STAATSM11M1STER1UM DES UM IM E RIM SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM DES INNERN 01095 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Kerstin Köditz, Fraktion DIE UNKE Drs.-Nr.: 6/402 Thema: Aktivitäten der extremen Rechten in Sachsen im Monat November 2014 Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Die Fragestellerin verwendet in der Kleinen Anfrage den Begriff „extreme Rechte“. Für die Beantwortung wird insoweit auf die Vorbemerkung Nummer I. in der Antwort der Staatsregierung auf die Große Anfrage Drs.-Nr. 5/4956 verwiesen. Der Staatsregierung liegen zu der Kleinen Anfrage auch Erkenntnisse vor, deren Mitteilung überwiegende Belange des Geheimschutzes (Art. 51 Abs. 2 SächsVerf) entgegenstehen. Es handelt sich dabei um Informationen, die gemäß Nummer 8 in Verbindung mit den Nummern 3.3 und 3.4 der Verwaltungsvorschrift der Sächsischen Staatsregierung über die Behandlung von Verschlusssachen vom 4. Januar 2008 (SächsABI. Sonderdruck Jg. 2008) als Verschlusssache eingestuft wurden. Die Einstufung erfolgte zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) Sachsen und zum Schutz nachrichtendienstlicher Zugänge. Die Informationen sind durch nachrichtendienstliche Mittel (§ 5 Abs. 1 SächsVSG) erlangt worden. Die Weitergabe dieser Informationen, die mit Blick auf die wiederholte und räumlich umfassende Fragestellung den gesamten Phänomenbereich abdecken, würde die eingesetzten Methoden der Nachrichtenbeschaffung den im Rahmen des parlamentarischen Verfahrens zu beteiligenden Personen offenbaren oder Rückschlüsse auf die Art nachrichtendienstlicher Zugänge ermöglichen und somit die Arbeitsfähigkeit des LfV Sachsen gefährden. Im Falle des Einsatzes von Personen nach § 5 Abs. 1 SächsVSG stehen zudem Rechte Dritter im Sinne von Art. 51 Abs. 2 SächsVerf entgegen. Diese Personen wären bei einer Mitteilung in ihren Grundrechten auf Leben, körperliche Unversehrtheit oder Freiheit der Person gefährdet. Die Staatsregierung trifft eine Schutzpflicht gegenüber ihren kJ. ' I Freistaat SACH SEIM Der Staatsminister Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 16-0141.50/ 2462 Dresden, /?• Dezember 2014 Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium des Innern Wilhelm-Buck-Str. 2 01097 Dresden Telefon +49 351 564-0 Telefax +49 351 564-3199 www.smi.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Besucherparkplätze: Bitte beim Empfang Wilhelm-Buck-Str. 2 oder 4 melden. STÄÄTSTVniMISTERlUlVI DES INNERN Freistaat SACHSEN nachrichtendienstlichen Quellen und sie hat insoweit jegliche Handlungen zu unterlassen, die zu einer Enttarnung der Quelle führen können. Darüber hinaus ist das Vertrauen in die Fähigkeit eines Nachrichtendienstes, die Identität seiner Quellen zu schützen, für seine Funktionsfähigkeit essentiell. Die Mitteilung von Erkenntnissen im gewählten Verfahren, die Rückschlüsse auf nachrichtendienstliche Zugänge zulassen, würde sich nachhaltig negativ auf die Fähigkeit des LfV Sachsen auswirken, solche Zugänge zu gewinnen bzw. solche Kontakte fortzuführen. Diese teils dauerhafte Beeinträchtigung von Rechtsgütern war mit dem Informationsinteresse der Abgeordneten abzuwägen. Die Abwägung ergab, dass dem Geheimschutz und dem Schutz der Rechte Dritter Vorrang vor dem Informationsanspruch der Abgeordneten zukommt. Die Staatsregierung hat in die Abwägung einbezogen, ob andere Formen der Informationsübermittlung möglich sind, die das Informationsinteresse des Parlaments unter Wahrung berechtigter Geheimhaltungsinteressen der Regierung befriedigen. Mit Blick auf den im Rahmen der Beantwortung zu beteiligenden Personenkreis kam die Staatsregierung zu dem Ergebnis, dass der erforderliche Geheimschutz sowie der Schutz Dritter nur dann hinreichend gewährleistet werden kann, wenn die Informationsübermittlung unterbleibt. Die Fragestellerin begehrt zum Teil Auskünfte über personenbezogene Daten, insbesondere Namen von Geschehensbeteiligten. Personennamen unterliegen dem Schutz des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung (Art. 33 SächsVerf). Gleiches gilt für Angaben, wenn durch ihre Nennung Rückschlüsse auf Personen gezogen werden könnten. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ist ein Recht Dritter im Sinne des Art. 51 Abs. 2 SächsVerf. Die Staatsregierung hat den Informationsanspruch der Fragestellerin mit den Rechten Dritter am Schutz ihrer persönlichen Daten abgewogen. Die Abwägung hat in den Fällen, in denen der Staatsregierung über die in der Beantwortung enthaltenen Angaben hinaus personenbezogene Daten bekannt sind, zu dem Ergebnis geführt, dass dem Grundrecht auf informationeile Selbstbestimmung Vorrang zukommt, so dass die Angabe dieser Daten mit Extremismusbezug unterbleiben musste. Gerade die Unterrichtung darüber, dass bestimmte Daten im Sinne des § 2 SächsVSG über eine Person bekannt sind, betrifft einen auch in Bezug auf den öffentlichen wie nichtöffentlichen parlamentarischen Umgang besonders geschützten Datenkreis, nämlich Daten, die Rückschlüsse auf politische Meinungen zulassen. Der Schutzgedanke hat umso nachhaltiger zu wirken, als es hier nicht allein um eine schlichte politische Betätigung geht, sondern die betroffene Person einem extremistischen Kontext und einem bestimmten - in der Auseinandersetzung mit anderen befindlichen - Lager zugeordnet werden soll. Es wird darauf hingewiesen, dass der Parlamentarischen Kontrollkommission auf deren Verlangen weitergehende Auskunft erteilt wird. Seite 2 von 7 STAATSMINISTERIIJM des mmm Freistaat |P SACHSEN Frage 1: Welche Aktivitäten der extremen Rechten (Demonstrationen, Zusammenrottungen, Kundgebungen, Versammlungen, Konzerte usw.) gab es im Monat November 2014 (genaue Aufstellung nach Datum, Veranstaltungsort, Veranstalter, Anzahl der Teilnehmenden, ggf. Bands, Liedermacher, Redner)? Datum Ort Veranstalter Teilnehmer- zahl Veranstaltung ggf. Bands, Liedermacher, Redner 01.11.2014 Torgau, OT Staupitz Einzelperson* ca. 230 Rechtsextremistische Musikveranstaltung (Konzert), Auftritte der Musikgruppen: CONFIDENT OF VICTORY, HEILIGER KRIEG, PWA, ÜBERZEUGUNGSTÄTER, SNIPER 03.11.2014 Zeithain NPD * Teilnahme an einer Bürgerversammlung im Zusammenhang mit der Unterbringung von Asylbewerbern, Redner: Jürgen GANSEL 03.11.2014 Dresden Rechtsextremisten * Teilnahme an der Demonstration des Bündnisses „Patriotische Europäer gegen die Islami-sierung des Abendlandes“ (PEGIDA) 07.11.2014 Döbeln JN Mittelsachsen mind. 2 Verteilaktion 08.11.2014 Zobes Die Rechte ca. 500 Öffentliche Versammlung / Konzertveranstaltung zum Thema „ Rechte für Sachsen“, Auftritt der rechtsextremistischen Musikgruppen Nahkampf, Griffin sowie Lunikoff-Verschwörung 08.11.2014 Bautzen NPD ca. 550 Demonstration „Asylpolitik, Freiheit für unser Volk“, Redner: Holger SZYMANSKI, Daniela STAMM, Arne Seite 3 von 7 STAATSMINISTERIUM DES INNERN Freistaat ||| SACHSEN SCHIMMER, Frank LÜDKE 09.11.2014 Döbeln JN mind. 9 Aktion gegen Stolpersteine 10.11.2014 Ottendorf- Okrilla Rechtsextremisten ca. 120 Demonstration "Schluss mit dem politischen Missbrauch der Asyl-Frage! - Wir stellen uns vor Ottendorf-Okrilla"; Redner: u.a. Simon RICHTER 10.11.2014 Dresden Rechtsextremisten * Teilnahme an der Demonstration des Bündnisses PEGIDA 14.11.2014 Leipzig JN Leipzig mind. 2 T ransparent-Mal-Aktion 15.11.2014 Neu- kieritzsch Rechtsextremisten 70 Rechtsextremistische Party 15.11.2014 Markranstädt JN/NPD / Freie Kräfte mind. 6 Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag, Redner u.a. Alexander KURTH 15.11.2014 Borna Rechtsextremisten mind. 14 Treffen 16.11.2014 Döbeln NPD mind. 7 Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Dresden NPD 9 Teilnahme an einer Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Freiberg NPD * Teilnahme an einer Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Göda/Otten- dorf Rechtsextremisten •k Kranzniederlegungen anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 * NPD mind. 15 Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Limbach- Oberfrohna NPD * Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages Seite 4 von 7 STÄÄTS1VI1N1STER1U1VI des mmm Freistaat |P SACHSEN 16.11.2014 Geithain Rechtsextremisten * Gedenkveranstaltung (Aufstellen von Grablichtern) anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Raum Borna Rechtsextremisten * Gedenkveranstaltung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Wurzen Rechtsextremisten * Gedenkveranstaltung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Mittweida Rechtsextremisten * Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Leisnig Rechtsextremisten * Kranzniederlegung anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Bärental (Mittelsach- sen) NPD * Gedenkveranstaltung (Aufstellen von Grablichtern) anl. des Volkstrauertages 16.11.2014 Zschäschütz (Mittelsach- sen) NPD * Gedenkveranstaltung (Aufstellen von Grablichtern) anl. des Volkstrauertages 17.11.2014 Dresden Rechtsextremisten * Teilnahme von Rechtsextremisten an der Demonstration des Bündnisses PEGIDA 17.11.2014 Leipzig NPD * Teilnahme an einer Veranstaltung über die Unterbringung von Asylbewerbern 18.11.2014 Raum Ostsachsen Rechtsextremisten * Musikveranstaltung mit LUNIKOFF 20.11.2014 Lossen NPD * Teilnahme an einer Bürgerversammlung 21.11.2014 Bautzen Rechtsextremisten/ JN * Vortragsreihe „Mission Kosovo“ 22.11.2014 Chemnitz Rechtsextremisten/ * Teilnahme an einer Demonstration "Gegen Seite 5 von 7 STAATSM1N1STER1UM DES INNERN ..... Freistaat Hl SACHSEN NPD Asylwahnsinn, Überfremdung und Islamisie-rung" 22.11.2014 * JN Geithain mind. 7 Herbstlager 23.11.2014 * NPD * Mitgliederversammlung des Kreisverbandes Vogtland 24.11.2014 Dresden Rechtsextremisten/ NPD/JN * Teilnahme von Rechtsextremisten an der Demonstration des Bündnisses PEGIDA 24.11.2014 Ottendorf- Okrilla Rechtsextremisten * Unterstützung der Demonstration "Schluss mit dem politischen Missbrauch der Asyl-Frage! - Wir stellen uns vor Ottendorf-Okrilla" 28.11.2014 Heidenau NPD ca. 200 Demonstration zur Asylpolitik im Landkreis Sächsische Schweiz, Redner: Holger SZYMANSKI, Jens BAUR 28.11.2014 Chemnitz Rechtsextremis- ten/JN * Vortragsreihe „Mission Kosovo“ 29.11.2014 Neukirch Rechtsextremisten * Unterstützung der Demonstration "Schluss mit dem politischen Missbrauch der Asyl-Frage! - Für einen ergebnisoffenen Diskurs in Neukirch" 29.11.2014 Schneeberg Stefan HARTUNG (Vorsitzender des NPD-KV Erzgebirge) Gesamtteilnehmerzahl ca. 600, darunter zahlreiche Rechtsextremisten* Demonstration „Haamit-land wach auf Kann nicht genannt werden oder ist nicht bekannt. Seite 6 von 7 STAATSM1N1STER1UM DES INNERN Freistaat SACHSEN Frage 2: Welche Aktivitäten der extremen Rechten im obigen Sinne wurden im Monat November 2014 aus welchen Gründen bereits im Vorfeld verboten oder aufgelöst (genaue Aufstellung nach Datum, Veranstaltungsort, Veranstalter, Anzahl der Teilnehmenden, ggf. Bands, Liedermacher, Redner)? Es wi/rden keine als rechtsextremistisch bewerteten Aktivitäten im obigen Sinne verboMa Seite 7 von 7