Milton Park, UK: Routledge. 2Wir danken allen MitarbeiterInnen, die uns bei der Erhebung von Schul- und beruflichen Abschlüssen unterstützt haben: Frau Januschkowsky für die Übermittlung von Schulabschlüssen , Herrn Arndt und Herrn Bildat für die Organisation der Dokumentation von Abschlüssen in beruflichen Ausbildungen und allen Ausbildern für die Dateneingabe oder Übermittlung von Listen. 3Die Ergebnisse in diesem Abschnitt basieren auf Angaben der Fachdienste in der Erstvollzugsplanung. Die große Mehrzahl der JSG hat bei Haftantritt keinen Schulabschluss. Nur ca. jeder zwanzigste JSG verfügt über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Status unmittelbar vor Haftantritt (n=666) 85 % 7 % 4 % 4 % 0 % 0 200 400 arbeitslos erwerbs− tätig schul. Ausb. berufl. Ausb. Sonstiges An za hl Die meisten JSG sind vor dem Haftantritt arbeitslos. Ca. 15% sind erwerbstätig oder in Ausbildung. Zusammen zeigen die Angaben, dass ein enormer Bedarf an Ausbildung bzw. Qualifizierung besteht. Dass die Bedeutung von Bildung und Abschlüssen weit über dadurch erhöhte berufliche Chancen hinausgeht, wurde bereits in der ersten Ausgabe von Daten & Dialog diskutiert. In Haft erreichte Abschlüsse insgesamt Einige JSG erreichen in Haft Abschlüsse in verschiedenen Schulkursen, Ausbildungsbetrieben und/oder im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ); andere erlangen keinen Abschluss. Das folgende Diagramm zeigt, wie viele Abschlüsse in verschiedenen Betrieben bzw. Schulkursen /BVJ von wie vielen JSG erreicht werden. Als beruflicher Abschluss gezählt werden hier neben Modulen auch der ECDL Computerführerschein, der Gabelstaplerschein und Schweißerpässe. Die Absolvierung mehrerer Module in einem Betrieb wird hier als ein Abschluss gezählt. Anzahl Abschlüsse in verschiedenen Betrieben/Schulkursen (n=783) 52 % 42 % 5 % 1 % 0 % 0 % 0 100 200 300 400 0 1 2 3 4 5 An za hl Etwa die Hälfte der JSG, die mindestens 90 Tage in der JSA sind, verlässt die Anstalt mit einer erworbenen Über Daten&Dialog Die Reihe „Daten&Dialog“ informiert über Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sächsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkanstößen. „Daten&Dialog“ erscheint ca. viermal jährlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 6, Juni 2015 Seite 2 Qualifizierung – von einem Modul oder Computerführerschein bis hin zu einem Schulabschluss oder, in einzelnen Fällen, einer abgeschlossenen Lehre (siehe unten). Die andere Hälfte verlässt die JSA ohne erworbene Qualifikation. Dieser Anteil wirkt sehr hoch. Freilich gibt es verschiedenste Gründe dafür: eine für die Aufnahme in eine Ausbildung zu geringe Haftdauer, fehlende Motivation des JSG oder fehlende Fertigkeiten (z. B. Deutschkenntnisse oder Rechenfertigkeiten). Einige JSG besuchen Kurse, die ohne Abschluss enden und hier nicht mit aufgenommen sind, etwa den Alphabetisierungskurs , oder Behandlungsmaßnahmen. Anzahl Abschlüsse in verschiedenen Betrieben/Schulkursen (mind. ein Jahr in JSA) (n=245) 25 % 58 % 15 % 2 % 0 % 0 % 0 50 100 0 1 2 3 4 5 An za hl Betrachtet man nur diejenigen JSG, die mindestens ein Jahr in der JSA blieben, so halbiert sich der Anteil ohne Abschluss auf ca. ein Viertel. Tage in JSA bis zur ersten Beschäftigung Das folgende Diagramm zeigt, wie viele Tage JSG in der JSA sind, bis sie eine Ausbildung oder Arbeit in der JSA beginnen.4 Durch verschiedene Farben ist angezeigt , welche JSG als erste Maßnahme (vor etwaigen weiteren) in die Schule oder einen Alphabetisierungskurs , in einer modulare Ausbildung oder zu einer Arbeit gehen. 47 JSG, die gar keiner Ausbildung oder Arbeit nachgegangen sind, sind nicht dargestellt, wie auch weitere einzelne JSG, die erst nach über 200 Tagen in der JSA mit einer Ausbildung oder Arbeit beginnen. Als vertikale Linie ist die „mittlere“ Anzahl von Tagen angezeigt, also die Anzahl worüber und worunter jeweils 50% der JSG liegen. Tage bis zum Ersteinsatz (n=736) 0 30 60 90 0 50 100 150 200 Tage in JSA An za hl Ausbild. Arbeit Schule Die Zeit bis zum Beginn einer Ausbildung oder Arbeit ist für die JSG sehr unterschiedlich lang. Einige beginnen im ersten Monat, über die Hälfte beginnen später als anderthalb Monate, einige nach drei oder mehr Monaten. Längere „Wartezeiten“ verkürzen die Zeit in Ausbildung und verringern die Möglichkeit, mehrere Module abzuschließen. Wodurch die späten Einsätze zustande kommen (Gibt es zu wenig Ausbildungsplätze? Wird im Aufnahmeverfahren auf andere vollzugliche Schritte gewartet?) und wie die Zeiten zu verkürzen sind, sollte anhand betreffender JSG herausgefunden werden. 4In den ersten Wochen besuchen die JSG allerdings in der Regel die „Zukunftsschmiede“, die hier nicht berücksichtigt wird. Schulabschlüsse Von den insgesamt betrachteten 783 JSG haben 118 in der JSA (mindestens) einen Schulabschluss erworben : 58 JSG einen Hauptschulabschluss, 48 JSG einen qualifizierenden Hauptschulabschluss und 19 JSG einen Realschulabschluss. (Die Summe der einzelnen Abschlüsse ist höher, weil einige JSG mehrere Schulabschlüsse erreicht haben.) Viele JSG kommen für die in der JSA angebotenen Schulkurse nicht in Betracht, weil ihre Haftzeit kein ganzes Schuljahr umfasst. 155 JSG hatten bei Haftantritt keinen oder nur einen Sonder-/Förderschulabschluss und waren mindestens ein Schuljahr (vom 01.10. bis zum 30.06. des darauffolgenden Jahres) in der JSA, also nach diesen äußeren Faktoren für eine Beschulung geeignet. Von diesen JSG haben 99 JSG (63,9%) einen Hauptschulkurs oder ein BVJ in der JSA besucht und 83 JSG (53,5%) einen Hauptschulabschluss erreicht. Dies ist eine beachtliche Leistung, da die meisten JSG in Freiheit schulisch „gescheitert“ sind und vermutlich nur wenige ohne eine besondere Unterstützung einen Abschluss erreicht hätten. Abschlüsse in modularer beruflicher Ausbildung In der JSA werden durch externe Bildungsträger verschiedene modulare Ausbildungen angeboten. Im Zeitraum 2011 bis 2014 waren dies: Bautechniker, Fachlagerist , Gebäudereiniger, Gärtner mit Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, Holzmechaniker, Mediengestalter , Metallbauer, Metalltechniker, Objektbeschichter , Schweißen und Teilezurichter.5 Die einzelnen Module dauern zwischen einem und sechs Monaten. Im Folgenden werden Teilnahmen der JSG an modularen Ausbildungen betrachtet. Dabei gehen einzelne JSG mehrfach in die Daten ein, wenn sie in mehreren Betrieben, die modulare Ausbildung durchführen, eingesetzt waren. Anzahl Arbeitstage in modularer Ausbildung (n=552) 0 20 40 60 0 100 200 300 400 Tage in Ausbildung An za hl Wie das Diagramm zeigt, verbringen viele JSG nur wenige Arbeitstage in einem Betrieb. Der höchste Balken (zweiter von links) steht für JSG, die zwischen 11 und 20 Tagen eingesetzt waren – was selbst für die kürzesten Module nicht ausreicht. Die Hälfte der Einsätze dauert nur 72 oder weniger Tage. Die häufigen kurzen Einsätze dürften eine kontinuierliche Ausbildung und den Erwerb eines Abschlusses sehr erschweren. Es erscheint lohnenswert, den Ursachen für die kurzen Einsätze nachzugehen und Lösungen zu finden, um die Abschlussquote zu erhöhen. 5Die 2012/2013 angebotene Ausbildung „Bürodienstleistungen“ wird hier und im Folgenden nicht zu den modularen Ausbildungen gezählt, da hier (fast) keine Modulabschlüsse erreicht wurden. Daten & Dialog Nr. 6, Juni 2015 Seite 3 Abschlüsse in modularen Ausbildungen (n=552) 14 % 36 % 20 % 22 % 6 % 2 % 0 50 100 150 200 kein Abschluss Teiln.− zertif. ein Modul 2 − 4 Module 5 − 12 Module Lehre An za hl Die Hälfte der Ausbildungsversuche endet ohne Abschluss eines Moduls. Abschlüsse in modularen Ausbildungen (mind. 60 Tage) (n=316) 3 % 24 % 27 % 34 % 9 % 3 % 0 25 50 75 100 kein Abschluss Teiln.− zertif. ein Modul 2 − 4 Module 5 − 12 Module Lehre An za hl Betrachtet man nur die Ausbildungseinsätze, die mindestens 60 Arbeitstage andauern, so reduziert sich der Anteil ohne Abschluss auf ca. ein Viertel. Gut ein weiteres Viertel schließt mit einem bestandenen Modul ab; eine knappe Hälfte mit mehreren Modulen oder einer abgeschlossenen Lehre. Einsatz in Ausbildungs- und Arbeitbetrieben Die Tabelle auf Seite 4 zeigt differenziert nach Ausbildungsplätzen und für verschiedene Arbeitsplätze (ohne Möglichkeit eines Abschlusses) (a) die Anzahl der dort eingesetzten JSG, (b) die Verteilung der Einsatzdauern und die „mittlere“ Einsatzdauer sowie (c) die Anteile der JSG, die einen Abschluss erwerben. (In den Fußnoten werden die Tabellenspalten genauer erläutert.) Bei der Interpretation und Bewertung der Angaben sollten unbedingt einige Überlegungen einbezogen werden . So ist zwar eigentlich ein längerer Verbleib in einem Betrieb wünschenswert, doch können auch viele kurze Einsätze in einem Betrieb durch eine erwünschte Praxis zustande kommen – etwa dadurch, dass die Ausbilder auch JSG mit geringen Fähigkeiten eine Chance geben, statt sie auszuschließen und nur „vielversprechende“ JSG (die tendenziell weniger abbrechen) aufzunehmen. Auch die Abschlussquoten dürften von verschiedenen Faktoren abhängen, etwa der Qualität der Ausbildung, den Anforderungen der Ausbildung, der Auswahl der JSG, sozialen Dynamiken in den Gruppen und äußeren Bedingungen. Die Tabelle zeigt, dass sowohl die Dauer des Einsatzes als auch die Abschlussquoten zwischen den Betrieben stark variieren. Relativ hohe Abschlussquoten haben die Schulkurse sowie die Ausbildungen zum Fachlagerist , zum Gärtner mit Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau und zum Mediengestalter. Auch die Dauer des Einsatzes in Arbeitsplätzen variiert sehr. Nicht wenige JSG verbringen viele Monate in Arbeit, und hätten in dieser Zeit in einer Ausbildung möglicherweise einen Abschluss erreichen können. Die Frage, ob ein langfristiger Einsatz in einem Arbeitsbetrieb sinnvoll ist (etwa, weil er für Kontinuität und höhere Qualität sorgt) oder für den JSG eher negativ (weil er das Erlangen eines Abschlusses „verhindert“), muss freilich für den Einzelfall abwägend beantwortet werden. Gründe für Nichtbeginn und Abbruch von Ausbildungsmaßnahmen Ergebnisse zu Gründen für Nichtbeginn von Maßnahmen , zu Abbrecherquoten und zu Abbruchsgründen sind in Daten & Dialog Nr. 2 (März 2014) berichtet. Schulabbruch ist vergleichsweise selten; die verschiedenen Gründe kommen jeweils nur in Einzelfällen vor, sodass sich daraus keine allgemeinen Aussagen ableiten lassen. Berufliche Qualifizierungskurse werden bei gut einem Drittel der JSG abgebrochen, am häufigsten wegen Entlassung, aber auch aus disziplinarischen Gründen oder auf Wunsch des JSG. Ausbildung und Arbeit nach der Entlassung Angaben zur Situation nach der Entlassung werden nur für JSG erhoben, die mindestens sechs Monate in der JSA verbrachten und die wegen Strafende oder Entlassung zur Bewährung tatsächlich in Freiheit entlassen werden (und nicht etwa aus dem Jugendvollzug ausgenommen und in eine andere JVA verlegt werden). Dadurch ist die Anzahl der JSG reduziert. Platz in schulischer Ausbildung/Förderung nach der Haft in Aussicht oder vorhanden? (n=514) 66 % 5 % 4 % 22 % 3 % 0 100 200 300 nein, weder noch ja, in Aussicht ja, gesichert entf., nicht erforderlich keine Ang. möglich An za hl Platz in beruflicher Ausbildung/Qualifizierung nach der Haft in Aussicht oder vorhanden? (n=514) 63 % 16 % 5 % 10 % 5 % 0 100 200 300 nein, weder noch ja, in Aussicht ja, gesichert entf., nicht erforderlich keine Ang. möglich An za hl Arbeitsplatz nach der Haft in Aussicht oder vorhanden? (n=514) 69 % 11 % 3 % 13 % 5 % 0 100 200 300 nein, weder noch ja, in Aussicht ja, gesichert entf., nicht erforderlich keine Ang. möglich An za hl Die vorstehenden Diagramme zeigen Häufigkeiten, mit denen verschiedene Abstufungen von Fachdiensten angegeben werden. Dabei ist zu beachten, dass die Antworten voneinander abhängen: wenn etwa ein Platz in beruflicher Ausbildung in Aussicht ist, so wäre eher unsinnig, wenn auch ein Arbeitsplatz oder ein Platz in schulischer Ausbildung in Aussicht oder vorhanden ist. Dadurch relativieren sich die hohen Prozentzahlen der Antwort „nein, weder noch“. Dennoch: bei 236 JSG (45,9%) ist in allen drei Fragen „nein, weder noch“ angegeben. Hier zeigt sich ein enormer Bedarf an auf Ausbildung und Arbeit orientiertem Übergangsmanagement . Daten & Dialog Nr. 6, Juni 2015 Seite 4 Schule, BVJ, Alphabetisierungskurs JSG6 Tage in Ausb.7 Abschl. (20+)8 Hauptschule 95 (159) 73% (65/89) Realschule 27 (176) 73% (19/26) BVJ 64 (139) 66% (41/62) Alphabetisierungskurs (CJD) 47 (68) Modulare Ausbildung JSG6 Tage in Ausb.7 Abschl. (20+)8 mind.29 Bautechniker (BSW) 69 (53) 51% (24/47) 12 Bürodienstleistungen (BFW), 2012/2013 32 (84) 46% (12/26) 0 Fachlagerist (TBZ) 78 (61) 74% (45/61) 35 Gärtner Fachrichtung Gala-Bau (BFW) 88 (75) 75% (50/67) 31 Gebäudereiniger (BFW) 66 (76) 52% (26/50) 8 Holzmechaniker (CJD) 80 (55) 41% (25/61) 8 Mediengestalter (BFW), 2011-2013 33 (89) 75% (21/28) 16 Metallbauer (VMKB), 2011-2013 54 (60) 40% (17/43) 7 Metalltechniker (VMKB) 21 (57) 56% (10/18) 8 Objektbeschichter (BSW), 2011-2013 42 (66) 37% (13/35) 0 Schweissen (VMKB) 49 (56) 68% (28/41) 26 Teilezurichter (VMKB), 2011-2013 34 (80) 64% (16/25) 12 Arbeitsplatz JSG6 Tage in Arbeit7 Altenburger Skatblatt, 2011 3 (5) Bäckerei 38 (49) Garten- und Landschaftsbaubetrieb 61 (23) Hausarbeiter 108 (60) Hauswerkstatt 6 (48) Kammer und Effekten 37 (48) Kfz-Pflege 13 (76) Kreativ-WS Modellbahnbau (VMKB), 2014 16 (37) Küche 80 (57) Kunstarbeitsbetrieb, 2012/2013 3 (107) Kunstbetrieb Metall 4 (106) Mülltrenner / Objektreiniger, 2012/2013 2 (8) Fazit Die berichteten Ergebnisse zeigen einerseits beachtliche Erfolge in der Ausbildung vieler JSG, die besonders dadurch bemerkenswert sind, dass die meisten JSG bisher in Freiheit keinen Abschluss erreicht haben. Die Bedin- 6Angegeben ist die Anzahl von JSG, welche die jeweilige Ausbildung /Arbeit begonnen haben. Darunter sind auch JSG, die nur wenige Tage in der Ausbildung/Arbeit eingesetzt waren. 7Die Diagramme zeigen, wie viele JSG wie lange in der Ausbildung /Arbeit eingesetzt waren. Die horizontale Position der Balken zeigt, ob JSG nur sehr kurz (ganz links: maximal 10 Tage) oder länger (ganz rechts: 200 oder mehr Tage) in der Ausbildung/Arbeit waren. Die Höhe der Balken entspricht der Anzahl von JSG, die für eine bestimmte Dauer eingesetzt waren. Hinter den Diagrammen ist in Klammern jeweils der Median der Dauer in Tagen angegeben; das heißt: die Hälfte der JSG war weniger, und die andere Hälfte mehr Tage eingesetzt. 8Angegeben ist der Anteil der JSG, die in der jeweiligen Ausbildung einen Abschluss erreicht haben. Dahinter ist in Klammern jeweils die Anzahl der JSG mit Abschluss und die Anzahl der JSG in dieser Ausbildung insgesamt angegeben. Sowohl in den Prozent- als auch in den Absolutzahlen sind nur solche JSG aufgenommen, die mehr als 20 Tage in der Ausbildung waren und für die bereits eine Angabe zu einem etwaigen Abschluss vorliegt. Dadurch ist die Gesamtzahl hier oft kleiner als in der ersten Spalte. Bei der Interpretation sind unbedingt die Hinweise im Text zu beachten! 9Angegeben ist die Anzahl der JSG, die im Beobachtungszeitraum mindestens zwei Module bestanden haben. gungen des Jugendstrafvollzugs ermöglichen offenbar vielen JSG das Nachholen eines Abschlusses. Andererseits zeigen die Ergebnisse enormes, zumindest theoretisch vorhandenes Potential zur Steigerung der Ausbildungsleistung: die Einsätze in den Ausbildungsbetrieben sind oft sehr kurz; nicht wenige JSG verbringen ihre ersten zwei Monate in der JSA oder sogar länger, ohne in Arbeit oder Ausbildung eingesetzt zu sein; jeder vierte JSG, der mindestens ein Jahr in der JVA war, verlässt sie, ohne einen Abschluss erreicht zu haben. Auch eine Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit nach der Entlassung erfolgt oder gelingt für viele JSG nicht. Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns über Rückmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben ! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Nr. 7, November 2015 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen Problem Suchtmittel: Gesundheitsfürsorge trifft Kriminaltherapie Missbrauch oder Abhängigkeit von Alkohol oder illegalen Drogen ist nach Andrews & Bonta1 einer der „Central Eight“ – der acht wichtigsten Risikofaktoren für Straffälligkeit –, aus denen sich Behandlungsbedarfe („kriminogene Bedürfnisse“) ableiten lassen. Metaanalysen finden einen starken Zusammenhang zwischen Suchtmittelproblematiken und Delinquenz. Im Folgenden sind, wenn nicht anders angegeben, mit dem Begriff „Suchtmittel“ Alkohol und illegale Drogen gemeint. Andere stoffgebundene Suchtmittel wie etwa Tabak sind zwar gesundheitsschädlich, jedoch für kriminelles Verhalten kaum relevant. Auch auf pathologisches Glücksspielen oder problematischen Mediengebrauch wird hier nicht eingegangen, obwohl sie die soziale Integration beeinträchtigen können. Für wen ist der Konsum von Suchtmitteln ein kriminogener Faktor? Eine Suchtmittelproblematik ist im Jugendstrafvollzug besonders relevant, wenn sie bei einem Jugendstrafgefangenen (JSG) Straffälligkeit begünstigt oder verursacht . Dann nämlich dient ihre Behandlung nicht nur der Gesundheitsfürsorge sondern auch dem Vollzugsziel, „die Gefangenen zu befähigen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen“ (§ 2 SächsJStVollzG). Für die Behandlung wie auch für die Psychoedukation von JSG ist hilfreich, den individuellen Zusammenhang zwischen Suchtmittelproblematik und Straffälligkeit zu klären. Im Folgenden werden sechs typische Zusammenhänge dargestellt – orientiert an den vier Typisierungen im Manual „MATE-Crimi“2. Die Abbildung oben auf der folgenden Seite zeigt die sechs Zusammenhänge schematisch. 1Andrews, D. A. & Bonta, J. (2010). The psychology of criminal conduct, 5. Aufl. LexisNexis Matthew Bender: New Providence NJ. 2Schippers, G. M. & Broekman, T. G. (2012). MATE-Crimi 2.1. Handbuch und Leitfaden. Deutsche Bearbeitung: A. Buchholz, M. Schliek, I. Rosch & R. Wolf. Nijmegen: Bêta Boeken. „S. gesondert“ Die Suchtmittelproblematik hat andere Ursachen als die Straffälligkeit. Beispiel: Dissoziale Einstellungen führen zu Körperverletzungen, unabhängig davon werden Suchtmittel missbraucht. Der Missbrauch ist nicht kriminogen. „gemeinsame Ursache“ Suchtmittelproblematik und Straffälligkeit haben die gleiche Ursache. Beispiel: Die Suche nach neuen Spannungsreizen führt zu Einbrüchen, Fahren ohne Fahrerlaubnis wie auch zum Drogenmissbrauch. Der Suchtmittelkonsum selbst ist nicht kriminogen. Eine Behandlung der Suchtmittelproblematik kann kriminal-präventiv wirken, wenn dabei die (gemeinsame) Ursache behandelt wird. „S. direkt ursächlich“ Der Suchtmittelkonsum führt direkt zur Straffälligkeit. Beispiel: Beschaffungskriminalität . Die Behandlung der Suchtmittelproblematik ist primäre kriminal-präventive Aufgabe. „S. begünstigend“ Der Suchtmittelkonsum erleichtert die Straffälligkeit. Beispiel: Durch Alkohol enthemmt wird eine Körperverletzung begangen. Eine Behandlung der Suchtmittelproblematik ist kriminal-präventiv aber nicht hinreichend. „S. indirekt ursächlich“ Der Suchtmittelkonsum beeinflusst andere Faktoren, die (ggf. langfristig) zu Straffälligkeit führen. Beispiel: Durch stetig stärkeren Alkoholkonsum erfolgt die Lebensführung immer unkontrollierter, was schließlich zu Schwarzfahren führt. Eine Behandlung der Suchtmittelproblematik ist kriminal-präventiv. „S. resultierend“ Der Suchtmittelkonsum ist indirekte Folge von Straffälligkeit. Beispiel: Eine Gewalttat gegen ein Familienmitglied führt zu sozialem Ausschluss und fehlendem Halt; der mit dem Verlust verbundene Schmerz wird mit Alkohol „betäubt“. Sicherlich können für eine Person mehrere dieser Zusammenhänge zutreffen. Diese theoretische Einordnung problematischen Suchtmittelkonsums in (vereinfachte) Über Daten&Dialog Die Reihe „Daten&Dialog“ informiert über Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sächsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkanstößen. „Daten&Dialog“ erscheint ca. viermal jährlich digital. Bisherige Ausgaben und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Verantwortlicher Redakteur: Sven Hartenstein Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 2 „S. gesondert “ S K A A „gemeinsame Ursache“ S K A „S. direkt ursächlich“ S K A „S. begünstigend “ S K A „S. indirekt ursächlich“ S K A „S. resultierend “ S K A Suchtmittel (S), andere Faktoren (A) und Kriminalität (K): typische Zusammenhänge Modelle straffälligen Verhaltens soll dazu anregen, etwaige individuelle Suchtmittelproblematiken von JSG bewusster und differenzierter in Vollzugs- und Behandlungsplanungen zu berücksichtigen. Ein bestimmter Fall indirekter Wirkung von Suchtmitteln auf die Straffälligkeit spielt im Justizvollzug noch eine besondere Rolle: wenn frühere Konsumerfahrung oder Konsum in Haft die Veränderungsmotivation und Mitarbeit der Inhaftierten beeinträchtigt. Dann ist die positive Einwirkung auch auf andere kriminogene Faktoren erschwert. Verwendete Daten Die im Folgenden berichteten Ergebnisse basieren auf Daten von denjenigen JSG, die seit Anfang 2011 (Beginn der Evaluation) in die JSA gekommen sind und von denen die jeweiligen Erhebungsbögen vorliegen.3 Aus verschiedenen Gründen schwankt die Anzahl der JSG zwischen den Analysen, etwa weil bei kurzem Aufenthalt in der Jugendstrafvollzugsanstalt (JSA) keine Vollzugsplanung durchgeführt wird oder weil JSG nicht in der Lage oder bereit sind, Fragebögen auszufüllen. Verbreitung von Suchtmittelproblematiken unter Jugendstrafgefangenen Im Rahmen der ersten Vollzugsplanung („Zugang“) und nachdem die JSG die JSA verlassen haben („Abgang“), schätzen Fachdienste für jeden JSG die etwaige Suchtproblematik in Bezug auf Alkohol und Drogen anhand einer vierstufigen Skala von „gar nicht“ bis „vollständig“ oder der Angabe „Beurteilung nicht möglich“ ein. Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Alkohol erkennbar. (n1=1018, n2=696) 26 % 10 % 17 % 18 % 28 % 30 % 15 % 15 % 15 % 25 % 0 100 200 300 0 100 200 300 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl Bei ca. einem Viertel der JSG geben die Fachdienste an, dass eine Beurteilung der Alkoholproblematik nicht möglich ist – selbst zum Zeitpunkt des Abgangs aus der JSA. Nach dem Zugang wird der Hälfte der übrigen JSG eine Alkoholproblematik „annähernd“ oder „vollständig“ attestiert. Bei der anderen Hälfte wird eine Problematik häufiger „gar nicht“ als „allenfalls ansatzweise“ gesehen. 3Wir danken den Fachdiensten für die Unterstützung bei der Datenerhebung im Rahmen der Vollzugsplanungen. Auch danken wir den Jugendstrafgefangenen, die den Zugangs- und/oder Abgangsfragebogen ausgefüllt haben. Nachdem die JSG die Anstalt verlassen haben wird etwas seltener eine Alkoholproblematik gesehen. Verschiedene Gründe dafür sind denkbar; problematisch wäre, wenn Alkoholproblematiken „vergessen“ oder verharmlost würden, weil sie sich in Haft weniger zeigen. Die Veränderungen der Einschätzung sind allerdings eher gering. Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Drogen erkennbar. (n1=1020, n2=696) 30 % 7 % 15 % 33 % 15 % 30 % 11 % 14 % 33 % 11 % 0 100 200 300 0 100 200 300 Zugang Abgang gar nicht allenfalls ansatzw. annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. An za hl Die Beurteilung einer Drogenproblematik ist häufiger möglich. Deutlich über die Hälfte der JSG, für die eine Einschätzung vorliegt, weisen eine solche annähernd oder vollständig auf. Die Verteilung ändert sich kaum zwischen Zugang und Abgang. Die folgende Tabelle zeigt, wie häufig Alkohol- und Drogenproblematik die gleichen oder verschiedene JSG betreffen. Hier gehen nur die JSG mit einer Beurteilung beim Zugang ein. Die Einschätzungen „gar nicht“ und „allenfalls ansatzweise“ wurden zu „nein“ zusammengefasst während „annähernd“ und „vollständig“ zu „ja“ kodiert wurden. (n=680) Drogen nein Drogen ja Summe Alkohol nein 30% 20% 50% Alkohol ja 19% 31% 50% Summe 49% 51% 100% Nur rund 30% der JSG weisen keine der beiden Problematiken auf. Ebenfalls rund 30% konsumieren sowohl Alkohol als auch Drogen in problematischer Weise. Die restlichen rund 40% zeigen eine der beiden Problematiken . Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Verbreitung von Suchtmittelproblematiken unter den JSG nach Einschätzung der Fachdienste enorm ist. Stimmen die Einschätzungen der Fachdienste mit der Selbsteinschätzung der JSG überein? Die folgende Tabelle zeigt, wie häufig dies der Fall ist. Dabei wurden für die Einschätzung im Rahmen der ersten Vollzugsplanung („VZP“) die Einschätzungen zu Alko- Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 3 Suchtmittel 0 <1 1-2 3-8 >8 k.A. Bier, unter der Woche (Flaschen/Tag) 43% 14% 13% 16% 6% 9% Bier, am Wochenende (Flaschen/Tag) 21% 11% 18% 29% 15% 8% Spirituosen, unter der Woche (Gläser/Tag) 71% 6% 4% 3% 3% 12% Spirituosen, am Wochenende (Gläser/Tag) 45% 10% 11% 14% 8% 12% Zigaretten (Stück/Tag) 4% 1% 1% 17% 74% 5% Kaffee (Tassen/Tag) 32% 10% 29% 20% 3% 7% Cannabis (mal/Woche) 47% 9% 6% 12% 18% 8% Crystal (mal/Monat) 47% 5% 6% 10% 24% 7% Medikamente (Tabletten/Tag) 77% 5% 4% 3% 1% 11% Konsummengen: Anteile der JSG mit bestimmten Konsummengen für verschiedene Substanzen hol und Drogen zusammengefasst: wenn mindestens eine der beiden Problematiken vorliegt, wird dies als „ja“ gewertet. Die Einschätzung der JSG erfolgt im Zugangsfragebogen anhand des Items „Ich habe ein Alkohol/Drogen-Problem.“, das mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden kann. (n=944) JSG: „nein“ JSG: „ja“ Summe VZP: „nein“ 18,5% 1,4% 19,9% VZP: „ja“ 26,1% 36,7% 62,8% VZP: ? 13,1% 4,2% 17,3% Summe 57,7% 42,3% 100% Wenn JSG selbst eine Problematik sehen, so wird diese auch meistens von den Fachdiensten angegeben. Anders, wenn JSG die Problematik verneinen: dann wird von den Fachdiensten trotzdem häufiger eine Problematik gesehen als keine. Diese einseitige Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung dürfte vor allem dadurch zustande kommen, dass JSG ihre eigene Fähigkeit, ihren Konsum zu kontrollieren, überschätzen bzw. andere Normen für Suchtmittelkonsum vertreten – was Symptom einer Suchterkrankung sein kann. Hat sich die Häufigkeit von Suchtmittelproblematiken in den letzten Jahren verändert? Darüber geben die folgenden beiden Diagramme Auskunft. Sie zeigen Anteile der oben beschriebenen Einschätzungen der Fachdienste in der ersten Vollzugsplanung. Alkoholproblematik im Längsschnitt: Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Alkohol erkennbar. gar nicht allenfalls ansatzweise annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. 0 25 50 75 100 07/2011 01/2012 07/2012 01/2013 07/2013 01/2014 Zugang in die JSA An te il de r J SG (% ) Wie ersichtlich, wird prozentual zunehmend häufiger angegeben, dass eine Beurteilung nicht möglich ist. Auch die Einschätzung „gar nicht“ nimmt zu. Entsprechend nimmt die Einschätzung, dass eine Alkoholproblematik vorliegt, in den letzten Jahren prozentual ab. Drogenproblematik im Längsschnitt: Bei dem Gefangenen ist eine erhebliche Suchtproblematik in Bezug auf Drogen erkennbar. gar nicht allenfalls ansatzweise annähernd vollständig Beurteilung nicht mögl. 0 25 50 75 100 07/2011 01/2012 07/2012 01/2013 07/2013 01/2014 Zugang in die JSA An te il de r J SG (% ) Die Einschätzung der Drogenproblematiken ändert sich weniger stark. Auch hier wird mit der Zeit häufiger angegeben, dass keine Beurteilung möglich ist. Die Angabe „gar nicht“ nimmt hier eher ab. Konsummengen Im Zugangsfragebogen werden die JSG gefragt, wie viel sie von bestimmten Suchtmitteln in bestimmten Zeiträumen in den letzten sechs Monaten vor der Haft konsumierten. Die Tabelle oben auf dieser Seite zeigt, welche Konsummengen wie häufig angegeben werden. Bei der Interpretation der Angaben ist zu berücksichtigen , dass sie teilweise strategisch gemacht sein können, etwa wenn JSG sich erhoffen, durch Darstellung einer schweren Suchtproblematik eine Entlassung in eine stationäre Suchttherapie zu erreichen. Darüber hinaus ist möglich, dass einige JSG bei ungleichmäßigem Konsum in den letzten sechs Monaten vor der Haft mit einer Durchschnittsbildung überfordert sind und etwa den maximalen Konsum angeben. Immerhin wirkt der Vergleich der angegebenen Mengen zwischen den verschiedenen Suchtmitteln recht plausibel, was für ein differenziertes Antworten der meisten JSG spricht. Über ein Drittel der JSG gibt an, im Durchschnitt unter der Woche täglich mindestens eine Flasche Bier zu sich zu nehmen. 15% trinken am Wochenendtag mehr als 8 Flaschen. Immerhin 10% konsumieren unter der Woche mindestens ein Glas Spirituosen; am Wochenende über ein Drittel der JSG. Tabak wird von fast allen JSG geraucht. Über die Hälfte der JSG konsumiert Cannabis. Ebenfalls über die Hälfte gibt an, Crystal zu konsumieren; über ein Drittel regelmäßig (mehrmals im Monat).4 In die Angaben zu Medikamenten dürften 4Der Konsum der synthetisch hergestellten, euphorisierenden Droge Crystal ist in Sachsen in den letzten Jahren stark angestiegen . Laut dem Bericht „Sucht 2014. Bericht der Sucht- Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 4 (a) (b) (c) (d) (e) (f) (g) (h) (i) (a) Bier, unter der Woche (Flaschen/Tag) 1 .62 .49 .40 .13 .16 .13 .13 .07 (b) Bier, am Wochenende (Flaschen/Tag) .62 1 .37 .50 .12 .15 .06 .00 .00 (c) Spirituosen, unter der Woche (Gläser/Tag) .49 .37 1 .54 .13 .07 .20 .21 .17 (d) Spirituosen, am Wochenende (Gläser/Tag) .40 .50 .54 1 .10 .06 .12 .05 .08 (e) Zigaretten (Stück/Tag) .13 .12 .13 .10 1 .19 .08 .13 .06 (f) Kaffee (Tassen/Tag) .16 .15 .07 .06 .19 1 -.01 .03 .11 (g) Cannabis (mal/Woche) .13 .06 .20 .12 .08 -.01 1 .54 .10 (h) Crystal (mal/Monat) .13 .00 .21 .05 .13 .03 .54 1 .11 (i) Medikamente (Tabletten/Tag) .07 .00 .17 .08 .06 .11 .10 .11 1 Zusammenhänge des Konsums verschiedener Substanzen verordnete und missbräuchliche Einnahmen eingehen. Zusammenfassend sind die angegebenen Konsummengen beträchtlich. Ein übermäßiger, oft gefährlicher Konsum gehört offenbar zum Alltag vieler JSG. Der Konsum von Heroin wird im Zugangsfragebogen nicht wie bei den anderen Suchtmittel mit vorgegebenen Mengenangaben, sondern mit einem Textfeld abgefragt, in das die JSG etwas schreiben können. Häufig wurde keine Angabe gemacht; dies kann bedeuten, dass die JSG keine Angabe machen möchten, oder aber, dass sie Heroin nicht konsumiert haben, dies aber nicht explizit angeben. 633 JSG haben eine Angabe zum Konsum gemacht . Von diesen geben 575 JSG (das sind 91 Prozent) an, gar nicht konsumiert zu haben. 17 JSG geben einen täglichen Konsum an, 11 JSG einen wöchentlichen, 5 JSG einen monatlichen und 13 JSG einen selteneren. 12 JSG geben einen Konsum an, ohne ihn auf ein Zeitintervall zu beziehen. Welche Substanzen werden gemeinsam konsumiert? Welche Suchtmittel häufiger von den gleichen Personen konsumiert werden, zeigt die Tabelle oben auf dieser Seite. Sie führt statistische Zusammenhangsmaße5 mit einem Wertebereich von -1 bis 1 auf. Der Wert 0 bedeutet keinen (d. h. fehlenden) Zusammenhang, die Werte -1 und 1 einen negativen bzw. positiven „perfekten“ Zusammenhang . Ein positiver Zusammenhang zwischen zwei Suchtmitteln bedeutet, dass diejenigen, welche mehr von der einen Substanz konsumieren, tendenziell auch mehr der anderen konsumieren. Relativ hohe Zusammenhänge zeigen sich unter den vier Fragen zum Alkoholkonsum: wer größere Mengen Bier trinkt, trinkt wahrscheinlich auch mehr Spirituosen; wer unter der Woche mehr trinkt, trinkt wahrscheinlich auch am Wochenende mehr. Eine weiterer höherer Zusammenhang besteht zwischen Cannabis- und Crystalkonsum . Auffällig sind die Zusammenhänge mit dem Konsum von Spirituosen unter der Woche: JSG, die hier größere Mengen angegeben haben, konsumieren nach eigener Angabe praktisch alle Suchtmittel in höheren krankenhilfe in Sachsen“ (Sächsische Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V.) suchen mehr und mehr Crystalkonsument Innen die Suchtberatung auf: „Innerhalb von zwei Jahren hat sich das Beratungsaufkommen pro 100.000 Einwohner sachsenweit von 86 Klienten auf 122 Klienten signifikant (+ 42%) erhöht.“ 5Es handelt sich um den Koeffizient für Rangkorrelationen Kendalls tau. Dosen (außer vielleicht Kaffee). Viele andere Zusammenhänge sind gering, aber fast alle positiv; so gilt, dass JSG, die mehr einer bestimmten Substanz konsumieren, tendenziell auch mehr aller anderen konsumieren. Die statistischen Zusammenhänge erlauben lediglich Wahrscheinlichkeitsaussagen; auf einzelne JSG darf dabei nicht geschlossen werden. Da die Zusammenhänge deutlich unter dem Wert 1 liegen, gibt es viele JSG, die von der gefundenen Tendenz abweichen, also etwa Cannabis aber kein Crystal oder Spirituosen aber keine andere Substanz konsumieren. Probleme durch Alkohol- oder Drogenkonsum Im Zugangsfragebogen werden die JSG nach bestimmten negativen Auswirkungen von Alkohol- oder Drogenkonsum gefragt. Zu verschiedenen Aussagen sollen sie angeben, ob diese auf sie zutreffen („ja“) oder nicht („nein“). Die folgenden Diagramme zeigen, wieviel Prozent der JSG den einzelnen Aussagen zustimmen. Ich hatte schon einmal das Gefühl, dass ich meinen Konsum von Alkohol oder Drogen reduzieren sollte. ja nein 68 % 32 % 0 % 50 % 100 % n = 11 51 Mich hat schon jemand durch Kritik an meinem Konsum von Alkohol/Drogen ärgerlich gemacht. ja nein 42 % 58 % 0 % 50 % 100 % n = 11 51 Ich habe mich schon mal wegen meines Alkohol/Drogen- Konsums schlecht oder schuldig gefühlt. ja nein 58 % 42 % 0 % 50 % 100 % n = 11 51 Ich habe schon mal morgens als erstes Alkohol/Drogen konsumiert, um mein Unwohlsein loszuwerden oder mich nervlich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. ja nein 52 % 48 % 0 % 50 % 100 % n = 11 51 Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 5 Ich war bereits in der stationären Entgiftung. ja nein 26 % 74 % 0 % 50 % 100 % n = 11 51 Ich habe ein Alkohol/Drogen-Problem. ja nein 41 % 59 % 0 % 50 % 100 % n = 11 51 Große Anteile der JSG bejahen die Aussagen zu Auswirkungen von Suchtmittelkonsum, teilweise über die Hälfte. Ein Viertel der JSG berichtet, bereits in stationärer Entgiftung gewesen zu sein – wobei dies möglicherweise viele JSG angeben, die wegen akuter Intoxikation, nicht aber mit einer Abhängigkeit im Krankenhaus waren . Rund 40% der JSG schätzen ein, ein Alkohol- oder Drogenproblem zu haben. Das folgende Diagramm zeigt die Häufigkeit der Zustimmung zur Aussage „Ich habe ein Alkohol/Drogen- Problem.“ im Längsschnitt. Angabe zum Alkohol/Drogen-Problem im Längsschnitt ja nein 0 25 50 75 100 07/2011 01/2012 07/2012 01/2013 07/2013 01/2014 07/2014 Zugang in die JSA An te il (% ) Der Anteil der JSG, der angibt, ein Suchtmittelproblem zu haben, steigt in den letzten Jahren leicht an. Suchtmittel und Straftaten Kurz nach dem Zugang wie auch kurz vor dem Verlassen der JSA werden die JSG im Fragebogen gefragt: „Wie sehr sind die folgenden Personen/Dinge verantwortlich dafür, dass Sie Straftaten begangen haben?“ Dazu werden verschiedene Personen und andere Faktoren vorgegeben , für die jeweils auf einem „Maßband“ eingeschätzt werden soll – von „gar nicht“ bis „voll“ verantwortlich. Das folgende Diagramm zeigt die Antworten der JSG. Als vertikale Linien sind die Mittelwerte eingetragen. Verantwortlich für das Begehen von Straftaten: Alkohol und Drogen (n1=1153, n2=797) 4, 42 4, 89 0 100 200 300 0 100 200 300 Zugang Abgang 1 << gar nicht 2 3 4 5 6 7 voll >> An za hl Mehr als die Hälfte der JSG sehen eine deutliche Verantwortung von Alkohol und/oder Drogen für die eigene Straffälligkeit. Vor dem Verlassen der JSA sind es sogar über zwei Drittel. Dabei ist zu beachten, dass die Antworten sowohl ein Bewusstsein für die eigene Suchtmittelproblematik als auch eine Abwehr eigener Verantwortung durch Zuschreibung der Verantwortung auf äußere Faktoren spiegeln können. Die folgende Tabelle zeigt, wie sehr verschiedenen Personen und Faktoren Verantwortung für die eigene Straffälligkeit zugeschrieben wird. Die Spalte „MW“ zeigt die Mittelwerte über alle JSG hinweg. Die Spalte „Prozent“ zeigt, wieviel Prozent der JSG für den jeweiligen Faktor die Mitte des Maßbands oder eine höhere Verantwortung angegeben haben. „Personen/Dinge“ MW Prozent Ich selbst 6,0 92% Alkohol, Drogen 4,4 65% Die Umstände 3,9 61% Meine Kumpel 3,5 53% Das Opfer 2,2 27% Schulden 2,2 26% Richter, Polizei, Justiz 2,0 22% Mein Vater 1,9 20% Meine Mutter 1,7 15% Alkohol und/oder Drogen ist unter den vorgegebenen Personen und Faktoren derjenige, dem am zweitmeisten Verantwortung für die Straffälligkeit zugeschrieben wird – vor „Umständen“ und „Kumpeln“. Auch dies verdeutlicht, welche beträchtliche negative Rolle Suchtmittel im Leben der JSG spielen und den erheblichen Interventionsbedarf. Suchtmittel und Delikte Von 1287 JSG sind 157 JSG (auch) wegen Delikten gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) verurteilt. Das sind rund 12%. Jeder neunte JSG wurde also wegen Handels oder Herstellung illegaler Drogen verurteilt. Die folgende Tabelle zeigt statistische Zusammenhänge zwischen Delikten, für welche die JSG verurteilt wurden, und den Einschätzungen der Fachdienste zur Suchtmittelproblematik (in der ersten Vollzugsplanung). Negative Zusammenhänge bedeuten, dass JSG mit diesem Delikt eher geringere Suchtmittelproblematiken aufweisen. Fett hervorgehoben sind Zusammenhangsmaße , die statistisch bedeutsam sind.6 Delikt Alk. Drog. BtMG-Delikt -.10 .27 Körperverletzung .15 -.09 Betrug -.11 .11 Diebstahl -.03 .14 Sexualdelikt -.07 -.13 Brandstiftung -.03 -.08 Raub .02 .04 Die statistischen Zusammenhänge sind durchweg gering ; d. h. ein Schluss von Delikt auf Suchtmittelproblematik ist im individuellen Fall sehr unsicher. Immerhin spiegeln die Werte plausible Zusammenhänge wider: JSG mit BtMG-Delikt haben häufiger eine Drogenproblematik als solche ohne BtMG-Delikt. Diebstahl und Betrug sind mit Drogenproblematiken assoziiert; der Zusammenhang dürfte durch Beschaffungskriminalität zustande kommen. Körperverletzungen gehen mit Alkoholproblematiken einher; nicht selten wird Alkohol eine 6Es wurde ein „strenges“ Signifikanzniveau von α=0,01 gewählt. Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 6 unmittelbar enthemmende Rolle im Tatgeschehen spielen . Negative Zusammenhänge finden sich etwa zwischen Sexualdelikt und Drogenproblematik sowie Betrug und Alkoholproblematik. JSG mit diesen Delikten weisen die jeweilige Problematik in geringerem Maße bzw. seltener auf. Interventionsbedarf und Versorgung Auf einem Datenbogen, der in jeder Vollzugsplanung aktualisiert und nach der Entlassung der JSG vervollständigt wird, geben Fachdienste unter anderem den Bedarf an Suchtberatung sowie an Suchtherapie an und dokumentieren, ob eine entsprechende Maßnahme begonnen wurde, ob diese gegebenenfalls abgebrochen wurde und wie sehr die Maßnahmeziele erreicht wurden .7 Der Bogen wird nur für JSG, die mindestens sechs Monate in der JSA waren, vollständig ausgefüllt. Die folgende Graphik zeigt abgestuft Anteile jeweils der übergeordneten Menge. Suchtberatung: Bedarf und Versorgung alle JSG(vorliegende Daten) Bedarf erkennbar Maßnahme begonnen MN nicht abgebrochen MN−Ziele erreicht davon 83 % davon 79 % davon 76 % davon 71 % 0 200 400 600 Anzahl JSG Anteil wie angegeben Anteil gegenteilig keine Angabe möglich Für über 80% der JSG wird ein Bedarf an Suchtberatung dokumentiert. Suchtberatung ist damit neben Maßnahmen zur beruflichen Ausbildung die Maßnahme mit dem höchsten Bedarfsanteil. Von den JSG mit dokumentiertem Bedarf beginnen rund 80% eine Suchtberatung . Von diesen bricht jedoch – laut Dokumentation der Fachdienste – fast ein Viertel die Maßnahme ab. Auch wenn JSG vollständig an der Suchtberatung teilnehmen, wird nicht immer das Ziel erreicht. Von den JSG mit Bedarf an Suchtberatung wird insgesamt bei nur rund 43% – also weniger als der Hälfte – eine erfolgreiche Zielerreichung dokumentiert. An jeder dieser selektierenden Stufen kann Qualitätssicherung ansetzen: Wie kann gewährleistet werden, dass möglichst viele JSG mit Bedarf eine Suchtberatung beginnen? Wodurch bleiben möglichst viele JSG kontinuierlich in der Maßnahme? Was ist zu tun, damit möglichst viele JSG das Maßnahmeziel erreichen? Verändert sich der Bedarf an Suchtberatung innerhalb der letzten Jahre? Die folgende Graphik zeigt den dokumentierten Bedarf im Längsschnitt. 7Die Bedarfe an allen Maßnahmetypen und ihre Versorgung sind Thema der Ausgabe Nr. 2 von Daten & Dialog (März 2014). Bedarf an Suchtberatung im Längsschnitt ja nein 0 25 50 75 100 07/2011 01/2012 07/2012 01/2013 07/2013 01/2014 07/2014 Zugang in die JSA An te il (% ) Der Anteil der JSG mit Bedarf an Suchtberatung ändert sich seit Anfang 2011 (Beginn der Datenerhebung) kaum. Suchttherapie: Bedarf und Versorgung alle JSG(vorliegende Daten) Bedarf erkennbar Maßnahme begonnen MN nicht abgebrochen MN−Ziele erreicht davon 41 % davon 6 % davon 59 % davon 80 % 0 200 400 600 Anzahl JSG Anteil wie angegeben Anteil gegenteilig keine Angabe möglich Bei 40% der JSG wird ein Bedarf an Suchttherapie festgestellt – auch diese Zahl zeigt die Bedeutung von Suchtmittelproblematiken im Jugendstrafvollzug auf. Eine Suchttherapie wird in der JSA bisher nicht angeboten . Wenn dennoch für einige JSG der Beginn einer Therapie dokumentiert wurde, ist damit vermutlich die „Motivationsstation Sucht“ der JSA gemeint. Dort bereiten sich Inhaftierte auf eine stationäre Therapie nach der Entlassung vor. Bedarf an Suchttherapie im Längsschnitt ja nein 0 25 50 75 100 07/2011 01/2012 07/2012 01/2013 07/2013 01/2014 07/2014 Zugang in die JSA An te il (% ) Die Häufigkeit, mit der Bedarf an Suchttherapie dokumentiert wird, nimmt in den letzten Jahren leicht ab. Die folgenden beiden Diagramme beschreiben den von Fachdiensten eingeschätzten Behandlungsbedarf an Suchtberatung und Suchttherapie nach der Entlassung. Suchtberatung: Behandlungsbedarf nach Entlassung gegeben und (weitere) Maßnahme veranlasst? (n=639) 30 % 29 % 28 % 12 % 0 50 100 150 200 kein (weiterer) Bedarf geg. Bedarf geg., k. MN veranl. Bedarf geg., MN veranl. keine Angabe möglich An za hl Bei fast zwei Dritteln der JSG, für die eine Angabe vorliegt, ist nach der Entlassung ein (weiterer) Bedarf an Suchtberatung gegeben. Bei der Hälfte davon wurde eine solche Maßnahme veranlasst. Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 7 Suchttherapie: Behandlungsbedarf nach Entlassung gegeben und (weitere) Maßnahme veranlasst? (n=639) 52 % 16 % 20 % 12 % 0 100 200 300 kein (weiterer) Bedarf geg. Bedarf geg., k. MN veranl. Bedarf geg., MN veranl. keine Angabe möglich An za hl Bedarf an Suchttherapie nach der Entlassung wird für 40% der JSG, für die eine Einschätzung vorliegt, festgestellt. Für über die Hälfte davon wurde eine solche Maßnahme veranlasst. Die Behandlung der Suchtmittelproblematik sollte bei vielen JSG einen wichtigen Aspekt des Übergangsmanagements darstellen. Bewertung der Teilnahme an der Suchtberatung Im Abgangsfragebogen erhalten die JSG die Gelegenheit , für verschiedene Angebote und Maßnahmen anzugeben , wie hilfreich sie diese finden. Wie hilfreich finden Sie die Teilnahme an der Suchtberatung für das Ziel, dass die Inhaftierten nicht mehr straffällig werden? (n=520) 5, 39 0 50 100 150 200 1 << gar nicht hilfreich 2 3 4 5 6 7 sehr hilfreich >> An za hl Die Suchtberatung wird von den meisten JSG als hilfreich, von vielen als sehr hilfreich bewertet. Wie in Daten & Dialog Nr. 3 berichtet wurde, wird die Suchtberatung auch im Vergleich zu anderen Maßnahmen als relativ hilfreich eingeschätzt. Konsum von Suchtmitteln in Haft Im Abgangsfragebogen werden die JSG gefragt, ob sie bestimmte Substanzen „in der Haft mindestens einmal konsumiert“ haben. In der Haft mindestens einmal konsumiert... Alkohol Cannabis Andere keine: 78,5 %3,5 % 4,7 % 0,9 % 2,6 % 0,6 % 4,6 % 4,7 % Für jede der Substanzen Alkohol, Cannabis und andere Drogen geben mehr als 10% an, sie in der Haft konsumiert zu haben (Summe der Prozentzahlen innerhalb jeweils eines Kreises). Cannabis wird am häufigsten genannt; vermutlich, weil es leichter in die JSA zu bringen und dort versteckt aufzubewahren ist als Alkohol, der meist selbst angesetzt wird, wobei das Behältnis nicht einfach zu verstecken ist. Die Frage („in der Haft“) ist so gestellt, dass nicht sicher ist, ob der Konsum in der Jugendstrafvollzugsanstalt oder etwa während der U-Haft in einer anderen Anstalt geschah. Auch der Abgangsfragebogen wird nicht anonym ausgefüllt, sondern ist mit dem Namen des JSG versehen8; plausibel ist, dass tatsächlich einige JSG den Konsum fälschlich verneint haben, also das Dunkelfeld des Konsums in Haft größer ist. Nach der Haft Von 1065 JSG, die seit dem 1.1.2011 in die JSA kamen und diese bereits verlassen haben, wurde bei 31 JSG die Strafvollstreckung nach § 35 BtMG zurückgestellt. Das sind rund 3%. Bei vielen weiteren JSG – hierzu liegen keine Zahlen vor – wird die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt, mit der Auflage, eine stationäre Suchtentwöhnungstherapie zu absolvieren. Gleichaltrige Bezugspersonen („Peers“) spielen für die Wahrscheinlichkeit von delinquentem Verhalten eine besondere Rolle. Im Abgangsfragebogen werden die JSG darum gefragt, ob sie nach der Entlassung vor allem mit Freunden zu tun haben, die Alkohol und Drogen konsumieren. Das folgende Diagramm zeigt die Antworten. Ich habe nach der Entlassung vor allem mit Freunden zu tun, die Alkohol und Drogen konsumieren. (n=794) 2, 86 0 100 200 300 1 << trifft gar nicht zu 2 3 4 5 6 7 trifft sehr zu >> An za hl Viele JSG verneinen die Aussage deutlich. Fast 40% der JSG allerdings kreuzen die Mitte oder weiter in Richtung „trifft sehr zu“ an (Werte 4 bis 7). Damit erwartet ein erheblicher Teil der JSG bereits vor der Entlassung, dass er (wieder) in einen von Suchtmitteln geprägten Freundeskreis treffen wird. Zusammenhänge mit Alter Statistische Zusammenhänge zwischen dem Alter der JSG bei Zugang in die Anstalt auf der einen Seite und (jeweils einzeln) folgenden Merkmalen wurden untersucht , ergaben aber, dass keine bedeutsamen Zusammenhänge bestehen: (a) Alkoholproblematik laut Fachdiensten , (b) Drogenproblematik laut Fachdiensten, (c) Verantwortung von Suchtmitteln für die Straffälligkeit laut JSG, (d) Bedarf an Suchtberatung (Fachdienste) und (e) Konsum der Freunde, mit denen JSG nach der Entlassung zu tun haben (JSG). Zusammenfassung und Fazit Der übermäßige, zum Teil gefährliche Konsum von Suchtmitteln, auch von illegalen, gehört zum Alltag der meisten JSG. Bei über zwei Dritteln der JSG liegt laut Einschätzung der Fachdienste mindestens eine Alkoholoder eine Drogenproblematik vor. Viele JSG geben auch selbst an, dass sie durch Suchtmittelkonsum Probleme 8Die einzelnen Befragungen geschehen nicht anonym, damit die Antworten gegenseitig zugeordnet werden können, um Zusammenhangsanalysen durchzuführen. Daten & Dialog Nr. 7, November 2015 Seite 8 haben, und schreiben Suchtmitteln eine hohe Verantwortung für die eigene Straffälligkeit zu. Der eingeschätzte Bedarf an Suchtberatung ist enorm; nur ein Drittel der JSG mit Bedarf erreicht laut Einschätzung der Fachdienste die Ziele der Maßnahme. Auch der eingeschätzte Bedarf an Suchttherapie ist recht groß, allerdings wird diese in der JSA nicht angeboten; eine Maßnahme nach der Entlassung wird häufig veranlasst. Die Teilnahme an der Suchtberatung wird von den meisten JSG sehr positiv bewertet. Auch in der Haft werden Suchtmittel illegal konsumiert. Eine Behandlung der Suchtmittelproblematik ist für einen Großteil der JSG zur Gesundheitsfürsorge angezeigt . Für viele JSG ist sie darüber hinaus notwendig, um das Vollzugsziel sicher zu erreichen. Dabei sollten verschiedene Rollen der Suchtmittel in der Entwicklung der Delinquenz unterschieden werden, um den JSG eine auf sie zugeschnittene Behandlung zu ermöglichen. Eine Typisierung wird oben vorgeschlagen. Um den verschiedenen Substanzen, Konsummustern und Rollen der Suchtmittel für die Delinquenz gerecht zu werden, bedarf es differenzierter Angebote sowie der Kombination von Angeboten von Sucht- und Kriminaltherapie. Wir danken Frau Töpelt von der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Impuls für hilfreiche Anmerkungen zu einem Entwurf dieser Ausgabe. Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns über Rückmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben ! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Infobox: Die Störungen „schädlicher Gebrauch“ und „Abhängigkeitssyndrom“ im ICD-10 Der Begriff „Suchtmittelproblematik“ ist nicht einheitlich definiert; mit ihm können leichtere Formen übermäßigen oder problematischen Konsums bis hin zu schwerer Abhängigkeit bezeichnet werden. Ab wann darf von einem Missbrauch oder einer Abhängigkeit gesprochen werden? Für solche klinischen Diagnosen werden im ICD-10, der internationalen Klassifikation psychischer Störungen, unter „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ u. a. der „schädlicher Gebrauch“ (oft „Missbrauch“ genannt) und das Abhängigkeitssyndrom („Sucht“) beschrieben. In der rechten Spalte sind die jeweiligen Kriterien aus dem ICD-10, die für eine Diagnose erfüllt sein müssen, zitiert. Eine solche klinische Diagnose dürfen nur Ärzte und approbierte, d. h. staatlich zugelassene Psychotherapeuten stellen. (Quelle des folgenden Auszugs: WHO / Dilling et al. (Hrsg.) InternationaleKlassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kap. V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien, 7. Aufl. 2010.) schädlicher Gebrauch A. Deutlicher Nachweis, dass der Substanzgebrauch verantwortlich ist (oder wesentlich dazu beigetragen hat) für die körperlichen oder psychischen Schäden, einschließlich der eingeschränkten Urteilsfähigkeit oder des gestörten Verhaltens, das zu Behinderung oder zu negativen Konsequenzen in den zwischenmenschlichen Beziehungen führen kann. B. Die Art der Schädigung sollte klar festgestellt und bezeichnet werden können. C. Das Gebrauchsmuster besteht mindestens seit einem Monat oder trat wiederholt in den letzten zwölf Monaten auf. D. Auf die Störung treffen die Kriterien einer anderen psychischen oder Verhaltensstörung bedingt durch dieselbe Substanz, zum gleichen Zeitpunkt nicht zu (außer akute Intoxikation). Abhängigkeitssyndrom A. Drei oder mehr der folgenden Kriterien sollten zusammen mindestens einen Monat lang bestanden haben. Falls sie nur für eine kürzere Zeit gemeinsam aufgetreten sind, sollten sie innerhalb von zwölf Monaten wiederholt bestanden haben. 1. Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren. 2. Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch , d.h. über Beginn, Beendigung oder die Menge des Konsums, deutlich daran, dass oft mehr von der Substanz konsumiert wird oder über einen längeren Zeitraum als geplant oder an dem anhaltenden Wunsch oder an erfolglosen Versuchen, den Substanzkonsum zu verringern oder zu kontrollieren. 3. Ein körperliches Entzugssyndrom, wenn die Substanz reduziert oder abgesetzt wird, mit den für die Substanz typischen Entzugssymptomen oder auch nachweisbar durch den Gebrauch derselben oder einer sehr ähnlichen Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden. 4. Toleranzentwicklung gegenüber den Wirkungen der Substanz. Für eine Intoxikation oder um den gewünschten Effekt zu erreichen, müsssen größere Mengen der Substanz konsumiert werden, oder es treten bei fortgesetztem Konsum derselben Menge deutlich geringere Effekte auf. 5. Einengung auf den Substanzgebrauch, deutlich an der Aufgabe oder Vernachlässigung anderer wichtiger Vergnügen oder Interessensbereiche wegen des Substanzgebrauchs; oder es wird viel Zeit darauf verwandt, die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich davon zu erholen. 6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen, deutlich an dem fortgesetzten Gebrauch, obwohl der Betreffende sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte. Nr. 8, September 2016 Kurzberichte zur Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der JSA Regis-Breitingen Suizidalität und Suizidrisiko Suizidalität beschreibt einen psychischen, krisenhaften Zustand, in dem Menschen verzweifelt und hoffnungslos sind und über Selbsttötung nachdenken und/oder phantasieren, oder in dem sie bereits in Handlungen den Suizid vorbereiten oder beabsichtigen. Es gibt viele Abstufungen: von Suizidgedanken ohne den tatsächlichen Wunsch, das eigene Leben zu beenden, bis hin zu konkreten Handlungen, dem ein Entschluss zur Selbsttötung zugrunde liegt. Suizidalität kann das Suizidrisiko – die Wahrscheinlichkeit eines Suizids – erhöhen. Suizidalität ist keine Krankheit. Meist liegen reale Probleme vor. Allerdings können psychische Krankheiten wie Depression oder Sucht Risikofaktoren darstellen, wenn sie etwa die Wahrnehmung in Richtung Aussichtslosigkeit verengen. Die eigene Inhaftierung ist für viele Menschen ein kritisches Lebensereignis. Sie kann mehrere Probleme (Stressoren) umfassen, die zu Suizidalität führen oder beitragen können, beispielsweise • Angst, die Haft nicht (unbeschadet) zu überstehen, • Angst vor oder tatsächliche Trennung von Partner Innen, Familie und/oder Freunden, Ausschluss aus persönlich wichtigen Gruppen, • Hoffnungslosigkeit, ein lebenswertes Leben führen zu können, • Realisierung der eigenen Situation und Biographie, Verlust positiver Selbstbilder, Scham, Schuldgefühle und/oder • Autonomieverlust. Suizidalität und Suizidrisiko Inhaftierter sind meist nicht nur durch die Haft erhöht: Straftäter weisen auch vor der Inhaftierung höher ausgeprägte Risikofaktoren auf als die Allgemeinbevölkerung. Zu den Risikofaktoren , die in den Justizvollzug „importiert“ werden, zählen Neigung zu impulsiv-aggressivem Verhalten, vorangegangene Suizidversuche, Substanzmissbrauch, psychische Erkrankungen und männliches Geschlecht.1 1Lempp, T. & Radeloff, D. (2015). Suizidalität von jungen Ge- Menschen reagieren unterschiedlich auf Belastungen. So kann Suizidalität auch als Ausdruck mangelnder Bewältigungsfertigkeiten (z. B. niedriges Selbstwertgefühl ) und mangelnder externer Ressourcen (z. B. wenig unterstützende soziale Kontakte) verstanden werden. Im Justizvollzug wird Maßnahmen der Suizidprävention hohe Priorität zugesprochen. Ziele sind dabei, tatsächliche Suizide und Suizidversuche zu verhindern, sowie zur psychischen Gesundheit der Inhaftierten beizutragen und ihre Ressourcen zu stärken. In den Jahren 2000 bis 2013 haben sich in deutschen Gefängnissen 48 Inhaftierte, die jünger als 20 Jahre alt waren, das Leben genommen, darunter über die Hälfte in Untersuchungshaft.2 Seit Inbetriebnahme der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen (JSA) im Herbst 2007 hat sich dort im Jahr 2009 ein Jugendstrafgefangener (JSG) das Leben genommen. Suizidversuche, die zu einer stationären Behandlung führten, gab es in den Jahren 2011 bis 2015 in der JSA insgesamt 6. Fragebogen zur Beurteilung der Suizidgefahr Seit Beginn der Evaluation des Jugendstrafvollzugs Anfang 2011 füllen JSG nach Zugang in die JSA im Rahmen der Zugangsdiagnostik den „Fragebogen zur Beurteilung der Suizidgefahr“3 (FBS) aus. Von den insgesamt 1359 JSG, die zwischen 01.01.2011 und 31.03.2016 in die JSA gekommen sind, liegen 1259 Testbögen vor. 71 dieser Testbögen wurden ausgeschlossen, weil die Antwortzeiten der einzelnen Fragen darauf hindeuteten, dass die Bearbeitung nicht gewissenhaft erfolgte. Somit verbleiben 1188 Bögen. fangenen. In K. Bennefeld-Kersten, J. Lohner & W. Pecher (Hrsg.), Frei Tod? Selbst Mord? Bilanz Suizid? Wenn Gefangene sich das Leben nehmen (S. 153-177). Lengerich: Pabst Science Publishers. 2Bennefeld-Kersten, K. (2015). Problemkonstellationen – Risiken und Anlässe für und gegen den Verbleib im Leben. In K. Bennefeld-Kersten, J. Lohner & W. Pecher (Hrsg.), Frei Tod? Selbst Mord? Bilanz Suizid? Wenn Gefangene sich das Leben nehmen (S. 11-26). Lengerich: Pabst Science Publishers. 3Stork, J. (1972). Fragebogentest zur Beurteilung der Suizidgefahr . Salzburg: Müller. Über Daten&Dialog Die Reihe „Daten&Dialog“ informiert über Ergebnisse der Evaluation des Jugendstrafvollzugs in der sächsischen Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen. Jede Ausgabe widmet sich einem umgrenzten Aspekt des Jugendstrafvollzugs: mit Ergebnissen von Datenanalysen, Interpretationen und Denkanstößen. Bisherige Ausgaben finden Sie im Internet unter http://www.justiz.sachsen.de/kd/ . AutorInnen: Sven Hartenstein (verantwortlicher Redakteur), Sylvette Hinz und Maja Meischner-Al-Mousawi Herausgeber: Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen JVA Leipzig mit Krankenhaus Leinestraße 111, 04279 Leipzig Kontakt: B kd@smj.justiz.sachsen.de T 0341 8639-118 m www.justiz.sachsen.de/kd/ Daten & Dialog Nr. 8, September 2016 Seite 2 FBS-Testwerte Bei der Auswertung des FBS wird anhand der Antworten ein Gesamtwert der Suizidalität berechnet. Der Testautor ordnet Wertebereichen verschiedene Abstufungen der Suizidalität zu. Das folgende Diagramm zeigt, wie häufig welche Testwerte der JSG vorkommen. Farblich wird angezeigt, welcher „Suizidalitäts-Stufe“ dies entspricht. 0 10 20 30 40 0 31 35 40 50 Suizidgefahr laut FBS (n=1188) H äu fig ke it Normalität Norm. zweifelhaft schwache Suiz. starke Suiz. bes. starke Suiz. Die folgende Tabelle gibt für jede Stufe die Anzahl der JSG absolut und prozentual wieder. Suizidalität Häufigkeit Prozent Normalität 1015 85,4 Normalität zweifelhaft 49 4,1 schwache Suizidalität 62 5,2 starke Suizidalität 50 4,2 besonders starke Suiz. 12 1,0 Zwar zeigen die Testergebnisse der meisten JSG keine Suizidalität, doch mehr als jeder zwanzigste weist starke oder besonders starke Suizidalität auf. Das waren in den letzten Jahren 62 JSG, also nicht nur Einzelfälle. Prozentränge In den folgenden Auswertungen werden die Testwerte selbst betrachtet. Im Ergebnisbogen des FBS zu einzelnen Testungen wird daneben auch ein Prozentrang angegeben. Dieser bezieht sich auf eine Normstichprobe von 266 psychiatrischen Patienten. Diese Prozentränge unterscheiden sich stark von Prozenträngen, die sich aus den Testwerten aller JSG ergeben, und können daher nicht als Prozentränge bezogen auf die Stichprobe der JSG interpretiert werden.4 Zusammenhang von FBS-Testwerten mit anderen Merkmalen Höhere Suizidalität könnte Ausdruck einer akuten Belastungssituation sein, die in den ersten Tagen der Haft stärker erlebt wird als nach einer Anpassung an die neuen Umstände der Haft. Tatsächlich aber lässt sich kein Zusammenhang zwischen der bisherigen Haftdauer zum Zeitpunkt der Testung5 und den Testwerten finden (r=0,00, t(1185)=0,16, p=0,87), wie die folgende 4Ein Prozentrang von beispielweise 90 bedeutet, dass 90% der Testwerte aller Probanden der betrachteten Stichprobe niedriger als der vorliegende Testwert oder gleich sind; nur 10% der Probanden haben höhere Werte. Die Normstichprobe des FBS (psychiatrische Patienten) unterscheidet sich allerdings stark von der Stichprobe der JSG: Ca. 50% der JSG weisen bezogen auf die Normstichprobe einen Prozentrang bis 25 auf; über 75% der JSG haben einen Prozentrang unter 50. Prozentränge über 50 haben daher weniger als 25% der JSG. 5Längere Haftdauern vor der Zugangstestung kommen meist durch eine Untersuchungshaft in einer anderen JVA vor Verlegung in die JSA zustande. Abbildung zeigt. Die schwarze (hier horizontale) Linie zeigt den „Trend“6 – die FBS-Werte sinken oder steigen nicht systematisch mit der Länge der Inhaftierung zum Zeitpunkt der Testdurchführung. l l l l ll l ll l l l l l l l l l l l l l ll l l ll l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l lll ll l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll ll l l lll l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l ll l l l ll l l l l l l l l ll l l l l l l lll l l l l ll l l l l l l l l l l l ll ll l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l ll ll l l l ll l ll l l ll l l l l l l l l l l l l l l l ll l lll l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l ll l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l ll ll l ll l l ll ll l l l l l l l l l lll l l ll l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l ll l l l l l l l l l ll l ll l l l l l ll l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l lll l l l ll l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l lll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll ll l ll l l l l l l l l l l ll l l l l ll ll l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l ll l l l lll ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l ll ll l l l l l l l ll l l l l l l l ll l l l ll l l l l l l l l l l l l ll l ll l l l l ll lll l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l ll ll l l ll l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l ll l l l l l l l l l l ll l lll l l l l ll l l l lll l l l l l ll l l l lll l l l ll l l l l l l l l ll l l ll l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l lll l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l llll ll l l l l l l l l l l ll l l l l l l ll ll l l l l l ll l l l l l l l l l l l ll l ll l l 0 31 40 50 0 200 400 600 Tage in Haft bei Testung (n=1187) FB S− W e rt Auch ein bedeutsamer Zusammenhang der Testwerte mit dem Alter der JSG bei Zugang in die JSA findet sich nicht (r= -0,06, t(1186)= -1,91, p=0,06). Ein starker Zusammenhang besteht hingegen mit dem Selbstwert der JSG7: JSG mit höherem Selbstwert zeigen deutlich niedrigere FBS-Werte (r= -0,60, t(1127)= -25,20, p<0,01). l l l l ll l l l l l l l l l ll l l l l ll l ll l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll ll ll l l ll l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l ll l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l ll ll l ll l l l ll l l l l l l l l l ll l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll ll l l l l l l ll l l l l l l l l l l l ll l ll l l l l l l l l ll l l l l l ll l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll l l l l l l l l l l ll l ll l l ll l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l ll l l l l l l l l l ll l l ll l l l l l l l l l l ll l l l ll l l ll l l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l l l 0 31 40 50 0 5 10 15 20 Selbstwert (n=1129) FB S− W e rt JSG, die im Zugangsfragebogen angeben, dass sie denken, in der JSA viele Probleme zu bekommen, weisen tendenziell höhere FBS-Werte auf (r=0,36, t(1130)=12,78, p<0,01). llllllll llllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllll lllllllllll lllllllllll llllll lll llllll llll llllll ll ll ll l lll l lllll lllll lllllll llll llll llll 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ll lll lll l ll lll l l l 0 31 40 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Erwartung vieler Probleme in Haft (n=1132) FB S− W e rt Ein ähnliches Bild zeigt sich für den Zusammenhang mit der Angst, verprügelt zu werden (r=0,29, t(1130)=10,33, p<0,01). llllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllll lllllllllll llllllllllll llllllllll lllllllll lllllll llllll lllllll lll ll ll l l ll llll llll lll lll llllll lll ll llllll lllll lll ll l l ll l l l llll lllllllll llllll ll llll lllllll ll lllll ll l ll ll ll ll l ll lllll lllll lllllllll lllll llll llllll llll lllll l lll ll lllll lll lll ll l lll lll llll lll ll ll llll llll llll ll ll l l l l ll l lll lllllll llll ll ll ll llll l lll l l l lll ll l lllll lll l llll ll ll ll ll llll l ll ll l l l l l l l lll l l ll l l l l l l l l l l ll llllll lllllllll llllllllll llll lllllllll llllllllll lllll llllllll llllllllll lllllllllll lllllll lll lllll lll l ll ll ll l ll l l llll l l l l l l ll l ll lll l l ll ll l ll ll lll ll ll ll ll ll lll ll l l l llll l l lllll lll l lll l llll llll l ll l lll lll lllllll llllll l l ll l l l ll ll ll l lll l ll ll l ll lll l lll ll l ll ll l l l lll ll l lll l ll ll lll l l l l l ll ll l l ll lll l l ll llll llllll lllll lllllll lllllll ll llll lll llllll llll lll lllll l ll llll ll l l l 0 31 40 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Angst, in Haft verprügelt zu werden (n=1132) FB S− W e rt JSG, die sich selbst zum Haftantritt gestellt haben, haben im Mittel8 einen etwas niedrigeren FBS-Wert als JSG, die sich nicht selbst gestellt haben (x˜ja=14,0, x˜nein=17,0, Z =3,81, p<0,01). 6Regressionsgerade 7Dieser wird im Zugangsfragebogen anhand von 10 Fragen erhoben . 8Als Kennwert wird hier und im Folgenden der Median (nicht das arithmetische Mittel) verwendet. Diesen zeigt auch die horizontale Linie in den Diagrammen. Die statistische Signifikanz von Median-Differenzen wird durch den Brown-Mood-Median- Test ermittelt. Daten & Dialog Nr. 8, September 2016 Seite 3 llllllllll llllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllll llllllllll lllllllllll lllllll llllll lllll llllllll lll lll l ll l l llllllll llllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllllll llllllllllll lllllllllllll lllll llllllll llllll ll ll l l l 0 31 40 50 ja nein selbst zum Haftantritt gestellt (n=1188) FB S− W e rt Vorinhaftierte JSG (mit früherer Jugend- oder Freiheitsstrafe ohne Bewährung) weisen keinen signifikant niedrigeren FBS-Wert auf als JSG, die zum ersten Mal in Haft sind (x˜ja=15,0, x˜nein=17,0, Z =1,36, p=0,17). lll llllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllll llllllllllllllllllllll llllllllllllllll llllllllllllll llllllll lllllllllllllll llllllllll lllllllllllll lllllllllll llllllll lllllllllll lll ll llllll lllllllll ll lllll lll ll ll ll l lllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllll lllllllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllllllll lllllllllll llllllllll llllllll lllll lllll ll lll l l 0 31 40 50 ja nein frühere Jugend−/Freiheitsstrafe ohne Bew. (n=998) FB S− W e rt JSG mit Suchtproblematik weisen tendenziell höhere FBS-Werte auf – dies gilt für das Suchtmittel Alkohol (τ =0,15, z=5,28, p<0,01) wie für illegale Drogen (τ =0,18, z=6,72, p<0,01). Während in der Gruppe der JSG ohne Suchtproblematik die meisten FBS-Werte niedrig sind und die Verteilung nach oben stark „ausdünnt “, findet sich bei JSG mit Suchtproblematik eine weniger glockenförmige, gleichförmigere Verteilung – hohe FBS-Werte kommen hier prozentual deutlich häufiger vor. llllll llllllllll llllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllll llllllllllll lllllllllllllllll lllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllll llllllll lllllllllll llllllll ll llllllll ll llll ll l ll l l llll llllllll lllllllll lllllllllll lllllll llllllllll lllllllll ll llllll llllll llll llll llll ll llll llll ll lll ll ll l l llllll lllllllll lllllllllllllllllll lllllllllll lllll lllllllllllll llllllllllllllllll lllllllll llllllllllllllllll lllllllllllll llllllllll llllllllllll llllllllllll llllll lllll llll llll llll lllllll ll ll l l l llllll lllllll llllllll llllllllllll llllllll llllll lllllllll llllll llllllllll lllllllllllllllllll llllllllllll lllllllllll lllllllll llllllll llll llll llllllll llllll llllll llllll lllll llllll lll ll l l 0 31 40 50 gar nicht allenf. ansatzw. annähernd vollständig Alkohol−Suchtproblematik erkennbar (n=728) FB S− W e rt lllllll llllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllll lllllllllllllllll llllllll lllllllllllll lllllll lllllllll llllllll llllll lllll lll llll l lll l l l lll lllll llllll lllll lllll llll lllllll llllll lllllllll llll lllll lll ll ll l llll l ll lll l llllll lllllllll lllllllllllllll lllllll llllllllll lllllllllll lllllllllllll llllllllll llllllllll lllllllll llllllllll lllllll llllllll lll lll lllllllll llll ll ll ll l lll ll l llllll lllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllllll llllllllllll llllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllll lllllllllllllll llllll llllllllllllll llllllll lllllllllllll lllllllll llll lll ll llll l l 0 31 40 50 gar nicht allenf. ansatzw. annähernd vollständig Drogen−Suchtproblematik erkennbar (n=853) FB S− W e rt Der gefundene Zusammenhang zwischen Suchtmittelproblematik und FBS-Werten deckt sich mit der Auffassung (und kann damit erklärt werden), dass sowohl ein häufiger Missbrauch von Suchtmitteln wie auch Suizidalität Ausdruck fehlender Bewältigungsfertigkeiten (insbesondere bei starken psycho-sozialen Belastungen) sind. Als positive Ressource für Bewältigung können förderliche soziale Beziehungen dienen. JSG, die laut Einschätzung der Fachdienste über förderliche familiäre Beziehungen verfügen, zeigen etwas niedrigere FBS- Werte (τ = -0,13, z= -3,33, p<0,01).9 Für förderliche 9In diese Auswertung gehen deutlich weniger JSG ein, da für die Mehrzahl der JSG angegeben wird, dass die Beurteilung, Freundschaften außerhalb des Vollzugs ist der Unterschied statistisch nicht bedeutsam (τ = -0,05, z= -1,11, p=0,27), sie werden allerdings sehr selten als förderlich eingeschätzt. Besonders hohe FBS-Werte zeigen nur JSG, für die eingeschätzt wird, dass sie „gar nicht“ über förderlichen Beziehungen verfügen. ll l lllllllll llllllll lllll lllllllllll lllllll lllllllllllll lllllllll lllllll lllll lllllllll lllll lll llll lll lllll ll lllll lllll ll llll l ll l l l l lll lll llll llll lllll lllll lllll llll lllllll lllll llllllllll llllllllll ll lll ll lll l l ll l l lll llll llllllllll llllll lllllll lllllll lllll llllllllll lllllllll lllllllllll lllll lll lll llll llll l ll ll llll l l l l lll lll lllllll lllllll llllll llllll lllll lllllll lll lllll llll ll l lllll lllll l l l l l 0 31 40 50 gar nicht allenf. ansatzw. annähernd vollständig förderliche familiäre Beziehungen (n=390) FB S− W e rt ll lllllllllll lllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllllll lllllllllllllllll llllllllllllll llllllllllllllllllllll llllllllllllll lllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllllllll llllllllllllllll llllllllllllll llllll llll lllll llll llll lllllll llll lll lll llll lll lll l l l llll lllllll lll ll l ll llll ll lll lll ll llll lll l ll ll l llll l ll lll l l ll l l l l l l 0 31 40 50 gar nicht allenf. ansatzw. annähernd vollständig förderliche Freundschaften außerh. d. V. (n=319) FB S− W e rt Im Zugangsfragebogen werden die JSG gefragt, wie sehr sie den Aussagen „Ich habe draußen mindestens einen Menschen, auf den ich mich voll verlassen kann.“ und „Menschen, die mir wichtig sind, werden zu mir stehen.“ zustimmen. Auch hier zeigt sich die Wichtigkeit solcher sozialer Ressourcen: JSG, die diesen Aussagen weniger zustimmen, zeigen höhere FBS-Werte (r= -0,16, t(1130)= -5,60, p<0,01 und r= -0,19, t(1130)= -6,54, p<0,01). Der Zusammenhang ist allerdings gering; auch unter den JSG, die den Aussagen vollständig zustimmen, finden sich solche mit sehr hohen FBS-Werten. ll ll ll lll l l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l ll l lll ll l ll l ll l l ll ll l ll l l l l l l l l l l l l l ll l l lll llll ll ll l ll l l l l l l l l l lll ll lll l l l l l l ll llll llll ll ll l lll ll ll l l ll lll ll ll ll ll lll lllll lll lll lll lll ll l ll l l llll llll lllll llll llll lllll llll llll ll ll lll llll l ll ll lll l l l lllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllll lllllllllllll lllllllllll llllllllll llllll lllll llllll lll l l l 0 31 40 50 0 1 2 3 4 5 7 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zustimmung "... mich voll verlassen kann" (n=1132) FB S− W e rt l ll ll l l l ll l l l l l l l ll l ll l ll l l ll llll l lll llll llll llll l ll lll ll ll ll lll lll l l l ll l l l l l l l l l l l l l l l ll l l l ll l llll l ll ll ll lllll lll ll l l ll l llll ll lll lllll llll llllll llll lllll ll ll l l l l l l lll lll llll llll llll lllll llll ll lll l lll llll l ll ll l lll l l l ll lllll lll llllllll llll lllll llllll ll llll llll llllll lll l lllllll lll ll l l ll llllll llllll lll lllll lll llll lllll llll llllllll lll llll llll l l ll lll lll l lll l l l ll lll llllll lllllll lllllll llll llllll llllllll llllll lll llllll llllll lllll llll l l lll l llllllllllll lllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllll lllllll lllllllll lllllllll llllllll lllll lllll llll l l l 0 31 40 50 0 1 2 3 4 5 6 8 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Zustimmung "... werden zu mir stehen" (n=1132) FB S− W e rt Wie oben beschrieben, können psychische Probleme einen Risikofaktor für Suizidalität darstellen. JSG, die im Zugangsfragebogen angeben, bereits in der Psychiatrie gewesen zu sein, zeigen im Mittel höhere FBS-Werte (x˜ja=20,0, x˜nein=14,0, Z =6,15, p<0,01). wie sehr der JSG über förderliche Beziehungen verfügt, nicht möglich ist. Daten & Dialog Nr. 8, September 2016 Seite 4 llllllll llllllllllll llllllllllllllllllll lllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllll llllllllllllllll llllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllll llllllllllll llllllllll llllllllll lllllllllllll lllllllllll llllll llllll llllll llll ll lll l l l l lllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllll llllllllllllll llllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllll lllllllllll lllllllll lllllll ll llll llllll ll 0 31 40 50 ja nein war bereits in der Psychiatrie (n=1130) FB S− W e rt Untersucht haben wir auch, ob JSG mit bestimmten Delikttypen höhere oder niedrigere FBS-Werte aufweisen . Hier zeigte sich kein Zusammenhang. Zusammengefasst konnten als Risikofaktoren niedriger Selbstwert, Suchtproblematik, mangelnde soziale Beziehungen und psychische Beeinträchtigung identifiziert werden. Kennzeichnungen und Hinweise zu JSG Im (Jugend-)Strafvollzug werden bestimmte Kennzeichnungen verwendet, wenn auf bestimmte (Jugend -)Strafgefangene besonders geachtet werden soll, darunter die Kennzeichnungen „GM“ („es bestehen Risikofaktoren“) sowie „S“ („es besteht akute Suizidgefahr “). Ferner gibt es standardisierte Hinweise, wenn Inhaftierte präventiv regelmäßig beobachtet werden.10 Im Folgenden werden diese Kennzeichnungen und Hinweise zu denjenigen JSG ausgewertet, die am 6.6.2016 in der JSA inhaftiert waren oder sie zwischen dem 6.6.2014 und dem 6.6.2016 verlassen haben.11 Von diesen 599 JSG hatten beziehungsweise haben bisher 236 JSG (39,4%) keine GM-Kennzeichnung, 331 JSG (55,3%) einmalig eine solche Kennzeichnung, 25 JSG (4,2%) zwei Mal und 7 JSG (1,2%) drei Mal. Die S-Kennzeichnung hatten beziehungsweise haben bisher 583 JSG (97,3%) nie, 11 JSG (1,8%) einmalig und 5 JSG (0,8%) zweifach. Eine Beobachtungs-Kennzeichnung hatten beziehungsweise haben bisher 290 JSG (48,4%) nie, 219 JSG (36,6%) einmalig, 58 JSG (9,7%) zwei Mal, 23 JSG (3,8%) drei Mal und 9 JSG (1,5%) häufiger (4 bis 7 Mal). Die genannten Kennzeichnungen werden meist in den ersten Tagen nach Zugang vergeben; später sind sie selten. Kennzeichnungen werden nach Zugang des JSG insbesondere dann vergeben, wenn laut sachsenweit eingesetzem Suizidprophylaxebogen Risikofaktoren vorliegen – dieses präventive Vorgehen trägt dem Befund Rechnung , dass die Suizidgefahr in der ersten Zeit der Haft am höchsten ist.12 10Zu Beobachtungs-Kennzeichnungen zählen (Häufigkeit der Anwendung in Klammern): Beobachtung 1x vor und 1x nach Mitternacht (231), Beobachtung 1x vor und 2x nach Mitternacht (97), Beobachtung 2x vor und 2x nach Mitternacht (248), Beobachtung nachts aller 15 Minuten (3), Beobachtung nachts aller 30 Minuten (25), Beobachtung nachts aller 60 Minuten (121), Beobachtung nachts ständig (3), Beobachtung nachts unregelmäßig (7), Beobachtung tagsüber aller 15 Minuten (4), Beobachtung tagsüber aller 30 Minuten (23), Beobachtung tagsüber aller 60 Minuten (82), Beobachtung tagsüber ständig (3) sowie Beobachtung tagsüber unregelmäßig (143). 11Frühere Daten sind nicht mehr verfügbar. 12Bennefeld-Kersten (2015), s. o. . Viele GM- oder S-Kennzeichnungen dauern weniger als einen Monat an; selten gelten Kennzeichnungen länger als drei Monate. Bei akuter Suizidalität (S-Kennzeichnung) werden JSG ständig unmittelbar beaufsichtigt und/oder befinden sich ohne Unterbrechung in Gemeinschaft mit Mitinhaftierten . Darüber hinaus sind verschiedene zusätzliche Sicherungsmaßnahmen möglich. Von den 21 Fällen einer S-Kennzeichnung wurden in 19 Fällen Beobachtungen angeordnet, in 8 Fällen ein Beobachtungsbogen geführt, in 7 Fällen Gegenstände entzogen oder vorenthalten und in 3 Fällen wurde der JSG im „besonders gesicherten Haftraum“ ohne gefährliche Gegenstände untergebracht. Sicherungsmaßnahmen werden in der Regel von psychologischer (Krisen-)Interventionen begleitet . Hierfür liegen keine Daten vor, weshalb hier keine diesbezüglichen Ergebnisse berichtet werden können . Die Anzahl individueller GM- beziehungsweise Beobachtungskennzeichnungen korreliert mit den FBS- Werten: JSG mit mehreren Kennzeichnungen zeigten höhere Werte im FBS (τ =0,19, z=5,23, p<0,01 und τ =0,24, z=6,63, p<0,01). Für die S-Kennzeichnungen gilt das nicht (τ =0,07, z=1,84, p=0,07). lll llllllllll llllllllllllllllll llllllllllllll lllllllllllll lllllllllllllllll lllllllllllllllll lllllllllll llllllllllllll lllllllllllll llllllllll lllllllll llllll lllll llll l lll l ll l l llllll llllllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllllllll lllllllllllllllllll lllllllllllll llllllllllllll llllllll lllllllllllll llllll lllllll lllllll llllll llllll lllll ll lllll l ll l ll ll l llll ll l ll l ll l l ll l l l ll 0 31 40 50 0 1 2 3 Anzahl GM−Kennzeichnungen (n=477) FB S− W e rt ll lllllllllllllll llllllllllllllllllllllll lllllllllllllllll llllllllllllllllllllll llllllllllllllllllll llllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllllll lllllllllllllll llllllllllllll llllllllllllllll lllllll lllllll lllll ll ll lll lll l l l lllllll lllll llllllllll lllllllllll lllllllllll llllllllllllll llllllllllllll llllllllll lllllllllllllllll lllllllll llllllllllll llllll lllllllllll lllll lllll lllll l llll ll lll lllll ll llll l ll lll llll ll l llllll lll llll llll lll llll l llll lll l l l l l ll ll l ll l lll lll ll l l l l l l l l 0 31 40 50 0 1 2 3 4 5 6 7 Anzahl Beob.−Kennzeichnungen (n=477) FB S− W e rt llllll llllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllllllll lllllllllllllllllllllllllll llllllllllllllllllll llllllllllllllllll lllllllllllllllll llllllll llllllllll lllllll llllllll lllllll lllll llllll llll lllll l l l l ll l l l l l l l l l l 0 31 40 50 0 1 2 Anzahl S−Kennzeichnungen (n=477) FB S− W e rt Der Zusammenhang mit GM-Kennzeichnungen kann zumindest zum Teil dadurch zustande kommen, dass JSG nach Zugang aufgrund hoher FBS-Werte – als einem Kriterium unter mehreren – eine GM- Kennzeichnung erhalten. Die Mehrzahl der JSG erhält die (erste) GM-Kennzeichnung allerdings vor Ausfüllen des FBS (meist aufgrund der Kriterien des Suizidprophylaxebogens ). Wie das letzte Diagramm zeigt, haben die (wenigen) JSG, die im Laufe ihrer Haft akute Suizidalität aufweisen , bei der Zugangstestung kaum erhöhte und bisher in keinem Fall starke FBS-Suizidalitätswerte. Daraus lässt Daten & Dialog Nr. 8, September 2016 Seite 5 sich mehreres ableiten. Erstens: Die S-Kennzeichnung wird (auch zu Beginn der Haft) sinnvollerweise aufgrund anderen Verhaltens, nicht aber basierend auf besonders hohen FBS-Werten vergeben. Zweitens: Die Testwerte können die akute Suizidalität in Haft nicht vorhersagen. Drittens bedeutet dies allerdings nicht, dass die FBS- Ergebnisse nicht andere Zwecke erfüllen. So können sie als Kriterium für niederschwelligere Präventionsmaßnahmen wie eine GM-Kennzeichnung genutzt werden. Auch bieten die Testbögen eine gute Grundlage, um mit auffälligen JSG ins Gespräch zu kommen. Fazit Im Jugendstrafvollzug stetig auf Suizidalität zu achten, ist gerade deshalb wichtig, weil sie – erfreulicherweise – selten akut aktuell wird und eine erst dann stattfindende Reaktion zu spät kommen kann. Suizidalität ist selten und dabei hoch individuell. Sie lässt sich daher – wie die vorgestellten Ergebnisse insgesamt zeigen – mit standardisierten Testverfahren kaum messen oder vorhersagen. Ergebnisse von Screeningbögen oder diagnostischen Tests können allerdings dazu anregen, mit JSG zu sprechen und bieten dafür eine thematische Grundlage. Sie dürfen aber nie einziges Kriterium für präventive Maßnahmen sein. Neuzugang in den Justizvollzug , auffälliges Verhalten, geäußerte Ängste, soziale Isolation aber auch belastende kritische Ereignisse (z. B. Gerichtstermine) können für eine Hinwendung zum JSG und eine Untersuchung der Suizidalität sprechen. In den ersten Wochen nach Zugang ist von JSG eine enorme Anpassung, Orientierung, Akzeptanz der Situation und neue soziale Integration zu leisten. Das Risiko für Suizidalität ist in dieser Zeit am höchsten. Gerade weil JSG in dieser neuen Situation Vertrauen zu Bediensteten erst noch aufbauen müssen, ist nicht zu erwarten , dass sich suizidale JSG selbst bei Mitarbeitern melden, um ihre Sorgen mitzuteilen. Umso wichtiger ist daher, dass alle Mitarbeiter im Alltag auf suizidalitätsrelevante Merkmale achten und gegebenenfalls die Initiative zu Gesprächen übernehmen. Inhaftierte verfügen über weniger „protektive Faktoren “ – Kompetenzen, (soziale) Ressourcen (Beziehungen ) und Status (Erfolge im Leben) –, die ein sozialverantwortliches Leben erleichtern. Gerade deswegen sind sie straffällig geworden. Damit ist aber auch die Schwelle zum Suizid niedriger als in der Allgemeinbevölkerung. Hinzu kommt, dass diese Schwelle bei einigen Inhaftierten durch Gefühle von Scham und Schuld aufgrund der eigenene Straffälligkeit weiter gesenkt ist. Der Erfolg von Maßnahmen zur Suizidprävention ist kaum messbar, weil Suizide allgemein selten und verhinderte Suizide unsichtbar sind. Immerhin zeigen die berichteten verschiedenen Maßnahmen bei akuter Suizidalität, dass die Mitarbeiter der JSA flexibel auf die jeweilige Situation eingehen – ein wichtiger Aspekt erfolgreicher Präventionsarbeit. Suizide im Jugendstrafvollzug sind äußerst selten. Sind suizidpräventive Maßnahmen dann überhaupt gerechtfertigt ? „Lohnt“ sich der Aufwand, den sie im Alltag bedeuten? Ja! Suizidversuche sind nicht ganz so selten; sie können schwere körperliche und psychische Folgen für die Betroffenen haben. Auch ihre Verhinderung dürfte daher jede Anstrengung wert sein. Von vertrauensvollem Kontakt, Achtsamkeit und Fürsorge profitieren aber nicht nur gefährdete Einzelfälle, sondern alle JSG – und bei verbessertem Anstaltsklima auch die Bediensteten. Suizidprävention ist nicht nur eine Frage von „Sicherung“: Auch die psychische Gesundheit und die protektiven Faktoren der Inhaftierten zu fördern, ist Aufgabe und Verantwortung des Justizvollzugs. Fragen, Anmerkungen, Ideen? Wir freuen uns über Rückmeldungen zur Berichtsreihe allgemein oder zu einzelnen Ausgaben! Schreiben Sie an sven.hartenstein@jval.justiz.sachsen.de . Studie „Gewalt im Gefängnis“ Sven Hartenstein Dr. Maja Meischner-Al-Mousawi Sylvette Hinz April 2017 Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen Studie „Gewalt im Gefängnis“ Inhaltsverzeichnis 1 Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ 3 2 Ergebnisse 5 2.1 Anzahl der Taten und beteiligter Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Beschreibung der Taten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 Konsequenzen für die beteiligten Inhaftierten . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.4 Beschreibung der beteiligten Inhaftierten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.5 Täter-Opfer-Dyaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.6 Prädiktoren der Rollen Täter, Opfer und Beteiligter . . . . . . . . . . . . . 20 3 Diskussion und Ausblick 36 3.1 Beitrag der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.2 Einschränkungen der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.3 Was tun gegen Gewalt in Haft? Erstens: Bekannte Möglichkeiten des Vollzugs nutzen! . . . . . . . . . . . . 37 3.4 Was tun gegen Gewalt in Haft? Zweitens: Spezifische Probleme lösen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.5 Was tun gegen Gewalt in Haft? Drittens: Funktionale Äquivalente anbieten! . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Anhang: Erhebungsbogen 43 2 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 1 Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ des Kriminologischen Dienstes des Freistaates Sachsen hat zum Ziel, Gewaltvorkommnisse in sächsischen Justizvollzugsanstalten (JVAen) zu dokumentieren, ihre Charakteristiken zu beschreiben und Prädiktoren (d. h. Variablen zur Vorhersage) von Gewalt zu ermitteln. Vom 1. Mai 2010 bis Ende April 2014 (Untersuchungszeitraum) wurden zu diesem Zweck Gewalttaten innerhalb sächsischer JVAen für die Studie systematisch erhoben: Neben Merkmalen zu der Tat selbst (u. a. Art der Gewalt, Ort, Anzahl der Beteiligten) wurden auch Merkmale zu jeder direkt beteiligten Person (u. a. Rolle, Verletzung, Disziplinierung) erhoben und durch Daten aus dem EDV-System des Justizvollzugs ergänzt. Die Erhebung der Daten erfolgte über einen Online-Erhebungsbogen im Intranet. Die JVAen wurden von der Aufsichtsbehörde gebeten, alle Gewalttaten, die zu einer Disziplinarmaßnahme oder strafrechtlichen Anzeige geführt haben, dort zu dokumentieren. Für das Ausfüllen des Erhebungsbogens für eine Tat verwendeten die Bediensteten meist zwischen 3 und 15 Minuten. Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ ist eine Hellfeldstudie; die Ergebnisse beschreiben nur dem Justizvollzug bekannt gewordene Gewalt. Wie viele und welche Art von Gewalttaten gar nicht entdeckt werden – und aus diesem Grund in der Untersuchung fehlen – ist nicht bekannt. Zur Kontrolle der Vollständigkeit der Daten wurden die Eintragungen mit Listen aller Disziplinarmaßnahmen aus den JVAen verglichen. Dabei wurde ersichtlich, dass zwar die meisten Taten im Erhebungsbogen dokumentiert wurden, eine erhebliche Anzahl allerdings nicht. Wo ein Fehlen erkennbar war, wurden die Eintragungen nachgefordert und liegen nun vor. Aus einigen Gründen können dennoch Daten fehlen, also bestimmte Gewaltvorkommnisse nicht dokumentiert oder nicht in die Auswertung einbezogen worden sein: • Für zahlreiche Disziplinarmaßnahmen lässt der Eintrag im EDV-System des Justizvollzugs nicht erkennen, ob es sich um eine Gewalttat handelte – insbesondere, wenn als „kurze Angabe des Tatbestandes“ nur „§ 82 StVollzG“ (Störung des geordneten Zusammenlebens) eingetragen ist. Beim Abgleich der Daten der Studie mit oben erwähnten Listen wurden solche möglicherweise fehlenden Einträge nicht nachgefordert. • Nicht erhoben wurden Gewalttaten, auf die keine Disziplinarmaßnahme oder strafrechtliche Anzeige folgte. Das könnte dann der Fall sein, wenn JVAen andere Reaktionen – wie beispielsweise dem Täter-Opfer-Ausgleich ähnliche Verfahren – anwenden.1 1Gerade auch solche alternativen Reaktionen vergleichend zu untersuchen wäre interessant und könnte dazu anregen, moderne Methoden des Umgangs mit gewalttätigen Konflikten unter den Praktikern bekannter zu machen. Dennoch wurde hier die Beschränkung auf Taten mit Disziplinarmaßnahme oder Anzeige gewählt, da es sich um ein eindeutiges Kriterium für das Eintragen handelt. 3 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Einzelne solche Taten, die dennoch dokumentiert wurden, wurden von den Analysen ausgeschlossen. • Dokumentierte Taten mit rein verbaler Bedrohung, Erpressung oder Nötigung ohne körperliche Gewalt sind von der Auswertung komplett ausgeschlossen – dies sind 97 Tatdokumentationen. Damit wurde die Validität des Untersuchungsgegenstands „körperliche Gewalt“ erhöht. Auch ist anzunehmen, dass Taten mit rein verbaler Aggression nur selten dokumentiert werden und dass hier das Dunkelfeld erheblich größer ist. • Zwei dokumentierte Taten wurden ausgeschlossen, da die Angaben nicht stimmen können (Beteiligten waren zum angegebenen Datum noch gar nicht in der angegebenen JVA). • Bei Auswertungen, die sich auf das Datum der Gewalttat beziehen, sind solche Taten ausgeschlossen, für die kein genaues Datum (mit maximaler Unsicherheit von einem Tag) angegeben ist (z. B. „in den letzten zwei Wochen“). Für Auswertungen ohne Bezug auf ein Datum wurden diese Taten einbezogen. 4 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2 Ergebnisse 2.1 Anzahl der Taten und beteiligter Personen Wie viele Taten wurden im Erhebungszeitraum dokumentiert? Wie viele Inhaftierte waren daran beteiligt? Anzahl Prozent Taten 770 100 davon Täter/Opfer 556 72 davon gegenseitig 169 22 davon ungeklärt 45 6 Inhaftierte insgesamta 1219 100 davon einfach 971 80 davon mehrfach 248 20 Täter 521 100 davon einfach 441 85 davon mehrfach 80 15 Opfer 471 100 davon einfach 425 90 davon mehrfach 46 10 Beteiligte (gegenseitig) 389 100 davon einfach 342 88 davon mehrfach 47 12 Bedienstete als Opferb 49 – aNicht gezählt sind hier Inhaftierte, die bei der Dokumentation nicht namentlich genannt werden konnten (Unbekannte). bBedienstete werden nicht mit Namen erhoben. Daher können einzelne Bedienstete mehrfach gezählt worden sein. Tabelle 2.1: Übersicht erhobener Daten Tabelle 2.1 zeigt die Anzahl der im Untersuchungszeitraum erhobenen Gewaltvorkommnisse und der beteiligten Personen. Für die meisten der insgesamt 770 Fälle wird eine Täter- Opfer-Konstellation angegeben. Bei über einem Viertel der Taten wird dokumentiert, dass die Beteiligten gegenseitig Gewalt anwendeten (z. B. „Schlägerei“) oder die Rollen nicht geklärt werden konnten. Rund 15% der Täter1 sind im Beobachtungszeitraum mehrfach als Täter auffällig geworden. Bei den Opfern sind es 10%. Diese Anteile werden durch den Beobachtungszeitraum begrenzt; bei längerer Datenerhebung würde mehrfache Auffälligkeit wahrscheinlicher. Als „Beteiligte“ werden Inhaftierte bezeichnet, die an gegenseitigen Gewalttaten (ohne Täter-Opfer- Konstellation) oder unklaren Konstellationen beteiligt waren. Bedienstete wurden in 49 Fällen Opfer; hierbei handelt es sich um versuchte oder tatsächliche körperliche Gewalt oder Widerstand gegen Bedienstete. Körperliche Verletzungen sind dabei nicht die Regel: In elf Fällen sind Hämatome oder Kratzer berichtet; in zwei Fällen Wunden. 1In diesem Bericht wird zwecks leichterer Lesbarkeit bei Personenbezeichnungen die männliche Form verwendet. Dabei sind weibliche Personen selbstverständlich immer genauso gemeint. 5 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie häufig wurden mehrfache Täter und Opfer auffällig? Tabelle 2.9 zeigt die Anzahlen der Inhaftierten, die in verschiedenen Häufigkeiten in den Rollen „Täter“, „Opfer“ oder (gegenseitig) „Beteiligter“ genannt wurden. Die meisten Inhaftierten wurden im Beobachtungszeitraum nur einmal in der jeweiligen Rolle genannt. Einige Inhaftierte werden hingegen mehrfach als Täter oder Opfer auffällig. Häufigkeit k 1 2 3 4 5 6 7 Anzahl Inhaftierte mit k Täterrollen 441 60 17 3 – – – Anzahl Inhaftierte mit k Opferrollen 425 33 9 3 – – 1 Anzahl Inhaftierte mit k Beteiligtenrollen 342 40 6 1 – – – Tabelle 2.2: Wiederholte Rollen Wie oft werden Täter auch Opfer und Opfer auch Täter? Beteiligte an gegenseitiger Gewalt OpferTa¨ter 275 383 40 411 62 36 12 In nebenstehender Graphik ist für die verschiedenen Rollen die Anzahl der Inhaftierten angegeben. Die meisten Auffälligen wurden im Beobachtungszeitraum nur einer der Rollen zugeordnet. Immerhin gibt es aber auch einige Inhaftierte, die sowohl als Täter als auch als Opfer registriert wurden. Wie lange liegen Taten bei mehrfacher Involviertheit auseinander? H a¨u fi g ke it en ab so lu t 0 4 8 12 17 22 27 32 37 42 47 52 57 (n = 13 1) 0 2 4 6 8 10 12 Nebenstehendes Diagramm zeigt für mehrfach an Gewaltvorkommnissen beteiligte Inhaftierte (ohne Berücksichtigung ihrer Rolle), wie häufig welche zeitlichen Abstände (in Tagen) zwischen zwei Gewaltvorkommnissen vorkommen. Wenn mehrere Personen an aufeinander folgenden Taten beteiligt waren, gehen sie hier mehrfach ein. Nicht wenige Gewaltvorkommnisse geschehen am gleichen Tag wie eine vorhergehende Tat oder in den zwei darauf folgenden Tagen. Möglicherweise lassen sich einige solcher Übergriffe verhindern, wenn Konflikte erkannt und gründlich geklärt, individuelle Probleme beseitigt oder Täter sofort verlegt werden. Dafür ist eine möglichst schnelle Anhörung der Beteiligten unabdingbar. 6 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.2 Beschreibung der Taten Welche Formen von Gewalt wurden ausgeübt? Art der Gewalt Anz. % Körperverl., „Rangelei“ u. ä. 739 96 Nötigung 29 4 Raub 3 0 Widerstand gg. Bedienstete 21 3 Geiselnahme 1 0 Sexualdelikt, versucht 3 0 Sexualdelikt, vollendet 1 0 Mord/Totschlag, versucht 0 0 Mord/Totschlag, vollendet 0 0 Bedrohung (nur zusätzlich) 67 9 Erpressung (nur zusätzlich) 14 2 Meuterei (nur zusätzlich) 0 0 Andere (z. B. Drangsalieren) 7 1 Tabelle 2.3: Art der Gewalt Tabelle 2.3 zeigt Häufigkeiten, mit denen bestimmte Arten von Gewalt genannt wurden . Dabei war für jede Tat die Nennung mehrerer Gewaltarten möglich. Die Kategorie „Körperverletzung, ’Rangelei ’ u. ä.“ ist inhaltlich sehr breit und umfasst sowohl eher harmlose Handgreiflichkeiten als auch gezielte, schwere Schläge oder Tritte. Bedrohung, Erpressung und Meuterei werden nur gezählt, wenn zusätzlich körperliche Gewalt stattfand; andernfalls wurden die Taten von der Studie ausgeschlossen. Erpressungen und Bedrohungen dürften wesentlich häufiger unter Inhaftierten vorkommen , aber selten als Gewalttat disziplinarisch oder strafrechtlich verfolgt werden. Mord und Totschlag wurden im Untersuchungszeitraum weder versucht noch begangen. Mit was wurde die Gewalt ausgeübt? Tatmittel Anz. % Hand / Faust 638 83 Gegenst. (z. B. Stock, Zigarette) 95 12 Fußtritt 79 10 Kopfstoß oder Biss 34 4 Opfer gg. Wand o. ä. geschl. 26 3 Sonstiges 31 4 Tabelle 2.4: Tatmittel Tabelle 2.4 zeigt, dass als Tatmittel (Mehrfachnennung möglich) ganz überwiegend die Hand verwendet wird. Relativ dazu weitaus seltener, aber absolut doch recht häufig werden Gegenstände und Fußtritte verwendet. Als sonstige Tatmittel wurden vereinzelt unter anderen genannt: Bespucken (11 x), Reinigungsflüssigkeiten (3 x), heißes Wasser (1 x) und Untermischen von Drogen2 (1 x). Wie viele Personen waren direkt an Gewalttaten beteiligt? Anzahl Beteiligter 2 3 4 5 Häufigkeit 671 69 24 6 Tabelle 2.5: Anzahl direkt Beteiligter Tabelle 2.5 zeigt die Anzahlen der an den einzelnen Taten direkt Beteiligten. Meist sind es zwei Personen; in einigen Fällen findet die Gewalt aber auch in Gruppen von bis zu fünf Inhaftierten statt. Wenn Gewalt in Gruppen ausgeübt wird, sollte besonders darauf geachtet werden, ob Subkulturen eine Rolle spielen und wie gegebenenfalls ihr Einfluss auf die Sicherheit in der Anstalt reduziert werden kann. 2Nicht dokumentiert ist, wie das Untermischen von Drogen festgestellt wurde. 7 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie viele Gewaltvorkommnisse gab es in den einzelnen Justizvollzugsanstalten? H a¨u fi gk ei t in P ro ze n t 0 10 20 30 Anzahl: 275 153 74 72 54 40 40 27 20 15 R eg is D re sd en Le ip zi g Ze ith ai n C he m ni tz To rg au W al dh ei m G o¨r lit z Zw ick au B au tz en Die Anzahlen der Taten unterscheiden sich zwischen den JVAen stark. In den Zahlen drücken sich neben der tatsächlichen Häufigkeit von Gewalttaten vermutlich auch unterschiedliche Anteile ihrer Feststellung sowie verschiedene Praxen der disziplinarischen Ahndung und strafrechtlichen Anzeige aus. Wie hoch ist die relative Häufigkeit von Gewaltvorkommnissen in den Anstalten, wenn die Belegung der Anstalten berücksichtigt wird? H a¨ u fi gk ei t g et ei lt d u rc h B el eg u n g (D u rc h sc h n it t) 0. 0 0. 2 0. 4 0. 6 0. 8 R eg is C he m ni tz D re sd en Ze ith ai n Le ip zi g G o¨r lit z W al dh ei m Zw ick au To rg au B au tz en Für einen faireren Vergleich wird hier die durchschnittliche Belegung3 berücksichtigt, also die Anzahl von Gewaltvorkommnissen pro belegtem Haftplatz betrachtet. Die Jugendstrafanstalt weist besonders viele Gewalttaten auf. Grund dafür dürfte das jüngere Alter der dort Inhaftierten sein – einem der bedeutendsten Prädiktoren für gewalttätiges Verhalten (siehe dazu die Auswertung zum Alter auf Seite 23). Die Anstalten mit überwiegender Unterbringung in Mehrfachhafträumen (Bautzen, Görlitz, Leipzig) weisen hier keine höhere Gewalthäufigkeit auf (siehe dazu auch die Auswertung des Ortes, an dem die Gewalt stattfindet , auf der folgenden Seite). 3Berechnet wurde der Durchschnitt aus allen Monaten im Untersuchungszeitraum. 8 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wo geschehen innerhalb der Anstalten Gewaltvorkommnisse? H a¨u fi gk ei t in P ro ze n t 0 5 10 15 20 25 30 Anzahl: 219 116 77 73 63 62 45 37 25 23 18 6 6 St at io n/ W G So ns tig er H R T . u . O . H R O pf er A us b. be tr ie b H of A rb ei ts be tr . H R T a¨t er Sp or tb er ei ch A nd er er H R Sc hu le M ed . D ie ns t U nb ek an nt Über ein Viertel der Taten geschieht im Bereich der Wohngruppe (WG) außerhalb der Hafträume. Hier verbringen die Inhaftierten die meiste Zeit, die sie Kontakt zu Mitinhaftierten haben . Auch sind zu dieser Zeit viele Inhaftierte an einem relativ kleinen unübersichtlichen Ort, sodass möglicherweise hier die Erwartung besonders gegeben ist, dass eine Tat unentdeckt bleibt. Der Anteil der Taten im gemeinsamen Haftraum von Täter und Opfer an allen Taten ist zwar gering, allerdings ist dieser Ort nur für Inhaftierte in Gemeinschaftsunterbringung möglich – bezogen auf diese Untergruppe wäre der Anteil also höher. H a¨ u fi g ke it in P ro ze n t 0 5 10 15 20 25 30 35 JVAen ohne Regis-Breitingen (495) JSA Regis-Breitingen (275) St at io n/ W G So ns tig er H R T . u . O . H R O pf er A us b. be tr ie b H of A rb ei ts be tr . H R T a¨t er Sp or tb er ei ch A nd er er H R Sc hu le M ed . D ie ns t U nb ek an nt Von den 77 Gewalttaten in gemeinsamen Hafträumen wurden für die meisten (57) Täter und Opfer benannt ; nur 20 dieser Taten wurden als gegenseitig bzw. mit ungeklärter Rollenverteilung angegeben. Als sonstige Orte sind insbesondere genannt: Treppenhaus (am häufigsten ), Gang, Stationsküche, Freizeitraum und Dusche. Dies sind Orte, an denen Inhaftierten weniger von Bediensteten beobachtet werden. Nebenstehendes Diagramm zeigt den Ort der Gewalttaten getrennt für die Jugendstrafanstalt und die anderen JVAen. Ein großer Unterschied zeigt sich für den Ausbildungsbereich. Hier scheint es Verbesserungsbedarf zu geben, etwa mehr Beobachtung oder weniger Wartezeiten. Inhaftierte im Haftraum: 2 3 4 Häufigkeit 2 Beteiligte: 49 18 2 Häufigkeit 3 Beteiligte: – 6 2 Tabelle 2.6: Anzahl Mitinsassen und direkt Beteiligte (Häufigkeiten) Tabelle 2.6 zeigt für Taten in einem gemeinsamen Haftraum die Haftraumbelegung am Tattag sowie die Anzahl der Beteiligten. Die Taten finden dort also nicht nur in Fällen statt, in denen Täter und Opfer allein sind. Diese Taten finden etwas häufiger tagsüber als im Nachteinschluss statt oder werden im letzteren Fall seltener bekannt. 9 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Ändert sich die Häufigkeit von Gewalt mit den Jahren? H a¨u fi gk ei te n ab so lu t Q2/2010 Q1/2011 Q4/2011 Q3/2012 Q2/2013 Q1/2014 (n = 75 3) 0 10 20 30 40 50 60Die Taten verteilen sich schwankend über alle Monate des Beobachtungszeitraums . Statistisch bedeutsame Unterschiede zwischen den Quartalen oder einen zeitlichen Trend gibt es nicht. Ändert sich die Häufigkeit von Gewalt mit den Jahren in den einzelnen Anstalten? 0 20 40 60 80 1 2 3 4 Jahr im Erhebungszeitraum H a¨u fi gk ei t ab so lu t Anstalt Regis-Br. Bautzen Chemnitz Dresden Go¨rlitz Leipzig Torgau Waldheim Zwickau Zeithain Innerhalb der einzelnen JVAen fluktuiert die Anzahl der Gewaltvorkommnisse über die Jahre recht stark (durchgezogene Linien). Die gestrichelten Linien in nebenstehendem Diagramm zeigen zum Vergleich die durchschnittliche Belegung für die JSA Regis-Breitingen und die JVA Dresden in den Jahren des Untersuchungszeitraums .4 Der Rückgang der Gewalttaten in der JSA Regis- Breitingen erklärt sich offenbar größtenteils durch den Rückgang der dort Inhaftierten. Andere Gründe für Schwankungen können Veränderungen in den Anstalten, die gewaltpräventiv oder -begünstigend wirken, sein, aber auch Veränderungen der Vollständigkeit der Dokumentationen, die Konsequenz, mit der Gewaltvorkommnisse geahndet werden, oder Zufallsschwankungen. 4Für die gestrichelten Linien gilt nicht die Skala der vertikalen Achse: Die Zahlen der Häufigkeiten- Achse gelten für die Anzahl der Gewalttaten, nicht aber für die Belegungen. Um die Belegungswerte zum Vergleich einzuzeichnen, wurden sie so transformiert, dass ihr Mittelwert dem Mittelwert der Gewalttaten in der Anstalt entspricht. 10 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Durch wen oder was werden die Gewaltvorkommnisse bekannt? H a¨u fi gk ei t in P ro ze n t 0 10 20 30 40 Ta¨ter-Opfer (516) gegenseitige Gewalt und unklare (214) O pf er B ed . da zw . B ed . ge se h. In ha fti er te r (fe hl t) La¨ rm * Ve rle tz un g* T a¨t er A us bi ld er * U nb ek an nt B et ei lig te r* N ot ru f* A nd er s Bei Täter-Opfer-Konstellationen werden die Gewalttaten meist durch das Opfer bekannt, bei anderen Konstellationen dadurch, dass ein Bediensteter sie beobachtet. (Die mit „*“ markierten Kategorien wurden aus Freitextbeschreibungen unter „Sonstiges“ geformt, d. h. sie standen beim Dokumentieren nicht direkt zur Auswahl.) Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit von Präsenz und hoher Aufmerksamkeit der Bediensteten. 11 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Welche Auslöser und Konfliktgegenstände führen zu Gewaltanwendung? Ursache / Konfliktgegenstand Anz. Verhalten eines Gegenübers Beleidigung, Hänseln, Mobbing 48 Delikt des Ggü. (meist Sexual-) 15 Belastung bei Bedienst. oder Gericht 14 Stören (z. B. bei Tätigkeit) 10 Wegnehmen, Diebstahl 5 Hygiene des Ggü. 5 Körperliche Gewalt durch Ggü. 3 Sonstiges Verhalten des Ggü. 66 Situation Sport 27 Vollzugliche Maßnahme, Verbot 21 Aus Spaß, Langeweile 14 Spielen (z.B. Karten) 6 Streithintergrund/-thema Schulden 21 Zusammenleben 20 Hierarchie, Subkultur, Auftrag 16 Erledigung (z.B. Säubern) 9 Nationalität, Herkunft, Hautfarbe 4 Homosexualität, sexuelle Orientierung 2 Materielles Tabak 15 Lebensmittel 6 Sonstiges materiell 21 Unbestimmt Provokation, Auseinanders., Bedrohung 80 Streit, Meinungsverschiedenheit 40 Keine Angabe 302 Tabelle 2.7: Ursache / Konfliktgegenstand Tabelle 2.7 zeigt die dokumentierten Ursachen bzw. Konfliktgegenstände . Freitextbeschreibungen über das Zustandekommen und die Ursache der Gewalttaten wurden anhand der aufgeführten Kategorien differenziert. Die Ergebnisse zeigen, wie verschiedenartig Anlässe für Gewalt sind, und welche Themen häufige Anlässe sind. Bei der Interpretation ist aus mehreren Gründen besondere Vorsicht geboten . (1) Die tatsächlichen Konfliktgegenstände sind für die dokumentierenden Mitarbeiter nicht immer sichtbar. Beispielsweise bedeutet ein Foul beim Fußballspielen nicht notwendig nur eine sportliche Konfrontation; es kann sich aufgrund eines bestehenden Konflikts gezielt gegen einen Mitinhaftierten richten. Auch können Inhaftierte einen bestimmten Grund für die Auseinandersetzung nur vorgeben, weil sie Konsequenzen bei Bekanntgabe des tatsächlichen fürchten. (Zitat aus einer Dokumentation: „die tatsächliche Ursache scheint nicht beim Fußball zu liegen, jedoch machen die Gef. keine näheren Angaben“.) (2) Die Kategorien schließen sich nicht gegenseitig aus. So könnte ein Konflikt sowohl Beleidigungen als auch das Verhalten eines Inhaftierten betreffen und diese auf einen Streit um Tabak zurückgehen, der mit Hierarchiefragen einhergeht. In den meisten Fällen war nur ein Inhalt angegeben; bei mehreren Angaben wurde der schwerste oder vordergründigste gewählt. (3) Es handelt sich auch von Seiten der Inhaftierten um subjektive Beschreibungen. So beruht ein Streit über das „Anschwärzen“ bei Bediensteten möglicherweise nur auf einer Unterstellung, dass „angeschwärzt“ wurde. Ob ein Verhalten eine Provokation darstellt, hängt auch von der Wahrnehmung (und diese von der Persönlichkeit) des Inhaftierten ab. Die Ergebnisse erinnern daran, dass Gewalttaten meist Reaktionen auf bestehende Konflikte sind und diese eine Geschichte haben. Der Fokus auf Konfliktinhalte bietet Handlungsimpulse für den Vollzug: Zum einen können bestimmte Konflikte unter Umständen reduziert werden (z. B. Rückzugsmöglichkeiten, Eindämmung von Schulden); zum anderen zeigt sich der hohe Bedarf an Möglichkeiten in Haft, Konflikte ohne Gewalt auszudrücken und zu lösen. Siehe dazu ausführlicher das Kapitel „Diskussion und Ausblick“ ab Seite 36. 12 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.3 Konsequenzen für die beteiligten Inhaftierten Zu welchen körperlichen Verletzungen führen Gewaltvorkommnisse? H a¨u fi gk ei te n ab so lu t 0 10 0 20 0 30 0 40 0 50 0 Ta¨ter Opfer Beteil. ke in e H a¨m at om (e ) K ra tz er B lu t.N as e/ M un d an d. off . W un de St ich w un de K n. br uc h G es ich t So ns t. K n. br uc h W u¨r ge m al e A¨ tz ./ gi ft. /b re nn . D eu tl. se el isc he A nd er e (u nb ek an nt ) In den meisten Fällen sind die Verletzungen der Opfer gering. Gewalt ist auch im Gefängnis nicht per se immer mit schweren körperlichen Folgen für die Opfer verbunden. Allerdings gibt es (relativ wenige) Fälle, in denen die Verletzungen stark sind, und zum Teil längerfristige Auswirkungen haben. Es ist also zwischen dem quantitativen und dem qualitativen Problem der Gewalt im Gefängnis zu unterscheiden. Unter den „anderen“ Verletzungen wurden vor allem Zahnverletzungen oder -verlust (10x) und Schmerzen in bestimmten Körperteilen (8x) genannt, vereinzelt u. a. Verletzung des Trommelfells und Gehirnerschütterung . Auch wenn es zu keiner körperlichen Verletzung kommt, muss davon ausgegangen werden, dass viele Opfer nach der Tat unter erhöhter Angst vor weiteren Übergriffen leiden und/oder unter Exklusion durch die Mitinhaftierten. Bei Taten im gemeinsamen Haftraum von Täter(n) und Opfer(n) gehen ebenso viele Opferverletzungen über Hämatome und Kratzer hinaus wie bei Taten an anderen Orten (jeweils rund 23%). 13 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Werden Maßnahmen zum Schutz der Opfer ergriffen? H a¨u fi gk ei t in P ro ze n t 0 10 20 30 40 50 60 Anzahl: 364 137 53 Ja N ei n (u nb ek an nt ) In zwei Dritteln aller Fälle wird eine Maßnahme ergriffen, um das Opfer zu stärken oder zu schützen. Als Maßnahmen genannt werden insbesondere Gespräche (z. T. mit Fachdiensten, z. T. mit Täter und Opfer) und Verlegungen (meist des Täters). Welche förmlichen Reaktionen für die Täter und Opfer erfolgen? H a¨u fi g ke it en a b so lu t 0 10 0 20 0 30 0 40 0 Ta¨ter Opfer Beteil. G ar ni ch t G et r. U nt er br . Ve rw ar nu ng W ei su ng Ve rw ei s Ei ns ch r. G el d Ei ns ch r. M ed ie n Ei ns ch r. Fr ei ze it En tz ug A rb ei t E. K on t. au ße n A rr es t A nd er s (u nb ek an nt ) Die mit Abstand häufigste förmliche Reaktion auf Täter ist die getrennte Unterbringung. Einschränkungen werden relativ wenig beschlossen. Ob „getrennte Unterbringung“ die Verlegung des Täters, die Verlegung des Opfers oder eine andere Maßnahme zur Trennung bedeutet, kann den vorliegenden Daten nicht entnommen werden. Förmliche Reaktionen und die Verhängung von Disziplinarmaßnahmen (s. u.) sind freilich nicht die einzigen Möglichkeiten des Justizvollzugs, auf Gewaltausübung zu reagieren. Wichtig ist, dass Reaktionen erfolgen, die nicht nur – wie hier die getrennte Unterbringung – dem Sicherheitsauftrag gerecht werden, sondern auch positive Normen für gültig erklären (statt die Norm, Gewalt als Mittel zum Umgang mit Konflikten zu verwenden, zu akzeptieren). Im Jugendstrafvollzug dürfte dies durch den pädagogischen Auftrag selbstverständlicher sein als im Erwachsenenvollzug. 14 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wir häufig wurden Disziplinarmaßnahmen und strafrechtliche Anzeigen als Folge des Gewaltvorkommnisses angeordnet? Täter Disziplinarmaßnahme: ja nein Summe Anzeige: ja 41 6 47 Anzeige: nein 51 2 53 Summe 92 8 100 Beteiligte Disziplinarmaßnahme: ja nein Summe Anzeige: ja 19 6 25 Anzeige: nein 69 7 76 Summe 88 13 101 Tabelle 2.8: Disziplinarmaßnahmen und strafrechtliche Anzeigen (in %, gerundet) Tabelle 2.8 zeigt auf Personen bezogen , wie häufig Disziplinarmaßnahmen durchgeführt bzw. strafrechtliche Anzeigen gestellt wurden und die Überschneidungen. Dabei ist zu beachten, dass in die vorliegende Studie nur solche Vorfälle einbezogen wurden, bei denen es zu einer Disziplinarmaßnahme oder strafrechtlichen Anzeige gekommen ist. (Die Tabellen zeigen einzelne Täter und Beteiligte, gegen die weder eine Disziplinarmaßnahme ausgesprochen noch eine Anzeige gestellt wurde . Dies sind Fälle, in denen Mittäter beziehungsweise andere Beteiligte diszipliniert wurden oder eine Anzeige erhielten.) Etwas weniger als die Hälfte der Täter wurde angezeigt; bei den Beteiligten an gegenseitiger Gewalt ist es ca. ein Viertel. 2.4 Beschreibung der beteiligten Inhaftierten Wie unterscheidet sich die Häufigkeit von Gewalt zwischen Haftarten? 0 25 50 75 100 01/2011 01/2012 01/2013 01/2014 Stichtage im Erhebungszeitraum P ro ze n t Haftarten Freiheitsstrafe Jugendstrafe Untersuchungshaft Ersatzfreiheitsstrafe Nebenstehendes Diagramm zeigt die Häufigkeit verschiedener Haftarten der an Taten beteiligten Inhaftierten für jedes Quartal im Untersuchungszeitraum (Punkte) im Verhältnis zur Häufigkeit der Haftarten unter allen Inhaftierten (gestrichelte Linien). Die dünneren, durchgezogenen Linien zeigen den Trend der Punkte über die Zeit (Regressionsgerade). Gewalt kommt unter Inhaftierten mit Jugendstrafe verhältnismäßig häufig vor (der Anteil von Inhaftierten mit Jugendstrafe an den Gewaltbeteiligten ist weit höher als der Anteil von Inhaftierten mit Jugendstrafe an allen Inhaftierten). Bei Inhaftierten mit Freiheitsstrafe und Ersatzfreiheitsstrafe ist Gewalt relativ selten (die Punkte sind unterhalb der gestrichelten Linie), in U-Haft etwas häufiger. 15 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Mit der Zeit, insbesondere im vierten Untersuchungsjahr (05/2013 bis 04/2014), werden Inhaftierte in U-Haft häufiger auffällig als nach dem Anteil der U-Haft an allen Inhaftierten zu erwarten wäre. Gewalt während Jugend- oder Freiheitsstrafe nimmt etwas stärker ab als die Anteile von Jugend- und Freiheitsstrafe an allen Haftarten. Unterscheiden sich mehrfach in Haft auffällige Täter/Opfer von in Haft einmal auffälligen Tätern/Opfern? Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit einmaliger versus mehrfacher Täterrolle (bzw. Opferrolle) in Haft und der Häufigkeit verschiedener Merkmalsausprägungen von Deliktgruppen , Geschlecht und Selbststellerstatus wurden untersucht. Unterschiede zwischen einmaligen und mehrfachen Opfern sind – auch aufgrund der kleinen Stichprobe von 46 Mehrfachopfern – bei keinem Merkmal statistisch bedeutsam. Inhaftierte mit Betrugsund mit BtmG-Delikten unterscheiden sich jeweils in der prozentualen Häufigkeit von mehrfacher Täterschaft: Inhaftierte mit diesen Delikten werden – wenn sie überhaupt auffällig werden – prozentual weniger mehrfach auffällig. Betrugsdelikt BtMG-Delikt nein ja nein ja Einmalige Täterrolle 324 Gef. 115 Gef. 353 Gef. 86 Gef. Mehrfache Täterrolle 69 Gef. 12 Gef. 74 Gef. 7 Gef. Anteil mehrfach 18% 9% 17% 8% Tabelle 2.9: Häufigkeiten wiederholte Rollen und Delikte Statistisch nicht bedeutsam aber deskriptiv dennoch interessant ist der Zusammenhang mit dem Delikt Mord: 9 von 31 der Inhaftierten mit Morddelikt, die überhaupt als Täter auffällig wurden, wurden es mehrfach, während es bei Inhaftierten ohne Morddelikt nur knapp 15% (72 von 489) sind. Hinweis zum Lesen der folgenden Histogramme Die folgenden Diagramme zeigen die Verteilungen stetiger Variablen, also welche Wertebereiche wie häufig vorkommen. Die darüber gesetzten Boxplots zeigen Kennwerte der Verteilung. Die breite vertikale Linie innerhalb der Box entspricht dem Median, d. h. der Grenze zwischen 50% der niedrigsten und 50% der höchsten Werte. Die horizontalen Enden der Box zeigen die 25%- und 75%-Quartile; zwischen den Boxenden liegen also die 50% mittleren Werte und außerhalb die 25% niedrigsten bzw. 25% höchsten Werte. Die gestrichelten Linien reichen bis zu demjenigen extremsten Wert, der nicht mehr als 1,5 Mal die Boxlänge („Interquartilsabstand“) von der Box entfernt ist. Extremere Werte sind einzeln als kleine Kreise eingezeichnet. 16 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie lange waren Täter und Opfer bis zum Gewaltvorkommnis in der Anstalt? H a¨u fi gk ei te n ab so lu t 0 49 112 182 252 322 392 462 532 602 672 T a¨t er (n = 55 7) 0 5 10 15 20 25 O p fe r (n = 49 3) 0 5 10 15 20 25 B et ei l. (n = 40 9) 0 5 10 15 20 25 Opfer sind zum Zeitpunkt der Taten tendenziell kürzer in der Anstalt als die Täter – das Histogramm fällt steiler ab. (Die Tat-Häufigkeiten müssen auch deswegen mit der Zeit sinken, weil längere JVA-Aufenthalte seltener vorkommen.) Gewalt geschieht häufig, während sich Opfer (und/oder Täter) in einem Anpassungsprozess an den neuen Kontext JVA befinden. Dabei spielt häufig auch die Einordnung in eine Hierarchie unter den Inhaftierten eine Rolle. Präventionsangebote sollten sich besonders an „neue“ Inhaftierte wenden und einen erfolgreichen Anpassungsund Bewältigungsprozess unterstützen . Wie lange waren Täter und Opfer bis zum Gewaltvorkommnis im aktuellen Haftraum untergebracht? H a¨u fi g ke it en a b so lu t 0 28 56 84 119 154 189 224 259 294 329 T a¨t er (n = 56 2) 0 20 40 60 O p fe r (n = 49 2) 0 20 40 60 B et ei l. (n = 41 2) 0 20 40 60 Die meisten Taten geschehen zwischen Inhaftierten, die noch relativ kurz im aktuellen Haftraum untergebracht (und damit vermutlich meist neu in der Wohngruppe oder auf Station) sind. Etwa die Hälfte der Opfer wird dies in den ersten sechs Wochen in einem neuen Haftraum. Dabei ist zu bedenken, dass die Verteilungskurve auch deswegen abnehmen muss, weil längere Verweildauern insgesamt seltener werden. 17 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Wie viele Besuche hatten die Inhaftierten bis zur Tat? H a¨u fi gk ei te n ab so lu t 0 5 10 16 22 28 34 40 46 52 58 64 70 76 T a¨t er (n = 58 7) 0 20 40 60 80 O p fe r (n = 50 1) 0 20 40 60 80 B et ei l. (n = 42 4) 0 20 40 60 80 Opfer wurden bis zum Tag der Tat tendenziell seltener besucht als Täter. Dies kann daran liegen, dass sie bisher kürzer in Haft waren (s. o.) oder daran, dass sie weniger sozial eingebunden sind. Auch die soziale Einbindung kann ein wichtiger Aspekt von Präventionsansätzen sein. Denkbar sind WG- Gespräche und -aktivitäten oder unterstützende „Buddies“ für Neuankömmlinge . Spielt die Unterbringung auf einer besonderen Station eine Rolle für Gewalthäufigkeit? Besondere Station Normale Station H a¨ u fi gk ei t in P ro ze n t 0 20 40 60 80 Ta¨ter (630) Opfer (582) Beteil. (437) Anzahl: 145 135 130 485 447 307 Zwischen Tätern, Opfern und Beteiligten finden sich keine bedeutsamen Unterschiede dahingehend, ob sie zum Zeitpunkt der Tat auf einer besonderen Station (z. B. SothA oder „Motivationsstation Sucht“) untergebracht sind. Der Anteil der an Gewalt beteiligten Inhaftierten, die auf besonderen Stationen untergebracht sind, erscheint mit über 20% hoch. Das liegt möglicherweise zum Teil daran, dass auf besonderen Stationen Inhaftierte mit besonderen Problemlagen, die Gewalt begünstigen, konzentriert sind. Die meist intensivere Betreuung auf diesen Stationen mag dem entgegenwirken ; ob und wie viel Gewalt häufiger wäre, wenn nicht intensiv betreut würde, lässt sich hieraus nicht entnehmen. 18 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.5 Täter-Opfer-Dyaden Die Ergebnisse in diesem Abschnitt beruhen ausschließlich auf denjenigen Taten, für die eine Täter-Opfer-Konstellation beschrieben wurde, mit genau einem Täter und einem Opfer (ohne Bedienstete als Opfer). Die Diagramme zeigen Verteilungen von Differenzen von Merkmalen des Täters und des Opfers, nämlich Täter-Wert minus Opfer-Wert. In allen Diagrammen streuen die Differenzen um den Wert Null (= „kein Unterschied“), in dessen Nähe jeweils die meisten Differenzwerte liegen. Das bedeutet, dass sich Täter und Opfer in dem betrachteten Merkmal zwar (zum Teil deutlich) unterscheiden, Täter aber nicht systematisch höhere oder niedrigere Werte als ihre Opfer aufweisen, also beispielsweise nicht typischerweise älter oder jünger als ihre Opfer sind. Unterscheiden sich Täter und Opfer in ihrem Alter? H a¨ u fi gk ei te n ab so lu t -45 -35 -25 -15 -5 5 15 25 35 45 D ya d en (n = 43 3) 0 50 100 150Meist sind Täter und Opfer in ähnlichem Alter (in Jahren), was auch dadurch verstärkt wird, dass in der JSA keine sehr großen Altersabweichungen vorkommen können. Bei einigen Taten ist der Altersunterschied jedoch sehr groß. Unterscheiden sich Täter und Opfer in ihrer Körpergröße? H a¨ u fi g ke it en a b so lu t -35 -25 -15 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 D ya d en (n = 42 0) 0 20 40 60 80 Täter sind nur etwas häufiger größer (in cm) als ihre Opfer; keinesfalls ist dies die Regel. (Hinweis: Körpergröße wird oft nicht genau gemessen, mit Häufungen bei 5er- und 10er-Werten.) Unterscheiden sich Täter und Opfer in der Dauer ihres Aufenthalts in der Anstalt? H a¨u fi gk ei te n a b so lu t -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 2 4 6 8 11 14 17 D ya d en (n = 42 9) 0 10 20 30 40 50 60Die Differenz der bisherigen Aufenthaltsdauer von Täter und Opfer (in Monaten) zeigt keinen klaren Trend. (Werte mit Betrag über 18 wurden als -18 bzw. 18 kodiert.) Unterscheiden sich Täter und Opfer in der Dauer ihrer Unterbringung im aktuellen Haftraum? H a¨u fi gk ei te n ab so lu t -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 2 4 6 8 11 14 17 D ya d en (n = 42 4) 0 20 40 60 80 Auch bei der Länge der Unterbringung im aktuellen Haftraum (in Monaten ) ist die Streuung hoch und ohne klare Tendenz. (Werte mit Betrag über 18 wurden als -18 bzw. 18 kodiert .) 19 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 2.6 Prädiktoren der Rollen Täter, Opfer und Beteiligter In diesem Abschnitt wird der Frage nachgegangen, welche Merkmale von Inhaftierten statistisch vorhersagen, ob, wie bald beziehungsweise wie häufig sie als Täter, als Opfer oder als Beteiligter auffällig werden. Solche Variablen, die statistisch mit Gewaltbeteiligung zusammenhängen, werden Prädiktoren genannt. Die folgenden komplexen graphischen Darstellungen der Ergebnisse werden auf Seite 35 für einen Überblick zusammengefasst. Zu den durchgeführten Analysen und zur Ergebnisdarstellung in Diagrammen Um zu untersuchen, welche Inhaftierten eher an Gewalt beteiligt sind, werden nicht nur die tatsächlich auffällig gewordenen Inhaftierten betrachtet, sondern alle Inhaftierten, die im Beobachtungszeitraum in sächsischen JVAen mit einer Jugend- oder Freiheitsstrafe (auch Gesamt-/Rest-Strafen) oder in Untersuchungshaft inhaftiert waren. Ausgeschlossen wurden andere Haftarten wie Ersatzfreiheitsstrafe, die meist von kurzer Dauer sind. Anhand von Abbildung 2.1 wird im Folgenden die gewählte graphische Darstellungsform des Zusammenhangs der jeweiligen Prädiktorvariable mit der Rolleneinnahme erläutert. Jedes dieser Diagramme besteht aus drei Teildiagrammen für die Rollen „Täter“, „Opfer“ und „Beteiligte“ (A). In jedem dieser ist die jeweils betrachtete Prädiktorvariable angegeben (B), im Beispiel „Familienstand“. Darunter sind verschiedene Ausprägungen dieser Variable angegeben (im Beispiel „ledig“, „verheiratet“ und „geschieden“), sowie dahinter die Anzahl der Inhaftierten, auf die diese Merkmalsausprägung zutrifft (C). Für die Teildiagramme sind diese Anzahlen stets gleich. Zwischen verschiedenen Diagrammen (mit verschiedenen Prädiktorvariablen) kann sich allerdings die Gesamtzahl der betrachteten Inhaftierten (Summe der Anzahl-Werte) unterscheiden, da bestimmte Merkmalsausprägungen von der Abbildung 2.1: Diagramm-Erläuterung 20 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Darstellung ausgeschlossen sein können (im Beispiel „verwitwet“ und „sonstige“). Die linke Seite des Diagramms (D) zeigt eine Schätzung5 des Anteils derjenigen Inhaftierten , welche (mindestens einmal) die jeweilige Rolle einnehmen, an allen Inhaftierten, und zwar fortlaufend für jeden Zeitpunkt seit der Inhaftierung beziehungsweise – für bereits länger inhaftierte – seit Beginn des Beobachtungszeitraums. Die je zwei gestrichelten Linien ober- und unterhalb der Hauptlinie (E) zeigen die Grenzen eines Konfidenzintervalls an; dieses Intervall gibt Auskunft über die Genauigkeit der Schätzung. Wenn die Konfidenzintervalle sich nicht überlappen (im Beispiel im oberen Teildiagramm ist das für „ledig“ gegenüber „verheiratet“ und „geschieden“ der Fall), so ist der Unterschied der geschätzten Anteile statistisch bedeutsam. Die rechte Seite des Diagramms (F) berücksichtigt auch mehrfache Rolleneinnahmen: Hier ist nicht ein Anteil angegeben, sondern die geschätzte6 durchschnittliche Anzahl der Rolleneinnahmen pro Jahr geteilt durch Hundert. Dabei wird die verschiedene Dauer, mit der die einzelnen Inhaftierten im Beobachtungszeitraum sind, statistisch berücksichtigt: Ein einmal auffälliger Inhaftierter, dessen Inhaftierung sich nur einen Monat mit dem Beobachtungszeitraum überschneidet, wird beispielsweise höher gewichtet, als ein einmal auffälliger Inhaftierter, der den gesamten Beobachtungszeitraum lang inhaftiert war. Die Kreise auf den vertikalen Linien geben die Schätzung an; die Linien entsprechen Konfidenzintervallen. Es sind jeweils zwei solche Schätzungen dargestellt: einmal ohne Berücksichtigung von Drittvariablen („unkorrigiert“) und einmal mit statistischer Berücksichtigung des Alters zum Zeitpunkt der Inhaftierung („korrig. f. Alter“). Im Beispiel zeigt die unkorrigierte Darstellung, dass ledige Inhaftierte deutlich häufiger Täterrollen einnehmen als verheiratete oder geschiedene. Es wäre inhaltlich durchaus plausibel, dass der Familienstand hier einen kausalen Effekt haben könnte. Bei Berücksichtigung des Alters ist der Unterschied allerdings viel geringer. Das weist darauf hin, dass der unkorrigierte Unterschied vor allem durch den Zusammenhang des Alters mit den Merkmalen Familienstand und Gewaltbeteiligung (sogenannte Konfundierung) auftritt : Ledige sind im Allgemeinen auch die jüngeren und diese sind häufiger auffällig als ältere. Für die Opfer-Rolle kehrt sich der Effekt des Familienstands durch die statistische Berücksichtigung des Alters sogar um. Auch die für das Alter korrigierte Darstellung darf allerdings nicht kausal interpretiert werden: Die Unterschiede können durch weitere Drittvariablen zustandekommen. Es wäre beispielsweise denkbar, dass psychisch schwerer beeinträchtigte Menschen häufiger als Täter agieren aber es auch schwerer haben, einen Partner zu finden, und darum eher ledig sind. Dann könnte es sein, dass sich in der höheren Schätzung für Ledige allein der Effekt der psychischen Beeinträchtigung ausdrückt. Für eine bessere Schätzung des tatsächlichen kausalen Effekts der jeweiligen Prädiktorvariable müssten also möglichst viele weitere Drittvariablen statistisch berücksichtigt werden. Dies hätte allerdings die Einschränkung, dass zahlreiche relevante Variablen nicht vorliegen und schwer zu messen sind (z. B. gewaltbegünstigende Einstellungen), und den Nachteil, dass dadurch die Schätzungen ungenauer (die Konfidenzintervalle länger) würden. Das letztere Problem ließe sich nur durch eine vielfach größere Stichprobe lösen. Beim Lesen der Ergebnisse ist zu bedenken, dass die quantitativen Daten lediglich Unterschiede zwischen Gruppen aufzeigen können; wodurch diese zustandekommen, ist aus den Daten selbst nicht ableitbar. Die Interpretationen müssen daher auf Erfahrung und Fachwissen gründen und bleiben immer etwas spekulativ. 5Es handelt sich um die Kaplan-Meier-Schätzung einer Survivalanalyse. 6Geschätzt wird anhand einer Poissonregression. 21 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Bevor ab der folgenden Seite Prädiktoren untersucht werden, zeigen zwei Darstellungen für alle Inhaftierte den allgemeinen Anteil und die allgemeine Häufigkeit. Alle Inhaftierten Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Alle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle Inhaftierten Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Alle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle Inhaftierten Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Alle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle InhaftiertenAlle Inhaftierten Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658)Alle (17658) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t Die Darstellung für alle Inhaftierte zeigt, dass Gewaltausübung und -erfahrung im Hellfeld nur eine Minderheit der Inhaftierten direkt betrifft. Rund 4% der Inhaftierten wurden innerhalb eines Jahres als Täter festgestellt , ähnlich viele als Opfer. Hinzu kommt noch die Beteiligung an gegenseitiger Gewalt und Vorkommnissen ohne klare Täter- oder Opferrolle. Mit längerer Inhaftierungsdauer steigen die Anteile weiter an. Die Bewertung , ob dies niedrige oder hohe Werte sind, ist ohne Vergleich schwierig. Immerhin sind hier alle Gewalttaten einbezogen; wie oben dargestellt, ist schwere Gewalt darunter eher selten. Die Abflachung der Kurven bedeutet , dass Inhaftierte, die nicht bald auffällig werden, mit geringerer Wahrscheinlichkeit später auffallen. Dies ist zu erwarten, da sich persönliche Verhaltenstendenzen kontinuierlich , nicht erst später zeigen. Der Effekt der Zeit geht möglicherweise zum Teil auch auf eine Verschiebung ins Dunkelfeld zurück: Wer länger in Haft ist, versteckt seine Gewalt eher beziehungsweise meldet sich als Opfer weniger. Nach Inhaftierung Jahre seit Inhaftierung R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Nach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierte Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Nach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierte Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Nach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierteNach 1.5.2010 inhaftierte Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327)Alle (14327) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J a h r/ 1 00 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t Hier werden nur diejenigen Inhaftierten betrachtet, die erst nach Beginn des Beobachtungszeitraums inhaftiert wurden, d. h. die nicht vorher schon auffällig gewesen sein können. Hier bedeutet die Zeitachse also die Zeit seit (individueller) Inhaftierung. Diese Auswahl wäre generell einfacher zu interpretieren , führt aber zu einer deutlich kleineren Stichprobe und entsprechend ungenauerer Schätzungen. 22 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Alter bei Inhaftierung Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Alter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei Inhaftierung bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Alter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei Inhaftierung bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Alter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei InhaftierungAlter bei Inhaftierung bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) bis 24 J. (3650) 24-34 J. (8062) u¨ber 34 J. (5945) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t Inhaftierte unter 24 Jahren sind weitaus schneller und viel häufiger Täter und Opfer als ältere Gefangene. Die 24- bis 34-jährigen unterscheiden sich wenig von den noch älteren. Möglicherweise ist es nicht nur das (junge) Alter selbst, das hier eine Rolle spielt, sondern auch das Umgebensein von jungen Mitinhaftierten im Jugendvollzug (sich behaupten wollen, Wunsch nach Anerkennung o. ä.). Geschlecht Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 GeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlecht Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 GeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlecht Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 GeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlechtGeschlecht Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) Ma¨nner (15635) Frauen (2023) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Zwischen den Geschlechtern findet sich kein bedeutsamer Unterschied in der Häufigkeit oder Schnelligkeit, mit der Inhaftierte an Gewalttaten beteiligt sind. 23 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Körpergröße Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Ko¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ße groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Ko¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ße groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Ko¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ßeKo¨rpergro¨ße groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) groß (4843) mittel (5872) klein (5873) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Körperlich größere Inhaftierte werden tendenziell etwas häufiger Täter und seltener Opfer. Religionszugehörigkeit Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 ReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligion christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 ReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligion christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 ReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligionReligion christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) christlich (2345) muslimisch (787) ohne (10788) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Muslime werden deutlich häufiger als Täter und als Beteiligte von gegenseitiger Gewalt erfasst. Ursache können unterschiedliche kulturelle Normen und Werte der Inhaftierten sein, subkulturelle Strukturen, eine höhere Belastung von Muslimen durch die Inhaftierung (z. B. wegen häufigeren Sprachproblemen oder Ausgrenzung), ein erhöhtes Maß an psychischen Auffälligkeiten , aber auch, dass Gewaltanwendung durch ausländische Inhaftierte eher an Bedienstete gemeldet oder von diesen strenger sanktioniert wird. 24 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Selbststellerstatus Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 SelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststeller ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 SelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststeller ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 SelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststellerSelbststeller ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) ja (3697) nein (13961) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Der Selbststellerstatus hat keinen bedeutsamen Vorhersagewert. Haftdauer Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 HaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauer bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 HaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauer bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 HaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauerHaftdauer bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) bis 180 Tage (3126) 181 Tage bis 3 Jahre (6302) u¨ber 3 Jahre (4987) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte mit laut Strafzeitberechnung mittlerer Haftdauer werden tendenziell etwas häufiger als Täter, Opfer oder Beteiligte auffällig als andere Inhaftierte. Möglicherweise weisen Inhaftierte mit kürzerer (Rest-)Strafe eine weniger „schwere“ Deliktstruktur auf und sind generell kontrollierter . Unter Inhaftierten mit mittlerer Haftdauer ist der Anteil des Delikts Körperverletzung höher; hier finden sich mehr Inhaftierte, die bereits vor der Inhaftierung Gewalt anwendeten (z. B. aufgrund von Impulsivität). Der Unterschied zu den längeren Haftstrafen könnte allerdings auch statistisch bedingt sein: Inhaftierte mit längerer Haft können eher als andere schon vor Beginn des Untersuchungszeitraums inhaftiert und auffällig gewesen sein; ihre Auffälligkeit wird hier also unterschätzt weil ihre mögliche Beteiligung an Taten vor dem 01.05.2010 unberücksichtigt bleibt. 25 Studie „Gewalt im Gefängnis“ C-Bogen: Einzelunterbringung erforderlich Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 EU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlich ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 EU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlich ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 EU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlichEU erforderlich ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) ja (404) nein (6252) keine Angabe (11002) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Der Medizinische Dienst kann im EDV-System des Justizvollzugs einschätzen , ob Einzelunterbringung erforderlich ist. Die so diagnostizierten Inhaftierten weisen eine erheblich höhere Wahrscheinlichkeit für die Täterrolle auf, aber auch eine höhere für die Opferrolle. Wodurch dieser Zusammenhang entsteht, d. h. nach welchem Kriterium die Mediziner die Notwendigkeit der Einzelunterbringung einschätzen , ist nicht festgelegt. Allerdings scheinen Einschränkungen der Gemeinschaftsfähigkeit (z. B. Hinweise auf Fremdgefährdung) in den ersten Stunden der Inhaftierung besonders gut erkennbar zu sein. Eine Untersuchung des Erfahrungs- und Expertenwissens der Anstaltsärzte könnte interessante Informationen zur besseren Vorhersage möglicher Täter und Opfer erbringen. C-Bogen: Bedenken gegen EU Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Bedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EU ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Bedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EU ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Bedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EUBedenken gg. EU ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) ja (1060) nein (5596) keine Angabe (11002) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Medizinische Bedenken gegen eine Einzelunterbringung sind höchstens geringfügig prädiktiv relevant. 26 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Staatsangehörigkeit Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Staatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeit deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Staatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeit deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Staatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeitStaatsangeho¨rigkeit deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) deutsch (14494) andere (3010) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte ohne deutsche Staatsangehörigkeit werden seltener als Opfer und häufiger als Täter oder Beteiligte registriert. Bei Gewaltanwendung durch Minoritäten dürften gruppendynamische Effekte und Subkultur große Rollen spielen. Die Ergebnisse können als Hinweis auf einen Bedarf an Integrationsförderung gelesen werden. Dabei ist neben Verhaltensnormen auch die Wahrnehmung von Verhalten („Wann fehlt jemandem Respekt?“, „Wodurch sieht sich jemand provoziert?“) relevant. Geburtsland: Oststaaten (häufig vertretene) Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 GeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtsland Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 GeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtsland Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 GeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtslandGeburtsland Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) Deutschland (14112) Polen/Tschech.Rep. (638) Russ.Fo¨./Rußl. (286) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte, die in Russland, Polen oder der Tschechischen Republik geboren wurden, sind deutlich häufiger Täter und seltener Opfer von Gewalt. Aufgrund der relativ geringen Anzahl dieser Inhaftierten sind die Schätzungen allerdings ungenau. 27 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Familienstand Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 FamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstand ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 FamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstand ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 FamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstandFamilienstand ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) ledig (13616) verheiratet (1485) geschieden (2049) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Ledige Inhaftierte sind – nach Korrektur für das Alter – nicht nennenswert häufiger Täter oder Opfer. Die Schätzungen für verheiratete und geschiedene sind wegen der relativ geringen Anzahl recht ungenau. Erlernter Beruf Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Erlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter Beruf vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Erlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter Beruf vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Erlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter BerufErlernter Beruf vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) vorhanden (9100) ohne (7892) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Ob Inhaftierte einen Beruf erlernt haben , hängt statistisch stark vom Alter ab. Wird das Alter statistisch heraus gerechnet, sind die Unterschiede zwischen Inhaftierten mit und ohne erlerntem Beruf minimal und nicht signifikant. 28 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Vorstrafen: FHS/JS mit Bewährung Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew. ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew. ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew.Vorstrafe: FHS/JS mit Bew. ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) ja (3691) nein (9588) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Keine bedeutsamen Unterschiede finden sich zwischen Inhaftierten mit Bewährungs-Vorstrafe und solchen ohne . Vorstrafen: FHS/JS ohne Bewährung Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew. ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew. ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew.Vorstrafe: FHS/JS ohne Bew. ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) ja (7146) nein (6133) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte, die bereits eine unbedingte Freiheits- oder Jugendstrafe verbüßt haben, werden nicht häufiger auffällig. Erstinhaftierte werden häufiger Opfer. Zur Prävention sollten sich Angebote der Aufklärung und Betreuung besonders an Erstinhaftierte richten . 29 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Delikt: Körperverletzung Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzung ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzung ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzungDelikt Ko¨rperverletzung ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) ja (5108) nein (12550) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte, deren aktuelle Haftpositionen (auch) mindestens eine Verurteilung wegen eines Körperverletzungsdelikts enthalten, sind häufiger auch in Haft gewalttätig. Delikt: Raub Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt Raub ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt Raub ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt RaubDelikt Raub ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) ja (2805) nein (14853) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Auch Inhaftierte mit Raubdelikt sind häufiger Täter. Unterschiede in den Opfer- und Beteiligtenrollen sind höchstens gering. 30 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Delikt: gegen die persönliche Freiheit Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. Freiheit ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. Freiheit ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. FreiheitDelikt gg. pers. Freiheit ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) ja (1688) nein (15970) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte mit Straftaten gegen die persönliche Freiheit (u. a. Bedrohung , Freiheitsberaubung, Nachstellung ) agieren häufiger als Täter und werden etwas häufiger Opfer. Die Ergebnisse zur Körperverletzung , zum Raub und zu Delikten gegen die persönliche Freiheit zeigen: Gewaltdelikte sind Prädiktoren für Gewaltanwendung in Haft. Delikt: Mord Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt Mord ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt Mord ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt MordDelikt Mord ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) ja (591) nein (17067) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Wegen Mordes verurteilte Inhaftierte sind in Haft seltener Opfer als ihre Mitinhaftierten. 31 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Delikt: Diebstahl Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt Diebstahl ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt Diebstahl ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt DiebstahlDelikt Diebstahl ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) ja (8681) nein (8977) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte mit Diebstahldelikt sind etwas häufiger Täter als andere. Delikt: Betrug Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt Betrug ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt Betrug ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt BetrugDelikt Betrug ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) ja (4869) nein (12789) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Das Betrugsdelikt kann Gewalt kaum vorhersagen. 32 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Delikt: Sexualdelikt Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt Sexualdelikt ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt Sexualdelikt ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt SexualdeliktDelikt Sexualdelikt ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) ja (896) nein (16762) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierte mit Sexualdelikt werden deutlich seltener Täter und deutlich häufiger Opfer. Dies dürfte vor allem an der Verachtung durch die Mitinhaftierten liegen. Sexualstraftäter sind aufgrund ihres Delikts in der sozialen Hierarchie unter Inhaftierten ganz unten. Sie bieten Projektionsfläche für andere Inhaftierte, die sich durch Erniedrigung von Sexualstraftätern selbst erhöhen. Beachtlicherweise ist die Anzahl der Opfer unter den Sexualstraftätern nicht gravierend erhöht und absolut immer noch recht gering. Dazu tragen möglicherweise erfolgreiche vollzugliche Interventionen und spezifische Unterbringungen bei. Delikt: Brandstiftung Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt Brandstiftung ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt Brandstiftung ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt BrandstiftungDelikt Brandstiftung ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) ja (253) nein (17405) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Inhaftierung wegen Brandstiftung ist kein starker Prädiktor. Allerdings sind hier die Schätzungen wegen der geringen Stichprobengröße sehr unsicher. 33 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Delikt: BtMG Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R o ll e T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMG ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) R o ll e O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMG ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMGDelikt BtMG ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) ja (3389) nein (14269) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Delikte nach BtMG sind kein bedeutsamer Prädiktor für Beteiligung an Gewalt in Haft. Der Konsum von Drogen in Haft hingegen ist nach einer Dunkelfeldstudie (Baier & Bergmann, 2013)7 ein starker Prädiktor von Gewalt in Haft, siehe das Kapitel „Diskussion und Ausblick“. Delikt: Verkehrsdelikt Jahre seit Inhaftierung bzw. 1.5.2010 R ol le T a¨t er (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt Verkehrsdelikt ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) R ol le O p fe r (% ) 0 2 4 6 8 10 Delikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt Verkehrsdelikt ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) R ol le B et ei l. (% ) 0 1 2 3 4 0 2 4 6 8 10 Delikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt VerkehrsdeliktDelikt Verkehrsdelikt ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) ja (2143) nein (15515) A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 A n za h l/ J ah r/ 10 0 0 2 4 6 8 10 u n ko rri gi er t ko rr ig . f. A lt er Auch Verkehrsdelikte können Gewalt in Haft schlecht vorhersagen. 7Baier, D. & Bergmann, M. C. (2013). Gewalt im Strafvollzug – Ergebnisse einer Befragung in fünf Bundesländern. Forum Strafvollzug, 2/2013, 76-83. 34 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Zusammenfassung: Prädiktoren von Gewalt in Haft Die Ergebnisse aus diesem Kapitel werden hier noch einmal zusammengefasst. Prävalenz von Beteiligung an Gewaltvorkommnissen insgesamt: Rund 4% der Inhaftierten wurden innerhalb eines Jahres als Täter festgestellt, ähnlich viele als Opfer. Hinzu kommen ca. noch einmal soviele Inhaftierte, die an Gewalt beteiligt waren aber keiner Täter- oder Opferrolle zugeordnet werden konnten. Merkmale, die statistisch für höhere Wahrscheinlichkeit von Gewalttäterschaft in Haft sprechen, sind: • niedriges Alter • Gewaltdelikte (Körperverletzung, Raub, Delikt gegen die persönliche Freiheit) • Vermerk „Einzelunterbringung erforderlich“ durch den Medizinischen Dienst • muslimische Religionszugehörigkeit • nicht-deutsche Staatsangehörigkeit • Delikt Diebstahl • kein Sexualdelikt Merkmale, die statistisch für höhere Wahrscheinlichkeit, in Haft Opfer von Gewalt zu werden, sprechen, sind: • niedriges Alter • Sexualdelikt • Erstinhaftierung • niedrige Körpergröße • Vermerk „Einzelunterbringung erforderlich“ durch den Medizinischen Dienst • nicht-russische Staatsangehörigkeit • Delikt gegen die persönliche Freiheit • kein Morddelikt 35 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 3 Diskussion und Ausblick 3.1 Beitrag der Studie Der vorliegende Abschlussbericht zur Studie „Gewalt im Gefängnis“ beschreibt für die von Mai 2010 bis April 2014 erhobenen Daten Ergebnisse über Taten, beteiligte Personen sowie Zusammenhänge mit Prädiktoren. Sowohl Menge, als auch heterogene Form und Inhalt von Gewalt im Hellfeld werden dadurch sichtbar und quantifiziert. Die Ergebnisse erlauben keine direkten Schlussfolgerungen darauf, welche Maßnahmen gegen Gewalt wie wirksam sind, wie sie etwa vergleichende Evaluationen von konkreten Behandlungsprogrammen bieten können. Vielmehr trägt die Untersuchung dazu bei, das Problem der Gewalt im Gefängnis differenziert darzustellen und damit spezifische Problemaspekte zu bestimmen. Im Folgenden werden dennoch – einige dieser Aspekte aufgreifend – Anregungen für Maßnahmen gegen Gewalt im Justizvollzug gegeben. Zuvor werden Einschränkungen der Studie beschrieben und diskutiert. 3.2 Einschränkungen der Studie Einschränkungen der Aussagekraft der vorliegenden Studie resultieren vor allem aus der Datengrundlage. Die erhobenen Merkmale der an Gewalttaten beteiligten Personen sind solche, die ökonomisch dokumentierbar sind beziehungsweise bereits als Daten vorliegen. Dadurch fehlen insbesondere • psychologische und biographische Merkmale, die hoch relevant aber nur durch eingehende (und einheitliche) Diagnostik und/oder Aktenanalyse erfassbar sind, • genauere Angaben zur Delinquenzgeschichte, z. B. aus Auszügen aus dem Bundeszentralregister , sowie • Kontextvariablen. Zu Situations-Variablen, die vermutlich maßgeblich zur Entstehung oder Verhinderung von Gewalt beitragen, gehören einerseits wiederum individuelle (z. B. akute Frustration, Mobbing, Drogenkonsum1), andererseits kollektive, also z. B. Merkmale der Institution (z. B. Anstaltsklima, Verfügbarkeit von Unterstützung und anderer Ressourcen, Größe von Stationen, Rückzugsmöglichkeiten). Diese Merkmale sind schwierig zu erfassen, vor allem aber kaum durch Analysen zu konkreten Handlungen in Beziehung zu setzen. Dennoch darf die Relevanz von Kontextvariablen für Gewalt – und allgemeiner für das Miteinander – nicht unterschätzt werden. 1Baier & Bergmann (2013) untersuchten „Einflussfaktoren physischer Gewalttäterschaft“ und fanden als stärksten Prädiktor Drogenkonsum in Haft. (Baier, D. & Bergmann, M. C. (2013). Gewalt im Strafvollzug – Ergebnisse einer Befragung in fünf Bundesländern. Forum Strafvollzug, 2/2013, 76-83.) 36 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Eine weitere Einschränkung entsteht durch den Fokus auf die Perspektive der Mitarbeiter. Dadurch beschränken sich die Daten nicht nur überhaupt auf das Hellfeld, sondern die Ursachen und Dynamiken der Taten sind nur soweit bekannt, wie sie von außen sichtbar werden und unterliegen zudem Deutungen der Beobachter. Die im Erhebungsbogen vorgegebenen Kategorien „Täter-Opfer-Konstellation“ und „Schlägerei“ (für gegenseitige Gewalt) sind zudem übersimplifizierend. Auch die Einteilung der Beteiligten in „Täter“ und „Opfer“ wird der Komplexität der Beteiligung an Gewalt nicht gerecht. Auch spiegeln diese Bezeichnungen keinesfalls notwendig das Erleben der Betroffenen wider: „Opfer“ können tatsächlich Ohnmacht und Abhängigkeit ihrer Sicherheit von Anderen erleben; die Kennzeichnung kann sich aber auch allein auf die stärkere körperliche Versehrtheit eines Inhaftierten unter Statusgleichen beziehen. Auch können „Täter“ sich selbst als Opfer erleben, beispielsweise wenn sie mit der Tat auf eine Diffamierung reagieren. Durch diese Einschränkungen werden die Ergebnisse nicht wertlos; sie sind jedoch mit Ungenauigkeiten behaftet: Die gemessenen Werte entsprechen zwar tendenziell aber nicht genau den „wahren Gegebenheiten“. 3.3 Was tun gegen Gewalt in Haft? Erstens: Bekannte Möglichkeiten des Vollzugs nutzen! Als erste Antwort auf die Frage, wie Gewalt im Gefängnis reduziert werden kann, folgen einige Erinnerungen an bekannte Mechanismen. Viele davon gehören bereits zum Alltag in den JVAen und tragen vermutlich bereits wirksam dazu bei, dass Gewalt nicht häufiger geschieht. Die Liste soll dazu anregen, bestimmte Aspekte gegebenenfalls stärker zu berücksichtigen. Normbrechung skandalisieren Gewalt ist keine akzeptable Strategie und wird als Verhalten nicht toleriert. Gewalttaten sollten als Normbrechung stets skandalisiert werden. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten: Eine Bestrafung von Gewalt, die subjektiv ebenfalls als Gewalt erlebt wird, bietet kein Vorbild für alternatives Verhalten sondern vermindert Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Gewaltvorkommnisse aufarbeiten Wenn Gewalttaten in Haft stattfinden, sollten diese vom Täter mit Unterstützung durch Fachdienste reflektiert und alternative Verhaltensweisen entwickelt werden. Eine zielgerichtete individuelle Behandlung setzt dabei eine Diagnostik voraus; eine Diagnostik ist allerdings nur sinnvoll, wenn anschließend eine passende Behandlung möglich ist. In der Regel sollte auch das Opfer Unterstützung erhalten – nicht nur, um den Schaden zu mildern , sondern auch, um an etwaigen relevanten Problemen zu arbeiten (z. B. selbstsicheres Auftreten, Reaktionen auf Mobbing). Anreize bieten Inhaftierte sollten immer in einer Situation sein, wo sie sowohl noch etwas verlieren als auch noch etwas gewinnen können. Positives Verhalten muss sich lohnen, positive Veränderung muss als Erfolg erlebt werden. 37 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Kriminaltherapie Inhaftierte, die wegen Gewaltdelikten inhaftiert sind, wenden auch in Haft häufiger Gewalt an. Erfolgreiche Kriminaltherapie kann weitere Gewalt bereits während der Haft verhindern. Behandlung sollte dem Risk-Need-Responsivity-Modell (Andrews & Bonta, 2010)2 folgen: Die Behandlungsintensität sollte sich am individuellen Risiko („risk“) orientieren , das Behandlungsziel an individuellen kriminogenen Bedürfnissen („needs“) und die Behandlungsweise an der individuellen Ansprechbarkeit („responsivity“). Personal Quantität und Qualität des Personals spielen für die Behandlung, für das Anstaltsklima, aber auch als Ressource für individuelle Beziehungen und Unterstützung eine große Rollen. Ehrenamtliche im Vollzug können für Inhaftierte eine wertvolle Ressource unter anderem für Verständnis und Wertschätzung sein. Wohngruppen Wohngruppen-Vollzug – funktionaler, nicht nur formeller! – reduziert die Anonymität und stärkt die Verantwortung aller Wohngruppenmitglieder für das Miteinander. Differenzierung Differenzierung trägt dazu bei, dass Inhaftierte bedarfsgerechter Behandlung erfahren und auch selbst mehr Verantwortung für ihre Ziele übernehmen können. Kommunikation Kommunikationmodelle, die auf Verständnis nicht nur des Gegenübers, sondern auch der Beweggründe eigenen Verhaltens zielen, wirken in Konflikten deeskalierend: Wer eine „Beleidigung“ durch ein Gegenüber als Selbstmitteilung von diesem („Ich ärgere mich.“) statt als Angriff auf das Selbst („Du bist falsch.“) hören kann, wird zu anderen Reaktionen kommen. Bei solchen Kommunikationsprozessen geht es also nicht um eine bestimmte Form von Verständigung, sondern um veränderte Wahrnehmung und Perspektiven und daraus resultierende erweiterte Handlungsmöglichkeiten. Wertschätzung und Selbstwirksamkeit Die konkrete Erfahrung von Haft und auch ihre Symbolik verletzen die menschlichen Bedürfnisse nach Respekt, Würde und wertschätzender Anerkennung. Gewalt ist in dem meisten Fällen eine Strategie, um diese Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Um diese Strategie verzichtbar werden zu lassen, benötigen Inhaftierte andere Quellen: Menschen, die sie als Menschen wertschätzend behandeln; Arbeit oder Ausbildung, in der sie nicht nur Anerkennung von außen erfahren, sondern auch Wertschätzung für sich selbst finden; Freizeitangebote und Tätigkeiten, die nicht nur beschäftigen, sondern Kreativität und die Erfahrung eigener Wirksamkeit und Stärken ermöglichen. 2Andrews, D.A. & Bonta, J. (2010). The Psychology of Criminal Conduct (5th ed.). New Providence, NJ: LexisNexis. 38 Studie „Gewalt im Gefängnis“ 3.4 Was tun gegen Gewalt in Haft? Zweitens: Spezifische Probleme lösen! Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen einige Merkmale von Inhaftierten wie auch einige Kontextmerkmale, die mit der Anwendung von Gewalt zusammenhängen. Den Problembereichen gilt es aufmerksam und mit Initiative zu begegnen. Anpassungsprozesse Das Risiko, in Haft Opfer körperlicher Gewalt zu werden, ist in den ersten Tagen und Wochen nach Zugang in die JVA am höchsten. Präventionsmaßnahmen sollten darum zeitlich mit dem Zugang beginnen und auch Inhaftierte in Untersuchungshaft einschließen. Inhaftierte sollten bei Zugang darüber informiert werden, welche Unterstützung sie bei Problemen von Mitarbeitern erhalten können. Regelmäßige, von Stationsbediensteten initiierte Gespräche in den ersten vier Wochen können Probleme früh sichtbar machen und Vertrauen stärken. Auch „Buddies“ (geschulte unterstützende Mitinhaftierte) können sicheres Auftreten und die Integration in die Wohngruppe erleichtern. Anpassungsprozesse müssen auch bewältigt werden, wenn Inhaftierte verlegt werden. Erstinhaftierte Erstinhaftierte werden häufiger Opfer als bereits wiederholt Inhaftierte. Sie benötigen die besondere Unterstützung der Vollzugsmitarbeiter – insbesondere in den ersten Wochen . Diese sollten wissen, welche Inhaftierte erstinhaftiert sind. Dies kann etwa durch Kennzeichnung auf Belegungstafeln erleichtert werden. Schnelle Reaktion Kurz nach einer Beteiligung an Gewalt ist die Wahrscheinlichkeit für erneute Beteiligung am höchsten. Reaktionen zur Wiederherstellung von Sicherheit (z. B. Anhörung, Konfliktbearbeitung , Verlegung) und zur Normvalidierung sollten daher sehr schnell ergriffen werden – möglichst am gleichen Tag. Jugendstrafvollzug Im Jugendstrafvollzug ist Gewalt weitaus häufiger als im Erwachsenenvollzug. Gleichwohl dürfte Gewalterfahrung für Jugendliche und Heranwachsende in ihrer Entwicklung besonders (negativ) prägend, Prävention also umso wichtiger sein. Gewaltprävention sollte als Kernaufgabe des Jugendstrafvollzugs verstanden werden. Dabei können spezifische Interventionen (wie etwa besonders ausgestalteter Wohngruppenvollzug) zur Anwendung kommen wie auch alle allgemeiner geltenen Empfehlungen (etwa aus diesem Kapitel) stringenter verfolgt werden. Behandlungsangebote zu Gewaltproblematiken und/oder angrenzenden Themen wie Zivilcourage oder Mobbing sollten regelmäßig angeboten werden. Wenn Jugendstrafgefangene Gewalt zeigen, sollte eine Intervention zeitnah und für den Gewaltanwender deutlich als Reaktion darauf erkennbar erfolgen. Die modulare Behandlung der JSA Regis-Breitingen kann dies erleichtern. Treppenhäuser In JVAen gibt es Orte, die weniger überblickbar sind als andere. Treppenhäuser gehören dazu. Einige Inhaftierte nutzen solche Orte, um Gewalt anzuwenden. Hier sollte die visuelle 39 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Kontrolle erhöht oder die Anzahl der sich dort aufhaltenden Inhaftierten beschränkt werden. Unterschiedliche Wohngruppen sollten schlecht einsehbare Wege getrennt voneinander nutzen. Gemeinschaftshafträume Vorteile gemeinschaftlicher Unterbringung können genutzt und ihre Nachteile vermieden werden, wenn die Unterbringung nur bei Bedarf des Inhaftierten (z. B. soziale Unterstützung ), nicht aber bei Bedarf der Anstalt (z. B. Belegungsdruck) erfolgt. Die dort untergebrachten Inhaftierten sollten auf Passung geprüft werden. Dafür können, gestützt auf Erfahrungswissen der Stationsbediensteten, Kriterienkataloge mit Kriterien für günstige versus ungünstige Zusammenlegungen entwickelt werden. Beschäftigung Sinnvolle Beschäftigung ist ein wichtiger protektiver Faktor. Dafür braucht es zum einen ausreichend Ausbildungs- oder Arbeitsplätze wie auch verfügbare Plätze in Freizeitmaßnahmen . Zum anderen dürfen innerhalb der Ausbildungen keine zu langen Leerzeiten entstehen. Die Aufsicht muss stets gewährleistet sein. Subkultur Durch Subkultur gestützte Hierarchien führen strukturell zu Gewalt. Den Einfluss von Subkulturen möglichst stark zu beschränken, ist eine sehr anspruchsvolle aber wichtige Aufgabe des Justizvollzugs. Interkulturelle Integration Nationalität und Religionszugehörigkeit hängen mit der Wahrscheinlichkeit, in Haft Gewalt anzuwenden, zusammen. Möglicherweise ist die Einführung integrativer Angebote sowie die verstärkte Durchführung interkultureller Trainings für Mitarbeiter hilfreich. Dadurch können z. B. Unterschiede in Normen des sozialen Umgangs leichter identifiziert und erläutert, und dadurch Konflikte vermieden werden. 3.5 Was tun gegen Gewalt in Haft? Drittens: Funktionale Äquivalente anbieten! Die Beschreibungen der Konfliktgegenstände (Seite 12) zeigt, dass viele der Anwendungen von Gewalt Reaktionen auf subjektiv als (gegenüber der eigenen Person) ungerecht erlebtes Verhalten von Gegenübern sind. Gewalt zielt dabei – wenn auch mit zweifelhaftem Erfolg – auf die Wiederherstellung der eigenen Reputation innerhalb der Gemeinschaft. Um Gewalt verzichtbar zu machen, sollten funktionale Äquivalente, die nicht zu Ausgrenzung und Ohnmacht, sondern zu Beteiligung und Inklusion beitragen, gefunden und verfügbar gemacht werden. Gewalt ist eine schädigende und nicht nachhaltige Antwort auf erlebte Ungerechtigkeit; konstruktive und nachhaltige Bearbeitung von Konflikten oder individuellen Problemen kann Ursachen von Gewalt reduzieren und ein positives Modell bieten. 40 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Restorative Justice Methoden aus dem Paradigma Restorative Justice bieten gewalt- und straffreie „Gerechtigkeitssysteme “, also Prozesse, die gegenseitiges Verständnis und Übernahme von Verantwortung fördern und Betroffene an Vereinbarungen zur „Wiederherstellung“ beteiligen . Mediation Auf solchen Kommunikationsprozessen basiert auch Konfliktmediation, die Konflikte zuerst klärt, um dann Strategien zu finden, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen. Die Bitte um eine Mediation setzt freilich nicht nur Kenntnis, sondern auch ein hohes Maß an Vertrauen gegenüber dem Prozess wie auch dem Mediator voraus, wie es von Inhaftierten nicht einfach erwartet werden kann. Mediationsangebote sollten daher äußerst transparent dargestellt werden, und können auch von Bediensteten initiiert werden. Ausbildungen in Mediation für Inhaftierte könnte diese dabei unterstützen, eigenen Konflikten gelassener zu begegnen, weil sie Sicherheit im Umgang mit diesen haben. Anstaltsklima Auch das Anstaltsklima kann zu gewaltfreiem Umgang mit Konflikten beitragen. So wirkt ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Inhaftierten und Bediensteten präventiv, weil Konflikte früher angesprochen und weniger verheimlicht werden. Darüber hinaus kann das Anstaltsklima zu den Ressourcen der Menschen beitragen: Wer im Alltag Respekt und Wertschätzung erfährt, wird durch Beleidigung oder Mobbing, die diese Bedürfnisse gefährden, weniger stark in Not und „Kampfhaltung“ gebracht. Hier spielen Qualifizierung und Engagement der Mitarbeiter eine große Rolle. Möglicherweise lässt sich auf das Anstaltsklima aber auch formell Einfluss nehmen. Dazu kann die Wahrnehmung des Anstaltsklimas seitens der Mitarbeiter und Inhaftierten regelmäßig gemessen, verbesserungswürdige Aspekte identifiziert sowie Schulungen angeboten und strukturelle Veränderungen umgesetzt werden. 41 Studie „Gewalt im Gefängnis“ Anhang: Erhebungsbogen 42 Welche Taten sollen erfasst werden? Alle Gewalttaten (also nicht Diebstahl o.ä.) innerhalb einer sächsischen JVA in Folge derer mindest eine Person eine Disziplinarmaßnahme oder strafrechtliche Anzeige erhalten hat oder erhalten wird. Wer soll die Daten eintragen? Die Organisation obliegt dem Anstaltsleiter, der die Verantwortung für die Eingabe an Mitarbeiter überträgt. Kommen die Tat-Beteiligten aus verschiedenen Abteilungen, so wird der Bogen idealerweise von einer Person ausgefüllt, die alle Daten zur Verfügung gestellt bekommt. Der Bogen kann aber auch für die gleiche Tat von mehreren Personen ausgefüllt werden, die jeweils für verschiedene Tat-Beteiligte zuständig sind. Wann sollten die Daten idealerweise eingetragen werden? Der Bogen ist sinnvoll dann auszufüllen, wenn die Umstände der Tat bekannt sind und die Disziplinaranzeige abgehandelt ist. Falls eine strafrechtliche Anzeige erfolgt, sollte diese bereits gestellt sein. Das Ergebnis der Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörde soll nicht abgewartet werden. Noch fehlende Daten können innerhalb von 6 Tagen nachgetragen werden. Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 1 von 7 Datenerhebung "Gewalt im Gefängnis" Dieser Online-Erhebungsbogen dient zur Erfassung von Gewalttaten innerhalb der sächsischen Justizvollzugsanstalten. Bitte füllen Sie ihn aus für jede Gewalthandlung, bei der mindestens eine Person aus Ihrer Abteilung eine Disziplinarmaßnahme und/oder eine strafrechtliche Anzeige erhalten hat oder erhalten wird. Wir möchten, dass Sie durch diese Datenerhebung möglichst wenig zusätzliche Arbeit haben. Darum: Wir entnehmen die meisten Daten zu den beteiligten Inhaftierten selbst aus der BasisWeb-Datenbank. Dies ermöglichen Sie uns, indem Sie die Inhaftierten im Erhebungsbogen durch Name und/oder Buchnummer genau benennen. 1. Sie finden auf jeder Seite unter dem Absendeknopf ein Textfeld, durch das Sie uns mitteilen können, wie dieser Erhebungsbogen für Sie verbessert werden könnte. Vielleicht ist nicht alles möglich, aber wir versuchen, den Erhebungsbogen so anwenderfreundlich wie möglich zu gestalten. 2. Sie können das Ausfüllen unterbrechen und später fortsetzen - auch an einem anderen Tag. Das Bearbeiten ist bis zu 6 Tagen nach dem Anlegen des Tat-Datensatzes möglich. 3. Bei Fragen oder Problemen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: Telefon: 0341 8639-118 (oder -117). E-Mail: kd@smj.justiz.sachsen.de. 4. Bitte beachten Sie: Die Verwendung der Zurück-Funktion Ihres Browsers (z.B. Internet Explorer oder Firefox) ist nicht möglich. Sie finden aber auf fast allen folgenden Seiten jeweils unten einen Zurück-Knopf, mit dem Sie zur vorherigen Seite gelangen können. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Sylvette Hinz und Sven Hartenstein Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen Weiter → Teilen Sie uns hier etwaige Probleme mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oder andere Anregungen, wie dieser Erhebungsbogen verbessert werden kann, mit (z. B. Bedienbarkeit, Verständlichkeit). Ihre Nachricht wird gesendet, sobald Sie auf "Weiter" klicken - auch dann, wenn wegen unvollständiger Angaben die gleiche Seite angezeigt wird. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 43 Ihre Anmeldung ermöglicht, dass Sie bei Bedarf das Ausfüllen unterbrechen und Ihre Daten später wiederfinden und vervollständigen können. Zudem können wir Sie bei Rückfragen erreichen. Ferner stellen wir durch die Anmeldung sicher, dass nur Bedienstete in den Justizvollzugsanstalten auf den Bogen zugreifen können (Datenschutz). Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 2 von 7 Anmeldung Bitte melden Sie sich an! (Verwenden Sie Nutzernamen und Passwort, mit denen Sie sich auch an Ihrem Rechner (bzw. am Terminalserver) anmelden.) Nutzername: Muster: x.nachname_jvaxy, Groß-/Kleinschreibung egal. Passwort: Wenn Sie sich in Ihren Computer-Account eingeloggt haben oder an einem Computer sitzen, an dem nur Sie arbeiten, so können Sie Ihren Nutzernamen speichern lassen, um ihn in Zukunft nicht erneut eintragen zu müssen: Nutzername merken. Weiter →← Zurück Teilen Sie uns hier etwaige Probleme mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oder andere Anregungen, wie dieser Erhebungsbogen verbessert werden kann, mit (z. B. Bedienbarkeit, Verständlichkeit). Ihre Nachricht wird gesendet, sobald Sie auf "Weiter" klicken - auch dann, wenn wegen unvollständiger Angaben die gleiche Seite angezeigt wird. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 44 Sie können Datensätze nach dem Anlegen 6 Kalendertage lang bearbeiten, etwa um Veränderungen oder Ergänzungen einzutragen. Anschließend können Sie uns Änderungen direkt per E-Mail oder Telefon mitteilen. E-Mail: kd@smj.justiz.sachsen.de Telefon: 0341 8639-118 (oder -117). Sie können auch eine Liste der in Ihrer Anstalt bereits eingetragenen Taten einsehen. Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 3 von 7 Neue Tat eintragen oder Datensatz bearbeiten? Möchten Sie einen neuen Datensatz anlegen oder einen bestehenden bearbeiten? Neue Tat eintragen. Es liegen derzeit keine Tat-Datensätze von Ihnen vor, die maximal 6 Tage alt sind. Weiter →← Zurück Teilen Sie uns hier etwaige Probleme mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oder andere Anregungen, wie dieser Erhebungsbogen verbessert werden kann, mit (z. B. Bedienbarkeit, Verständlichkeit). Ihre Nachricht wird gesendet, sobald Sie auf "Weiter" klicken - auch dann, wenn wegen unvollständiger Angaben die gleiche Seite angezeigt wird. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 45 Falls mehrere Tage, tragen Sie bitte die Zeitspanne ein. Beispiele: "06.07.2011", "in der Nacht vom 02. zum 03.07.2011" oder "insg. 3 mal zwischen 01. und 05.07.2011". Beispiele: "ca. 14 Uhr", "zw. 15 u. 17 Uhr", "unbekannt". Zu direkt Beteiligten zählen alle, die selbst Gewalt anwendeten oder durch Gewalt geschädigt wurden (Inhaftierte und andere Personen). Zu indirekt Beteiligten zählen Personen, die zur Tatdynamik beitrugen, bspw. Zuschauende oder Anfeuernde. Beispiel: "Einige aus der Wohngruppe schauten zu.". Es geht um die Einordnung der Form der Gewalt, nicht um eine juristische Bewertung. Hilfreich ist dabei die Formulierung in der Disziplinaranzeige bzw. beim Ergebnis der Disziplinierung. Wenn eine strafrechtliche Anzeige erstattet wird, nennen Sie bitte die Tat laut Anzeige. Wenn Sie sich ganz unsicher sind nutzen Sie bitte das Textfeld. Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 4 von 7 Angaben zur Tat In welcher JVA/JSA ist die Tat geschehen? --- Bitte auswählen --- Datum der Tat Uhrzeit der Tat Lässt sich zwischen Täter(n) und Opfer(n) unterscheiden? Ja, es gibt mind. einen Täter und mind. ein Opfer. Nein, es war eine Schlägerei. Die Unterscheidung zwischen Täter(n) und Opfer(n) ist hier nicht sinnvoll, weil alle Beteiligten in ähnlicher Rolle beteiligt waren (z.B. Konflikt "hochgeschaukelt"). Nein, weil nicht geklärt wurde / werden konnte, welche Beteiligten eher Täter oder Opfer waren. Es war noch anders: Wieviele Personen waren insgesamt beteiligt? Direkt Beteiligte (d.h. Gewaltanwender plus Geschädigte): --- Bitte wählen --- Etwaige indirekt Beteiligte (Falls weitere Personen Einfluss auf die Tatdynamik hatten, beschreiben Sie kurz, wie.): Art der Gewalttat (Mehrfachnennung möglich) Körperverletzung Sexualdelikt, versucht Sexualdelikt, vollendet Mord/Totschlag, versucht Mord/Totschlag, vollendet Widerstand gegen Bedienstete Geiselnahme Meuterei Raub Erpressung Studie „Gewalt im Gefängnis“ 46 Wenn sich die Tat über mehrere Orte erstreckte, nennen Sie bitte den hauptsächlichen Ort. Wenn Sie sich bei dieser Unterscheidung unsicher sind, beschreiben sie die Umstände bitte kurz. Bedrohung Nötigung Andere, nämlich: Ort der Gewalttat Haftraum, in dem Täter und Opfer gemeinsam untergebracht sind (Im Fall mehrerer Täter oder Opfer: Haftraum, in dem mindestens einer der Täter und mindestens eines der Opfer untergebracht sind.) Haftraum des Täters Haftraum des Opfers Anderer Haftraum Sonstiger Stations-/Wohngruppenbereich Hof Schule Ausbildungsbetrieb Arbeitsbetrieb Beim Medizinischen Dienst Sportbereich Anderer, nämlich Weiß ich nicht. Wie wurde die Tat bekannt? Durch das Opfer Durch den Täter Durch einen anderen Inhaftierten Bediensteter ist dazwischen gegangen Bediensteter hat es gesehen Anders, nämlich Weiß ich nicht. Welche Tatmittel wurden verwendet? (Mehrfachnennung möglich) Hand / Faust Kopfstoß oder Biss Fußtritt Opfer gegen Wand oder ähnliches geschlagen Waffe (z.B. Stuhl, Pfanne, ...) Anderes, nämlich: Wie kam die Tat zustande? (Ihre Einschätzung) Die Gewaltanwendung war eher eine unmittelbare Reaktion auf ein Verhalten eines Gegenübers. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 47 Die Gewaltanwendung zielte eher darauf, etwas bestimmtes zu erreichen (z.B. Einkauf erpressen). Anders, nämlich: Können Sie für die Tat eine Ursache / einen Auslöser ausmachen? Weiter → Teilen Sie uns hier etwaige Probleme mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oder andere Anregungen, wie dieser Erhebungsbogen verbessert werden kann, mit (z. B. Bedienbarkeit, Verständlichkeit). Ihre Nachricht wird gesendet, sobald Sie auf "Weiter" klicken - auch dann, wenn wegen unvollständiger Angaben die gleiche Seite angezeigt wird. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 48 Wir benötigen die genaue Identifikation der beteiligten Inhaftierten, um weitere Informationen über sie aus dem BasisWeb zu entnehmen. Falls Bedienstete oder Externe beteiligt waren, so geben Sie bitte nicht den Namen, sondern eine Rolle an, z.B. "Bediensteter" oder "Besucherin"! Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 5 von 7 An der Tat beteiligte Auf der letzten Seite haben Sie angegeben, dass 2 Personen direkt an der Tat beteiligt waren (als Anwender von Gewalt oder Geschädigte). Bitte nennen Sie die Namen der Inhaftierten, bei nicht-eindeutigen Namen auch die Buchnummer! 1. 2. Weiter →← Zurück Teilen Sie uns hier etwaige Probleme mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oder andere Anregungen, wie dieser Erhebungsbogen verbessert werden kann, mit (z. B. Bedienbarkeit, Verständlichkeit). Ihre Nachricht wird gesendet, sobald Sie auf "Weiter" klicken - auch dann, wenn wegen unvollständiger Angaben die gleiche Seite angezeigt wird. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 49 Wenn Ihnen auf dieser Seite Informationen fehlen, weil einer oder mehrere der Inhaftierten nicht in Ihrer Abteilung ist, so stellen Sie bitte sicher, dass die Angaben durch einen Kollegen der anderen Abteilung(en) gemacht werden. Doppelte Datensätze sind kein Problem und werden von uns zusammengefügt. Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 6 von 7 Angaben zu den Beteiligten Wurde oder wird eine Disziplinarmaßnahme gegen diese Person ausgesprochen? Mustermann, Max Ja Nein Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Ja Nein Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Wurde oder wird eine strafrechtliche Anzeige gegen diese Person gestellt? Mustermann, Max Ja Nein Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Ja Nein Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Wurde in Folge der Gewalttat eine Sicherungsmaßnahme angeordnet? Studie „Gewalt im Gefängnis“ 50 Mustermann, Max Ja Nein Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Ja Nein Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Wie wurde oder wird förmlich gegenüber dieser Person reagiert? (Mehrfachnennung möglich) Mustermann, Max Gar nicht Von einer Disziplinarmaßnahme wird abgesehen. Der Gefangene ist verwarnt worden. Erziehungsmaßnahme in Form von Auflagen oder Weisungen, nämlich: Verweis Beschränkung oder Entzug der Verfügung über das Hausgeld oder des Einkaufs Beschränkung oder Entzug des Lesestoffs oder des Hörfunk- oder Fernsehempfangs Beschränkung oder Entzug der Gegenstände für eine Beschäftigung in der Freizeit oder der Teilnahme an gemeinschaftlichen Veranstaltungen Getrennte Unterbringung während der Freizeit Entzug der zugewiesenen Arbeit oder Beschäftigung Beschränkung des Verkehrs mit Personen außerhalb der Anstalt Arrest Anders, nämlich: Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Gar nicht Von einer Disziplinarmaßnahme wird abgesehen. Der Gefangene ist verwarnt worden. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 51 Beispiele für andersweitige Reaktionen: Täter- Opfer-Ausgleich, Aufnahme in eine Behandlungsmaßnahme, Verlegung, ... Hier ist die Unterbringung (Haftraum) der Person gemeint, nicht notwendigerweise der Ort, an dem die Tat stattfand. Besondere Stationen sind alle, die nicht der "normale" Vollzug sind. Beispiele: Ersttäterstation, Sozialtherapie, Aufnahme, WG für ältere Inhaftierte, Täterstation, ... Erziehungsmaßnahme in Form von Auflagen oder Weisungen, nämlich: Verweis Beschränkung oder Entzug der Verfügung über das Hausgeld oder des Einkaufs Beschränkung oder Entzug des Lesestoffs oder des Hörfunk- oder Fernsehempfangs Beschränkung oder Entzug der Gegenstände für eine Beschäftigung in der Freizeit oder der Teilnahme an gemeinschaftlichen Veranstaltungen Getrennte Unterbringung während der Freizeit Entzug der zugewiesenen Arbeit oder Beschäftigung Beschränkung des Verkehrs mit Personen außerhalb der Anstalt Arrest Anders, nämlich: Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Wurde oder wird andersweitig gegenüber dieser Person reagiert? Mustermann, Max Ja, und zwar: Nein. Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Ja, und zwar: Nein. Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. War die Person zum Tatzeitpunkt auf einer besonderen Station untergebracht? Mustermann, Max Ja, und zwar: Nein, normale Station. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 52 Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Ja, und zwar: Nein, normale Station. Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Wie wurde diese Person verletzt? (Mehrfachnennung möglich) Mustermann, Max Keine sichtbare Verletzung Hämatom(e) Kratzer Offene Wunde (auch Bisswunde) Stichwunde Knochenbruch im Gesichtsbereich, z.B. Nasenbeinbruch Sonstiger Knochenbruch Würgemale Verätzung, Vergiftung, Verbrennung Deutliche seelische Beeinträchtigung Andere, nämlich: Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Mustermann, Erika Keine sichtbare Verletzung Hämatom(e) Kratzer Offene Wunde (auch Bisswunde) Stichwunde Knochenbruch im Gesichtsbereich, z.B. Nasenbeinbruch Sonstiger Knochenbruch Würgemale Verätzung, Vergiftung, Verbrennung Deutliche seelische Beeinträchtigung Andere, nämlich: Weiß ich nicht. Die Person ist in einer anderen Abteilung. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 53 Weiß ich nicht. Die Person ist in meiner Abteilung. Weiter →← Zurück Teilen Sie uns hier etwaige Probleme mit den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten oder andere Anregungen, wie dieser Erhebungsbogen verbessert werden kann, mit (z. B. Bedienbarkeit, Verständlichkeit). Ihre Nachricht wird gesendet, sobald Sie auf "Weiter" klicken - auch dann, wenn wegen unvollständiger Angaben die gleiche Seite angezeigt wird. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 54 Datenerhebung des Kriminologischen Dienstes zu Gewalttaten innerhalb des sächsischen Justizvollzugs Fortschritt: Seite 7 von 7 Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Sie haben den Online-Bogen nun vollständig ausgefüllt. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Sie können nun... ... noch eine Tat eintragen. ... den Intranetauftritt des Kriminologischen Dienstes besuchen. ... das Fenster schließen. Studie „Gewalt im Gefängnis“ 55 1 Projekt „Bildung und Beschäftigung im sächsischen Justizvollzug“ Abschlussbericht 2. Teilprojekt Kriminologischer Dienst des Freistaates Sachsen Dezember 2018 1. Einleitung Ausbildung und Beschäftigung von Inhaftierten im Justizvollzug dienen mehreren Zielen. Die Arbeitsfähigkeit mit allen damit verbundenen Kompetenzen wird während der Zeit der Inhaftierung aufrechterhalten; sie erleichtert die Eingliederung in die Arbeitswelt nach der Entlassung. Arbeitsfähigkeit wird in vielen Fällen aber auch erst ausgebildet, indem tagesstrukturierende Beschäftigungsangebote notwendige Kompetenzen wie bspw. Durchhaltevermögen, Anstrengungsbereitschaft oder auch Konzentrationsfähigkeit erweitern, stärken oder stabilisieren. Inhaftierte können ihre finanzielle Lage aufbessern und sind weniger den kriminogen wirkenden Bedingungen wie Langeweile oder Subkultur ausgesetzt. Maßnahmen der Ausbildung und Beschäftigung erreichen im Justizvollzug nur ihre Ziele, wenn sie bedarfs- und adressatengerecht eingesetzt werden. Die Klientel der Inhaftierten hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Nicht nur der steigende Ausländeranteil stellt die JVAen vor neue Herausforderungen. Als problematisch gelten auch die körperlichen und hirnorganischen Folgen oft langjährigen Drogenkonsums und die Verwahrlosung vor der Inhaftierung. Diese hat in der Regel zur Folge, dass die Betroffenen auf dem Arbeitsmarkt gar nicht oder nur kurz integriert waren. Die oben beispielhaft genannten wichtigen Kompetenzen, die neben körperlichen Merkmalen zu den basalen Voraussetzungen der Arbeitsfähigkeit zählen, sind häufig nur rudimentär ausgebildet. Um fundiert bedarfs- und adressatengerechte Angebote zu planen, ist notwendig, zunächst einen Status der Voraussetzungen der Gefangenen zu erheben und daraus einen Bedarf abzuleiten. Dieser kann im nächsten Schritt mit den bereits bestehenden Angeboten und deren Zweckmäßigkeit abgeglichen werden. Im Ergebnis der Bedarfserhebung kann sich ebenso die Notwendigkeit der Implementierung neuer Maßnahmen abbilden. 2. Untersuchungsdesign Von Februar bis August 2018 wurde in acht Justizvollzugsanstalten zu jeder Vollzugsplanung ein kurzer Erhebungsbogen während der Vollzugsplankonferenz mit dem Gefangenen ausgefüllt. Ausgenommen wurden die JVA Zwickau und die JVA Görlitz, da es sich um U-Haft- Anstalten handelt, die in der Regel keine Vollzugs- und Eingliederungspläne fertigen. Der Aufwand betrug pro Konferenz wenige Minuten. Durch den Erhebungsbogen wurden sowohl objektive Daten (wie zum Beispiel, welcher Beschäftigung der Inhaftierte derzeit nachgeht) als auch Einschätzungen (wie etwa, ob der Inhaftierte arbeitstauglich ist) abgefragt. Die Erhebung erfolgte nicht anonym; vielmehr wurden anhand des Namens des Inhaftierten zusätzliche Daten – z.B. Geburtsdatum und Haftdauer – der BASIS-Web-Datenbank entnommen. Die Auswertung der Daten erfolgte statistisch; betrachtet wurden nicht einzelne Inhaftierte, sondern Verteilungen und Zusammenhänge von Merkmalen aller im Datensatz enthaltenen 2 Inhaftierten oder von Untergruppen von Inhaftierten mit bestimmten Merkmalen. Über den Diagrammen in diesem Bericht ist jeweils angegeben, welche und wie viele Bögen in die einzelne Auswertung eingehen. 3. Beschreibung der Stichprobe Aufgrund der organisatorischen Kopplung des Erhebungsbogens an die Vollzugsplankonferenzen beschränkt sich die Stichprobe auf Inhaftierte, die im Zeitraum der Untersuchung eine Vollzugsplankonferenz hatten. Inhaftierte in Untersuchungshaft oder mit nur kurzen Haftstrafen (insb. Ersatzfreiheitsstrafen und Reststrafen) gehen gar nicht oder nur ausnahmsweise in die Daten ein. Dies ist für den Anwendungsbereich der Untersuchung – die Planung von Ausbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen – angemessen, da Inhaftierte mit nur kurzer Strafhaft in der Regel keine Ausbildung beginnen (sollten). Bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist, dass der Bedarf an Maßnahmen für Inhaftierte in Untersuchungshaft oder mit kurzen Strafen hier nicht abgebildet wird. Besondere Bedarfe in der Untersuchungshaft ergeben sich etwa daraus, dass dort der Anteil von Inhaftierten ohne deutsche Staatsangehörigkeit deutlich höher ist als in der Strafhaft. Insgesamt liegen Bögen zu 1053 Inhaftierten vor und gehen in die Auswertungen ein. Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der vorliegenden Bögen pro Anstalt. Die Verteilung ist plausibel, wenn die Kapazitäten und U-Haft-Zuständigkeiten der Anstalten bedacht werden. Anstalt Anzahl Bautzen 167 Chemnitz 146 Dresden 242 Leipzig 41 Regis-Breitingen 163 Torgau 105 Waldheim 61 Zeithain 128 Gesamt 1053 Das folgende Diagramm zeigt, wie lange die Inhaftierten zum Zeitpunkt des Ausfüllens des Bogens – also der entsprechenden Vollzugsplankonferenz – bereits in Haft sind. Durch Erhebungsbögen, auf denen das Datum der Konferenz nicht eingetragen wurde, fehlen einige Werte. 3 Untenstehend ist die Verteilung der gesamten Haftdauer der teilnehmenden Inhaftierten dargestellt. Fehlende Werte kommen zustande, da für einige Fälle kein Ende der Haft eingetragen ist, zum Beispiel durch lebenslängliche Haft oder Sicherungsverwahrung. In der Stichprobe findet man eine relativ breite und ausgeglichene Auswahl der Inhaftiertenpopulation. Bei den Vollzugsplankonferenzen gab es demnach weniger Inhaftierte, die erst kurz in Haft sind und über die noch nicht viele Kenntnisse vorliegen. Die Haftdauern (von Inhaftierung bis Terminende, aus dem BASIS-Web entnommen) erstrecken sich hauptsächlich zwischen einem und fünf Jahren. Lange Inhaftierungen und Sicherungsverwahrung sind gemessen an der Gesamtsumme der Inhaftierten eher seltene Ereignisse. Die Haftdauern erstrecken sich hauptsächlich bis 5 Jahre, wobei Haftdauern bis 3 Jahre am häufigsten sind. Rechnet man hier die angerechnete U-Haft-Zeit und gerade bei Erstinhaftierten häufige vorzeitige Entlassungen ab, bleibt bei einem großen Teil der Inhaftierten keine Zeit für eine abschlussbezogene Vollausbildung. 91.1% der Inhaftierten befinden sich in einem Alter unter 50 Jahren. Mindestens für diese ist die Orientierung auf Arbeit/Ausbildung nach der Haft in der Regel relevant. Die Haftdauern eignen sich für die Mehrzahl der Inhaftierten nicht für eine Vollausbildung. 4 4. Schulabschlüsse 797 von 1053 Inhaftierten (75.7%) haben einen Schulabschluss. Von diesen besitzen 62.7% maximal einen Hauptschulabschluss (oder äquivalent) und 37.3% mindestens einen Realschulabschluss. In der Jugendstrafvollzugsanstalt verfügen 97 (60%) der Inhaftierten über keinen Abschluss. Entsprechend sollte der Schwerpunkt der Angebote für das jeweilige Anforderungsniveau geeignet sein. Jüngere Inhaftierte haben deutlich häufiger keinen Schulabschluss als ältere Inhaftierte. Das folgende Diagramm zeigt, wie viele Inhaftierte ihren Schulabschluss in Haft erworben haben. Fast jeder vierte Inhaftierte besitzt keinen Schulabschluss. Am häufigsten kommt der Hauptschulabschluss vor. Von den Inhaftierten, die bereits vorher einmal in Haft waren, haben rund 18 % den Schulabschluss in Haft erworben. 5. Berufsabschlüsse Die höchste abgeschlossene Berufsausbildung der Inhaftierten wurde als Freitext erhoben und anschließend kategorisiert. Die folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit verschiedener Berufsbereiche der Ausbildung nach der Klassifikation der Berufe (KlbB 2010, Bundesagentur für Arbeit). Für die Kategorien sind in der letzten Spalte häufig genannte Berufe als Beispiele aufgeführt. Bei ca. einem Drittel der Bögen wurde bei der Frage nach der höchsten abgeschlossenen Berufsausbildung keine Eintragung gemacht oder angegeben, dass dies unbekannt ist. In etwas über der Hälfte dieser Fälle ist in BASIS-Web ein erlernter Beruf dokumentiert. Somit 5 würden sich die Fälle sowohl auf die Gruppe der Inhaftierten ohne Abschluss als auch auf die der Inhaftierten mit Abschluss verteilen. Berufsbereich Häufigkeit Anteil Beispiele unbekannt/leer 349 33.1% keine 290 27.5% Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung 176 16.7% Koch, Schweißer, Kfz-Mechaniker, Metallbauer, Tischler Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik 86 8.2% Maurer, Maler/Lackierer, Ausbaufacharbeiter Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 37 3.5% Fachlagerist, Berufskraftfahrer, Baggerfahrer Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus 34 3.2% Einzelhandelskauffrau, Restaurantfachfrau, Einzelhandelskaufmann Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung 27 2.6% Altenpflegerin, Hauswirtschafterin, Krankenschwester Land-, Forst- und Tierwirtschaft und Gartenbau 26 2.5% Gärtner, Landwirt, Tierwirt Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung 17 1.6% Bürokaufmann, Bürokauffrau, Versicherungskaufmann, Betriebswirt Naturwissenschaft, Geografie und Informatik 5 0.5% Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung, Netzwerktechniker, Studium Navigation, Tech. Ass. Inform., Webdesigner, Programmierer Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung 5 0.5% Dipl.-Musiker, Keramikmalerin, Magister Kunst, Studium Architektur, Studium Kunstakademie Militär 1 0.1% Insgesamt haben – grob geschätzt – ca. 40 bis 45 % der Inhaftierten keinen Berufsabschluss (explizite Angabe „keine“ plus die knappe Hälfte der Bögen ohne Eintrag). Abschlüsse liegen am häufigsten für die Bereiche Koch, Metallverarbeitung, Maurer und Maler/Lackierer vor. Jüngere Inhaftierte verfügen seltener über einen Berufsabschluss als ältere Inhaftierte. Für sie ist auch seltener bekannt bzw. überhaupt angegeben, ob sie über einen Abschluss verfügen. 6 In der folgenden Grafik wird dargestellt, wie sich die Berufsabschlüsse in der Gruppe derjenigen Inhaftierten (n=217) verteilen, die bereits schon einmal inhaftiert waren und den Abschluss in Haft oder außerhalb der Haft erworben haben. Rund 11 % haben demnach ihren Abschluss in Haft erworben. Im Erhebungsbogen wurde danach gefragt, ob in der vergangenen Haft ein Ausbildungsmodul absolviert wurde und ob die Ausbildung, wie konzeptionell vorgesehen, nach der Haft weitergeführt oder beendet wurde. Von den 521 erneut Inhaftierten haben rund 35 % in einer vorherigen Haft mindestens ein Ausbildungsmodul absolviert. Von den Inhaftierten, die in der vorhergehenden Haft mindestens ein Modul, nicht jedoch die gesamte Ausbildung abgeschlossen haben (n=149), haben nur rund 9 % die Ausbildung nach der Haft fortgesetzt. Gefragt nach den Gründen, warum die Ausbildung nicht fortgeführt wurde, wurden folgende Angaben gemacht. 7 Grund Häufigkeit Anteil keine Möglichkeit 29 24.6% sonstige Begründung 24 20.3% fehlende Motivation 22 18.6% andere Beschäftigung 20 16.9% Suchtmittelproblematik 13 11.0% Therapie 10 8.5% Unter „Sonstiges“ fallen hier diverse Gründe wie eine schnelle erneute Inhaftierung oder das Fehlen spezifischer Voraussetzungen für die Fortsetzung der Maßnahme. „Therapie“ steht für die Aufnahme einer Therapie statt des Fortsetzens der Maßnahme. Ein hoher Anteil der Inhaftierten verfügt über keinen Berufsabschluss – dies betrifft besonders jüngere Inhaftierte. Ein hoher Prozentsatz derer, die in einer vorhergehenden Haft ein Modul beendet haben, setzt die Ausbildung nach der Haft nicht fort. Dies zeigt, wie wichtig es ist, das Thema Ausbildung/Beschäftigung im Rahmen des Übergangsmanagements einzubeziehen. 6. Maßnahmen in aktueller Haft Die Maßnahme, die der Inhaftierte zum Zeitpunkt der Datenerhebung besucht, konnte als Freitext eingetragen werden. Die angegebenen Maßnahmen wurden in Kategorien zusammengefasst. Art der Maßnahme Häufigkeit Anteil keine 402 38.2% Ausbildung 329 31.2% Beschäftigung 293 27.8% Behandlungsmaßnahme 29 2.8% Das folgende Diagramm zeigt für die einzelnen Anstalten die Anteile der derzeitigen Beschäftigung bzw. Ausbildung. 8 Der Anteil der Inhaftierten, die nicht beschäftigt sind, ist in den Anstalten Torgau und Dresden vergleichsweise hoch. In der Jugendstrafvollzugsanstalt befinden sich viele Inhaftierte in Ausbildung. Aus dem Diagramm kann entnommen werden, in welcher JVA wahrscheinlich noch ein hoher Bedarf an Arbeits- und Beschäftigungsplätzen besteht und welche Anstalt bereits relativ gut versorgt ist (bspw. die JVA Waldheim). 7. Gründe für Nichtbeschäftigung und Abbruch von Maßnahmen Sollte der Inhaftierte derzeit an keiner Maßnahme teilnehmen, wurde nach einer Begründung gefragt. Die Begründungen wurden kategorisiert und sind in der folgenden Tabelle dargestellt. Grund Häufigkeit Anteil Warteliste 66 17.1% bisherige Haft zu kurz 51 13.2% keine Kapazitäten 48 12.5% auf eigenen Wunsch 41 10.6% Haft insgesamt zu kurz 37 9.6% gesundheitliche Einschränkung 32 8.3% kein Grund angegeben 31 8.1% Disziplinar-/Sicherungsmaßnahme 19 4.9% Maßnahme ausgelaufen 16 4.2% Sonstige 11 2.9% Alter 9 2.3% kein Bedarf 9 2.3% in Prüfungsverfahren 8 2.1% mangelnde Sprachkenntnisse 7 1.8% Die Gründe zeigen auf, dass einerseits in JVAen Kapazitäten für Ausbildung oder Beschäftigung fehlen („Warteliste“, „keine Kapazitäten“), andererseits liegen auch andere Gründe vor, die kaum zu beheben sind („Haft insgesamt zu kurz“). Für diese Inhaftierten bedarf es demzufolge anderer Beschäftigungsangebote oder kurzer Fortbildungsangebote. Falls es in der aktuellen Haft bereits zum Abbruch einer Maßnahme kam, konnte diese benannt und der Grund angegeben werden. Das folgende Diagramm zeigt den Zusammenhang zwischen bisheriger Haftdauer und dem Anteil der Inhaftierten, der bereits eine Maßnahme abgebrochen hat. 9 In der folgenden Tabelle sind die kategorisierten Abbruchgründe aufgeführt. Abbruchgrund Häufigkeit Anteil eigener Wunsch/Unlust 26 17.3% Regelverstoß/Fehlverhalten 22 14.7% persönliche Differenzen 18 12.0% gesundheitliche Gründe 15 10.0% mangelnde Leistung 10 6.7% Fehlzeiten 9 6.0% Verlegung 9 6.0% Wechsel der Maßnahme 9 6.0% Disziplinarmaßnahme 8 5.3% (leer) 7 4.7% Drogenkonsum 7 4.7% Wegfall der Maßnahme 6 4.0% Sprachbarriere 3 2.0% Gesamt 150 100.0% Von den Inhaftierten, die mindestens zwei Jahre in Haft sind, hat über ein Viertel bereits eine Maßnahme abgebrochen. Die am häufigsten genannten Gründe erscheinen prinzipiell mindestens teilweise vermeidbar. Jedem Einzelfall sollte Unterstützung gegeben werden, Probleme in der Maßnahme zu klären. Von den Ausbilderinnen und Ausbildern kann dies nicht erwartet werden, weswegen eine intensivere sozialpädagogische Betreuung empfehlenswert ist. 8. Arbeitsmarkttauglichkeit und Ausbildungstauglichkeit Im Erhebungsbogen wurden die Arbeits- und die Ausbildungstauglichkeit der Inhaftierten eingeschätzt. Zusätzlich konnten Aspekte angegeben werden, die die Arbeits- und Ausbildungstauglichkeit des Inhaftierten einschränken. 10 Die folgenden Diagramme stellen dar, welche und wie viele Einschränkungen in den verschiedenen Altersgruppen der Arbeitsmarkttauglichen und nicht -tauglichen vorliegen. Die Einschränkungen, die unter „Anderes“ genannt wurden, sind in folgender Tabelle zusammengefasst. Einschränkung Häufigkeit Anteil Sucht 92 41.1% mangelnde Sprachkenntnisse 50 22.3% kein Aufenthaltsrecht 15 6.7% Sonstige 15 6.7% körperliche Einschränkung 11 4.9% mangelnde Bildung 11 4.9% 11 Einschränkung Häufigkeit Anteil kognitive Einschränkung 10 4.5% psychosoziale Einschränkung 8 3.6% hohes Alter 6 2.7% fehlender Antrieb 5 2.2% fehlende Abschlüsse 1 0.4% Parallel zur Frage der Arbeitsmarkttauglichkeit wurde nach der Ausbildungstauglichkeit gefragt. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild: Knapp 20 % der Inhaftierten werden als nicht ausbildungstauglich eingeschätzt. Häufigste Gründe sind auch hier Folgeerkrankungen nach Suchtmittelkonsum und fehlende Sprachkenntnisse. Es wird aber auch fehlende Bildungsvoraussetzung genannt. Dies dürfte insbesondere junge Inhaftierte betreffen, die keinen Schulabschluss haben. 12 Einschränkung Häufigkeit Anteil Sucht 80 31.6% mangelnde Sprachkenntnisse 63 24.9% hohes Alter 31 12.3% kognitive Einschränkung 19 7.5% mangelnde Bildung 12 4.7% kein Aufenthaltsrecht 11 4.3% Sonstige 11 4.3% psychosoziale Einschränkung 9 3.6% körperliche Einschränkung 8 3.2% fehlender Antrieb 7 2.8% fehlende Abschlüsse 2 0.8% Die folgende Kreuztabelle zeigt, wie Arbeitsmarkt- und Ausbildungstauglichkeit miteinander zusammenhängen. Arbeitsmarkttaugl. \ Ausb.taugl. ja nein Angabe fehlt Summe ja 76.5% 5.2% 0.6% 82.3% nein 2.6% 13.4% 0.4% 16.3% Angabe fehlt 0.3% 0.4% 0.7% 1.3% Summe 79.4% 19.0% 1.6% 100.0% Bei 90 % der Inhaftierten werden Arbeitsmarkttauglichkeit und Ausbildungstauglichkeit gleich eingeschätzt. Jeder sechste Inhaftierte wird als nicht arbeitsmarkttauglich eingeschätzt, noch etwas mehr Inhaftierte als nicht ausbildungstauglich. Häufig genannte Gründe sind suchtbedingte Folgeerkrankungen, andere gesundheitliche Einschränkungen, das Arbeits- und Sozialverhalten und mangelnde Sprachkenntnisse. Daraus leitet sich ein hoher Bedarf an rehabilitationsorientierten Angeboten und Sprachkursen ab. Während Einschränkungen durch Arbeits- und Sozialverhalten mit dem Alter der Inhaftierten seltener werden, nehmen Einschränkungen durch gesundheitliche Probleme mit dem Alter zu. 13 9. Deutschkenntnisse Eine wichtige Voraussetzung für die Absolvierung einer Ausbildung sind ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache. Um den Bedarf an Deutschkursen zu erfassen, wurde danach gefragt, ob Deutsch die Muttersprache ist, und wie gut die Deutschkenntnisse sind. Dabei konnte unterschieden werden zwischen für eine Ausbildung ausreichende Deutschkenntnisse, eingeschränkte Kenntnisse und keine/kaum Deutschkenntnisse. Der Anteil der Inhaftierten, für die Deutsch eine Fremdsprache ist, ist in den Anstalten sehr unterschiedlich hoch: Während in Dresden für ca. 25% der Inhaftierten Deutsch eine Fremdsprache ist, ist dies in Zeithain und Chemnitz nur für jeweils ca. 6 bzw. 5% der Fall. Im Erhebungsbogen wurde bei 8% der Inhaftierten angegeben, dass sie keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben, um eine Ausbildung absolvieren zu können; bei 8% werden sie als eingeschränkt eingeschätzt. Immerhin haben über 80% der Inhaftierten ausreichend Deutschkenntnisse, um eine Ausbildung absolvieren zu können. Für 82% ist Deutsch zudem die Muttersprache. Der Anteil der Inhaftierten, deren Muttersprache Deutsch ist, ist mit über 80 % hoch. Für die Inhaftierten, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, müssen vor jeder anderen Maßnahme Deutschkurse angeboten werden. 14 Das folgende Diagramm zeigt den Zusammenhang zwischen Deutschkenntnissen und der Art der aktuell besuchten Maßnahme. Von denjenigen Inhaftierten, für die eingeschätzt ist, dass sie gar nicht oder kaum deutsch lesen und schreiben können, ist dennoch die Hälfte in Beschäftigung oder Ausbildung eingesetzt. Die Einschätzung der Deutschkenntnisse hängt kaum mit der Einschätzung der Abteilung, ob die derzeitige Maßnahme sinnvoll ist, zusammen. Selbst für die Inhaftierten mit fehlenden Deutschkenntnissen wird die Maßnahme meistens als sinnvoll erachtet. 10. Sinnhaftigkeit der Maßnahmen Im Erhebungsbogen wurden sowohl die zuständige Abteilung als auch der jeweilige Inhaftierte gefragt, ob sie die Maßnahme, an der dieser aktuell teilnimmt, für eher sinnvoll oder eher nicht sinnvoll halten. Von 651 während der Erhebung beschäftigten Inhaftierten wurde die jeweilige Maßnahme in 92.8% der Fälle seitens der Abteilung und in 90.2% der Fälle seitens des Inhaftierten für eher sinnvoll befunden. Dabei ist einschränkend zu berücksichtigen, dass Inhaftierte in der Vollzugsplankonferenz möglicherweise sozial erwünscht oder auf andere Weise strategisch antworten. So könnten sie etwa angeben, die aktuelle Maßnahme sinnvoll zu finden, weil sie befürchten, die Ausbildung oder Arbeit andernfalls zu verlieren oder als wenig motiviert angesehen zu werden. Die Frage im Erhebungsbogen zielte darauf ab, zu erfahren, ob Inhaftierte „nur“ deshalb in einer Maßnahme sind, weil es kein anderes Angebot gibt, der Inhaftierte aber auf Grund seines Berufsabschlusses, seiner Eignung und vor allem dem Bedarf an Weiterbildung für eine mögliche Reintegration in den Arbeitsmarkt nach der Entlassung eigentlich ein anderes Angebot bräuchte, was in der JVA nicht vorgehalten wird. Die Ergebnisse weisen eher darauf hin, dass die Frage nicht eindeutig oder zu umständlich gestellt wurde, so dass der eigentliche Sinn nicht verstanden werden konnte und somit mehr als 90 % die Maßnahme für sinnvoll halten. In den Experteninterviews im ersten Teil dieses Projekts zeigte sich ein teilweise anderes Bild: Inhaftierte werden oft nicht in eine Maßnahme aufgenommen, weil sie individuell sinnvoll erscheint, sondern weil keine passendere angeboten wird. 15 Die folgende Tabelle zeigt, für wie sinnvoll die aktuell vom Inhaftierten besuchten Maßnahmen seitens der Abteilung eingeschätzt werden. Sowohl Ausbildung, als auch Beschäftigung und Behandlungsmaßnahmen werden ganz überwiegend als eher sinnvoll eingeschätzt. Aktuelle Maßnahme \ Sinnhaftigkeit eher ja eher nein Angabe fehlt keine 44 100 258 Behandlungsmaßnahme 26 3 0 Beschäftigung 269 20 4 Ausbildung 309 17 3 Durch den Bogen wurde erfragt, was dem Inhaftierten an der Beschäftigung/Ausbildung in Haft besonders wichtig ist. Dabei standen „Geld verdienen“, „beschäftigt sein“, „Vorbereitung für die Zeit nach der Haft“ sowie eine Freitextantwort für „Anderes“ zur Auswahl. Das folgende Diagramm zeigt die Verteilung der Antworten. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Frage zwar nach nur einer Antwort verlangte, häufig dennoch Mehrfachnennungen auftraten. Dies betrifft hauptsächlich „Geld verdienen“ und „beschäftigt sein“. In solchen Fällen wurde eine der markierten Antworten zufällig ausgewählt, was die Verteilung der Antworten etwas abflacht. In den 55 Fällen, in denen „Anderes“ angekreuzt wurde, konnten Freitextantworten angegeben werden. Unter diesen kommen die Aspekte „Spaß/Sinn“, „geregelter Tagesablauf“ und „Verkürzung der Haft“ am häufigsten vor. Außerdem konnten bis zu drei Maßnahmen genannt werden, die unabhängig vom tatsächlichen Angebot der JVA sinnvoll für die Ausbildung oder Beschäftigung des jeweiligen Inhaftierten wären. Um eine Verzerrung zu vermeiden, wird hier nur die jeweils erste Nennung einbezogen. Es ist zu beachten, dass die folgende Tabelle keinen tatsächlichen Bedarf, sondern von der Abteilung für sinnvoll befundene Maßnahmen auflistet. Daher sollte sie mit Vorsicht interpretiert werden. 16 Geeignete Maßnahme Häufigkeit Anteil leer 296 28.1% Arbeit 251 23.8% Ausbildung 151 14.3% Ausbildung/Arbeit unklar 98 9.3% Schule 80 7.6% keine 54 5.1% Deutschkurs 53 5.0% Schein/Qualifizierung 37 3.5% Orientierung 21 2.0% sonst. Therapie 10 0.9% nicht zutreffend 2 0.2% 11. Schätzung der Bedarfe an verschiedenen Maßnahmetypen In diesem Abschnitt soll eine Schätzung der Bedarfe an verschiedenen Maßnahmetypen versucht werden. Dazu wurden für jeden Inhaftierten aus der Stichprobe aufgrund vorliegender Daten Maßnahmearten automatisch „empfohlen“. Aus den Anteilen dieser Empfehlungen lässt sich schätzen, in welchem Umfang bestimmte Maßnahmetypen zur Verfügung gestellt werden sollten. In einem ersten Schritt wurde für jeden Inhaftierten für jede Maßnahmeart unabhängig voneinander ermittelt, ob diese anhand der erhobenen Merkmale des Inhaftierten geeignet erscheint. Die Kriterien wurden dabei wie folgt festgelegt. • Schule zählt als geeignete Maßnahme wenn der Inhaftierte jünger als 24 Jahre ist, er maximal einen Sonder- oder Förderschulabschluss hat, seine Haftdauer insgesamt mindestens 18 Monate beträgt und seine Fähigkeit, deutsch zu lesen und zu schreiben, als für eine Ausbildung ausreichend eingeschätzt wurden. • Umschulung zählt als geeignete Maßnahme, wenn der Inhaftierte jünger als 35 Jahre ist, mindestens 2,5 Jahre in Haft und seine Fähigkeit, deutsch zu lesen und zu schreiben, als für eine Ausbildung ausreichend eingeschätzt wurde. • Modulare Ausbildung zählt als geeignete Maßnahme, wenn der Inhaftierte jünger als 35 Jahre ist, seine Haft voraussichtlich von mindestens 9 Monaten Dauer ist und seine Fähigkeit, deutsch zu lesen und zu schreiben, als für eine Ausbildung ausreichend eingeschätzt wurde. • Deutschkurs zählt als geeignete Maßnahme, wenn die Fähigkeit, deutsch zu lesen und zu schreiben, als eingeschränkt oder gar nicht vorhanden eingeschätzt wurden. • Arbeitstherapie zählt als geeignete Maßnahme, wenn für den Inhaftierten Einschränkungen der Arbeitsmarkt- und Ausbildungstauglichkeit bezüglich Sozialverhalten und/oder Fähigkeiten und/oder Gesundheit eingeschätzt wurden oder ein Suchtproblem 17 vorliegt und der Inhaftierte in einer vergangenen Haft kein Ausbildungsmodul begonnen hat sowie unter 55 Jahre alt ist. • Arbeit zählt als geeignete Maßnahme, wenn die Kriterien für Arbeitstherapie nicht vorliegen und wenn nicht als Grund dafür, dass der Inhaftierte derzeit keiner Maßnahme nachgeht, angegeben wurde, dass Arbeit nicht möglich ist. Das Ergebnis dieser Zuweisung möglicher Maßnahmearten ist in der ersten Zahlenspalte der folgenden Tabelle zu sehen. Bei einer Planung von Kapazitäten verschiedener Maßnahmen sollte für jeden Inhaftierten nur ein Maßnahmetyp ausgewählt werden. Im zweiten Schritt wurde darum für jeden Inhaftierten aus den geeigneten Maßnahmen eine ausgewählt, und zwar die erste geeignete aus der obigen Liste. Das Ergebnis dieser Auswahl ist in der hinteren Zahlenspalte der folgenden Tabelle aufgeführt. Maßnahme mit Mehrfachnennung ohne Mehrfachnennung n=1053 Schule 3.6% 3.6% Umschulung 15.4% 14.3% Modulare.Ausbildung 35.8% 18.5% Deutschkurs 15.9% 15.9% Arbeitstherapie 20.4% 8.8% Arbeit 70.3% 33.3% nichts davon 5.5% 5.5% Gesamt 166.9% 100.0% Es ist festzustellen, dass der Bedarf an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen – hier in einem hypothetischen Modell anhand der vorhandenen Daten berechnet – insgesamt sehr hoch ist. Der errechnete Bedarf an Arbeitstherapie repräsentiert nur den Bedarf derer, die auf Grund des Sozialverhaltens, der Fähigkeiten oder der Gesundheit nicht arbeitsmarkttauglich sind. Vermutlich nicht vollständig erfasst ist der Bedarf an Arbeitstherapie für durch Suchtmittel geschädigte Inhaftierte und für solche Inhaftierte mit psychischen Störungen. Der Bedarf an Arbeits- oder Ergotherapie dürfte deutlich höher liegen. Wegen häufiger kurzer Haftzeiten aber auch für Inhaftierte, die nach absolvieren einer Maßnahme noch eine kurze Rest-Haftzeit haben, sollten insgesamt weniger abschlussbezogene Maßnahmen und mehr kurze Qualifikationsmaßnahme (z.B. Schweißerpass) angeboten werden. Im Fragebogen wurde erfragt, welche Ausbildung/Beschäftigung sich der Gefangene in Haft wünscht. Die Freitextantworten wurden sowohl in „Art der Maßnahme“ als auch in „Fachbereich“ kodiert. Die folgende Tabelle zeigt die gewünschten Maßnahmearten. 18 Maßnahme Häufigkeit Anteil Ausbildung/Arbeit unklar 254 31.6% Arbeit 161 20.0% Keine 160 19.9% Ausbildung 102 12.7% Schule 39 4.9% Schein/Qualifizierung 38 4.7% Egal 30 3.7% Deutschkurs 11 1.4% Orientierung 5 0.6% Nicht zutreffend 3 0.4% Die folgende Tabelle zeigt die Fachbereiche, die seitens der Inhaftierten favorisiert werden. Bereich Häufigkeit Anteil Sonstiges 69 12.3% Metall/Schweißen 55 9.8% Koch/Küche 51 9.1% KFZ 43 7.7% Bau 38 6.8% kein Fach spezifiziert 36 6.4% Maler/Lackierer 31 5.5% Garten-/Landschaftsbau 30 5.4% Computer/ECDL 29 5.2% Lager/Logistik 29 5.2% Tischler/Holz 24 4.3% Reinigung 23 4.1% handwerklich allgemein 18 3.2% Unternehmerbetrieb 17 3.0% Haus-/Hofarbeiter 15 2.7% abschlussbezogen 13 2.3% Freigang 7 1.3% 19 Bereich Häufigkeit Anteil kreativ allgemein 7 1.3% Wäscherei 7 1.3% einfach/niederschwellig allgemein 5 0.9% Hauswerkstatt 3 0.5% Schneiderei 3 0.5% unklar 3 0.5% hauswirtschaftlich allgemein 2 0.4% körperlich allgemein 1 0.2% 12. Ausbildung/Beschäftigung nach der Haft Im Erhebungsbogen wurde danach gefragt, ob der Inhaftierte nach Haftentlassung ein Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis anstrebt und wenn ja, welches. Darüber hinaus wurde gefragt, ob der Inhaftierte dafür innerhalb der Haft eine vorbereitende Maßnahme benötigt. 18.3% der Inhaftierten streben nach der Haftentlassung eine Ausbildung und 64.2% ein Arbeitsverhältnis an. Lediglich 17.6% möchten keins von beidem, wobei die Gründe nicht bekannt sind. In der folgenden Tabelle sind die nach der Haft angestrebten Beschäftigungsverhältnisse aufgeführt. Insbesondere die niedrigeren Zahlen hängen sehr von einzelnen Inhaftierten ab und würden über die Zeit durch Veränderung der Belegung schwanken. Sie sollten nicht interpretiert werden. Vielmehr soll die Tabelle einen groben Überblick über die wichtigsten Gebiete geben. 20 Beschäftigung ja, eine Ausb. ja, ein Arb.verh. Beispiele Ausbildung 10 2 Fortsetzung der in Haft begonnenen Ausbildung, Abschluss Studium, Ausbildungsberuf Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik 24 113 Maler, Baubranche, Gerüstbau Berufsorientiertung/- vorbereitung 2 0 berufspsychologische Testung Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung 14 19 Altenpflege, Friseur Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus 13 38 Einzelhandelskaufmann, Verkäuferin, Gastronomie Land-, Forst- und Tierwirtschaft und Gartenbau 8 24 Garten- u. Landschaftsbau, Agrartechniker, Bereich Holz Naturwissenschaft, Geografie und Informatik 3 4 Chemielaborant, Computerbranche, Informationstechnologie, IT- Systemelektronik Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung 49 131 Schweißer, Koch, Tischler, Produktionshelfer, Bäcker Schulabschluss 11 1 Schulabschluss, Abitur Sonstige 3 39 Handwerk, Selbstständigkeit, im erlernten Beruf Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung 1 2 Angestellte Theater, künstlerischer/malerischer Bereich, Modedesignschule Therapie 0 5 Arbeitstherapie, nach ambulanter Drogentherapie, nach der Therapie im Küchenbereich unklar/offen 26 177 noch unklar, egal, offen Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung 5 4 Buchhaltung, Bürokaufmann, Bürokommunikation, im Bereich Stadtwirtschaft, Personalfirma Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 17 95 Gebäudereinigung, Lagerist, Berufskraftfahrer, Fachlagerist, Lager 21 Insbesondere die Gruppe der 20- bis 35-Jährigen benötigt Maßnahmen zur Vorbereitung einer Ausbildung oder Arbeit nach der Haftentlassung. Die Maßnahmen, welche zur Vorbereitung benötigt werden, sind in der folgenden Tabelle grob zusammengefasst. Maßnahme Häufigkeit Anteil Ausbildung/Qualifizierung 133 43.3% Deutschkurs 21 6.8% Schule/Abschluss 37 12.1% Sonstige 67 21.8% sonstige Therapie 10 3.3% Suchtberatung/-therapie 13 4.2% unklar/keine Angabe 26 8.5% 13. Zusammenfassung Merkmale der Stichprobe 91.1 % der Inhaftierten befinden sich in einem Alter unter 50 Jahren. Mindestens für diese ist die Orientierung auf Arbeit/Ausbildung nach der Haft in der Regel relevant. Die Haftdauern eignen sich für die Mehrzahl der Inhaftierten nicht für eine Vollausbildung. • Schule: Fast jeder vierte Inhaftierte besitzt keinen Schulabschluss. Am häufigsten kommt der Hauptschulabschluss vor. Von den Inhaftierten, die bereits vorher einmal in Haft waren, haben rund 18 % den Schulabschluss in Haft erworben. • Ausbildung: Insgesamt haben – grob geschätzt – ca. 40 bis 45 % der Inhaftierten keinen Berufsabschluss (explizite Angabe „keine“ plus die knappe Hälfte der Bögen ohne Eintrag). Abschlüsse liegen am häufigsten für die Bereiche Koch, Metallverarbeitung, Maurer und Maler/Lackierer vor. Die Haftzeiten sind im Durchschnitt abzüglich der U- Haft und Reststrafenaussetzung für eine Vollausbildung zu kurz. Besondere Bedarfe • Sprache: Der Anteil der Inhaftierten, deren Muttersprache Deutsch ist, ist mit über 80 % hoch. Für die Inhaftierten, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, müssen vor jeder anderen Maßnahme Deutschkurse angeboten werden. • Einschränkungen der Ausbildungs- und Arbeitsmarktauglichkeit: Jeder sechste Inhaftierte wird als nicht arbeitsmarkttauglich eingeschätzt, noch etwas mehr Inhaftierte als nicht ausbildungstauglich. Häufig genannte Gründe sind suchtbedingte Folgeerkrankungen, andere gesundheitliche Einschränkungen, das Arbeits- und Sozialverhalten und mangelnde Sprachkenntnisse. Daraus leitet sich ein hoher Bedarf an arbeitsmarktrehabilitativen Angeboten und Sprachkursen ab. 22 Frühere Inhaftierungen Ein hoher Prozentsatz derer, die in einer vorhergehenden Haft ein Modul beendet haben, setzt die Ausbildung nach der Haft nicht fort. Bedarfe in den Anstalten 402 der Inhaftierten nahmen nicht an Behandlungs-, Beschäftigungs- oder Ausbildungsmaßnahmen teil; auffällig dabei ist, dass die Quote in den Anstalten Dresden, Torgau, Zeithain und Bautzen zum Teil deutlich unter 75 % lag. 40 % der Inhaftierten gaben an, dass ihnen die Teilnahme an Maßnahmen wichtig ist, um während der Haft beschäftigt zu sein; offensichtlich hat die Beschäftigung eine hohe Bedeutung um Hospitalisierungsschäden entgegenzuwirken. Abbruch von Maßnahmen Bei 150 Inhaftierten mussten Maßnahmen abgebrochen werden, als häufigste Gründen wurden eigener Wunsch; Fehlverhalten und persönliche Differenzen genannt; das bedeutet, dass die meisten Inhaftierten in den Maßnahmen verbleiben (können) und davon profitieren. Beschäftigung und Resozialisierung Von den Inhaftierten, die ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis nach der Haft anstreben (777) benötigen knapp 25 % eine vorbereitende Maßnahme in Haft; wichtiger Punkt für den Vollzugsauftrag der Resozialisierung! 14. Fazit Über die Auswertung der Daten hinaus gehend konnten noch folgende Ideen für die Gestaltung von Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen im Vollzug zusammengetragen werden. Qualitätsmanagement Um längerfristig sicherzustellen, dass Inhaftierte während ihrer Haft für sie geeignete Maßnahmen absolvieren, und dass die Häufigkeit von Abbrüchen und anderer Probleme minimiert wird, kann eine fortlaufende Erhebung und Auswertung von Eignung, Wartezeiten, Abbrüchen, Abschlüssen und gegebenenfalls weiterer Merkmale sinnvoll sein. Die Quantifizierung bestimmter Merkmale (z.B. Einschränkungen der Inhaftierten) oder Ereignisse (z.B. Abbrüche) kann im Sinne eines Controllings dazu beitragen, Maßnahmen passend zu planen und Hürden zu benennen und abzubauen. Eine bedarfs- und eignungsgerechte Zuweisung wäre ressourcenschonend. Entsprechend standardisierte Fähigkeits- und Interessentests zu Beginn der Inhaftierung im Rahmen des Diagnoseverfahrens sind empfehlenswert. Ausbildung- und Beschäftigungsstruktur in den Anstalten Es sollte eine generelle Quote für Behandlungs-, Beschäftigungs- oder Ausbildungsmaßnahmen in den Anstalten festgelegt werden. Die meisten Inhaftierten geben an, dass ihnen Beschäftigung wichtig ist. Diese Motivation sollte durch Ausbau von Arbeitsangeboten in den JVAen aufgegriffen werden, Arbeit gibt Tagesstruktur, lenkt von kriminogenen Faktoren ab und gibt Raum, prosoziale Verhaltensweisen zu üben. 23 Beschäftigungsmaßnahmen (in dem Sinne, dass ein schneller Wechsel möglich ist) in den Untersuchungshaftanstalten sollten vorgehalten werden, da die mangelnde Beschäftigung ein erhebliches (Sicherheits-)Problem darstellt. Jede Anstalt sollte einen Ausbildungs- und Beschäftigungskatalog zusammenstellen, in dem folgende Informationen enthalten sind: • Welche Maßnahmen mit welchem Inhalt gibt es? • Wie viele Plätze stehen zur Verfügung? • Wann sind bei Kursen Einstellungszeiträume? • Welche Voraussetzungen muss ein Inhaftierter erfüllen, um an der Maßnahme teilnehmen zu können? • Welche Einschränkungen des Inhaftierten sind noch akzeptabel? Die Angebote der einzelnen JVAen sollten flexibilisiert werden. Nicht jedes Angebot in einer JVA ist für jeden Inhaftierten sinnvoll, d.h., dass ein Inhaftierter für eine sinnvolle Beschäftigung oder Ausbildung grundsätzlich in eine andere JVA verlegt werden kann, wenn keine anderen Gründe dagegen sprechen. Notwendige Angebote Die Maßnahmen sollten dem (Schul-)Niveau der Inhaftierten angepasst sein. Die meisten haben einen Hauptschulabschluss. Die Anzahl an kurzen Qualifikationsmaßnahmen sollte deutlich erhöht werden. Die Maßnahmen für Inhaftierte, die nicht arbeitsmarkt- oder ausbildungstauglich sind, sollten erhöht werden – hier handelt es sich entweder um Einschränkungen durch Suchterkrankungen und/oder psychischen Erkrankungen. Der Ausbau von ergo- und arbeitstherapeutischen bzw. arbeitsmarktrehabilitativen Maßnahmen ist notwendig. Angebote für die Förderung/Entwicklung von sogenannten Softskills (z.B. Zuverlässigkeit), die für einen erfolgreichen Einsatz auf dem Arbeitsmarkt notwendig sind, sollten gestaltet werden. Insgesamt ist die Erhöhung der Anzahl nicht abschlussbezogener Maßnahmen notwendig. Übergangsmanagement Das Übergangsmanagement im beruflichen Bereich muss deutlich verbessert werden, damit begonnene Ausbildungen nach der Haft fortgesetzt werden. Wahrscheinlich benötigen Entlassene noch mehr Unterstützung bei der Integration in eine extramurale Maßnahme. Viele Inhaftierte wollen nach der Haftentlassung eine Ausbildung oder ein Beschäftigungsverhältnis beginnen, diese Motivation sollte aufgegriffen und zu einer deutlichen Verbesserung der Nachsorge führen bspw. in dem Netzwerke mit potentiellen Arbeitgebern, den zuständigen Behörden wie Arbeitsagentur etc. entstehen und bisher bestehende regionale Vereinbarungen auf ganz Sachsen ausgedehnt werden. Die Zusammenarbeit mit lokalen Firmen für eine Beschäftigung im freien Arbeitsverhältnis während des Freigangs könnte ausgebaut werden. Eine Ausstellung von Zeugnissen für Bewerbungen nach der Haft erscheint sinnvoll. KA6-16369 KA6-16369_Anlage_1 KA6-16369_Anlage_2 KA6-16369_Anlage_3 KA6-16369_Anlage_4 KA6-16369_Anlage_5 KA6-16369_Anlage_6 KA6-16369_Anlage_7 KA6-16369_Anlage_8 KA6-16369_Anlage_9 Die Studie „Gewalt im Gefängnis“ Ergebnisse Anzahl der Taten und beteiligter Personen Beschreibung der Taten Konsequenzen für die beteiligten Inhaftierten Beschreibung der beteiligten Inhaftierten Täter-Opfer-Dyaden Prädiktoren der Rollen Täter, Opfer und Beteiligter Diskussion und Ausblick Beitrag der Studie Einschränkungen der Studie Was tun gegen Gewalt in Haft? Erstens: Bekannte Möglichkeiten des Vollzugs nutzen! Was tun gegen Gewalt in Haft? Zweitens: Spezifische Probleme lösen! Was tun gegen Gewalt in Haft? Drittens: Funktionale Äquivalente anbieten! Anhang: Erhebungsbogen KA6-16369_Anlage_10 2019-02-15T10:31:05+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes