STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR Freistaat SACHSEN Der Staatsminister Sächsisches Staalsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Postfach 10 03 29 | 01073 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Durchwahl Telefon: 0351 564-8001 Telefax: 0351 564-8024 Kleine Anfrage der Abgeordneten Silke Grimm, AfD-Fraktion Drs.-Nr.: 6/1908 Thema: Staatsministerreise des Wirtschaftsministers nach China & Südkorea vom 12. bis 22. Mai 2015 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 32-4175/2/6 u. 32-4175/19/8 Dresden, Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Aus meiner Sicht ergeben sich mit Blick auf die Sächsische Wirtschaft zu der im Mai stattgefundenen Reise der Delegation um den Minister Herrn Dulig folgende Fragen:" Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche konkreten Ergebnisse sind für die Wirtschaftsbezie¬ hungen des Freistaates Sachsen durch den 10-tägigen Be¬ such des Ministers Hr. Dulig vom 12. - 22.05.2015 nach China und Südkorea zu verzeichnen? Wirtschaftsdelegationen dienen dem mittel- und langfristigen Aufbau von Kontakten, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen und andere Wirt¬ schaftsakteure zu verbessern. Die Ergebnisse sind daher teilweise nicht un¬ mittelbar nach der Reise sichtbar. Trotzdem können bereits jetzt konkrete Ergebnisse der Reise festgehalten werden. Bei den offiziellen Gesprächen in der Republik Korea hat die Provinzregie¬ rung von Gyeonggi-do, der wirtschaftsstarken Region um die Hauptstadt Seoul, in der weltweit tätige Unternehmen wie Samsung ihre Hauptsitze ha¬ ben, ihr Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit geäußert. Es wurde vereinbart, beim nächsten Besuch einer Delegation aus der Provinz Gyeonggi -do in Sachsen ein Memorandum of Understanding zu unterzeichnen, um die Kooperation auf eine neue Ebene zu heben. rir i audlt bcrufundfamlllc Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Wilhelm-Buck-Straße 2 01097 Dresden Außenstelle: Hoyerswerdaer Straße 1 01097 Dresden www.smwa.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 7, 8 Haltestelle Carolaplatz Seite 1 von 4 Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente. STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR Freistaat SACHSEN Im Rahmen der Chinareise wurden mehrere Verträge unterzeichnet, auf die in Frage 3 näher eingegangen wird. Am 10. Juni 2015 fand ein Gegenbesuch der chinesischen Provinz Hubei unter Leitung des Vizegouverneurs statt. Dabei wurden die im Rahmen der Reise begonnenen Kooperationsgespräche sächsischer Unternehmen fortgeführt; ein weiterer Austausch soll folgen. Im direkten Nachgang der Reise fanden bereits zwei Investorengespräche in Sachsen mit einem koreanischen und einem chinesischen Investor statt. Frage 2: Welche wirtschaftspolitischen Ziele des Freistaates Sachsen wurden mit der Reise verfolgt, welche konkreten Firmen besucht und gibt es Folgetermine? Ziel der Reise nach Korea war die Vermarktung des Wirtschafts-, Forschungs- und Tourismusstandortes Sachsen, die Ansprache potenzieller Investoren zur Gewinnung für Investitionen in Sachsen sowie die Förderung von Absatz- und Kooperationsaktivitä¬ ten zwischen koreanischen und sächsischen Unternehmen bzw. Forschungsinstituten. Im Rahmen der Reise fanden zwei Standortpräsentationen statt und es wurden die beiden international tätigen Unternehmen Samsung und LG besucht. Im Nachgang der Reise gab es bereits ein weiteres Investorengespräch in Sachsen. Mittelfristig ist die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding mit der Provinz Gyeonggi-do in Sachsen geplant. Ziel der Reise nach China mit einer begleitenden Unternehmerdelegation war die För¬ derung von Absatz- und Kooperationsaktivitäten sächsischer Unternehmen sowie die Festigung der Zusammenarbeit mit China, insbesondere mit der sächsischen Partner¬ provinz Hubei. Darüber hinaus fanden Gespräche mit ausgewählten chinesischen In¬ vestoren statt. Branchenschwerpunkte der Reise waren der Maschinen- und Anlagenbau, Ausrüstung für die Kfz-Industrie und Umwelttechnik. Es wurden u. a. fol¬ gende Unternehmen besucht: AVIC Electromechanical Systems, Hubei Quanli Machinery Group, Hubei Qixing Automobile Body und Jebsen Automotive Technik. Im Nachgang der Reise gab es bereits im Juni einen Gegenbesuch des Vizegouverneurs der Partnerprovinz Hubei und ein Investorengespräch in Sachsen. Frage 3: Welche sächsischen Unternehmen haben im Rahmen der Delegations¬ reise Verträge abgeschlossen, die der sächsischen Wirtschaft zu Gute kommen? Im Rahmen der Chinareise konnten mehrere Kooperationsvereinbarungen unterzeich¬ net werden. Das Unternehmen Vita 34 AG unterzeichnete zwei Kooperationsabkom¬ men: zum einen mit der Umweltbehörde der Stadt Ezhou und der Akademie für Umweltwissenschaften von Hubei zur Effizienzsteigerung bei Aquakulturen und Einfüh¬ rung eines nachhaltigen Reststoffmanagements, zum anderen mit AVIC Biology Co. Ltd. zum Aufbau einer Stammzelldatenbank. Das Bildungswerk der Sächsischen Wirt¬ schaft gGmbH unterzeichnete eine Kooperationsvereinbarung mit dem Wuhan Techni¬ cal College of Communication zur Ausbildungskooperation. Frage 4: Welche Personen befanden sich in der Delegation (bitte alle Teilnehmer detailliert mit Funktion angeben) und nach welchen Kriterien und durch wen erfolgte die Auswahl der Teilnehmer? Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR Freistaat SACHSEN Mit der Frage werden Auskünfte im Hinblick auf die personelle Zusammensetzung der Delegation begehrt. Der Auskunftserteilung stehen Rechte Dritter im Sinne des Art. 51 Abs. 2 SächsVerf, im konkreten Fall das Grundrecht auf informationelle Selbst¬ bestimmung (Art. 33 SächsVerf) als besondere Ausprägung des allgemeinen Persön¬ lichkeitsrechts entgegen. Von einer Beantwortung seitens der Staatsregierung, welche natürlichen Personen sich konkret in der Delegation befanden, wird daher abgesehen. An der gesamten Reise nahmen der Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, ein Mitglied des Sächsischen Landtages, der Pressesprecher des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, der Geschäftsführer der Wirt¬ schaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) sowie zwei Referenten des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr teil. An der Reise nach Korea nahmen außerdem der stellvertretende Geschäftsführer der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen, die Geschäftsführer der Netzwerke biosaxony und Energy Saxony sowie ein Projektleiter der WFS teil. An der Reise nach China nahmen neun Untemehmensvertreter mit den Branchen¬ schwerpunkten Maschinen- und Anlagenbau, Ausrüstung für die Kfz-Industrie und Umwelttechnik sowie zwei Projektleiter der WFS teil. Weitere Informationen zu den Teilnehmern können in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr übermittelt werden. Eine Anmeldung zur Unternehmensdelegation stand allen sächsischen Unternehmen der o. g. Branchen offen. Die Unternehmen wurden durch die WFS mittels Einladungs¬ schreiben per Post und E-Mail, durch öffentliche Bekanntmachung der Reise über das Informationsblatt „Außenwirtschaftliche Veranstaltungen 2015" sowie über den Veran¬ staltungskalender Wirtschaft der WFS im Internet angesprochen. Darüber hinaus wur¬ den die in der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen (AWIS) vertretenen Kammern und Verbände über die Reise informiert. Alle Anmeldungen konnten berücksichtigt werden; insofern war keine Auswahl notwendig. Frage 5: Gibt es seitens der Staatsregierung eine Gesamtstrategie, in die diese Reise eingebunden ist? Wenn ja, wie sieht diese im Detail aus und wel¬ che Aktivitäten sind demnächst geplant? Die Reise ordnet sich ein in die langjährigen Aktivitäten der Staatsregierung und der WFS zur Absatzförderung, Standortwerbung und Akquisition in China und Südkorea. Die Internationalisierung der sächsischen Wirtschaft gehört zu den wichtigen wirt¬ schaftspolitischen Anliegen der Staatsregierung. Strategische Grundlage sind die „Leit¬ linien zur Außenwirtschaft im Freistaat Sachsen" (vgl. Anlage). Ziel ist es, die Exportquote zu erhöhen und mehr Unternehmen für das Auslandsgeschäft zu gewin¬ nen. Da dieses gerade für kleine und mittelständische Unternehmen eine besondere Herausforderung darstellt, unterstützt sie der Freistaat Sachsen mit gezielten Angebo¬ ten. Neben der finanziellen Förderung im Rahmen der Mittelstandsrichtlinie gehört dazu die Unterstützung bei der Erschließung neuer Märkte. Wichtigste Instrumente dafür sind sächsische Gemeinschaftsstände auf internationalen Messen sowie Unternehmer¬ und Delegationsreisen, die im Wesentlichen durch die WFS organisiert werden. Seite 3 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR Freistaat SACHSEN Gelegentlich werden diese Maßnahmen durch die Staatsregierung politisch flankiert; dies ist besonders in solchen Ländern hilfreich, in denen der Staat das wirtschaftliche Geschehen bestimmt. Die geplanten Aktivitäten sind jeweils im Internetauftritt der WFS (www.wfs.sachsen.dej und der AWIS (www.aussenwirtschaft.sachsen.de) ersichtlich. Das jährliche Landesmesseprogramm wird durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr als Faltblatt veröffentlicht. Mit freundlichen Grüßen Seite 4 von 4 Leitlinien zur Außenwirtschaft im Freistaat Sachsen 2012 (Bestätigt durch das sächsische Kabinett am 18. September 2012) Vorbemerkung 2 1. Zielstellung und Aufgaben sächsischer Außenwirtschaftspolitik 2 Bedeutung der Außenwirtschaftspolitik 2 Entwicklung des Außenhandels in Sachsen 3 Zielstellung und Aufgaben 3 2. Zielmärkte 4 Europa - Marktpositionen sichern und für den Exporteinstieg nutzen 4 Wachstumsmärkte weiter erschließen - Zukunftsmärkte im Blick haben 4 3. Exportpotential der sächsischen Wirtschaft 4 4. Außenwirtschaftsförderung in Sachsen 5 Instrumente der sächsischen Außenwirtschaftsförderung 6 Außenwirtschaftsförderung des Bundes 7 Außenwirtschaftsförderung der EU 7 5. Herausforderungen und Handlungsfelder für AWIS 8 Konzentration der außenwirtschaftlichen Gremien in AWIS 8 Entwicklung außenwirtschaftlicher Konzeptionen 8 Außenwirtschaftliche Jahresplanung 9 Kooperation 9 Informationsangebot und Öffentlichkeitsarbeit 10 6. Evaluierung der Leitlinien 11 Seite', 1 von 11 Vorbemerkung Die „Leitlinien zur Außenwirtschaft im Freistaat Sachsen" entstanden in den Jahren 2007 und 2008 in Abstimmung mit den wichtigsten außenwirtschaftlichen Partnern. Sie lösten die „Grund¬ züge der sächsischen Außenwirtschaftspolitik" aus dem Jahr 2000 ab. Die Leitlinien fassten die bisherigen außenwirtschaftfichen Konzepte und Zieistellungen zusammen und schufen damit eine einheitliche Grundlage für ein gemeinsames Agieren aller mit dem Außenhandel in Sach¬ sen befassten Ministerien, Institutionen und Organisationen. Die Staatsregierung stimmte den Leitlinien in ihrer Kabinettssitzung am 8. April 2008 zu. In den Leitlinien ist eine „kritische Evaluierung" alle vier Jahre, erstmals 2011, festgelegt, mit de¬ ren Hilfe sie an die aktuelle Entwicklung angepasst und fortgeschrieben werden sollen. Die Au¬ ßenwirtschaftsinitiative Sachsen AWIS, das Koordinierungsgremium für alle außenwirtschaftlich relevanten Fragen, hat im September 2010 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die unter Leitung des SMWA mit jeweils einem Vertreter der sächsischen Industrie- und Handelskammern (IHKen), der Handwerkskammern (HWKen), der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW) sowie der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) diese Evaluierung durchgeführt hat. In die Evaluie¬ rung sind eingeflossen: • statistische Daten zur Exportentwicklung in Sachsen und Deutschland, • eine Umfrage zur Außenwirtschaft unter den Mitgliedern der sächsischen IHKen und HWKen im Februar 2011, • Ergebnisse der Konferenzen der AWIS-Mitglieder, • Auswertungen zur sächsischen Außenwirtschaftsförderung, • relevante bundesweite Erhebungen und Analysen von Germany Trade and Invest (gtai), der Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesrepublik Deutschland, und von den Kammern sowie • Auswertungen der Aktivitäten anderer Bundesländer. Die Ergebnisse der Evaluierung und deren Diskussion in den außenwirtschaftlichen Gremien der Kammern und in AWIS bilden die Basis für die nun vorliegenden „Leitlinien zur Außenwirt¬ schaft im Freistaat Sachsen 2012". Die Leitlinien schaffen kein Präjudiz für die Bereitstellung von Haushaltsmitteln des Landes oder für Entscheidungen des Haushaltsgesetzgebers. Ein Anspruch gegen den Freistaat auf Reali¬ sierung, Finanzierung oder finanzielle Förderung kann aus den Leitlinien nicht abgeleitet wer¬ den. 1. Zielstellung und Aufgaben sächsischer Außenwirtschaftspolitik Bedeutung der Außenwirtschaftspolitik Deutschland ist besonders stark mit der Weltwirtschaft verflochten und daher auch von ihrer Entwicklung abhängig; mehr als jeder vierte Euro wird im Export von Waren und Dienstleistun¬ gen verdient. Der Export ist daher eine Hauptantriebskraft der deutschen Konjunktur, er fördert die Entwicklung von Innovationen, sichert und schafft heutige und künftige Arbeitsplätze. Nach einer Studie des Forschungsinstituts Prognos hängen 9,6 Millionen Arbeitsplätze in Deutsch¬ land vom Export ab1. In Sachsen, das 2011 einen Anteil von 3,4 Prozent am bundesdeutschen Außenhandel2 hatte, sind damit rund 270.000 Arbeitsplätze an die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen gebunden. Daher gehört die Unterstützung der Internationalisierungsbestrebungen hiesiger Unternehmen zu den Kernaufgaben sächsischer Wirtschaftspolitik. 1 Prognos-Medienmitteilung zum Prognos-Globalisierungsreport 2011 vom 16. Dezember 2011 2 Summe aller Bundesländer Seite 2 von 11 Entwicklung des Außenhandels in Sachsen Der sächsische Außenhandel hat sich in den vergangenen zehn Jahren positiv entwickelt. Wur¬ den im Jahr 2000 noch Waren im Wert von rund 10,4 Milliarden Euro exportiert, waren es 2010 rund 24,9 Milliarden Euro-eine Steigerung um rund 140 Prozent. 2011 erfolgte eine nochmali¬ ge Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent auf 29,3 Milliarden Euro und führte damit zu einem neuen Rekordergebnis für die sächsische Wirtschaft: Noch nie zuvor hat die sächsi¬ sche Wirtschaft so viele Waren und Dienstleistungen ausgeführt wie im vergangenen Jahr. Die¬ se Erfoigsmeldung gilt genauso für den Import, der ebenfalls ein Indikator für die internationale Verflechtung ist. Auch hier hat sich eine dem Export vergleichbare Entwicklung vollzogen, die 2011 zu einem Spitzenergebnis bei den Einfuhren im Wert von rund 19,9 Milliarden Euro führte (gegenüber 16,9 Milliarden Euro im Jahr 2010 und 7,3 Milliarden Euro im Jahr 2000). Mit dem Export-Ergebnis von 2011 liegt Sachsen auf Rang 8 unter allen Bundesländern (2010: Anteil am bundesdeutschen Außenhandel3 3,2 Prozent, ebenfalls Rang 8). Diese positive Entwicklung ist maßgeblich auf das verarbeitende Gewerbe zurückzuführen: sächsische Unternehmen aus diesem Bereich sind international aktiv und bereits vielfach auf ausländischen Märkten „zuhause". Das wird auch durch den Anteil des Exports am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Sachsen bestä¬ tigt. Die Entwicklung ist mit einer Steigerung der Exportquote von 13,8 Prozent im Jahr 2000 auf 26,2 Prozent im Jahr 2010 für sich genommen überaus positiv; auch der Abstand zur bundes¬ deutschen Exportquote von 38,3 Prozent weist 2010 mit 12,2 Prozentpunkten den geringsten Wert der vergangenen zehn Jahre auf. Dennoch: viele Unternehmen schöpfen ihr vorhandenes Potential auf den internationalen Märkten nicht aus. Die bekannten strukturellen Rahmenbedin¬ gungen - geringe Unternehmensgröße, keine Konzerne und nur wenige Unternehmenszentra¬ len in Sachsen - verhindern noch immer vielfach bessere Ergebnisse. Sächsische Unterneh¬ men sind bezogen auf Ostdeutschland zwar Export-Spitzenreiter, im bundesdeutschen Ver¬ gleich aber weiterhin unterdurchschnittlich im Ausland aktiv. Auch wenn man berücksichtigt, dass viele sächsische kleine und mittlere Unternehmen (KMU) als Zulieferer für exportierende Unternehmen außerhalb Sachsens aktiv sind und als so genannte „indirekte Exporteure" von der Statistik nicht erfasst werden, bleibt die Erkenntnis bestehen, dass weiterhin erhebliche An¬ strengungen erforderlich sein werden, um sächsische Waren und Dienstleistungen auf interna¬ tionalen Märkten stärker zu verankern. Aufgrund der geschilderten Situation ergeben sich für die sächsische Außenwirtschaftspolitik folgende Zielstellung und Aufgaben: Zielstellung und Aufgaben Ziel der sächsischen Außenwirtschaftspolitik wird es auch künftig sein, die Exportquote der sächsischen Wirtschaft insgesamt zu erhöhen und zugleich mehr Unternehmen aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung für das Auslandsgeschäft zu gewinnen. Erste Priorität haben daher Aufgaben und dazu gehörende Instrumentarien, die den Internationalisierungsgrad der hiesigen Unternehmen weiter verbessern und die sächsischen KMU dabei unterstützen, Aktivitäten im Ausland zu starten oder auszubauen. Dazu sind entsprechende Konzepte und Aktivitäten zu entwickeln, die ausgerichtet sind auf: ® den speziellen Bedarf der sächsischen KMU, insbesondere der Exporteinsteiger, « die kontinuierliche Bearbeitung der Zielmärkte, « den Ausbau der Internationalisierung hiesiger Wachstumsbranchen und Zukunfts¬ technologien, 3 Summe aller Bundesländer Seite 3 von 11 • den effizienten Einsatz der Instrumente der Außenwirtschaftsförderung der sächsi¬ schen Staatsregierung, der Angebote der Bundesregierung sowie der Europäischen Union, • die sinnvolle Kooperation aller außenwirtschaftlich relevanten Akteure, • eine intensive Öffentlichkeitsarbeit sowie • eine transparente und effektive Aufgabenteilung und Schwerpunktsetzung im Rah¬ men der AWIS. Darüber hinaus wirkt die sächsische Staatsregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf die Beseitigung von Handelshemmnissen und die Verbesserung der Rahmenbedingungen auf Bundes- und EU-Ebene - insbesondere für KMU - hin. 2. Zielmärkte Europa - Marktpositionen sichern und für den Exporteinstieg nutzen EU-Mitgliedsstaaten sind und bleiben die wichtigsten Auslandsmärkte für sächsische KMU. Dies belegen nicht nur die Auswertungen der sächsischen Außenhandelsstatistik, sondern auch die Umfrage der sächsischen Kammern unter ihren Mitgliedsunternehmen.4 Neben den primären Zielmärkten Westeuropas wie Frankreich, den Benelux-Staaten, Öster- ^ reich oder der Schweiz kommt weiterhin eine besondere Bedeutung den Nachbarländern Polen und Tschechien zu; aber auch in den anderen mittel- und osteuropäischen EU-Staaten bieten sich gute Absatzmöglichkeiten für sächsische KMU. Unerfahrenen Unternehmen soll der Ein¬ stieg in diese, „vor der Haustür" liegenden Märkte erleichtert und die weitere Markterschließung für dort bereits aktive KMU verstärkt werden. Technologieforen, Unternehmerreisen, Messebe¬ suche und Veranstaltungen der Kammern, Kommunen, Verbundinitiativen und Verbände er¬ möglichen den Unternehmen einen intensiven Austausch und erleichtern den Markteintritt. Das SMWA finanziert branchen- und unternehmensbezogene Projektpakete, die die WFS im Auftrag des SMWA vor allem für den Markteinstieg und die Marktdurchdringung in Polen und Tschechi¬ en sowie gegebenenfalls in weiteren MOE-Staaten entwickelt und umsetzt. Soweit erforderlich, werden diese politisch unterstützt. Die bisherigen Wirtschaftsforen werden als unternehmens¬ bezogene Fachtagungen ausgerichtet. Wachstumsmärkte weiter erschließen - Zukunftsmärkte im Blick haben Bei den Auslandsmärkten der Zukunft sehen die Unternehmen Russland an erster Stelle. Es folgen Österreich, die Schweiz, Nordamerika (USA und Kanada), Asien (China und Indien), Po¬ len, Tschechien, Frankreich und die Niederlande. Daneben besitzen Zukunftsmärkte wie die Golfregion, Vietnam und Brasilien für spezielle Branchen der sächsischen Wirtschaft ebenfalls ein großes Potential.5 Auch auf diesen für sie schwierigen Märkten unterstützt die Staatsregie¬ rung die Bemühungen sächsischer KMU mit Delegationsreisen, Projektpaketen und Landes¬ messeständen. Dazu kommen auf die jeweiligen Branchen abgestimmte Angebote der WFS sowie ergänzende Aktivitäten von Kammern, Verbänden, NetzwerkenA/erbundinitiativen. 3. Exportpotential der sächsischen Wirtschaft Sachsen hat bereits international stark aktive Branchen mit zahlreichen Unternehmen, die schon im Auslandsgeschäft erfahren sind. Dies sind: • Maschinen- und Anlagenbau, • Mikroelektronik, 4 Siehe Evaluierung der Leitlinien zur Außenwirtschaft, S. 8 ff, Ergebnisse der Umfrage zur Außenwirtschaft der IHKen und HWKen vom Februar 2011 in der Anlage der Evaluierung 5 Ebd. Seite 4 von 11 u...si-g, • Mobilität (Automotive, Bahntechnik, Logistik, Luft- und Raumfahrt), • Chemieindustrie, • Umwelttechnik/Energie, • Textil- und Bekleidungsindustrie. Da Unternehmen der Mikroelektronik- und Chemiebranche in Sachsen per se international und vielfach über westdeutsche oder internationale Mutterkonzerne agieren, bedürfen sie nur in Einzelfällen einer besonderen Unterstützung im Ausland. Für KMU aus den anderen Branchen entwickelt die WFS in Abstimmung mit den Kammern, Verbänden und den jeweiligen Netzwerken/Verbundinitiativen Angebote zur Erschließung vor allem der außereuropäischen Wachstumsmärkte (Russland, China, Indien, Nordamerika, Golf¬ region, neu: Brasilien). Darüber hinaus kommt es darauf an, die Anzahl der auslandsaktiven Unternehmen in Sachsen insgesamt, also auch außerhalb der o. g. Branchen zu erhöhen. Das Augenmerk muss künftig verstärkt darauf gerichtet werden, KMU mit vorhandenem Exportpotential, die sich bisher nicht zu einem Schritt über die Grenzen hinweg entschließen konnten, für das Auslandsgeschäft zu gewinnen. Dafür kommen KMU in Betracht, die in den vergangenen Jahren einen steigenden Exportanteil aufzuweisen hatten und noch große Reserven besitzen. Neben den traditionell außenwirtschaftsorientierten Industriebranchen gilt dies insbesondere für die Bereiche Handwerk, Gesundheitswirtschaft/Medizintechnik, Ernährungswirtschaft und Dienstleistungen, hier vor al¬ lem wissensbasierte unternehmensnahe Dienstleistungen. Die jeweils relevanten Partner in AWIS sollen für die potentiellen Exporteinsteiger aus diesen Bereichen spezielle Angebote und Internationalisierungsstrategien entwickeln, anhand derer die Unternehmen gezielt angesprochen und im Ausland begleitet werden. Eine wichtige Grundlage dafür ist die Kenntnis über die vielfältigen Instrumentarien der Außen¬ wirtschaftsförderung für KMU von Land, Bund und EU. Diese müssen gerade potentiellen Ex¬ porteinsteigern intensiv vermittelt werden, um bereits hier bestehende Hemmnisse abzubauen. 4. Außenwirtschaftsförderung in Sachsen In Sachsen existiert ein umfangreiches außenwirtschaftliches Instrumentarium, das speziell auf die Bedürfnisse der KMU ausgerichtet ist und darauf abzielt, die Internationalisierung der säch¬ sischen KMU zu verbessern und ihre Marktdurchdringung zu steigern. Diese breite Palette, die sowohl die staatliche Außenwirtschaftsförderung als auch die Angebote der Kammern umfasst, wird durch weitere Förderprogramme des Bundes und der Europäischen Union ergänzt. Die Nachfrage der KMU nach Außenwirtschaftsförderung ist hoch. Die markterschließenden Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, allen sächsischen KMU ein Angebot zu unterbreiten, das ihnen sowohl in der Vorbereitung als auch für die Realisierung ihres außenwirtschaftlichen En¬ gagements ein Höchstmaß an Unterstützung gewährt. Die KMU sollen bei ihren Aktivitäten so¬ wohl auf dem deutschen Markt als auch auf ausländischen Märkten einem ganzheitlichen An¬ satz gemäß die für sie spezifischen Maßnahmen auswählen können. Dabei erhält die sächsische Außenwirtschaftsförderung gute Noten - sowohl von Unternehmen als auch von unabhängigen Gutachtern. Sie bescheinigen Sachsen „ein nahezu lückenloses Angebot an Fördermaßnahmen".6 Die Außenwirtschaftsförderung gilt als zielgerichtet und wir¬ kungsvoll. Unternehmen, die diese Förderung in Anspruch nehmen, sehen sie nicht zuletzt auch deshalb als „sehr positiv und effektiv" an, weil sich „entsprechende Erfolge feststellen las¬ sen". Bei einer Befragung von geförderten Unternehmen gaben 80 Prozent eine Steigerung s Ebd., S. 24 Seite 5 von 11 ihrer Exportquote an, die sie durch die Nutzung der entsprechenden Angebote erreichen konnten.7 Um dieses hohe Niveau zu halten, werden die einzelnen Instrumente der Außenwirtschaftsför¬ derung kontinuierlich an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Angesichts der Fülle an Informationen und der hohen Anzahl von rund 140 Förderprogrammen auf Bundes- und Län¬ derebene zur Unterstützung von KMU im Ausland wird es künftig weniger darum gehen, neue Angebote zu schaffen; vielmehr gehen Bestrebungen sowohl auf Bundes- als auch auf Landes¬ ebene in folgende Richtungen: • eine verbesserte Beratung, Hilfe und Orientierung der Unternehmen bei der Suche nach Informationen und passgenauen Maßnahmen, • die Konzentration auf effektive Instrumentarien und ausgewählte Handlungsfelder, • eine damit verbundene transparente Aufgabenteilung zwischen den außenwirtschaft¬ lichen Akteuren sowie • eine stärkere Vernetzung mit anderen relevanten Politikfeldern. Instrumente der sächsischen Außenwirtschaftsförderung • Außenwirtschaftsförderung im Rahmen der sächsischen Mittelstandsrichtlinie: Ein zentraler Baustein ist die Außenwirtschaftsförderung im Rahmen der sächsischen Mittelstandsrichtlinie. Für den „Marktzugang von KMU" stehen seit 2007 bis zum Ende der Förderperiode 2013 insgesamt rund 27 Millionen Euro EFRE-Mittel zur Verfügung; Schwerpunkt bildet hier die einzelbetriebiiche Messeförderung. Eine entsprechende Förderung wird auch für die neue EU-Förderperiode ab 2014 ange¬ strebt. • Landesmessestände: Im Auftrag des SMWA organisiert die WFS durchschnittlich 14 so genannte „SachsenLive " Gemeinschaftsstände pro Jahr bei nationalen und internationalen Leitmessen. Rund zwölf Unternehmen je Messe vorwiegend aus den Schwerpunktbranchen Maschi¬ nenbau, Mikroelektronik, Mobilität sowie Umwelttechnik/Energietechnik nutzen dieses Angebot. Seit dem Jahr 2012 organisiert die WFS im Auftrag des SMUL jährlich auch die durchschnittlich sechs Landesmessestände für Firmen der Ernährungswirtschaft. Die Landesmessestände haben sich bewährt und gehören auch künftig zum Kern der säch¬ sischen Außenwirtschaftsförderung. • Sächsischer Consultant Fonds SCF: Der 2006 zur Förderung von Vorbereitungsmaßnahmen von technischen Consultants aus dem Architektur- und Ingenieurbereich für Vorhaben/Planungen und Investitionen insbesondere in mittel- und osteuropäischen Ländern gegründete SCF hat bisher nicht die gewünschte Wirkung entfaltet. Sowohl die Inanspruchnahme des Förderinstrumenta¬ riums als auch die bisher erreichten Ergebnisse rechtfertigen eine Fortführung der För¬ derung nach dem SCF nicht. • Politische Flankierung durch die Staatsreqierunq: Neben den o. g. Förderinstrumenten unterstützt die Staatsregierung die sächsische Wirtschaft im Ausland auch durch politische Begleitung und Flankierung ihrer Vorhaben. Diese klassische „Türöffner-Funktion" ist insbesondere in solchen Ländern erforderlich oder hilfreich, in denen der Staat immer noch oder traditionell einen hohen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen und insofern auch auf Investitions- und Unternehmensent¬ scheidungen hat. Sie ist darüber hinaus auch in anderen Ländern für Bereiche wie den Umweltschutz, die Infrastruktur oder das Gesundheitswesen angezeigt, in denen staatli¬ che Gesetzgebung und Entscheidungen Investitionen und damit Aufträge auslösen bzw. offizielle Stellen als Auftraggeber auftreten. Angesichts der besonderen politischen und wirtschaftlichen Bedeutung der beiden Nachbarländer Polen und Tschechien unterstützt 7 Ebd, ßericbt über die iaufende Bewertung des EFRE-OP, PWC u. a. S. 139 Seite 6 von 11 die Staatsregierung die dortigen Aktivitäten sächsischer Unternehmen. Eine wichtige Rolle kommt dabei den neuen Verbindungsbüros des Freistaates Sachsen in Prag und Breslau zu. In Russiand, in China und seit 2010 auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) kommen z. B. bitaterafe Vereinbarungen, politisch geführte Arbeitsgrup¬ pen oder regelmäßige Delegationsreisen und im Gegenzug der Empfang von ausländi¬ schen Delegationen in Sachsen zum Tragen. Über politisch notwendige Flankierungen in anderen Zieiregionen, auch innerhalb der EU, wird anlassbezogen entschieden. ® Ausgelaufene Programme: * Die Ende 2004 mit der Weltbank-Tochter International Finance Corporation (IFC) in Moskau geschlossene Vereinbarung über einen Treuhandfonds zur Unterstützung sächsischer klein- und mittelständischer Consulting- und Engineering-Unternehmen lief Ende 2010 aus und wurde nicht verlängert. * Das 2007 ins Leben gerufene Sächsische Partnerschaftsprogramm SPP für Fachund Führungskräfte aus Übergangs-, Schwellen- und Entwicklungsländern wurde En¬ de 2010 ausgesetzt; eine Wiederbelebung ggf. mit einer thematischen oder regiona¬ len Schwerpunktsetzung wird geprüft. Außenwirtschaftsförderunq des Bundes Wichtigste Instrumente sind: * staatliche Ausfuhrgewährleistungen, ® Export- und Investitionsfinanzierungen, ® Auslandsmesseprogramm, * Exportinitiativen, ® Markterschließungsprogramm, * Förderprogramme im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Die im vergangenen Jahr erfolgte Umstrukturierung der Außenwirtschaftsförderung des Bundes soll Effektivität und Transparenz erhöhen. Außenwirtschaftsförderunq der EU • Europäischer Sozialfonds (ESFT . Aus dem Europäischen Sozialfonds werden betriebliche und berufliche Aus- und Wei¬ terbildung z. B. im Rahmen des Qualifizierungsprogramms Ausland und des Programms Internationale Kompetenzen in der beruflichen Erstausbildung gefördert. Dieses Qualifi¬ zierungsprogramm wird bisher nicht wie erhofft angenommen. Neben einer stärkeren Öf¬ fentlichkeitsarbeit sollte eine Schwachstellenanalyse zu möglichen Hindernissen für die Inanspruchnahme durch die Unternehmen vorgenommen werden. • Enterprise Europe Network fEEN): Das Enterprise Europe Network ist das EU-Beratungs- und Vermittlungsnetzwerk zur Förderung von internationalen Geschäftspartnerschaften, Innovationen sowie Wissens¬ und Technologietransfer. Im Freistaat Sachsen wird das Enterprise Europe Network durch die Handwerkskammer zu Leipzig, die Handwerkskammer Dresden, die sächsi¬ schen Industrie- und Handelskammern, die AGIL GmbH Leipzig, die BTI Technologie¬ agentur Dresden GmbH, die TU Chemnitz sowie die Hochschule Zittau/Görlitz vertreten. Das von der Europäischen Kommission geförderte Netzwerk mit zentralen Leistungen wie Organisation von Kooperationsbörsen, Datenbanken zur Geschäftspartnersuche und Feedback-Möglichkeit zu Hindernissen im Binnenmarkt wird verstärkt in Anspruch genommen. • Weitere EU-Initiativen zur Unterstützung von KMU in Drittstaaten Angesichts der Tatsache, dass trotz der über 300 existierenden Förderprogramme der EU und ihrer Mitgliedsstaaten nur 13 Prozent der europäischen KMU in Drittstaaten aktiv sind, will die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Gesamtstrategie zur Stärkung Seile 7 von 11 der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft die Internationalisierung von KMU intensiver fördern.8 Dabei stehen Drittstaaten mit hohen Wachstumsraten und entspre¬ chendem -potential, wie China, Indien, Russland, Brasilien, die USA oder Japan im Fo¬ kus, da sich dort für die KMU der EU besondere Chancen eröffnen. Insgesamt können die in dieser Strategie geplanten Maßnahmen auch für die sächsi¬ schen Unternehmen eine sinnvolle Ergänzung zu den nationalen Förder- und Unterstüt¬ zungsprogrammen darstellen, wenn bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen ins¬ besondere das Subsidiaritätsprinzip gewahrt und Effizienzkriterien sowie Wettbewerbsin¬ teressen berücksichtigt werden. Die Schaffung neuer EU-Strukturen und -För¬ derinstrumentarien sollte im Sinne der Vereinfachung, des Bürokratieabbaus und der Kosteneffizienz nur nachrangig in Erwägung gezogen werden. Studien auf EU-Ebene haben gezeigt, dass gerade bei KMU ein Informationsdefizit hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten besteht.9 Dies kann - basierend auf den bisherigen Erfahrungen - auch für sächsische KMU angenommen werden. Daher wird es künf¬ tig auch darauf ankommen, mit Hilfe von AWIS die Kommunikation und Information über die vorhandenen Angebote auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene so zu gestalten, dass gerade unerfahrene KMU diese Unterstützung kennenlernen, wahrnehmen und den Schritt ins Ausland wagen. 5. Herausforderungen und Handlungsfelder für AWIS Konzentration der außenwirtschaftlichen Gremien in AWIS In AWIS werden alle relevanten Fragestellungen zur Außenwirtschaft gebündelt. Daher ist es sinnvoll, die bisherigen außenwirtschaftlichen Gremien außerhalb von AWIS dort zu integrieren. Dies gilt in erster Linie für den Landesmessebeirat, der in Abstimmung mit den Fachministerien und den Fachverbänden über das Landesmesseprogramm entscheidet. Er wird als „Arbeits¬ gruppe Messe" innerhalb der AWIS seine Tätigkeit fortführen. Angesichts der umfassenden Einbindung der Wirtschaft in AWIS und der Erfahrungen der ver¬ gangenen Jahre wird die Tätigkeit des „Außenwirtschaftsbeirates beim sächsischen Staatsmi¬ nister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr" als nicht mehr zielführend angesehen. Der Außenwirt¬ schaftsbeirat wird aufgelöst. Stattdessen soll einmal im Jahr im Rahmen einer außenwirtschaftsorientierten Veranstaltung ein Austausch zwischen dem Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und ausgewählten Vertretern der betreffenden Fachausschüsse der Kam¬ mern, der VSW und der Verbände erfolgen. Entwicklung außenwirtschaftlicher Konzeptionen Mit AWIS existiert in Sachsen ein Gremium, das alle wesentlichen außenwirtschaftlichen Akteu¬ re und Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft vereint. Diese Bündelung ist auch in an¬ deren Bundesländern, zum Teil in organisatorisch anderer Form, aber von der Grundausrich¬ tung vergleichbar, vollzogen worden. Die zunehmende Komplexität und Vernetzung mit ande¬ ren, international relevanten Handlungsfeldern erfordert einen dahingehenden Zusammenschluss , um die sächsische Wirtschaft erfolgreich im Ausland unterstützen zu können. Seit der Einsetzung von AWIS in der o. g. Zusammensetzung hat sich vor allem der Informati¬ onsaustausch unter den Mitgliedern verbessert. Dagegen ist das selbstgesteckte Ziel, Konzep¬ tionen und Strategien zur Erschließung der eher schwierigen Wachstumsmärkte wie in Osteu¬ ropa und Asien oder zur Gewinnung neuer, noch unerfahrener Unternehmen, z. B. für ein „ein¬ steigergerechtes" Auslandsgeschäft vorrangig mit den EU-Staaten zu entwickeln, über erste Ansätze noch nicht hinausgekommen. Dabei ist zwischen Angeboten zu unterscheiden, die . 3 Bundesrats-Drs. 720/11 - Mitteifung der EU-Kommission "Kleine Unternehmen - große Weit: Eine neue Partnerschaft, um KMU zu helfen, ihre Chancen im globalen Kontext zu nutzen" ' 9 „Internationalisation of European SMEs", Brüssel 2010, u. a. Pressemitteilung dazu vom 6. Juli 2010 Seite 8 von 11 allen Unternehmen bzw. KMU offen stehen - staatliche Außenwirtschaftsförderung, allgemeine Angebote der Kammern und Verbände zu Themen und Ländern - sowie denen, die auf speziel¬ le Branchen und Schwerpunktmärkte zugeschnittene außenwirtschaftliche Leistungspakete beinhalten. Diese sollen künftig in AWIS gemeinsam entwickelt und von den Partnern unter Einbeziehung geeigneter Akteure auf Bundes- und internationaler Ebene umgesetzt werden. Dies gilt auch für eine verbesserte Ansprache und Motivation exportfähiger, aber noch nicht im Ausland aktiver Unternehmen. Hier soll AWIS in den nächsten Jahren seine Schwerpunkte sehen und die entsprechenden Aktivitäten für die Unternehmen optimieren und besser nach außen kommunizieren. Außenwirtschaftliche Jahresplanunq Die Erarbeitung derartiger Konzeptionen erfordert grundsätzliche Entscheidungen und Planun¬ gen, wie sächsische KMU aufweichen Auslandsmärkten am besten begleitet werden. Dies er¬ folgt künftig über eine „Außenwirtschaftliche Jahresplanung" von AWIS, die analog der Landesmesseplanung erstmals in diesem Jahr erarbeitet und dann jeweils im Herbst für das kom¬ mende Jahr vorliegen soll. Damit gehen Konzentration und Schwerpunktsetzung auf Branchen und Zielmärkte einher, die die Grundlage für die notwendige konzeptionelle Ausgestaltung der außenwirtschaftlichen Aktivitäten durch AWIS bilden. Außerdem kommt der mit der Jahrespla¬ nung verbundene größere Vorlauf sowohl allen Beteiligten in AWIS als auch den sächsischen KMU entgegen, die ihre Planungen entsprechend ausrichten können. Alle AWIS-Mitglieder besitzen ein breites Know-how zu den wesentlichen außenwirtschaftlich relevanten Themen und/oder Ländern. Es haben sich bei ihnen aufgrund von Kooperationen mit ausländischen Partnern, Regionen o. Ä. aber auch bestimmte Schwerpunkte herausgebildet. Diese sind für die Kammern: « IHK Dresden: Polen, Tschechien, Indien; • IHK zu Leipzig: Russland, Ukraine, Belarus, Italien, Frankreich; • IHK Chemnitz: Tschechien/Slowakei, Vietnam, Lateinamerika (besonders Chile, Brasilien), Kuba, Rohstoff- und Bergbautechnologie in ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenlän¬ dern (projektbezogen); « HWKen: Österreich/Schweiz, Polen/Tschechien, Benelux, Skandinavien, Russische Födera¬ tion, Golfregion, Frankreich, Japan. Spezialkompetenzen bestehen im Bereich der Beratung zur grenzüberschreitenden Leistungserbringung sowie zu Import und Export von Produkten aller Handwerksbranchen; und für die WFS: branchenbezogene Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa, Russland, China, in der Golfregion, in Indien, Vietnam, Nordamerika und perspektivisch in Brasilien. Für SMWA, Staatskanzlei und SMUL: « politische Flankierung vorrangig in Ländern bzw. Branchen, die durch staatlichen Einfluss auf wirtschaftliche Entscheidungen geprägt sind; • Außenwirtschaftsförderung; « Delegationsreisen (SMUL speziell für die Ernährungswirtschaft und Umwelttechnik). Darüber hinaus soll AWIS zusammen mit anderen Partnern Synergien bei der Unterstützung der sächsischen KMU im Ausland entwickeln. Kooperation Sowohl Konzentration als auch Vernetzung mit anderen Themen und Partnern sind heutzutage notwendig, um der zunehmenden Komplexität im internationalen Geschäft zu begegnen und KMU im Ausland eine zielgenaue Unterstützung zukommen lassen zu können. Die immer stärkere internationale Verflechtung verschiedenster Akteure in Sachsen muss daher auch für die sächsische Wirtschaft intensiv genutzt und sich in der Arbeit der „klassischen" au¬ Seite 9 von 11 ßenwirtschaftlichen Netzwerkpartner, wie den Ausiandshandelskammern, dem Enterprise Europe Network und Institutionen des Bundes, den ausländischen Kooperationspartnern der sächsi¬ schen Kammern, den Beauftragten für die sächsische Wirtschaft und Projektpartnern der WFS in ausgewählten Ländern sowie den Büros der Leipziger Messe im Ausland widerspiegeln. Darüber hinaus wird eine stärkere Kooperation mit international agierenden Institutionen und Organisationen in Sachsen angestrebt. Hierfür kommen besonders die sächsischen Hochschu¬ len und Forschungseinrichtungen in Betracht. Sie bieten sich als Partner der sächsischen Wirt¬ schaft auch im Ausland an. Daher soll das FuE-Potential Sachsens künftig intensiver in die Au¬ ßenwirtschaftsaktivitäten eingebunden werden. Außerdem spielt das Thema „Rohstoffsicherung" in heutigen Internationalisierungsstrategien eine wichtige Rolle. Die Bundesregierung hat in ihrer „Rohstoffstrategie" vom Oktober 2010 ihre Absicht bekräftigt, die deutsche Wirtschaft bei ihren Bemühungen, Rohstoffbezugsquellen zu diversifizieren und die steigende Nachfrage nach Industrierohstoffen zu decken, zu unterstüt¬ zen. Dem dienen „Rohstoffpartnerschaften" wie die mit der Mongolei und Kasachstan, die den Partnerländern bei einer nachhaltigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung hel¬ fen und zur Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft beitragen. Künftig sollen die in Sach¬ sen vorhandenen Kompetenzen und Technologien insbesondere im Bereich des Bergbaus und der Bergbausanierung in entsprechende Projekte integriert und mit weiteren Aktivitäten sinnvoll verknüpft werden. Dafür bieten sich ebenso Projekte der Entwicklungszusammenarbeit an. Das Bundesministeri¬ um für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert über die Deutsche Ge¬ sellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein stärkeres Engagement der Wirtschaft - u. a. mit neuen Programmen, die auch sächsischen KMU neue Absatzchancen eröffnen und daher von ihnen stärker genutzt werden sollten. Informationsanaebot und Öffentlichkeitsarbeit AWIS wird sich künftig auch der besseren Vermittlung außenwirtschaftlicher Informationen widmen müssen. Ziel ist es, das vorhandene Informationsdefizit vieler KMU zu beheben, zu¬ gleich aber auch die Bedeutung des Außenhandels und der Internationalisierung für die Wett¬ bewerbsfähigkeit des Unternehmens darzustellen und für das internationale Geschäft zu wer¬ ben. Dazu fehlt bisher eine kompakte und übersichtliche Darstellung der sächsischen Außen¬ wirtschaftsstrategie, es fehlen Informationen zu Schwerpunktländern und -branchen, zu einzel¬ nen Aktivitäten wie Messeauftritten, Unternehmer-ZDelegationsreisen, Ansprechpartnern, För¬ derangeboten etc. In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle von AWIS herauszustellen. Mit der Überarbeitung der von den IHKen und der WFS herausgegebenen „AußenwirtschaftsNachrichten " Anfang 2012 sowie der Erarbeitung und für Herbst 2012 vorgesehenen Veröffent¬ lichung der „Außenwirtschaftlichen Jahresplanung 2013" sind dazu die ersten Schritte erfolgt. Unabhängig davon ist ein gemeinsamer Internetauftritt im Sinne eines sächsischen Außenwirt¬ schaftsportals erforderlich.10 Dies ist ebenfalls ein wichtiges Handlungsfeld für AWIS. Der Inter¬ netauftritt soll sowohl wesentliche Basisinformationen als auch aktuelle Daten und Nachrichten direkt oder über Verlinkungen zu den AWIS-Mitgiiedern und weiteren Partnern bereithalten. Über dieses Portal kann sich AWIS auch als zentrales außenwirtschaftliches Gremium in Sach¬ sen präsentieren. Ais zentraler Baustein einer Öffentlichkeitskampagne für die Bedeutung des Außenhandels wurde mit den Leitlinien zur Außenwirtschaft im Jahre 2008 auch der „Sächsische Außenwirt¬ schaftstag" ins Leben gerufen. Er fand bisher zweimal mit jeweils großer Resonanz statt - im September 2008 mit dem Schwerpunkt Russland in Dresden („Industrietag Russland") und im März 2010 in Leipzig mit dem Fokus auf Asien („Wachstum durch Welthandel" - China, Ka¬ sachstan und Vietnam). !Q Die Fertigstellung des interaktiven Webportals „Absatzportal Sachsen - sachsen.com" wurde im Zuge von Haushaitseinsparungen 2009 nicht weiterverfofgt. Seite 10 von 11 Angesichts der mittlerweile überaus zahlreichen und vielfältigen Angebote an Außenwirtschafts¬ tagen durch Kammern, Verbände, Banken, Kommunen und anderen Institutionen in Sachsen und darüber hinaus wird ein spezieller „Sächsischer Außenwirtschaftstag" nicht mehr weiter verfolgt. Vielmehr wird ein Format „Sächsische Außenwirtschaftswoche" zur Unterstützung für die Außenwirtschaft als sinnvoll erachtet, vergleichbar der „Gründerwoche" für Existenzgründer. So könnten verschiedenste Veranstaltungen, die die AWIS-Mitglieder und Partner in ganz Sachsen organisieren, auf bestimmte Zielgruppen, Länder und Branchen zugeschnitten wer¬ den. Damit besteht die Chance, einen erheblich größeren Kreis an Interessenten zu erreichen als mit einer singulären Veranstaltung. Im Rahmen einer in AWIS zu gründenden AG Öffentlichkeitsarbeit soll ein Gesamtkonzept zur Informationsvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet werden, das diese Themen sowie die dazu erforderliche Finanzierung berücksichtigt. 6. Evaluierung der Leitlinien Die nächste Evaluierung der „Leitlinien zur Außenwirtschaft im Freistaat Sachsen 2012" ist für 2016 vorzusehen. Seite 11 von 11 2015-07-17T11:44:13+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes