STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT SÂCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDwIRTSCHAFT Postfach 100510 | 0107ôDresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Jana Pinka, Fraktion DIE LINKE Drs.-Nr.:6/3583 Thema: Sachsenforst als Naturschutzfachbehörde - Maßnahmenumsetzung in Großschutzgebieten Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: ,,Die Umsetzung der flächenspezifischen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen für LRT und Anhang-ll-Arten im Landeswald (Stand: 31.05.2013) zeigt It. der Beantwortung der Kleinen Anfrage von Dr. Jana Pinka, DIE LINKE ,,Umsetzung Natura 2000, Bericht an den Bund, Stand der Umsetzung der verschiedenen Erhaltungsmaßnahmen und Entwicklungsmaßnahmen ", Drs 5113617 folgendes B¡ld in den von SBS betreuten Schutzgebieten : " 5 FreistaatSACHSEN Der Staatsminister Durchwahl ¡"¡"¡s¡ +49 351 564-2000 Telefax +49 351 564-2009 poststelle@ sm u l. sachsen. de* lhr Zeichen PÐ 2-2012 PalKa lhre Nachricht vom 16. Dezember 2015 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) z-0141.50t19t5050 Dresden, l?. Oa. JolC Hausanschr¡ft: Sächsisches Staatsm¡nisterium für Umr¡velt und Landwirtschaft Archivstraße 1 01 097 Dresden www.smul.sachsen.de Verkehrsverbindung: Zu êrreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Ftir Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennze¡chnete Parkplätze am Königsufer. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. * Kein Zugang für elektron¡sch s¡gn¡erte sowie für verschlüsselte elektron¡sche Dokumente - - - =!!!- - - -F -o) æ9 - - ¡--i !- æ Seite 1 von 4 Schutzgebiet Absolute und relative Anzahl der noch NICHT durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen Absolute und relative Anzahl der noch NICHT durchgefúihrten Entwicklungsmaßnahmen Sächs. Schweiz 212von 283 (75%l 83 von 206 (40o/ol Königsbrücker Heide 50 von 83 (60%) 5 von 5 (100%) Oberlausitzer Heideund Te¡chlandschaft 72von 42 (64%l 18 von 25 (72o/ol Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain 183 von 260 (70%l 50 von 53 (94%) STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welchen Stand hat die Umsetzung der flächenspezifischen Erhaltungsund Entwicklungsmaßnahmen für LRT und Anhang-ll-Arten im Landeswald insgesamt und den o.g. Schutzgebieten insbesondere mittlerweile? Die Umsetzung der flächenspezifischen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen für Lebensraumtypen (LRT) und Anhang-ll-Arten im Landeswald insgesamt und in den oben genannten Schutzgebieten zeigt nachfolgende Übersicht. Basis ist die letzte turnusgemäße Abfrage zur Umsetzung der FFH-Managementpläne (Stand 31. Mai 2015) bei den Forstbezirken und Großschutzgebietsveruvaltungen. lm Vergleich zu den in der Anfrage zitierten Zahlen aus dem Jahr 2013 hat sich vor allem im Biosphärenreservat die Anzahl der zu vollziehenden Erhaltungsmaßnahmen im Landeswald verringert. Diese Verringerung beruht bei 22 von 24 entfallenen Maßnahmen auf der fachlichen Einschätzung der örtlichen Mitarbeiter, dass die betreffenden Flächenabgrenzungen Landeswald zwar berühren, die eigentliche Maßnahme aber außerhalb des Landeswaldes zu realisieren ist. Zwei Maßnahmen wurden als derzeit nicht zielführend eingestuft. Bei der zentralen Erstellung der Vollzugslisten sind solche Fakten nicht vorab erkennbar, sondern stellen sich erst im Zuge der sukzessiven Abarbeitung dieser Listen heraus. lnsofern handelt es sich hierbei auch zukünftig um einen dynamischen Prozess. Die im Vergleich zum Jahr 2013 geringere Anzahl bereits vollzogener Maßnahmen im Biosphärenreservat beruht darauf, dass bestimmte Teilmaßnahmen nicht mehr einzeln gezählt werden, sondern gemäß der Maßnahmenbeschreibung im FFH- Managementplan zusammengefasst wurden. lm Nationalpark sind im Vergleich zum Jahr 2013 zwei Entwicklungsmaßnahmen entfallen . Eine dieser Maßnahmen wurde als fachlich nicht zielfuhrend eingestuft, die andere fällt nicht in die Zuständigkeit der Nationalparkverwaltung. Schutzgebiet Absolute und relative Zahl der noch nicht durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen Absolute und relative Zahl der noch nicht durchgeführten Entwickl unqsma ßnahmen Sächsische Schweiz 202 von 283 Í 1 o/o) 74 von 204 ß6 o/o\ Königsbrücker Heide 48 von 83 (58 %) 3 von 5 (60 %) Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft 9 von 20 (45 o/o) 13 von 23 (57 o/o) Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain 154 von 260 (59 o/o) 40 von 53 (75 o/o) Landeswald (einschließlich Großschutzgebiete 3031 von 4475 (68o/o) 2958 von 4153 (71 %) Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Frage 2: Welche jeweiligen konkreten Hemmnisse gibt es in den genannten Großschutzgebieten für die Nichtumsetzung der Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen und durch welche Maßnahmen sollen diese Hemmnisse in welchem Zeitraum behoben werden? ln den genannten Großschutzgebieten sind keine konkreten Hemmnisse für die Umsetzung der Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen bekannt. Zu berücksichtigen istjedoch, dass beispielsweise die Anreicherung von Totholz und Biotopbäumen in den Wald-LRT ein natürlicher Prozess ist, der über einen langen Zeitraum ein ,,Nichtstun" erfordert. Frage 3: Durch welche konkreten Regelungen (Bitte im Wortlaut der Beantwortung beifügen) ist sichergestellt, dass bei der Erstellung von Forsteinrichtungswerken und weiteren Vorgaben für die Flächenbewirtschaftung (bspw. Anlage von Rückegassen, Verlängerung der Umtriebszeit) im Bereich der Nationalparke, der Nationalparkregion Sächsische Schweiz, den Naturschutzgebieten,,Königsbrücker Heide" und ,,Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain" und in den Biosphärenreservaten (räumliches Aufgabenfeld der oberen Forstbehörde , die als Amt für Großschutzgebiete in diesen Gebieten die Aufgaben nach dem Sächsischen Naturschutzgesetz wahrnimmt) die dort geltenden erhöhten Anforderungen an Natur- und Artenschutz besondere Berücksichtigung finden? Die Erstellung der Forsteinrichtungswerke für den Landeswald ist so organisiert, dass in Schutzgebieten die Berücksichtigung und Umsetzung der dort geltenden naturschutzfachlichen und -rechtlichen Vorgaben und Ziele sichergestellt ist. Die Ergebnisse der Planung werden mit den zuständigen Naturschutzbehörden abgestimmt. ln den Großschutzgebieten sind dies die Schutzgebietsverwaltungen als zuständige Naturschutzfachbehörden . Das Verfahren für die Abstimmung der Forsteinrichtungsergebnisse in Schutzgebieten mit den Naturschutzbehörden ist durch Erlasse des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) geregelt (siehe Anlage 1). Eine maßgebliche naturschutzfachliche Grundlage für die jährliche Wirtschaftsflihrung in den Großschutzgebieten sind die FFH-Managementpläne, da alle vier Großschutzgebiete auch FFH-Gebiete sind. Die Umsetzung im Landeswald ist sachsenforstintern geregelt (siehe Anlage 2). Frage 4: lnwiefern werden in den in der vorangehenden Frage genannten Gebieten Bewirtschaftungspläne (Managementpläne) sowie Erhaltungsund Entwicklungsmaßnahmen durch Sachsenforst rascher oder prioritär im Vergleich zu anderen Gebieten umgesetzt? Eine Priorisierung von Maßnahmen durch Sachsenforst erfolgt nach Maßgabe naturschutzfachlich begründeter Erfordernisse. Maßgeblich ist der Zustand der jeweils betroffenen Schutzguter. Seite 3.von 4 STAATSMlNISTERIUM FÜR UMWELT UND LANDWìRTSCHAFT Freistaat SACHSEN5 Frage 5: Welchen Wortlaut haben die Protokolle und der Evaluierungsbericht a. der jüngsten Evaluierung im derzeitigen Stand sowie b. der vorangehenden Evaluierung, die im Rahmen der Begutachtung (durch UNESCO bzw. EUROPARC und ggf. weitere Stellen) der von Sachsenforst betreuten Schutzgebiete (räumliches Aufgabenfeld der oberen Forstbehörde, die als Amt für Großschutzgebiete in diesen Gebieten die Aufgaben nach dem Sächsischen Naturschutzgesetz wahrnimmt) durchgeführt wurden? (Soweit diese Frage nicht beantwortet werden kann, bitte die jeweiligen Kritikpunkte an der Praxis der Schutzgebietsbetreuung und -verwaltung durch Sachsenforst in der Beantwortung wiedergeben; bitte weiterhin angeben, welche entsprechenden Dokumente bei der Staatsregierung vorhanden sind) a) und b) Der Endbericht zur Evaluierung des Nationalparks wurde vom Evaluierungskomitee im April 2012 vorgelegt (Anlage 3). Die Projektleitung bei der Evaluierung oblag EUROPARC Deutschland e. V. Mit einer Projektlaufzeit vom 1. September 2Q15 bis 28. Februar 2018 ist in den deutschen Nationalparks eine Zwischenerhebung und Bewertung des Standes der Umsetzung der ersten Evaluierung der Nationalparks geplant. lm Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft erfolgte im Jahr 2006 eine erste obligatorische Evaluierung gemäß der Kriterien für die Anerkennung und Uberprüfung von Biosphärenreservaten der UNESCO in Deutschland. Der Evaluierungsbericht (Anlage 4) wurde der UNESCO im Jahr 2006 vom MAB-Nationalkomitee beim damaligen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zugesandt. Die zweite obligatorische Evaluierung des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft erfolgt in den Jahren 2015 und 2016. Ein Protokoll zu den Vorortgesprächen der Evaluierungskommission liegt nicht vor. Derzeit erfolgt insbesondere auf Grundlage der Hinweise und Nachfragen eine umfassende Weiterbearbeitung des Evalu ierungsberichtes. freun flt Mit dlichen Grüßen Thomas Schmidt Anlagen: 4 Seite 4 von 4 Anlage 1 zur Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/3583 Das Verfahren für die Abstimmung der Forsteinrichtungsergebnisse in Schutzgebieten mit den Naturschutzbehörden ist durch Erlasse des Sächsischen Staatsministeriums fur Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wie folgt geregelt: Auszüge aus dem Erlass des SMUL vom 18.11.2003 zum Thema: ,,Behandlung waldbestockter Teile von Naturschutzgebieten (NSG), Flächennaturdenkmalen (FND) und von gemeldeten Gebieten für das europäische ökologische Netz Natura 2000 (pSCl) - Mitwirkung der Naturschutzþehörden bei der Aufstellung periodischer Betriebspläne (Forsteinrichtung) nach S 22 Abs. 2 Satz 1 SächsWaldG" a ,,Gemäß $ 22 Abs. 2 SächsWaldG sind für Staats- und Körperschaftswald in der Regel zehn-jährige (periodische) Betriebspläne aufzustellen, die auch als Forsteinrichtungswerke bezeichnet werden. Sie bestehen in der Hauptsache aus einer bestandesweisen Waldzustandsinventur (Taxation) und einer ebenfalls einzelbestandesweisen waldbaulichen Maßnahmeplanung . ... Die für die Durchfuhrung der Forsteinrichtung geltenden Vorschriften sehen u. a. vor, dass die waldbauliche Maßnahmeplanung für waldbestockte Teile von NSG, FND und pSCl bzw. SPA vor der Beschlussfassung mit den zuständigen Naturschutzbehörden abzustimmen ist. Das gilt auch für private Forstbetriebe, die durch das LFP eine periodische Betriebsplanung nach dem im Freistaat Sachsen gebräuchlichen Verfahren anfertigen lassen, die Zustimmung des Eigentümers vorausgesetzt. ln der Regel geschieht dies im Rahmen einer Tagesveranstaltung einschließlich Exkursion zu ausgewählten Schutzgebieten, wobei das waldbauliche Vorgehen anhand typischer Bestände erläutert und diskutiert wird. Eingeladen werden in der Regel Vertreter der höheren und unteren Naturschutzbehörden, des Staatlichen Umweltfachamtes und - soweit betroffen - Vertreter von Naturparkträgern o. ä. Die Protokolle dieser Abstimmungstermine werden den Forsteinrichtungswerken als verbindliche Bestandteile beigefügt. Ziel der Abstimmungsveranstaltungen ist ein Konsens zwischen dem Forstbetrieb, der Naturschutzbehörde und der Forstbehörde über die Gesamtheit der waldbaulichen Maßnahmen auf naturschutzrelevanten Waldflächen innerhalb des Planungszeitraumes. Dadurch können umfangreiche und zeitauflryändige Einzelabsprachen bei der Umsetzung vermieden und der Verwaltungsaufwand gesenkt werden. Darüber hinaus stellen die Abstimmungsveranstaltungen fur die Naturschutzbehörden eine einzigartige Möglichkeit dar, sich davon zu überzeugen bzw. Einfluss darauf zu nehmen, dass die Waldbewirtschaftung in den genannten Schutzgebieten dem Schutzzweck entspricht, wie im $ 30 Abs. 2 SächsWaldG festgelegt. Daher ist die Teilnahme kompetenter, d. h. entscheidungsbefugter Vertreter der Naturschutzbehörden unbedingt zu gewährleisten. Auszüge aus dem Erlass des SMUL vom 03.03.2004 zum Thema: ,,Forsteinrichtung im Staats- und Körperschaftswald in naturschutzrelevanten Waldflächen" a ,,ln Abstimmung mit dem Referat 63 des SMUL sind die Abstimmungen mit den Naturschutzbehörden (Naturschutzabsprache) im Rahmen der Forsteinrichtung (FE) wie folgt durchzuführen : 1 Anlage 1 zur Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/3583 0. Die Naturschutzbehörden (Regierungspräsidien als höhere, Landratsämter þzw. Stadtvenrualtungen der kreisfreien Städte als untere Naturschutzþehörden und Staatliche Umweltfachämter) werden durch das SMUL uber die jeweils im Folgejahr einzurichtenden Forstbetriebe informied. Die lnformation erfolgt mit der Aufforderung, den betreffenden Forstämtern bzw. dem LFP frühzeitig evtl. zu berucksichtigende besondere Naturschutzbelange mitzuteilen. Diesbezügliche Hinweise sind zu beachten. ... 1. Abstimmungen mit den Naturschutzbehörden zur F5-Planung sind für naturschutzrelevante mit Wald bestockte Flächen (NSG, FND, FFH- und SPA-Gebiete, ggf. S 26 Biotope ) vor der Schlussverhandlung auf Veranlassung der FE durchzuführen. 2. Die Themenschwerpunkte der Abstimmungstermine werden seitens der FE mit der Einladung bekannt gegeben. ... 3. Von der FE wird eine gesonderte ïischvorlage einschließlich Teilflächenblätter ca. 4 Wochen vor dem vereinbarten Abstimmungstermin den eingeladenen Naturschutzbehörden zur Veffügung gestellt. 4. Die FE stellt die Ergebnisse in den naturschutzrelevanten Flächen zur Diskussion und bereitet eine Exkursion vor. 5. Die Naturschutzbehörden können ihrerseits bis spätestens zwei Wochen vor dem Abstimmungstermin Themen und Objekte für die Exkursion vorschlagen. 6. Die Ergebnisse des Abstimmungstermins sind in einem Festlegungsprotokoll festzuhalten und von der FE sowie dem Regierungspräsidium bzw. der vom Regierungspräsidium beauftragten Naturschutzbehörde zu unterzeichnen. Auf diese Weise wird die Zustimmung bzw. das Einvernehmen der Naturschutzbehörde zu den vorgesehenen forstbetrieblichen M a ßnah men i n Sch utzgebieten dokumentiert. 7. Das Protokoll zum Abstimmungstermin wird Bestandteil des Schriftsatzes zur Forsteinrichtung (Allgemeiner Teil). Die Festlegungen der Aþstimmungstermine mit Naturschutzbehörden (Naturschutzabsprache ) sind verbindlich. ..." 2 Anlage 2zur Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/3583 Auszüge aus den internen Regelungen des Staatsbetriebes Sachsenforst zur Umsetzung der FFH-Managementpläne im Landeswald - Schreiben der Geschäftsleitung des Staatbetriebes Sachsenforst vom 26. September 2011 an die Forstbezirke und das Amt für Großschutzgebiete F trl-l-êahiata irn I anrlocr¡valrl [?anhfcfnlncn \/arh indlichkeit dar trtrlJ-f\/l a nanarnanf nlä na Der Freistaat Sachsen hat 270 FFH-Gebiete ausgewiesen, 194 dieser Gebiete beinhalten Landeswald. Mit knapp 43.000 ha besteht rund 43 % des Waldes in FFH-Gebieten aus Landeswald. Ob in Sachsen die mit den Gebietsauswe¡sungen verbundenen Erhaltungsziele erreicht werden, hängt deshalb in beträchtlichem Umfang vom Landeswald und dessen Bewirtschaftung ab; eine entsprechende Verantwortung kommt dem Staatsbetrieb Sachsenforst zu. Genauere räumliche und qualitative Angaben zu den Schutzgütern und zu den notwendigen Erhaltungsmaßnahmen enthalten die FFH-Managementpläne. Als Fachpläne des Naturschutzes sind sie für die zum Geschäftsbereich des SMUL gehörenden bzw. dessen Fachaufsicht unterstehenden Behörden verbindlich. Ermessensentscheidungen im Vollzug der oben genannten Rechtsvorschriften und Grundschutzverordnungen sind durch die Behörden unter Berücksichtigung der FFH-Managementpläne zu treffen. Der Staatsbetrieb Sachsenforst ist bei der Bewirtschaftung des Landeswaldes in FFH- Gebieten an die jeweiligen FFH-Managementpläne gebunden. Dies umfasst sowohl die Berücksichtigung der in den Plänen dargelegten allgemeinen Behandlungsgrundsätze für die jeweiligen Lebensraumtypen und Arthabitate als auch die Umsetzung spezieller, einzelflächenspezifischer Erhaltungsmaßnahmen. ln den FFH-Managementplänen ausgewiesene Entwicklungsmaßnahmen sind naturschutzfachlich wünschenswert, aber gebietsbezogen nicht als verbindlich anzusehen. lm Folgenden wird konkretisiert, wie der Staatsbetrieb Sachsenforst seine naturschutzrechtlichen Verpflichtungen in FFH-Gebieten erfüllen und die entsprechenden Vorgaben aus der FFH-Managementplanung im Rahmen seiner innerbetrieblichen Abläufe umsetzen will. Außerdem werden den Forstbezirken Hinweise für die Zusammenarbeit mit den unteren Naturschutzbehörden gegeben. ll. Grundsätze für den Schutz von mtvoen und -Arten nach Anhanq ll Fur die Bewirtschaftung von Landeswald in FFH-Gebieten lassen sich die folgenden sieben "Generalregeln" formulieren. Sie sollen insbesondere den vor Ort verantwortlichen Revierleitern als grundsätzliche Richtschnur dienen: 1. Das lebensraumtypische Arteninventar der Waldlebensraumtypen ist zu erhalten. 2. Es ist Sorge zu tragen, dass dauerhaft ein ausreichender Anteil an Althölzern eines Waldlebensraumtyps im Gebiet vorhanden ist. ... 1 Anlage 2 zur Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/3583 3. ln Lebensraumtyp- und Habitatflächen sind starke Einzelbäume und Gruppen älterer Bäume mit besonderem Habitatwert (Höhlen, Faulstellen, Uraltbäume) dauerhaft zu markieren und zu erhalten; tote Bäume sind möglichst zu belassen. ... 4. ln der Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeit vieler lebensraumtypischer Tierarten (15.03. bis 15.08.) sind in älteren Beständen der Laubwald-Lebensraumtypen und in älteren Laub(misch)wäldern der Habitatflächen keine Hiebsmaßnahmen durchzuführen . ... 5. Maßnahmen, die eine erhebliche Beeinträchtigung eines Lebensraumtyps oder eines Artuorkommens darstellen können (Projekte nach $ 34 BNatSchG), sind frühzeitig , mindestens jedoch einen Monat vor Beginn bei der Naturschutzbehörde anzuzeigen.... 6. lm jährlichen Betriebsvollzug ist auch die Durchführung von Maßnahmen zum Erhalt von Offenland-Lebensraumtypen im Landeswald (Moore, Gewässer, Wiesen, Heiden) und der kartierten Arthabitate abzusichern. ... 7. Es gibt nur wenige Waldlebensraumtyp-Flächen in hervorragendem Erhaltungszustand ("A-Flächen"). Sie sind mit besonderer Sorgfalt zu behandeln. ... lll. Bereitqestellte lnformationen Um die obigen Generalregeln und detailliertere Vorgaben aus den einzelnen Managementplänen umsetzen zu können, müssen auf Revierebene ausreichende und leicht verfügbare lnformationen über die im jeweiligen FFH-Gebiet vorkommenden Schutzgüter und die dafür geplanten Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen vorliegen. Seitens der Geschäftsleitung werden den Forstbezirken daher folgende, auf den FFH- Managementplänen beruhende und weiter aufbereitete Materialien bereitgestellt: 1. FFH-Revierbuchanhang als ausdruckbare PDF-Datei, 2. GIS-Projekt "Naturschutz" für den jeweiligen Forstbezirk, 3. Filterbare Excel-Liste pro Forstbezirk, 4. Darstellung naturschutzrelevanter Flächen in den Tharget-Planungskarten Die vollständigen Texte der Managementpläne sind ebenfalls im lntranet verfügbar. Hier können weitere lnformationen zum jeweiligen FFH-Gebiet und zu den allgemeinen Behandlungsgrundsätzen für die vorkommenden Schutzgüter nachgelesen werden. lV. Umsetzunq der FFH-Managementpläne im iährlichen Betriebsvollzuq, Zusammenarbeit von Revierleiter und SB WÖNS Die Jahresplanung ist ein zentraler Termin, um sich auch mit den anstehenden Naturschutzaufgaben im Forstrevier zu befassen. Der Revierleiter sollte zum einen erkennen, welche der von ihm geplanten regulären Bewirtschaftungsmaßnahmen in den FFH-Gebieten Auswirkungen auf die dort vorkommenden FFH-Leþensraumtypen und FFH-Arten haben können und die Bewirtschaftungsmaßnahmen entsprechend anpassen. ... 2 Anlage 2 zur Kleinen Anfrage Drs.-Nr. 6/3583 Zum anderen sollte der Revierleiter im Zuge der Jahresplanung auch bilanzieren, welche sonstigen Naturschutzmaßnahmen gemäß den Managementplänen umzusetzen sind, um die jeweiligen Lebensraumtypen und Arten zu erhalten. Dies betrifft insbesondere FFH- Lebensraumtypflächen, die nicht regulär forstlich bewirtschaftet werden (Wiesen, Heiden, Moore, etc.) oder Maßnahmen zugunsten der Anhang ll-Arten. ... Ziel ist, die für den Landeswald verbindlichen Erhaltungsmaßnahmen systematisch umzusetzen. Revierleiter und Sachbearbeiter für Waldökologie und Naturschutz (SB WONS) beraten im Ergebnis der Jahresplanung, welche Maßnahmen in den FFH-Gebieten vor ihrer Realisierung mit der zuständigen unteren Naturschutzbehörde fachlich erörtert oder gemäß S 34 BNatSchG förmlich angezeigt werden sollen (vgl. Abschnitt Vl). ... Die Verantwortung für einen naturschutzrechtlich einwandfreien Betriebsvollzug im Forstrevier und eine angemessene Umsetzung der FFH-Managementpläne hat der Revierleiter. Er entscheidet darüber, þei welchen naturschutzfachlichen und -rechtlichen Fragen er den SB WÖNS als Berater hinzuzieht. Maßstab hierfür ist unter anderem, ob forstliche Maßnahmen zu Konflikten mit den obigen Generalregeln oder zu sonstigen Beeinträchtigungen der FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arthabitate führen können. Sicherzustellen ist allerdings auch eine ausreichende Arbeits- und Verkehrssicherheit; der Schutz von Leben und Gesundheit hat Vorrang. Besonders totholzreiche Bestandesteile sind ggf. aus der Nutzung zu nehmen. V. Umsetzuno der FFH-Manaoem enfoläne durch die Forsteinrichtuno Die Forsteinrichtung ist das zentrale lnstrument der mittelfristigen Betriebsregelung im Landeswald und damit entscheidend an der Umsetzung der FFH-Managementpläne beteiligt . Dies umfasst sowohl die waldbauliche Ausgestaltung der allgemeinen Behandlungsgrundsätze für FFH-Waldlebensraumtypen und -Arthabitate als auch die Umsetzung teilflächenspezifischer Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen. lm Forsteinrichtungswerk wird die periodische Betriebsplanung mit diesen naturschutzfachlichen Vorgaben der Managementpläne in Übereinstimmung gebracht und für jeweils zehn Jahre in konkrete Bewi rtschaft u ngsregel n ü bersetzt. Die unter ll. genannten Generalregeln gelten, soweit sie in diesem Zusammenhang einschlägig sind, auch als generelle Zielvorgabe für die Forsteinrichtung. lnsbesondere die Gestaltung der Verjüngungsverfahren übt entscheidenden Einfluss auf die Baumartenzusammensetzung , die strukturelle Vielfalt und den Anteil an Althölzern in den Waldlebensraumtypen und Arthabitaten aus und ist daher entsprechend anzupassen. lm Ergebnis der Forsteinrichtung soll für den vollziehenden Revierleiter zudem transparent sein, ob eine beplante Fläche in einem FFH-Gebiet liegt und welche FFH-Lebensraumtypen und FFH-Arthaþitate sie berührt. Genauere Angaben zur Lage der FFH-Schutzgüter innerhalb der Planungseinheiten und zu den in den Managementplänen vorgesehenen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen sind vom Revierleiter dem FFH-Revierbuchanhang und dem GIS-Projekt "Naturschutz" zt) entnehmen (vgl. Abschnitt lll). 3 Anlage 2zur Kleinen Anfrage Ðrs.-Nr. 6/3583 Vl. Zusammenarbeit mit den unteren Naturschutzbehörden Der Staatsbetrieb Sachsenforst hat sich zum Ziel gesetzt, die FFH-Managementpläne im Landeswald im Rahmen einer vorbildlichen Waldbewirtschaftung und in eigener Zuständigkeit umzusetzen. Den Forstbezirken wird jedoch empfohlen, die unteren Naturschutzbehörden aktiv einzubeziehen , wenn im Vorlauf von Bewirtschaftungsmaßnahmen naturschutzrechtlich zu klären ist, ob diese Maßnahmen zu erheþlichen Beeinträchtigungen der Schutzgüter in den FFH- Gebieten führen können. Die Forstbezirke sollten sich außerdem - soweit möglich und sinnvoll - das Fachwissen der amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörden zunutze machen, wenn es um die Umsetzung der Maßnahmen für Offenlandlebensraumtypen oder Aften im Landeswald geht. 1. Anzeige von Projekten gemäß $ 34 BNatSchG Projekte, die ein FFH-Gebiet erheblich beeinträchtigen können, sind vor ihrer Durchführung auf Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes zu überprüfen. Dies gilt auch für an sich genehmigungsfreie forstliche Bewirtschaftungsmaßnahmen, sofern sie geeignet sind, ein FFH-Gebiet erheblich zu beeinträchtigen. ln diesem Fall sind die Maßnahmen der unteren Naturschutzbehörde rechtzeitig anzuzeigen Trifft die Behörde innerhalb eines Monats keine Entscheidung, kann mit dem Projekt begonnen werden. Wird ohne Anzeige begonnen, kann die Behörde die vorläufige Einstellung anordnen. 2. Fachliche Abstimmungen mit den unteren Naturschutzbehörden Die Umsetzung der in den FFH-Managementplänen aufgeführten Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen erfordert zum Teil sehr spezifische naturschutzfachliche Kenntnisse, insbesondere bei Maßnahmen zugunsten der Offenlandlebensraumtypen und der Anhang ll- Arten im Landeswald. Soweit im jeweiligen Einzelfall möglich und sinnvoll, sollten die Forstbezirke deshalb sachkundige amtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörden in die Planung und Ausführung solcher Maßnahmen einbinden. Dies gilt auch für die Auswahl zu belassender Biotopbäume. Den Forstbezirken wird darüber hinaus empfohlen, einmal im Jahr einen Termin mit den unteren Naturschutzbehörden zu organisieren, um sich üþer fachliche Fragen auszutauschen und um úber den Vollzug der FFH-Managementplanung im Landeswald zu berichten (vgl. Abschnitt lV). Die Forstbezirke können hierfür ggf. die unter lll.3 aufgeführte Excel-Liste verwenden. Vl L Weiterführende I nformationen: Weitere Fachmaterialien und Hilfen zur Umsetzung der FFH-Managementpläne und dieser Verfügung werden im lntranet bereitgehalten und ständig aktualisiert. Außerdem wird auf die Möglichkeit der fachlichen Beratung durch das Referat "Naturschutz im Wald" in der Geschäftsleitung des Staatsbetriebes Sachsenforst verwiesen. " 4 //a /aV 3 Evaluierung Nationalpark Sächsische Schweiz Endbericht des Evaluierungskomitees Komitee-Mitglieder bei der Vor-Ort-Prüfung: Dr. Volker Scherfose, Bundesamt für Naturschutz (BfN) Sylvia Wagner, LANA Nordrhein-Westfalen Vera Knoke, LANA Schleswig-Holstein Prof. Dr. Ludwig Ellenberg, Humboldt Universität Berlin Prof. Dr. Peter A. Schmidt, Technische Universität Dresden Arnd Winkelbrandt, Bundesverband Beruflicher Naturschutz e. V. (BBN) Manfred Bauer, AG Nationalparke (Nationalpark Kellerwald-Edersee) Karl Friedrich Sinner, EUROPARC Deutschland e.V. (ED) Weitere Komitee-Mitglieder: Martin Waldhausen, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Josef Seidenschwarz, LANA Bayern Rainer Schrader, LANA Thüringen Prof. Dr. Kai Tobias, Universität Kaiserslautern Prof. Dr. Stefan Heiland, Technische Universität Berlin Dr. Christof Schenck, Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) Wolfgang Fremuth, Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) Ulrích Meßner, AG Nationalparke (Müritz-Nationalpark) Holger Wesemüller, EUROPARC Deutschland e.V. (ED) Projektbegleitung: Karl Friedrich Sinner, EUROPARC Deutschland e.V. (Projektleitung) Andrea Hoffmann, EUROPARC Deutschland e.V. (Projektkoordination) Dem Bericht des Komitees liegt die Auswertung und lnterpretation der Eigenevaluierung des Nationalparks Sächsische Schweiz zugrunde, vorgenommen von: Büro für Regionalentwicklung, Dr. Ursula Diepolder (2009) E¡loaenrcHr oes EvnlureRUNGSKoMrrEES zuR EvRlureRuruc DES NRro¡¡Rr-pRnrs Sncusrscue ScHwerz Gliederung A.l VERFAHREN zun EveLunnuNc DER osutscrleN NATToNALpARKE ............... I A.2 HTNTERGRUNDTNFoRMATToNEN zuM NATToNALpARx SÄcHsrscHe Scswnz....... ................3 B BEWERTUNG DER HANDLUNGSFELDER... ...........................6 B.l 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 8.7 8.8 B.9 B.l0 ,,RAHMENBEDINGUNGEN..... ...........6 ,,SCHU,I"Z DER NATÜRLICHEN BIOLOGISCHEN VELFALT UND DYNAMIK...... ..................,...... 1I ,,OncAMserrox" l7 ,,KouuuNxRtIoN" 34 ,,NATURERLEBNIS UND ERHOLUNG.. ..........39 ,,MoNnoRING UND FORSCHUNG.. 4t 44 ,,REGIoNALENTWIC KLUNG.. EU ROPARC DeulscHI-R¡Io April2012 ENosenrcHr oes EvRtuTeRUNGSKoMTTEES zuR EvRr-urenuruc DES NRrro¡¡Rr-pRRrs SÄcusrscHe Scnwerz Abkü rzu n gsverze ich n is AG Arbeitsgemeinschaft BfN Bundesamt für Naturschutz BIS Besucher-lnformations- und Lenkungssystem BMU BundesministeriumfürUmwelt,NaturschutzundReaktorsicherheit BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung BWI Bundeswaldinventur CBD Convention on Conservation of Biological Diversity DB regio Tochterunternehmen der Deutschen Bahn mit dem Aufgabenfeld Schienenpersonennahverkehr ED EUROPARC Deutschland e.V. F+E Forschungs- und Entwicklungsvorhaben FFH Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie FÖJ Freiwilliges Ökologisches Jahr gD gehobener Dienst GIS Geographisches lnformationssystem ha Hektar hD höherer Dienst ILE lntegrierte ländliche Entwicklung IUCN lnternationale Union zum Schutz der Natur LANA Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung LANU Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt lfd. M./ ha laufender Meter pro Hektar i.S. im Sinne LSG Landschaftsschutzgebiet NGO Non-Governmental Organization (Nichtregierungsorganisation) NLP Nationalpark NLPV Nationalparkverwaltung NLPR-VO Verordnung über die Nationalparkregion Sächsische SchweizÖptrtV Öffentlicher Personennahverkehr OVPS OberelbischeVerkehrsgesellschaftPirna-SebnitzmbH PEPL Pflege- und Entwicklungsplanung PR Public Relations (Öffentlichkeitsarbeit) PSI Permanente Stichprobeninventur SächsWG Sächsisches Wassergesetz SBB Sächsischer Bergsteigerbund SBS Staatsbetrieb Sachsenforst SIB Sächsisches lmmobilien- und Baumanagement SMF Sächsisches Staatsministerium der Finanzen SMUL Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft UWB Untere Wasserbehörde WCPA Schutzgebietskommission der IUCN (World Commission on Protected Areas) EUROPARC Deurscumruo April2012 ENoeenrcF{r oes EvRIuTeRUNGSKoMTTEES zuR EvRr-urenuuc DES NRlotrlRtpRRxs SÄcHsrscne ScHwerz Die Festlegung der Prioritäten richtet sich nach dem empfohlenen Umsetzungszeitraum bzw dem Start der MaBnahme: hoch = Umsetzung(-sbeginn) in 1 bis 2 Jahren mittel = Umsetzung(-sbeginn) in 3 bis 4 Jahren niedrig = Umsetzung(-sbeginn) in 5 Jahren EUROPARC DeurscHlRtrro April2012 EN¡ oaeRtcHr oes EvRt-ul eRUNcsKoMtrEES zuR Evnlu tenuruc DES NRrtorrlelpRnxs SÄcusrscHe ScHwerz A Einleitung 4.1 Verfahren zur Evaluierung der deutschen Nationalparke Nach Abschluss des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens (F+E) ,,Entwicklung von Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke" (Oktober 2005 - Mai 2008) wurden die Ergebnisse sowie der entwickelte Evaluierungsbogen in der gleichnamigen Druckschrift von EUROPARC Deutschland im Sommer 2008 publiziert. Bereits im März 2008 hat die LANA die Entwicklung der Kriterien und Standards für Nationalparke als wichtigen Beitrag Deutschlands zur Umsetzung des Arbeitsprogramms Schutzgebiete (CBD Vll/28, 2004) befürwortet und begrüßt, dass das BMU die freiwillige Evaluierung der Nationalparke ermöglichen und fördern will. Nach Zusage der finanziellen Unterstützung durch das BMU hat EUROPARC Deutschland am 15.12.2008 einen Antrag auf ein F+E-Vorhaben,,Anwendung von Qualitätskriterien und -standards zur Evaluierung der deutschen Nationalparke" an das BfN gestellt. Dieser Antrag wurde am 15.05.2009 durch das BfN bewilligt. Nach der Projektbewilligung wurde in einem ersten Schritt der detaillierte Zeitplan für den Evaluierungsprozess aufgestellt und die Berufung der Mitglieder des Evaluierungskomitees auf Vorschlag des BMU über die LANA umgesetzt. Das Komitee setzt sich aus 2 Vertreternl des Bundes , 4 Vertretern der LANA, 4 Vertretern der Wissenschaft, 2 Vertretern der EUROPARC-AG Nationalparke, 3 Vertretern von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und 1 Vertreter von EUROPARC Deutschland zusammen. Dieses Komitee hat sich am 29.09.2009 konstituiert und seine Arbeit aufgenommen. Die Methodik des Prozesses ist in der o. g. Druckschrift zum F+E Vorhaben ausführlich dargestellt. Die Grundlage einer jeden Nationalpark-Evaluierung bildet zunächst eine Selbsteinschätzung der jeweiligen Parkverwaltung anhand des entwickelten Online-Evaluierungsbogens. Der Fragebogen wird durch ein unabhängiges Fachbüro ausgewertet. Anhand der Handlungsfelder und Standards des Fragebogens (gemäß den grundlegenden Elementen eines Managementprozesses nach dem WCPA-Rahmenplan, siehe Abbildung 1) wird im Bericht des Fachbüros die lst-Situation des Parks dargestellt. Sie wird ergänzt um einen ersten Katalog einer Stärken- Schwächen-Analyse und um Handlungsempfehlungen, die aufzeigen, wie vom gegenwärtigen lslZustand entsprechend den Standards ein gewünschter Soll-Zustand erreicht werden kann. lm Zuge der Auswertung und Berichtsredaktion stimmt sich das Fachbüro intensiv mit der jeweiligen Nationalparkverwaltung ab. EUROPARC Deutschland begleitet die Erstellung des Berichts und überstellt die finale Fassung der Nationalparkverwaltung und dem gesamten Komitee. Bei der konstituierenden Sitzung des Evaluierungskomitees (siehe oben) wurde auf der Grundlage der damals bereits vorliegenden Fragebögen und lnterpretationen des Fachbüros über die Nationalparks Jasmund und Vorpommersche Boddenlandschaft festgestellt, dass beide Ausar- 1 Soweit im nachfolgenden Text nur die männliche Form verwendet wird, dient dies allein der besseren Lesbarkeit. Selbstverständlich gelten alle Aussagen gleichfalls für die weibliche Form. 1 EUROPARC DeurscHr-Rtrro April2012 ENosenrcHr oes EvRuuleRUNcsKoMrrEES zuR EvRr-ureRuruc DES NRlo¡rRt-pRnrs SÄcHsrscue Scuwerz beitungen als zentrale Arbeitsgrundlagen des Komitees in ihrer jeweiligen Autorenverantwortung unverändert bleiben sollen. Abbildung 1: Rahmenkonzept zur Bewertung der Managementeffektivität von Schutzgebieten (aus HOCKINGS et al. 2006) ln Auswertung dieser Arbeitsgrundlagen - der intensiven Lektüre des Fragebogens und des ,,8üroberichts" - bereitet sich das Komitee schließlich zielgerichtet auf die Bereisung des jeweiligen Nationalparks vor. EUROPARC Deutschland führt die vom Komitee geäußerten Wünsche zu Gesprächen mit Stakeholdern und Exkursionspunkten zusammen und übermittelt sie der Nationalparkvenrualtung. Auf dieser Grundlage nimmt die Nationalparkverwaltung in enger Abstimmung mit EUROPARC Deutschland die Vorbereitung des Komitee-Besuchs vor Ort vor. An den Bereisungen der Nationalparks nimmt laut Geschäftsordnung des Komitees mindestens ein Vertreter aus jeder Gruppierung teil, insgesamt jedoch maximalje 2 Vertreter der LANA und der Wissenschaft, 1 Vertreter des Bundes, 1 Vertreter der AG Nationalparke, 1 Vertreter der NGO's sowie 1 Vertreter von EUROPARC Deutschland. Gelingt es nicht, das Vor-Ort- Prüfkomitee in den Bereichen Wissenschaft und LANA mit je zwei Personen zu besetzen, muss sich jeweils ein weiterer Vertreter dieser beiden Gruppierungen zumindest in die Bewertung der ,,Briroberichte" einbringen. lm Rahmen eines zweitägigen Vor-Ort-Besuchs besprechen die Komitee-Mitglieder sowohl mit der jeweiligen Verwaltung als auch mit wichtigen örtlichen Stakeholdern offene Fragen bzw. Unklarheiten, die sich aus den Arbeitsgrundlagen ergeben haben. Vertreter der/des zuständigen Ministeriumsi Ministerien wohnen dem Vor-Ort-Gespräch mit der Nationalparkverwaltung 2 wänÌ lo be how w¡ll we there? and 9et Context stalus and throåts Whsre aro wâ notrr? Plann¡ng WheG do we Evaluation Outcomes \ o .¿ oê did Output6 What d¡d w6 do and what prÒduóts ôr såru¡æs w€f6 Þroduced? Process How do wê go aboul m¿nageñ€nt? EUROPARC Deurscst-Rtrlo April2012 ENOACRICHT OES EVRI-UIERUNGSKoMITEES zUR EVALUIERUNG DES NRrIo¡IRI-pRRxs SncHsrscue ScHwerz üblicherweise bei. Eine Exkursion bietet den Komitee-Mitgliedern Gelegenheit zur Besichtigung verschiedener Managementstrategien und Problemlagen im Gebiet. Damit verschafft sich das Evaluierungskomitee in der Kombination Fragebogen, ,,8ürobericht" und Bereisung ein eigenes unabhängiges Bild von der gegenwärtigen lslSituation des zu evaluierenden Nationalparks. Anhand der Handlungsfelder mit ihren Standards werden in einem eigenständigen Abschlussbericht des Komitees der lst-Zustand des Parks beijedem einzelnen Standard beschrieben, im Sinne der Stärken- und Schwächen-Analyse bewertet und Handlungsempfehlungen aus Sicht des Komitees formuliert. 4.2 Hintergrundinformationen zum NationalparkSächsischeSchweiz Der im Jahr 1990 gegründete 9.350 ha große NLP Sächsische Schweiz liegt etwa 30 Kilometer südöstlich von Dresden im Freistaat Sachsen direkt an der Grenze zu Tschechien. Er besteht aus zweiTeilen, ist im Nordosten durch das Westlausitzer Berg- und Hügelland und im Südwesten durch das Elbetal begrenzt. Der Name des Gebiets leitet sich von der spektakulären felsígen Landschaft mit ihren senkrechten Felswänden, Felsnadeln und Felsriffen ab. Die Schroffheit der Oberflächenformen und bedeutende Höhenunterschiede auf engstem Raum bestimmen den besonderen Charakter dieser Sandsteinlandschaft. 93 % des Gebiets bestehen aus Wald- und Felsbereichen, die restlichenT o/o sind Offenland. Aufgrund der porösen, wasserdurchlässigen Sandsteinschichten gehören Kirnitzsch und Polenz zu den wenigen ständig wasserführenden Fließgewässern. Ökosystemtypische Artengemeinschaflen sind Felsspalten- und Pioniervegetation auf Silikatfelsen, Zwergstrauchheiden und Mischwälder unterschiedlichster Baumartenzusammensetzung, darunter natürliche Birken- Kiefernwälder nährstoffarmer, saurer Felsstandorte, kollin-submontane bodensaure Hainsimsen -Buchenwälder auf den Sandsteinplateaus (,,Ebenheiten") sowie montane Fichten-Tannen- Buchenwälder in den Sandsteinschluchten und an Nährstoffen und Basen anspruchsvollere Buchenwälder auf Basalt. Hinzu kommen Bachauen und extensiv bewirtschaftete Mähwiesen. lm Gebiet vorkommende Spitzenprädatoren und Schlüsselarten sind in Felsbereichen Wanderfalke und Uhu, in Waldbereichen Schwarzstorch und Luchs (Streifgebiet) und in den Fließgewässern Fischotter und Lachs. Als weitere Schlüsselarten sind Rothirsch, Siebenschläfer, Sperlings - und Rauhfußkauz, Schwarzspecht, Zwerg- und Halsbandschnäpper, Eisvogel, Bachneunauge und Groppe zu nennen. Spuren intensiver Nutzung wie z.B. Rodung und Besiedlung der Randlagen (seit dem 13. Jhd.), Forstwirtschaft, Flößerei und Jagd (seit Mitte des 15. Jhd.) sowie Tourismus, Wander- und Klettersport (seit dem 19. Jhd.) zeichnen das Gebiet. Zur Entflechtung von Naturschutzzielen und Nutzungsansprüchen sind in der Verordnung über die Nationalparkregion Sächsische Schweiz (NLPR-VO) vom 23.10.2003 folgende Zonen festgelegt : 3 EUROPARC DeurscHlRrrro April2012 ENosenrcHr oes Ev¡r-ureRUNGSKoMtrEES zuR EvRlurenuruc DES NRroruRlpRRxs SRcHsrscue ScHwerz Zuordnung der Zonen im Nationalpark 4 Name der Zone Flächenanteil absolut Flächenanteil relativ Merkmale Eigentumsverhältnisse Naturzone A 3.490 ha 37,3 0/" - Prozessschutzfläche, ohne Entwicklungsund Pflegemaßnahmen aber z.T. ohne Wegegebot 87% Freistaat Sachsen, 2o/" Körperschaften 11% privat Naturzone B 5.390 ha 57,6yo - Entwicklungszone, zeitlich befristete Förderung einer natürlichen Entwicklung mit dem Ziel, die überwiegende Fläche in die Naturzone A zu überführen - davon 28,5%b2w.16,4o/" der Gesamtfläche ohne Pflegeeingriffe Pflegezone 470 ha 5,1% - Kulturlandschafts- und Erholungsbereiche sowie ganzjährig bewohnte oder bewirtschaftete Grundstücke mit dauerhafter Pflege Gesamt 9.350 ha 100,0 % Kernzone 2.160 ha 23,1% - Zur Regelung der Erholungsnutzung ausgewiesen und im Gelände gekennzeichnet (Betreten nur auf öffentlich gewidmeten oder gekennzeichneten Wegen); umfasst im vorderen Teildes NLP Anteilflächen der Naturzonen A und B, im hinteren Teil nur eine Anteilfläche der Naturzone A (s. Karte) 100% Freistaat Sachsen EUROPARC DeurscHI-R¡Io April2012 ENDBERTcHT DES EvALUtERUNGSKoMTTEES zuR EvRLulERurrrc DES N¡lorrrRlpeRxs S¡c¡rslscHe ScHwez Karte der Zonierung des Nationalparks Sächsische Schweiz 5 Legende Zon¡erung RVO 2003 ' NalurzoneA Natur¿one B Pflegezone lltiltl x.,nzone -..-. Staatsgrenze - Nationalpârk - Êtbe '..*.. Gewässer 5.0@ Meter0 1.?50 ?.500 -,¿.-. EUROPARC DrurscHr-Rrrro April2012 ENOSTRICHT OES EVRIUIERUNGSKOMITEES zUR EvIIuIenunG DES NAToNALPAnxs SÄcgsIscHe Scuwez B Bewertung der Handlungsfelder 8.1 ,,Rahmenbedingungen" 6 Standard (SOLL): Der Nationalpark ist nach Bundes- und Landesrecht gesichert. Gesetze bzw. Verordnungen stehen der Umsetzung der Standards für Nationalparke nicht entqeqen. Situation (lST): Den Rahmen zum Schutz des NLP Sächsische Schweiz und dessen Aufgabenbereiche steckt die Verordnung des SMUL über die Nationalparkregion Sächsische Schweiz vom 23.10.2003 ab (NLPR-VO). Diese berücksichtigt alle Vorgaben der Naturschutzgesetze von Bund und Land und enthält eine klare Zielbestimmung im Sinne der Kriterien der lnternationalen Naturschutzunion IUCN für die Kategorie ll (Nationalparke). ln der NLPR-VO sind alle relevanten Aufgabenbereiche der NLPV erfasst einschließlich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit dem angrenzenden tschechischen NLP Böhmische Schweiz. Die NLPR-VO stellt insgesamt eine gute Rechtsgrundlage für die Arbeit der NLPV und der Naturschutzbehörden dar. Allerdings beginnt die Laufzeit der 30 Jahre zur Erreichung des 75o/"-Prozesschutzzieles erst im Jahr 2003 mit der Verabschiedung der überarbeiteten NLPR-VO. lm NLP-Programm (Abschnitt 5.2.1.3; vom SMUL 2007 betätigt) ist das Erreichen des 75%-Wildnis-Ziels auf das Jahr 2030, 40 Jahre nach NLP-Gründung angesetzt. Bei der Umsetzung der NLPR-VO bereiten teilweise entoeoenstehende Voroaben insbesondere im Sächsischen Wasseroesetz (SãchsWG) Probleme. Stärken: . Mit NLPR-VO (2003) hat SMUL als Verordnunosqeber orundleoende Voraussetzunoen für eine naturschutzorientierte Entwickluno oeschatfen Schwächen: .Das7îc{,o-WiHnis-Ziel soll erst 43 Jahre nach NLP-Gründung im Jahr 2033 erreicht werden (30 Jahre nach Überarbeitung der NLPR-VO in 2003, nach NlP-Programm im Jahr 2030 erreicht werden) . Die im SächsWG geregelte Unterhaltungspflicht von Fließgewässern steht in Teilen im Widerspruch zum vorrangigen Schutzzweck des Nationalparks . EUROPARC DEurscHm¡¡o April2012 Zuständigkeit Landestalsperre nverwaltu ng, NLPV, SMUL SMUL, Landtag SMUL SMUL Priorität hoch hoch mittel mittel ltandluqgsempfeh lu ngen2 : Maßnahme . Festschreibung der Zielsetzung in der NLPR-VO bis 2020 75 o/" der Fläche in Naturzone A zu überführen . Einvernehmliche Abstimmung von ggf. erforderlichen Maßnahmen der Gewässerunterhaltung sowie ihre Umsetzung im NLP zwischen der Landestalsperrenvenvaltung und der NLPV (s. auch Kap. 8.4.3 Zonierung) . Unterhaltungspflicht von Fließgewässern im NLP im SächsWG an das Einvernehmen der NLPV koppeln .lm Rahmen einer Novellierung der NLPR-VO Angleichung der Abgrenzung der Naturzone A an tatsächliche Prozessschutzfläche Standard (SOLL): Der Schutzzweck des Nationalparks ist vorrangig der ungestörte Ablauf natürlicher Prozesse in allen im Nationalpark vorkommenden Ökosystemen mit ihrer natürlichen Biodiversität, für die Deutschland die nationale und globale Verantwortung trägt. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sind weitere Ziele u. a. Bildung, Öffentlichkeitsarbe it, Naturerlebnis, Forschung und Monitoring umzusetzen. Situation (lST): Ausgehend von den Vorgaben des Bundes- und Landesnaturschutzgesetzes ist der Schutzzweck, der möglichst ungestörte Ablauf der natürlichen Vorgänge ohne nutzende und lenkende Eingriffe auf der weit übenriegenden Fläche, geregett. Dies betrifft auch das Verhältnis zwischen ,,Prozessschutz" und Erhaltungszielen im Rahmen von ,,Natura 2000" sowie die Regelungen zur Verkehrssicherung ($ 3 Abs. 1, S 4 Abs. 3 NLPR-VO). Erholung, Bildung, Forschung und Denkmalschutz werden ebenfalls als Teil des Schutzzwecks aufgeführt (g 3 Abs. 3 NLPR-VO). Dies ist nicht vereinbar mit der naturschutzrechtlichen Vorgabe, ,,soweit es der Schutzzweck erlaubt". Dies betritft auch die Regelungen in $ 4 Abs. 2 NLPR-VO, nach denen ,den historisch gewachsenen Nutzungen und lnteressen der Wanderer, Bergsteiger und des Tourismus [...] bei der Anlage und Unterhaltung von Erschließungseinrichtungen und bei allen Planungen und Maßnahmen für das Schutzgebiet angemessen RechnunO zu traqen" ist. Stärken: . Voroabe der NLP R-VO (Anlage 5; Nr. 5), in einem Übergangszeitraum von etwa 30 Jahren den Flächenanteil der Naturzone A (i.S. ..Strenoe ENOSENICHT OES EVRIUIERUNGSKOMITEES zUR EvnTuIeRuruG DEs NerIorunIpeRKS SÄcHSIScHE ScHwEIz 2 Die Festlegung der Prioritäten richtet sich nach dem empfohlenen Umsetzungszeitraum bzw. dem Stafi der Maßnahme: hoch=Umsetzung(-sbeginn)inlbis2Jahren,mittel=Umsetzung(-sbeginn)in3bis4Jahren,niedrig=Umsetzung(-sbeginn)in5Jahren 7 EUROPARC Deurscumrr¡o April2012 ENoseRlcHt oEs EvalureRUNcsKoMrrEES zuR EvelurERuruc DES N¡r¡o¡r¡lpnnxs SÄcHsrscse ScHwez I zuständ¡gke¡t Zuständigkeit SMUL Priorität Priorität mittel Naturzone ohne Management") auf mindestens 75% zu erhöhen (in Übereinstimmung mit Empfehlungen der IUCN und Qualitätskriterien und -standards für deutsche NLP). Schwächen: . Fehlende klare Unterordnung der sonstigen Ziele (Erholung/Naturerleben, naturkundliche Bildung, Umweltbeobachtung/ Forschung) unter den Schutzzweck ,,Prozessschutz", insbesondere des Tourismus (s. auch Kap. 8.4.5 Konzepte zu Nutzunqen und 8.5.1 KooÞerationen) Handlungsemplehlungen : Maßnahme .lm Rahmen einer Novellierung Anderung der NLPR-VO in Hinblick auf eine klare Unterordnuno der sonstiqen Ziele unter Schutzzweck .,Prozessschutz" Standard (SOLL): Schutzzweck, Planung und Management des Nationalparks sowie ihn umgebende Schutzgebiete sind in die Regionalplanung und andere übergeordnete planerische Grundlagen übernommen. ln den jeweiligen Landes- und regionalen Raumordnungsprogrammen ist die gesamte Nationalparkfläche als ,,Vorranggebiet für Naturschutz" eingestuft. Zudem findet der Nationalpark-Plan entsprechende Verbindlichkeit in der Landesplanung. Darüber hinaus werden die Belange des Nationalparks bei übergeordneten Planungen berücksichtigt. Bei Planunqen / Vorhaben im Umfeld des Nationalparks sind dessen Belange berücksichtigt. Situation (lSÐ: lm Landesentwicklungsplan Sachsen und dem Regionalplan Oberes Elbtal/ Osterzgebirge ist der gesamte NLP als ,,Vorranggebiet Natur und Landschaft" dargestellt. Andere Zielbestimmungen (2.8. Wald, Trinkwasser) stehen nicht im Widerspruch dazu. Schutzzweck, Ziele und Grundsätze des NLP sind in die planerischen Grundlagen integriert. Die NLPV ist in die Fortschreibung der Planungen einbezogen. Stärken: .lm Landesentwicklungsplan Sachsen und dem Regionalplan Oberes Elbtal/ Osterzgebirge ist der gesamte NLP als ,,Vorranggebiet Natur und Landschaft" dargestellt Schwächen: . nicht erkennbar l{andl u ngsempf ehlungen Maßnahme . nicht erforderlich EUROPARC Drurscur-Rruo April2012 ENoeeRlcHr oEs EvnlutERUNcsKoMrrEES zuR EvRr-ureRu¡rc DES NRÏo¡.¡npRnxs SÄcHslscHe ScHwez I Zuständigkeit SMUL Priorität hoch Standard (SOLL): Die Nationalpark-Verwaltung hat alle behördlichen Zuständigkeiten, die für die Venrirklichung der Schutzzwecke notwendig sind. Soweit andere Stellen darüber hinausgehend Zuständigkeiten im Nationalpark haben, berücksichtigen diese die Ziele und die Belange des Nationalparks bei ihren Entscheidungen im Einvernehmen mit der Nationalpark-Venraltuno. Situation (lSÐ: Als nachgeordnete Einrichtung der Abteilung ,,Obere Forst- und Jagdbehörde, Großschutzgebiete" im Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS) nimmt die NLPV für den NLP (und das umgebende LSG) Aufgaben als Naturschutzfachbehörde wahr. Der SBS unterliegt wiederum der Fachaufsicht des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL). Als eine deutliche Ausnahme innerhalb der deutschen NLP ist die NLPV keíne Vollzugsbehörde. Diese Aufgaben werden im Naturschutz durch die Landesdirektion Dresden sowie das Landratsamt und in den Bereichen Forst und Jagd durch das Landratsamt und die Geschäftsleitung des SBS wahrgenommen. Dies bedingt einen hohen Abstimmungsaufwand, der bei relativ einfachen Sachverhalten im Naturschutz über eine ,,naturschutzrechtliche Vorprüfung" durch die NLPV ($ 7 Abs. 3 NLPR-VO, ca. 50 ,,Fälle" in 2010) zumindest etwas ,,entschärft" werden soll. Verbesserungswürdig ist die Zusammenarbeit mit der Landestalsperrenverwaltung, da beider Festlegung von Maßnahmen zur Gewässerunterhaltung und beideren Umsetzung dieZiele und Belange des Nationalparks nicht ausreichend berücksichtigt werden. Andere im NLP agierende Behörden achten die NLP-Belange in den wesentlichen Punkten. Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: 'Als nachgeordnete Einrichtung der Abteilung ,,Obere Forst- und Jagdbehörde, Großschutzgebiete" im SBS ohne direkte Anbindung an die zuständige oberste Naturschutzbehörde (s. auch Kap. 8.3.1 Organisationsstruklur der Schutzgebietsvenraltung), sowie als Naturschutzfachbehörde weitgehend ohne Zuständigkeiten als Vollzugsbehörde, fehlen der NLPV wesentliche Grundvoraussetzungen für ein effektives Schutzqebietsmanaqement . Handlungsempfehlungen : ilaßnahme .lm Rahmen der Novellierung der entsprechenden Gesetze Ausstattung der NLPV mit den Zuständigkeiten und Befugnissen der unteren Naturschutzbehörde sowie der unteren Forstund Jagdbehörde EUROPARC DEUTSCHLAND April2012 EN¡OEERICHT OrS EVRI-UIERUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DES NRrp¡I¡I-pRnrs SÄcHsIsc¡IE ScHweIz 3 Sächsisches Staatsministerium der Finanzen 10 Zuständigkeit SMUL, SMF3 SMUL Priorität hoch hoch Standard (SOLL): Die Gebietsfläche eines Nationalparks ist moglichst vollständig im Eigentum der öffentlichen Hand. Soweit dies nicht der Fall ist, sind dauerhafte Regelunqen oetroffen, um das Erreichen der sicherzustellen Situation (lSfl: Rund 87 T" der Fläche befindet sich im Eigentum des Freistaates Sachsen, rund 2 % sind körperschaftliches Eigentum und 11 % sind in privatem Besitz. Weniger als 0,2 T" der Fläche sind Bundes- und Stittungsflächen. Damit bestehen günstige Voraussetzungen für die Umsetzung des Schutzzwecks. Gemäß NLP-Programm soll der Anteil landeseigener Flächen weiter erhöht werden, insbesondere durch Flächenankauf und -tausch. Dafür stehen auch finanzielle Mittel zur Verfügung. Ein Vorkaufsrecht für das Landi den SBS besteht allerdings nicht. lm Bereich des Nationalparks befinden sich Liegenschatten des Staatsbetriebs Sächsisches lmmobilien- und Baumanagement (SlB). Das SIB behält sich eine Vermarktung dieser Liegenschaften vor. Maßnahmen von Privateigentrimern auf ihren im NLP liegenden Flächen unterlieoen einem Erlaubnisvorbehalt durch die Naturschutzbehörde bzw. einer ..Vorprüfuno" durch die NLPV (€ 7 Abs. 1. 2 NLPR-VO). Stärken: . Weit überwiegender Flächenanteil in Staatseioentum Schwächen: . Bei Flächenverkäufen von Privaten innerhalb oder angrenzend an den NLP besteht für das Land/ den SBS kein Vorkaufsrecht 'lnnerhalb des NLP besteht die Möqlichkeit der Flächenvermarktuno durch das SIB Handlu ngsemplehlungen : llaßnahme . Uberführung der unbebauten Liegenschaften des SIB in die Verfügungsgewalt der NLPV . Prüfung, ob über Änderung oder Schaffung entsprechender rechtlicher Grundlagen ein Vorkaufsrecht für das Land/ den SBS einoerichtet werden kann Standard (SOLL): Die Außengrenzen des Nationalparks sind an natürlichen Gegebenheiten ausgerichtet. Sie schließen alle Teilbereiche/ Bestandteile der zu schützenden Ökosystemkomplexe auf einer möglichst groBen, kompakten und zusammenhängenden Fläche ein. Die Flächen haben bereits einen hohen Grad der Naturnähe oder sind geeignet, diesen künftig in einem überschaubaren Zeitraum zu erreichen . Sie sind siedlunqs- oder verkehrsmäßiq nicht oder kaum erschlossen. Die Nationalpark-Fläche ist flurstücksqenau bzw. in amtlichen EUROPARC Deulscuurr¡o April2012 Seekarten abgegrenzt Situation (lSÐ: Für den NLP besteht eine rechtssichere, d.h. flurstücksgenaue Abgrenzung (Anlage 2 NLPR-VO). Bei der Festlegung der Außengrenzen sind natürliche Gegebenheiten und funktionale Zusammenhänge weitestgehend berücksichtigt. Der NLP besteht rechtselbisch aus den Teilen ,,Vordere Sächsische Schweiz" mit rd. 2.950 ha und ,,Hinlere Sächsische Schweiz" mit rd. 6.400 ha. Der vordere Teil ist stark mit der Kulturlandschaft verzahnt und weist ein ungünstiges Flächen-Grenzlinien-Verhältnis auf. Die ,,Hintere Sächsische Schweiz" mit ihrem nahezu geschlossenen Wald-Fels-Komplex grenzt unmittelbar an den tschechischen NLP Böhmische Schweiz (7.900 ha) an. Der NLP ist in das 28.750 ha groBe, bereits seit 1956 unter Schutz stehende LSG eingebettet und bildet mit diesem die NLP-Region Sächsische Schweiz. Die Verbindung zwischen den beiden NLP-Teilen wird darüber hinaus durch ein weiteres Vorranggebiet Natur und Landschatt sowie FFH-Gebiet gewährleistet. Der Erschließungsgrad mit Siedlungen und öffentlichen Straßen ist übenuiegend als ,,mäßig" einzustufen. Gemäß NLP- Prooramm sollen langfristig weitergehende Möglichkeiten zur Verbindunq der beiden NLP-Te le qeorüft und oefördert werden Stärken: 'Der NLP umfasst einen repräsentativen Ausschnitt der komplex ausgestatleten Erosionslandschatt der Kreidezeit. . Rechtssichere Aborenzuno und Zonieruno des NLP Schwächen: . Der NLP ist in zwei räumlich getrennte Teilgebiete unterteilt (s. auch Kap.8.2.2 GroBräumigkeit) . Der westliche Teil weist ein unqünstiqes Flächen-Grenzlinien-Verhältn is auf Handlungsemplehlungen : Zuständigkeit SMUL, SBS Priorität mittel Maßnahme . Flächenankäufe zur Gebietsarrondierung und -erweiterung ETTIOEENICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES zUR EvRIuIeRu¡¡G DES NnrIoruRIpnRKS SÄcHSIScHE ScHwEIZ 8.2 ,,Schutz der natürlichen biologischen Vielfalt und Dynamik" 11 Standard (SOLL): Nationalparke schützen im überwiegenden Teil ihres Gebietes den moglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik. Grundsätzlich ist dies nach einer Frist von längstens 30 Jahren nach Erklärung eines Gebietes zum Nationalpark auf mindestens 75 Y" der Nationalparkfläche sicher gestellt. Die Flächen zum Schutz der natürlichen dynamischen Abläufe sind zusammenhänrenzen auf.Aubzw. unzerschnitten und weisen we bei denen mehr als 30 % der Fläche nicht im öffentlichen Ei- EUROPARC DeurscHurr¡o April2012 gentum ist oder die in Deutschland einen Lebensraum von globaler Bedeutung komplett umfassen, können längere Fristen im Nationalparkplan festleoen oder können im Teilgroßflächig repräsentative Lebensraumtypen in ihren natürlichen Abläufen schützen Situation (lST): Die nachhaltige Sicherung der natürlichen Dynamik auf möglichst großer Fläche ist vorrangiger Schutzzweck (g 3 Abs. 2 NLPR-VO). Dazu soll innerhalb eines Übergangszeitraumes von etwa 30 Jahren der Flächenanteil der Naturzone A (= ,,Strenge Naturzone ohne Management") auf mindestens 75 % erweitert werden. Die 3O-Jahres-Frist hat allerdings laut lnterpretation des Landes erst im Jahr 2003 mit Verabschiedung der überarbeiteten NLPR-VO begonnen (im Widerspruch zum Standard oben) - dies hätte ein Erreichen des 75%-Wildnis- Ziels erst 43 Jahre nach NlP-Gründung in 2033 zur Folge. lm NlP-Programm (4bschn.5.2.1.3; vom SMUL 2007 betätigt) ist das Erreichen des 75%-Wildnis-Ziels auf das Jahr 2030 angesetzt, 40 Jahre nach NLP-Gründung. Der aktuelle Anteilvon Flächen, die bereits weitgehend der natürlichen Dynamik unterliegen, beträgt 36,2 "/" (3.380 ha) und liegt damit auch nach 20 Jahren noch unterhalb der Zielmarke gemäß BNatSchG (mindestens 50%). Zwar wird bereits auf rd. 54 "/" der Waldfläche auf planmäßige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen verzichtet, in Teilbereichen finden jedoch noch Maßnahmen zur Borkenkäfer-Bekämpfung statt. Borkenkäfer-Bekämpfungen finden in Teilen der Naturzone A und im Ruhebereich der Naturzone B (Bereich mit Waldschutz) statt. Der Einsatz von Forsttechnik zur Durchführung von Waldpflegemaßnahmen ist flächenmäßig anteilig zurückgegangen. Auf 43 "/" der Waldfläche finden noch Pflegemaßnahmen statt (Erlass des SMUL vom 14.7.2009). Die tatsächliche Prozessschutz-Fläche ist in viele Teilflächen mit Größen zwischen rd.60 und 1600 ha zergliedert. Diese Flächen weisen infolge von Forststraßen, Wanderwegen, Bergpfaden und Zugangswegen zu Kletterfelsen (über 620 km; 70 lfd. M./ ha) einen außerordentlich hohen Zerschneidungsgrad mit entsprechendem Beeinträchtigungspotenzial auf . Hinzu kommt eine fast flächendeckende Wildbestandsregulierung , so dass eine ,,Strenge Naturzone ohne Management" nach internationalem Standard praktisch nicht existiert. Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: . Selbst bei Vernachlässigung der Wildbestandsregulierung wird der vorrangige Schutzzweck lediglich auf 36,2o/" der NLP-Fläche umgesetzt. . Erreichen des Ziels 75 % Naturzone A nach NLPR-VO erst 43 Jahre nach Gründunc¡ im Jahr 2033. nach NlP-Prooramm im Jahr 2030 Hand I ungsempfehlungen : Zuständigkeit NLPV NLPV, SMUL Priorität hoch hoch Maßnahme . Analyse des Zerschneidungsgrades und Erfassung der damit verbundenen Beeinträchtigungen für eine natürliche Entwicklung in der Prozessschutzfläche, besser aber für den gesamten NLP; Ableitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Situation . Erstellung eines Konzepts, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt eingestellt werden können ENOS¡NICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES zUR EVALUIERUNG DES N¡TIoTRIpRRKS SAcHSIScHE ScHWEIz 12 EUROPARC DEUTSCHLAND April2012 EI'¡OS¡NICNT DES EVALUIERUNGSKOMITEES zUR EVALUIERUNG DES NRTIorueTpRnrs SÄcHsIscge Scnwez 13 NLPV, SMUL NLPV Zuständigkeit NLPV, SMUL, SBS hoch hoch Priorität mittel 'Zügige Arrondierung bzw. Erweiterung der Prozessschutzflåche (i.S. ,,Strenge Naturzone ohne Managemenf'), damit im Jahre 2020, 30 Jahre nach Nationalparkgründung, 75% der Nationalparkfläche keinem Management mehr unterliegen 'Bei Waldbeständen der Behandlungseinheit A Begrenzung der Borkenkäferbekämpfung auf einen rd. 500 m breiten Randstreifen zu angrenzenden Privatwaldflächen gemäß Waldbehandlu ngsgru ndsätzen (Landeswald) Nationalpark ist unter Beachtung der ökosystembezogenen Kriterien großräumig ausgewiesen. Er repräsentiert ein oder und stellt den Ablauf der natürlichen Dynamik sicher. Ein Nationalpark umfasst mindestens eine Fläche von 10.000 ha. Gebiet von besonderer internationaler Repräsentativität Nationalpark sein. Das Gebiet ist so abgelicht wird. Standard (SOLL): Ein mehrere Ökosysteme Ausnahmsweise kann auch ein kleineres dass der Schutzzweck darin : Durch den NLP wird ein repräsentativer Ausschnitt der in der Region vorhandenen Ökosystemtypen vollständig geschützt. Die Gesamtgröße des NLP liegt etwas unter der im Standard geforderten Mindestgröße von 10.000 ha; das 9.350 ha große Schutzgebiet ist allerdings zweigeteilt. Unter Berücksichtigung des unmittelbar angrenzenden tschechischen NLP Böhmische Schweiz wird grenzüberschreitend eine Fläche von über 17.000 ha erreicht. Vorteilhaft wirkt sich die Einbettung in das LSG mit entsprechender Puffer-, Vernetzungs- und Ergänzungsfunktion aus. Als ,,Felsen-NLP" weist der NLP Sächsische Schweiz eine naturräumliche Eigenständigkeit innerhalb der deutschen NLp auf. Situation (lST) Stärken: . Das Gebiet ist so erfüllt wird.dass der Schutzzweck 'Der Nationalpark besteht aus zwei räumlich getrennten Teilflächen und erreicht auch in der Gesamtfläche keine 1O.0OO ha (s. auch undre Schwächen Kap. B.1.6 Hand I u ngsempf ehlungen Maßnahme 'Möglichkeiten zur Erweiterung des Nationalparks prüfen (s. auch Kap. 8.1.6 Abgrenzung und EUROPARC DEUTScHLAND April2012 ENoeenrcHr oes Ev¡t-ureRUNcsKoMtrEES zuR EvRlurenuruc DES NeloruRupenxs SÄcHsrscne Scnwez 14 Zuständigkeit NLPV NLPV Priorität hoch hoch Standard (SOLL): Nationalparke weisen auf dem übennriegenden Teil der Fläche Ökosysteme mit einem hohen Naturnähegrad auf. Diese Ökosvsteme verfüqen über eine für den Standort tvoische natürliche Artenzusammensetzuno und Artenvielfalt. Situation (lST): Es überwiegen die für den Naturraum typischen natürlichen Biotoptypen. Êine Einschätzung des aktuellen Kultureinflusses (Hemerobie) ist dennoch schwierig. Zur menschlichen Beeinflussung des Nationalparks liegt allerdings eine Erfassung der Hemerobie anhand der Vegetation aus 1993 vor. Mittlerweile dürfte der Anteil relativ naturnaher Ökosysteme bei etwa 50 % liegen. Als naturferne Ökosysteme sind insbesondere die z.T. großflächigen Fichtenforste auf den Ebenheiten im Sandstein einzustufen, die derzeit noch ca. ein Drittel der NLP- Fläche ausmachen. Der Naturnähegrad wird durch die Vielzahl von Wegen im Nationalpark beeintråchtigt (s. auch Kap. 8.4.6 Besucherlenkunq und Gebietskontrolle). Stärken: . Der Naturnäheorad hat sich im Laufe der Nationalparkentwickluno etwas erhöht. Schwächen: . Hoher Anteil an nicht standortoemäßen Fichtenforsten bei insqesamt noch unterdurchschnittlichem Naturnäheorad Handlungsempfehlungen : Maßnahme .Wiederholung der Hemerobie-Kartierung und Vergleich der Ergebnisse mit denen aus 1993 als Basis für die Entwicklung von Maßnahmen an derzeit noch naturfernen Standorten . Züoioe Umwandlunq der Fichtenbestände in Laub(misch)waldbestände Standard (SOLL): Der Nationalpark enthält Lebensräume von internationaler und/ oder nationaler Bedeutung. Diese sind im Managementplan dargestellt. Die Maßnahmen, die zu ihrer Sicherung notwendig und im Hinblick auf den notwendigen Raum für natürliche Abläufe zulässig sind, sind darin definiert Situation (lST): Als komplex ausgestattete Erosionslandschaft aus der Kreidezeit ist das Gebiet (d.h. gemeinsam mit dem NLP Böhmische Schweiz) zumindest für Mitteleuropa einzigartig. Eine besondere Verantwortung kommt dem NLP bei der nachhaltigen Sicherung ursprünglicher Buchenmischwälder sowie Schlucht- und Hangmischwälder bzw. Silikatfelsen und der Fließgewässer Kirnitzsch und Polenz zu. Die Beschreibung der national und international bedeutsamen Lebensräume (und Arten) ist in der FFH-Managementplanung umfassend und mit konkreten Aussaoen versehen. Zu den Lebensräumen (und Arten) existiert eine nahezu komplette Grundlagenerhebung. Bei Pflege- und Entwick- EU RO PARC Deutscur-Rtr¡o April2012 ETOSERICHT OES EVRI-UIERUNGSKOMITEES ZUR EvRI-uIeRuruG DES NAToNALPAnxs SÄcuslscne Scnwez 15 ZuständigkeitPriorität lungsmaßnahmen (Naturzone B, Pflegezone frlhrt. ) werden Maßnahmen zur Sicherung von FFH-Lebensräumen (und -Arten) vorrangig durchge- Stärken: 'Der Nationalpark enthält Lebensräume von nationaler und internationaler Bedeutung. innerhalb der deutschen NLP aufSchweiz eine naturräumlicheLP" weist der NLP Sächsische. Als Schwächen: . nicht erkennbar ilaßnahme . nicht erforderlich tmsind|etzuhenmßnahMaerforderlichenDiepark.NationallmmesituationAusnahneelArtenmanagementistndsätzlichGru(soLL):Standard Artenmanagement auf eine Förderung und Wiedereinbringung von Weißtanne in bedrohten Art mit den noch größten vorkommen im NLp) und auf schutzmaßnd Schwarzstorch. Bei den durchgeführten Artenschutzmaßnahmen handelt es sich um zeitlich befristete und lokal begrenzte Aktionen. Bei Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (Naturzone B, Pflegezone) erfolgt eine Förderung einheimischer Baumarten durch Zurückdrängung gebietsfremder Baumarten (nicht standortgemäße Fichte, insbesondere auch Weymouthskiefer sowie Lärche, Douglasie und Roteiche). Eine Bekämpfung krautiger Neophyten entlang von Fließgewässern erfolgt nur bei Einzelvorkommen invasiver Arten (2.8. Japan-Knöterich, Herkulesstaude ). GemäB NLPR-VO ist unter Beachtung der gebotenen Eingriffsminimierung eine Wildbestandsregulierung mit jagdlichen Maßnahmen geboten, soweit und solange Belange des Schutzzwecks und andere öffentliche Interessen dies erfordern (Anlage SZilf.6). Dies betrifft ausgewählte Tierarten, insbesondere Reh- und Rotwild (Motiv: Sicherung natürlicher Waldentwicklung), Schwarzwild (Motiv: Begrenzung Wildschäden ), Fuchs (Motiv: Seuchengefahr) und gebietsfremde Arten (Motiv: u.a. Verhinderur€ Bestandserhöhung Mutflon). Auf rd. g0 % der Flåche erfolgt die Wildbestandsregulierung in Verantwortung der NLPV (Regiejagd). Sie orientiert sich an den Empfehlungen von EUROpARC Deutschland zur Jagd in NLP. Eine Ausweisung ganzjähriger Jagdruhezonen erfolgte bisher nicht. Die restlichen, zumeist randlich gelegenen Flächen (20%) gehören zu mehreren gemeinschaftlichen Jagdbezirken. Borkenkäferbekämpfungen finden in Teilen der Naturzone A und im Situation (lSÐ: Gemäß NLP-Programm konzentriert sich das Schwerpunktbereichen (als einer in Sachsen vom Aussterben nahmen an Brut- und Lebensstätten von Uhu, Wanderfalke u von WDer Einsatz von Forsttechnik zur Durchfüstatt.mit WaldschRuhebereich der Naturzone B ßnahmen ist EU ROPARC DeutscHl-Rrrto April2012 ENoeenrcHt oes EvnluteRUNcsKoMrrEES zuR Ev¡r-ureRuruG DES N¡trorunlpenxs SÄorslscHe ScHwelz 16 Zuständigkeit NLPV, Tschechische Behörden NLPV. Tschechische Behörden NLPV, SMUL NLPV NLPV Priorität mittel mittel hoch hoch hoch flächenmäßig anteilig zurückgegangen. Auf 43T"der Waldfläche finden noch Pflegemaßnahmen statt (Erlass des SMUL vom 14.7.2009). rnung von invasiven Neobiota innerhalb einer Übergangsfrist. Entfe Stärken: Schwächen: . Fehlende Ausweisung ganzjähriger Jagdruhebereiche . Programm zum Schutz bzw. zur Wiedereinbringung der Weißtanne ist zu umfangreich und ohne klaren zeitlichen Horizont . Pflanzunq der Weißtanne ohne ausreichende beoleitende Schalenwildrequlieruno (starker Verbiss der Pflanzunoen) Handlungsempfehlungen : Maßnahme .Ausweisung einer oder mehrerer ausreichend großer (mind. 1.000 ha) Jagdruhezonen und Nutzung aller rechtlich zulässigen Maßnahmen der Eingriffsminimierung (2.8. strikte Intervall -Jagd mit Ausrichtung auf eine Leitwildart) . Einstellung der Borkenkäferbekämpfung in der gesamten Naturzone A und in Teilen der Naturzone B, um 50% eingriffsfreie Fläche zu erreichen . Erstellung eines zeitlich befristeten und räumlich begrenãen Konzepts zur Weißtannenförderung ; Absicherung der Einbringung der Weißtanne durch Erstellung eines Konzepts zum Schalenwildmanagement und dessen konsequente Umsetzung .lntensivierung der Bejagung des Muffelwildes sowie der weiteren Zurückdrängung der Weymoutskiefer und der Roteiche . Prüfunq eines Wiederansiedlunqsproiekts für den Luchs Standard (SOLL): Der Nationalpark ist durch ökologisch wirksame Korridore mit den für Lebensraum- und Artenschutz wichtigen Flächen seines Umfelds verbunden. Situation (¡ST): Es bestehen weitgehende Kenntnisse über das ökologische Beziehungsgefüge des NLP zu seinem Umfeld. Die Vernetzung nach Tschechien erfolgt in optimaler Weise durch das grenzüberschreitende Schutzgebiet. Die ökosystemare Vernetzung zwischen den beiden NLP-Teilen sowie zum Umfeld erfolgt partiell nach Nord bzw. Nordwest durch weitere Vorranggebiete ,,Natur und Landschaft" bzw. ein FFH- Gebiet. Die NLPV ist als Naturschutzfachbehörde in Planungen eingebunden. Konzepte werden weitgehend gemeinsam umgesetzt. Korridore zur unoehinderten Wanderunq und Ausbreituno von Tier- und Pflanzenarten aus und in den NLP bestehen. EU RO PARC DgurscHl-R¡rto April2012 EN¡OgTRICHT OES EVRI-UICRUNGSKOMITEES zUR EvRIuIenuruG DES NRTIoI.¡¡I-p¡RKS SÄcHsIscHe ScHwez 8.3 ,,Organisation" 4 Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung 17 Stärken: . Die Vernetzung nach Tschechien erfolgt in optimaler Weise. Schwächen: . Bisher noch keine optimale ökologische Vernetzunq zwischen den beiden Nationaloarkteilen llandlungsempfehlungen : Zuständigkeit NLPV, SMUL, Landkreis Priorität niedrig Maßnahme 'Förderung der ökologischen Vernetzung zwischen den beiden Nationalparkteilen durch öko etfektiver Korridore Standard (SOLL): Die Nationalpark-Veruvaltung ist der obersten Naturschutzbehörde direkt unterstellt. Sie ist eine eigenständige, leistungsfähige Sonderbehörde. Sie hat insbesondere folgende Aufgabenbereiche abzudecken: Schutz der natrirlichen Abläufe, Management, Gebietsbetreuung , Unterhaltung der Erholungsinfrastruktur für Naturerlebnisse, Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung, Monitoring und Formfeld sowieKommunikation metnederschu imN NLPV untersteht weder direkt der obersten Naturschutzbehörde noch weist sie eine Eigenständigkeit als Sonderbehörde auf. Sie ist nachgeordnete Einrichtung der Abteilung ,,Obere Forst- und Jagdbehörde, Großschutzgebiete" im Staatsbetrieb Sachsenforst (SBS), welcher wiederum der Abteilung Land- und Forstwirtschaft im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) unterstellt ist. Die Abteilung Naturschutz, Klima, lmmissions- und Strahlenschutz des SMUL hat nur die naturschutzfachliche Aufsicht und muss über die Geschäftsleitung des SBS mit der Nationalparkverwaltung kommunizieren. Über eigene Entscheidungskompetenz verfügt die NLpV nicht' Die NLPV gliedert sich in eine Verwaltungsstelle und die Referate ,,Gebietsentwicklung", ,,Betrieb/ Dienstleistungen" und ,,ötfentlichkeitsarbei V Umweltbildung" (mit NLP-Wacht). Die NLPV hat diesbezüglich alle Aufgabenbereiche abzudecken, welche von EUROPARC Deutschland im o.g. Standard definiert und von der LANAa angenommen wurden. Als Naturschutzfachbehörde ist die NLPV auch für das umgebende des Referatesetwa 40% derLSG Situation (lST): Die EUROPARC DEUTScHLAND April2O12 ENOSTNICHT O¡S EVRIUIERUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DEs N¡roruRIpenxs SÄcHsIscHe ScHweIz 18 Zuständigkeit SMUL Priorität hoch Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: . NLPV ist keine eigenständige, der obersten Naturschutzbehörde unmittelbar nachgeordnete Sonderbehörde (s. auch Kap. 8.1.4 Zuständigkeiten ) Handlungsempfehlungen : Maßnahme . Herauslösung der NLPV aus dem SBS und als Sonderbehörde unmittelbare Unterstellung unter das SMUL als oberste Naturschutzbehörde; dieser Schritt ist zwingend geboten bei einer Entwicklung des SBS in Richtung einer Anstalt öffentlichen Rechts bzw. einer Aktiengesellschaft (vgl. Freistaat Bayern, Mecklenburg-Vorpommern) (s. auch Kap. B.1.4Zuständiqkeiten ). Standard (SOLL): Die Personalausstattung gewährleistet eine kompetente, kontinuierliche Bearbeitung aller unter dem Standard ,,Organisationsstruktur der Nationalpark-Verualtuno" oenannten Aufoabenbereiche. Situation (lST): Zum Personal der weitgehend interdisziplinär zusammengesetzten NLPV gehören 69 Mitarbeiter (12 Beamte, 24 Angestellte, 33 Waldarbeiter), davon sind rd. 15 "/" der Angestellten/ Beamten weit übenriegend für Naturschutzaufgaben im LSG zuständig. lm Zuge der öffentlichen Einsparungen wurden in den letzten Jahren allein 5 Stellen hD/ gD gestrichen bzw. umgesetzt; die Zahl der Mitarbeiter soll weiter sukzessive auf 51 Stellen reduziert werden. ln mehreren Aufgabenbereichen lassen sich schon jetzt personelle Engpässe nicht mehr übersehen . Dies betrifft insbesondere die Pflege- und Entwicklungsplanung, Umweltbeobachtung/ Monitoring sowie die Evaluierung. Forschung und Monitoring werden zwar durch das Referat 1/ Gebietsentwicklung koordiniert, stellen aber keinen Arbeitsschwerpunkt für einen Mitarbeiter dar (s. auch Kap. 8.9.1 Forschungskoordination). Für die naturkundliche Bildung stehen aktuell 1,5 Stellen zur Verfügung. Damit fehlen wesentliche Voraussetzungen für ein effektives Schutzgebietsmanagement. Die Umsetzung der Bildungsprogramme erfolgt ausschließlich durch Zeitund Hilfskräfte (Langzeit-Praktikanten, FÖJ¡. Fur den Betrieb von NLP-lnformationsstellen steht kein Personal zur Verfügung, eine gewisse Betreuung erfolgt durch fachfremde Personen. Das NlP-Zentrum in Bad Schandau wird durch die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt betrieben, jedoch gibt es auch hier erhebliche Personalprobleme. Für die geplante Bildungsstätte Wildnis für Jugendliche (am Zeughaus) existiert kein Personal (s. auch Kap. 8.7.1 Konzepte für Bildunqsarbeit). EUROPARC DeurscHnNo April2012 Zuständigkeit SBS, SMUL, NLPV SBS, SMUL SMUL Priorität hoch hoch hoch Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: 'Bei der Personalausstattung bestehen unter Berücksichtigung der wahrzunehmenden Aufgaben (im NLP und LSG) und den bereits erfolgten Einsparungen zunehmende Def izite. 'Trotz bereits heute erkennbarer Defizite ist eine weitere Personalreduktion auf 51 Stellen geplant 'Eine Bearbeitung weiter Teile der PEPL5 ist ohne Unterstützung durch Projektstellen (oder eine anderweitige Möglichkeit des ,,Zukaufs" von Personalleistungen) nicht zu realisieren. llandlu ngsemplehlur¡gen : llaßnahme 'Entwicklung eines Personalentwicklungskonzepts für die NLPV; dabei Vermeidung weiterer Personalkürzungen, damit die Arbeitsfähigkeit gewährleistet bleibt, auch im nationalen und internationalen Rahmen (grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit NLP Böhmische Schweiz) 'Zur zÜgigen Bearbeitung der ausstehenden PEPL, Prüfung und Nutzung von Möglichkeiten der Unterstützung der NLPV durch die Schaffung von Projektstellen bzw. den ,,Zukauf" von Personalleistungen (s. auch Kap. 8.3.4 Personalmanagement und 8.4.2 Managementplan ) 'Zur Verbesserung der Forschungskoordination Einstellung eines Mitarbeiters mit dem Arbeitsschwerpunkt Forschung/ Umweltbeobachtung/ Monitoring bzw. deren Koordination (s. 8.9.1auch Standard (SOLL): Für die Besucherbetreuung und Übenrachung der Einhaltung der Schutzbestimmungen ist hauptamtliches und grundsätzlich unbefristet eingestelltes Personal von der Nationalpark-Verwaltung bereitzustellen. Bei der Betreuung bindet sie Freiwillige sowie ehrenamtliches und hauptamtliches Personal der Verbånde in einem Netzwerk ein. Die Zahl der für eine gute Besucherbetreuung und übenrachung der Besu-nen ist inder Schutzbestim erforderlichender der Größe des Nationalkeit vom Naturraum ET¡OACRICHT OCS EVNIUIERUNGSKOMITEES zUR EvRI-uIenuruG DES NRTIo¡¡nIpeRKS SÃcHsIScHE ScHWEIz u Pflege- und Entwicklungsplanung 19 EUROPARC DeurscHl-Rlrto April2012 cheranzahl, den Aufgaben und dem Stör- und Gefahrenpotentialfestgelegt. Die Nationalpark-Verwaltung koordiniert ein einheitliches Auftreten und sorgt für einen einheitlichen lnformationsstand. Die Betreuer sind gut geschult und werden regelmäßig fortgebildet. Sie haben eine Ausbildung zum geprüften Natur- und Landschaftspfleger oder eine gleichwertige Ausbi durchlaufen Situation (lST): lm NLP gibt es aktuell 14 ,,Ranger" (hier NLP-Wächter genannt) in Vollzeit und im Sommerhalbjahr zusätzlich 7 ,,Rang er" (tûr 7 Monate) sowie einen Leiter im gehobenen Dienst, der teilweise im Außendienst tätig ist. Von ihnen besitzen alle die erforderliche Qualifikation als geprüfter Natur- und Landschaftspfleger. Die NLP-Wächter verfügen über hoheitliche Befugnisse, die materiell-technische Ausstattung ist sehr gut. Der Schwerpunkt ihrer Aufgaben liegt in der Gebietskontrolle (Besucherinformation/ hoheitliches Handeln; 50% der Arbeitszeit). Hinzu kommen Besucherbetreuung/ Führungen, Mitwirkung im Artenschutz, in der Umweltbeobachtung/ Datenerhebung, bei der Renaturierung sowie technische Aufgaben. Es erfolgt Dienst nach Dienstplan über sieben Tage die Woche hinweg. lm Winterhalbjahr stehen lediglich 14 NtP- Wächter zur Verfügung, die anderen sind mit forstlichen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen beschåftigt. An Wochenend- und Feiertagen im Sommerhalbjahr werden die hauptamtlichen Mitarbeiter durch jeweils etwa fünf der rund 60 ehrenamtlichen Mitarbeiter unterstützt. Angesichts von hohem Besucheraufkommen, Geländeverhältnissen und bestehendem Konfliktpotenzial sowie den sonstigen Arbeitsaufgaben reicht die Anzahl der NLP-Wächter bei weitem nicht aus. An einem schönen Wochenendtag im Sommerhalbjahr ist ein NLP-Wächter durchschnittlich u.a. zuständig für die Betreuung von 2.000 (!) Besuchern. Die NLPV koordiniert alle Tätigkeiten der haupt- und ehrenamtlichen NLP-Wächter und schult diese regelmäßig zu den relevanten Themen. Die fachliche Anleitung und Fortbildung der Ehrenamtlichen ist verbesserungsbedürftig. Das Erfordernis der personellen Stärkung der NLP- Wacht ist erkannt (vol. NLP-Prooramm) und in einem ersten Schritt umoesetzt. Stärken: . Gute Qualifizieruno der Ranoer durch Ausbilduno als oeorüfter Natur- und Landschaftsofleoer Schwächen: . Noch zu geringe Ausstattung mit Rangern führt zu unzureichender Besucherinformation und Gebietskontrolle . Zunehmend unoünstioe Altersstruktur bei den Ranqern, iunqe Leute fehlen Handlungsempfehlungen : SMUL NLPV mittel mittel . Überprüfung der Vorgaben im NLP-Programm zur Personalstärke der Nationalpark-Wacht . Noch stärkere Ausrichtung der Arbeit der Ranger auf den Schwerpunkt Besucherinformation / Gebietskontrolle und lntensivierung der fachlichen Anleitung und Schulung der ehrenamtlichen Mitarbeiter der NLP-Wacht ENOATRICHT DES EVALUIERUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DES NRIIoITI¡I-p¡nrs SRcuslscue ScHwelz 20 EU ROPARC DeursculRtrlo April2012 ENoarntcHr oes EvRt-uleRUNGSKoMtrEES zuR EvRr-ureRuruc DEs NRlorunlpRnrs SÄcHslscHe Scnwelz 21 Zuständigkeit SBS, SMUL, NLPV SBS, SMUL, NLPV NLPV, SBS Priorität hoch hoch mittel Standard (SOLL): Das Personalmanagement wird durch die Nationalpark-Veruvaltung professionelldurchgeführt.Ziel ist eine hohe Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten sowie eine hohe Arbeitseffizienz. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten Eigenverantwortung, werden bei Entscheidungsprozessen einbezogen, erhalten regelmãßige Fortbildungen und haben Anteil am internen lnformationsfluss. Die Nationalpark -Verwaltung hat ein deutliches Mitspracherecht bei der Auswahl ihres Personals. Situation (lSÐ: Sofern frei werdende Planstellen im Rahmen der vorgegebenen Einsparungen nicht automatisch gestrichen werden, erfolgt eine Nachbesetzung in der Regel aus dem Personalbestand des SBS. Eine Nachbesetzung von Stellen im Bereich Naturschutz oder Otfentlichkeitsarbei V Umweltbildung ist somit grundsätzlich nur mit Forstpersonal möglich. Personalentscheidungen liegen bei der Geschäftsleitung des SBS bzw. beim SMUL. Für alle Stellen existiert eine klare Aufgabenbeschreibung. Das Personalkonzept wird derzeit erarbeitet und befindet sich in der Abstimmung. Umsetzung von Personalder NLPV in andere Bereiche erfolgt bei Bedarf durch die Geschäftsleitung des SBS. Einige Maßnahmen der Personalführung (2.8. Erarbeitung/ Umsetzung Behördenleitbild, Vorgesetzten-Mitarbeiter-Gespräche, Vergabe von Leistungsprämien) sind etabliert. Über anonyme Mitarbeiterbefragungen wird versucht, Kritik und Anregungen bei der Personalführung soweit möglich zu berücksichtigen. Dies betrifft insbesondere eine weitere Verbesserung der internen Kommunikation. Fortbildungsmaßnahmen steich jährlich vier Fortbildungstage/ Mitarbeiter)hen umfangreich zur Verfüquns und werden oenutzt (durchschnittl Stärken: . Umfang und Nutzunq der Fortbildunosanqebote ist hervorzuheben. Schwächen: . Neubesetzung nur mit Forstpersonalverhindert interdisziplinäre Ausrichtung der NLPV 'Personalreduktion durch Wegfallvon Stellen bei Ruhestand führt zu einer Überalteru ng der NLPV Handl u n gsempfehlungen : Maßnahme 'Zur zÜgigen Bearbeitung der ausstehenden PEPL, Prüfung und Nutzung von Möglichkeiten der Unterstützung der NLPV durch die Schaffung von Projektstellen bzw. den ,,Zukauf" von Personalleistungen (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung und 8.4.2 Managementplan ) 'Erweiterung der Personalrekrutierung über SBS-Mitarbeiterstamm hinaus und stärkere Beteiligung der Nationalparkvenraltung an Personalentscheidungen deruente Fortfü des Behörden-Arbeit zur E U RO PARC DeurscHl-Rlrto April2012 NLPV Zuständigkeit SMUL, SBS SMUL SMUL mittel Priorität hoch hoch hoch Leitbildes . Weitere Anstrenqungen zur Verbesserunq der internen Kommunikation Standard (SOLL): Die umfassende Finanzierung des Nationalparks stellt das Land zur Verfügung. Die finanzielle Ausstattung umfasst mindestens die Aufgabenbereiche Schutz der natürlichen Abläufe, Management, Gebietsbetreuung, Unterhalt der Erholungsinfrastruktur für Naturerlebnisse , Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung, Forschung und Monitoring, Kommunikation, Kooperation, Mitwírkung bei der Regionalentwicklung im Nationalpark-Umfeld sowie allgemeine Verwaltung. Eine Förderung durch Dritte zur Unterstützung der Ziele des Nationalparks ist wünschenswert. Situation (lST): Für die NLPV besteht im Vollzug das Prinzip der Brutto-Budgetierung (Trennung nach Einnahmen und Ausgaben) mit der Möglichkeit der internen Mittelverschiebung. Es gibt keine gesonderten Haushaltsmittel des SMUL für Naturschutzmaßnahmen mehr. Die Aufwendungen sind in das Budget der NLPV eingearbeitet. ln der Planung ist die Ausgabenseite stark vom Einnahmevermögen (2.8. Holzmarkt) abhängig. Das Finanzmanagement ist auf die strategischen Ziele ausgerichtet. Die Finanzierung ist angemessen. Mit dem zur Verfügung stehenden Budget kann die NLPV die meisten der erforderlichen lnvestitionen abdecken und die lnfrastruktureinrichtungen im NLP erhalten. Mittel für den Zukaul externer Dienstleistungen und Personalleistungen sind ausreichend vorhanden. lnvestitionsentscheidungen basieren auf Kosten -Nutzen-Analvsen. Stärken: . Für NLPV weitoehend möolich. mit den verfüobaren Finanzen und dem Finanzierunossvstem anstehende Aufqaben zu bewältiqen Schwächen: . Abhänoiokeit der Ausoabenseite von Einnahmen Handlungsempfehlungen : Maßnahmen . Entkoppelung der Abhängigkeit des der NLPV zur Verfügung stehenden Budgets von der aktuellen Ertragslage (2.8. Holzmarkt) . Vermeidung weiterer Einsparungen im Bereich lnvestitionen 'Verfügung der NLPV über eigenständiges Budget und im Rahmen des Budgets über die Zuständiokeit für einen optimalen Mitteleinsatz ENOEENGF{r DES EVALUIERUNGSKOMITEES zUR EVALUIERUNG DES NeIo¡I¡I-p¡nrs SÄcHslscue ScHwez 22 EUROPARC DrurscHl-Rruo April2012 ENoeenlcHt oes Ev¡I-uIERUNGSKoMTTEES zuR Evnru¡ERuruc DEs NerroruRrpnnrs SÄcHslscne Scxwez 8.4 ,,Management" 23 Zuständigkeit SMUL, NLPV, Forschungspartner Priorität mittel Standard (SOLL): Beiräte, Kuratorien und andere beratende Gremien fördern die Nationalpark-Entwicklung und unterstützen die Einbindung des Nationalparks in die Reoion Situation (lST): ln Grundsatzfragen zur Entwicklung der NLP-Region wird das SMUL durch einen Sachverständigenrat beraten. Zur Unterstützung der NLPV und zur Sicherung kommunaler Belange besteht ein Nationalparkrat. Hinzu kommt eine ständige Arbeitsgruppe ,,Besucherkonzeption " (S 17 NLPR-VO). Die Umsetzung der NLP-Ziele wird dadurch grundsätzlich positiv beeinflusst. Für die Erarbeitung bzw. Fortschreibung der Besucher- und Bergsportkonzeption ist die Herstellung des ,,Benehmens" mit den jeweiligen lnteressenvertretern vorgesehen. Der Nationalparkrat unterstützt die NlP-Entwicklung und die NLPV konstruktiv (2.8. Abstimmung zum NlP-Programm). ln der ständigen Arbeitsgruppe ,,Besucherkonzeption" werden durch die Beteiligten übenriegend relativ einseitige Nutzerinteressen verfolgt (s. auch Kap. 8.5.1 Kooperationen ). Bemühungen zur lnterpretation des ,,Benehmens" als ,,Einvernehmen" können im Einzelfall zur Verhinderung erforderlicher Naturschutzmaßnahmen und zur weiteren Schwächuno der NLPV führen. Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: . Fehlender Forschunqsbeirat Handlungsempfehlungen : Maßnahme 'Begleitung und Koordinierung der Forschung - als zentralem Aufgabenbereich von NLP - einen externen Forschungsbeirat (s. auch Kap. 8.9.1 Forschunqskoordination)durch Standard (SOLL): Jeder Nationalpark besitzt ein eigenes Leitbild. Das für den Nationalpark existierende Leitbild ist grundlegend, gilt langfristig , ist visionär und kompatibel mit dem übergeordneten Leitbild für deutsche Nationalparke von EUROPARC Deutschland (2005). Das Natior dieist nach innen und außenLeitbild ist im Man verankert. Das EUROPARC DrurscHt-Rruo April2012 ZuständigkeitPriorität Stärken: . lm NlP-Programm verankertes Leitbild . Erstellung des Managementplans folqte Leitfaden von EUROPARC Deutschland Schwächen: . nicht erkennbar Handlungsempfehlungen : Maßnahme . nicht erforderlich Standard (SOLL): Für die Arbeit der Nationalpark-Venaraltung ist die Existenz einer Managementplanung unerlässlich. Die Ziele des Nationalparks sind darin klar erkennbar. Der Plan enthält die wesentlichen Aufgabenbereiche, Strategien und Maßnahmenplanungen, um das Leitbild und die gesetzten Ziele zu erreichen. Der Plan ist behördenverbindlich. ln der Managementplanung sind außerdem Zeithorizonte und lndikatoren für das Erreichen einzelner Ziele genannt. Ein wichtiger Baustein darin ist das Festlegen von Maßnahmen zur Erfolgskontrolle. Die Managementplanung ist spätestens fünf Jahre nach Nationalpark-Ausweisung fertig gestellt und ist regelmäßig, spätestens alle zehn Jahre, fortzuschreiben . Situation (lST): Zur Untersetzung der Vorgaben der NLPR-VO sind zwei Stufen vorgesehen: konzeptionelle Rahmenvorgaben zu Schutz, Pflege und Entwicklung (NlP-Programm) (Stufe 1) sowie zur Ausformung konkreter Einzelziele und MaBnahmen eine aus mindestens zehn Teilen bestehende PEPL6 ($ 14 Abs. 1 Ziff . 1,22iÍ1.1) (Stufe 2). Auf der Grundlage der NLPR-VO von 2003 wurde das NLP-Programm durch die NLPV erarbeitet, umfangreich abgestimmt und 2007 vom SMUL als oberste Naturschutzbehörde bestätigt. Es ist behördenverbindlich. Das NLP-Programm enthält für alle relevanten Bereiche klare Ziele und Grundsätze als Grundlage für die weitere PEPL. Managementziele, konkrete Maßnahmen und gewünschte Ergebnisse werden in den Modulen zur fachlichen Untersetzung des PEPL getroffen, welche als Grundlage für das operative Management dienen. Es fehlt jedoch eine ausreichende Bestandsanalyse, in der die Werte des Schutzgebietes klar identifiziert und mit den Manaqementzielen verknüpft sind. Außerdem fehlen hinreichend exakte Vorgaben für die erforderlichen Prozesse von Moni- Situation (lST): Für den NLP besteht ein Leitbild als Teil des NLP-Programms. Der hierzu bereitgestellte Leitfaden von EUROPARC Deutschland (ED) hat Hilfestellung geleistet. Da wesentliche Ziele und Grundsä?e der Entwicklung bereits in der NLPR-VO (Anlage 5) bzw. in den Fachbeiträgen zum NLP-Programm enthalten sind, ist dieses Leitbild recht allqemein oehalten. ENOSTRICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES zUR EvRI-uIenuruG DES N¡rIorualp¡nxs SÄcusIScHE ScHWEIz u Pflege- und Entwicklungsplanung 24 EUROPARC DeurscHuruo April2012 ENoeenlcHr ors EvRIUITRUNGSKoMITEES zuR EvelurERurlc DES NRlor,lRl-pRRrs SÄcHsrscHe ScHwerz 25 Zuständigkeit NLPV, SMUL SMUL, NLPV SMUL Priorität hoch hoch hoch toring und Evaluierung. Die PEPL liegt lediglich in ersten Ansätzen vor. Besucher- und Bergsportkonzeption stammen noch aus der Ze¡ vor Erlass der NLPR-VO 2003, sind aber weiterhin gultig. Durch die oberste Naturschutzbehörde bestätigt wurde die PEPL Fließgewässer/ Kirnitzsch . Bestätigt wurde außerdem die PEPL Offenland/ Teil Kirnitzschtal. lm Rahmen der PEPL wurden die Waldbehandlungsgrundsätze erarbeitet und mit Erlass des SMUL vom 1 4.7.2009 in Kraft gesetzt. Zur PEPL der Wildbestandsregulierung liegt ein Entwurf vor. Entwürfe für die Teile Nutzungen/ Gestattungen, Verkehrslenkung und -beruhigung, lnformation/ naturkundliche Bildung sowie Forschung und Dokumentation fehlen bzw. existieren nur bruchstückhaft. ln der NLPV gibt es zwar ein ,,ad hoc-Monitoring" und eine Bewertung der Managementaktivitäten, es fehlt aber eine Strategie, ein regelmäßiges Sammeln und Aufbereiten der Ergebnisse und damit eine systematische Nutzung für das adaptive ng zu Personalmanagement und -ausstattunq in 8.3.4. und 8.3.2.Management. Diese Defizite unterstreichen die Handlunosemofehlu Stärken: 'Zur konzeptionellen Untersetzung der Vorgaben der NLPR-VO liegt ein durch die NLPV erarbeitetes, breit abgestimmtes und 2007 durch die oberste Naturschutzbehörde bestätigtes NLP-Programm vor. 'NlP-Programm stellt eine gute Handlungsrichtlinie für die in der NLPR-VO vorgegebene weitere PEPL sowie für die Einbindung in die NLpion dar 'Die PEPL gem'$ 14 Abs. 2Zitf .l NLPR-VO liegt bisher nur ansatzweise vor (2. B. Fließgewässerentwicklung/ Kirnitzsch) bzw. bedarf zumindest teilweise der Fortschreibung (Besucher- und Bergsportkonzeption). 'Das bisherige modulartige Vorgehen deckt zwar wesentliche Bereiche des Managements ab, erfüllt jedoch nicht die Forderung nach einem umfassenden Plan aus einem Guss. 'Mit dem Fehlen wesentlicher Teile der PEPL (2.8. Nutzungen/ Gestattungen, Verkehrslenkung/ -beruhigung, lnformation/ naturkundliche Bil- DokumeForschudu Schwächen bestehen bei der vierendeem Handlu ngsempfehlungen : MaBnahme 'Ergänzung der im NlP-Programm enthaltenen Ziele und Grundsåtze durch einen Teil ,,Bestandsanalyse ", in dem die Werte des Schutzgebietes klar definiert und mit den Managementzielen verknüpft werden ' Zügige Fortführung der PEPL gem. S 14 Abs. 2 Zrtf . 1 NLPR-VO; Verkürzung der Zeitspanne zwischen Bearbeitung, Abstimmung und Zustimmung durch das SMUL (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung und 8.3.4 Personalmanagement) vonund Ausarbeitu ernesE. Zusammenfüh der Einze EUROPARC Drurscnmruo April2012 ENOEERICIIT OES EVRI-UIERUNGSKoMITEES zUR EVALUIERUNG DES NRTIo¡¡nIpRnxs SÄcHsIscHr ScHwez 26 zuständ¡gke¡t NLPV, SMUL NLPV, SMUL Priorität hoch hoch u mf assenden Nationalparkplans Standard (SOLL): Eine Zonierung - soweit notwendig - dient der Gliederung des Nationalparks in Bereiche, in denen Prozessschutz bereits verwirklicht ist, und in Bereiche, in denen Managementmaßnahmen vorübergehend oder dauerhaft durchgeführt werden. Die Prozessschutzzone ist möglichst zusammenhänoend und qroßflächio auszuweisen. Situation (lSÐ: Der NLP ist nach dem Flächenmanagement in drei Zonen gegliedert. Zur Regelung der Erholungsnutzung ist unabhängig davon eine Kernzone (23 %\ ausgewiesen. Der Flächenanteil ,,Prozessschutz" (i.S. der ,,Strengen Naturzone ohne Management") beträgt 36 % und weist einen außerordentlich hohen Zerschneidungsgrad auf. Der Anteil der,,Entwicklungszone" (Naturzone B i.S. einer,,Zone mit überwiegend vorübergehend durchgeführtem Management") beträgt 58 %. Pflegemaßnahmen beschränken sich seit 2008 aul 43 o/" der NLP-Fläche. Mit der NLPR-VO und dem NLP-Programm verfügt der NLP über eine verbindliche Regelung, wie das gesetzte Ziel ,,mindestens 75 % als Prozessschutzfläche " erreicht werden soll (nach NLPR-VO im Jahr 2033, nach NlP-Prooramm im Jahr 2030). Stärken: ' Zonieruno vorhanden und oraxisoerecht Schwächen: . Ein großes Defizit des NLP besteht in der geringen Qualität der Fläche für Prozessschutz (i.S. ,,Strenge Naturzone ohne Management"); die Prozessschutzzone hat einen relativ geringen Flächenanteil und außerordentlich hohen Zerschneidungsgrad .Das im NlP-Programm (Abschnitt 5.2.1.3) enthalteneZiel, den Flächenanteil Prozessschutz 2008 auf über 50T"zu erhöhen und somit die gesetzlichen Mindestanforderungen für deutsche NLP zu erfüllen, wurde nicht erfüllt. Die Kernaufgabe ,,Naturentwicklung ohne nutzende und lenkende Eingriffe" wurde demzufoþe bisher kaum erfüllt. . Flächenanteile von ,,Prozessschutz" und ,,Flächen ohne Managementmaßnahmen" stimmen nicht überein. . Bisher lieot das Zielfür den Flächenanteil, der durch Steuerunos- und Manaqementmaßnahmen nicht beeinflusst wird, nur bei 50 % bis 2020. Handlungsempfehlungen üaßnahme . Uberarbeitung der Zonierung mit dem Ziel, die gegenwärtig zersplitterten Prozessschutzflächen zusammenzuführen und das Management in den Zonen klar zu definieren 'Zügige Erhöhung des Flächenanteils Prozessschutz entsprechend dem NLP-Programm auf über 50 % und bis 2020 entsprechend dem Standard 2.1 Raum für natürliche Abläufe auf mindestens 75% EUROPARC DrurscHuruo April2012 ENoeeRlcHr oes EvRtulERUNcsKoMtrEES zuR EvelureRu¡re DES Nnloruelpenxs SÄcHslsc¡le ScHwez 27 Zuständigkeit NLPV NLPV, SMUL, UWB, Landestalsperrenverwaltung Priorität hoch mittel Standard (SOLL): Renaturierungsmaßnahmen in Nationalparken beschränken sich auf Rückbau- oder lnitiatmaBnahmen ausschließlich in denjenigen Bereichen, die durch anthropogene Veränderung vor der Nationalpark-Ausweisung derart verändert sind, dass auch langfristig kaum mit natürlicher Selbstregulation zu rechnen ist. Renaturierungen sind zeitlich begrenzte, im Nationalpark-Plan festgelegte Maßnahmen. Sie dienen der Optimierung der ökosystemaren Qualität des Nationaloarks. Situation (lST): Renaturierung ist eine im NLP-Programm festgelegte, zeitlich und flächenmäßig begrenzte Maßnahme. Bei der erforderlichen Renaturierung handelt es sich um einmalige, kurzfristige oder zeitlich befristete Rückbau- (Beseitigung von Verrohrung, Verfüllen von Entwässerungsgräben , Wegerückbau, Abriss nicht mehr benötigter baulicher Anlagen) oder lnitialmaßnahmen (2.8. Zurückdrängung gebietsfremder Baumarten). Diese sind über das Gebiet verteilt, finden jedoch übenriegend kleinflächig statt mit anschließender Erfolgskontrolle. Die Umseturchgängigkeit noch erhebliche Probleme auferforderlichen Dzung der PEPU Teil Fließoewässer Kirnitzsch weist hinsichtlich der Stärken: 'Schrittweise Durchführung noch erforderlicher Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf dem Weg vom TUN zum LASSEN (2. B. Durchgängigkeit Fließgewässer, Renaturierunq) Schwächen: 'Abstimmungsprobleme mit anderen Behörden bei Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen (s. auch Kap. 8.1.4 Zuständigkeiten) auch Kap. 8.4.6 Besucherlenkung und Gebietskontrolle). Maßnahmen zum Weqerückbau noch zu oerino ls. Hand I ungsempfehlungen Maßnahme ' Forcierung von Maßnahmen der Wegeauflassung und des Wegerückbaus 'Konsequente Umsetzung der bestätigten PEPL, Teil Fließgewässer/ Kirnitzsch im Zusammenwirken von NLPV, Unterer Wasserbehörde und Landestalsperrenvenrvaltung, insbesondere hinsichtlich der Durchoänoiokeit Standard (SOLL): Nationalparke bezwecken keine wirtschaftsbestimmte Nutzung von natürlichen Ressourcen. Soweit Nutzungen im Nationalpark stattfinden, stehen sie dem Schutzzweck nicht entgegen und finden nur auf einem untergeordneten Flächenanteil des Nationalparks zum nächstmöglichen Zeitpunkt einzustellenstatt. Nutzunoen, die diesen Anspruch nicht erfüllen. Situation (lSÐ: Gemäß $ 3 Abs. 4 NLPR-VO wird keine wirtschaftsbestimmte Nutzung von Naturgütern bezweckt. Ausnahmeregelungen be- E U RO PARC Dgurscur-llrto April2012 Zuständigkeit NLPV, SMUL, Verbände NLPV, SMUL Priorität hoch mittel stehen für ,die zum Zeitpunkt des ln-Kraft-Tretens dieser Verordnung auf Grund besonderer Genehmigungen und Rechte zulässigen Maßnahmen " ($ I Abs. 3 NLPR-VO). Dies betrittt insbesondere die land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Bodennutzung sowie die Jagd auf Privatflächen , punktuelldie Entnahme von Trinkwasser (Grundwasser). Gemäß NLP-Programm soll ,,langfristig" eine Ablösung privater Nutzungsrechte an Naturgütern zumindest für die Naturzone A (,,Strenge Naturzone ohne Management") erfolgen. Entsprechende Konzepte bestehen. Eine wirtschaftsbestimmte stoffliche Nutzung ist auf Randlagen begrenzt (10-15 % Flächenanteil). Es werden insbesondere landwirtschaftliche Produkte, Holz, Wildtiere, Fische sowie Grundwasser entnommen. Entsprechende Maßnahmen unterliegen einem naturschutzrechtlichen Erlaubnisvorbehalt . Die NLPV bemüht sich intensiv, vorhandene Nutzungsrechte Dritter, welche das Erreichen des Schutzziels beeinträchtigen, abzubauen. Die stoffliche Entnahme in den letzten fünf Jahren hat leicht abqenommen. Stärken: . Waldbehandlungsgrundsätze und Konzeption Offenlandbehandlung/ Kirnitzschtal sind in Kraft, Konzeption Wildbestandsregulierung bedarf noch der Zustimmung der obersten Naturschutzbehörde . Schrittweise Durchführung noch erforderlicher Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen auf dem Weg vom TUN zum LASSEN (2. B. Waldentwicklung ) Schwächen: . Ausgehend von bisheriger Landnutzung weist NLP nach Fläche und lntensität erhebliche Belastungen auf; schweruiegende Probleme für den Schutz der Natur ergeben sich aus Umfang sowie Art und Weise der touristischen (Über-)Nutzung .Wesentliche Teile der PEPL (Nutzungen, Gestattungen)fehlen (s. auch Kap.B.4.2 Managementplan) . Waldbehandlunosqrundsätze sind forstlich orientiert mit zu qerinoer Ausrichtuno auf Naturschutzbelanqe Handlu ngsempfehlungen Maßnahmen . Bei der gebotenen Fortschreibung von Besucher- und Bergsportkonzeption müssen Anforderungen des Naturschutzes gem. NLPR-VO (Anlage 5Zitt.12, 13) verstärkt Eingang finden . Waldbehandlungsgrundsätze überarbeiten und stärker auf naturschutzfachliche Belange ausrichten (s. auch Kap. 8.2.5 Artenmanaqement) Standard (SOLL): Die Besucherlenkung erfolgt auf der Basis eines raumbezogenen Konzepts, das Teil des Managementplans ist. Anhand naturschutzfachlicher und naturerlebnisorientierter Erkenntnisse sind Routen und Flächen für die Besucher ausgewählt und entsprechend gekennzeichnet . lm Nationalpark sind Wegeqebote und Betretunqsverbote - soweit erforderlich - festqelegt. Der Rangerdienst betreut, informiert ENOAERICHT DES EVALUIERUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DES NRTIo¡TIRTpRnTs SÃc¡IsIScHE ScHWEIZ 28 EUROPARC DeurscHnruo April2012 und überwacht. Situation (lST): Das Besucherlenkungskonzept besteht aus den Teilen Wegekonzeption (2001) und Bergsportkonzeption (2002,2004). Die Wegekonzeption wurde im Ëinvernehmen mit der ständigen Arbeitsgruppe ,,Besucherkonzeption", die Bergsportkonzeption im Einvernehmen mit den sächsischen Bergsportverbänden erarbeitet. Verbindliche Regelungen zut Besucherlenkung existieren jedoch lediglich für die Kernzone (Betreten nur auf gekennzeichneten Wegen, Bergpfaden und Zugängen zu Kletterfelsen, Übernachtungsregelungen) sowie für das Freiübernachten außerhalb der Kernzone (nur an dafür gekennzeichneten Stellen). Ansonsten darf außerhalb der Kernzone (67 %) das Gebiet auf allen im Gelände erkennbaren (d.h. gekennzeichneten und nicht gekennzeichneten)Wegen und Pfaden betreten werden. Unter Beachtung des außerordentlich umfangreichen Netzes gekennzeichneter Wege (über 620 km; 70 lfd. M./ha!) führt dies zumindest außerhalb der Kernzone zu einer weitgehend ganzflächigen Besucherfrequentierung mit entsprechender Beunruhigung und teilweise erheblichen Trittschäden an Boden und Vegetation. Naturschutzbelange werden damit nicht ausreichend berücksichtigt. Eine Pflege- und Entwicklungsplanung/ Teil Verkehrslenkung und -beruhigung fehlt. Hinzu kommen zahlreiche Besuchereinrichtungen mit Lenkungsfunktion (2.8. Berggasthöfe, NLP-lnformationsstellen) sowie jahreszeitliche Sperrungen von Teilflächen aus Artenschutzgründen. Die NLP-Wacht bemüht sich intensiv, die vorhandenen Regelungen zur Besucherlenkung auf Einhallung zu überwachen, ist jedoch damit hinsichtlich der Zahl der Personalkräfte (s. auch Kap. 8.3.3 Rangersystem), aber auch sachlich deutlich überfordert. Dies betrifft u.a. organisierte (kommerzielle) Veranstaltungen im Gebiet. Die Koordinierung aller Maßnahmen erfolgt in der NLPV über eine ständige Arbeitsgruppe ,,Besucherkonzeption" (s. auch Kap. 8.3.6 Beiräte und Kuratorien). Der NLP ist, vor allem im vorderen Teil sowie im hinteren Teil zwischen Hohe Straße und Kirnitzschtal, leicht durch öffentliche Straßen zugänglich. Die NLPV ist bemüht , den motorisierten lndividualverkehr weitgehend aus dem Kerngebiet herauszuhalten. Bestehende Probleme der Besucherlenkung verstärken sich durch die zunehmende öffentliche Bewerbung und Frequentierung bisher weitgehend ruhiger, sondermarkierter Bergpfade, Stiegen und Leitern sowie Zuqänoen zu Kletterfelsen. Stärken: . Regelungen zur Besucherlenkung existieren . Zusammenarbeit mit Wander- und Berqsoortverbänden Schwächen: 'Wesentliche Teile der PEPL (Besucherlenkung, Verkehrslenkung/-beruhigung) fehlen (s. auch Kap.8.4.2 Managementplan) 'Maßnahmen zur Besucherlenkung im Hinblick auf naturschutzfachliche Anforderungen sind beiweitem nicht ausreichend 'Kein Konzept zur Reduzierung der außerordentlich hohen Wegedichte Handlungsempfehlungen : ENOETNICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES ZUR EvRIuIrnuruG DES NnrIo¡IRI-pRRKS SÄcHSIScHE ScHWEIz 29 EUROPARC DTuTSCHI-RNo April2012 Zuständigkeit NLPV, Verbände NLPV, Verbände NLPV Zuständigkeit Priorität hoch hoch hoch Priorität Standard (SOLL): Die Nationalpark-Region ist definiert. Der Managementplan enthält Empfehlungen zur Nationalpark-Region. Die Nationaloark -Verwaltunq wirkt bei Planunoen im Umfeld mit. Situation (lSÐ: Die NLP-Region ist in $ 2 ,,Schutzgegenstände" der NLPR-VO klar definiert und kartographisch ausgewiesen.Ziele, Strategien und Maßnahmen sind sowohl in der NLPR-VO als auch im NlP-Programm enthalten. Die NLPV ist zuständige Naturschutzfachbehörde für die NLP-Region (NLP und umgebendes LSG). Sie ist über den NLP hinaus auch für die Erarbeitung und Umsetzung der PEPL im LSG zuständig. Gewicht kommt der NLPV bei Planungen Dritter als ,,Träger öffentlicher Belange" zu sowie als Partner in mehreren touristischen und kommunalen Arbeitsoruppen. Die in Kap. 8.3.6 aufoeführten Beiräte sind ieweils für die qesamte NLP-Reqion zuständiq. Stärken: . NlP-Prooramm stellt eine sehr oute Handlunqsrichtlinie für die Einbindunq in die NLP-Reqion dar Schwächen: . nicht erkennbar Handlungsempfehlungen : Maßnahme . nicht erforderlich Standard (SOLL): Notwendigkeit und Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen in den Bereichen Besucherlenkung und -betreuung, Bildunqsarbeit , Naturschutz, Artenschutz und Renaturierunq sowie Freiwilliqenmanagement werden durch Erfolgskontrollen regelmäßig überprüft. Maßnahme . Uberprüfung der Besucherlenkung zusammen mit den Naturschutz-, Wander- und Bergsportverbänden , insbesondere in den ökologisch sensiblen Gebieten (s. auch Kap. 8.5.1 Kooperationen) . Erarbeitung und Umsetzung eines Konzepts zur weiteren (räumlichen und zeitlichen) Reduktion der lnanspruchnahme des Nationalparks für Aktivitäten, die den naturschutzfachlichen Anforderungen widersprechen in Zusammenarbeit mit Verbänden aus Naturschutz, Tourismus und Bergsport . Reduzierunq der Weoedichte EN¡OECRICHT OES EVTUIERUNGSKOMITEES ZUR EvRIuI¡nu¡.IG DEs NnrIorunTpRRKS SAcHSIScHE ScHWEIZ 30 EUROPARC DeurscHmruo April2012 Die Ergebnisse werden kommuniziert. Die Erkenntnisse aus diesen Evaluierungen fließen in den Managementprozess ein und führen - wenn erforderlich - zu veränderten Strateoien und deren Umsetzung Situation (¡SÐ: Eine regelmäßige Kontrolle der Umsetzungserfolge mittels Evaluierung ist aufgrund der angespannten personellen Situation nur teilweise möglich (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung). Evaluierungsergebnisse liegen zu wesentlichen Teilen vor für die Themenfelder Besucherlenkung, Bildung und Artenschutz, ansatzweise für NLP-Wacht, Renaturierung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Erkenntnisse aus diesen Evaluierungen fließen in den Managementprozess ein, werden jedoch kaum nach außen kommuniziert. Für andere Aufgabenbereiche (,,Ërfolg der Kooperationen" und ,,Freiwilligenmanagement", s. auch Kap. 8.5.1 Kooperationen und 8.5.3 Freiwilligenmanagement) fehlt eine Evaluie Stärken: 'Ermittlung des Grades der Besucherbetreuung, selbstgestecktes Ziel eines Wirkunqsgrades der Besucherlcetreuuno von 10 % Schwächen: . Fehlen einer Strategie für ein umfassendes Monitoring/ Controlling aller Maßnahmen . Fehlen von Aussagen zu Controlling/ Evaluierung in der PEPL .ln Bereichen E der Freiwill fehlt eine Erfolgskontrolle vollständio llandlungsempfehlungen : Zuständigkeit NLPV, SMUL NLPV Priorität mittel niedrig Maßnahme 'Notwendigkeit des Controllings/Monitorings ist bei weiterführender Managementplanung stärker zu berücksichtigen; lndikatoren für das Erreichen einzelner Ziele sind zu definieren und Maßnahmen zur Erfolgskontrolle festzulegen 'Evaluierung der Bereiche ,,Erfolg der Kooperationen" und ,,Freiwilligenmanagement" und Kommunikation der Ergebnisse, um so die Verankerung des Schutzgebietes in der Region stärken ENOETRICHT DES EVALUIERUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DES NRTIoI.¡RI-p¡RKs SÄcHSISoHE ScHWEIZ 8.5 ,,Kooperation und Partner" 31 Standard (SOLL): Die Nationalpark-Veruvaltung nutzt Kooperationen und Partnerbeziehungen, um möglichst alle relevanten gesellschaftlichen desG für die Gestaltureru nnen. Dieund dessen Umfeld unterstützend zu und dieder Koo E U RO PARC Deurscnr-Rlrro April2012 Partner erkennen die Ziele des Nationalparks an und unterstützen ihn. Grundlage für Kooperationen ist das Vorliegen einer schriftlich fixierten Strategie der Nationalpark-Verwaltung über die generelle Handhabung der Zusammenarbeit. Situation (lSÐ: Als Teil des NLP-Programms liegt eine Strategie zur Zusammenarbeit vor, die Grundlage der Kooperationen der NLPV mit ihren Partnern ist. Die Zusammenarbeit zwischen der NLPV, den NLP-Gemeinden und -Partnern ist gut und wird weiter intensiviert, so dass viele gesellschaftliche Gruppen in die Nationalparkarbeit einbezogen sind. Die NLPV wirkt aktiv in der EUROPARC-AG ,,Partner der Nationalen Naturlandschaften" mit und entwickelt ihre Nationalpark-Partnerschaften abgestimmt mit der bundesweiten EUROPARC-lnitiative. Derzeit gibt es 29 NlP-Partner, davon 27 Übernachtungsbetriebe und Gaststätten sowie die beiden führenden Träger Oes ÖpruV (OVPS'Z und DB regio8). Diese NLP-Partner erfüllen weitgehend anerkannte Qualitätskriterien auf der Grundlage eines breit abgestimmten Kriterienkatalogs. Sie haben sich in schriftlichen Vereinbarungen verpflichtet, den NLP-Gedanken in ihrer täglichen Arbeit zu tragen und weiter zu vermitteln. Kooperationen werden insbesondere im Bereich Tourismus und Umweltbildung gepflegt. So wirkt die NLPV aktiv mit im Tourismusverband Sächsische Schweiz (im Vorstand vertreten) und arbeitet eng mit der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt als Betreiberin des NLP- Zentrums in Bad Schandau zusammen. Die Entwicklung in der NLP-Region sowie grenzüberschreitend zur Böhmischen Schweiz wird durch den ,,Verein der Freunde des NLP Sächsische Schweiz" unterstützt (2.8. im Aufbau und Belrieb der NLP-Galerie Bastei). Naturschutzverbände spielen in Arbeitsgruppen und der Zusammenarbeit zur Gestaltung der NLP-Region nur eine untergeordnete Rolle. lnsgesamt dominieren touristische Vereinigungen die Kooperationen. Touristische Anbieter und Nutzergruppen werden als Partner gesehen, allerdings überwiegen bei ihnen nutzunqsdominierte lnteressen und weniqer die Anerkennung der Kernziele eines NLP (s. auch Kap. 8.3.6 Beiräte und Kuratorien). Stärken: 'NLPV hat ein gutes Netz (louristischer) Nationalpark-Partner aufgebaut, die auf Basis anerkannter Qualitätskriterien in Anlehnung an den EUROPARC-Standard aktiv mit der NLPV zusammenarbeiten . Basis der Kooperationen ist eine schriftlich fixierte Strategie als Teildes NLP-Programms . Es oibt eine orenzüberschreitende Kooperation mit den NLP Böhmische Schweiz Schwächen: . Beider Einbindung von und der regelmäßigen Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden gibt es (noch) Defizite . Touristische lnteressen prägen die Kooperationen zu stark . Für den Bereich Erfolq der Kooperationen fehlt eine Evaluierunq (s. auch Kap. 8.4.8 Evaluierunq der Maßnahmen) Handlungsempfehlungen : ENoernrcHr oEs EvRtuIeRUNGSKoMtTEES zuR EvRlureRuruc DES Nnlor,rRlpRnrs SÄcHslscHE ScHWEtz 7 Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz mbH 8 Tochterunternehmen der Deutschen Bahn mit dem Aufgabenfeld Schienenpersonennahverkehr 32 EUROPARC DTUTSCHI-RNO April2012 ENOSTRICHT OES EVRIUICRUNGSKOMITEES zUR EVALUIERUNG DES NRrIorueIplnxs SÃcHsIscne Scnwez 33 Zuständigkeit NLPV, Verbände NLPV, Touristiker Zuständigkeit NLPV, Verbände Priorität hoch hoch Priorität hoch Maßnahme 'Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden als Unterstützung für die Priorität des Naturschutzes im NLP aktiv suchen und intensivieren (s. auch Kap. 8.5.2 Einbindung in Arbeitsgruppen und Netzwerke) 'Anerkennung der Ziele des NLP bei touristischen Interessensvertretern einfordern; die Kooperation muss auch Konflikte im Sinne der NLP-Entwicklung tragen können (s. auch Kap. zu8.4.5 Ko (SOLL): Der Nationalpark ist in vielfältiger Weise mit seinem Umfeld verzahnt. Er prägt das Erscheinungsbild und ist I und eund Netzwerkenist in allen relevantenion. Die iert mageträger derStandard Böhmische Schweiz. Durch die enge Verzahnung ist mehr prägend als allein der NLP. Die NLPV pflegt eine intensive wicklung, Verkehr), national (Arbeitsgruppen EUROpARC räumliche Verzahnung des NLP mit seinem Umfeld, insbesondere mit dem Landschaftsschutzgebiet auf tschechischer Seite angrenzenden entsprechenden Großschutzgebieten, dem NLp und dem LSG die Region ,,Sächsisch-Böhmische Schweiz" mit ihrem grenzüberschreitenden Logo Zusammenarbeit, regional in zahlreichen Arbeitsgruppen (Tourismus, Regionalent- Deutschland, NLP Bayerischer Wald) und international (insbesondere gemeinsame Situation (lST): Es besteht eine enge Sächsische Schweiz sowie den beiden Schweizmit NLP und LSG Böhmische 'Vielfältige Verzahnung mit dem Umfeld, bei der - lrolz aller Gemeinsamkeiten - der spezifische Anspruch eines Nationalparks nicht verloren gehen sollte 'Aktive Mitarbeit der NLPV in relevanten Arbeitsgruppen regional, bundesweit und grenzüberschreitend mit dem NLp und LSG Böhmische Schweiz Stärken: . Regelmäßige Treffen oder ein Netzwerk mit Naturschutzverbänden existieren noch nicht Schwächen: lland I u n gsempfehlungen Maßnahme 'Netzwerk mit Naturschutzverbänden als UnterstüÞung für die Priorität des Naturschutzes im 8.s.1auchNLP aufbauen E U ROPARC Dgurscullr.¡o April2012 ENoaeRtcHr oes EvelureRUNGSKoMrrEES zuR EvRr-ureRuruc DES NRro¡tn¡-penrs SÄcnslscHe ScHwez 8.6 ,,Kommunikation" 34 ZuständigkeitPriorität Standard (SOLL): Nationalparke verstehen die Zusammenarbeit mit Freiwilligen als Bereicherung ihrer Aktivitäten und als Verankerung des Schutzgebietes in der Region. Sie bieten Einsatzmöglichkeiten für Personen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichen Qualifikationen, Fertigkeiten und lnteressen an. Das Freiwilligenmanagement umfasst die professionelle Betreuung, die Einbindung von Freiwilligen in das Team der Hauptamtlichen sowie die Anerkennunq freiwillio Enoaoierter. Situation (lSÐ: Der Einsatz freiwilliger Helfer hat eine lange Tradition im NLP und wird als Bereicherung der Arbeit der NLPV gesehen. Derzeit sind etwa 60 Personen regelmäßig als Freiwillige im NLP in den unterschiedlichsten Aufgabenfeldern tätig. Sie arbeiten als ehrenamtliche NLP-Wacht, wirken mit bei Pflege-, Renaturierungs- und Artenschutzmaßnahmen sowie in der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Der NLPV obliegt die Koordinierung, Einweisung, Organisation und Betreuung der Freiwilligen. Seit 2008 beteiligt sich die NLPV am Freiwilligenprogramm von EUROPARC Deutschland. Eine Evaluierung der Freiwilligenarbeit hat bisher noch nicht stattgefunden (s. auch Kap. 8.4.8 Evaluierung der Maßnahmen). Stärken: . Enqagement Freiwilliqer auf Basis einer lanoen Tradition und einqebunden in das bundesweite EUROPARC-Prooramm Schwächen: . Für den Bereich Freiwillioenmanaoement fehlt eine Evaluieruno (s. auch Kao. 8.4.8 Evaluieruno der Maßnahmen) Handlungsempfehlungen : Maßnahme . nicht erforderlich Standard (SOLL): Die Botschatten sämtlicher Kommunikationsaktivitäten stellen das Alleinstellungsmerkmal des Nalionalparks heraus und stärken seine Produkt- und lmageposition. Die Botschatten sind konsequent auf die Zielgruppen abgestimmt, von inhaltlicher Tiefe und emotional ansprechend. Situation (lST): Die Grundbotschaft,,Natur Natur sein lassen" wird zwar vermittelt, jedoch fehlt eine schriftliche Festlegung der,,Botschatten- Hierarchie", auf deren Grundlaoe eine strinqente Ableituno der externen Kommunikation erfolgen kann. Die Botschaft ,,Natur Natur sein lassen" EU ROPARC Dgursc¡tlRtrro April2012 Zuständigkeit NLPV Priorität hoch ist für die Zielgruppen ,,einheimische Bevölkerung", ,,organisierte Nutzer im Freizeit- und Sportbereich" sowie ,,Kinder und Jugendliche" aufbereitet . Es wird eingeschätzt, dass über 60 % der Schülerinnen und Schüler der Region, aber weniger als 40 "/o der übrigen Zielgruppen (Grund- 8.6.3 Kommunikatiodes NLPvon Einheim dieu s. auchkönnen 'Über 60 % der Schülerinnen und Schüler der Reoion kann die Hauptbotschaften Stärken: wiedergebendes NLP Schwächen: . Fehlen von Aussagen zur Kommunikation (,,Botschaften-Hierarchie") in der PEPL ' Ein wesentlicher Teil der Bevölkerung kann die grundleqende Botschaft des NLP. ..Natur Natur lassen", nur bedingt wiederqebensern Handlungsempfehlungen : Maßnahme 'Erarbeitung einer Konzeption zur Kommunikation als Bestandteil der PEPL; ausgehend von der Ziel- und Aufgaben-Hierarchie Ableitung und konsequente Umsetzung eíner zielgrupnorientierten Standard (SOLL): Das visuelle Erscheinungsbild (CD) und die Corporate ldentity (Cl) bilden eine Einheit. Die Schutzgebietsvenraltungen präsentieren den Nationalpark bei ihrer gesamten Kommunikation im gemeinsamen Erscheinungsbild ,,Nationale Naturlandschaften", das sich des CD-Manuals richtet.nach den (lST): Seit November 2005 werden unter der Dachmarke ,,Nationale Naturlandschaften" die Nationalparke, Naturparke und Biosphärenreservate Deutschlands einheitlich dargestellt und beworben. Die Zustimmung der Sächsischen Staatskanzleizur Verwendung der Dachmarke ,,Nationale Naturlandschaften" liegt zwar vor, dennoch liegt der Schwerpunkt des Sächsischen CD auf einem einheitlichen Erscheinungsbild mit dem Böhmischen Nationalpark und nicht in der Venrendung der Dachmarke ,,Nationale Naturlandschaften". Die Dachmarke wird Situation nur bei bundesweiten Veröffe benutzt. Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: .Die Dachmarke soll und ausschließlich bei bundesweiten Publikationennurwerdenu llrndlu ngsempf ehlu ngen Er¡oseRrcHr ors EvRluleRUNcsKoMtrEES zuR EvALUTERUNG DES NRlorualpenrs S¡c¡lsrscHE ScHwEtz 35 EUROPARC Deurscnr-Rruo April2012 Zuständigkeit SMUL, NLPV Zuständigkeit NLPV Priorität hoch Priorität hoch Maßnahme . Prüfung einer stärkeren Verwendung der Dachmarke ,,Nationale Naturlandschaften" Standard (SOLL): Die Nationalpark-Verwaltungen kommunizieren mit den relevanten Zielgruppen auf regionaler und überregionaler Ebene. Von besonderer Bedeutung ist neben einer regelmäBigen, aktuellen und aktiven lnformationsarbeit auch der unmittelbare Dialog mit den Zielgruppen . Dabeiwird über die Bedeutung von Nationalparken, deren spezifische Aufgaben und besondere Aktivitäten informiert und zugleich zu gemeinsamen Aktivitäten eingeladen. Zu Partnern wie vorgesetzten Behörden und regionalen Gremien wie Beirat, Kuratorium, Zweckverbänden , Naturschutzvereinen und Tourismusverbänden ist eine kontinuierliche, institutionelle Kommunikationsstruktur einqerichtet. Situation (lST): Die Öffentlichkeitsarbeit der NLPV basiert ansatzweise auf einem strategischen Kommunikationskonzept. Schwerpunkt der Kommunikationsbemühungen sind die Wander- und Bergsportverbände. Für die geplanten PR-Aktionen existiert eine inhaltliche Jahresplanung ohne Zeithorizont mit Focus auf die regionalen Medien. Der Anteil der aktiv von der NLPV gesuchten und belegten Themen hält sich die Waage mit Reaktionen auf aktuelle Ereignisse und Anfragen. Die NLPV gibt jährlich 40 umfangreichere Pressemitteilungen heraus. Sie publiziert regelmäßig auf einer feststehenden Seite im offiziellen lnformationsblatt des Landkreises, regelmäßige Beiträge finden sich auch in den lnformationsblättern sächsischer Wander- und Bergsportverbände. Eine eigene NLP-Zeitung existiert nicht. Daneben publiziert die NLPV monatlich im ,,Sandstein-Schweizer", eine Veröffentlichung der Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz, im Rahmen eines ILE-Projekts. Die Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit auf regionaler Ebene wurde durch Umfragen erfasst (s. auch Kap. 8.6.1 Botschaft). Die Akzeptanz des NLP ist in den letzten fünf Jahren auf hohem Niveau geblieben; in der Berichterstattung über den NLP in den letzten zwei Jahren waren 75 "/" der Artikel oositiv. 17.5 "/" neutral und 7.5 % neoativ. Stärken: . lntensive Kommunikation mit den Wander- und Bergsportverbänden (s. auch Kap. 8.4.6 Besucherlenkung und Gebietskontrolle) . Erfassunq der Wirkuno der Öffentlichkeitsarbeit Schwächen: . Naturschutzaspekte können oegenüber Wander- und Bergsportverbånden sowie anderen Nutzerqruppen nicht stark genug vertreten werden Handlungsemplehlungen Maßnahme . Weitere lntensivierung der Öffentlichkeitsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der zentralen NlP-Botschaft ,,Natur Natur sein lassen" als Unterstützung für die Priorität des Naturschutzes im NLP ENOSERICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES ZUR EvRI-uIeRu¡IG DES NRT¡oNRI-pIRKs SÄcHSIScHE ScHwEIz 36 EUROPARC DeurscHr-Rruo April2012 EN¡OAENICHT OCS EVRIUIERUNGSKOMITEES zUR EvII-uIeRuruG DES NATIoNALPAnTs SÄcHsIscHe ScHwez 8.7 ,,Bildung" 37 Zuständigkeit NLPV Priorität mittel Standard (SOLL): Zielgruppenkonforme Konzepte für nationalparkspezifische Bildungsarbeit sind vorhanden und werden umgesetzt. Ein regelmäßiges Fortschreiben der Konzepte und die Fortbildung der Mitarbeiter sind gewåhrleistet. Bildungsangebote werden durch die NLPV koordiniert , aboestimmt und evaluiert. Situation (lST): lm NlP-Programm sind Ziele, Grundsätze und Maßnahmenbereiche zur lnformation und Bildung formuliert. Ein Konzept für die NlP-spezifische Bildungsarbeit liegt nur für einen kleinen Teil wie Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche vor, das bei Bedarf fortgeschrieben wird. Die sich aus der UN-Dekade ,,Bildung für nachhaltige Entwicklung" von 2005 bis 2014 ergebenden Anforderungen werden bisher kaum berücksichtigt. Die Umsetzung des Bildungsauftrags ist Aufgabe der NLPV, die Umsetzung erfolgt nahezu ausschließlich durch Zeitarbeits - und Hilfskräfte. Die NLPV wird dabei von Externen (beispielsweise LANU) unterstützt. Eine Evaluierung erfolgt bisher nur für die Bil- Die Angebote des NLP-Zentrums werden seltener evaluiert.dungsprogramme für Kinder und Juoendliche (zwei Mal iährlich) Stärken: . nicht erkennbar Schwächen: 'Ein Konzept für die NlP-spezifische Bildungsarbeit liegt erst teilweise vor und wird nur bei Bedarf fortgeschrieben 'lnformation und naturkundliche Bildung fehlen in der PEPL bzw. existieren nur bruchstrlckhatt (s. auch Kap. 8.4.2 Managementplan) . Umsetzung des Bildunqsauftraqs erfol-qt nahezu ausschließlich durch Zeitarbeits- und Hi lfskräfte (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattunq) Handlungsempfehlungen Maßnahmen 'Erarbeitung bzw. Fortschreibung des Bildungskonzeptes; hierbei Berücksichtigung der An- Eder UN-Dekade für Standard (SOLL): Die Bildungsangebote informieren über Ziele, Aufgaben und lnhalte des NLP. Der NLP leistet einen Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung . Dazu ist in den Bildungsangeboten die ldee des NLP in Beziehung zur globalen Aufgabe - dem Erhalt natürlicher Legesetzt .bensorundlaoen für diese und die kommenden Generationen - Situation (lST): lm künstlerischen und kreativen Bereich gibt es Angebote, auch bei der sinnlichen Naturerfassung und der naturkundlichen Wissensvermittluno. Lediolich 2 o/" aller Besucher konnten 2010 im Rahmen von Bildungsangeboten betreut werden (Führunoen, Vorträoe, EUROPARC Drurscnuruo April2012 ENosenlcHr ors EvelureRUNGSKoMrrEES zuR EvllureRu¡rc DES NRrorunpenxs SÄcHslscne ScHwez 38 Zuständigkeit NLPV. SBS. SMUL SMUL, NLPV Priorität hoch mittel NlP-Zentrum, lnformationsstellen) (s. auch Kap. 8.7.3 Besucherbetreuung). Für den Betrieb der NLP-lnformationsstellen steht kein Personal zur Verfügung. lm NLP besteht die Bildungsstätte Sellnitz für Kinder und Jugendliche. Die Einrichtung einer Bildungsstätte Wildnis für Jugendliche ist bisher gescheitert, hierfür existiert auch keine gesicherte Personalkapazität (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattunq). Stärken: . Zahlreiche Bildungsangebote Schwächen: . Bildunosanoebote erreichen nur einen sehr qerinoen Teilder Besucher Handlungsempfehlungen : Maßnahme 'VergröBerung der Kapazitäten für bestehende Angebote zur Steigerung des Wirkungsgrades der Besucherbetreuung, ausserdem räumliche Ausweitung und Erweiterung um neue Themenbereiche (s. auch Kap. B.3.2 Personalausstattung und 8.7.3 Besucherbetreuung) . Realisieruno einer Bildunosstätte Wildnis für Juoendliche Standard (SOLL): Für die Besucherbetreuung sind die Konzepte für Rangerarbeit, Bildung und weitere Besucherbetreuung miteinander abgeglichen . Die beteiligten Personen kennen die jeweiligen Arbeitskonzepte. Die allgemeine Besucherbetreuung findet im lnformationszentrum sowie in den einzelnen lnformationsstellen statt. Die dort Beschäftigten vermitteln die allgemeinen und spezifischen Aufgaben und Ziele des NLP und strahlen ldentifikation mit dem NLP aus. Situation (lST): ln der NLPV besteht eine enge Vernetzung zwischen lnformations- und Bildungsarbeit, Besucherlenkung und Schutzgebietsüberwachung (NLP-Wacht), u.a. durch die ständige Arbeitsgruppe ,,Besucherkonzeplion". Maßnahmen der Besucherbetreuung werden zumindest teilweise evaluiert, wesentliche Ergebnisse daraus für Verbesserungen genutzt. Führungen im NLP übernehmen NLP-Mitarbeiter, von der NLPV bzw. vom NlP-Zentrum geschultes Personal sowie Sonstige. Die Schulungen sind verpflichtend und derzeit gibt es 29 zerlitizierte Führer . Das NLP-Zentrum wird durch die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LANU) betrieben und jährlich von 70.000 Menschen besucht ; hinzu kommen die Veranstaltungen des NLP-Zentrums. ln den letzten Jahren besuchten rund 2,3 Mio. Personen jährlich den NLP. Die Anzahl der betreuten Besucher (Führungen, Vorträge der NLPV) Iag 2011 bei rund 55.000. Dies sind lediglich etwas mehr als 2 o/o aller Besucher ! Die Besucher der NLP-lnformationsstellen können allerdings nicht ermittelt werden, da in allen sechs Stellen fast keine personelle Betreuung stattfindet (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung). ln den Führungen der NLPV oder in deren Auftrag ist aufgrund der geringen Gruppenqrößen (überwieqend 15 Personen pro Führer) eine intensive Betreuung möglich. Die Schulkinder aus der NLP-Reg ion wissen oroßenteils um EU ROPARC Deurscut-¡trro April2012 ENOSTRICHT DES EVALUIERUNGSKOMITEES zUR EVALUIERUNG DEs NRrprunIpRnrs SÄcHsIscHe ScHweIz B.S ,,Naturerlebnis und Erholung" 39 Zuständigkeit NLPV Friorität mittel Ziele und Besonderheiten des NLP, zwischen 50 -74% dieser Schulkinder nahmen im Laufe ihres Unterrichts mindestens an einem NLp- Bildungsprogramm teil. Das NLP-Thema wird in den Schulen der Region behandelt. Dagegen haben viele Gastgeber der Region nur einen undie s. auchnKen über den NLP und dessen 8.6.1 8.3.6 BeirËite und Kuratorienauchund. lntensive Kommunikation mit den Wander- Stärken: ' Sehr geringer Prozentsatz (2 %) belreuter Besucher gemessen an hoher Zahl von 2,3 Mio. Besuchern (in 2010); selbst gestecktes Ziel eines Schwächen LP-Pvon 107"der Besucherbetreuu wird damit weit verfehltAbschnitt 5.4.1.1m Handlun gsempfehlungen : Maßnahmen 'Anspruch des NlP-Programms, durch anspruchsvolle Angebote etwa 10 o/o der Besucher zu mit konkretererreichen und zu betreuen rammen untersetzenund Pi (SOLL): Förderung von Naturerfahrung gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines NLP. Die Methodik richtet sich nach dessen Ausstattung . Sie umfasst betreute, individuelle und saisonale Angebote. Zudem arbeiten NLPV und Naturwacht mit Kulturanbietern der Region zu- Standard Kultur- und Naturerlebnisse.wo mit dem Schutzzweck vereinbarsammen und verbinden (lST): Naturerlebnis-Angebote, bei denen die Förderung von Naturerfahrung im Sinne der Ziele des Nationalparks im Vordergrund steht, gibt es seitens der NLPV bisher nur wenige. Sie werden durch Angebote des NLP-Zentrums (LANU) ergänzt. Auf Nachfragen zu speziellen geomorphologischen und geologischen Erklärungen kann die NLPV bisher nicht genügend eingehen. Die vorhandenen Naturerlebnisangespiegeln die Besonderheiten des NLP weitqehend widerbote sind für verschiedene Altersstufen und Zielqrupoen konzioiert und Situation Stärken: ' Enormes Potential für Naturerlebn ebote Schwächen: . lntensität der Besucherbetreuung entspricht nicht der Nachfrage ie und vermisst.ebote zur. Qualitativ werden insb. in den Bereichen E U ROPARC DeutscHllrlo April2Ql2 Zuständigkeit NLPV, Verbände Zuständigkeit NLPV Priorität niedrig Priorilät hoch llaßnahmen . Überprüfung des BIS zusammen mit den Naturschutz-, Bergsport- und Wanderverbånden , insbesondere in den ökologisch sensiblen Gebieten (s. auch Kap. 8.4.6 Besucherlenkunq und Gebietskontrolle) Handlungsemplehlungen : Maßnahmen . Verstärktes Angebot von Naturerlebnissen durch die NLPV mit Ausrichtung auf die Naturerfahrung und naturräumliche Besonderheiten (insb. Schwerpunkt Geologie/ Geomorpholooie ) unter Berücksichtiquno des vorranoioen Schutzzwecks des NLP Standard (SOLL): lm NLP existiert eine lnfrastruktur für Besucher. Diese ist dem Naturraum und Schutzzweck angemessen angelegt, gleichzeitig attraktiv und besucherorientiert sowie an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet. Die Kennzeichnung im Gelände ist einheitlich. Situation (lST): Die NLPV ist überwiegend für die Erstellung und Wartung der traditionell vorhandenen Infrastruktur verantwortlich. Diese lnfrastruktur befindet sich teilweise in ökologisch äußerst sensiblen Bereichen (2.8. Kahnfahrt Obere Schleuse Hinterhermsdorf). Neue Besuchereinrichtungen tragen zur wirksamen Besucherlenkung bei (2.8. Waldhusche Hinterhermsdorf). Aspekte der Barrierefreiheit werden dabei weitgehend berücksichtigt. Die Anknüpfung der NLP-Infrastruktur an überregionale Wege ist sehr gut, zumeist ist auch eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr gegeben (S-Bahn, Bus, Fähre und besonders die Kirnitzschtalbahn). Das Besucher-lnformations- und Lenkungssystem (BlS) umfasst einheitlich gestaltete lnfo- und Übersichtstafeln an allen NlP-Eingängen und Besucherschwerpunkten (Modulsystem , u.a. mit Hinweisen zu Verhaltensanforderungen und zur Verkehrssicherung), ein System einheitlich nach sächsischem Standard markierter Wanderweqe sowie Sondermakierunqen für Beropfade und Zuoänoe zu Kletterfelsen. Stärken: . lnfrastruktur durchdacht und bewährt Schwäehen: . Netz außerordentlich umfangreich gekennzeichneter Wege führt zumindest außerhalb der Kernzone zu weitgehend ganzflächiger Besucherfrequentierung mit entsprechendem Beeinträchtigungspotenzial (s. auch Kap. 8.4.6 Besucherlenkung und Gebietskontrolle); Übenrvachung der vorhandenen Reoelunoen zur Besucherlenkuno unzureichend (s. auch Kap. 8.3.3 Ranoersvstem) Handlungsemplehlungen : ENOAERICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES ZUR EVALUIERUNG DES N¡TIoURTpRRKS SÄCHSISCHE SCHWEIZ 40 E U ROPARC DeurscHr-Rtrro April2012 EN¡OECNICHT DES EVALUIERUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DES NRTIoITIRI-pRnrs SÄc¡IsIscHe ScHwez 8.9 ,,Monitoring und Forschung" 41 Zuständigkeit SBS, SMUL, NLPV SBS Priorität mittel hoch Standard (SOLL): Forschung ist ausgerichtet auf Nationalpark-bezogene Fragestellungen. lm Nationalpark existiert ein Forschungskonzept, das Teil des Managementplans ist. Die Nationalpark-Venraltung entscheidet über die Vereinbarkeit von Forschungsprojekten Dritter mit dem Schutzzweck und koordiniert diese. Situation (lSÐ: ln NLPR-VO und NlP-Programm sind Ziele und allgemeine Grundslilzezu Forschung und Dokumentation benannt. lm g 14 (Planung) der NLPR-VO wird ,,Forschung und Dokumentation" unter den Teilen der Pflege- und Entwicklungsplanung, die insbesondere enthalten sein sollen, aufgeführt. Ein solcher Planungsteil bzw. ein NlP-spezifisches Forschungskonzept fehlen jedoch. Arbeitshypothesen ft¡r die Projektforschung werden aus den NLP-Zielen abgeleitet und sind weitgehend auf das Management ausgerichtet. Die Forschung wird durch das Referat 1/ Gebietsentwicklung koordiniert, ohne dass dies ein Arbeitsschwerpunkt für einen Mitarbeiter ist (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung ). Es erfolgt eine Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen im Rahmen spezifischer Projekte, aber eine zielgerichtete Forschungskooperation mit Instituten außerhalb des SBS besteht kaum. Forschungsvorhaben Dritter werden durch die NLPV auf Vereinbarkeit mit dem Schutzzweck geprüft. Eine Unterstützung externer Bearbeiter von Forschungsthemen erfolgt zumeist in Form der Betreuung akademischer Qualifizierungsarbeiten o.ä. Der SBS verfügt über ein ,,Kompetenzzentrum" mit Forschungspotenziat, das bisher nur für spezifische AuÊ qabenstellunoen in Ansoruch oenommen wird. . Forschunq und Dokumentation sind in der NLPR-Verord nung und im NlP-Programm verankert Stärken: Schwächen: 'Der Teil Forschung und Dokumentation fehlt in der PEPL, es existiert kein Forschungskonzept. 'Es gibt keinen Mitarbeiter der NLPV, der speziell für die Forschung und deren Koordination zuständig ist. 'Das ,,Kompetenzzentrum" des SBS wird nicht systematisch für Forschungsaufgaben im NLP einbezogen. llandluqgsempleh lungen : rat. Fehlender Forschu Maßnahme . Erarbeitung des Teiles Forschung und Dokumentation der PEPL bzw. eines Forschungskonzeptes für den NLP (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung) . Konkretisierung des speziellen Beitrages des ,,Kompetenzzentrums" des SBS für die Forim NLP EUROPARC DEUTScHLAND April2012 SMUL, NLPV, Forschungspartner Zuständigkeit SBS, SMUL, NLPV mittel Priorität hoch Standard (SOLL): Das Monitoring im Nationalpark erfoþt in ausreichendem Umfang nach festgelegten einheitlichen Standards und ist auf die Ziele und den Schutzzweck des Nationalparks ausoerichtet. Es dient u. a. der Erfolqskontrolle. Situation (lSÐ: Der Monitoring-Bedarf ist im NLP-Programm definiert. Der NLP ist in nationale und internationale Monitoring-Programme (2.8. Natura 2000, Bundeswaldinventur, grenzüberschreitend mit NLP Böhmische Schweiz) eingebunden. Die von der NLPV definierten Schlüsselparameter für die Beurteilung des Zustands der Schutzgüter sind großteils erhoben und in ein Monitoring eingebunden. Schwerpunkt bildet die Wiederholunq zur Permanenten Stichprobeninventur 1996 mit rd. 4.400 Probeflächen zur Waldentwicklung. Gemäß NLP-Programm soll diese . Begleitung und Koordinierung der Forschung - als zentralem Aufgabenbereich von NLP - durch einen externen Forschungsbeirat (s. auch Kap. 8.3.6 Beiräte und Kuratorien) Standard (SOLL): Die Nationalpark-Verwaltung erhebt flächendeckende lnformationen zur naturräumlichen Ausstattung des Nationalparks im Kontext der Landschafts- und Nutzungsgeschichte, die als eine Grundlage für den Nationalpark-Plan dienen. Die Grundlagenermittlung ist in zu überführenein Monitori Situation (lSÐ: Die wesentlichen Schutzgüter des Naturraums für die Grundlagenforschung sind definiert. Forschungsbedarf besteht hinsichtlich Grundlagen, Ökosystemen und Management. Ökologische Schlüsselfragen dazu sind weitestgehend definiert. Die NLPV ist bemüht, Erkenntnisse aus der Forschung in die Erarbeitung bzw. Fortschreibung der PEPL einfließen zu lassen. Zu über reichlich der Hälfte der erforderlichen Grundlagen liegen flächendeckende lnformationen vor, teilweise auch für die NLP-Region sowie grenzübergreifend. Sozioökonomische Komponenten des NLP und der NLP-Region finden dabei ebenfalls Berücksichtigung. Alle wesentlichen Daten für die NLPV stehen im GIS und in elektronischen Datenbanken zur Verfüouno. Stärken: . Es wurden umfassende Grundlagenermittlungen, wenn auch noch nicht flächendeckend erfolgt, vorgenommen; die Ergebnisse stehen überwieoend in elektronischer Form (Datenbanken. GIS) zur Verfüouno. Schwächen: . Noch nicht alle Daten der Grundlaoenermifilunq sind für ein Monitorino aufbereitet. Handlungsempfehlunçn : llaßnahme . Gewonnene Daten und Erkenntnisse verstärkt auswerlen und für das Monitoring aufbereiten ls. auch Kao. 8.3.2 Personalausstattuno und 8.9.1 Forschunoskoordination) ENOSERICHT DES EVALUIERUNGSKoMITEES zUR EvRIuIenuruG DES NRTIoTeIpeRKS SÄcHSIscHE ScHwEIz 42 EUROPARC DeurscHt-Rruo April2012 Zuständigkeit SBS, SMUL, NLPV SBS, NLPV Priorität hoch hoch lnventur alle 10 bis 12 Jahre wiederholt und ausgewertet werden. Das Monitoring wird zumindest teilweise zur Ableitung und zur Erfolgskontrolle von Maßnahmen eingesetzt (2.B. Wildverbiss, Borkenkäfer). Eine Nutzung àes NLP i.S. von ,,Lernen von der Null-Nutzung" erfolgt bisher kaum, ein entsprechendes lnteresse außerhalb der NLPV ist kaum erkennbar. Stärken: 'Einbindung des NLP in landesweite (2.8. Flora), nationale (2.8. BWI), grenzüberschreitende (NLP Böhmische Schweiz) und internationale (2.8. FFH) Monitoring-Programme . Vorliegen einer Per!:nanenten Stichprobeninventur für die Waldflächen (PSl 1996) Schwächen: 'Das Fehlen eines Forschungskonzeptes für den NLP erweist sich als nachteilig, denn es werden zwar zahlreiche Einzelaktivitäten im Monitoring unternommen, aber diese folgen nicht einer Strategie für eine umfassende, zielgerichtete Erfolgskontrolle aller Maßnahmen 'Nach NLP-Programm soll die PSI (erstmalig 1996) nach 10-12 Jahren in vergleichbarer und reproduzierbarer Form durchgeführt werden, was rchgang)iedoch nicht eingehalten wurde (bisher erfolgte kein zweiter Du Handlungsempfehlungen : ilaßnahme 'Erarbeitung des Teiles Forschung und Dokumentation der PEPL bzw. eines Forschungskonzeptes für den NLP einschl. umfassendem Monitoringprogramm (s. auch Kap. 8.3.2 Personalausstattung ) der Permanenten Standard (SOLL): Die bei Grundlagenermittlung, Monitoring und Projektforschung gewonnenen Daten sind nach wissenschaftlichen Kriterien auszuwerten, aufzuarbeiten, zu dokumentieren und in geeigneter Weise zugängl¡ch zu machen Situation (lST): Forschungsergebnisse der NLPV werden zumeist nur intern oder auf populärwissenschaftlicher Ebene verbreitet. Die Ergebnisse stehen der Öffentlichkeit teilweise zur Verfügung, z.B. durch eine populämissenschaftliche Schriftenreihe des NLPs oder durch Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark-Zentrum der LANU. Eigene Fachsymposien und Workshops finden nicht statt, eine wissenschaftliche Schriftenreihe oibt es nicht. Stärken: 'Durch gute Zusammenarbeit mit dem Nationalpark-Zentrum der LANU werden Ergebnisse zu ausgewählten Grundlagenermittlungen und Proiekten der Öffentlichkeit mitqeteilt. ENOEERICF{T DES EVALUIERUNGSKOMITEES zUR EvnIuIenu¡IG DES NAToNALPAnTs SÄcnsIscue ScHweIz 43 EUROPARC DEurscHnruo April2012 Emoernlcxt oEs EvRt-uteRUNGSKoMtrEES zun Evll-ulgRul.rc DES NRloxnlpnnxs SÄcnslscnr Scnwetz B.l0,,RegionalentvYicklung" 44 Schwächen: . Die Dokumentation und Publikation von Forschungsergebnissen ist unzureichend, Veröffentlichungen in Fachzeitschritten erfolgen kaum oder nur sporadisch bzw. in zu geringem Umfang Handlungsemplehlungen : Zuständigkeit SBS, NLPV Priorität mittel MaBnahme . Kommunikation gewonnener Daten und Erkenntnisse aus der Forschung (einschl. Monitorino ) an die Öffentlichkeit, u.a. auch durch Veröffentlichunoen in Fachzeitschriften Schwächen: . Die durch Umfragen ermittelten Erwartungen der Besucher können nicht adäquat gedeckt werden (s. auch Kap. 8.7.2 Angebote für Bildung und 8.8.1 Anoebote für Naturerlebnisse). Handlungsempfehlungen : Standard (SOLL): Der Nationalpark ist der bedeutendste lmageträger der Region. Durch Umfragen wird das lmage bei den Anwohnern und Besuchern reqelmäßiq ermittelt, um die eiqene Kommunikationsstrateqie zu uberprüfen. Situation (lSÐ: Der NLP ist eine Marke, die das lmage der Region in beträchtlichem Umfang prägt. Aufgrund der engen Verzahnung mit seinem Umfeld ist dabei der NLP nicht alleiniger lmageträger, aber ganz wesentlich für die Glaubwürdigkeit. Dies ergaben Umfragen sowie Gespräche mit den kommunalen Vertretern der NLP-Region. Vergleichende Untersuchungen zur NLP-Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung weisen anhaltend gute Ergebnisse auf. Die NLPV wird insbesondere wegen ihrer glaubwürdigen Arbeit geschätzt. ln regionalen Pressebeiträgen der letzten zwei Jahre finden sich 75 % mit übenriegend positiver und 7,5 % mit überwiegend negativer Berichterstattung (s. auch Kap. 8.6.3 Kommunikationsstruktur). Umfragen des Tourismusverbandes 2007 ergaben auch unter Urlaubern eine insgesamt sehr gute Bilanz. Gewünscht werden iedoch mehr Anoebote zur Besucherbetreuuno. insbesondere zum Naturerleben. Stärken: . NLP ist ein bedeutender lmageträger der Region mit hoher Glaubwürdigkeit bei Einheimischen und Besuchern . Reoelmäßiqe Umfraqen zeiqen hohe Akzeptanzwerte des NLP in der heimischen Bevölkerung und bei den Besuchern E U RO PARC DeurscHr-Rrrro April2012 ENoerRlcHr oes EvRt-uleRUNGSKoMrrEES zuR Evllurenurrrc DES Nnrroruru-panxs SÄcHslscne ScHwez 45 Zuständigkeit NLPV, externe Forschungsinstitute NLPV Zuständigkeit Priorität niedrig mittel Priorität MaRnahme 'Angebote und Strategien der Kommunikation in Bezug zur Enrartung der Besucher überprüfen 'Prüfung, ob die hohe Akzeptanz tragfähig ist auch bei Einschränkungen hinsichtlich der Nutinsbesondere hinsichtl. touristischer Übernutzu Standard (SOLL): Die positiven Effekte des Nationalparks für die Region werden regelmäßig gemessen, dokumentiert, nach außen kommuniziert und weiterentwickelt. Situation (lSÐ: Die NLPV nimmt aktiv Einfluss auf die Entwicklung der NLP-Region. Die sozio-ökonomischen Wirkungen des NLP wurden 2009/2010 von einem externen Gutachter nach einer bundesweit einheitlichen Methodik (,,JOB- Methode") ermittelt und in der Studie ,,Regionalwirtschaftliche Effekte des Tourismus im Nationalpark Sächsische Schweiz" verötfentlicht. Demnach spielt für fast ein Drittel der Besucher die Existenz des NLP eine große oder sehr große Rolle für ihre Entscheidung, ihren Urlaub/ Ausflug in der Region zu verbringen. Mit ihren Ausgaben tragen allein diese Besucher zu einem Bruttoumsatz von rd. 19 Mio. Euro in der Region bei. Dies entspricht einem Einkommensäquivalent von rd. 600 Beschäftigten. Stärken: 'Positive Effekte des NLP wurden anhand anerkannter Kriterien ermittelt und 2010 veröffentlicht; Ergebnisse werden für die Entwicklung des NLP genutzt Schwächen: . nicht erkennbar Handlungsempfehlungen : ilaßnahme . nicht erforderlich Standard (SOLL): Die Nationalpark-Veruvaltung gibt lmpulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Sie wirkt insbesondere unterstützend bei der Erstellung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes für die Region mit. Das Konzept ist Basis für verkehrslenkende und verkehrsberuhigende Maßnahmen sowie den Einsatz umweltfreundlicher Verkehrsmittel in der Region bzw. dem Park selbst, um den Nationalpark erreichbar ernesvor Ort beider Entwicklu Tourismus mit.und erlebbar zu machen. Außerdem wirkt die Natio EU ROPARC Deurscsr-Rr.l o April2012 ENOgTNICHT OrS EVRI-UICRUNGSKOMITEES ZUR EVALUIERUNG DES NRrIo¡IRlpRnrs SÄcnsIscHe ScHwrIz 46 Situation (lSÐ: Mit der NLPR-VO ($ 4 Abs. 4) hat die NLPV einen Auftrag zur Regionalentwicklung erhalten.Ziele und Grundsälze dazutinden sich im NlP-Programm. Die NLPV besitzt umfassende Mitwirkungsmöglichkeiten in der NLP-Region, nimmt diese aktiv wahr und gibt so lmpulse für die Region, z.B. über ihre Umweltinformations- und Bildungsangebote und Veranstaltungen. Mit der Gemeinde Hinterhermsdorf hat sich eine erste Kommune in einer schriftlichen Vereinbarung mit der NLPV den Zielen und Grundsätzen des NLP verpflichtet und trägt die nichtamtliche Bezeichnung ,,Nationalparkgemeinde". Der Aufbau eines Netzwerkes touristischer NLP-Partner (s. auch Kap. 8.5.1 Kooperationen ) ist wesentlicher Baustein der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in der Region. lnitiativen zur,,sanften Mobilität" werden mit dem Landkreis im Rahmen der ILE-Region Sächsische Schweiz entwickelt, u .a die ,,Nationalpark- Linie". Das Angebot des ÖptrlV ermöglicht ganzjährig ein Erreichen und einen Aufenthalt im NLP ohne privates KFZ. Angebote der NLPV beginnen bzw. enden grundsätzlich an Haltepunkten des ÖpNV. Das bestehende ÖPNV-System trägt zwar zur Entlastung des Verkehrs bei, bedarf aber über den Berufs- und Schülerverkehr hinaus einer stärkeren Ausrichtung auf den Tourismus. Eine lntensivierung der Kooperation mit der lnitiative ,,Fahrtziel Natur" wäre wünschenswert. Trotz der Angebote ¡m ÖpfrlV bestehen insbesondere in der Saison und an Wochenenden erhebliche Probleme (Staus, zugeparkte Straßen) mit dem privalen KFZ-Verkehr auf allen Zufahrten zum Nationalpark und auf den Straßen im Nationalpark. Stärken: . lmpulse für die nachhaltige Regionalentwicklung, insbesondere uber Nationalpark-Partnerschaften . Gute Erreichbarkeit des NLP und seiner Angebote mit dem ÖpruV . Mitwirkunq an der kreisweiten Konzeption ,,Sanfte Mobilität" Schwächen: . Privater KFZ-Verkehr im und am NLP verursacht trotz ÖPNv-Angebot Belastungen durch Staus, Verkehrslärm, Abgase und zugeparkte Straßen Handl ungsempfehlungen : Zuständigkeit NLPV, Gemeinden, Landkreis, relevante Ministerien, insb. Verkehrsressort Priorität hoch Maßnahme . Maßnahmen der Verkehrslenkung und -beruhigung im und am Rande des NLP gemeinsam mit den Anrainergemeinden entwickeln und umsetzen EUROPARC DeuTSCHIRIVO April2012 EN¡osenrcHr oes EvRt-uteRUNGSKoMrrEES zuR EvRr-ureRuruc DES NnrrouRlpnRxs SncHsrscue Scuwerz 47 C Faztl Kontext Der Nationalpark Sächsische Schweiz ist durch die Verordnung über die Nationalparkregion Sächsische Schweiz vom 23.10.2003 rechtlich geschützt. Die NLPR-VO enthält die international gültigen Ziele für Nationalparks und damit die entsprechenden Handlungsfelder. Der Nationalpark schützt wesentliche Teile des sächsischen Elbsandsteingebirges und ist durch die NLPR-VO eng mit dem Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz als Nationalparkregion verknüpft. Eine intensive Kooperation besteht außerdem mit der im gleichen Naturraum (Elbsandsteingebirge) in der tschechischen Republik gelegenen Nationalparkregion (Nationalpark und Landschaftsschutzgebiet) Böhmische Schweiz. Der Schutzzweck des ungestörten Ablaufs natürlicher Prozesse ist entsprechend den Vorgaben des Bundes- und Landesnaturschutzgesetzes in der NLPR-VO geregelt, allerdings stehen alle Ziele des Nationalparks gleichrangig nebeneinander. Dem Kernziel von Nationalparken ,,Natur Natur sein lassen" stehen noch zahlreiche Ausnahmen und auch Vorgaben aus anderen Rechtsvorschriften sowie die intensive touristische Nutzung entgegen, insbesondere die Vorgaben zur Gewässerpflege im sächsischen Wassergesetz sowie die enormen Belastungen durch den hohen Besucherdruck und den ausgedehnten, wegen des Traditionsreichtums schwierig zu begrenzenden Klettersport. Der Nationalpark ist in der übergeordneten Planung fest verankert. Der Nationalpark steht nahezu vollständig im Eigentum der öffentlichen Hand, seine Außengrenzen folgen im Wesentlichen den naturräuml¡chen Gegebenheiten. Neben der Anbindung an den NLP Böhmische Schweiz ist der Nationalpark in das ihn umgebende LSG eingebettet . Seine zwei Teilflächen werden durch ein FFH-Gebiet miteinander verbunden. Der NLP umfasst etwa 50 7o naturnahe Ökosysteme. Die Sicherung der natürlichen Dynamik nach 22 Jahren ab Gründung (1990) ist aber erst auf 36,2y" der Fläche erreicht und liegt damit bis heute unter der gesetzlichen Mindestvorgabe von mehr als 50%. Nachteilig ist darüber hinaus die Zersplitterung der Prozessschutzfläche in viele Teilflächen und die sehr hohe Wegedichte . Wichtige Fragen des Wildmanagements müssen ebenfalls gelöst werden. Die Nationalparkverwaltung ist keine Sonderbehörde und untersteht auch nicht unmittelbar der obersten Naturschutzbehörde. Sie ist der Geschäftsleitung des Staatsbetriebs Sachsenforst (Abteilung ,,Obere Forst- und Jagdbehörde, Großschutzgebiete") nachgeordnet. Der Staatsbetrieb (SBS) ist wiederum der Abteilung Land- und Forstwirtschaft im Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) unterstellt. Die Abteilung Naturschutz , Klima, lmmissions- und Strahlenschutz des SMUL hat lediglich die naturschutzfachliche Aufsicht. Die Nationalparkverwaltung hat keine eigenen Zuständígkeiten als Vollzugsbehörde . Die Finanzierung des Nationalparks durch das Land ist noch angemessen. Nachteilig ist allerdings im Rahmen der Zugehörigkeit zum SBS die Abhängigkeit der Haushaltsmittelplanung von den Einnahmen des SBS. Der Nationalpark hat kein eigenständiges Budget. Die Nationalparkverwaltung ist weitgehend interdisziplinär aufgestellt. lhre Mitarbeiterlnnenzahl soll von derzeit 69 Personen auf 51 reduziert werden. 15 o/" der Arbeitszeit des Personals entfällt überdies auf das Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz und steht damit dem Nationalpark nicht zur Verfugung. Bereits heute lassen sich Defizite in der Aufgabenerfüllung aufgrund der personellen Engpässe nicht übersehen. Sie werden verschärft durch die EUROPARC Deurscumruo April2012 ENosenIcHr oes EvRI-UIeRUNGSKoMITEES zUR EvRI-uIenuruG DES NATIONALPARKS SÄcusrscHe Scuwerz 48 fast ausschließliche Rekrutierung aus dem SBS, was auf Dauer zu einem Verlust der interdisziplinären Ausrichtung führt. Planung Die Verordnung über die Nationalparkregion Sächsische Schweiz (NLPR-VO) sieht keinen Managementplan für den Nationalpark vor. Auf ihrer Grundlage wurde allerdings das behördenverbindliche Nationalparkprogramm erarbeitet, das durch Pflege- und Entwicklungsplanungen in verschiedenen Arbeitsbereichen weiter konkretisiert wird. Das Personalmanagement ist verbesserungsfähig. lnsbesondere ist aber die geplante Personalreduzierung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Aufgabenstellung und Aufgabenerfüllung sowie auf den Altersaufbau kritisch zu überprüfen. Eine besonders wichtige Planungsaufgabe ist die Erarbeitung einer Detailplanung zur kontrollierten und konsequenten Reduktion der forstlichen Eingriffe und der Forstschutzmaßnahmen , um die angestrebten 75 "/" Prozessschutzzone bis 2020 zu erreichen. Dieser schwierige Prozess ist mit einer intensiven Kommunikationsstrategie und Öffentlichkeitsarbeit zu verbinden.Die Entwicklung und Etablierung eines Nationalparkforschungskonzeptes mit entsprechendem Fachpersonal ist vordringlich. lnput Die Nationalparkverwaltung kann mit der derzeitigen Personalausstattung ihre Aufgaben nicht in allen Handlungsfeldern erfüllen (betrifft z.B. die Bereiche Pflege- und Entwicklungsplanung , Forschung / Monitoring, Rangerausstattung, naturkundliche Bildung sowie die Evaluierung von Maßnahmen). Die bereits heute bestehenden Defizite müssen zur Qualitätssicherung abgebaut werden. Dies ist auch für die Motivation der hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparks erforderlich, um die bisherige Leistungsfähigkeit der Verwaltung zu erhalten. Um die Durchsetzungsfähigkeit der Nationalparkverwaltung in ihrer Aufgabenerfüllung zu stärken, sollte die NLPV ein eigenständiges, von den Einnahmen des SBS unabhängiges Budget bekommen und wieder als Sonderbehörde unmittelbar der Abteilung Naturschutz im Ministerium unterstellt werden. Prozess Die Nationalparkverwaltung ist an vielfältigen Netzwerken und Kooperationen beteiligt und intern gut organisiert. Sie betreibt eine aktive lnformationspolitik. Diese positiven Entwicklungen sind zu sichern und zu stärken. Zur Behebung der Defizite bei der Erarbeitung der Pflege- und Entwicklungsplanung sowie in den Bereichen Umweltbeobachtung/Monitoring, Forschung, Evaluierung, naturkundliche Bildung und Rangerausstattung müssen zielgerichtete Schritte bei der Personalplanung und Personalausstattung unternommen werden. Die Einstellung der Borkenkäferbekämpfung in Zone A und in Teilen der Zone B ist notwendig , auch um möglichst bald die mindestens 50,1% Naturdynamikanteile der nationalen Vorgabe frir Nationalparke zu erreichen. Output Die Nationalparkverwaltung hält eigene und gemeinsam mit Kooperationspartnern gestaltete Bildungsangebote und entsprechende Führungs- und Veranstaltungsangebote mit hohem EU ROPARC Deurscur-R¡r o April2012 ENOgERICF{r OES EV¡IUIERUNGSKoMITEES zUR EVALUIERUNG DES NRrIoruRIpRRxs SÄcnsrscHe Scnwe¡z 49 Niveau bereit. Angebote zum Naturerlebnis entsprechend der Zielsetzung des Nationalparks existieren nur wenige. Eine Bildungsstätte Wildnis für Jugendliche ist geplant, die dabei bestehenden Zuständigkeitsfragen und die notwendige pädagogische Personalausstattung sind sicherzustellen. Wichtige Fragen im Spannungsfeld lndividualverkehr und ÖpNV bedürfen noch einer nationalparkgerechten Lösung. Derzeit noch weitgehend ungelöst sind die weitere Entwicklung der Prozessschutzflächen, die Frage der Forschungskoordination im Nationalpark sowie die Sicherstellung der künftigen Aufgabenerfüllung angesichts der geplanten umfangreichen Personalreduzierung. Outcome Die Nationalparkverwaltung hat in dem traditionellen Tourismusgebiet Sächsische Schweiz eine Reihe von Aufgaben gut bewältigt: Grundsätzliche Akzeptanz vor Ort Lösung zahlreicher lnteressenskonflikte im Bereich der sehr intensiven touristischen Nutzung Aufbau eines Netzwerkes an Kooperationen in der Nationalparkregion und die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Böhmische Schweiz Erarbeitung des Nationalprogramms und erster PEPL Stärkung der regionalökonomischen Bedeutung des Nationalparks Große, nicht übersehbare Defizite bestehen aber in verschiedenen Bereichen, so dass es hier in Zukunft gezielt verstärkter Anstrengungen bedarf: Arrondierung sowie konsequente und deutliche Ausweitung der Prozessschulzzone zur Erreichung des Kernziels des NLP (,,Natur Natur sein lassen") aul75o/" der Fläche bis 2020 Reduzierung der Waldpflegemaßnahmen lntensivierung, aber auch baldiger Abschluss der Waldumbaumaßnahmen durch das Einbringen von Weißtanne und der Laubbaumarten als letztmalig helfende Hand Absicherung der Waldumbaumaßnahmen durch konsequentes Management der Schalenwildbestände Reduzierung der Borkenkäferbekämpf ung Überarbeitung, Anpassung und Vereinfachung der NLP-Zonierung Sicherung eines Vorkaufsrechts für das Land Reduzierung der Wegedichte Zügige Bearbeitung und Fertigstellung der noch ausstehenden Teile der Pflege- und Entwicklungsplanung Verstärktes Angebot von Naturerlebnissen durch die NLPV, bei denen der vorrangige Schutzzwecks des Nationalparks stärker berücksichtigt wird als bei bisherigen, rein kommerziellen Angeboten Aufbau einer/s auf einem Forschungskonzept basierenden Forschung/Monitorings im Nationalpark als Grundlage des Managements EUROPARC Deutso-r-¡r.ro April2012 ENosenlcHt oes EvRIUTeRUNGSKoMTTEES zuR EvRlulenuruc DES NRroruRr-pnRrs SÄcusrscue ScHwerz 50 - Optimierung der Verkehrslenkung und -beruhigung gemeinsam mit den Anrainergemeinden Die sorgfältige Prüfung der Organisation des Nationalparks, eine Eigenständigkeit als Sonderbehörde mit entsprechenden Kompetenzen als Untere Naturschutz-, Forst- und Jagdbehörde , ein interdisziplinär aufgestelltes Personal, eine ausreichende Anzahl an Rangern und die hinreichende Finanzierung des NLP mit einem eigenständigen Budget sind wichtige Schlüssel, um die erreichte Qualität in der Arbeit des Nationalparks zu sichern und die Defizite abzubauen. EU ROPARC Deurscur-Rtt o April2012 P ø4. e|1rf:. Rncnr,mÄnrcn Ünrnpnüruxc VoN BIospHÄRENRESERvATEN /ahy? fitI B ericht z\r pefiodischen Überprüfung des Biosphärenreservates Oberlau sitze.r Heide- und Teichlandschaft durch die UNESCO Freistaat Sachsen B iosphären reservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft wNw Altdubinteich, Teichgruppe Guttau Verfasser: Herausgeber: Foto: R.M. Schreyer Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Dorfstraße 29 02694 Guttau Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße I 01097 Dresden 2 Inhalt: I. NAME DES BIOSPHÄRENRESERVATES 5 II. LAND 5 III. PHYSIKALISCHE MERKMALE DES BIOSPHÄRENRESERVATES 5 III.I Breiten- und Längengrade 5 lll..2 Biogeografische Region 5 III.3 Topografie der Region 6 III.4 Klima 6 nl.s Geologie, Geomorphologie, Böden 6 [I.5.1 Geologie, Geomorphologie 6 III.5.2 Böden 7 III.6 Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt: Lebensräume und Charakterarten 8 III.6.1 Lebensraumkomplex Gewässer I III.6.2 Lebensraumkomplex Moore 11 III.6.3 Lebensraumkomplex Heiden 13 III.6.4 Lebensraumkomplex Wälder 14 III.6.5 Lebensraumkomplex Grünland 16 III.6.6 Lebensraumkomplex Acker l7 IIl.6.7 Lebensraumkomplex SiedlungenT 19 III.7 Biotopmanagement 20 IV. ZONIERUNG 22 ry.l Namen der verschiedenen Gebiete 22 IV.z Räumliche Ausdehnung der Zonen 24 IV.3 Funktionalität der Zonierung 24 V. MENSCHLICHE TÄTIGKEITEN 26 V.l Im Biosphärenreservat lebende Bevölkerung 26 V.2 Kulturelle Bedeutung des Gebiets 26 V.3 Ressourcennutzung durch die lokale Bevölkerung 27 V.4 Tourismus 30 VI. FORSCHUNG UND MONITORING 33 VI.l AbgeschlosseneForschungsprojekteundMonitoringprogramme 33 Vl.z Laufende Forschungsprojekte und Monitoringprogramme 34 Vl.z.l Abiotische Forschung und Umweltbeobachtung 34 V1.2.2 Biotische Forschung und Umweltbeobachtung 35 VI.2.3 Sozioökonomische Forschung 35 VI.3 Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern 36 VI.3.2 Beteiligung einheimischer Wissenschaftler 36 V1.3.2 Beteiligung ausländischer \ilissenschaftler 36 VÍ.4 Ständige Forschungsstationen im Biosphärenreservat 36 VI.5 Nutzbare Ausrüstung und wissenschaftliche Geräte 37 VI.6 Umsetzung der Forschungsergebnisse 37 VIL UMWELT-BILDUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 38 VII.I Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung) 38 V[.1.1 Angebote für Kinder 38 VlI.l.2 Allgemeine Angebote 39 VII.1.3 Angebote für Erwachsene 39 VII.1.4 Angebote für spezielle Interessengruppen 40 V[1.5 Ausbildungsprogrâmme für Fachleute 40 VII.2 Einrichtungen für die Öffentlichkeit 4l J VIIII. VER\ryALTUNGSASPEKTE 42V[I.l Administrative Zuordnung 42 VIII.2 Ausstattung der Biosphärenreservatsverwaltung 42 VIII.3 Zuständigkeit der Biosphärenreservatsverwaltung 43 VIII.4 Rahmenplan, Planungs- und Managementkonzept 43 V[I.s Beteiligung der Kommunen, Nutzer, Behörden und Verbände 44 VIII.6 Schutzregelungen für die Kernzone und die Pflegezone 45 VIII.7 Besitzverhältnisse in den Schutzzonen 46 VIII.8 Kontaktadresse 47IX. ZUSAMMENFASSUNG 48IX.l Repräsentative Ökoysteme - und menschlichen Beeinflussung 48IX.2 Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt 48IX.3 Methoden einer nachhaltige Entwicklung auf regionaler Ebene 49IX.4 Angemessene Größe zur Erfüllung der dreÍ Funktionen 49IX.s Angemessene Zonierung zur Erfüllung der drei l'unktionen 50IX.6 Beteiligung der öffentlichen Behörden, der Kommunen und Bürger 50IX.7 Steuerungsinstrumente 50IX.8 Zusammenarbeit mit anderen Biosphärenreservaten 51X. VERZEICHNIS DER ANLAGEN 52 4 Biosphärenreservat "Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" I il ir, I i,;'i;,r.tll l) ' Bundesrepublik Deutschland 14' 18',30" E - 14" 45'.30. 8 51" 14'53" N - 5l'25',46" N Abb. l: Lage des Biosphärenreservates in Deutschland und in Sachsen Biosphärenreservat OberlausiEer Heide- und Te¡chlandschaft Lage in Deutschland und ¡m Freistaat Sachsen Größe: 30.102 ha Ausdehnung: W-O 31 km; N-S 20 km Geogr. Lage: 14'18'30'F - 14"45'30'E 51 "14'53"N - 51 "25'46"N Höhenlage: '115,8 - 176,3 m üNN Admin¡strative Lage: Land: Bundesrepublik Deutschland Bundesland: Freistaat Sachsen Landkreise: Bautzen, Kamenz, Niederschlesischer OberlâusiÞkreis III.1 Breiten- und Längengrade lll.2 BiogeografischeRegion Biogeografische Region: Biogeografi sche Provinz: Paläarktisches Reich Mittel- und Osteuropäische Wälder 5 III.3 Topografie der Region Das Biosphärenreservat befindet sich im südlichsten Ausläufer des norddeutschen Tieflandes und ist Bestandteil des Naturraumes ,,Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet". Es ist Teil des Lausitzer (Magdeburger ) Urstromtales und zeichnet sich durch einen häufigen Wechsel von breiten Auen und Niedemngen der Flüsse und feuchten Terrassen mit trockeneren Dünen und Moränengebieten aus. Durch die Wanderung der Dünen in früherer Zeit kam es zu Laufeinengung und -verlegung an Fließgewässern , wodurch Hohlformen entstanden, die vielfach vermoorten. ln diesen vermoorten Senken wurden schon im Mittelalter Teiche angelegt. Südlich angrenzend befindet sich das Oberlausitzer Gefilde, das durch seine Lössbedeckungen im Vergleich zum Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet sehr fruchtbar ist und somit auch stark landwirtschaftlich genutzt wird. Hier kommen nur wenige Wälder vor. Auf Grund der ausgedehnten landwirtschaftlichen Nutzung gab es umfangreiche Erosionen und die Flüsse transportierten abgeschwemmtes Material in die Heide- und Teichlandschaft, wo es teilweise in den Flussauen abgelagert wurde und partiell zu einer deutlichen Bodenverbesserung führte. Im Norden grenzen die trockenen Dünengebiete der Muskauer Heide an. Hier findet man häufig von Dünen eingeschlossene große Moorkomplexe. Der Grenzbereich zwischen der Muskauer Heide und dem Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet ist durch starke bergbauliche Beeinflussung kaum noch erkennbar. SYRBE, R.-U. in BASTIAN, O. u.a. (2005) weist daher hier das Oberlausitzer Bergbaurevier aus. Der zwischen Lohsa und Bärwalde befindliche Teil des Biosphärenreservates ist Teil dieses sich neu entwickelnden Naturraumes. Die bergbauliche Beeinflussung nimmt ein weitaus größeres Ausmaß ein als die eigentlichen Braunkohletagebaue. Maßgeblich zur Zerstörung oder Schädigung wertvoller Feuchtgebiete und vor allem der Moore im Gebiet des Biosphärenreservates hat die bergbaubedingte Grundwasserabsenkung im Umfeld der Tagebaue beigetragen. III.4 Klima Das Biosphärenreservat liegt in der gemäßigten Klimazone. Das Klima in der Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft ist kontinental beeinflusst und wird dem subkontinentalen Binnenklima zugerechnet . Die Tages- und Jahresschwankungen der Temperatur sind etwas höher als im mitteleuropäischen Durchschnitt und die Luftfeuchte ist etwas geringer. Auch die Niederschläge fallen mit einem Maximum im Sommer (Juni-August 35 yo der Niederschläge) etwas geringer aus, doch ist der Süden des Biosphärenreservates durch den Einfluss des Lausitzer Berglandes (Staubereich) etwas begünstigt . Von Nordwesten (600 mm) steigen die Niederschlagsmengen nach Südosten (über 680 mm) an. Interessant sind einige lokalklimatische Besonderheiten. In der Nähe der Teichgruppen kommt es regelmäßig zu sommerlichen Konvektionsniederschlägen (Röorn, M. in BesrrAN, O. u.a., 2005), dies könnte auch auf die in Entstehung befindlichen Braunkohlerestgewässer zutreffen. In ausgedehnten feuchten und somit teichreichen Niederungsgebieten können pseudoatlantische Klimaeffekte auftreten . AuffÌillig ist hierbei auch die größere Nebelhäufigkeit im Bereich der Teiche. In den Niederungen befinden sich, abhängig vom umgebenden Relief, zahlreiche Kaltluftsammelgebiete. Trockene grundwasserferne Heidegebiete weisen deutlich kontinentale Klimaeinflüsse auf. Durchschnittstemperatur im wärmsten Monat: 18,3 oC Durchschnittstemperatur im kältesten Monat: - 0,8 oC Jahresmitteltemperatur: 8,5 oC Mittlerer Jahresniederschlag: 630 mm (Klima-Mess-Station des Deutschen Wetterdienstes in Königswartha) ilI.5 ilI.5.1 Geologieo Geomorphologie, Böden Das Biosphärenreservat erstreckt sich am nördlichen Rand des überwiegend aus quarzitischen Schiefem , Grauwacken und Graniten aufgebauten Lausitzer Granitmassives. Alle Gesteinsformationen sind jedoch außer am Caminaberg bei Commerau (sandsteinähnlicher Quarzit), am Eichberg bei Weißig (graphtolitenreicher silurischer Kieselschiefer) und am Eisenberg bei Guttau (Basalt) von 6 quartären Deckschichten überlagert, die nach Norden hin immer tiefer liegen, z.B. bei Klitten schon 150 m unter der Oberfläche. Während des Tertiärs kam es am südlichen Rand des Gebietes n aktivem Vulkanismus. So befindet sich ein mit tertiären Ablagerungen gefüllter vulkanischer Explosionstrichter (Maar) im Bereich des Olbasees und des Ortes Kleinsaubernitz. Unweit davon, bei Guttau, erhebt sich eine ca.3 ha große und 20 m hohe Basaltkuppe, der Eisenberg. Ebenfalls im Tertiär entstanden in Senken ausgedehnte Sümpfe, die Grundlage für die heutigen Braunkohlevorkommen waren , und durch die Verwitterung des granitischen Grundgebirges große Kaolinlagerstätten. Der Kaolin -, Ton-, Kies- und vor allem der Braunkohleabbau wirken sich bis heute durch Restlöcher, Kippen und Grundwasserabsenkung landschaftsprägend aus. Aktive Tagebaue befinden sich auch heute noch am nordöstlichen Rand des Biosphärenreservates. Die heutige Topografie und die standörtlichen Verhältnisse wurden im Wesentlichen durch die eiszeitlichen Einflüsse geprägt. Das Gebiet wurde während der Elster- und Saalekaltzeit im Altpleistozän vom Eis direkt berührt. Das Eis in der Weichselkaltzeit erreichte das Gebiet nicht mehr. Gegen Ende der Saalekaltzeit entstand das Magdeburger (Lausitzer) Urstromtal, dessen südlicher Rand die Nordgrenze des Gebietes erreichte. Die Grund- und Endmoräne der 1. und 2. Vereisung sind, außer am Südostrand des Gebietes (so bei Dauban und Petershain), durch weichselkaltzeitliche Sande überlagert worden. So bestimmen die weichselkaltzeitlichen Talsande und Niederterassen mit zum Teil hohen Grundwasserständen das geologische Bild. Weichselkaltzeitlicher Löß und Sandlöß ist im Gebiet nur am südlichen Rand zur Oberlausitzer Gefildezone feststellbar. Die teilweise bemerkenswerten Binnendünen sind entweder weichselkaltzeitlicher Entstehung (Sculecel u. MAI, 1979) oder auch gebietsweise eine nachbronzezeitliche Bildung infolge Besiedlungsrückgangs und Ausblasung aufgelassener Kulturfl achen (Hevrel, mdl. Mitt.). Auf Grund der geologischen Gegebenheiten gibt es nur geringe Höhenunterschiede im Gebiet. Die höchste Erhebung ist der Sandberg bei Dauban (176,3 m), die tießte Stelle liegt an der Spree bei Bärwalde (116,0 m). Eine deutliche Eintalung weist die Niederung der Kleinen Spree auf. In einigen Gebieten gibt es ein stärker bewegtes Kleinrelief, besonders im Bereich der Dünenzüge (bis zu 15 m hoch), mit einer großen standörtlichen Variabilität. lll.5.2 Böden Das Gebiet des Biosphärenreservates durchschneiden die Fließgewässer Spree und Kleine Spree, das Löbauer Wasser, das Weigersdorfer Fließ und der Schwarze Schöps. Durch die Ablagerung abgeschwemmten Materials aus den Lößgebieten in weiten SchwemmfÌichern und durch beständige Laufveränderungen der Flüsse im Verlauf von Jahrtausenden entstand ein weites Netz von Auen(-böden), das die dazwischenliegenden sandigJehmigen Moräneninseln und -terassen umûingt (SvnnE, R.-U. in BASIIAN, O. u.a., 2005). Durch den Nährstoffreichtum der Böden sind die Flussauen überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die Waldfläche ist in den Auen kleiner als die Teichfläche. Abhängig vom Grundwasserstand kam es in den Auen zur Entwicklung von Auengleyen (Nassstandorte) oder zu Braunauenböden (Vega). Je lehmiger der Boden ist, umso größer ist der Einfluss des Stauwassers. Abhängig von Dauer und Tiefe können hier Pseudogleye (Staugleye) entstehen. Stellenweise kommt es zu sehr starken Anreicherungen von Eisen in Form von Raseneisenstein, der auch zur Eisenverhüttung (2.8. bei Kreba-Neudorf) genutzt wurde. Im zentralen Bereich des Biosphäreffeservates ist die Bodenbildung maßgeblich durch die frühere Mobilität der Dünen geprägt, zum Beispiel in der Milkeler Heide. In den Dünensanden überwiegen arme Quarzsande nahezu einheitlicher Komgröße, die schnell austrocknen und die Bodenversauerung begünstigen (Svnnl, R.-U. in BASTIAN, O. u.a., 2005). Zwischen den Dünen befinden sich meist ausgedehnte Sandterrassen. Die trockeneren Bereiche sind hauptsächlich mit Kiefernforsten bestanden . Einige Dünen verlagerten sich letztmalig erst vor wenigen Jahrhunderten. Im Zusammenhang mit dem örtlich noch bis vor 50 Jahren üblichen Entnehmen der Nadelstreu konnten diese Böden kaum über das Rohbodenstadium hinauskommen. Im Bereich dieser Dünen sind vorwiegend Podsole ausgebildet. Braunerde-Podsole sind häufig im Bereich älterer Dünen zu finden. Sie sind etwas fruchtbarer als die Podsole. Da in zahkeichen Senken innerhalb der Dünensandgebieten Grundwasser oberflächennah ansteht, bildeten sich an den Stellen, an denen der oberflächliche Abfluss durch die Dünenzüge erschwert 7 wurde, häufig Moore. Je nach Grundwasserst¿nd kam es hier im unterschiedlichen Umfang zu Humusanreicherungen , woraus sich Humus-, Anmoor- und Moorgleye sowie Niedermoore entwickelten . Später wurden hier, teilweise nach vorheriger Torfgewinnung, vielfach Teiche angelegt. ln den Bergbaugebieten wurde der Bodenaufbau völlig zerstört. Teilweise sind hier kulturfeindliche Tertiärsubstrate oberflächlich abgelagert. Einige dieser Böden werden erst in 100 Jahren ohne Zutun des Menschen mit Vegetation bewachsen sein. Hier gibt es je nach der Kipptechnologie und den Lagerungsverhältnissen eine kleinflächig starke Differenzierung lehmiger, sandiger oder aschehaltiger Kippsubstrate. All diese Böden besitzen keinen oder nur einen geringen Humusanteil. Bei Kohlebeimengungen treten auf Grund des Schwefelgehaltes extrem saure und damit vegetationsfeindliche Böden auf. III.6 Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt: Lebensräume und Charakterarten Im Biosphärenreservat gibt es nicht nur eine große Vielfalt von Lebensräumen, es müssen auch drei Gruppen der Genese dieser Lebensräume betrachtet werden. Diese drei Gruppen unterscheiden sich nicht immer bezüglich der darin vorkommenden Tier- und Pflanzenarten, aber hinsichtlich der Standortfaktoren (Boden, Wasser und Mikroklima) bzw. der Entwicklungsdynamik kann es erhebliche Unterschiede geben. Die Lebensräume der ersten Gruppe - durch den Menschen gering beeinflusste Lebensräume - nehmen nur einen Anteil von weniger als 5 Yo der Fläche ein und beschränken sich auf die Extremstandorte wie Moore und Sümpfe sowie auf Dünenkiefemwälder und einige andere Waldflächen. Die Lebensräume der zweiten Gruppe - durch den Menschen beeinflusste, jedoch weitgehend naturnahe Lebensräume - sind auf 40 - 50 % der Fläche zu finden. Das sind vor allem die über 350 fi.ir die Fischzucht angelegte Teiche, welche ca. 8 Yo der Fläche des Biosphärenreservates einnehmen. Weiterhin zählen besonders feuchte bzw. trockene Waldgebiete, Seggenrieder sowie Zwergstrauchheiden daru. Die dritte Gruppe stellen die durch den Menschen stark beeinflussten und somit überwiegend naturfemen Lebensräume dar. Zu dieser Gruppe gehören Siedlungen und weit über die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche, außerdem einige Forste. Eine besondere Rolle spielt hier der Bergbau. Über 2.000 ha der Fläche des Biosphärenreservates sind Kippenböden, wovon etwa 500 ha ohne Rekultivierung blieben. Weitere 5.000 ha sind durch Grundwasserabsenkung erheblich geschädigt. Andererseits sind hier auch die Bereiche zu finden, bei denen eine hohe natürliche Entwicklungsdynamik zu verzeichnen ist. Dies betrifft vor allem den Bereich der Bergbaufolgelandschaft, der als Kemzone vor jeglicher weiteren menschlichen Beeinflussung geschützt wird. Durch die Vielfalt an Standorten und in Verbindung mit der jeweiligen mikroklimatischen Situation finden sich in der Oberlausitz quasi als Zeugen der nacheiszeitlichen klimatischen Entwicklung sowohl sarmatische, pontisch-pannonische, boreal-kontinentale, atlantische und montane Florenelemente . Die umfangreichen Vorkommen atlantischer Arten wird von zahlreichen Botanikern als größte pfl anzengeografi sche Besonderheit in Mitteleuropa gewürdigt. III.6.1 Gewässer Teiche Beschreibung: Die Teichgebiete stellen nicht nur den charakteristischen und auffÌilligsten Lebensraum im Gebiet dar, sie beherbergen auch neben den Heiden die größte Zahl gefahrdeter Tier- und Pflanzenarten, die im Gebiet vorkommen. Die meisten Teiche weisen mittlerweile wieder gut strukturierte Verlandungsbereiche und eine ausgedehnte Submers-, zum Teil auch Schwimmblattvegetation auf. Der durchschnittliche Teich ist ca. 7 ha groß, der größte ca. 90 ha. Durch die geringe Tiefe (im Mittel < I m) entsprechen die vorkommenden Vegetationsgesellschaften und die vorkommenden Tierarten denen von eutrophen Flachseen. Unterschiede bestehen insbesondere durch die Periodizität des Gewässers. Die Teiche werden 8 meist einmal pro Jahr zum Abfischen abgelassen. Der größere Teil bleibt im Herbst/Winter über einige Monate trocken liegen. IVichtigste menschliche Einwirkungen: Die Teiche existieren in der Oberlausitz mindestens seit 800 Jahren (erste urkundliche Erwähnung 1248). Zu ihrem Erhalt ist die Bewirtschaftung bzw. die Pflege durch den Menschen erforderlich. Das komplizierte System an Zt- und Ablaufgräben sowie die Dämme müssen beständig instand gehalten werden. Allein schon durch die natürliche Eutrophie sind mehr oder weniger starke Verlandungstendenzen vorhanden, denen durch Schilfschnitt und im Extremfall durch Entlandung (Ausschieben) Einhalt geboten werden soll. Auch die Winterung (winterliches Trockenlegen) dient diesem Zweck. Übermäßige Entlandungsmaßnahmen und Schilfschnitt sowie hohe Bewirtschaftungsintensität (hoher Besatz, Düngung , umfangreiche Zufütterung) sowie durch Gewässerverschmutzung nährstoffreiches Zulaufivasser verschlechterten die Lebensraumqualität beim überwiegenden Teil der Teiche zwischen 1960 und 1990 erheblich, was zur Bestandesverringerung zahlreicher hochspezialisierter (meist an oligo- bis mesotrophe Verhältnisse angepasste) Arten führte. Biotopmanagement: Mit der Ausweisung des Biosphärenreservates konnte diese negative Entwicklung durch ein Maßnahmepaket gestoppt und vielfach auch rückgängig gemacht werden. Auf Grund des Kaufes von über 50 o/o der Teichfläche durch den Freistaat Sachsen und durch Naturschutzverbände wurde erreicht, dass es keinen spekulativen und allein auf wirtschaftliche Interessen ausgerichteten Flächenerwerb gab. Die Verpachtung der Teiche erfolgte ausschließlich an die angestammten Fischereibetriebe im Gebiet. Diese führte im Zusammenhang mit der Ausgabe von Fördermitteln zur Extensivierung der Fischerei bzs¡t. zv bestimmten gezielten Artenschutzmaßnahmen durch die Fischer und trug zu einer hohen Akzeptanz des Biosphärenreservates bei den Fischereiuntemehmen bei. Im Ergebnis der Bemühungen der Biosphärenreservatsverwaltung um ein Nebeneinander von extensiv bis semiintensiv bewirtschafteten Teichen, gelingt es beispielhaft, Arten- und Biotopschutz mit Nutzerinteressen in Übereinstimmung zu bringen. Seit 1990 sank die Intensität der Teichnutzung von deutlich über 1.000 kg/ha*Jahr aufca. 500 kg/ha*a. Lebensräume, die von besonderem Interesse sind: Die Teichgebiete sind fast komplett als FFH-Lebensraumtypen eingestuft. Dabei handelt es sich um Eutrophe Stillgewässer (Lebensraumtyp 3150) bzw. in einem sehr geringen Umfang auch um Oligo- bis Mesotrophe Stillgewässer (Lebensraumtyp 3130), in denen die meisten geführdeten Wirbellosenarten vorkommen. Die Großräumigkeit des Teichgebietes ist die Grundlage dafür, dass das Biosphärerneservat das Zentrum einer oder der größten Population des Fischotters (Lutra lutra) in Mitteleuropa darstellt. Außerdem gibt es noch Schwerpunktvorkommen zahlreicher geführdeter Amphibien- und Vogelarten sowie Wasserinsekten . Innerhalb der Teiche sind besonders die ausgedehnten Röhrichte für die Vorkommen der Wasservögel und die Submersvegetation für die Vorkommen der zahlreichen Wasserinsekten (vor allem Libellen) und die Amphibienlarven von großer Bedeutung. Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: In den Teichen des Biosphäreffeservates werden über 1.000 t Karpfen (Cyprinus carpio) pro Jahr produziert (etwa 90 % des geemteten Fischbestandes). Weitere nennenswerte Nutzfischarten sind Graskarpfen (Ctenophøryngodon idella), Schleie (Tinca tinca),Hecht 9 Bedrohte A¡ten mit überregional bedeutsamen Vorkommen lAuswahl) Population im Schutzsebiet Schutzstatus, Bemerkungen Entwicklung Pop.seit 1996 Fischotter Lutra lutra ca. 100 ad. FFH Anh. 2 16-20 â SPAAnh. IRohrdommel Botaurus stellaris Haliaeetus alhicilla 15-17 BP SPAAnh. I +Seeadler Rohrweihe Circus aerusinosus 65-75 BP SPAAnh. I + SPAAnh. l ++Flußseeschwalbe Sterna hirundo 70-80 BP Rotbauchunke Bombina hombina > 3.000 ad. FFH Anh. 2 + ++Scheidenblütsras Coleanthus subtilis ca. 10 ha FFH Anh. 2 (Esox lucius) und Wels (Silurus glanis). Andere Nebennutzungen, wie Ernte des Schilfes (Phragmites australis) oder die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte im Rahmen der Sömmerung (sommerliches Trockenlegen und Ackerbau) werden nicht mehr betrieben. Sonstige Stillgewässer Beschreibung: Im Vergleich zu den Teichgebieten sind andere Stillgewässer nur in einem geringen Umfang im Schutzgebiet anzutreffen. Der größte Teil davon sind 30 bis 100 Jahre alte Restgewässer in Kies-, Ton, bzw. Kohlegruben (insgesamt 100 ha). Vor allem die Kohlegruben (Olbasee) sind geprägt durch einen geringen pH-Wert (häufig unter 6) und relative Artenarmut . Sie unterliegen meist einer stärkeren touristischen und Freizeitnutzung. Nördlich an das Biosphärenreservat angrenzend befinden sich mehrere große Kohlerestgewässer (insgesamt ca. 3.300 ha Fläche), die vorrangig als Wasserspeicher genutzt werden. Aus Naturschutzsicht wertvoll sind die zahlreichen Kleingewässer, insbesondere wenn sie ohne Fischbesatz bleiben. Hier sind zahlreiche schützenswerte Arten (vor allem Submersvegetation , Wirbellose, Amphibien) zu finden, die sich nicht an das regelmäßige Ablassen der Teiche anpassen konnten. Zu diesen Kleingewässern zählen Altarme, Torfstiche sowie kleine Sand- und Tongruben oder wassergefüllte Schießbahnen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Dauban. lVichtigste mens chl iche Einwirkungen : Wesentlichster menschlicher Einfluss auf diese Gewässer besteht durch örtlichen Badebetrieb (Lärm, Eutrophierung, Abfall) und teilweise durch die Nutzung als Angelgewässer. Bis 1990 spielte noch die Verftillung mit Hausmüll eine gewisse Rolle. Biotopmanagement: Der Badebetrieb an den naturschutzrelevanten Gewässern wird durch die Schutzgebietsverordnung auf die bisherigen Örtlichkeiten und den bisherigen Umfang beschränkt. Die Nutzung der Angelgewässer ist zurzeit nicht problematisch. Lebensrciume, die von besonderem Interesse sind: Die meisten der Gewässer sind als FFH-Lebensraumtypen eingestuft. Dabei handelt es sich um Eutrophe Stillgewässer (Lebensraumtyp 3150), in einem sehr geringen Umfang auch um Oligo- bis mesotrophe Stillgewässer (Lebensraumtyp 3130) sowie um Torfmoor- Schlenken (Lebensraumtyp 7 I 50). lnnerhalb der Gewässer sind besonders Röhrichte für die Vorkommen der Wasservögel und die Submersvegetation für die Vorkommen der zahlreichen Wasserinsekten (insbesondere Libellen) und die Amphibienlarven von besonderer Bedeutung. Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Hierbei sind nur fìir Angler verwertbare Fische relevant. Der Ertrag dürfte wenige Tonnen pro Jahr nicht überschreiten und ist damit im Vergleich zur Fischerei unbedeutend. Fließgewässer Beschreibung: Das Biosphärenreservat verfügt als Teil eines nacheiszeitlichen Urstromtales mit seinen überwiegend hohen Grundwasserständen über ein ausgedehntes Fließgewässersystem. 95 % des Gebietes entwässert in die Spree, 5 %o in die Schwarze Elster. Das umfangreiche Grabensystem wurde zum Beftillen und Ablassen der Teiche angelegt und später im Rahmen Bedrohte Arten mit überregional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzsebiet Schutzstatus, Bemerkuneen Entwicklung Poo.seit1996 Fischotter Lutra lutra ca. 100 ad. FFH Anh. 2 Kammmolch Triturus cristatus > L000 ad. FFH Anh. 2 Rotbauchunke Bombina hombina > 3.000 ad. FFH Anh. 2 + Blassgelber Wasserschlauch Utricularia ochroleuca I Standort BArtSchVO ? t0 umfangreicher Meliorationsmaßnahmen an den Niedermoorstandorten im gesamten Gebiet erheblich erweitert. Die größeren Fließgewässer wurden auf Teilstrecken schon vor 100 Jahren stärker ausgebaut. Im Zeitraum zwischen 1960 und 1990 gab es dann weitere umfangreiche Begradigungen. Erst mit der Einrichtung des Biosphärenreservates gab es erste kleinere aktive Renaturierungsmaßnahmen. Typisch für die Fließgewässer sind zahlreiche Querbauwerke, die die ökologische Durchgängigkeit im Gebiet erheblich einschränken. Diese Querbauwerke sind zumeist auch als Regelbauwerke zum Befüllen der Teiche erforderlich . Die Fließgewässer sind überwiegend durch einen mittleren Ausbaugrad charakterisiert . Im Extremfall (< I %) wurden Teichzuleiter mit Betonelementen befestigt. Anderseits verfügen etwa 5 % der Gewässer noch über einen sehr natumahen Zustand. Selbst die stärker ausgebauten Gewässer, wie die Kleine Spree, weisen auf einem großen Teil des Laufes sehr artenreiche Tier- und Pflanzengesellschaften auf. l4richtigste mens chliche Einwirkungen : Der frtihere Ausbau der Fließgewässer hat heute noch einen erheblichen Einfluss auf das Gebiet. Der starke Rückgang der Industrie am Oberlauf der Flüsse, die fast flächendeckende Reinigung der kommunalen Abwässer und der verringerte Düngereinsatz in der Landwirtschaft fÌihren dazu, dass die Fließgewässer im Gebiet nur noch als mäßig belastet eingestuft werden. Die stärker ausgebauten Flussabschnitte unterliegen jährlichen Pflegemaßnahmen durch Schnitt der Pflanzen im und am Ufer des Gewässer. Eine gewisse Rolle spielen auch hier das Angeln und zunehmend der Bootstourismus. Der Betrieb des Stausees Bautzen verringert die Auswirkung von Hochwasser bzw. Niederschlagsmangel. Biotopmanagement: Eine wichtige Aufgabe sieht die Biosphärenreseryatsverwaltung in der Renaturierung der Fließgewässer. Vorrangig ist dabei der Rückbau der Querbauwerke. Mittelfristig sollen dann auch größere Fließgewässerabschnitte wieder einen natürlicheren Verlauf annehmen. Vorerst werden durch Uferbepflanzung und durch ein, gemeinsam mit der Landestalsperrenverwaltung entwickeltes Konzept zur Gewässerentwicklung, weitere Schritte für die Verbesserung der Lebensraumqualität an den Fließgewässern unternommen. Unter anderem hat sich der Bestand von einigen Tier- und Pflanzenarten durch die nunmehr naturschutzfachlich optimierte Gewässermahd vervielfacht. Durch diese optimierte Gewässerunterhaltung soll miuelfristig ein natumaher Wasserhaushalt wiederhergestellt werden. Lebensrciume, die von besonderem Interesse sind: Große Teile der Fließgewässer sind als FFH-Lebensraumtyp eingestuft. Dabei handelt es sich um Fließgewässer mit Unterwasservegetation (Lebensraumtyp 3260) und Flüsse mit Schlammbänken (Lebensraumtyp 327 0). Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Hierbei sind nur einige Angelfische relevant. Der Ertrag dürfte wenige Tonnen pro Jahr nicht überschreiten und ist damit im Vergleich zur Fischerei unbedeutend. lll.6.2 Lebensraumkomplex Moore Beschreibung Die frtihere Bedeutung des Lebensraumkomplexes Moor wird schon allein aus der Ubersetzung des sorbischen Wortes für Lausitz deutlich - Sumpfland. Weit mehr als 20 Yo der Fläche waren als Niedermoore, sicher auch mehr als I %o als Übergangsmoore einzustufen. Für Hochmoore fehlen ausreichend Niederschläge. Heute sind kaum mehr als 1 %o der Fläche Entwicklung Poo.seit1996 Bedrohte A¡ten mit übenegional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzgebiet Schutzstatus, Bemerkungen ca. 100 ad. FFH Anh. 2Fischotter Lutra lutra Steinbeißer Cobitis taenia > 1.000 ad. FFH Anh. 2 + Schlammpeitzeer Missurnus fossilis > 100 ad. FFH Anh. 2 FFH Anh. 2Bachneunauge Lampetra planeri > 10 ad. Grüne Keiliunsfer Oohiopomohus cecilia > 100 Ind. FFH Anh. 2 ++ ll als Nieder- oder Zwischenmoor zu bewerten. Fast komplett verschwunden sind die nährstoffreichen Niedermoore der Flußauen. Moorreste sind noch in einigen der großräumigen Waldgebiete bzw. im Uferbereich nährstoffarmer Teiche vorhanden. Bei diesen Teichen ist häufig ein fließender Übergang von den Röhrichten über Nieder- und Übergangsmoore zu Moor-Kiefernwälder vorzufinden. Auch im Bereich ehemaliger Torfstiche und aufgelassener Teiche sind Reste der ehemals verbreiteten Moor-Vegetationsgesellschaften zu finden. Durch Eutrophierung ist der Zustand vieler Übergangsmoore als gestört bis erheblich gestört einzustufen. Dennoch gibt es in den Mooren noch isolierte Populationen zahlreicher, hochgradig geftihrdeter bzrv. geschützter Tier- und Pflanzenarten. Iltichtigste menschliche Einwirkungen: Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts galt es als Kulhrtat, Moore zu kultivieren. Stets wurde deren Rolle für den Landschaftswasserhaushalt verkannt. Die ersten Moore wurden wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Anlage von Teichen zerstört. Die meisten Teichgruppen befinden sich in ehemaligen Niedermoorgebieten. Danach wurden Moore sukzessiv durch Meliorationen ausgetrocknet und für die Grünlandnutzung in Wiesen, später auch in Äcker, umgewandelt. Außerdem war es zu Zeilen der Holzknappheit tibliih, Torf als Brennmaterial zu stechen. Am nachhaltigsten wurden die Niedermoore durch die intensive landwirtschaftliche Melioration im vorigen Jahrhundert, besonders zwischen 1960 und 1990, aufgroßer Fläche geschädigt. Hinzu kam, dass durch den großflächigen Braunkohlebergbau zahlreiche Moore nach Grundwasserabsenkungen von wenigen Dezimetem bis zu mehreren Metern auch in den Waldgebieten degeneriert wurden. Selbst in Mooren mit geringen Grundwasserabsenkungen wirkte sich die mit der Absenkung verbundene Mineralisation und Nährstoffanreicherung in Verbindung mit der allgemeinen Eutrophierung aus der Luft im Gebiet verheerend aus. Biotopmanagement: Die verbliebenen Moorreste befinden sich allesamt in der Kern- und Pflegezone des Biosphärenreservates und unterliegen dem strengsten Schutz. Mit vorsichtigen Renaturierungsmaßnahmen insbesondere im Bereich der Ablauþäben soll deren Zustand langsam verbessert werden. Lebensräume, die von besonderem Interesse sind: Grundsätzlich sind alle Moore im Schutzgebiet wichtige Wasserspeicher, da die im Gebiet verbreitet vorkommenden, stark wasserdurchlässigen Sandböden dieser Funktion nicht nachkommen können. Gerade die Teiche, die nicht durch die großen Fließgewässer gespeist werden (Himmelsteiche), profitieren davon. Die Zwischenmoore mit ihren zahlreichen hochgradig gefÌihrdeten bzrv. geschützten Pflanzen- und Tierarten sind als FFH- Lebensraumtyp Übergangs- und Schwingrasenmoore (Lebensraum typ 7 I 40) besonders geschütz . Auch die stärker mit Bäumen bewachsenen Moorteile unterliegen als Birken- Moorwälder þrioritärer Lebensraumtyp 91Dl*), Waldkiefern-Moorwälder þrioritärer Lebensraumtyp 9lD2*) und Fichten-Moorwälder (prioritärer Lebensraumtyp 9lD4*) diesem Schutz. Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Die frtihere Nutzung der Früchte von Moosbeeren (Vaccinium oxycoccosl als Marmelade oder der Zweige des Sumpfporstes (Ledum palustre) als Heilmittel und Mottenschutz ist auf Grund der Seltenheit der Pflanzen und dem daraus resultierenden Schutz nicht mehr möglich . Auch die Entnahme von Torfmoosen (Sphagnum spec.) und von Torf erfolgt aus diesem Grund nicht mehr. Bedrohte Arten mit überregional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzeebiet Schutzstatus, Bemerkunsen Entwicklung Pon. seit 1996 K¡anich Grus grus 50-60 BP SPAAnh. l + Große Moosiunsfer Leucorrhinia pectoral is > 10 Ind. FFH Anh. 2 Gedrehtes Torfmoos Sphasnum contortum I Standort BArtSchVO t2 III.6.3 LebensraumkomplexHeiden Beschreibung: Die Heiden bestehen im Biosphåireffeservat aus Zwergstrauchheiden trockener und feuchter Standorte, Trockenrasen und Offensandflächen (meist im Bereich der Sanddünen) sowie aus deren mehr oder weniger stark bewaldeten Sukzessionsstadien. Durch den überwiegend sandigen Boden sind, abhängig vom Grundwasserstand, auf engstem Raum auf einigen Flächen extreme Feuchte und starke Trockenheit zu verzeichnen. Daraus resultierend sind hier zahlreiche, hoch spezialisierte und somit meist seltene Tier- und auch Pflanzenarten zu finden . Die Fläche hochwertiger Heidebiotope hat sich in den letzten 10 Jahren durch Sukzession etwa halbiert. Noch gravierender zeigt sich der Rückgangvon Ziegenmelker (Caprï mulgus europaeus) und Brachpieper (Anthus campestris) sowie von zahlreichen gefÌihrdeten Hymenopteren. Der Schwerpunkt der vorhandenen Heideflächen befindet sich auf Flächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Dauban und aufgegeben Teilen des Truppenübungsplatzes Nochten in der Bergbaufolgelandschaft bei Bärwalde. Traditionell bezeichnet die örtliche Bevölkerung auch die beerstrauchreichen Kiefernwälder als Heiden. Daraus entstand der Landschafts- und Schutzgebietsname. ll/ic htigst e mens chlic he Einwirkungen : Es ist davon auszugehen, dass der Mensch im Rahmen seiner wirtschaftlichen Tätigkeit schon seit mehreren tausend Jahren maßgeblich zur Entstehung der Heiden beigetragen hat. Heiden sind das Produkt der Übemutzung der Landschaft. Anfangs spielte sicher die Brandrodung und Aufgabe der Nutzung nach Aushagerung des Bodens die Hauptrolle. Seit dem Mittelalter waren Raubbau am Baumbestand und übermäßige Beweidung der abgeholzten Flächen die Hauptursache. Inwieweit natürliche Ursachen wie Waldbrand nach Blitzschlag und Großherbivoren bei der natürlichen Entstehung der Heiden eine Rolle spielen, ist noch nicht abschließend geklärt. Seit 1850 wurden seitens der Forstwirtschaft große Anstrengungen hinsichtlich der Wiederaufforstung dieser Flächen unternommen und so gingen offene Dünen und Heideflächen erheblich zurück. In den letzten Jahrzehnten spielen Braunkohletagebaue und militärische Nutzung die größte Rolle für den Erhalt und die Entwicklung dieser Lebensräume. Da der überwiegende Teil der Nutzungen, die zur Verheidung führen, meist nicht mehr existieren oder nicht mehr gewünscht sind und kaum Altemativen bestehen , gelingt es zlurzeit nicht, die Verschlechterung des Zustandes des Lebensraumes ausreichend entgegenzuwirken. Biotopmanagement: Im Biosphärenreservat werden derzeit die wichtigsten Flächen im Rahmen der Landschaftspflege durch Beweidung, Mahd, Entbuschung und Plaggen offen gehalten. Alle Verfahren sind sehr kostenintensiv. Ein Teil der Offenflächen, insbesondere da, wo die Offenhaltung nicht erfolgsversprechend scheint, ist den Kernzonen zugeordnet und unterliegt damit der ungehinderten Sukzession. Mit der Nominierung von Flächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Dauban frir die Stiftung ,,Nationales Naturerbe" und der damit angestrebten Ûbergabe an einen naturschutzorientierten Eigenttimer werden neue Impulse vor allem auch für Maßnahme erwartet, die dem Schutz der Heide dienen. Lebensrciume, die von besonderem Interesse sind: Die Heideflächen sind fast komplett als FFH-Lebensraumtypen eingestuft. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Feuchte Heiden (Lebensraumtyp 4010), welche in Sachsen selten sind, und Trockene Heiden (Lebensraumtyp 4030), in geringerem Maße um Binnendünen mit Sandheiden (Lebensraumtyp 2310) und Binnendünen mit offenen Grasflächen (Lebensraumtyp 2330) sowie in Fragmenten um Artenreiche Borstgrasrasen þrioritarer Lebensraumtyp 6230*). lnsbesondere die Lebensraumtypen mit gutem Erhaltungszustand sind mit artenreichen, teilweise hochgefÌihrdeten und in wenigen Fällen sogar deutschlandweit sonst als ausgestorbenen geltenden Insektenarten (vorrangig Hymenopteren) besiedelt. 13 Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Einzige kommerzielle Nutzung ist derzeit die Schaftraltung. Perspektivisch könnte die Verwendung des Holzes im Rahmen der regenerativen Energieerzeugung und die Verarbeitung von Besenheide (Calluna valgaris) für Biofilter erfolgen. Im kleinen Rahmen gibt es Bienenzüchter , die ihre Honigbienen wäh¡end der Blüte der Besenheide hierher umsetzen (Heide-Imkerei). Eine geringe Rolle spielt auch die Jagd - siehe Wälder. III.6.4 Le Wålder Beschreibung: Wälder sind der dominante Lebensraumkomplex im Biosphärenreservat und nehmen fast die Hälfte des Schutzgebietes ein. Sie finden sich vorrangig auf den ärmsten, landwirtschaftlich kaum nutzbaren Böden. Unter den Bäumen dominiert deutlich die Kiefer (Pinus sylvestris), die sich am besten an diese aÍnen Böden anpassen konnte. Sie weist dabei sowohl auf mineralischen Nassstandorten als auch auf den trockenen Dünen den höchsten Zuwachs und Ertrag unter den Bäumen auf. Da die Kiefern fast ausschließlich über Kahlschläge verjüngt wurden, entstanden durchschnittlich 5 ha große, gleichaltrige, vielfach monotone Kiefernforste, die in verschiedenen Altersklassen aneinander angrenzen Da mit zunehmendem Alter Kiefernwälder immer lichter werden, sind in Altbeständen dennoch eine relativ artenreiche Bodenvegetation und ein artenreicher Insekten- und Brutvogelbestand vorzufinden. Dies zeigt sich auch an zahlreichen Baumhöhlen und Greifvogelhorsten. Naturgemäß wären die msisten Kiefernforste Mischwälder aus Kiefer, Stieleiche (Quercus robur) und Birke (Betula pendula) . Daher stellen beide Baumarten die zweit- bzw. dritthäufigste Baumart dar. Eichenwälder finden sich in Gesellschaft mit der Hainbuche (Carpinus betulus) und anderen Edellaubhölzern weiterhin in Resten in der Flussaue, vor allem an Standorten mit regelmäßigen Überschwemmungen. In Folge der Verringerung von Hochwasserereignissen durch Flussbegradigungen und die Enichtung von Talsperren wurden die Auwälder degradiert. Am Rand der Teiche finden sich zum Teil ausgedehnte, kaum begehbare Bruchwälder, die auf den nährstoffreicheren Nassstandorten überwiegend von Erle (Alnus glutinosa,) auf den nährstoffürmeren Nassstandorten von Moorbirke (Betula pubescens ) dominiert werden. Eine Besonderheit stellen die Tieflandsvorkommen von Fichten (Picea abies) und Weißtannen (Abies alba) dar, die autochthon in Senken (Kältelöcher am Rand der Flussauen und Moore), bei denen das Grundwasser ganzjährig in geringer Tiefe ansteht und dabei zumindest langsam fließt, vorkommen. Nur dort können die ansonsten natürlich nur in Bergmischwäldern vorkommenden Arten ihren Wasserbedarf sicherstellen. llichtigste menschliche Einwirkungen : Die regelmäßige, zuwachsoptimierte und somit fri.ihzeitige Nutzung der Kiefernforste bringt ein Mangel an Alt- und Totholz sowie an Kleinstrukturen mit sich. Dadurch sind diese im Vergleich zum natumahen Kiefemwald deutlich artenärmer. Auch bei den anderen Baumarten ist der Alt- und Totholzanteil ca. 50 Yo zu niedig. Zusätzlich wurden seit 150 Jahren zahlreiche fremdländische Baumarten angebaut, die sich teilweise ausbreiten und die heimische Flora verdrängen oder beeinträchtigen, z.B. Späte Traubenkirsche (Prunus serotina ), Roteiche (Quercus rubra) und Weymouthskiefer (Pinus strobus). Diese Baumarten haben mittlerweile ca.5 Yo der Waldfläche mehr oder weniger stark besiedelt. Bedrohte Arten mit überregional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzsebiet Schutzstatus, Bemerkungen Entwicklung Pop. seit 1996 Wolf Canis lupus I Rudel FFH Anh.2 + Ziesenmelker Caprimulgus europaeus 30-40 BP SPA Anh. 1 Heidelerche Lullula arborea 270-320 BP SPA Anh. 1 Neuntöter Lanius collurio 250-300 BP SPAAnh. I Flieeensoießwespe Oxybelus latro > l0 Ind. 2 dt.Nachweise ,l l4 Durch den Einsatz kostengiinstiger, aber schwerer Forstmaschinen wird der Bodendruck erhöht . Dabei kommt es zu Schäden an den Bodenpflanzen bzw. am Feinwurzelsystem der Bäume, was deren Vitalität und damit die ökologische Stabilitat des Waldes verringert. Biotopmanagement: In den letzten 15 Jahren hat es im Waldbau wieder eine Trendwende von der Kahlschlagswirtschaft hin zum ökologischen Waldbau gegeben. Dennoch wird das Ziel - ökologisch stabile, naturnahe Wälder - auf Grund des großen wirtschaftlichen Druckes nur über einen sehr langen Zeitraum erreicht werden können. Dies ist unter anderem darin begründet, dass die forstliche Förderung auf ein geringes Niveau zurückgefahren wurde und die Naturschutzförderung kaum greift. Hier besteht dringender Änderungsbedarf. Daher wurde auch mit der Privatisierung von über 5.000 ha Wald aus DDR-Volkseigentum durch die bundeseigene Bodenverwertungs- und Verwaltungs GmbH eine riesige Chance vertan, im Biosphärenreservat großflächig Wälder zu entwickeln, in denen gleichberechtigJZiele von Naturschutz und Bewirtschaftung verfolgt werden können. Mit der Nominierung von Flächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Dauban für das ,,Nationales Naturerbe" und der damit angestrebten Übergabe an einen naturschutzorientierten Eigentümer ergeben sich neue Chancen, Waldflächen im Umfang von 2.500 ha im Sinne des Biosphärenreservates zu entwickeln. Die Kiefer wird langfristig die Hauptbaumart bleiben, auch wenn sich der Anteil an Laubhölzern deutlich erhöhen soll. ln den Kernzonenflächen und auch auf Grund des Nutzungsverzichtes durch den Staatsforstbetrieb auf teichnahen Flächen wird mittelfristig der Anteil von Althölzern und Totholz ansteigen. Diese Flächen nehmen jedoch nur weniger als 10 % des Waldes ein und sind dabei ungleichmäßig im Gebiet verteilt. Daher gilt es zuktinftig auch im Großprivatwald (mittels Vereinbarungen) zahlreiche kleine Naturwaldzellen einzurichten , die dann 2-5 %o der Privatwaldfläche einnehmen könnten. Zwar gibl es schon zahlreiche unbewirtschaftete Kleinprivatwälder, doch ist es in Anbetracht der absehbaren Energieknappheit in den nächsten Jahrzehnten unsicher, ob hier die Nutzung wieder aufgenommen wird. Daher sollten solche Flächen durch den Freistaat Sachsen oder Naturschutzverbände erworben werden. Für Kahlschläge, Biozideinsatz und Anbau fremdländischer Baumarten gibt es Einschränkungen durch die Schutzgebietsverordnung, so dass dort negative Tendenzen vermieden werden können. Bei einer 2003-2005 auf einer Fläche von 3.000 ha grassierenden Massenentwicklung der Nonne (Lymantria monacha) konnte durch die beispielgebende Zusammenarbeit von Biosphärenreservatsverwaltung und Forstverwaltung der Einsatz von Bioziden so optimiert werden, dass weder nennenswerte Schäden an der Fauna, noch nennenswerte wirtschaftliche Schäden entstanden sind. Auf über 50 Yo der Fläche erfolgt derzeit der Einsatz von schweren Forstmaschinen (Harvester, Forwarder). Daher spielt beim Biotopmanagement der bodenschonende Einsatz von Rücke- und Abfuhrfahrze\gen eine wichtige Rolle. Durch Förderung wird diesbezüglich unter anderem der Einsatz von Pferden bei der Rückung unterstützt (und damit auch zu einer höheren Beschäftigung bei den Forstarbeitern beigetragen) . Zwei Forstbetriebe setzen Pferde auch ohne Förderung ein, um die Vitalitat des Waldes zu erhalten. Derartige Initiativen gilt es weiter zu untersttitzen. Vier Forstbetriebe, darunter Landes- und Bundesforst, wurden auf 7.000 ha auf Grundlage der PEFC-Richtlinien zefüfiziert. Auf Grund des geringen Verkaufserlöses der Hauptbaumart Kiefer und des damit geringen finanziellen Spielraumes sind ntr Zeit die größeren privaten Forstbetriebe gegenüber den Zertiftzierungssysteme wenig aufgeschlossen. Dennoch werden Biosphärenreservats- und Landesforstverwaltung weitere Schritte unternehmen, beide Zertifizierungssysteme im Privatwald zu etablieren. Entscheidend dafür wird sein, ob der Hauptabnehmer des Holzes, das Sägewerk in Kodersdorf, dieses Vorhaben unterstützt. Lebensrciume, die von besonderem Interesse sind: Die großräumigen, unzerschnittenen Kiefernwälder spielen eine besondere Rolle hinsichtlich des Wasserhaushaltes und des Lokalklimas bzw. des Schutzes von Arten mit besondel 5 rer Stönrngsempfindlichkeit (Seeadler - Haliaeetus albicilla, Wolf - Canis lupus). Der Anteil besonders schützenswerte Waldlebensräume ist vergleichsweise gering. Dabei handelt es sich um Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (Lebensraumtyp 9160), Labkraut- Eichen-Hainbuchenwälder (Lebensraumtyp 9170), Eichenwälder auf Sandebenen (Lebensraumtyp 9190), Birken-Moorwälder (prioritärer Lebensraumtyp glDl*), Waldkiefern- Moorwälder þrioritärer Lebensraumtyp 9lD2*), Fichten-Moorwälder (prioritärer Lebensraumtyp 91D4*), Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder (prioritärer Lebensraumtyp 9180*), Hartholzauenwälder (Lebensraumtyp 9lF0) sowie Mitteleuropäische Flechten- Kiefernwälder (91T0). Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Im Prinzip werden alle im Gebiet vorhanden Baumarten genutzt. Durch neue Technologien (Herstellung von Profilhölzem und Spanplatten) und durch steigenden Brennholzbedarf werden mittlerweile wieder zunehmend auch dünne Hölzer genutzt. Wertholz spielt im Gebiet nur eine geringe Rolle. Die Harznutzung wurde 1990 auf Grund zu hoher Arbeitskosten eingestellt. Weihnachtsbaum- und Reisiggewinnung spielen keine große Rolle mehr. Eine wichtige Einnahmequelle stellt dagegen die Jagd dar. Dabei werden vorrangig Rehe (Capreolus capreolus), Wildschweine (Sus scrofa), Rothirsch (Cervus elaphus) und Damhirsch (Dama dama) verwertet. Traditionell spielt das Sammeln von Blaubeeren (Vaccinium myrtillus) und von essbaren Pilzen bei der einheimischen Bevölkerung eine große Rolle, wobei auch zahlreiche Tagestouristen dafür bis zu 100 km anreisen. III.6.5 Grünland Beschreibung: Grünland nimmt im Biosphärenreservat mr ca. l0 o/o der Fläche ein. Schwerpunkt sind dabei die ehemaligen Niedermoorgebiete in der Flussaue, die häufig nach Melioration in artenarmes Intensivgrünland in Ausbildung als kräuterarme ,,Fuchsschwanzwiese" umgewandelt wurden. Dennoch blieben vor allem in den Randlagen der Flußauen und innerhalb der 'Wälder sehr wertvolle und artenreiche Wiesen erhalten, die jedoch selten größer als 10 ha sind. Die großen Standortunterschiede bewirken eine starke Differenzierung der Wiesengesellschaften von binsen- und seggenreichen Nass- und Feuchtwiesenausbildungen, über Frischwiesen bis hin zu silikatischen Trockenfluren. Besonders im Süden des Biosphärenreservates sind auf Standorten mit tonhaltigem Substrat auch anspruchsvollere Glatthaferfrischwiesen und einzelne Pfeifengraswiesen erhalten. Kleinflächig treten auf der Basaltdurchragung des Guttauer Eisenberges Halbtrockenrasen und Subkontinentaler Steppenlieschgras -Trockenrasen auf, welche die letzten Vorkommen des der Reliktart Steppen- Sesel (Sesell annuum) mit bis zu 64 blühenden Exemplaren in Sachsen beherbergen. Wichtigste menschliche Einwirkungen : Wiesen wurden allein durch das Einwirken des Menschen geschaffen und können auch nur durch regelmäßige Nutzung bzw. Pflege erhalten werden. Bis um etwa 1960 gab es fast nur artenreiche, naturschutzfachlich wertvolle Wiesen. Durch großflächige Entwässerungsmaßnahmen , Einsaat von ertragreichen Kulturgrassorten und durch regelmäßige Düngung wurde ein Großteil der Wiesen entwertet. Damit wurden auch intensive Beweidung und zeitige, mehrfache Mahd möglich, was insbesondere den Wiesenbrütern und der Blüten besuchenden Insektenwelt einen starken Bestandeseinbruch brachte. Bedrohte Arten mit überregional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzeebiet Schutzstatus, Bemerkunsen Entwicklung PoD. seit 1996 Wolf Canis lupus I Rudel FFH Anh. 2 + Mopsfledermaus Barbastellus barbastellus > l0 ad. FFH Anh. 2 ? Ziesenmelker Caprimulgus europaeus 30-40 BP SPAAnh. l Seeadler Haliaeetus albicilla l5-17 BP SPAAnh. l + Sperlinsskauz Glaucidium passerinum 20-24BP SPAAnh. I + Moorveilchen Viola uliginosa 1000 Pflanzen einziges dt. Vorkommen + t6 Biotopmanagement: Durch intensive Schutznaßnahmen, teilweise Flächenkauf, Pflegepläne und umfangreiche Förderung ist auf den wertvollsten Grünlandflächen gegenüber 1990 eine deutliche Verbessenrng des Zustandes erreicht worden. Viele Flächen sind wieder auf ihr natürliches Niveau ausgehagert. Selbst auf den meisten Wirtschaftsgrünlandflächen ist eine deutliche Extensivierung erreicht worden, die mit einer erheblichen Verbesserung des Artenbestandes bei der Vegetation einhergeht (teilweise Verdopplung des Artenbestandes). Es muss sichergestellt werden, dass sich der Grtinlandanteil nicht durch Nutzungsaufgabe verringert. Aufforstungen von Grünland konnte bisher in der Pflegezone verhindert werden. Es ist wichtig, das derzeitige Habitatmanagement fortzusetzen. In den nächsten Jahren wird es dann möglich sein, aktive Wiederansiedlungsmaßnahmen einiger besonders bedrohter Pflanzenarten durchzuführen. Zu diesen Pflanzenarten gehört die Dachzieglige Siegwurz (Gladiolus imbricatus), deren Bestand durch gezieltes Management an einem Standort (von sechs sächsischen Standorten) in den letzten l0 Jahren von 50 auf 900 blühende Pflanzen anwuchs . Diese in der BRD vom Aussterben bedrohte, besondere osteuropäisch-sarmatisch verbreitete Art besitzt, abgesehen von je einem kleinen Vorkommen in Brandenburg und Thüringen, ihre einzigen und vor allem individuenreichsten Vorkommen in der Oberlausitz. Lebensrciume, die von besonderem Interesse sind: Zwar sind die Flachland-Mähwiesen (Lebensraumtyp 6510) aus europäischer Sicht von besonderem lnteresse, doch sind auch die zahlreichen, relativ artenreichen Binsen- und Seggernreichen Nasswiesen und Trockenrasen von besonderer Bedeutung. Kleinflächig spielen auch die stark gefÌihrdeten Lebensraumtypen Artenreiche Borstgrasrasen þrioritärer Lebensraumtyp 6230*) und Pfeifengraswiesen (Lebensraumtyp 6410) eine Rolle. Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Es gibt zahlreiche Heilpflanzen, ohne einzelne Hervorheben zu wollen, die von heimischen Kräuterkundigen gesammelt werden. Dominierend auf den wertvollen Flächen sind späte Pflegeschnitte ztr Heugewinnung sowie Schafbeweidung durch Landschaftspflege- und Naturschutzverbände, auf weniger wertvollen Wiesen Heumahd und Beweidung mit Rindern durch die Landwirtschaftsbetriebe. III.6.6 LebensraumkomplexAcker Beschreibung: Die Äcker stellen ztrzeit die artenärmsten Lebensräume im Gebiet dar. Typisch sind Flächengrößen von 25 bis 50 ha. Randstrukturen sind häufig nur rudimentär ausgebildet. Der Boden ist außer in den Flußauen relativ sandig, somit nährstoffarm und von geringem Wasserspeichervermögen gekennzeichnet. Auf einigen besonders gefÌihrdeten Flächen erfolgen regelmäßig auch stärkere Ausblasungen von Boden und Nährstoffen. Äcker sind in die Kategorien Stilllegungsflächen (< l0 %o der Fläche) und Intensivacker zu unterteilen. Äcker mit artenreicher Wildkrautflora sind nur im Bereich der von der Biosphärenreservatsverwaltung initiierten Wildkrautäcker zu finden. Förderprogramme zum Ökolandbau werden in Ostsachsen kaum angenommen. Dies ist teilweise auch im Biosphärenreservat in den Bodenverhältnissen , Besitzstrukturen und Entfernungen zu den Absatzmärkten begründet. Über 90 Yo der Ackerfläche wird von Betrieben bewirtschaftet, die über 500 ha groß sind. Diesen Betrieben fehlt Kapital, den gesamten Betrieb umzustellen. Gleichzeitig ist durch die geringe Besiedlungsdichte und das geringe Einkommen in der Region der Absatz für Produkte des Ökolandbaus relativ gering und somit das Umstellungsrisiko hoch. Entwicklung Poo. seit 1996 Bedrohte A¡ten mit überregional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzsebiet Schutzstatus, Bemerkungen FFH Anh. 2 ,ìSchwarzblauer Bläuling Maculinea nausithous Einzeltiere Wachtelkönis Crex crex 2.48P SPAAnh. l Wildgladiole Gladiolus imhricatus 900 Pflanzen größter sächs. Bestand ++ t7 l4richtigste menschliche Einwirkungen: Äcker wurden allein durch das Wirken des Menschen geschaffen und können auch nur durch regelmäßige Nutzung erhalten werden. Bis zum 20. Jahrhundert waren Äcker artenreiche Lebensräume. Spätestens nach intensiver Melioration und Flurbereinigung zwischen 1960 und 1990 wurden sie deutlich artenärmer. Hinzu kam der regelmäßige Einsatz von Kunstdünger, übermäßig viel Gülle und Bioziden. Die Eutrophierung in Boden, Wasser und Luft wirkte sich auch auf alle angrenzenden Lebensräume aus. Momentan ist zusätzlich der großflächige Anbau von Mais und Raps zu beobachten, der ohne flankierende Maßnahmen zur weiteren Artenverarmung beitragt. Charakteristische Tierarten der Feldflur, wie das Rebhuhn (Perdix perdix), sind heute fast vollständig verschwunden, weil Deckung und Nahrung für die Jungvögel fehlen. Trotz der umfangreichen Bemühungen der Biosphärenreservatsverwaltung konnte bei dieser Art keine Trendwende erreicht werden. Biotopmanagement: Im Vergleich mit den anderen Lebensraumkomplexen besteht hier der größte Entwicklungsbedarf . Die von der Biosphärenreservatsverwaltung in Angriff genommenen Projekte zur Verbesserung der Strukturen in der Feldflur werden durch ungünstige Rahmenbedingungen , wie die fehlenden geeigneten Förderprogramme, nur kleinflächig wirksam. Wesentlich erfolgreicher ist das Wildkrautackerprojekt, bei dem ein extensiver Ackerbau mit alten Kultursorten erfolgt. Dabei werden derzeit auf einer Fläche 36 ha Ackerwildkräuter und genetisch wertvolle alte Kulturpfl anzensorten erhalten. Eine generelle Trendwende könnte unter anderem mit einem großflächigeren ökologischen Landbau erfolgen oder durch Maßnahmen zur Flächenstrukturierung erzielt werden. Im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten der Biosphärenreservatsverwaltung werden zur Unterstützung des ökologischen Landbaues jährlich drei Naturmärkte durchgeführt. Außerdem wird durch kleinere Projekte die Regionalvermarktung geftirdert, siehe auch unter Punkt III.7. Eine Verbesserung der Förderkulisse bleibt aber unabdingbar, um nachhaltige Verbesserungen auf großer Fläche zu bewirken. Zur Strukturierung der Agrarlandschaft tragen unter anderem die Anlage von Flurholzstreifen und die Nutzungsaufgabe auf Vemässungsstellen bei. Es zeigt sich bei allen Projekten, die diesbezüglich von der Biosphärenreservatsverwaltung in Angriff genommen werden, dass hierfür das Eigentum der öffentlichen Hand bzw. von Naturschutzverbänden eine Grundvoraussetzung ist. Im Rahmen von Flumeuordnungsverfahren (2.8. modellhaftes Flumeuordnungsverfahren Brösa) kann dann dieser Eigentumsanteil beispielsweise auf die Flurholzstreifen, Alleen oder Vemässungstellen verlegt werden. Fehlendes Landeseigentum ist jedenfalls der Hauptgrund dafür, dass in den letzten l0 Jahren eine Verbesserung der Flächenstruktur nur auf etwa 5 %o der Landwirtschaftsfläche erreicht werden konnte. Großflächig ist der Herbizid- und Biozideinsatz weiter zu verringern, insbesondere an Gewässern . Alle Landwirtschaftsbetriebe verzichten, laut einer aktuellen Befragung der Biosphärenreservatsverwaltung , derzeil freiwillig auf den Einsatz gentechnisch veränderter Tier- und Pflanzenarten. Eine im Rahmenkonzept diesbezügliche getätigte Formulierung wurde damit aktuell bestätigt. Lebensräume, die von besonderem Interesse sind: Einzig naturschutzfachlich wertvoller Lebensraum sind die extensiv genutzten 'Wildkrautäcker . Hier haben sich mittlerweile über 100 Pflanzenarten eingestellt, darunter viele gefÌihrdete. Bedrohte Tier- und Bedrohte Arten mit überregional bedeutsamen Vorkommen (Auswahl) Population im Schutzsebiet Schutzstatus, Bemerkunqen Entwicklung Pop. seit 1996 Weißstorch Ciconia ciconía l5-25 BP SPAAnh. I Ortolan Emberiza hortulana 15-20 BP SPAAnh. I Rebhuhn Perdix perdix 5-10 BP Lämmersalat Anoseris minima >1.000 Ind. in Sachsen stark gefÌihrdet 18 Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Traditionell spielt der Anbau von Roggen, 'Weizen, Gerste und Kartoffeln eine große Rolle. Lein- und Buchweizenanbau erfolgen heute nur noch in einem sehr geringen Umfang. Dafrir wächst der Anteil der Anbaufläche von Mais und Raps beständig, so dass diese heute einen dominierenden Anteil einnehmen. lll.6.7 Lebensraumkomplex Siedlungen Beschreibung: Die Siedlungen im Biosphärenreservat weisen verschiedenste Dorfformen auf. Charakteristisch sind die Hofstellen und kleine Rittergüter. Streusiedlungen sind auch heute noch, vor allem im Raum Klitten, anzutreffen. Neubauten sind meist Einfamilienhäuser, die von Gärten umgeben sind. Mehrfamilienhäuser mit Wirtschaftsgebäuden sind vor allem in den ehemaligen Rittergütern festzustellen. Nur in wenigen Orten entstanden einige, der ftir die DDR typischen bis vierstöckigen Mehrfamilienhäuser. Die größten zusammenhängenden versiegelten Flächen sind im Bereich der großen Stallanlagen und Wirtschaftsgebäude der großen Agrarbetriebe (> 500 ha Nutzfläche) zu finden. Ansonsten gibt es nur einen größeren Betrieb aus der Nahrungsmittelindustrie mit mehr als 100 Mitarbeitem. Viele Kleinbetriebe aus Handwerk, Nahrungsmittelerzeugung, Fischerei, Land- und Forstwirtschaft fügen sich ebenso wie die kleinen Pensionen meist gut in das Dorfbild ein. Große Hotels oder ähnliches existieren nicht. l4tic htigs t e mens chl ic he E inwirkungen : Gartenreiche Siedlungen sind noch meist sehr artenreich. Tendenziell verarmt die Tier- und Pflanzenwelt jedoch auch in diesen Bereichen, da die Versiegelung, die Umwandlung von Gartenbeeten in Rasenflächen sowie der Anbau von Koniferen zunimmt. Der Umbau von Wohnhäuser und Nebengebäude sowie großer Ordnungssinn lassen Nischen für Quartiere von Fledermäusen und Brutplätze für Fledermäuse verschwinden. Insbesondere die Aufgabe der häuslichen Tierhaltung wirkt sich negativ auf das Vorkommen von Fledermäusen und Schwalben aus. Biotopmanagement: Zahlreiche öffentlichkeitswirksame Projekte (wie Gartenwettbewerb, schönstes landschaftstypisches Haus) sollen bei den Einwohnem Interesse für die artenreiche Tierwelt vor ihrer Hausttir wecken. Fledermausgerechte Umbaumaßnahmen werden insbesondere an den vorhandenen Quartieren umfangreich unterstützt. Für den Weißstorch gibt es ein Storchenhorstsanierungsprog Íamm. Die Biosphärenreservatsverwaltung erarbeitet gemeinsam mit den Gemeinden unter Mitwirkung der ortsansässigen Bevölkerung Siedlungsentwicklungskonzeptionen , die die Zielstellungen des Biosphärenreservates weitestgehend berücksichtigt , nimmt zu allen Bauanträgen im Gebiet Stellung und führt auch dazu umfangreiche Gespräche mit den Antragstellern. Im Rahmen eines Streuobstwiesenprojektes erfolgt durch die Biosphärenreservatsverwaltung eine Unterstützung des Anbaues alter Obstsorten und gleichzeitig des Erhaltes wertvoller Obstwiesen innerhalb der Siedlungen. Lebensräume, die von besonderem Interesse sind: Von besonderem Interesse sind alle Fledermausquartiere und artenreiche Bauemgärten sowie die Streuobstwiesen. Bedrohte Tier- und Traditionell und kommerziell wichtige Arten: Zahlreiche Obstsorten (Åpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen) und Gemüsesorten (Kartoffel , Kürbis, Mohrrüben, Zwiebeln u.a.) sowie Schnittblumen spielen noch eine große Rolle. Bed¡ohte Arten mit überregional bedeutsamen Vorkommen lAuswahl) Population im Schutzeebiet Schutzstatus, Bemerkunsen Entwicklung Pop. seit 1996 Weißstorch Ciconia ciconia 15-25 BP SPAAnh. I Großes Mausohr Myolis myotis Einzeltiere FFH Anh. 2 t9 Außerdem werden im kleineren Umfang als früher im häuslichen Umfeld Kaninchen, Hühner und Gänse, seltener auch Schafe, Ziegen, Schweine und Kühe gehalten. Der Viehbestand beträgt im Gebiet ungefÌihr 23.000 Schweine, 5.200 Rinder und 2.300 Schafe. ttr.7 Biotopmanagement Nachfolgendes Kapitel dient der Zusammenführung und Erläuterung der oben gemachten Aussagen zum Biotopmanagement. Die Biosphärenreservatsverwaltung ist bemüht, alle im Gebiet laufenden Habitat gestaltenden Maßnahmen und Nutzungen zu koordinieren bzw. fachlich zu begleiten. Auf Grundlage des rechtlichen Rahmens der Schutzgebietsverordnung wurde gemeinsam mit interessierten, vor Ort tätigen Nutzem, allen Nutzerverbänden und Fachbehörden sowie mit Naturschutzverbänden und allen Kommunen ein fachliches Rahmenkonzept für das Gebiet erstellt und gemeinsam beschlossen (Biosphärenreservatsrat ). Dieses zeichnet eine Entwicklungsstrategie, welche die soziokulturellen, wirtschaftlichen und ökologischen Erfordernisse im Gebiet in Einklang bringen will. Damit liegt ein Leitfaden ftir die Planung im Gebiet vor, der konkrete, zu untersetzende Qualitatsziele für das Biosphäreffeservat formuliert . Im Rahmen der Pflege-, Entwicklungs-, Regenerierungs- und Nutzungsplanung (siehe auch Punkt VIII.4) erfolgt eine umfassende Analyse des Zustandes von Biotopen, Pflanzen- und Tierarten sowie relevanter Betriebsdaten, welche die Grundlage für die Formulierung eines flächenkonkreten Handlungsrahmens für Bewirtschaftung oder Einzelmaßnahmen bietet. Fördermittel werden entsprechend der in der Planung formulierten Prioritäten eingesetzt. Dazu stehen mehrere Förderprogramme (Vertragsnaturschutz , Förderung nach der Landschaftspflegerichtlinie) zur Verfügung, bei denen die Biosphärenreservatsverwaltung ein Vertragspartner bzw. fachlicher Gutachter ist und somit direkten Einfluss auf die Vertragsinhalte hat. Jährlich werden auf 2.025 ha Teichfläche, 526 ha Grünland und 36 ha Acker sowie ca. 20 ha Wald Vertragsnaturschutzmaßnahmen durchgeführt. Dabei arbeitet die Biosphärenreservatsverwaltung gemeinsam mit dem Förderverein für die Natur der Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft e.V., Landschaftspflegeverbänden und auch den örtlichen Bewirtschaftem bei Planung, Organisation und teilweise bei der praktischen Umsetzung eng zusammen. Zusätzlich beteiligt sich die Biosphärenreservatsverwaltung an EU-weiten Förderprogrammen, wie LEADER und LIFE (hier wurde 2005 ein Antrag gestellt). Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Projektträgem, z.B. Sächsisches Landeskuratorium ländlicher Raum, Kommunen, Naturschutzvereinen und Pflegeverbänden, dient einer aus naturschutzfachlicher, ökonomischer und sozialer Sicht optimalen Ausrichtung der Projekte. Vielfach werden dabei durch die Biosphäreffeservatsverwaltung wissenschaftlichen Einrichtungen (UNI Freiburg, TU Dresden, HS Zittau-Görlitz, BTU Cottbus u.a.) einbezogen. Außerdem stehen der Biosphärenreservatsverwaltung eigene Haushaltsmirtel zur Verfügung, die unter anderem für dringliche spezielle Artenschutzmaßnahmen als Beispielprojekte auf Flächen des Freistaates Sachsen genutzt werden. Projekte, bei denen die Biosphärenreservatsverwaltung hauptverantwortlich war und ist, sind zusammenfassend im Folgenden dargestellt und detailliert noch einmal in Anlage 5 aufgelistet: Biotopschutzmaßnahmen - Anlage mehrerer Wildkrautäcker zum Schutz und zur Erhaltung gefÌihrdeter Ackerwildkrautgesellschaften und zum Schutz alter, regionaltypischer Kulturpflanzenarten (gesamt 32ha), - Maßnahmen zur Moorrenaturierung an 3 Mooren (Wasserstandsanhebung, Schilfmahd, Entnahme eutrophen Materials, Umsetzung von I 50 m' Zwischenmoor-Pflanzengesellschaften aus einem Bergbau-Devastierungsgebiet), - Organisation umfangreicher Maßnahmen zur Offenhaltung von Heidestandorten im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Dauban durch Elche (Alces alces), Beweidung der Flächen mit Schafen (Schutz alter Haustierrassen - Hornlose Heidschnucke), Mahd und Entbuschung unter anderen im Rahmen eines Projektes des Bundesministeriums flir Bildung und Forschung in enger Zusammenarbeit mit der UNI Freiburg und der TU Cottbus sowie kleinflächige Offenlegung von Dünen, 20 - Organisation bzw. Durchführung umfangreicher Pflanzmaßnahmen, z.B. Pflanzungen von mehrreihigen Gehölzstreifen und von Einzelbäumen entlang von Fließgewässern, Pflanzung von Hecken und Einzelgehölzen in der Feldflur sowie Umsetzung eines Streuobstwiesenprojektes (alte Obstbaumsorten) in Verbund mit der Anlage eines pomologischen Schaugartens, - Schutz von wertvollen Einzelgehölzen und Baumgruppen (Auskoppeln von Gehölzen, Pflegeschnitte ), Vorbereitung eines Modellprojektes zur Neupflanzung einer 2,5 krî langen Allee an der S 106 zwischen Milkel und Lomske sowie umfangreiche Initiativen zum Alleenschutz, - Rück- oder Umbaumaßnahmen von Wehren zur Erhöhung der ökologischen Durchgängigkeit von Fließgewässern (insgesamt 25 Wehre im Biosphärenreservat) - Beteiligung (in 6 Fällen) und Durchführung (in 3 Fällen), - Organisation der Neuanlage, lnstandsetzung oder Renaturierung von Kleingewässem, Teichen und Fließgewässem und Durchführung von über 20 Maßnahmen, - Organisation und Durchfrihrung von Flächenentsiegelungen (ungenutzteBinzelbauwerke außerhalb der Siedlungen - z.B. militarisch genutzte Gebäude, Betonflächen), - Besucherlenkung aus störungsempfindlichen Bereichen in geeignete Gebiete durch Anlage attraktiver Naturerlebnispfade auf Grundlage einer Tourismuskonzeption und eines Wanderweg - und Lehrpfadkonzeptes, - Durchführung von Schulungen zur naturschutzgerechten Nutzung der Landschaft für interessierte Landnutzer imRahmen der Umweltbildung (2.8. Seminare Obstbaumschnitt, Schulungen bei Landwirtschafts- und Forstämtern, Zusammenarbeit mit Schulen u.a.), - Veranstaltung von Wettbewerben mit dem Ziel, besonders positive Beispiele bei Nutzungen im Biosphärenreservat populär zu machen (schönster naturnaher Garten, schönstes landschaftstypisches Haus), - Vorbereitung der Zefüñzierung von Betrieben mit Qualitätszeichen, die nach Kriterien des Biosphärenreseryates wirtschaften (2.8. Optimierung des Weidebetriebes füLr Rinder und Gänse ), sowie Hilfe beim Aufbau von Produktions- und Vermarktungsstrukturen, - Durchführung von 3 Naturmärkten pro Jahr mit bis zu 70 Anbietern zur Förderung der Regionalvermarktung und -entwicklung und somit auch von ökologischer Wirtschaftsweise im ländlichen Raum, insbesondere des ökologischen Landbaus. Artenschutzmaßnahmen für gefährdete und bedrohte sowie wertvolle Pflanzen - Erfassung und Zustandsbewertung aller Bestände von Eibe (Tarus baccata),Wacholder (Juniperus communis) und Weißtannen (Abies alba);Durchftihrung von dringend notwendigen Schutzmaßnahmen, - Zielgerichtete Maßnahmen zum Schutz und Entwicklung von über 50 gefÌihrdeten bzw. seltenen Pflanzenarten durch jährliche, zielgerichtete Pflege in deren Lebensräumen. Artenschutzmaßnahmen für gefÌihrdete und bedrohte sowie wertvolle Tiere - Durchführung einer halbquantitativen Feirnasterkartierung der Brutvögel und Erfassung von Kleinsäugerbeständen im Gebiet des Biosphärenreservates, Bewertung der Geführdungen und Planung von Schutzmaßnahmen, - Betrieb von zwei Amphibienschutzzäwen mit täglicher Kontrolle und Artenerfassung, - Durchftihrung zahlreicher Naturschutzbaumaßnahmen, wie Bau und Betrieb einer 100 m'?, großen Brutinsel für Flussseeschwalben (Sterna hirundo), Bau von geeigneten Querungsmöglichkeiten für Fischotter und Amphibien an Straßen, Bau künstlicher Nisthilfen, Reparatur von Horsten des Weißstorches (Ciconia ciconia), Sicherungsmaßnahmen an Fledermausquartieren , - Bergung und Umsetzung von Wildfischen, flugunfÌihigen Jungvögeln und wertvollen Wirbellosen aus abgelassenen Teichen, Wildfischerfassung, - Organisation und Durchführung der Aufnahme, Pflege und Wiederauswilderung von verletzt aufgegriffen Tieren gemeinsam mit den Naturschutztierpark Görlitz. 2t ry.l Namen der verschiedenen Gebiete Kernzone: Pflegezone: 72,91ha 349,46ha 25,82ha 44,2lha 192,70ha 87,26ha 58,30 ha 271,46ha 22,4gha 5,92ha 544,98ha 264,69ha 8,25 ha 1.5rt,20 ha 0,93 ha 265,86ha tt6,23ha 24,21ha 101,03 ha 129,72ha 342,02ha 53,80 ha 83,99 ha 52,24ha 2.396,94ha 177,38ha 163,6lha 6,41ha 26,43ha 1,90 ha 12,65ha 2.245,53ha 99,06ha 4,97 ha 6,76ha 1.782,19 ba 39t,99ha 79,6r ha 942,29 ha 174,24ha 1.1 t.2 1.3 1.4 1.5 t.6 1.7 1.8 1.9 Erlenbruch Wartha-Koblenz Bärwalder Heide Strowenzbruch Heikbruch Milkeler Moor Erlenbruch Commerau Düne Uhyst Daubaner Wald Spiesk Orchideenwiese Groß Särchen Teiche zwischen Wartha und Koblenz Altteich Hermsdorf Jesor Steinitz Driewitzer Heide, Kleine Spree bei Hermsdorf Hermsdorfer Ulmen Kippenteiche Lohsa Kippe Bärwalde Kriimme Bärwalde Wossinger Teich Teiche bei Milkel Kleine Spree bei Milkel Galgenteiche Crosta Teiche bei Sdier Heikteich Kauppa Teiche zwischen Commerau und Uhyst Teiche zwischen Klix und Spreewiese Teiche bei Guttau Olbasee-Insel Auwald Guttau Eisenberg Purschwitzer Sträucher Daubaner Heide Sandberg Dauban Herrgottsteich Dauban Kirchteich Förstgen Teiche zwischen Zimpel und Kreba Mückaer Heide Petuschteich Schwarze Lache / Weißes Lug Teiche bei Petershain 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.r0 2.tt 2.12 2.13 2.14 2.15 2.16 2.17 2.18 2.t9 2.20 2.21 2.22 2.23 2.24 2.25 2.26 2.27 2.28 2.29 2.30 2.31 22 NJ(j) Biosphärenreservat OberlausiEer Heide- und Teichlandschaft - ftsqs¡srierunoszone I a'oiprrârenreservaisgrenze N 'vf¿ Zoníerung Kernzone Pflegezone Entwicklungszone Þ LJPPEN fÞ UTSCHEN SPREY BOXBERG,/OL REIcHWAI.DE UHYST^/SPREE Köuresw¡,Rtx¡r Jonrqsponr L.EIPGEN STEINÖL"sA LoMSKE HoHENDUBRÄ,U BREHMEN GnossouBR.aU KLx Glunzoonr A.M SEE Rnoreon M¡.uscxwtz lV.2 Räumliche der Zonen Größe der terrestrischen Kernzonen: Größe der terrestrischen Pflegezonen: Größe der terrestrischen Entwicklungszonen: davon Regenerierungszone l.l24ha 12.015 ha 16.963 ha 2.0t4ha 3,7 o/o 39.9 Yo 56,4 yo 6,7 o/o IV.3 Funktionalitätder Im Biosphärenreservat ,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" wurde eine vierstufige Zonierung eingerichtet. Hintergrund für die Hinzunahme einer vierten Schutzzone ist vor allem die besondere menschliche Einflussnahme auf die Natur in der Bergbaufolgelandschaft und in den Randgebieten. Daher existiert, neben Kern- und Pflegezone, die Entwicklungszone als Entwicklungszone lHarmonische Kulturlandschaft. (Zone III) und als Entwicklungszone / Regenerierungsbereich (Zone IV). Die Kernzone umfasst 9 Einzelflächen und beinhaltet bis auf Siedlungsbereiche und Äcker alle Hauptlebensraumtypen. Darin sind fast alle im Gebiet vorkommenden Lebensräume repräsentiert. Schwerpunkt sind die Waldlebensräume und die Heide- und Sukzessionsflächen. Kernzonen wurden einerseits in den Bereichen eingerichtet, die am wenigsten durch den Menschen verändert wurden, andererseits stellen sie auch einen Teil der nicht rekultivierten Bergbaufolgelandschaft (Bärwalder Heide) dar.Leiztere, das Milkeler Moor und der Daubaner Wald weisen mit 200-400 ha nennenswerte Flächengrößen auf. Die anderen Gebiete wurden im Rahmen des Abwägungsprozesses zum Teil erheblich im Flächenumfang reduziert. Im Normalfall wird die Kernzone von der Pflegezone eingeschlossen . Kleinflächig glenzl" auch die Regenerierungszone an. Die Kernzone ,,Bärwalder Heide" befindet sich am Rand des Biosphärenreservates an einer Gemarkungsgrenze. Die Pufferung ist hier durch ein angrenzendes FFH- und SPA-Gebiet sichergestellt. Das Hauptziel liegt in der Kernzone beim Prozessschutz und bei der Erforschung natürlicher Prozesse in der Kernzone, unter anderem um Rückschlüsse für eine naturgemäße Bewirtschaftung ziehen zu können. Die Pflegezone beinhaltet 3l Teilgebiete, die häufig aneinander angrenzen. Sie enthält schwerpunktmäßig alle Teichgruppen und Heideflächen und die daranangrenzenden Waldgebiete und Feuchtwiesen sowie die grünlandreichen Flussauen. ln den ausgedehnten Waldgebieten sind zahlreiche kleinere Wiesen und Moore sowie naturnahe Waldbestände enthalten. Um die Pflegezonenflächen nicht zu sehr zu zersplittern, wurden beispielsweise in der Driewitzer Heide auch in größerem Umfang Kiefernforste in diese Zone integriert, insbesondere wenn Seeadlerhorstschutzzonen und Kranichbrutplätze in diesen Bereichen zu finden waren. Bis auf die Siedlungen sind fast alle Lebensräume in der Pflegezone repräsentiert. Zielstellung in der Pflegezone ist eine vorrangig naturschutzgerechte Bewirtschaftung (Erhalt und Entwicklung des wertbestimmenden Spektrums aller Lebensräume, Vegetationsgesellschaften und Arten) unter Berücksichtigung der Bewirtschaftungsfühigkeit sowie der ökonomischen Rahmenbedingungen für die Betriebe. Dazu gilt es, geeignete traditionelle Bewirtschaftungsmethoden wieder einzuführen bzw. weiterzuentwickeln oder neue Verfahren zu testen. Hier liegt auch ein Schwerpunkt der Naturschutzfachplanung. Dabei werden alle Naturschutz- und Bewirtschaftungsaspekte (also auch die Ökonomie) analysiert und das geeignete Maßnahmespektrum methodisch, örtlich und zeitlich definiert. Grundlage hierfür ist auch eine umfangreiche Forschungstätigkeit . Die Entwicklungszone/Harmonische Kulturlandschaft beinhaltet vor allem die intensiver genutzten Landwirtschaftsflächen, die artenarmen Kiefemforste und die Siedlungen. In diesem Bereich spielt sich folglich ein Großteil der landwirtschaftlichen Produktion ab. Ziel ist es hier, eine umweltgerechte Bewirtschaftung und eine landschafts- und bedarfsangepasste Siedlungsentwicklung zu ftirdern, um die Lebensqualität der Menschen zu erhalten und zu verbessern. Die Entwicklungszone/Regenerierungbereich erstreckt sich vor allem über die Bergbaufolgelandschaft mit strukturarmen Bereichen und hohem Anteil fremdländischer Baumarten, Bereichen mit erheblichen Grundwasserabsenkungen sowie über großflächige erosionsgefÌihrdete Landwirtschaftsflächen . Hier sollen umfangreiche Maßnahmen zur Regenerierung ergriffen werden. 24 * : Die Kern- und Pflegezone wurden als Naturschutzgebiet, FFH- und SPA-Gebiet ausgewiesen. Das FFH-Gebiet erstreckt sich auch über kleinere Bereiche der Entwicklungszone (III und IV), das Vogelschutzgebiet nimmt derzeit 80 % des Biosphärenreservates ein und soll auf über 99 %ó der Fläche erweitert werden. Dieses Vorhaben befindet sich derzeit in der öffentlichen Anhörung. 25 V.l ImBiosphåirenreservatlebendeBevölkerung ',o,. .i,,','.t.i,(r. ,, ,,1(, I ili] lì'ar.lill(i..,,ír; ,,,,, .: Im Biosphärenreservat leben derzeit in der Entwicklungszone etwa 10.300 Einwohner, in Kern- und Pflegezone gibt es keine Einwohner. Damit wird eine Bevölkerungsdichte von 34 Einw./ km2 erreicht - im Freistaat Sachsen beträgt die Bevölkerungsdichte 232 Einw.l km2, in Deutschland 231 Einw./ km2. Das Biosphärenreservat hat Anteil an drei Landkreisen mit 62 Orten in 12 Gemeinden. Im deutschen Teil der Oberlausitz (der östliche Teil der Oberlausitz liegt im heutigen Polen) nimmt die Bevölkerungszahl seit mehr als zehn Jahren ab. Junge Leute verlassen die Region, weil die Arbeitslosigkeit in Ostsachsen (Januar 2006: 2l o/o) besonders hoch ist. Neben der sich verståirkenden Überalterung der Bevölkerung ist auch die Geburtenrate, wie in ganzOstdeutschland, sehr niedrig. In Ermangelung von Arbeitsplätzen gibt es in den Oberlausitzer Gemeinden kaum Zuzlg von Ausländern . Diese Tendenz gilt auch für das Gebiet des Biosphärenreservates. Im Biosphärenreservat gibt es noch Arbeitsmöglichkeiten in den traditionellen Erwerbszweigen (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei und Handwerþ sowie seit l5 Jahren zunehmend im Tourismusbereich . Es ist jedoch außer im Tourismus nicht absehbar, dass neue Arbeitsplätze hinzukommen werden. Die meisten Arbeitsplätze liegen mittlerweile im Umfeld der näheren Städte (Bautzen, Hoyerswerda, Niesþ und Kamenz), aber auch weiter weg in Sachsen (Görlitz, Dresden) und zunehmend auch außerhalb Sachsens. Die gesamte Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und damit auch das Biosphärenreservat gehört zum sorbischen Siedlungsgebiet. In der sächsischen Oberlausitz leben etwa 40.000 Sorben, wovon allerdings nur die Hälfte die sorbische Sprache aktiv pflegen. Der sorbische Bevölkerungsanteil liegt im Biosphärenreservat bei weniger als 25 Yo. Die Verfassung des Freistaates Sachsen garantiert den Erhalt und die Pflege des sorbischen Kulturgutes. In der Landes- und Kommunalplanung sind die Lebensbedürfnisse des sorbischen Volkes zu berücksichtigen. Die regionale Zweisprachigkeit wird für Besucher und Gäste des Biosphärenreservates beispielsweise bei den zweisprachigen Ortsschildern deutlich. So hat auch das Biosphärenreservat einen sorbischen Namen (,,Biosferowy Rezerwat HornjoluZiska Hola a Haty") und ein Teil der Veröffentlichungen des Biosphärenreservates erfolgt auch in sorbischer Sprache. Die Biosphärenreservatsverwaltung pflegt eine enge Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Lausitzer Sorben, dem Sorbischen Künstlerbund und dem ansässigen sorbischen Heimatverein. Insbesondere betrifft das die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung der beiden jährlichen Großveranstaltungen im Biosphärenreseryatszentrum, die umfangreich zur Pflege und Präsentation von sorbischer Sprache und Kultur genutzt werden. Unter anderem finden in diesem Rahmen Kammerkonzerte klassischer sorbischer Musik statt und erfolgen Darbietungen sorbischer Bräuche. Die Biosphärenreservatsverwaltung bietet nach Vereinbarung sorbischsprachige Führungen und Exkursionen an. Die nächste größere Stadt ist Bautzen mit 42.000 Einwohnern, welche l5 km südlich des Biosphärenreservates liegt. V.2 Kulturelle des Gebiets Die dauerhafte Besiedlung der Oberlausitz im nennenswerten Umfang erfolgte erst relativ spät um 2800 - 2300 v. Chr. durch die Träger der Schnurkeramischen Kultur. Die jüngere Bronzezeit (1400 - 500 v.Chr.) war die Epoche mit der dichtesten prähistorischen Besiedlung. Seit etwa 600 besiedelten Slawische Stämme das Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder/Queiß. Ab dem 8./9. Jahrhundert drangen slawische Siedler (der sorbische Stamm der Milzener) auch in die Oberlausitz vor und wurden hier sesshaft. Die Christianisierung der slawischen Gebiete um 1000 ging mit der Kolonisation böhmischer und fränkischer Siedler einher. In der Reformationszeit konvertierten 90 Yo der Sorben zum evangelischen Glauben; katholisch blieben nur die Dörfer des Bautzener Domkapitels und des Zisterzienserinnenklosters St. Marienstem in Panschwitz-Kuckau, darunter auch die heutige Kirchengemeinde Sdier am Südrand des Biosphären- 26 reservates. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem Sorben die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft kulturell prägten. Viele der bedeutenden sorbischen Künstler und Gelehrten wirkten in den angrenzenden großen Städten , wie Bautzen. Weiter in die Welt zog es unter anderem den Landschaftszeichner Heinrich Theodor V/ehle. Er wurde 1778 in Förstgen als Sohn eines sorbischen Pfarrers geboren und erhielt zunächst eine Ausbildung an der Görlitzer Zeichenschule. Später studierte er in Dresden, war Landschaftszeichner im Dienst der Chalcographischen Gesellschaft in Dessau und gelangte dann nach St. Petersburg. Als Kartograph und Zeichner bereiste er im Auftrag des Zaren Alexander L den Kaukasus und hielt dort als erster westeuropäischer Künstler die wilde Landschaft fest. Krank und erschöpft kehrte er 26-jähng in die Oberlausitz zuri.ick. 1805 starb er in Bautzen. Trotz seines kurzen Lebens hinterließ Wehle ein umfangreiches Werk. Seine Zeichnungen befinden sich in vielen europäischen Sammlungen. Der bedeutende sorbische Komponist Karl August Ka|zer (Korla Awgust Kocor, 1822-1904) war von 1842 bis 1852 als Lehrer in Wartha (StróZa) - in dem Ort, in dem seit 2005 die Biosphärenreservatsverwaltung arbeitet - tätig. Bedeutende Vertreter der sorbischen Dichtung sind Handrij Zejler (geboren 1804), der von 1835 bis zu seinem Tod 1872 in Lohsa (am Westrand des Biosphärenreservates) als Pfarrer wirkte. Handrij Zejler grlt als Begründer der modernen sorbischen Dichtkunst. Eine große Bedeutung - insbesondere der Teichlausitz - haben zahlreiche Naturwissenschaftler. Einer der Vorreiter des Naturschutzes Arnold Gustav Heinrich Freiherr von Vietinghoff-Riesch (1895- 1962) führte von Neschwitz aus zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich Flora und Fauna sowie zu forstlichen Aspekten, insbesondere zum naturnahen Waldbau durch. Er war auch der Begründer der sächsischen Vogelwarte Neschwitz. Die vielfültige Vogelwelt des Gebietes spiegelt sich auch in vielen Veröffentlichungen von Dr. Gerhard Creutz (1911 - 1993) und Dr. Wolfgang Makatsch (1906 - 1983) wider. Grundlegende und umfassende botanische Arbeiten erfolgten durch Max Militzer (1894 - l97l). V.3 Ressourcennutzung durch die lokale Bevölkerung Historische Landnutzung im Gebiet des Biosphärenreservates: Teichwirtschaft Das regionale, landschaftsprägende Spezifikum und von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung war und ist die Teichwirtschaft. Seit dem l3.ll4. Jahrhundert ist die Teichwirtschaft in den Guts- und Grundherrschaften belegt. Im 15. und 16. Jahrhundert kam es zur deutlichen Vergrößerung des Teichbesitzes. Die Anlage der Teiche erfolgte vor allem in den dorfrrahen Bereichen der Flussauen, die sehr hohe Grundwasserstände aufwiesen und wo die landwirtschaftliche Nutzung weniger Gewinn versprach. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Teichwirtschaft sowohl flächen- als auch leistungsmäßig ausgebaut. Im 19. Jahrhundert wurden erste Teiche in landwirtschaftliche oder forstliche Flächen umgewandelt. Dies wurde im 20. Jahrhundert durch die bergbaubedingte Flächeninanspruchnahme und Grundwasserabsenkung deutlich verstärkt, doch ist das Oberlausitzer- und Niederlausitzer Teichgebiet bis heute das größte zusammenhängende Teichgebiet Mitteleuropas geblieben (FÜLLNER,2000). Die Erträge lagen um 1900 zwischen 50-250 kg/ha und Jahr. Mit dem höheren Nährstoffeintrag durch das Zuflusswasser seit 1900 und später durch die Getreidezufütterung stieg der Ertrag kontinuierlich an. Zt Beginn der sechziger Jahre wurde auf Grund der Mangelsituation an Speisefischen in der DDR eine erhebliche Produktionssteigerung angestrebt. Die Teichböden wurden entlandet (mit schwerem Gerät ausgeschoben). Die trogartige Ausformung entlandeter Teiche und die Strukturverarrnung durch die Beseitigung von Flachwasser- und Verlandungszonen brachte eine erhebliche Habitatverschlechterung für die meisten Arten der Wirbellosen, Amphibien, Wildfische und Vögel mit sich. Dazu kam die Anhebung der Besatzdichten, Getreidezufütterung und später die Pelletintensivwirtschaft . Die damit verbundene Erhöhung der Trophie bzw. die zunehmende Wassertrübung wirkte sich auf viele Artengruppen negativ aus. Örtlich wurden über 2.000 kg Karpfen/ha und Jahr produziert . 27 Forstwirtschaft Die Nutzung des Waldes hat ebenfalls eine lange Tradition. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war Holz der wichtigste Energie- und Baustoff. Der immense Holzkohlebedarf für die zahlreichen Eisenhütten zur Verhüttung des Raseneisensteins brachte es mit sich, dass die Meilerei lange Zeit die wichtigste Holzverarbeitungsmethode war. Besonders in der Nähe der Eisenhütten konnte es in Verbindung mit anderen Waldnutzungen, insbesondere der Zeidlerei bzw. der Streu- und Weidewirtschaft, zum Holzmangel kommen. Die Übernutzung der Landschaft führte zur Verheidung. Erst Anfang des 19. Jahrhundert begann mit der geregelten Forstwirtschaft die gezielte Wiederbewaldung. Vonangig wurde seitdem die Kiefer angebaut. Zunehmend siedelten sich seit diesem Zeitpunkt auch Sägewerke , Möbeltischlereien sowie Papierfabriken an. Das Sammeln von Beeren, Pilzen und Leseholz sowie die Streunutzung waren für die einheimische Bevölkerung ebenfalls von hoher Bedeutung. Landwirtschaft Das Gebiet des heutigen Biosphärenreservates wurde durch die zumeist armen sandigen und sehr feuchten oder extrem trockenen Böden relativ spät und in geringerem Maße erschlossen und genutzt. Ausgedehnte Rittergtiter waren typisch. Die landwirtschaftliche Nutzfläche war im Vergleich zu heute bis zum 18. Jahrhundert deutlich kleiner. Im 19. Jahrhundert kam es durch die Ablösung der herrschaftlichen Rechte durch die Agrarreform, die Einführung des Kartoffelanbaus und die Melioration zur Entwicklung der Landwirtschaft und zu deren Flächenausdehnung. Auf Grund der armen Böden hatte beim Getreideanbau der Roggen den größten Stellenwert. Seltener wurden Hafer und Weizen und in Gütern mit Braurechten Gerste angebaut. Buchweizen und Hirse waren häufig in Kultur. Seit 1800 nahm der Anbau der Kartoffel insbesondere mit der Kartoffel-Spiritus-Produktion deutlich zu. Brennereischomsteine prägen noch heute im Raum Guttau das Dorfbild. Daneben hatte der Flachsanbau und ab dem 19. Jahrhundert auch der Rapsanbau eine gewisse Bedeutung. Hopfen, Hanf, Mohn, Tabak, Wein und Obst wurden fast ausschließlich für den Eigenbedarf angebaut. Rinder- und Schweinehaltung waren allgemein verbreitet. Die Schaftraltung wurde meist nur durch die Gutshenschaften betrieben. Auch die Gänsehaltung war nicht unbedeutend, dagegen waren Pferde - und Ziegenhaltung nur in geringem Maße ausgeprägt. Lange Traditionen haben die Bienenzucht und die Zeidlerei (Waldimkerei). Derzeitige Nutzungen oder Tätigkeiten in den Kemzonen: In der Kemzone erfolgen bis auf die Einzeljagd auf Schalenwild keine Nutzungen. Die Tätigkeiten beschränken sich auf Kontrollmaßnahmen, Monitoring und vereinzelten Initialmaßnahmen (Rückbau Grabensystem, Entnahme fremdländischer Baumarten, \À/o erfolgsversprechend, u.a.) Derzeitige Nutzungen und wirtschaftliche Tätigkeiten in den Pflegezonen: Forstwirtschaft Im lWald erfolgt fast ausschließlich die Rohholzerzeugung vorrangig von Kiefernholz für Säge- und Profilholzwerke, Spanplattenherstellung und Brennholz, seltener von Erle, Fichte, Eiche und Birke. In geringem Umfang gibt es die Produktion von Weihnachtsbäumen . Teichwirtschaft In den Teichen erfolgt die Produktion von Karpfen und in geringem Umfang von Schleien, Hechten und Welsen. Landwirtschaft In der Pflegezone erfolgt vorrangig die Bewirtschaftung von Grünland durch Mahd oder Beweidung mit Rindern und Schafen, selten mit Pferden oder Gänsen. Der Ackerbau spielt nur eine geringe Rolle. In der Pflegezone befinden sich fast alle Wildkrautäcker. Jagd Bei der Jagd werden vorrangig Rehe (Capreolus capreolus), V/ildschweine (Sus scrofa), Rothirsch (Cervus elaphus) und Damhirsch (Dama dama) erlegt und ein Großteil davon in den Wildhandel gebracht. 28 Landschaftspflege Seit 1990 spielt die Landschaftspflege auf langeZeit unbewirtschafteten Wiesen und Heideflächen sowie Sonderbiotopen und Artenschutzmaßnahmen als Einkommensquelle eine immer größere Rolle. sonstige traditionelle Pilz- und Beerensammeln sowie die Emte von Wildkräutem Nutzungen erfolgt außer in der Kernzone noch im gesamten Gebiet, ist aber nur für den Eigenbedarf bestimmt. Tourismus Der Naturtourismus ist die Landnutzungsform, die sich am Freizeitaktivitaten stärksten entwickelt hat. Derzeitige Nutzungen und wirtschaftliche Tätigkeiten in den Entwicklungszonen: Forstwirtschaft Wie Pflegezone. Landwirtschaft Traditionell spielt der Anbau von Roggen, Weizen, Gerste und Kartoffeln eine große Rolle. Lein und Buchweizen werden heute nur noch in einem sehr geringen Umfang angebaut. Dafrir wächst der Anteil der Anbaufläche von Mais und Raps beständig, so dass diese Kulturen heute eine dominierende Rolle einnehmen. Wie Pflegezone, aber nur wenig Teichfläche vorhanden. Wie Pflegezone. Im Gebiet sind zahlreich Kleinbetriebe und einige mittelständische Betriebe tätig. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Nahrungsmittelerzeugung und -verarbeitung. Außerdem gibt es zahlreiche Handwerksbetriebe. Zunehmend gibt es Arbeitsplätze im Bereich des Tourismus. Mögliche nachteilige Auswirkungen von Nutzungen oder Tätigkeiten in den Entwicklungszonen und ergriffene Abhilfemaßnahmen : Zahkeiche nachteilige Auswirkungen und ergriffene Abhilfemaßnahmen wurden schon im Punkt III.6 dargestellt. Es folgt eine Zusammenfassung der wesentlichen Einflüsse, die schwerpunktmäßig in der Entwicklungszone vorkommen. Den größten Einfluss insbesondere auf die Grundwasserverhältnisse und auch auf das lokale Klima hat auf lange Sicht der Braunkohleabbau im Gebiet nördlich des Biosphärenreservates. Obwohl außer bei Reichwalde und Neuliebel (l km nordöstlich des Biosphärenreservates) kein aktiver Braunkohleabbau mehr erfolgt, werden die Folgen der jahrzehntelangen Grundwasserabsenkung hinsichtlich Wasserdargebot und -qualitat langfristig spürbar bleiben. Insbesondere Teichgebiete und Moore werden durch sommerlichen Wassermangel geprägt sein, Nährstofffreisetzungen werden zur Eutrophierung und verstärktem Schilfwachstum in den betroffenen Bereichen beitragen. Unbedingt sicherzustellen ist, dass bei Fortsetzung des Abbaubetriebes im Tagebaue Reichwalde keine weitere Grundwasserabsenkung im Schutzgebiet erfolgt. Daher befasst sich die Biosphärenreservatsverwaltung sehr intensiv mit den Sanierungsrahmenplänen und den Rahmenbetriebsplänen. Während die Teich- und die Grünlandbewirtschaftung auf einem Niveau erfolgt, dass sich weitgehend dem naturschutzfachlichen Optimum genähert hat, ist die Ackerwirtschaft noch weit davon entfernt . Weder die Bemühungen der Biosphärenreservatsverwaltung um die deutliche Erweiterung des ökologischen Landbaues (ungünstige Rahmenbedingungen) noch die Projekte zur Flächenstrukturierung in den gebietsprägenden Großagrarbetrieben zeig¡en bisher einen großflächigen Erfolg. Außerdem ist der Ökolandbau kein vorrangiges Ziel der Agrarpolitik im Freistaat Sachsen. Die Biosphärenreservatsverwaltung strebt im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine deutliche Verbesserung der Situation an, vor allem mit der Förderung der Regionalvermarktung, dem Einsatz von Qualitäts- und Herkunftszeichen , Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Kurze Vermarktungswege und Ökoproduktion dienen der Sicherung und Entwicklung von Arbeitsplätzen in der Region. Teichwirtschaft Jagd sonstige Tätigkeitsfelder 29 Im Rahmen der Intensivierung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung (Großtechnik, Biozidund Kunstdüngereinsatz) gilt es die Verfahren zu erforschen, zu entwickeln, zu erproben und zu fördern , die dazu beitragen gute Umweltbedingungen zu erhalten und schlechte zu verbessern. Außerdem muss wie bisher der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen, solange deren Unbedenklichkeit nicht erwiesen ist, vermieden werden. Eine unangemessene Entwicklung der Siedlungen soll ebenso unterbleiben. Eine nennenswerte negative Entwicklung ist die Ausbreitung von Neophyten (2.8. Spireen - Spiraea tomentosa) und Neozoen (2.8. Mink - Mustela vison), die fast ausschließlich durch menschliche Tätigkeiten initiiert wurde. V.4 Tourismus Erst seit 10 Jahren gewinnt die Heide- und Teichlandschaft als touristische Region zunehmend an Bedeutung. Ursache ist der relativ geringe Bekanntheitsgrad dieser einzigartigen und artenreichen Landschaft, selbst in Ostdeutschland. Die laut Statistischem Landesamt Sachsen (2005) jährlich um ca.2%ó steigenden Besucherzahlen in der Region und somit auch im Biosphärenreservat signalisieren, dass die Besucher sehen und erleben wollen, wie Naturschutz und Bewirtschaftung im harmonischen Miteinander von Mensch und Natur entwickelt werden. Die Region mit ihrer hervorragenden Umweltqualität bietet die ideale Grundlage für die Entwicklung zur Modellregion für nachhaltiges Wirtschaften. Mit der Ausweisung des Biosphärenreservates wurde der Bekanntheitsgrad enorm entwickelt. Das dient besonders der weiteren Ausprägung der touristischen Identität des deutsch-sorbischen Siedlungsgebietes und der Entwicklung eines ländlichen Tourismus besonderer Prägung. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Tourismus in der Region von einer eher untergeordneten Größe zu einer wichtigen Branche in der Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft. So wurden z. B. in der Region OberlausitzÀliederschlesien von Januar bis September 2005 367.166 Gästeanktinfte aus der Bundesrepublik mit 1.089.738 Übemachtungen und 17.569 Gästeankünfte aus dem Ausland mit 44.948 Übernachtungen erfasst (Steigerung um2,\o/o gegenüber dem Vorjahreszeitraum ). Die durchschnittliche Verweildauer betrug 2,6 bis 3,0 Tage. Jährlich besucht eine Vielzahl dieser Touristen auch das Biosphärenreservat, welche die Angebote und Programme der Reservatsverwaltung , unter anderem Ftihrungen/Exkursionen oder Vorträge/ Seminare, umfangreich in Anspruch genommen haben. Im Jahre 2005 wurden dabei insgesamt 59.472 Besucher (gegenüber 50.862 Besuchern in 2004 - Steigerung um ca. 16%) registriert. Hinzu kommt die nur ungenau erfassbare Anzahl von Besuchern, die ohne Betreuung das Biosphärenreservat bereisen und erleben. Die Jahressumme wird sich dadurch um ein Weiteres erhöhen. Üb ernachtungsmö glichkeiten, B iosphärenwirt e Ende 2005 standen in der Region Oberlausitz/Niederschlesien 255 Beherbergungsstätten (Ferienwohnungen , Pensionen, kleine Hotels bzw. Privatzimmer) mit 7.787 Gästebetten und einer Auslastungsquote von rd. 30o/o nt Verfügung. Davon befinden sich 89 Beherbergungsstätten mit 984 Gästebetten im näheren Umfeld des Biosphärenreservates. Davon tragen 14 Anbieter im Biosphärenreservat das Qualitätszeichen der Biosphärenreservatsverwaltung ,,Biosphärenwirt". Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Initiative der Reservatsverwaltung, die an anderer Stelle beschrieben ist. Camping Von den 99 bewirtschafteten Campingplätzen Sachsens mit 6.693 Stellplätzen gibt es in der Region acht Campingplätze, die insgesamt 1.756 Stellplätzebereithalten. Drei davon liegen unmittelbar im Biosphärenreservat (Naturcampingplatz Olbasee, Caravanplatz Reck, Ferienoase Commerau). Im Jahr 2005 wurden von den insgesamt 14.240 Campern in Sachsen 2.893 Campinggäste in der Region Oberlausitz/1.{iederschlesien einschließlich der Heide- und Teichlandschaft gezähh. Damit rangiert dieses Gebiet nach der Sächsischen Schweiz an zweiter Position vor dem Erzgebirge, die beide traditionelle Urlaubsregion sind. 30 F ü hru n gen, l4/and ern, Radfa hr en Seit Bestehen des Biosphärenreservates hat die Verwaltung die Initiative ergriffen, die Region bekannt zu machen und damit u. a. Besucher für die Heide- und Teichlandschaft zu werben. Diese Aktivitäten gehen weit über vergleichbare Angebote anderer regionaler Tourismusanbieter hinaus. So erstellt die Reservatsverwaltung jährlich ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit einem breit gefücherten Angebot für alle Interessengruppen. Es gibt thematische Führungen und Seminare mit faunistischen und vegetationskundlichen lnhalten, Radwanderungen zu historischen bzw. geologisch interessanten Orten, Ferienangebote für alle Ferienzeiten, Workshops mit der Möglichkeit, sich durch praktische Untersuchungen oder Anwendungen mit der Natur vertraut zu machen und Vortragsreihen , die die Touristen besuchen können. Das Jahresprogramm für Veranstaltungen wurde kontinuierlich verbessert. 2006 werden 95 Veranstaltungen angeboten. Diese werden unter Regie der Reservatsverwaltung durch fachkundiges Personal abgesichert. Um allen touristischen Anfragen entsprechen zu können (ährlich werden ca.250 Exkursionen zusätzlich frei vereinbart) sind zertifizierte Naturführer im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung im Einsatz. Des Weiteren errichtete die Reservatsverwaltung in besonders attraktiven Bereichen Naturerlebnispfade . Erstmalig wurde dabei auch ein barrierefreier Ztgang verwirklicht. Gegenwärtig stehen insgesamt 17 km Naturerlebnispfade mit 65 Informationsstationen neben einem umfangreichen Wanderund Radwegenetz zrtr Verfügung. Drei Radwandemrndkurse durch das Biosphärenreservat mit einer Gesamtlänge von 143 km ermöglichen die Ûbergänge in das überregionale Wegenetz. Dazu gehören der ,,seeadlemrndweg" durch das Reservat mit 78 km, die Radtouren in das Biosphärenreservat ,,Niesþ-Mücka-Kosel-Niesþ" mit 3l km und die Tour ,,Niesky-Fahrradkirche Diehsa-Mücka- Petershain-Niesþ (3a km). Gro/Sveranstaltung - Naturmcirkte Seit 1998 werden im Biosphäreffeservat Naturmärkte organisiert. Im Rahmen einer nachhaltigen Regionalentwicklung wird hiermit ein Wirtschaften unterstützt, bei dem aus der Region für die Region produziert wird und besonderer Wert auf eine verbrauchernahe, ökologische Produktion gelegt wird. Diese zweimal jährlich im Biosphäreffeservatszentrum sowie beim Lachefischen (dem größten regionale Abfischen) durchgeführten Naturmärkte mit bis zu 70 Händlem und Handwerkern ftirdern bei den jeweils ca. 5000 Besuchern (über 15.000 beim Lachefischen) ein Kaufverhaltenzur Rückbesinnung auf Produkte aus der eigenen Region. Zahkeiche kulturelle Angebote untersttitzen den Erfolg dieser Märkte. So wird in vielfÌiltiger Weise mit Ensembles sorbischer Volkskünstler, mit Musikern oder Literaten ein wichtiger Beitrag zur Pflege sorbischer Kultur und Kunst geleistet, Straßentheater angeboten sowie zum Anderen auch theoretisches und praktisches umweltrelevantes Wissen in Vorträgen vermittelt. Die Naturmärkte werden, vor allem beim Lachefischen, von zahlreichen Gästen, die zunehmend auch aus anderen Regionen anreisen und dann mehrere Tage im Gebiet bleiben, wahrgenommen. Gro/Sveranstaltung - Lausitzer Fis chwochen Als Projektidee im Tourismuskonzept des Biosphärenreservates formuliert und durch die Marketing- Gesellschaft Oberlausitz erstmalig im Jahr 2002 durchgeführt, haben sich die ,,Lausitzer Fischwochen " zu einem saisonalen Höhepunkt sowohl im Gebiet des Biosphärenreservates als auch darüber hinaus in der gesamten Teichlausitz entwickelt. Während der Abfischzeit im Herbst, dem Höhepunkt im Leben der Teichwirte, bieten Leistungsträger aus den Bereichen Teichwirtschaft, Gastronomie, Tourismus und Naturschutz eineYielzahl von Veranstaltungen an. Schwerpunkte dabei sind Abfischfeste , Führungen durch Fischereibetriebe und Teichgebiete, und nattirlich auch spezielle Angebote in den Gaststätten. Momentan sind 41 Anbieter in die Lausitzer Fischwochen integrierf.Dant zählen 10 Teichwirte, 24 GashsIätlen, Hotels und Pensionen und sieben weitere Anbieter wie das Biosphärenreservat , die Naturschutzstation Neschwitz, Museen und private Reiseleiter. Finanziell gefördert werden die Fischwochen durch das EU-Förderprogramm,,LEADER+". 31 Touristisches Informations- und Leitsystem, Seeadler-Rundweg Die Einrichtung eines touristischen Informations- und Leitsystems fi.ir das Gebiet des Biosphärenreservates wurde ebenfalls als prioritär umzusetzende Maßnahme im Tourismuskonzept der Biosphäremeservatsverwaltung und auf Basis des Regionalen Entwicklungskonzeptes festgelegt. Über die Marketing-Gesellschaft Oberlausitz wurde 2005 die Umsetzung begonnen. Dazu werden vorerst an tber mt¡anzig Standorten über die Grenzen des Biosphärenreservates hinweg Informationstafeln auÊ gestellt. Weitere touristische Aktivitciten Neben dem Wassersport (Surfen, Segeln) auf den außerhalb des Biosphärenreservates gelegenen Stauseen Bautzen und Quitzdorf gibt es weitere Möglichkeiten zum Reiten oder Angeln. In der Region bieten ntr Zeit drei Pferdehöfe ihre Dienste an. Die Angler erhalten z. Zt. in sechs Teichwirtschaften und an den beiden Stauseen die Möglichkeit, diesem Hobby nach zt gehen. Ferien Im Rahmen der jährlichen Ferien werden spezielle Programme für Kinder und Jugendliche angeboten . Neben den Tagesprogmmmen können ebenso achttagige Camps gebucht werden. Somit gibt es auch für Kinder von Urlaubern die Möglichkeit, das Biosphärenreservat mit seinen vielfÌiltigen Facetten aktiv und schöpferisch zu erleben. Jährlich stehen l0 bis l3 solcher Angebote zur Verfügung. Naturerlebnis Im Ergebnis einer weiteren Initiative der Reservatsverwaltung wurde das Projekt ,,Naturerlebnis Biosphäre " ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Naturschutzstation Neschwitz und dem Umweltbildungsprojekt Luciza werden buchbare Angebote organisiert. Diese Programme beinhalten eine dreitägige Reise durch die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft mit jeweils speziellem Tagesprogramm . Ziel ist es, während dieses Natururlaubes die vorhandene Vielfalt der Artenausstattung für die Touristen erlebbar zu machen. B edeutung des Touris mus al s Wirts chaftsfaktor Der Tourismus ist der einzige Wirtschaftszweig in der Region, der kontinuierlich an Bedeutung gewinnt . Neben den Beschäftigten in Beherbungsstätten und Gaststätten profitieren vor allem die Nahrungsmittelproduzenten und die Betreiber von Freizeiteinrichtungen. 32 VI.l Abgeschlossene Forschungsprojekte und Monitoringprogramme ,\l'., ìiríi);li(itir itltllrlrìt(;,rii,l,.,,i.l,I,tti(rl,Ìtj i,','llÌillt..r,ii, Die Biosphärenreservatsverwaltung verfügt über kein eigenes Forschungsbudget und keine entsprechenden Personalstellen. Aus diesem Grund bemüht sich die Biosphärenreservatsverwaltung um langfristige Kooperationsvereinbarungen mit entsprechenden Forschungseinrichtungen, um das Potenzial wissenschaftlicher Abschlussarbeiten (Diplomarbeiten, Dissertationen) zsnutzen und gemeinsam Forschungsprojekte einzuwerben. Bisher pflegt die Biosphärenreservatsverwaltung solche Kooperationen mit der TU Dresden, der Albert - Ludwigs - Universitiit Freiburg, der Universität Potsdam, der BTU Cottbus, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, dem Staatliches Naturkundemuseum Görlitz, dem Umweltforschungszentrum Leipzig, der Hochschule Zittau/Giirlitz, der Hochschule Bemburg, dem Museum der Westlausitz Kamenz, der Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz e.V. und der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz e.Y. . Zu dieser Zusammenarbeit gehören z.B. auch Freilandexkursionen und Vortrtige, die von Mitarbeitern der Biosphärenreservatsverwaltung für Studenten geleistet werden, sowie Praxissemester frir Studenten. Die Biosphärenreservatsverwaltung initiiert und unterstützt in erster Linie Forschungsarbeiten, die konkreten Umsetzungen innerhalb des Biosphärenreseryates dienen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden innerhalb der vergangenen Jahre 45 Diplomarbeiten und Dissertationen, sowie 3 interdisziplinäre Forschungsprojekte im Biosphåirenreservat durchgeführt. Die größten Projekte sind: 1. Analyse und Bewertung von Naturhaushalt und Landschaftszustand als Beitrag zur Entwicklung des Biosphärenreservates ,rOberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" Träger: Sächsische Akademie der'Wissenschaften, Arbeitsstelle "Naturhaushalt und Gebietscharakter Latfzeit 1996-2003 Projektbeschreibung: Es erfolgte eine Analyse der Naturraum- und Landnutzungsstruktur in verschiedenen Maßstäben. Darauf basierend wurden die Landschaftsgliederungen in beiden Bearbeitungsmaßstäben angepasst. Anhand historischer und aktueller Daten erfolgte die Untersuchung und Bewertung des Landschaftswandels . Es wurden landschaftliche Leitbilder entwickelt und Methodische Beiträge zur ökologischen Umweltbeobachtung erarbeitet. Die Untersuchungen lieferten die Grundlagen für ein langfristiges landschaftsökologisches Monitoring . 2. Umfang und Form einer nachhaltigen Landnutzung durch Land-o Forst- und Teichwirtschaft im Biosphärenreservat rrOberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Träger: TU Dresden, Lehrstuhl für Landeskultur La;¿fzeit: l0l1996 - 05/1998 Projektbeschreibung: Das Grundanliegen von Biosphärenreservaten besteht darin, der beispielhaften Umsetzung einer dauerhaft umweltgerechten Landnutzung zu entsprechen. Dafür wurden flir ausgewählte Betriebe der Land-, Forst- und Teichwirtschaft naturschutzfachliche Leitbilder und realisierbare Bewirtschaftungskonzepte erarbeitet. Dabei wurden einzelbetriebliche Maßnahmen flächenkonkret aufgezeigt und betriebswirtschaft lich überprüft . JJ 3. BMBF Projekt ,,Management auf Truppenübungsplätzen im pleistozänen Flachland Nordostdeutschlands - Naturschutzfachliche Grundlagen und praktische Umsetzung'o Träger: Projektverbund von Brandenburgischer Technischer Universität Cottbus, Albert - Ludwigs - Universität Freiburg, Universität Potsdam, Staatliches Naturkundemuseum Görlitz, ATB e.V. Bornim Laufzeit:2000 bis 2003 Projektbeschreibung: Das Institut für Landespflege Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bearbeitete als Teilprojekt innerhalb eines Forschungsverbundes einen Teilbereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Dauban, der sich innerhalb des Biosphärenreservates befindet. Ziel des Forschungsverbundes ist, wissenschaftliche Grundlagen und Konzepte zu erarbeiten, mit deren Hilfe wertvolle Offenlandschaften in der Kulturlandschaft Mitteleuropas erhalten, gestaltet und entwickelt werden können. Stillgelegte Truppenübungsplätze bieten Lebensraum für selten gewordene und speziell angepasste Tiere und Pflanzen. Als Agentien der Offenhaltung werden mechanische Bodenentblößung, Feuer, verschiedene Haustierrassen und Wildtiere eingesetzt und in ihrer Wirksamkeit mit der freien Sukzession verglichen . Indikatoren für den Erfolg der eingesetzten Maßnahmen sind dieBffizienz der Offenhaltung, ihre Auswirkungen auf Habitatstrukturen wie Bodenmikrorelief und Vegetationsstruktur sowie auf die Populationsdynamik ausgewählter Tierarten. 4. Brutvogelmonitoring im Biosphärenreservat Träger: Biosphärenreservatsverwaltung Laufzeir: 1992 - 1998 Projektbeschreibung: Im Bearbeitungsszeitraum wurde im Rasternetz von I qkm Größe eine halbquantitative Erfassung der Brutvogelbestände vorgenommen - WErs, D. & KnücBR, S. (1998). Yl.2 Laufende ekte und Zur Koordinierung und Schwerpunktsetzung des Monitorings abiotischer und biotischer Parameter wurde 2001 eine Konzeption zu Inhalten und Methoden des Monitorings im Biosphärenreservat im Auftrag der BRV erarbeitet (BönNEnr, W. 2001). Die Erstaufnahme der für die jeweiligen Dauerbeobachtungsflächen festgelegten Parameter erfolgt imZuge der Pflege- und Entwicklungsplanung. Gegenwärtig richten sich große Hoffnungen auf ein Projekt des Bundesamtes für Naturschutz, in dem noch in diesem Jahr, mit einem Workshop startend, mögliche Umsetzungsstrategien zu einer planmäßigen und abgestimmten Forschungstätigkeit in den Biosphärenreservaten abgestimmt werden soll. Die Daten aus den Forschungsprojekten fließen regelmäßig in deutsche und intemationale Forschungsprojekte ein (2.8. BRIM). W.2.1 Abiotische und U Zur Sicherung des permanenten Bedarfs aktueller Daten, die sowohl Grundlage der naturschutzfachlichen Stellungnahmen sind, als auch zur Festlegung der Managementmaßnahmen und der Erfolgskontrolle dienen, ftihrt die Biosphärenreservatsverwaltung ein eingeschränktes Monitoringprogramm durch. Dantzählen: 1. Langfristige Erfassung von Klimadaten im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft. Träger: Biosphärenreservatsverwaltung: Latfzeit: seit 2000, laufend Projektbeschreibung: Die Biosphärenreservatsverwaltung zeichnet an ø¡tei Standorten Wetterdaten auf. Gemessen werden Luftdruck, Luftfeuchte, Temperatur, Niederschlag, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Taupunkt- 34 temperatur und Verdunstung. Die anfallenden Daten dienen nicht nur der Biosphärenreservatsverwaltung zur langjährigen Klimabeobachtung, sondern werden auch verschiedensten Nutzern zur Verfügung gestellt. 2. Langfristige Erfassung chemÍscher Parameter aus den Hauptgewässern Träger: Biosphärenreservatsverwaltung Laufzeit: seit I 99 1, laufend Projektbeschreibung: Im wöchentlichen Rhythmus werden aus den Hauptgewässern im Biosphärenreservat Proben entnommen und quantitativ folgende Parameter ermittelt: Ammonium, Nitrit, Nitrat, Gesamtphosphat, Gesamteisen, Gesamthärte, Sauerstoffgehalt, Sauerstoffsättigung, pH-Wert, Leitfühigkeit, biochemischer Sauerstoffbedarf, Salzsäurebindungsvermögen (Alkalitat). 3. Langfristige Erfassung chemischer Parameter von Niederschlagswässern unterschiedlicher Standorte Träger: Biosphärenreservatsverwaltung Latfzeit: seit I 99 l, laufend Projektbeschreibung: Im wöchentlichen Rhythmus werden an 3 unterschiedlichen Standorten Niederschläge aufgefangen und quantitativ folgende Parameter analysiert: pH-Wert, Ammonium, Nitrit, Nitrat, Gesamt- Phosphat, Sulfat. 4. Monitoring der Makronährstoffversorgung auf ausgewählter Landschaftspflegeflächen Träger: Biosphärenreservatsverwaltung Laufzeit: seit 2005, laufend Projektbeschreibung: Im Rahmen dieses Projektes werden auf 3l besonders hochwertigen Landschaftspflegeflächen (Grünland , Wildkrautacker) Bodenproben entnommen und zweimal jährlich auf ihren Stickstoffgehalt sowie aller 5 Jahre auf Ihren Gehalt der Makronährstoffe (K, P, Mg und Ca, bzw. pH-Wert) analysiert. Diese Untersuchungen sollen in den Folgejahren auf ca. 50 Pflegeflächen ausgedehnt werden. V1.2.2 Biotische Forschung und Umweltbeobachtung Die Forschungstätigkeiten der Biosphärenreservatsverwaltung wird an den festgelegten Dauerbeobachtungsflächen (siehe VI.2) konzentriert. An der Forschung sind auch in geringem Umfang die Mitarbeiter der Biosphäreffeseryatverwaltung beteiligt. Auf Grund der personellen und finanziellen Kapazität der Verwaltung kann jedoch nur in eingeschränkter wissenschaftlicher Tiefe gearbeitet werden. Hervorzuheben ist dabei das Landschaftspflegemonitoring (140 Grtinlandbiotope, 8 Wildkrautäcker ) und das Wasservogelmonitoring an 90 Yo der Teiche. Durch die Naturwacht erfolgen an den Teichen regelmäßige Wildfischerfassungen, teilweise auch Libellenerfassungen. Außerdem wird der Bestand über 20 besonders geftihrdeter Arten überwacht und dokumentiert. Dazv gehören unter anderem Seeadler (HaliaaeÍus albicilla), Weißstorch (Ciconia ciconia), das Moorveilchen (Viola uliginosa ) und die Dachziegelige Siegwurz (Gladiolus imbricatus). Bedeutsam sind die wissenschaftlich betreuten landesweiten Monitoringaktivitäten, insbesondere in Hinblick auf das FFH- und SPA-Monitoring. Bei beiden Monitoringprogrammen wurden jeweils 2005 die Ersterfassungen durchgeführt. Dabei ist das Biosphärenreservat ein Landesschwerpunktgebiet . VI.2.3 Sozioökonomische Forschung Die sozioökonomische Forschung im Biosphärenreservat beschränkt sich gegenwärtig auf begleitende Forschung im Rahmen größerer Projekte und auf einzelne Diplom -bzu¡. Magisterarbeiten. 35 Die Biosphärenreservatsverwaltung unternimmt trotz dieses Forschungsdefizites große Anstrengungen , um in regelmäßigen Einzelgesprächen mit allen Bewirtschaftern und den Kommunen eine Einschätzung der sozioökonomischen Situation im Gebiet zumindest tendenziell vornehmen zu können. In diesem Zusammenhang wurden von den Mitarbeitern der Biosphärenreseryatsverwaltung im Jahr 2005 insgesamt 3432 Gespräche mit Bewirtschaftern und Bürgern geftihrt. Im Rahmen eines Projektes, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefordert wurde, erarbeitete das Institut flir regionale Studien in Europa (EURES) 1997 eine modellhafte Anwendung der Inzidenzanalyse am Beispiel des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft. Im Jahre 2002 wurde eine Diplomarbeit zum Thema,,Analyse und Wirksamkeit der Öffentlichkeitsarbeit im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" am Institut für Landespflege der Albert - Ludwigs - Universität - Freiburg erarbeitet. Der Aufarbeitung eines Konfliktes der innerhalb der Festsetzungsphase des Biosphärenreservates mit der Gemeinde Klitten nicht beigelegt werden konnte, widmete sich eine Magisterarbeit am Institut für Ethnologie in Berlin (,,Wir bleiben in Klitten - zur Gegenwart in einem ostdeutschen Dorf). Im Rahmen des BMBF-Projektes ,,Management auf Truppenübungsplätzen im pleistozänen Flachland Nordostdeutschlands - Naturschutzfachliche Grundlagen und praktische Umsetzung erfolgte eine umfassende sozioökonomische Untersuchung und Begleitung. In der Auswertung zeigte sich eine deutlich gesteigerte Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen bei der Bevölkerung im Biosphäreffeservat gegenüber den anderen untersuchten Standorten. VI.3 Zusammenarbeit mit \Missenschaftlern VI.3.2 Beteiligung einheimischer WÍssenschaftler Die geschilderte Zusammenarbeit mit unterschiedlichen wissenschaftlichen lnstitutionen bedingt eine nahezu stetige Präsenz von Diplomanden im Gebiet. Regelmäßig führen Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung Exkursionen und Vorträge für Studenten im Rahmen der Freilandpraktika im Biosphärenreservat durch. Dartiber hinaus sind aufgrund der anhaltenden Management- sowie Pflege - und Entwicklungsplanungen und den damit verbundenen speziellen Erfassungen Wissenschaftler regelmäßig im Gebiet tätig. W.3.2 Beteiligung ausländischer Wissenschaftler Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit ausländischen Wissenschaftlem liegt bisher bei der Betreuung von Wissenschaftlergruppen im Rahmen von Fachexkursionen. Im Jahr 2005 betraf das Gruppen aus Polen, Tschechien und der Türkei. Spezielle Forschungsprojekte ftihrten zu temporärer Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten . So z.B. die vergleichenden Untersuchungen zu Habitatansprüchen von Braunem Schnabelried (Rhynchospora fusca) und Sumpfcalla (Calla palustris) durch das botanische Institut der Universität Ceske Budejovice und die tschechische Naturschutzagentur sowie die Forschungen zur Reproduktion des Moorveilchens (Viola ulíginosa) bzw. zur genetischen Variabilität von Knabenkräutern (Dactylorhiza spec.) an der Universität Warschau. Im Jahr 1996 war das Biosphärenreservat der Veranstaltungsort für das internationale Mustelidenkolloquium . vI.4 F tm Eine enge Zusammenarbeit verbindet die Biosphärenreservatsverwaltung mit der Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz e.V., die im gegenseitigen Datenaustausch und der Unterstützung bei der Bewertung übergreifender naturschutzfachlicher Fragestellungen bestehen. Die Station befindet sich nur wenige Kilometer von der westlichen Gebietsgrenze des Biosphärenreservates entfernt. 36 Innerhalb der Bergbaufolgelandschaft betreibt die BTU Cottbus im Auftrag der LMBV eine Messstation für hydrogeologische Untersuchungen. Außerdem gibt es eine flächige Überwachung des Grundwasserstandes. VI.5 Nutzbare und wissenschaftliche Geräte - Klimastation - Geographisches lnformationssystem auf Basis ATcGIS 9.1, mehrere Computer - Bibliothek - Geländewagen - GPS - Gerät - Fotoausrüstung - Videoüberwachungsanlage - Telemetrieanlage - Transponderleseeinrichtung - Mikroskope - Probeflächen - Logistischen Untersttitntng I Anleitung In der Mittelschule Mücka wurden in einem Nebengebäude Unterkunftsmöglichkeiten für Jugendund Studentenguppen eingerichtet, die regelmäßig von Gruppen während ihrer Freilandpraktika im Biosphärenreservat kostengünstig genutzt werden. Während der Sommerferien stehen größeren Gruppen auch Klassenräume für Innenarbeiten zur Verfligung. w.6 u der Forschung und Monitoring im Biosphärenreservat sind überwiegend auf die unmittelbare Anwendung orientiert. Die permanente Inventarforschung innerhalb des Biosphärenreservates, insbesondere im Rahmen der Landschaftsanalyse bei den in Bearbeitung befindlichen Pflege- und Entwicklungsplänen, sowie die Auswertung der Untersuchungsergebnisse des Klima,- Boden-, Wasser- und Artenmonitorings dienen unmittelbar der Aufstellung von Bewirtschaftungsplänen innerhalb der Naturschutzgebiete. Auf festgestellte Veränderungen wird möglichst kurzfristig reagiert. Nur so kann gesichert werden, dass stets dem aktuellen Zustand entsprechende Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen umgesetzt werden und ein effizienter Einsatz der Fördermittel erfolgt. Die Ergebnisse aus dem Monitoring von Tier- und Pflanzenarten sind wichtige Entscheidungsgrundlagen für den Naturschutzvollzug. Beispielsweise werden für Stellungnahmen zum Schilßchnitt, Kormoranvergrämung und Jagd gebietsdeckende Daten zu den aktuellen Vorkommen von gefìihrdeten Wasservogelarten (Brutvögel, Mauser- und Rastgesellschaften) benötigt. Unmittelbaren Einfluss auf die Handlungen der Biosphäreffeservatsverwaltung haben auch die im Abstand von 5 Jahre angefertigten ClR-Luftbilder. Anhand der Luftbilder wird unter anderem die Dynamik der Veränderung starker Sukzession unterworfener Lebensräume (Heiden, Trockenrasen, Röhrichte z.B.) oder der Versiegelungsgrad der Landschaft analysiert. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die mit dem Grundwasseranstieg in der Bergbaufolgelandschaft verbundene Vernässung. Sie bedarf einer regelmäßigen Kontrolle, um Schlussfolgerungen für die Wasserstandsregelung in Gräben bzw. deren Instandhaltung und - setzung ziehen zu können. Die Ergebnisse der Untersuchungen ztr,,Umfang und Form einer nachhaltigen Landnutzung im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft" flossen unmittelbar in das Rahmenkonzept und die Kalkulation von Förderprogrammen ein. Im Bereich der sozioökonomischen Forschung ist beispielsweise die Umsetzung der Ergebnisse des EURES - Institut zu nennen. Nach einer entsprechenden Studie zu regionalökonomischen Auswirkungen des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft wurde die Diskussion zu den Vorteilen der Einrichtung eines Biosphärenreservates erheblich bereichert. 37 VILl für eÍne Die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft konzentriert sich auf die "Akteure im Raum", also die hier lebenden und arbeitenden Menschen, um die Ziele des Biosphärenreservates in alle Lebensbereiche des Gebietes zu tragen und urnzusetzen. Sie sollte den Kulturraum Dorf integrieren, sich damit auseinander setzen und diesen auch bereichern. Bereits 1993, während der Aufbauphase, wurde im Biosphärenreservat mit der Etablierung eines eigenen Umweltbildungsprojektes begonnen. Dazu stellte sich der Förderverein für die Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft e.V. als Projektträger zur Verfügung. Dank der Unterstätzung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt konnten zwei Fachkräfte eingestellt werden (l Pädagogin , I Biologe) und eine fundierte konzeptionelle Basis geschaffen werden. Seitdem entwickelt sich das Projekt kontinuierlich sowohl strukturell als auch inhaltlich weiter. Gegenwärtig wird die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung weiterhin durch den Förderverein getragen. Die Finanzierung der 2,5 Personalstellen wird durch die BRV realisiert. Anfangs konzentrierte sich die Umweltbildungsarbeit weitgehend auf Kinder und Jugendliche. Pro-jekttage, die dem Lehrplan maßgeschneidert zur Anwendung und Vertiefung altersspezifischer Kenntnisse in spielerischer Form dienten, Freizeitgruppenbetreuungen und Sommercamps waren schon damals die Favoriten in der Hitliste der Veranstaltungsangebote. Gegenwärtig werden sehr spezielle Veranstaltungsformen vom Kindergartenalter bis hin zu Jugendlichen zwischen 14 - 16 Jahre angeboten. Je klarer die Gruppe mit ihren Bed{irfnissen und ihrer persönlichen Lebenssituation gemäß angesprochen werden kann, umso wahrscheinlicher erreicht man sie mit seiner Botschaft. Die Umweltbildung im Biosphärenreservat soll alle Kinder und Jugendlichen im Einzugsgebiet erreichen . Das ist nur über eine permanente Präsenz und regelmäßige Zusammenarbeit zu sichem. VII.l.l Angebote für KÍnder Vorschule Dazu wird bereits in den Kindergärten mit einem Angebot ,,Naturerfahrungsstundeno' die Sensibilität der Kinder für die Landschaft zu steigern versucht. Zusammenarbeit mit Schulen Regelmäßig wird mit allen Grund - und Mittelschulen im Einzugsgebiet gearbeitet. Besonders bewährt haben sich dabei Naturerlebniswanderungen und Projekttage als Angebotsformen. Speziell die Projekttage sind als die effektivste Veranstaltungsform zur Übermittlung einer lebendigen Vorstellung nachhaltiger Entwicklungsmöglichkeiten geeignet. Die Veranstaltungen werden individuell an den Schulstandorten für die entsprechende Altersgruppe vorbereitet, sodass eine größtmögliche Verbindung zwischen dem eigenen Erlebnisraum und der zu übermittelnden Botschaft erreicht wird. Der Grundgedanke besteht darin, die Identifizierung der Kinder und Jugendlichen mit ihrem Schul- und Wohnumfeld im Sinne des verantwortlichen Umgangs zu stärken und Schüler dauerhaft in die aktuelle Auseinandersetzung um Formen und Wege einer nachhaltigen Entwicklung im Biosphärenreservat einzubeziehen. Freizeitangebote Die Freizeitangebote sollen neben der thematischen Vermittlung von ,,Umweltwissen" auch soziale Identifikation Jugendlicher und Kinder mit ihrem Lebensumfeld stiften. Dazu werden unterschiedliche Veranstaltungsformen durch die Umweltbildung im Biosphärenreservat bereitgehalten. Neben Tagesangeboten wåihrend der Ferien und Familienangeboten speziell an den Wochenenden, haben sich die regelmäßigen Freizeitgruppen an mehreren Standorten seit Jahren fest etabliert. Im Rahmen von praktischen Angeboten werden Anleitungen für Schüler zu unterschiedlichen praktischen Tätigkeiten gegeben. Beispielsweise gab es 2005 eine Färbewerkstatt mit Naturfarben, eine Vogelhauswerkstatt und es wurde eine Station eines Lehrpfades repariert. Naturschutzaktionen geben die Möglichkeit, sich selbst an der Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen zu beteiligen. Dazu lud ein Workcamp 2005 2.8.12 Jugendliche zu Weidenflechtarbeiten und zur Heidepflege ein. 38 Feriencamps zählen zu den intensivsten Veranstaltungsformen in der Umweltbildung. Neben den bereits beschriebenen Effekten intensiver Naturerfahrung, aktivem Lernen und Identifikation mit dem eigenen Umfeld kommen hier noch viel stärker Gruppendynamik und soziales Lernen zum Tragen. Die Camps finden in einem der Dörfer innerhalb des Biosphärenreservates statt. Die Teilnehmer stammen in der Regel aus der weiteren Umgebung. Alle Camps werden thematisch ausgerichtet. Sie richten sich an eine spezielle Zielgruppe und vermitteln ein spezifisches inhaltliches Programm. VII. 1.2 Allsemeine Ansebote Puppenspiel Die Präsentation des Biosphärenreservates bei lokalen Festen (traditionelle Fischerfeste, Heimatfeste ), aber auch bei Messen und anderen Anlässen bildet einen Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit. Aus diesem Grunde wurde eine neue Form der Präsentation des Biosphärenreservates mit seinen Inhalten für ein möglichst breites Publikum zttmEinsatz gebracht. Die Philosophie der Biosphärenreservate , die Naturresourcen auf eine nachhaltige Weise z\ nvTzen, sollte in einem Theatersttick zum Ausdruck kommen. Es wurde die Form des Puppentheaters gewählt und nach dem Sujet vom ,,Fischer und seiner Frau" ein Szenarium erarbeitet. Die Umsetzung erfolgte im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung . Seit der Premiere wurde das Stück insgesamt 35 Mal aufgeführt. Regionallokal Biosphdre Demselben Ziel folgen die drei Biosphären ,,Wald'., ,,Wassef' und ,,Wiese". In Gestalt von drei jungen Mädchen danken sie als Abgesandte der Natur den Menschen für den Schutz und die Achtung vor ihrem Dasein. Sie vermitteln im ,,Regionallokal Biosphäre" den Gästen auf dem Naturmarkt und ktinftig auch auf anderen regionalen Märkten den Grundgedanken, die Reichtümer aus Wald, Feld und Wiese abzuschöpfen, ohne der Natur zu schaden. Mit Gerichten und Produkten aus der Region, die mit Rezepten und dem Namen der Produzenten versehen sind, soll den Gästen die Biosphärenreservatsidee näher gebracht werden und der Gedanke verdeutlicht, dass durch die Wahl regionaler Erzeugnisse jeder mit einem kleinen Beitrag die heimische Produktion stärkt, unnötige Transporte vermeidet und damit die Natur schützen hilft. Ausstellungen Die Biosphärenreservatsverwaltung verfügt über mehrere thematische Wanderausstellungen, die bei unterschiedlichen Gelegenheiten genutzt werden. Am stärksten nachgefragt ist ein Ausstellungssystem , das über aktuelle Projekte informiert und stetig aktualisiert wird. VII.1.3 Aneebote für Erwachsene Im Verlauf des Festsetzungsverfahrens für das Biosphärenreservat traten stärker als vorher Interessenkonflikte auf. Die dahinter verborgenen Kenntnis - und Einstellungsdefizite waren mit den unspezifisch wirksamen Mitteln der Öffentlichkeitsarbeit nicht aufzuarbeiten, so dass 1998 eine Erweiterung des Bildungsangebotes um spezielle und überwiegend für erwachsene Bewohner des Gebietes erarbeitet worden sind. Vortrdge Im Biosphärenreservat hat sich eine Vortragsreihe etabliert, die jährlich zu aktuellen Themen ganz unterschiedliche Angebote an die heimische Bevölkerung macht. Mittelpunkt sind Vorträge die sich sehr praktisch und informativ am Informationsbedürfnis der Bevölkerung orientieren und auf unterhaltsame Art auch umweltberatende Funktion übemehmen. Es werden Themen mit unmittelbarer Praxisrelevanz im Sinne von ,,Ratgeberveranstaltungen" angeboten, wie z.B. ,,Naturnah gärtnern ohne Chemie" oder,,Nutzung emeuerbarer Energiequellen im Dorf'. Praktische Seminare Das bewusste Umwelthandeln von Menschen zu initiieren, bedarf nicht nur der Information und Beratung . Um wirkliche Verhaltensänderungen hervorzurufen, ist es gleichermaßen erforderlich, praktisches Handeln erproben zu können. Diesem Ziel dienen ein- und mehrtägige Seminare. In erster Linie richten sich die Seminare an die erwachsenen Bewohner des Biosphärenreservates. Es werden in theoretischen Einführungen die Kenntnisse gelegt oder gefestigt, die dann in praktischer Demonstration und eigener Anwendung unter Anleitung erlernt werden können. So waren bisher beispielsweise folgende Themen im Angebot: Sonnenkollektoren im Selbstbau, Herstellung von Naturfarben, Obstbaumschnitt . 39 Jahreswettbewerbe Die Biosphärenreseryatsverwaltung hat sich mit den seit dem Jahr 2000 jährlich durchgeführten Wettbewerben eine Möglichkeit erschlossen, um stärker mit den Einwohnem des Biosphärenreservates ins Gespräch zu kommen, die nicht zu den Nutzergruppen gehören, die durch die unmittelbare Naturschutzarbeit stark einbezogen sind. Dabei werden die Schutzziele und Grundideen des Biosphäreffeservates im Rahmen von Wettbewerben vermittelt. Als bisherige Wettbewerbe sind ,,Schönster naturnaher Garten" (2000), ,,Schönstes landschaftstypisches Haus" (2001) und der seit 2002 laufende Wettbewerb ,,Biosphärenwirte gesucht" zu nennen. Die Auszeichnung,,Biosphärenwirt" ist eine Anerkennung der Gaststätten, Hotels, Pensionen und Ferienhäuser für nachhaltiges Wirtschaften, den sorgsamen Umgang mit Ressourcen, den Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und zum Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe im Sinne der Entwicklungsziele des Biosphärenreservates. Zum l0- jährigen Jubiläum der Sicherstellung des Biosphärenreservates wurde 2004 ein Festumzug organisiert , in einem Wettbewerb wurden die drei Umzugsbeiträge prämiert, die am originellsten die Biosphärenreservatsidee darstellten. Angebote fi)r Touristen und Besucher Jährlich veröffentlicht die Biosphärenreservatsverwaltung einen Veranstaltungskalender, der alle Angebote enthält (siehe Anlage 6). Neben diesen an festen Terminen angebotenen Veranstaltungen wird angestrebt, möglichst vielen Besuchern eine betreute Exkursion zu Fuß oder per Rad zu ermöglichen . Dazu können alle Interessenten entsprechende Veranstaltungen buchen. Dieses Anliegen ist durch die Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung allein nicht umsetzbar. Für diese Exkursionen kommen bei Bedarf Naturführer zum Einsatz. Dazu führt die Biosphärenreservatsverwaltung Ausbildungen durch, die bei erfolgreicher Teilnahme mit einem Zertifikat enden, dessen Besitz zur Leitung von Führungen und Exkursionen im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung berechtigt. VII.1.4 bote für B arrier efr ei e s N aturerl e h en Ein häufig beklagtes Defizit besteht beim Angebot an rollstuhlgerechten Exkursionen. Seit 2004 besteht eine entsprechende Exkursionsroute. Behinderte können speziell aufRollstuhlhöhe angebrachte Tafeln nutzen und auf einer dafrir prþarierten Lehrpfadstrecke barrierefrei das Teichgebiet befahren. Auf einer eigens konstruierten Plattformen und Stegen, die in die Teiche hineinragen, können Behinderte Wasservogelbeobachtungen durchführen und inmitten der Natur sinnliche Eindrücke genießen. Spezielle Exkursionen Die Teichlausitz ist traditionell ein besonderes Attraktionsgebiet vogelkundlich interessierter Naturfreunde . Exkursionsnachfragen entsprechender Gruppen bilden einen festen Anteil des jährlichen Programms. Für diese Zielgruppe werden spezielle Exkursionen im Frütrjahr und zur herbstlichen Rast der Wasservögel angeboten. Die Exkursionsleitungen werden von Mitarbeitern der Naturwacht der Biosphärenreservatsverwaltung und speziell qualifizierten Naturführern übernommen. Weitere Themen, z. B. zur Pflanzenwelt, Lurche und Kriechtiere, Fledermäuse, Libellen und Wasserinsekten, sind Inhalt des angebotenen Programms. vrl.1.5 für Fachleute Seminare Die aktuellen Forschungsarbeiten innerhalb des Biosphäreffeservates werden regelmäßig zu speziellen Weiterbildungen für Fachwissenschaftler zum Anlass genoÍìmen. Hier werden entsprechend der aktuell durchgeführten Forschungsprojekte Praxisseminare für junge Wissenschaftler, Studenten und interressierte Freizeitforscher angeboten. Das Ziel besteht darin, die in den Forschungsprojekten gemachten Erfahrungen, vor allem methodischer Art, unmittelbar zur Anwendung weiterzugeben. Diese im Biosphärenreservat neue Seminarform konnte 2001 erfolgreich erprobt und wird mit den unterschiedlichen Themen weitergefrihrt werden. (Themenbeispiele: Wildbienen und Sandwespen ehemaliger Truppenübungsplätze, Grundlagen der Säugetiertelemetrie, Einführung in die Molluskenkunde). Kolloquien Biosphärenreservate haben einen umfangreichen Forschungsauftrag zu leisten. Insbesondere der Bei- Irag zrr ökologischen Umweltbeobachtung im Weltnetz des MAB- Projektes liefert eine Fülle von 40 Daten und wissenschaftlichen Ergebnissen, die in der Regel nur dem engeren Kreis der sektoral betroffenen Wissenschaftler bekannt werden. Die häufig geforderte Transparenz der Wissenschaft für breite Bevölkerungsschichten ist nur selten konsequent umgesetzt. Sollen die erforderlichen Veränderungen in Denk- und Handlungsweisen zu einer aktiven Unterstützung der Idee einer nachhaltigeren Entwicklung in der Bevölkerung führen, so müssen auch die Ergebnisse der Erforschung nutzungsbedingter Veränderungen in der Natur umfangreiche Verbreitung erfahren. Die ,,Mückaer Kolloquien " werden als Vermittlungsform zwischen Wissenschaftlern und Anwendungen verstanden und finden zweimal jährlich statt. Hauptsächliche Zielgruppen sind Bewirtschafter, die Behörden für Landwirtschaft , Forst, Fischerei, Wasserwirtschaft, aber auch Kommunalvertreter und Mitglieder der Berufsständischen Verbände (Bauern-, Fischer-, Waldbesitzerverbände u.a.). Die Gesamtstatistik der Bildungs -und Öffentlichkeitsarbeit ist in Anlage 7 enthalten. VIl.z Einrichtungen für die Öffentlichkeit Der Hauptsitz der Biosphärenreservatsverwaltung (Biosphärenreservatszentrum) befindet sich seit 2004 im ehemaligen Rittergutsvorwerk in Wartha. Neben dem Verwaltungsgebäude (ein Ersatzbau für das nicht mehr sanierungsfÌihige Gutswohnhaus) befindet sich ein saniertes Scheunengebäude mit einem Vorbereitungsraum für Exkursionen, Besuchertoiletten, Werkstätten, Lagerräumen und Fahrzeugunterständen . In einem Stallgebäude finden in der Wintersaison die Schafe der Landschaftspflegeherde des Fördervereins Unterkunft, von Frühjahr bis Herbst beherbergt der Stall Ausstellungen und Veranstaltungen der Biosphärenreservatsverwaltung. Ein weiteres Stallgebäude ist bisher unsaniert . Eine Planung sieht vor, dieses Gebäude als künftiges Informationszentrum für eine Dauerausstellung und einen Vortragsraum zu nutzen. Im Haushalt der Biosphärenreservatsverwaltung sind für das Jahr 2006 5.000 € durch das Sächsische Staatsministerium fi.ir Umwelt und Landwirtschaft eingestellt , um eine Aktualisierung der Planung für das künftige Informationszentrum vorzunehmen. Mit Hilfe dieses neuen Konzeptes sollen Finanzierungsquellen für dessen Umsetzung gefunden werden. Die Biosphärenreservatsverwaltung verftigt im Territorium neben dem Biosphärenreservatszentrum in Wartha über zwei dezentrale Naturwachtstationen in Mücka und Friedersdorf, in deren Umfeld sich weitere Besuchereinrichtungen befinden. Die Grundidee für diese Struktur bestand in einer möglichst bürgernahen Gebietsbetreuung und einer Ansprechstelle in jedem der drei betroffenen Kreise. Zugleich ist es auf diese Weise möglich, den Besucherverkehr zu lenken, der mit den benachbarten Naherholungsgebieten (Olbasee, Stausee Quitzdorf, Knappensee) verbunden ist. Das gelingt mit den thematisch orientierten Naturerlebnispfaden zwischen Wartha und Guttau, Mücka und Kreba, sowie dem Naturerlebnisgelände in Friedersdorf. Die für den Bau der Stationen auf den Naturerlebnispfaden sorgsam ausgewählte ktinstlerische Holzgestaltung schult gleichsam ästhetisches Empfinden und Harmoniebewußtsein. Ein großer Teil der angebotenen Exkursionen beginnt an diesen Standorten. Naturerlebnßpfad,, Guttauer Teiche und Olbasee " Auf dem etwa 8 km langen Naturerlebnispfad gibt es ausreichend Gelegenheif z-tr stillen Naturbeobachtung . Über Stege oder entlang von Wegen werden verschiedenste Lebensräume (Schwerpunkte sind hierbei Teiche und Bergbau) und die charakteristischen Pflanzen- und Tierarten vorgestellt, auch wird dem Fischer bei seiner Arbeit an den Teichen über die Schulter geschaut. Die über 30 Stationen laden zum Klettem, Spielen, Schauen, Riechen und Fühlen ein, untersttitzen durch interaktive Elemente die Wahrnehmung der Natur. Naturerlebnispfad Lands chafts ges c hichte Kreba- Neudorf- Mücka Über eine Strecke von etwa 8,5 km wird in spielerischer Form eindrucksvoll vermittelt, wie nattirliche Vorgänge der Landschaftsentwicklung, zusammen mit historischer Landnutzung die Entstehung der verschiedensten Lebensräume (Schwerpunkte sind hierbei Wälder und Flussauen) bewirkte. Natur erl e bnis gel cinde Frieders dorf Eine Besonderheit nimmt dabei der Standort Friedersdorf ein. In dem Gelände eines ehemaligen Wasserwerkes wurde um 1970 eine Naturschutzstation eingerichtet, die durch den Förderverein der Natur der Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft übernommen, saniert und seit 1996 der Biosphärenreservatsverwaltung zur Verfügung gestellt wurde. Im angrenzenden Freigelände wurde seit dem ein Lehr - und Schaugarten für Heil -, Duft- und Gewürzpflanzen, sowie für die Demonstration alter Ackersorten angelegt. 4l VIII.I Administrative , .l tti :l:.ì4,.i r,,,,irlirlii'i,'.,11 Das Biosphärenreseryat,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" liegt im östlichen Teil des Freistaates Sachsen und gehört zum Regierungsbezirk Dresden. Es überdeckt Teile der drei Landkreise Bautzen, Kamenz und Niederschlesischer Oberlausitzkreis. 12 Gemeinden gehören zum Biosphärenreservat . Die Biosphärenreservatsverwaltung ist eine Fachbehörde des Freistaat Sachsen für Naturschltz, die unmittelbar dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft unterstellt ist (Dienst - und Fachaufsicht). Das Verwaltungszentrum befindet sich etwa 5 km südlich des Biosphärenreservatesmittelpunktes in Wartha, einem Ortsteil von Guttau im Landkreis Bautzen. Hier sind sowohl die Leitung, die Geschäftsstelle, die Öffentlichkeitsarbeit, die Fachverwaltung als auch der Naturwachtbereich Mitte untergebracht. Zwei weitere Außenstellen der Naturwacht sind bürgerfreundlich in den beiden anderen Kreisen angesiedelt . Der V/achtbereich West hat seinen Sitz in der Naturschutzstation Friedersdorf, Gemeinde Lohsa, Landkreis Kamenz, der Wachtbereich Ost in der Alten Försterei Mücka, Gemeinde Mücka, Niederschlesischer Oberlausitzkreis. Die zuständige Naturschutzbehörde (Rechtsvollzug) ist das Regierungspräsidium Dresden mit Sitz in Dresden. Hier werden auf Grundlage der fachlichen Stellungnahmen der Biosphärenreservatsverwaltung Rechtsbescheide ausgestellt. VIII.2 A der Gesamtzahl der Mitarbeiter des Biosphärenreservates (Verwaltung und Naturwacht): 14 Miørbeiter Vollzeit mit Festanstellung davon: 2 Mitarbeiter höherer Dienst 6 Mitarbeiter gehobener Dienst 6 Mitarbeiter mittlerer Dienst | -2 Zivildienstleistende | -2 Zeitarbeitskrafte (Arbeitsftirderung) Die Mitarbeiter des Fachbereiches verfügen überwiegend über einen wissenschaftlichen Studienabschluss in einem der Landnutzungsbereiche. Parallel sind diese schon langjährig ehrenamtlich im Naturschutz tätig und verfügen neben fundierten naturschutzfachlichen Kenntnissen meist über umfangreiches Spezialwissen. Diese fachliche Verbindung ermöglicht den Mitarbeitern ein optimales Moderieren der Nutzungs- und Naturschutzbelange. Bei Landschaftspflege und Artenschutz sowie bei Öffentlichkeitsarbeit und vor allem bei der Umweltbildung erfolgt eine gezielte Unterstützung der Biosphärerneservatsverwaltung durch den Förderverein für die Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft e.V. (10 Mitarbeiter, 2 Zivildienstleistende ). Die ersten Umweltbildungsaktivitaten im Biosphärenreservat initiierte der Förderverein mit Hilfe einer Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Seitdem ist er Träger der kompletten Umweltbildung im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung. Als Finanzen standen der Biosphärenreseryatsverwaltung 2005 zur Verfügung: Personalausgaben 612.245 C sächliche Verwaltungsausgaben 187.728 C davon Öffentlichkeitsarbeit 21.895 €. Bildung/umweltbildung l0l.4l3 € Naturschutzbaumaßnahmen, Lehrpfadbau 75.357 C gesamt: 875.330 € 42 Hinzu kommen noch Fördermittel im Umfang von l,l Mio. Euro, die im Rahmen der Naturschutzftirderprogramme über Landwirtschafts- und Forstbehörden bzw. das Regierungspräsidium Dresden ausgereicht werden. Diese basieren generell auf den fachlichen Vorgaben der Biosphåirenreservatsverwaltung . VIII.3 Zuständigkeit der Biosphärenreservatsverwaltung Die Biosphärenreservatsverwaltung ist eine Fachbehörde des Freistaat Sachsen für Naturschutz. Als Naturschutzfachbehörde werden vorrangig Stellungnahmen zumeist für die Höhere Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Dresden), teilweise auch für die Unteren Naturschutzbehörden (Landkreis Bautzen, Landkreis Kamenz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis) erarbeitet. Außerdem ergehen Stellungnahmen an die zwölf örtlichen Gemeinden und 3 Landkreise sowie an andere hoheitliche Verwaltungen - z.B. Wasser- und Forstbehörden bzw. bei Planungen an die zuständigen Planungsbehörden (in der Regel als ,,Träger öffentlicher Belange - TÖ8"). Die Aufgabeninhalte resultieren im Wesentlichen aus $ 3 ,,Schutzzweck" der Biosphärenreservatsverordnung - siehe Anlage l Maßgeblich zuständig ist die Biosphärenreservatsverwaltung innerhalb des Schutzgebietes für die Naturschutzfachplanung, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie für das Umweltmonitoring und die Forschung - siehe dort. Außerdem ist die Biosphärenreservatsverwaltung für die Planung, Durchführung und Kontrolle aller Arten- und Biotopschutzmaßnahmen zuständig Bei der Förderung von Naturschutzmaßnahmen und naturschutzgerechter Landbewirtschaftung wirkt die Biosphärenreservatsverwaltung als Naturschutzfachbehörde entscheidungsrelevant mit. Die Kontrolle wird schwerpunktmaßig durch die Biosphärenreservatswacht durchgeführt. Es gibt keine Unterschiede hinsichtlich der Zuständigkeit in den unterschiedlichen Zonen. Die Zusammenarbeit von Naturschutzfachbehörden und Vollzugsbehörden ist durch die jeweiligen Fachgesetze (vor allem durch das Sächsische Naturschutzgesetz) geregelt. In den Fachgesetzen ist außerdem geregelt, ob das Einvernehmen, das Benehmen oder eine bloße Abstimmung mit der Biosphärenreservatsverwaltung durch die jeweilig zuständige Behörde eingeholt werden muss. Sollte eine Übereinstimmung nicht erbracht werden können, ist die Entscheidung in der Regel durch die übergeordnete Stelle (in der Regel das Regierungspräsidium Dresden) zu treffen. Unabhängig von den rechtlichen Regelungen ist die Biosphärenreservatsverwaltung beständig bemüht, schon im Vorfeld von Problemen durch Vorgespräche Konflikte zu vermeiden und bietet, entsprechend der fachlichen Kenntnisse, wo möglich, Lösungsvorschläge an. Grundsätzliche Entscheidungen werden vor dem Biosphärenreservatsrat (siehe VIII.5) beraten. Dem dienen auch die beständigen Informationen und die naturschutzfachlichen Weiterbildungsveranstaltungen für diese Fachbehörden. VIII.4 Rahmenplan, Planungs- und Managementkonzept Im Jahr 2000 wurde das Rahmenkonzept für das Biosphärenreservat in einem umfangreichen Abstimmungsverfahren , dem die Tätigkeit unterschiedlicher Arbeitsgruppen vorausging, vom Biosphärenreservatsrat , Fachbehörden, Verbänden, den berufsständischen Vertretungen und zahlreichen Nutzern sowie anderen Trägem öffentlicher Belange beschlossen. Durch diese breite Beteiligung und die intensive Fachdiskussion von naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen auf der einen Seite und ökonomisch/technologischen Rahmenbedingungen auf der anderen Seite fand das Rahmenkonzept einen breiten Konsens und ist bis heute eine wichtige Vertrauensbasis zwischen Bewirtschaftern und Biosphärenreservatsverwaltung. Das Rahmenkonzept enthält für jede naturschutzfachliche relevante Maßnahme und Nutzung, unter Berücksichtigung der ökonomischen Interessen der Nutzer, Zielvorgaben und Rahmen für diese Nutzung und ist zugleich Richtschnur für die Pflege- und Entwicklungsplanung als Teil der PERN-Planung. Im Rahmen der Pflege-, Entwicklungs-, Regenerierungs und Nutzungsplanung (PERN-Planung) erfolgt eine umfangreiche Erfassung und Bewertung des Zustandes von Biotopen, Pflanzen- und Tierarten , welche die Grundlage für die Formulierung eines flächenkonkreten Handlungsrahmens für 43 Bewirtschaftung oder Einzelmaßnahmen bietet. Dabei werden auch hier die betrieblichen Möglichkeiten berücksichtigt und naturschutzfachliche Minimal- bzw. Optimalvarianten als Handlungsbereich dargestellt. Diese Planung existiert für etwa ein Drittel des Biosphåireffeservates. Ein baldiger Abschluss dieser Planung ist anzustreben, damit die Planung durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft bestätigt und somit rechtsverbindlich werden kann. Weitere Planungen, die hauptverantwortlich durch die Biosphärenreservatsverwaltung erarbeitet werden , tragen empfehlenden Charakter, fließen aber wirksam in die Stellungnahmen der Biosphärenreservatsverwaltung ein und sind damit Grundlage für die Entscheidung der jeweils zuständigen Behörden - z.B. die Bauämter. Diese Planungen sind: - eine Konzeptionzur nachhaltigen Bewirtschaftung der Schutzzonen III und IV, - eine Konzeption zur Regenerierung der Schutzone fV, - eine Konzeption zur Tourismus- und Erholungsnutzung, - eine Konzeption zur Verkehrslenkung und - Empfehlun gen zar Siedlungsentwicklung. Die Konzeptionen zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Schutzzonen III und IV soll Leitbilder und Handlungsorientierung für eine ganzheitliche nachhaltige Nutzung auf Betriebsebene liefem. Die Konzeption zur Regenerierung der Schutzzone IV dient der Planung von MaßnahmenzJr Wiederherstellung des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes in dieser Schutzzone.In der Konzeption zur Tourismus- und Erholungsnutzung werden Vorschläge für die natur- und sozialverträgliche Tourismusentwicklung für das Gesamtgebiet erarbeitet. Die Konzeption zur Verkehrslenkung soll die wirtschaftlichen und individuellen Anforderungen an den Transport von Personen und Gütem in zttkunftsf Ìihiger Art und Weise realisieren helfen. Die Empfehlungen zur Siedlungsentwicklung bieten auf Grund der Analyse und Bewertung aller Siedlungen als Leitbilder die Grundlage für kommunale Planungen. Ziele dieser Siedlungsentwicklungskonzeptionen sind die Erhaltung und Entwicklung der ortstypischen Siedlungsstruktur und der landschaftsangepaßten Bauweisen. Im Rahmen der Erarbeitung dieser Konzeption wird in breitem Dialog mit den Bürgern hier ein wichtiger Beitrag zur Unterstützung der Entwicklung des dörflichen Lebens geleistet. In diesem Zusammenhang kommt dem Prozeßcharakter des Planungsverfahrens mit einer intensiven Moderation und Öffentlichkeitsarbeit, mit der Bewusstmachung eigener Werte und der Vermittlung der Idee nachhaltiger Siedlungs- und Landschaftsentwicklung eine besondere Bedeutung zu. Die Siedlungsentwicklungskonzeptionen sind weitgehend abgeschlossen. Die Tourismuskonzeption wurde durch den Biosphärenreservatsrat beschlossen und ist in der Umsetzung begriffen. Hauptverantwortlich zuständig für die Erarbeitung aller Planungen ist die Biosphärenreservatsverwaltung . Auf Grundlage von $ 5 der Biosphärenreservatsverordnung erfolgt eine intensive Beteiligung der dort benannten Gemeinden, Fachbehörden, Verbänden sowie anderen Trägern öffentlicher Belange am Planungsprozess. Die Pflege- und Entwicklungsplanung wird intensiv mit den betroffenen Bewirtschaftern abgestimmt und durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft bestätigt. Über alle anderen Planungen stimmt der Biosphärenreservatsrat ab. vIn.5 der Kommunen, Nutzer, Behörden und Verbände Im Beschluss des Ministerrates der DDR vom 16.ll4ítrz 1990 (DDR- Nationalparþrogramm) war ein 150 km'z großer Ausschnitt der Oberlausitzer Heide und Teichlandschaft für die Ausweisung als Naturschutzpark vorgesehen. Zur Umsetzung dieses Zieles erfolgte mit dem Beschluss des Bezirkstages Dresden vom 26. April 1990 die einstweilige Sicherung eines repräsentativen Ausschnittes der Oberlausitzer Heide und Teichlandschaft als Landschaftsschutzgebiet von zentraler Bedeutung. Diese basierte auf den Gesetzen der DDR und wurde ohne Beteiligung der Bevölkerung vorgenommen. Am 4. }i4ärz 1992 erfolgte die Verlängerung der einstweiligen Sicherstellung des Gebietes durch das Regierungspräsidium Dresden. Damit war eine Flächenerweiterung des Schutzgebietes verbunden. Im Dezember 1992 erschien das Sächsische Naturschutzgesetz. Darin wurde das Biosphärenreservat als eigene Schutzgebietskategorie in enger Anlehnung an das Programm "Man and Biosphere" der 44 UNESCO formuliert. Von nun an bestand die Zielsetzung in der Entwicklung des Gebietes zum Biosphärenreservat . Im Ergebnis eines verkürzten Anhörungsverfahrens aller Kommunen wurde am 22. Marz 1994 die Verordnung zur einstweiligen Sicherstellung des Biosphärenreservates "Oberlausitzer Heide und Teichlandschaft" durch das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung erlassen . Auf der Basis der einstweiligen Sicherstellung erfolgte die Beantragung der UNESCO- Anerkennung des Gebietes. Zugleich nahm die Biosphärenreservatsverwaltung als Gebietsverwaltung und Fachbehörde für Naturschutz ihre Tätigkeit auf. Damit bestand ftir den Freistaat die Verpflichtung innerhalb von 3 Jahren das Verfahren zur Unterschutzstellung einzuleiten. Bis 1997 wurde eine breite Abstimmung der Inhalte und Ziele des Biosphärenreservates mit allen Trägern öffentlicher Belange geführt. Im Rahmen des Festsetzungsverfahrens ging der offiziellen Anhörung eine Voranhörung voraus. In allen Gemeinden fanden zum Teil mehrere Zusammenkünfte mit den Gemeinderäten und öffentliche Informationsveranstaltungen statt. In mehreren Arbeitsgruppen (Landwirtschaft, Forst, Teichwirtschaft, Jagd) erfolgte die die Beteiligung der Bewirtschafter des Gebietes. Im Ergebnis des Verfahrens wurde die Fläche des Biosphärenreservates um knapp 5.000 ha auf den Territorien von drei Gemeinden erweitert . In einer Gemeinde verminderte sich die Fläche des Biosphärenreseryates geringfi.igig. Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Gemeinden und Biosphärenreservatsverwaltung fand in die Verordnung die Regelung zum Biosphärenreservatsrat Eingang. Er setzt sich aus den Vertretern der Gemeinden, als beschließende Mitgliedem und einem großen Teil der Träger öffentlicher Belange, als beratende Mitglieder, zusammen. Nach $ l1 (3) der Rechtsverordnung ist der Beirat in regelmäßigen Abständen über alle wesentlichen Vorgänge zu unterrichten. Dies gilt insbesondere für die von der Biosphärenreservatsverwaltung abgegebenen Stellungnahmen zu Bauleiþlänen und anderen städtebaulichen Satzungen und zu Straßenneubauvorhaben. (4) Der Rat ist in regelmäßigen Abständen über den Stand der Erarbeifung und Fortschreibung der Biosphärenreservatsplanung zu unterrichten . (5) Bestehen in einer Angelegenheit nach Absatz 3 Gegenvorstellungen, so sind die Bedenken als Stellungnahmen des Beirates der höheren Naturschutzbehörde zuzuleiten. Diese soll die vorgebrachten Belange in die Abwägung einstellen. 1998 konstituierte sich der Biosphärenreservatsrat, gab sich ein Statut sowie eine Geschäftsordnung und tritt jahrlich 2 -3 Mal zusammen. Innerhalb der nunmehr fast achtjährigen Zusammenarbeit mit dem Beirat wurden keine Bedenken oder Gegenvorstellungen zu Stellungnahmen der Biosphärenreservatsverwaltung erhoben. Besondere Untersttitzung wurde der Verwaltung durch den Beirat bei allen Fragen der touristischen Entwicklung des Gebietes und bei der Vorbereitung de lO-jährigen Jubiläums zuteil. VIII.6 Schutzreqelungen für die Kernzone und die Pflegezone Die speziellen Schutzregelungen für Kern- und Pflegezone sind fast ausschließlich in der Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landesentwicklung über die Festsetzung des Biosphärenreservates ,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" vom 18.12.1997 (siehe Anlage l) festgelegt. Weitere Regelung fließen auch aus übergeordneten Gesetzen ein (Bundesnaturschutzgesetz , Sächsisches Naturschutzgesetz sowie in Kraft getretene EU-Gesetze - FFH, SPA insofern diese nicht in landeseigenes Recht überführt sind.). Die Biosphärenreservatsverordnung legt unter $ 4 ftir die Schutzzonen folgende Zielstellungen fest: Das Biosphärenreservat wird in die Schutzzonen I bis IV gegliedert: 1. Die Schutzzone I (Kernzone) umfasst Gebiete, in denen grundsätzlich die ungestörte Entwicklung nattirlicher und naturnaher Lebensräume der Tier- und Pflanzenarten gewährleistet werden soll. Sie werden als Totalreservate vor unmittelbaren Einflüssen des Menschen abgeschirmt. 2. Díe Schutzzone II (Pflegezone) umfasst Gebiete, die nach Pflege- und Entwicklungsplänen bei Vorrangigkeit des Naturschutzes land-, forst- und fischereiwirtschaftlich und jagdlich zu nutzen sowie zu pflegen sind. Zur Erhaltung naturnaher Ökosysteme und zur Bewahrung von Vorkommen geführdeter Tier- und Pflanzenarten bedürfen diese Bereiche geeigneter und gebietstypischer 45 Nutzungs-, Bewirtschaftungs- und Pflegeformen. Eine gezielte Besucherlenkung soll angestrebt werden. 3. Die Schutzzone III (Entwicklungszone/Harmonische Kulturlandschaft) umfasst Gebiete, die durch pflegliche Nutzung eine gebietstypische, harmonische Ganzheit von Natur- und Kulturelementen darstellen. Vorrangige Zielstellungen sind hier die Erhaltung der traditionellen Siedlungs- und Landschaftsstruktur, die Entwicklung nachhaltiger Nutzungen mit zukunftsweisenden innovativen Produktionsansätzen, die Entwicklung effektiver regionaler Wirtschaftskreisläufe sowie die Erprobung , umfassende Anwendung und Demonstration von naturschonenden, nachhaltigen Landnutzungsmodellen . 4. Die Schutzzone IV (Entwicklungszone/Regenerierungsbereich) umfasst Gebiete, in denen der Naturhaushalt sowie das Landschaftsbild beeinträchtigt sind. In diesen Gebieten sind gezielt Maßnahmen zur Behebung der Landschaft sschäden durchzuführen (Regenerierung). Folglich sind in der Biosphäreffeservatsverordnung alle Handlungen verboten, die diesen Zielstellungen zuwiderlaufen. In der Kernzone sind das Betreten und jegliche Nutzung verboten. Ausgenommen sind die Schalenwildbejagung, die reglementiert ist, die Forschungstätigkeit sowie einzelne Artenschutz- und Kontrollmaßnahmen. In der Pflegezone sind alle Maßnahmen und Bewirtschaftungsformen verboten, die grundsätzlich einen negativen Einfluss auf diese Schutzzone erwarten lassen. Maßnahmen und Bewirtschaftungsformen , die ab einer bestimmten Intensität nachteilige Auswirkungen haben können, unterliegen in der Regel einem Erlaubnisvorbehalt, in dem Auflagen/Nebenbestimmungen festgelegt werden. Alte rechtmäßig ausgeübte Nutzungen unterliegen nicht diesen Auflagen, wenn das bisherige Nutzungsniveau nicht überschritten wird. Hier werden bisherige negative Auswirkungen in erster Linie durch Naturschutzförderung und Dialog mit den Bewirtschaftern vermieden. VIII.7 Besitzverhältnisse in den Schutzzonen Eigentümer ZoneI ZonelÍ Tnnelll TnnelY Zonel T,onell Zonelll ZonelY Freistaat Sachsen Bundeseigentum Naturschutzverein Kommunen Privat 800 ha 27Oha 15 ha 39 ha 3.080 ha 2.800 ha 150 ha 250 ha 5.735 ha 538 ha 300 ha 1.000 ha 13.l I I ha 103 ha 300 ha l.6l I ha 71,2% 24,0y0 r3% 3,5% 25,6yo 23,3% l,2Yo 2,lyo 47,7% 3,6yo 2,0o/o 6,7Vo 87,7% 5,lo/o l4,gyo 80,0% gesamt l.l24ha 12.015 ha 14.949 ha 2.014ha 100,07o l00,Ùvo l00,ïvo l00,ïvo Etwa 70 % der Teiche befinden sich im Eigentum des Freistaates Sachsen, des Bundes, der Kommunen bzw. von Naturschutzverbänden. Zum öffentlichen Eigentum gehören ebenfalls 80 % der Heideund Moorflächen. Deutlich geringer ist der Anteil des Landeseigentumes am Wald und verschwindend gering an Landwirtschaftsfl ächen. Bis 1996 wurde 1.200 ha der Teichfläche durch den Freistaat Sachsen erworben. Eine kostenlose Flächenübergabe von zur Privatisierung vorgesehener Flächen aus dem Volkseigentum der ehemaligen DDR an den Freistaat Sachsen oder an Naturschutzverbände erfolgte nur auf etwa 20 % der im Biosphärenreservat vorhandenen Verkaufsfläche, da die meisten Verkäufe vor Inkrafttreten einer entsprechenden Entscheidung der Bundesregierung rechtswirksam abgeschlossen wurde. Zurzeit erfolgt der Ankaufder restlichen, verfiigbaren Flächen in der Kernzone des Biosphärenreservates . Für die Fortsetzung des Flächenerwerbes gibt es aber derzeit kein wirksames Prog&mm. Die Ausübung des staatlichen Vorkaufsrechtes nach $ 36 SächsNatSchG kann auf Grund strenger Kriterien nur in Einzelflächen und sehr kleinflächig (2.8. Orchideenwiesen) ausgeübt werden und soll nach dem Willen der Landesregierung zuktinftig ganz unterbleiben. In den nächsten l0 Jahren soll der nicht mehr militarisch genutzte ehemalige Truppenübungsplatz Dauban verkauft werden. Laut Koaliationsvertrag der derzeitigen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD sollen naturschutzbedeutsame Flächen in Landeseigentum oder Eigentum einer Stiftung aus 46 dem Bereich Umwelr und Naturschutz übertragen werden. Gesetzliche Regelungen wurden dazu bisher nicht getroffen. VIII.8 Kontaktadresse Offiziell e Kontaktadres s e de s B iosphcirenres ervates. Name: Biosphärenreservat,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" Straße oder Postfach: Dorfstraße 29 Stadt mit PLZ: 02694 Guttau OT Wartha Land: Germany Telefon-Nr.: 0049 - 359321365-0 Fax-Nr. (oder Telex): 0049 - 359321365-50 E-Mail: poststelle@smul.sachsen.de Web-Adresse: www.biosphaerenreservat-oberlausitz.de 47 IX.l Repråisentative Ökoysteme - und menschlichen Beeinllussung .t Das Gebiet des Biosphärenreseryates ,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" wird schon seit der Bronzezeit über 3.000 Jahre durch die menschliche Nutzung gestaltet und verändert. Damit kamen zu den ursprünglichen Lebensräumen kulturbedingte Ökosysteme hinzu, die eine Bereicherung der Arten und Lebensraumvielfalt mit sich brachten. Herausragend und landschaftsprägend ist dabei das entstandene Teich- und Fließgewässerökosystem. Erst im letzten Jahrhundert verschlechterte sich mit der Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, später auch der Fischerei und vor allem mit der intensiven Bergbautätigkeit im Nordteil des Schutzgebietes der Zustand der meisten Lebensräume. Die Bergbaunutzung wird von den Einheimischen zugleich als Fluch und Segen betrachtet. Sie brachte zum einen viele Arbeitsplätze in der dünn besiedelten und armen Region. Andererseits verschlang der Bergbau neben einer arten- und strukturreichen Landschaft ganze Dörfer des sorbischen Siedlungsgebietes und wirkt sich bis heute mit seiner Grundwasserabsenkung auf den nördlichen Teil des Biosphärenreservates aus. Im Schutzgebiet sind alle im Naturraum vorkommenden Ökosysteme und fast alle Lebensraumtypen repräsentiert. Dies trifft auch weitgehend auf die Kern-, Pflege- und Entwicklungszone zu. Die Kernzone repräsentiert schwerpunktmäßig die wenigen naturnahen Lebensräume, wie Moore, Bruchwälder, Dünen-Kiefemwälder, die nur sehr kleinflächig im Gebiet erhalten blieben und die umgrenzenden Wald- und Heideflächen. Deutschlandweit einmalig wird in der Kernzone eine Bergbaufolgelandschaft repräsentiert, in der, da weitgehend unsaniert, Bodenbildung und natürliche Sukzession ungehindert ablaufen können. Die Kernzone ist durch die Biosphärenreservatsverordnung als Totalreservat weitgehend vor jeder menschlichen Beeinflussung geschützt. Die Pflegezone beinhaltet schwerpunktmäßig die Teichökosysteme, die in ihrer Geschlossenheit, Komplexität und in ihren Artenreichtum ebenfalls einmalig für deutsche Biosphärenreservate sind. Ebenfalls dazu gehören naturnahe und weitgehend natumahe Waldgebiete, Heiden, und Wiesen. Durch eine differenzierte, an Arten- und Biotopschutzzielen vorrangig ausgerichtete Bewirtschaftung und Pflege soll der vorhandene Artenreichtum erhalten bzw. erhöht werden. Die Pflegezone ist ebenso wie die Kemzone als Naturschutzgebiet vor einer Verschlechterung gesetzlich geschützt. Verbesserte , naturschutzkonforme Bewirtschaftungsmethoden, flankiert mit darauf ausgerichteter Naturschutzförderung und einem entsprechenden Marketing naturnah erzeugter Produkte soll den Bewirtschafter Einkommensalternativen eröffnen. In der Entwicklungszone sollen in erster Linie eine nachhaltige Regionalentwicklung umgesetzt werden , insbesondere kommt der Tourismusentwicklung hierbei eine entscheidende Rolle zu. In diesem Zusammenhang ist die Erhaltung und Verbesserung des Landschaftsbildes, vor allen Dingen die Steigerung der Strukturvielfalt der Agrarökosysteme anzustreben. lX.z Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt Auf Grund der lokalklimatischen und standörtlichen Vielfalt finden im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft viele seltene und geschützte Arten aus sehr unterschiedlichen klimatischen Regionen (boreal, atlantisch, kontinental, montan) einen geeigneten Lebensraum. Im Gebiet wurden bisher über 5.000 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen. Noch nicht für jede der untersuchten Artengruppen existiert eine Rote Liste, doch wurden schon bis jetzt 815 Arten der Sächsischen Roten Liste erfasst, darunter einige Arten, die in Deutschland nur hier vorkommen, z.B. das Moorveilchen (Viola uliginosa). Herausragend sind die Bestände von Fischotter (Lutra lutra), Seeadler (Haliaeetus albicilla), Kranich (Grus grus) und Rohrdommel (Botaurus stellaris). Das Gebiet spielt eine große Rolle frir die sächsische Population des Wolfes (Canis lupus). Eine Tabelle mit der Anzahl der Rote-Liste-Arten kann der Anlage 9 entnommen werden. Zahlreiche Maßnahmen zum Erhalt der Biotope und damit der Arten sowie gezielte Afenschutzmaßnahmen zeigen Erfolge, so dass viele geschützte Arten im Bestand zu nehmen, besonders in den 48 Teichgebieten und auf den Wiesen. Defizite bestehen vor allem bei der Pflege der Heiden sowie bei der Renaturierung der an Grundwassermangel und Eutrophierung leidenden Moore. Folgerichtig sind in den Heiden auf Grund erster Monitoringergebnisse bei den Brutvögeln erhebliche Rückgänge zu vermelden und bei den Mooren nur geringe Veränderungen festzustellen. Kleinflächig sind Verbesserungen auf den Ackerflächen erkennbar, doch müssen hier die Maßnahmen großflächig ansetzen. Die Bedeutung des Gebietes wird auch durch dessen Rolle im europäischen Schutzgebietsnetz ,,Natura 2000" unterstrichen. Beim FFH-Gebiet ,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" und beim gleichnamigen SPA-Gebiet handelt es sich jeweils um das größte und kompakteste sächsische Gebiet. IX.3 Methoden einer nachhaltige Entwicklung auf regionaler Ebene Bereits 1997 organisierte die Biosphärenreservatsverwaltung gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft eine Regionalkonferenz zur gemeinsamen Leitbildbestimmung und der Etablierung von Modellprojekfen zur nachhaltigen Entwicklung. Die Etablierung der Naturmärkte als eine Form der Regionalvermarktung resultierte beispielsweise daraus. In Ergebnis eines Regionalen Entwicklungskonzeptes , unter Beteiligung aller Kommunen, berufsständischen Verbände, Vereine und vieler Betriebe, entstanden ein umfassendes Leitbild sowie eine umfangreiche Projektliste. Seit 2002 ist die Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft als LEADER + Förderregion anerkannt. Eine Fülle an Projekten, die zum großen Teil in der Erarbeitungsphase des Regionalen Entwicklungskonzeptes zusammengetragen wurden, konnten auf diese Weise umgesetzt werden. Das umfangreichste touristische Vernetzungsprojekt im Gebiet, die Lausitzer Fischwochen beispielsweise, ist eines der gelungensten Umsetzungen. Neben diesen auf Förderung beruhenden Instrumenten der nachhaltigen Regionalentwicklung praktiziert die Biosphärenreservatsverwaltung weitere Methoden. Als einer der wesentlichsten Ansätze hat sich dabei die Vergabe des patentrechtlich geschützten Biosphärenreservatslogos für besondere, zertifizierte Produkte und Leistungen erwiesen. Die Ergebnisse sind bereits an anderer Stelle erwähnt. Die Einführung eines Qualitäts - und Herkunftszeichens aktiviert vor allen Dingen eigene Potentiale der Region und stärkt die Identität der Produzenten und Anbieter mit ,,ihrem" Biosphärenreservat. Als wesentlicher Motor dieser Entwicklung muss jedoch stets ein breites Informationsnetzwerk angesehen werden, das unter dem Dach des Biosphärenreservates organisiert wird. IX.4 Angemessene Größe zur Erfüllung der drei Funktionen Das Biosphärenreseryat Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft umfasst eine Fläche von rund 30.100 ha. Damit wird die Mindestgröße für deutsche UNESCO - Biosphärenreservate erreicht. Für die einzelnen Funktionen istjedoch eine differenzierte Betrachtung erforderlich. Die Schutzfunktion kann mit der vorhandenen Gebietsgröße angemessen erfüllt werden. Das Biosphärenreservat ,,Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" nimmt das zentrale Drittel des Naturraumes ,,Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet" ein. Die Flächengröße ist ausreichend, um den größten Teil aller Lebensräume sowie die darin vorkommenden Arten zu repräsentieren und damit auch zu schützen. Die Flächengröße ist ebenfalls ausreichend, die Mindesþopulationsgröße der meisten wertbestimmenden Arten zu schützen - z.B. beim Fischotter (Lutra lutra). Zum Schutz von Arten mit besonders großen Ansprüchen hinsichtlich ausgedehnter und unzerschnittene Lebensräume, wie der Wolf (Canis lupus), sind selbst die größten Biosphärenreservate in Deutschland nicht ausreichend groß. Wesentlich bedeutsamer bei der Erfüllung der Schutzfunktion sind die personellen und finanziellen Voraussetzungen in den Biosphärenreservaten. Die Entwicklungsfunktion ist selbst auf den primären Wirtschaftssektor bezogen nicht ausreichend. Schon allein auf Grund der Größe und Struktur der Landwirtschaftsbetriebe im Gebiet genügt die vorhandene Flächengröße meist nicht, da sich große Teile der Betriebsflächen außerhalb der Biosphärenreservatsgrenzen befinden. Im Bezug auf den sekundären und tertiären Wirtschaftssektor gilt diese Aussage noch in stärkerem Maße, wenn man z.B. moderne Handelswege in Betracht zieht. Diesem Defizit begegnet die Biosphärenreservatsverwaltung mit umfangreichen Kooperationen im Umfeld . So wurde beispielsweise das Bearbeitungsgebiet des Regionalen Entwicklungskonzeptes auf die 49 Gesamtfläche der beteiligten Gemeinden ausgedehnt und die LEADER + Förderkulisse weitgehend auf den Naturraum Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft bezogen. Ebenso strahlen Projekte, die im Biosphärenreservat initiiert wurden, auf die Gesamtregion aus, wie z.B. die Einrichtung eines touristischen lnformations - und Leitsystems oder Lausitzer Fischwochen. Die Funktion der logistischen Unterstützung ist relativ unabhängig von der Flächengröße eines Gebietes zu betrachten, jedoch zeigte sich infolge des Bevölkerungsrückganges und der damit verbundenen Zentralisierung der Schulstandorte eine zunehmende Vergrößerung der Schuleinzugsgebiete. Infolge dessen ist der Anspruch, alle Schüler des Gebietes zu betreuen mit einer Vergrößerung des zu betreuenden Raumes verbunden. Es wird eingeschätzt, dass die Größe des Biosphärenreservates geeignet ist, die Funkfion der logistischen Unters Tlutzung zu erfüllen. IX.5 zttf der drei Funktionen Innerhalb der 3,'7 o/o Kernzonenflächen sind alle Lebensraumtypen, die in naturnaher Ausprägung erhalten sind, im Biosphärenreservat gesichert. Land und Bund besitzen über 95o/o der Kernzonenflächen . Der größte Teil der wertvollen nutzungsgeprägten Lebensräume befindet sich innerhalb der Pflegezone, die 39,9Yo dcr Gesamtfläche umfasst. Mit 56,4 % steht der überwiegende Teil des Biosphärenreservates mit Nutzflächen und Siedlungsbereichen einer nachhaltigen Entwicklung zur Verfrigung . Da im Gebiet, vor allem durch bergbauliche Nutzung Schäden des Landschaftsbildes und des Naturhaushaltes eingetreten sind, wurde eine Regenerierungszone (als Teil der Entwicklungszone) miÍ 6,7 o/o der Gesamtfläche ausgewiesen. Bis auf geringe Ausnahmen werden alle Kernzonen durch Bereiche der Pflegezonen umgeben, in den Ausnahmefìillen (2.8. an der Gebietsgrenze) sorgen angrenzende Schutzgebiete für die erforderliche Abschirmung gegen äußere Einflüsse. Die Grundidee der Pflegezone neben den einzelnen schutzwürdigen Flächen einen angemessenen Verbund der Lebensräume, sowie deren Unzerschnittenheit zu sichern, konnte mit dem vorliegenden Zonierungsmodell erreicht werden (2.8. naheztt völlige Einbeziehung des Laufes der Kleinen Spree, ausgenommen der Siedlungen). Die Entwicklungszone enthält alle fi.ir Nutzung und Infrastruktur der Siedlungen erforderlichen Flächen , so dass die Basis für eine nachhaltige regionale Entwicklung gegeben ist. rx.6 der öffentlichen der Kommunen und Die Tätigkeit des Biosphärenreservatsrates garantiert mit seinen regelmäßigen Sitzungen an jeweils unterschiedlichen Orten im Biosphärenreservat die Beteiligung nahezu aller im Gebiet Verantwortung tragender Kommunen, Behörden und Verbände. In diesem Gremium erfolgt die Abstimmung der Planungen und der Stellungnahmen nach $l l(3) der Rechtsverordnung. Daneben bemüht sich die Biosphärenreservatsverwaltung um eine umfassende Beratung der Bürger des Gebietes. Jährlich werden im Durchschnitt über 3000 (2005 waren es 3432) Bürgergespräche von Mitarbeitern der Biosphärenreservatsverwaltung gefühn. IX.7 Steuerungsinstrumente Für die erfolgreiche Umsetzung der Ziele des Biosphärenreservates existieren unterschiedliche Steuerungsinstrumente . Die unmittelbare Einwirkung auf die Einhaltung der Ziele des Biosphäreffeservates ist mit der Rechtsverordnung gegeben, auf deren Basis die Biosphärenreservatsverwaltung ihre Stellungnahmen abgibt. Auf der Grundlage dieser naturschutzfachlichen Stellungnahmen erlässt das Regierungspräsidium Dresden seine Bescheide. Daneben fungiert die Verwaltung als Träger öffentlicher Belange. Mit der Rahmenkonzeption steht für die mittelfristige Entwicklung im Biosphärenreservat eine abgestimmte Zielsetzung zur Verfügung. Untersetzt wird dieser Rahmen durch die Detailplanungen (siehe Abschnitt VIII.4) deren Bedeutung nicht nur in der Definition von Zielen und Methoden besteht, sondem auch in der Sensibilisierung der Bevölkerung im Rahmen der Beteiligung während des Planungsprozesses. Zur Unterstützung der nachhaltigen Entwicklung im Biosphärenre- 50 servat sind Förderprogramme (siehe Abschnitt [I.7) und eine entsprechende Bildungsarbeit (siehe Abschniu VII) unerlässlich, da sich durch hoheitliches Handeln nicht automatisch ökonomische Rahmenbedingungen ändern oder neue Überzeugungen entstehen. Mit dem Biosphärenreservatsrat steht ein Gremium zur Untersttitzung der nachhaltigen Entwicklung zur Verfügung, das insbesondere die kommunalen Aktivitäten in den Prozess einbringt. IX.8 Zusammenarbeit mit anderen Die Mitarbeit des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide - und Teichlandschaft in der ständigen Arbeitsgruppe der Biosphärenreservate in Deutschland (AGBR) sichert einen permanenten Informationsaustausch mit allen deutschen Biosphäreffeservaten. Darüber hinaus bestehen eine Reihe vertiefender Kooperationen auf bilateraler Ebene mit einigen Gebieten (Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, Biosphärenreservat Spreewald). Seit mehreren Jahren existieren Verbindungen zum südböhmischen Biosphärenreservat Trebon Basin, der größten Teichlandschaft des tschechischen Nachbarlandes . Die Mitgliedschaft in Europarc Deutschland und Europarc Federation ermöglicht neben der eigenen Bemühung um Kontakte zu ausländischen Biosphärenreservaten einen regelmäßigen Austausch zu den Jahrestagungen der Federation in einem der europäischen Großschutzgebiete. In diesem Zusammenhang wurden in den vergangenen zwei Jahren Verbindungen zum ttirkischen MAB Nationalkomitee und zum ttirkischen Camili Biosphärenreservat hergestellt. 51 t. 2. J. Biosphärenreservatsverordnung Topografische Karte im Maßstab 1 : 70.000 mit der Darstellung der Zonierung Tabelle und Diagramm mit den Hauptlebensraumt5pen, deren Flächengröße und ihrem Flächenanteil am Biosphärenreservat Fotos Lebensräume Liste der Projekte und Maßnahmen der Biosphärenreseryatsverwaltung Jahresprogramm 2006 Gesamtstatistik Öffentlichkeitsarbeit Fotos Lehrpfade Zusammenfassende Übersicht der Anzahl der nachgewiesenen Rote-Liste-Arten Literatur Kurzi,ibersicht Biosphåirenreservat deutsch/englisch Index zu Kriterien für Biosphärenreservate in Deutschland 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. I l. t2. 52 2016-01-14T13:18:30+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes