STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 101079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Claudia Maicher, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drs.-Nr.: 6/4261 Thema: Nachfragen zu Drs. 6/3623 Restitution menschlicher Gebeine im Besitz staatlicher Kultureinrichtungen Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Initiativen ergreift die Staatsregierung um auf eine Ratifizierung des 169. Übereinkommens über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) durch die Bundesregierung hinzuwirken? Die Staatsregierung beabsichtigt zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, Initiativen zu ergreifen, um auf eine Ratifizierung des ILO-Abkommens 169 durch die Bundesregierung hinzuwirken. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 1 der Kleinen Anfrage Drs. -Nr. 6/3623 verwiesen. Frage 2: Seit wann liegen der Staatsregierung welche Rückforderungen menschlicher Gebeine vor und welche Maßnahmen wurden wann, jeweils ergriffen und sind künftig geplant? Anfragen und Rückforderungen zu menschlichen Gebeinen liegen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) von Hawaii seit 1991 , von Australien seit 2006 und von Neuseeland seit 2010 vor. Die SKD ist mit den Antragstellern in Kontakt. So gab es zum Beispiel mehrere Treffen mit Vertretern der australischen Botschaft (unter anderem 2012) und 2014 ist eine Mitarbeiterin der SES zu Gesprächen und Studien nach Neuseeland gereist. Zu den geplanten Maßnahmen wird auf Antwort zu Frage 3 verwiesen. Frage 3: Welche Ergebnisse sind im Rahmen der Provenienzforschung des Daphne-Projekts vorzuweisen und wie werden die Staatlichen Kunstsammlungen mit diesen umgehen? Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) L-1 053/1/35-2016/ Dresden, ~. März201 6 • , _... Zertifikat seit 2007 audlt berufundfamille Hausanschrift: Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstraße 17 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Hintereingang der Wigardstraße 17. Für alle Besucherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. •Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente. STAATSMlNISTERlUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Seit 2014/15 erfolgt die sukzessive Integration der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen (SES) in das .Daphne"-Projekt der SKD sowie die aufwendige Anpassung der existierenden Datenbank an die speziellen Bedürfnisse ethnographischer Sammlungen. Im Rahmen der weiteren Projektarbeit ist es geplant, auch die Bestände von .Human remains" bzw. der anthropologischen Sammlung des Dresdner Völkerkundemuseums in der Datenbank zu erfassen, fotografisch zu dokumentieren sowie einer Inventur zu unterziehen . Damit wird die notwendige Infrastruktur für die wissenschaftliche Arbeit, für die Provenienzrecherche sowie die Entwicklung von Konzepten im Umgang mit „Human remains" geschaffen. Bisher existiert noch kein elektronisches Inventar und keine umfassende fotografische Dokumentation dieser Bestände. Frage 4: Welche Projekte befassten und befassen sich mit der Erforschung von menschlichen Gebeinen im Besitz staatlicher Hochschulen und Einrichtungen des Freistaates und in welchem Umfang wurde diese seit 2004 bis zum heutigen Stichtag durch den Freistaat finanziert (bitte aufschlüsseln nach Einrichtung, Jahr, Titel des Projekts bzw. Maßnahmenbezeichnung und Umfang der Mittel)? Von 2014 bis Anfang 2015 wurde für 14 Monate eine halbe Projektstelle zur Sichtung, Erfassung und zu ersten Provenienzrecherchen für die anthropologischen Sammlungen Australien/Neuseeland/Hawaii durch die SKD bereitgestellt. Diese Sammlungen wurden fotografiert , tabellarisch erfasst und es wurde eine Leitlinie zur sachgemäßen Lagerung dieser Gebeine erstellt. Die Kosten betrugen ca. 37 T€. Menschliche Gebeine finden sich in den Sammlungen der Geburts- und der Rechtsmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, die vom Karl-Sudhoff-lnstitut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften betreut werden. Zum Umgang mit solchen Objekten hielt das Institut vor 2 Jahren einen Workshop ab, welcher nun jährlich an unterschiedlichen Orten fortgesetzt wird (http://karl-sudhoff.unileipzig .de/karlsudhoff.site,postext.tagungen.a id , 1134.html ). Die Sammlungen der Geburts - und Rechtsmedizin befinden sich derzeit in der Aufarbeitung - für die Bearbeitung der beiden Sammlungen wurde eine 0,25 Stelle für 3 Jahre von der Medizinischen Fakultät bereitgestellt. Derzeit ist nicht zu vermuten, dass sich Objekte aus Unrechtskontexten in den beiden Sammlungen befinden. Die Hochschule für Bildende Künste (HfBK) hat zwei Projekte durchgeführt und eines befindet sich zur Zeit im Antragsverfahrer:l: • Projekt 1: Im Rahmen des Hochschuljubiläums 2014 wurde eine Internationale Fachtagung vom 26. - 28.11 .2014 mit dem Titel „Die Anatomische Sammlung der Dresdner Kunstakademie - Geschichte, Erhaltung, Perspektiven" durchgeführt . • Projekt 2: Die Erstellung eines wissenschaftlichen Gutachtens über die Anatomie in der Zeit des Nationalsozialismus zur Vorbereitung eines umfangreichen Forschungsprojekts (Projekt 3) zur genaueren Klärung der Provenienz wie auch zu notwendigen Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen. Das Gutachten wurde 2014 erstellt. Das Honorar betrug 6.000,-€. • Projekt 3: Am 31 .07.2015 hat die HfBK beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der BMBF - Ausschreibung: 'Vernetzen - Erschließen - Forschen - Allianz für universitäre Sammlungen" den Forschungsan- Seite 2 von 3 Freistaat SACHSEN STAATSM1N1STER1UM FÜR WlSSENSCHAFT UND KUNST trag : "Körper und Malerei - Erschließung , Erforschung und Nutzung der Anatomischen Lehrsammlung und der Gemäldesammlung der HfBK Dresden" gestellt. Die Forschungen zur Gemäldesammlung geschehen in Kooperation mit den SKD/Albertinum. Im Falle der Genehmigung des Antrags ist die Projektdauer drei, bzw. zwei Jahre mit Beginn in 2017 und umfasst 4 Stellen (2,5 Vollzeitäquivalente ). Frage 5: Welche Maßnahmen sind von der Staatsregierung hinsichtlich der Zusammenarbeit mit den jeweiligen 'Source Communities' geplant (bitte einzeln auflisten )? Es sind derzeit keine konkreten Maßnahmen geplant. z;;;;~ Dr. Eva-Maria Stange Seite 3 von 3 Freistaat SACHSEN 2016-03-17T10:12:34+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes