STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Albertstraße 10 1 01097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Jörg Urban, AfD-Fraktion Drs.-Nr.: 6/1903 Thema: Bewertung der zoonotischen Bedeutung von MRSA und ESBL-/ AmpC-bildenden Bakterienstämmen Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche aktuellen Erkenntnisse bestehen über die Besiedlungsraten von Nutztierbeständen im Freistaat mit dem MRSA-Kion (ST398}, gegliedert nach Tierarten und unterschieden nach Bestandsgrößen ? Frage 2: Wie bewertet die Staatsregierung die zoonotische Bedeutung des unter 1. genannten MRSA-Kions und welche Erkenntnisse bestehen über Besiedlungsraten bei Landwirten im Freistaat? Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 1 und 2: Zur Beantwortung der Fragen 1 und 2 verweisen wir zunächst auf die Antwort der Staatsregierung zur Kleinen Anfrage des Abgeordneten Michael Weichart vom 19. Februar 2014 (Drucksache 5/13627). Im Hinblick auf die vorliegende Anfrage ist noch hinzuzufügen, dass alle in sächsischen Schweinebeständen im Zuge des Projekts zur "Diagnostik der MRSA in schweinehaltenden Betrieben in Sachsen" vom Schweinegesundheitsdienst der Sächsischen Tierseuchenkasse gefundenen MRSA-Stämme zu den LA-MRSA ("Nutztier-MRSA") und damit zu ST398 gehörten. Unter den bei Nutztieren in Deutschland nachgewiesenen sogenannten "livestock -associated" (LA) MRSA dominiert in Deutschland nach gegenwärtigem Kenntnisstand mit über 90% der lsolate die klonale Linie CC398, zu der u. a. der Sequenztyp ST398 gehört. Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin Durchwahl Telefon +49 351 564-5601 Telefax +49 351 564-5791 Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom Aktenzeichen (bitte bel Antwort angeben) 24-0141.51-1 5/312 Dresden, '(;; Juli2015 Hausanschrift: Siichslsc:hes Staatsministerium für SozlaiH und Verbraucher· sc:hutz Albertstraße 1 0 01097 Dresden STAATSMlNl STERl UM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCH UTZ Bezüglich der Besiedlung des Menschen mit MRSA CC398 in Deutschland haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass Personen, die direkten Kontakt zu Nutztieren haben, häufig ebenfalls mit diesen LA-MRSA besiedelt sind. So werden allgemein für Landwirte im Bereich der Schweinehaltung Besiedlungsraten von 77- 86%, für in diesem Bereich tätige Veterinäre von 45% angegeben. Es liegen der Staatsregierung keine Informationen zur Besiedlungsrate mit MRSA bei Landwirten in Sachsen vor. Infektionserkrankungen beim Menschen durch MRSA CC398 sind beschrieben, allerdings spielen sie mengenmäßig bisher eine eher untergeordnete Rolle. So waren unter allen MRSA-Einsendungen aus Infektionsprozessen beim Menschen an das Nationale Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken im Jahr 2012 lediglich 1,5% dieser klonalen Linie zuzuordnen. Ein Eintrag von LA-MRSA in Gesundheitseinrichtungen ist jedoch jederzeit möglich und für Krankenhäuser in Regionen mit hoher Nutztierhaltungsdichte (Münsterland) auch beschrieben. Frage 3: Welche Erkenntnisse liegen der Staatsregierung zu ESBL-/ AmpCbildenden Bakterienstämmen in Nutztierbeständen des Freistaates und deren Zoonotischen Bedeutung vor? Bei den ESBL-/ AmpC bildenden Bakterienstämmen sind besonders Stämme der Darmbakterien Escherichia Coli, Klebsiella und Citrobacter zu nennen. ESBL-/ AmpC bildende Bakterienstämmen kommen bei Menschen und Tieren (Nutztiere wie auch Heimtiere) vor. Durch die Enzyme Extended Spektrum Beta-Lactamasen (ESBL) bzw. AmpC Beta-Laktamasen (AmpC) sind diese Bakterienstämme resistent gegen verschiedene Antibiotika. Eine Besiedlung des menschlichen Darmes führt nicht zwingend zu einer Erkrankung. Studien in Süddeutschland zeigten, dass ESBL-/ AmpC bildende Bakterienstämmen bei ca. 5% der gesunden Allgemeinbevölkerung vorkommen. Bei Landwirten in Putenhaltungen ist die Besiedelungsrate höher. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) teilt in seiner Mitteilung 003/2015 vom 22. Januar 2015 mit, dass Tiere als Quelle der Keime bzw. der Resistenzgene eine Rolle spielen. Eine Exposition des Menschen erfolgt besonders über folgende 3 Wege: über Lebensmittel , über den direkten Kontakt zu Tieren (Nutztiere und Haustiere), über den Kontakt zu anderen Menschen. Dabei ist eine Besiedelung des Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel möglich, jedoch ist die Bedeutung dieses Weges im Vergleich zu den anderen aufgeführten Wegen noch unklar. Das BfR führt in seiner Mitteilung weiter an: "Derzeit kann die überwiegende Mehrzahl der Besiedelungen des Menschen mit ESBLbildenden E. coli nicht direkt über die Exposition aus der Tierhaltung und über lebansmittelliefernde Tiere erklärt werden." Seite 2 von 3 Freistaat SACHSEN STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Im Rahmen des Zoonose-Monitorings wurden durch die Landesuntersuchungsanstalt für das gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen 18 Kotproben von Legehennen auf ESBL- /AmpC bildende Escherichia coli untersucht. Im Ergebnis waren 7 Proben negativ , zweimal wurden AmpC-bildende E. coli nachgewiesen und neunmal wurden ESBLbildende E. coli nachgewiesen. Mit freundlichen Grüßen Selte 3 von 3 Freistaat SACHSEN 2015-07-17T11:47:59+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes