STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOllALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Albertstraße 10 1 01097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Horst Wehner, Fraktion DIE LINKE Drs.-Nr.: 6/4151 Thema: Essstörungen im Freistaat Sachsen Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Zur Beantwortung der Kleinen Anfrage kann die Sächsische Staatsregierung nur auf die aktuellen Angaben der landesunmittelbaren Krankenkasse AOK PLUS, der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland (DRV Mitteldeutschland ) sowie den Daten über die stationäre Krankenhausbehandlung zurückgreifen. Überdies geht die Sächsische Staatsregierung davon aus, dass bei der Anfrage insbesondere die unter Kapitel der ICD-1 0-Codes unter dem Oberbegriff "Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren" genannten Essstörungen gemeint sind. Unter Essstörungen werden die Diagnosen F50.0-F50.9 aufgeführt. Alle Angaben spiegeln daher den Kenntnisstand der Sächsischen Staatsregierung wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Frage 1: Bei wie vielen Personen wurde in den Jahren 2014 und 2015 welche Essstörung festgestellt? (Bitte nach Art der Störung, nach Geschlecht und nach Alter differenzieren!) Der Sächsischen Staatsregierung liegen hierzu nur Daten zur stationären Behandlung von Fällen (nicht Patienten oder Personen) für das Jahr 2014 vor, bei denen die Hauptdiagnose Essstörungen (F50.* nach ICD-10) kodiert vom Krankenhaus wurde. Folgende Aussagen zur stationären Behandlung von Essstörungen für das Jahr 2014 können anhand der vorliegenden Leistungsdaten 2014 des Institutes für das Entgeltsystem im Krankenhaus (lnEK) gemäß § 21 Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG) gemacht werden: Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin Durchwahl Telefon +49 351 564-5601 Telefax +49 351 564-5791 IhrZeichen Ihre Nachricht vom Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 31-0141 .51-16/95 Dresden, f März 2016 Hausanschrift Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Albertstraße 1 o 01097 Dresden www.sms.sachsen.de STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZlALES UND VERBRAUC~ERSC~UTZ Nach Auswertung wurden 2014 in sächsischen Krankenhäusern insgesamt 933 Fälle mit der Hauptdiagnose Essstörungen (F50.* nach ICD-10) behandelt, davon 883 weibliche und 50 männliche Fälle. Die Zahl der tatsächlich stationär behandelten Patienten wird jedoch vermutlich geringer sein, auf Grund von Mehrfachzählungen durch Verlegungen in andere Krankenhäuser oder Wiederaufnahmen. Dies kann aus den vorliegenden Daten nicht beziffert werden. Die stationäre Behandlung im Krankenhaus bzw. Verweildauer (VD) dauerte 2014 durchschnittlich 23 Tage. Die meisten weiblichen stationären Fälle waren dabei im Alter von 10 bis unter 20 Jahren (61 ,3%), knapp 20 %waren 20 bis unter 30 Jahre alt. Aufgeteilt auf die unterschiedlichen Essstörungen ergab sich 2014 folgende Verteilung: Fallzahl VD Anteil Hauptdiagnose nach ICD 1 0 504 25,8 54,0% F50.0 Anorexia nervosa 133 21 '1 14,3% F50.1 Atypische Anorexia nervosa 111 23,2 11,9% F50.2 Bulimia nervosa 26 21,8 2,8% F50.3 Atypische Bulimia nervosa 18 22,7 1,9% F50.4 Essattacken bei anderen psychischen Störungen 20 11 ,8 2,1% F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen Störungen 54 16,4 5,8% F50.8 Sonstige Essstörungen 67 13,7 7,2% F50.9 Essstörung, nicht näher bezeichnet An insgesamt 49 Krankenhäusern wurden 2014 stationäre Fälle mit Essstörungen behandelt , darunter hauptsächlich (zu 91 ,6%) in Krankenhäusern mit etablierter Psychiatrie bzw. Psychosomatik. Die meisten Fälle wurden 2014 am Universitätsklinikum Dresden (Anteil insgesamt 49%) behandelt. Frage 2: Wo gab es 2014 und 2015 und wo gibt es derzeit im Freistaat Sachsen welche stationären, ambulanten und kombinierten bzw. anderen Therapieangebote für die unterschiedlichen Essstörungen? (Bitte Träger, Art des Angebotes und Platzzahl angeben sowie ggf. nach Geschlecht und Alter differenzieren!) Die Behandlung von Essstörungen ist auf verschiedene Arten möglich. ln Abhängigkeit von der Art der Störung und deren Schweregrad ist eine ambulante Behandlung innerhalb der vertragsärztlichen Versorgung ausreichend oder eine stationäre Behandlung für den Patienten erfolgversprechender. Das vertragsärztliche Angebot stellt die Zusammenarbeit von Hausarzt ggf. Facharzt und Psychotherapeut dar. Das Universitätsklinikum in Dresden hat im Dezember 2012 ein Zentrum für Essstörungen in Betrieb genommen, zur Bündelung der Kompetenzen bei der Behandlung von Patienten in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und - psychotherapie. Damit ist am Universitätsklinikum Dresden das größte Zentrum in Sachsen zur Behandlung von Essstörungen etabliert. Hier werden nach Datenlage Patienten überregional versorgt, während die anderen Kliniken eher regional versorgen. Seite 2 von 4 Freistaat SACHSEN STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOllALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Weitere spezialisierte Therapieangebote in Sachsen sind in der beigefügten Anlage aufgeführt. Sobald nach der akuten Behandlung Rehabilitationsbedürftigkeit und -fähigkeit sowie eine ausreichende Motivation gegeben ist, bietet sich im stationären Setting eine Rehabilitation in einer geeigneten Einrichtung mit einem essstörungsspezifischen, verhaltenstherapeutisch orientierten Konzept an. Die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland erbringt für Versicherte mit Essstörungen bei Vorliegen der Voraussetzungen ausschließlich in der Helios Klinik Schwedenstein in Pulsnitz. Die Rehabilitation ist sowohl in stationärer als auch ganztägig ambulanter Form möglich Versicherten der AOK PLUS stehen in Sachsen folgende Rehabilitationseinrichtungen mit ambulanten oder stationären Behandlungsangeboten bei der Indikation Essstörungen zur Verfügung: Freistaat SACHSEN Name und An- Form der Angebot Therapieform schritt der Einrich- Träger tung Essstörung für Platzanzahl Klinik Wittgensteiner Bulimie Schwedenstein Kliniken GmbH Anorexia Erwachsene stationär 01896 Pulsnitz 10117 Berlin (ab BMI 16), 12 Plätze Obersteinaer Weg Friedrichstr. 136 Adipositas MEDIAN-Klinik MEDIAN-Klinik Berggießhübel GmbH & Co. KG Adipositas, stationär 01819 Berggießhü- 1 0623 Berlin Anorexia Erwachsene 90 Plätze bel Carmenstr. 6 Gersdorfer Str. 3- 5 Klinik Gesundheits- MEDIAN-Klinik stationär park Bad Gottleuba GmbH & Co. KG Erwachsene keine 01816 Bad 1 0623 Berlin Anorexia Kinder spezielle Gottleuba Hauptstr. 39 Carmenstr. 6 Platzanzahl Adipositas, Sachsenklinik Binge- Sachsenklinik GmbH & Co. KG Eating- stationär 04651 Bad Lausiek 04105 Leipzig Disordner, Erwachsene keine Parkstr. 2 Kickerlingsberg Bulimia spezielle Nervosa, Platzanzahl 16 Psychogene Essstörung Darüber hinausgehende Angaben liegen der Sächsischen Staatsregierung nicht vor. Seite 3 von 4 STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOllALES UND VERBRAUC~ERSC~UTZ Frage 3: Inwieweit decken die vorhandenen Therapieangebote die tatsächlichen Bedarfe insbesondere hinsichtlich der personenzentrierten Anpassung der Behandlung und der zeitlichen Verfügbarkeit bzw. welche Notwendigkeiten bestehen nach Auffassung der Staatsregierung um die Therapieangebote in Sachsen den tatsächlichen Bedarfen anzupassen? Der Sächsischen Staatsregierung liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass die Therapiebedarfe nicht gedeckt werden können. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die Angebote ausreichend sind. Frage 4: Welche Möglichkeiten gibt es für Betroffene und Angehörige, um die Finanzierung der Therapien und der Rehabilitation trotz unterschiedlicher Kostenträger faktisch "aus einer Hand" zu erhalten? Da nach derzeitiger Rechtslage eine strikte Trennung zwischen Akutbehandlung und Rehabilitation mit den jeweils unterschiedlichen Zuständigkeiten/Kostenträgern besteht, gibt es keine Möglichkeit, Therapien und Rehabilitation "aus einer Hand" zu finanzieren. Eine reine trägerübergreifende Finanzierung einer Leistungserbringung wäre in Form eines persönlichen Budgets(§ 17 Neuntes Buch Sozialgesetzbuch) möglich. Betroffene entscheiden hier selbst, wann, wo, wie und von wem sie Teilhabeleistungen in Anspruch nehmen und organisieren ihre Leistungen eigenverantwortlich. Betroffene und Angehörige können sich in einer der Gemeinsamen Servicestellen für Rehabilitation beraten lassen. ln den Servicestellen erfolgen umfassende, qualifizierte und individuelle Beratung zu allen Fragen im Bereich Rehabilitation und Teilhabe - auch trägerübergreifend. Der individuelle Hilfebedarf wird durch die Servicestellen anbieterneutral geklärt und die dafür zu ständigen Träger eingeschaltet. Zwischen mehreren Rehabilitationsträgern und Beteiligten erfolgt eine Koordination der Leistungserbringung . Frage 5: Welche Planungen gibt es regierungsseitig, um der Problematik "Essstörungen " allgemein und im Besonderen, z. B. im Kindes- und Jugendalter, stärker anzunehmen? Hierzu wird auf die Drs. 6/2947 verwiesen. Mit freundlichen G · ßen ~ar4c Anlage Seite 4 von 4 Anlage zur Kl. Anfrage 6/4151 Kliniken zur Behandlung von Essstörungen • Tagesklinik für Essstörungen in der Institutsambulanz und Tagesklinik für Psychotherapie der TU Dresden Frau Dipi.-Psych. Katrin Schuster Hohe Straße 53 01187 Dresden Tel.: 0351/ 463 39002 Fa~0651/46336955 Aufnahmekriterien: Alter> 16 Jahre, BMI > 15, Ausschluss akuter Fremd- oder Eigengefährdung, keine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit Therapieformen:. ambulant Therapielänge: die hochfrequente Behandlung dauert 8 Wochen , sie schließt sich an eine mehrwöchige ambulante Diagnostik- und Motivationsphase an. Therapiearten: Verhaltenstherapie, Entspannungsmethoden, Gruppentherapie, Kognitive Therapie, Kunst-, Körpertherapie, Essenstraining, gem. Kochen, Restaurantbesuche Anmerkungen: Hochfrequente tagesklinische Behandlung kschuster@psychologie. tu-dresden.de http://www .essstoerungen. tu-dresden.de • Med. Hochschule Carl Gustav Carus Dr. med. Elke Wollenhaupt Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Neurologie Fetscherstr. 22 01307 Dresden Tel. : 0351-4413010 • Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Fetscherstr. 7 4 01307 Dresden Tel.: 0351 /2636-272 oder 0351 /458-2070 Fax: 0351 /2636 268 Therapieformen: vollstationär, teilstationär Anmerkungen: Tagesklinische Behandlung möglich, wenn BMI über 15. http://www.uniklinikum-dresden.de • Klinik u. Poliklinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. -psychotherapie der TU Dresden Goetheallee 12 01309 Dresden Tel.: 0351.458 3576 Anmerkungen: Behandlung von vorwiegend Jugendlichen bis 21. Jahren. Ki.Jugendpsych@mailbox.tu-dresden.de • Klinikum Chemnitz gGmbH Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters Dresdner Straße 178 09131 Chemnitz Tel. : 0371/333-12121 Fax: 0371/333-12912 f.zetzschke@skc.de http:f/www.Kiinikumchemnitz.de 1 Anlage zur Kl. Anfrage 614151 • Kliniken Erlabrunn gGmbH Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik Am Märzenberg 1 a 08349 Erlabrunn Tel.: 03773.6-0 Therapieformen: vollstationär Therapiearten: Einzelpsychotherapie, tiefenpsychologisch fundierte Gruppentherapie, Musiktherapie, Gestaltungstherapie-Ergotherapie, Bewegungsthe info@erlabrunn.de http://www.erlabrunn.de • Schloß Friedrichsthal Chefarzt: Dr. med. Rüdiger Höll Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Psychosomatik Gersdorfer Straße 5 01819 Kurort Berggießhübel Tel.: 03 50 23 I 65 760 Fax: 03 50 23 I 65 777 Aufnahmekriterien : ab 14. Lebensjahr, bei BMI unter 13 Vorgespräche, Kostenträger: alle gesetzl. Krankenkassen , LVA, BfA im Einzelfall, private Kassen u. Beihilfe Therapieformen: vollstationär Therapielänge: 12 Wochen Therapiearten: methodenintegrativ, tiefenpsychologisch orientiert Anmerkungen : Eine Einrichtung der MEDIAN Klinik Berggießhübei/Patientenberatung: 03 50 23/65 874, 03 50 23/65 871 • Klinik Schwedenstein Klinik für Psychosomatische Medizin Obersteinaer Weg 01896 Pulsnitz/Sachsen Tel.: 035955. 4 76 08 oder 035955. 4 76 10 Fax: 035955. 4 76 11 • Klinik Carolabad Zentrum für Verhaltensmedizin, Psychosomatik, Psychotherapie und Psychiatrische Rehabilitation Riedstraße 32 09117 Chemnitz Tel.: 037118142-0 Fax: 037118142 222 Aufnahmekriterien: Behandlung von Jugendlichen ab 14. LJ . möglich. Kostenträger: alle gesetzl. Kassen , LVA, VfA, priv. Kassen u. Beihilfe, Knappschaft Therapieformen: vollstationär, teilstationär, ambulant Anmerkungen : Patienten Service Center: kostenfreie Telefonnummer 0800 2276522.Ambulante Nachsorge auch in Leipzig und Dresden. klinik@carolabad.de http://www.carolabad.de 2 2016-03-04T14:31:29+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes