STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 I 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthlas Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) L-1053/5/111-2019/27069 den, Juni 2019 Kleine Anfrage des Abgeordneten Rene Jalaß (DIE LINKE) Drs.-Nr.: 6/17740 Thema: Prädikat „sehr gut" für rassistische Bachelorarbeit in Österreich nach Gutachten durch Mitarbeiter des Leipziger Max-Planck-Instituts? Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Am 19. Mai 2019 veröffentlichte die Zeitung „Kleine Zeitung" im Teil „Steiermark" (S. 24) den Artikel „'Sehr gut' für Rassenlehre". Darin wird beschrieben, dass an der Grazer PH Johanneum eine Bachelorarbeit im Rahmen eines Logopädie-Studiums begutachtet wurde, welche „Stimm kriterien nach ,Rassenunterschieden' beim Menschen" untersucht. Die Arbeit fuße auf „jenen kruden ,Rassenlehren' des 19. Jahrhunderts, die im 20. Jahrhundert zu den verheerenden ,Rassengesetzen' der National sozialisten führten". Die Arbeit wurde mit „Sehr gut" bewertet. Dies solle zunächst durch einen externen Gutachter erfolgt sein, welcher nach dem Artikel als wissenschaftlicher Mitarbeiter „des renommierten Max- Planck-Instituts in Leipzig" tätig sei. Und: „Der Betreuer informierte nie manden an der FH über kritische Inhalte." Die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet und jede Zusammenarbeit mit diesem Gutachter einge stellt worden." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Ist der Staatsregierung der Vorfall bekannt und ist ihr auch be kannt, um welchen Mitarbeiter des MPI in Leipzig es sich handelt? Der Vorfall war der Staatsregierung nicht bekannt, auch nicht, um welchen Mitarbeiter am Max-Planck-Institut (MPI) in Leipzig es sich handelt. Frage 2: Ist der Staatsregierung bekannt, ob dieser Mitarbeiter auch Ar beiten an sächsischen Hochschulen begutachtet hat oder anderweitig tätig war? Wenn ja, kam es dabei zu ähnlichen Vorfällen? ir Zertifikat seit 2007 audK berufundfamilie Hausanschrift: Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstrafle 17 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßen bahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Hintereingang der Wigardstraße 17. Für alle Besu cherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. ' Der Empfang von elektronisch signier ten und verschlüsselten Dokumenten ist möglich. De-Mail: ministerium@smwk-sachsen.de-mail.de STAATSMINISTERIUIVI FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Der Staatsregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Frage 3: Ergreift die Staatsregierung Maßnahmen, um die Hintergründe dieses Be richts zu untersuchen? Wenn ja, mit welchem Ziel? Bei den zu treffenden Maßnahmen, handelt es sich um eine Aufgabe der Max-Planck- Gesellschaft und des betroffenen MPI. Das betroffene MPI stellte zwischenzeitlich ge genüber der Staatsregierung klar, dass der Inhalt der Bachelorarbelt dezidlert nicht den Werten der Max-Planck-Gesellschaft und Ihrer Institute entspricht. Das Max-Planck-Instltut für Kognitlons- und Neurowlssenschaften distanziert sich ausdrücklich davon. Die Forschung des MPI hat mit den Inhalten wie denen der In Diskussion stehenden Ba chelorarbelt keinerlei Bezug. Der Mitarbeiter wurde um Klärung des Sachverhalts gebe ten. Es liegt dem MPI eine Eigenerklärung des Mitarbeiters vor. In der er sich von den Inhalten der von Ihm begutachteten Arbelt distanziert. Bis zur abschließenden Klärung Ist der Mitarbeiter von seiner Tätigkeit am MPI beurlaubt worden. Aktuell betreut er keine wissenschaftlichen Arbelten Im Rahmen seiner Tätigkeit am MPI. Frage 4: ist es an den sächsischen Hochschulen bzw. Außeruniversitären For schungseinrichtungen in den letzten Jahren zu ähnlichen Vorfällen gekommen? Wenn Ja, welcher Art und welche Maßnahmen wurden eingeleitet? Der Staatsregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Frage 5: Mit welchen Maßnahmen verhindert die Staatsregierung solche Vorfälle und bekämpft rassistisches Gedankengut im Wissenschaftsbereich in Sachsen? Das Eintreten gegen Rassismus und für Weitoffenheit gehört zum Selbstverständnis der Wissenschaft. In den Empfehlungen der Kommission zur „Selbstkontrolle In der Wissen schaft", die unter Federführung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und unter Be teiligung mehrerer Max-Planck-Institute, bereits 1997 Handlungsleltllnlen für eine gute wissenschaftliche Praxis definiert hat, heißt es: „Nur redliche Wissenschaft kann letztlich produktive Wissenschaft sein und zu neuem Wissen führen. Unredlichkeit hingegen ge fährdet die Wissenschaft. Sie zerstört das Vertrauen der Wissenschaftlerinnen und Wis senschaftler untereinander sowie das Vertrauen der Gesellschaft In die Wissenschaft, ohne das wissenschaftliche Arbelt ebenfalls nicht denkbar Ist. Redlichkeit zur Richt schnur Ihres Denkens und Handelns zu machen, Ist die Aufgabe und Verpflichtung eines jeden einzelnen Wissenschaftlers und einer jeden einzelnen Wissenschaftlern. Ihre Be deutung und Bandbreite zu erfassen und zu formulieren, die Voraussetzungen für Ihre Geltung und Anwendung zu sichern und dort, wo es notwendig Ist, auch Vorkehrungen gegen Verstöße zu treffen, Ist die Pflicht der Wissenschaft als Gesamtsystem und zu gleich ein zentrales Element Ihrer Selbstverwaltung. Nur die Wissenschaft selbst kann, nicht zuletzt durch organlsatlons- und verfahrensrechtllche Regelungen, gute wissen schaftliche Praxis gewährleisten." Diese Selbstverpfllchtung der Wissenschaft, die auch die Vorkehrung gegen rassistisches Gedankengut einschließt, unterstützt die Staatsre gierung nachdrücklich. Ebenso finanziert die Staatsregierung Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung rassistischen Gedankenguts befassen. So Seite 2 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN ist am Hannah-Arendt-Institut für Totalltarismusforschung e. V. an der Technischen Uni versität Dresden ein Forschungsschwerpunkt die historisch-kritische Aufarbeitung der Geschichte völkischer Ideen und rassekundlichen Denkens. Mit freufdiichen Grüßen Dr. Eva-Maria Stange/^ Seite 3 von 3 2019-06-07T11:32:22+0200 pseudo: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes