SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR KULTUS Postfach 10 09 10 1 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Karin Wilke (AfD) Drs.-Nr.: 6/16726 Thema: Noteninflation Sehr geehrter Herr Präsident, STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: "Vom Jahr 2008/09 zu 2017/18 ist die Zahl der Abiturienten in Sachsen mit einer Note zwischen 1,0 und 1,9 um 13 Prozent gestiegen. Mittlerweile erreichen mehr als 1/3 der Abiturienten eine Abschlussnote im genannten Spektrum. Daneben hat sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Abiturienten mit der Spitzennote 1 ,0 von 1 Prozent auf 2,8 Prozent erhöht." · Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie erklärt die Staatsregierung den Anstieg der Abschlüsse im genannten Notenspektrum? Obwohl das sächsische Abitur anerkanntermaßen anspruchsvoll ist, liegt der Freistaat Sachsen bei den Abiturdurchschnitten seit Jahren in der Spitzengruppe aller Bundesländer. Das ist vor allem Ergebnis der engagierten Arbeit unserer Lehrkräfte und klarer und verlässlicher Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe. Beim Vergleich der Abiturdurchschnitte müssen darüber hinaus verschiedene Bedingungen und Faktoren berücksichtigt werden. Die Kultusministerkonferenz hatte 2012 Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch beschlossen. Daraufhin erfolgte auch in Sachsen eine auf die Implementierung der Standards bezogene Modifikation der Lehrpläne der gymnasialen Oberstufe in diesen Fächern. Mit der Einführung des gemeinsamen Abituraufgabenpools der Länder wurden (kleinere) Anpassungen in den Prüfungsformaten der Prüfungsaufgaben vorgenommen, um Aufgaben aus dem Pool einsetzen zu können. Seite 1 von 3 Freistaat SACHSEN Der Staatsminister IhrZeichen Ihre Nachricht vom Geschäftszeichen (bitte bei Antwort angeben) Z-1 053/16/162 Dresden,~ März 2019 Hausanschrift Sächsisches Staatsministerium tor Kultus Carolaplatz 1 o 1 097 Dresden www.smk.sachsen.de De-Maii-Zugang: poststelle@smk-sachsen.de-mail .de Verkehrsverbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3. 7. 8 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS Freistaat SACHSEN Der Grund für die rein statistische Verbesserung der Notendurchschnitte seit 2017 ist in der Umsetzung der Neuregelungen von 2016 in der Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.07.1972 i. d. jeweils geltenden Fassung) zu sehen. Während bisher in Sachsen alle Kurshalbjahresergebnisse in die Gesamtqualifikation eingebracht werden mussten, gibt es jetzt eine bundesweit einheitliche Obergrenze von 40 Kurshalbjahresergebnissen. Zuvor waren es in Sachsen 52. Die führt dazu, dass weniger gute Ergebnisse auch durch sächsische Schüler gestrichen werden können. Das bewirkt einen Anstieg der Durchschnittsnote in der Gesamtqualifikation von etwa 0, 1. Ein großer Teil der Abiturienten, die nach der Berechnung vor 2017 die Gesamtqualifikation 1,1 erreicht hätten, konnten damit 2017 und 2018 das Abitur mit der Note 1,0 ablegen. Frage 2: Welche Maßnahmen ergreift die Staatsregierung, um das Niveau der Abiturabschlussprüfungen zu sichern? Der Freistaat Sachsen wird sich innerhalb der Gremien der Kultusministerkonferenz wie bisher aktiv für die Erhaltung eines hohen Niveaus der Abiturprüfungen einsetzen. So waren sächsische Experten bei den bisherigen Entwicklungen der Bildungsstandards ebenso beteiligt , wie bei der gegenwärtigen Entwicklung der Standards für Biologie, Chemie und Physik. Auf Betreiben Sachsens konnte zum Beispiel 2016 erreicht werden, dass alle Schüler in der gymnasialen Oberstufe eine Naturwissenschaft verpflichtend belegen müssen. Auch bei folgenden Überarbeitungen der Vereinbarung der Kultusministerkonferenz zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung wird sich Sachsen wie bisher um die Sicherung eines hohen Anspruchs bemühen. Dazu stimmt sich Sachsen eng mit Bundesländern, wie z. B. Bayern, ab, die ebenfalls an einem hohen Niveau des Abiturs interessiert sind. Sachsen wird auch grundsätzlich Aktivitäten von externen Partnern, wie etwa dem Deutschen Philologenverband, für den Erhalt des Stellenwertes des Abiturs unterstützen. Die Sicherung des Anspruchs des Abiturs muss in Kooperation aller Länder erfolgen. Frage 3: Betrachtet die Staatsregierung die Entwicklung der Abiturnoten positiv oder negativ? Von einer Beantwortung wird abgesehen. Die Frage ist auf eine Bewertung gerichtet, welche die Staatsregierung bisher nicht getroffen hat. Zur Abgabe einer Bewertung ist die Staatsregierung auch nicht verpflichtet. Das Fragerecht dient nach Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofes nicht dazu, die Staatsregierung zu einer Bewertung anzuhalten, die der Abgeordnete für geboten hält, sondern nur dazu, den Abgeordneten Informationen zu verschaffen (SächsVerfGH, Urteil vom 22. April 2004, Vf. 44-1-03). Anders liegt der Fall aber, wenn danach gefragt ist (oder die Frage so ausgelegt werden kann), ob die Staatsregierung bestimmte Vorgänge bereits bewertet hat und wie diese Bewertung ausgefallen ist. Dabei handelt es sich um eine Wissenserklärung (siehe ThürVerfGH v. 4.4.2003, 8/02, Juris-Rn. 56). Frage 4: Wie hat sich der Notendurchschnitt im Abitur vom Schuljahr 2008/2009 bis heute entwickelt? (Bitte Abschlussnoten in Zehntelschritten beginnend von der Note 2,0 nach LaSuB-Standorten je Schuljahr aufschlüsseln) Seite 2 von 3 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS Freistaat SACHSEN Es wird auf die Anlage 3 der Antwort zur Kleinen Anfrage der Abgeordneten Karin Wilke, AfD-Fraktion, Drs. 6/14545 verwiesen , die die Entwicklung der Notendurchschnitte in dem die nunmehr vorliegende Kleine Anfrage berührenden Spektrum aufzeigt. Ergänzt werden die Angaben für den Notendurchschnitt 2,0 (Anlage). Mit freundlichen Grüßen Seite 3 von 3 Anlage 1 zur Kleinen Anfrage Drs. 6/16726 Erreichte Durchschnittsnoten auf den Zeugnissen der Allgemeinen Hochschulreife (hier 2,0) Durchschnitts - note 2,0 Schuljahr Sachsen PTN1/ Anteil2 Bautzen PTN/ Anteil Chemnitz PTN/ Anteil Dresden PTN/ Anteil Leipzig PTN/ Anteil Zwickau PTN/ Anteil 2008/09 508 / 4,2% -3 -3 -3 -3 -3 2009/10 323 / 4,6% 59 / 5,6% 72 / 4,5% 67 / 3,9% 84 / 5,1% 40 / 3,9% 2010/11 302 / 4,7% 44 / 4,7% 55 / 3,9% 83 / 5,0% 67 / 4,7% 53 / 5,2% 2011/12 135 / 4,5% 10 / 3,5% 30 / 5,0% 11 / 7,5% 55 / 3,9% 29 / 5,2% 2012/13 370 / 5,1% 58 / 5,5% 81 / 5,2% 90 / 4,9% 78 / 4,6% 63 / 5,6% 2013/14 426 / 5,3% 66 / 5,9% 92 / 5,5% 102 / 4,8% 97 / 5,2% 69 / 5,7% 2014/15 458 / 5,0% 62 / 4,8% 87 / 4,5% 140 / 6,0% 119 / 5,2% 50 / 3,8% 2015/16 492 / 5,2% 74 / 5,5% 98 / 5,0% 128 / 5,3% 119 / 5,1% 73 / 5,4% 2016/17 557 / 5,5% 86 / 6,0% 109 / 5,4% 138 / 5,2% 144 / 5,6% 80 / 5,5% 2017/18 488 / 4,9% 79 / 5,8% 88 / 4,4% 136 / 5,0% 120 / 4,7% 65 / 4,6% 1 PTN: Prüfungsteilnehmer 2 Anteil: prozentuale Angabe des Anteils an der jeweiligen Gesamtzahl der PTN 3 Im Schuljahr 2008/2009 wurden die Durchschnittsnoten noch nicht aufgeschlüsselt nach den dama- ligen Regionalstellen der Sächsischen Bildungsagentur erfasst. 6-16726 6-16726_Anlage_1 2019-03-07T09:51:10+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes