SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR KULTUS Postfach 10 09 10 1 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Drs.-Nr.: 6/17172 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS Thema: Fortbildungsangebote für Lehrkräfte zur Geschichte Israels und zum deutsch-israelischen Verhältnis Sehr geehrter Herr Präsident, namensund im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Zais wie folgt: Frage 1: Wie viele und welche Fortbildungsangebote für Lehrer*innen mit welcher Teilnehmer*innen-Kapazität gab es seit dem Schuljahr 2009/2010 zu den Themen Geschichte Israels, deutsch-israelisches Verhältnis, Antisemitismus u. ä.? (Bitte Angebot und Anbieter schuljährlich darstellen.) Frage 2: Wie viele der unter 1. genannten Angebote haben mit welcher Teilnehmer*innen-Kapazität tatsächlich stattgefunden und wie viele Lehrer*innen haben am jeweiligen Angebot teilgenommen? (Bitte durchgeführte Angebote mit Teilnehmer*innen-Zahlen schuljährlich darstellen.) Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 1 und 2: Die Angebote der staatlichen Lehrerfortbildung speziell zu den genannten Themen sowie die Angaben zur Teilnehmerkapazität und der tatsächlichen Teilnehmerzahl sind der beigefügten Anlage zu entnehmen. Veranstalter ist jeweils das Landesamt für Schule und Bildung (ehemals Sächsische Bildungsagentur und Sächsisches Bildungsinstitut), das seinerseits Fortbildner für die Durchführung der Veranstaltungen gewinnt. Sofern Angaben über die Einbeziehung spezieller Einrichtungen in die Planung und Durchführung der Veranstaltungen vorliegen, sind diese in der Tabelle aufgeführt. Darüber hinaus führte das Sächsische Staatsministerium für Kultus im genannten Zeitraum in Kooperation mit der International School for Holocaust Studies jährlich eine zehntägige Lehrerfortbildung mit in der Regel -20 Teilnehmern in Yad Vashem/Jerusalem durch. Seite 1 von 4 ljSACHsEN Der Staatsminister Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom Geschäftszeichen (bitte bei Antwort angeben) Z-1053/17/62 Dresden,;()., . April 2019 MACH __ _ WAS - WICHTIGES Ar~itrn im Öfft ntlichr n Dirnst Sarhsrn Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium tor Kultus Carolaplatz 1 01097 Dresden www.smk.sachsen.de Verkehrsverbindung : Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 7, 8 Informationen zum Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente erhalten Sie unter www.smk.sachsen.de/kontakt.htm STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS S SACHsEN Statistische Erhebungen über Angebote außerhalb der staatlichen Lehrerfortbildung zu den genannten Themen und Informationen über die Teilnahme sächsischer Lehrkräfte an diesen Veranstaltungen liegen nicht vor. Ebenfalls statistisch nicht erfasst wird die Behandlung der genannten Themen im Rahmen von schulinternen Lehrerfortbildungen in Eigenverantwortung der Schulen. Frage 3: ln welchem Umfang kommen an sächsischen Schulen die digitalen und interaktiven Lernmodule zum Thema "Migration im deutsch-jüdischen bzw. deutschisraelischen Kontext" zum Einsatz, die die deutsch-israelische Schulbuchkommission entwickelt hat? Der Einsatz von Materialien im Unterricht liegt in der pädagogischen Verantwortung der Fachlehrer . Angaben, welche Materialien in welchem Umfang eingesetzt werden, können seitens der Staatsregierung daher nicht gemacht werden. Frage 4: Welche weiteren Maßnahmen aus der "Gemeinsamen Erklärung zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule" des Zentralrates der Juden in Deutschland und der Kultusministerkonferenz vom 08. Dezember 2016 wurden bisher in Sachsen umgesetzt? ln der "Gemeinsamen Erklärung des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Kultusministerkonferenz zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule" werden u. a. Begegnungen mit Jüdinnen und Juden, der Kontakt mit jüdischen Organisationen und Institutionen, Gespräche mit Zeitzeugen der Schoah, der Besuch von Gedenkstätten sowie die Beschäftigung mit jüdischem Leben, jüdischer Kultur und jüdischer Geschichte empfohlen . Hiermit sind Handlungsfelder für die schulische Arbeit beschrieben, die durch das Erkennen der Vielfalt und Komplexität des Judentums den Abbau von Vorurteilen unterstützen und auf diese Weise in den Prozess der Vermittlung demokratischer Werte einfließen. Demokratische Werte erfahren aufgrund aktueller globaler Entwicklungen, europäischer Diskussionen zum Umgang mit diesen und neuer nationaler Bewegungen eine stark gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit. Autoritäre und antidemokratische Strömungen - insbesondere politisch und religiös motivierter Extremismus - stellen auf Vielfalt ausgerichtete Gesellschaften vor große Herausforderungen. Diese machen auch vor der Schule nicht Halt. Schule ist per se ein politischer Raum, der die Kontroversität, die Heterogenität und den Pluralismus in der Gesellschaft thematisieren muss, um das Wertegerüst der freiheitlich-demokratischen Grundordnung als verbindlichen Konsens sieht-, erleb- und lernbar zu machen. Aus diesem Grund hat die Sächsische Staatsregierung die Umsetzung des Papiers "W wie Werte. Handlungskonzept zur Stärkung der demokratischen Schulentwicklung und politischen Bildung an sächsischen Schulen" beschlossen. Die Grundwerte - Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität sowie Toleranz- sind im Unterricht aller Fächer vertreten. Eine besondere Rolle nehmen dabei das fachliche Lernen der politischen Seite 2 von 4 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS ~SACHsEN und der historischen Bildung und fachübergreifende sowie fächerverbindende Lernkonzepte ein. ln diesem Prozess werden Momente der Vergangenheitsdeutung mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontroversen, Problemen und Herausforderungen sowie den entsprechenden Debatten über deren angemessene Bewältigung in der Zukunft verbunden. Dazu erarbeitete das Landesamt für Schule und Bildung ein Papier "Eckwerte zur politischen Bildung". Neben der Umsetzung der fachspezifischen Lehrplaninhalte sind durch die Lehrkräfte in eigenverantwortlicher didaktisch-methodischer Gestaltung auch aktuelle Ereignisse zu berücksichtigen . Dies wird auch für die Vertiefung des Wissens über jüdische Geschichte, Religion und Kultur ergänzt durch außerunterrichtliche Angebote, die teilweise mit außerschulischen Partnern entwickelt worden und nun umgesetzt werden. Maximilian-Kolbe-Werk Seit 2006 unterstützt das Sächsische Staatsministerium für Kultus die Zeitzeugengespräche mit Überlebenden des Holocaust an sächsischen Schulen. Zwei Wochen pro Jahr können diese Zeitzeugen in den Unterricht eingeladen werden. Das Angebot ist für die Schulen kostenfrei . Im letzten Jahr wurden vor dem Hintergrund des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht zusätzliche Projekttage angeboten. Neue Jüdische Kammerphilharmonie Seit 2015 unterstützt das Sächsische Staatsministerium für Kultus sogenannte Schülergesprächskonzerte . Dabei werden Werke verfemter, verfolgter oder ermordeter jüdischer Komponisten aufgeführt und anschließend mit den Schülern über die Themen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung diskutiert. Die Arbeitsmaterialien dafür wurden in Kooperation mit dem Anne-Frank-Zentrum Berlin erstellt. Alljährlich finden mehrere dieser Veranstaltungen statt, wobei das für die Schulen kostenfrei ist. Im letzten Jahr wurden vor dem Hintergrund des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht zusätzliche Projekttage angeboten. Themas Darchinger Der Schauspieler und Grimme-Preisträger bietet Lesungen an sächsischen Schulen an. Die Zusammenarbeit beinhaltet die Durchführung von zehn Veranstaltungen der Demokratie- Kampagne "Das andere Leben. Eine Kindheit im Holocaust" anhand der Lebensgeschichte des Holocaustüberlebenden Solly Ganor an weiterführenden Schulen Sachsens. Jede Veranstaltung umfasst eine Lesung aus der Autobiografie, die musikalisch begleitet wird. Die Veranstaltungen finden an den jeweiligen Schulen während der Unterrichtszeit statt und haben den Zweck, die Schülerinnen und Schüler für geschichtliche Prozesse zu sensibilisieren und deren Relevanz und Aktualität zu diskutieren. Erinnern und Gedenken Die Landesservicestelle "Lernorte des Erinnerns und Gedenkens" nahm am 1. Januar 2019 bei der Brücke/Most-Stiftung ihre Arbeit auf und berät Schulen, wie sie ihre geplanten Gedenkstättenfahrten und Exkursionen an Orte der Erinnerung in Sachsen, Deutschland und Europa umsetzen können. Seite 3 von 4 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS ~SACHsEN Für die Fahrten an Lernorte innerhalb Europas inkl. deutscher Bundesländer werden einerseits die Mittel für Bildungsfahrten des Landesprogramms "Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz" , andererseits bundesweit zur Verfügung stehende Mittel genutzt. Die Landesservicestalls "Lernorte des Erinnerns und Gedankens" kann die Schulen beraten, begleiten und betreuen. Da im ersten Jahr eine signifikante Erhöhung der Gedenkstättenfahrten ins europäische Ausland aus Gründen einer notwendigen langfristigen Planung nicht umsetzbar war, kann das Sächsische Staatsministerium für Kultus diese ab 2020 vermehrt durchführen. Die Brücke/Most-Stiftung wurde mit der Erstellung einer Broschüre "Außerschulische Lernorte des Erinnerns und Gedankens in Sachsen. Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten für Schulen" beauftragt. Der Schwerpunkt der angestrebten Zielgruppengenauen pädagogischen Angebote soll auf historische Ereignisse und Orte des 20. Jahrhunderts gelegt werden. Dabei sind mehrere Partner einzubeziehen: u. a. Landesstelle Museumswesen, Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Archive. Das Kostenerstattungsprogramm soll ab dem Schuljahr 2019/2020 nutzbar sein. Das Demokratie-Zentrum Sachsen Das Demokratie-Zentrum Sachsen ist ein Kooperationsverbund staatlicher und nichtstaatlicher Akteure, die sich für die Stärkung der Demokratie und gegen extremistische und menschenfeindliche Bewegungen im Freistaat Sachsen engagieren. ln der Landeskoordinierungsstelle des Demokratie-Zentrums laufen dabei alle themenbezogenen Informationen zusammen. Die Koordinatoren stehen zudem als erste Ansprachpartner im Bereich der Prävention demokratiefeindlicher Bestrebungen zur Verfügung . Mit freundlichen Grüßen Anlage Seite 4 von 4  Anlage zur Kleinen Anfrage Drs. 6/17172 Schuljahr Veranstaltung Termin max. TN TN Mitveranstalter/Anmerkung Yad Vashem ‐ Gedenkstätte für Holocaust und  Heldentum 05.11.2009 25 ‐ storniert, zu wenige Teilnehmer (TN) Yad Vashem ‐ Gedenkstätte für Holocaust und  Heldentum 12.11.2009 25 ‐ storniert, zu wenige TN Neue Dimensionen Jüdischen Lebens in Sachsen nach  1990 21.04.2010 20 ‐ storniert, zu wenige TN Jüdisches Leben in Sachsen 14./15.02.2011 25 23 Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der Juden und  politisch Missliebigen von den Dresdner Bühnen 1933 ‐  1945 11.03.2011 30 ‐ HATikVA e. V. ‐ Bildungs‐ und Begegnungsstätte für  jüdische Geschichte ‐ storniert, zu wenige TN TYPISCH ! ‐ Juden tragen Schläfenlocken, Christen gehen  jeden Sonntag in die Kirche und Moslems sind  Terroristen 07.11.2011 15 15 Jüdisches Leben in Dresden ‐ Multikulturelles  Zusammenleben 22.03.2012 20 17 HATikVA e. V. ‐ Bildungs‐ und Begegnungsstätte für  jüdische Geschichte 2012/2013 Beit ha Chajim, Haus des Lebens ‐ der jüdische Friedhof,  seine Bedeutung und seine Symbole 08.10.2012 18 ‐ Pogrom heißt Zerstörung. Bekämpfung von  Antisemitismus bei Jugendlichen aus dem Gebiet der  ehemaligen Sowjetunion 21.10.2013 25 ‐ HATikVA e. V. ‐ Bildungs‐ und Begegnungsstätte für  jüdische Geschichte ‐ storniert, zu wenige TN Bewegter Unterricht am Beispiel Weltreligionen ‐ Das  Judentum 10.04.2014 20 ‐ storniert, zu wenige TN 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2013/2014 Seite 1 von 2  Anlage zur Kleinen Anfrage Drs. 6/17172 Schuljahr Veranstaltung Termin max. TN TN Mitveranstalter/Anmerkung Bewegter Religionsunterricht am Beispiel der  Weltreligion: Das Judentum 08.10.2015 20 19 Aktueller Antisemitismus und die Bedeutung Israels 05./06.01.2016 20 ‐ storniert, sonstige Gründe Zum Israelbild und dem Holocaust in deutschen  Schulbüchern 01./02.02.2016 20 ‐ storniert, zu wenige TN Aktueller Antisemitismus und die Bedeutung Israels 18./19.04.2016 20 ‐ storniert, zu wenige TN 2017/2018 Aktueller Antisemitismus und die Bedeutung Israels 24./25.08.2017 20 14 Verständnis für das Judentum und Begegnung mit der  Jüdischen Gemeinde Chemnitz 07.08.2018 24 20 Jüdischen Musikern in Leipzig auf der Spur ‐ Didaktisch‐ methodische Begleitangebote für Schüler 25.03.2019 20 6 Dozententeam Universität, Leipziger Notenspur,  Hochschule für Musik "Felix Mendelssohn" 2018/2019 2015/2016 Seite 2 von 2 6-17172 6-17172 Anlage 2019-04-18T14:11:57+0200 pseudo: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes