STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZlALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Albertstraße 1 o 1 01097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drs.-Nr.: 6/4930 Thema: Hilfen für von Crystal abhängige Eltern und deren Kinder in Sachsen Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche speziellen Konzepte für den körperlichen Entzug, die Behandlung und die Versorgung schwangerer und von Crystal Meth abhängiger Frauen gibt es in Sachsen? Zur Beantwortung der Frage erfolgte eine Abfrage bei den Sächsischen Landeskrankenhäusern. Es gibt kein eigenständiges Konzept für eine Entzugsbehandlung Schwangerer von Crystal. Schwangere abhängigkeitskranke Patientinnen werden grundsätzlich in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Frauenärzten behandelt. Frage 2: Welche speziellen stationären pädiatrischen Versorgungsbzw . Behandlungsangebote und -plätze für abhängigkeitskrank geborene Kinder müssen entwickelt werden und welche existieren bereits? Laut Krankenhausplan des Freistaates Sachsen werden in allen kreisfreien Städten und Landkreisen Krankenhäuser geburtshilfliehe Abteilungen und in enger Anbindung Kinderkliniken (insgesamt 31) vorgehalten. Damit ist insbesondere die neonatologische Versorgung in enger Anbindung an die geburtshilfliche Versorgung gesichert. Spezielle stationäre pädiatrische Versorgungs- und Behandlungsangebote und -plätze für abhängigkeitskrank geborene Kinder werden gemäß Krankenhausplan des Freistaates Sachsen nicht separat ausgewiesen. Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin Durchwahl Telefon +49 351 564-5601 Telefax +49 351 564-5791 Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 53-0141.51-16/356 Dresden, --;;6Mai 2016 Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Albertstraße 10 01 097 Dresden www.sms.sachsen.de STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZlALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Gemäß Art. 50 der Verfassung des Freistaates Sachsen (SächsVerf) ist die Staatsregierung verpflichtet, über ihre Tätigkeit den Landtag insoweit zu informieren, als dies zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlich ist. Dieser Informationspflicht entspricht das Frage- und Auskunftsrecht der Abgeordneten gegenüber der Staatsregierung nach Art. 51 SächsVerf. Die Staatsregierung ist dem Landtag und den Abgeordneten nur für ihre Amtsführung im Sinne einer Rechenschafts- und Einstandspflicht für eigenes Handeln verantwortlich. Sie ist daher nur in solchen Angelegenheiten zur Auskunft verpflichtet, die in ihre Zuständigkeit fallen und muss nicht auf Fragen eingehen, die Vorgänge oder Umstände außerhalb ihres Verantwortungsbereichs betreffen (vgl. SachsAnhVerfG, Urteil vom 17. Januar 2000, NVwZ 2000, 671). Letzteres ist bezüglich der Frage nach speziellen stationären pädiatrischen Versorgungs - bzw. Behandlungsangeboten und -plätzen für abhängigkeitskrank geborene Kinder, die entwickelt werden müssen oder bereits existieren, der Fall. Frage 3: Welche Konzepte und Versorgungssysteme existieren für die kurz- und langfristige nachstationäre Versorgung für von Crystal Meth geschädigte Kinder? Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Crystal konsumierten, werden entsprechend ihres spezifischen Behandlungsbedarfes pädiatrisch versorgt. Sachsen besitzt im bundesweiten Vergleich eine hohe Zahl an Kinderärzten. Die Behandlungsangebote für die kurz- und langfristige nachstationäre Nachbetreuung von Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft Crystal konsumierten, ist damit grundsätzlich gewährleistet. Eine wesentliche Voraussetzung um Behandlungsbedarf frühzeitig festzustellen, ist die Kenntnis über den Drogenkonsum der Mutter während der Schwangerschaft. Hierzu fanden z.B. bei der Sächsischen Landesärztekammer nachfolgende Aktivitäten statt: • Fortbildungsveranstaltungen am 26.11.2014 und 20.05.2015: "Crystal und Co. in der Schwangerschaft - Konsequenzen für das Kindeswohl" für Ärzte, Hebammen, Sozialarbeiter , Familienhelfer sowie Mitarbeiter in Jugend- und Gesundheitsämtern Diese Veranstaltungen legten die Folgen und Konsequenzen des Konsums insbesondere von Methamphetamin, aber auch von anderen Designerdrogen während der Schwangerschaft dar und klärten über die Folgen und Auswirkungen für das Unund Neugeborene auf. Es wurden die medizinischen Aspekte im Umgang mit drogenabhängigen Müttern beleuchtet, aber auch Handlungsempfehlungen für den sozialen Bereich gegeben. Seide Veranstaltungen waren mit ca. 200 Teilnehmern ausgebucht. • Aktuelle Publikationen im Ärzteblatt Sachsen: Crystal ist keine Partydroge mehr (Heft 8/2015) Steigender Crystai-Konsum in Sachsen - Risiken für das ungeborene Kind (Heft 11/2015) Seite 2 von 4 Freistaat SACHSEN STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZlALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Das Thema der Crystai-Abhängigkeit spielt ebenso eine zunehmende Rolle in der Beratungstätigkeit der Schwangeren- und Familienberatungsstellen im Freistaat Sachsen. Die Beraterinnen dieser Beratungsstellen haben durch entsprechende Fortbildungen Hintergrundwissen zum Umgang mit Crystal-abhängigen Schwangeren erworben und diesbezügliche Kooperationen zu Suchtberatungsstellen und geburtshilfliehen Einrichtungen entwickelt. Weiterhin ist auf die Aktivitäten der Kinderschutzgruppen an sächsischen Krankenhäusern hinzuweisen. Frage 4: Hält die Staatsregierung die Entwicklung interdisziplinärer Behandlungsangebote für Kinder, die in abhängigkeitskranken Familiensystemen geboren wurden und aufgewachsen sind, angesichts der Entwicklung für notwendig? Sofern der Behandlungsbedarf eines Kindes - unabhängig davon, ob die Mutter eine Erkrankung hat oder welche Erkrankung die Mutter hat - eine interdisziplinäre Behandlung erfordert, wird diese durchgeführt. Behandlung wird hierbei im medizinischen Sinne verstanden. Ergänzend hierzu haben sind in den vergangenen Jahren weitere Unterstützungsangebote entwickelt. Neben den Medizinischen Kinderschutzgruppen und den regionalen Netzwerken für Kinderschutz und Frühe Hilfen gehören hierzu auch die Projekte für Kinder aus suchtbelasteten Familien sowie der familienorientierten Suchthilfe. Beispielhaft genannt werden können in diesem Kontext: - Das Projekt Trampolin zur Stärkung der Kinder suchtbelasteter Eitern wird u.a. an Suchtberatungs- und -behandlungsstellen in Dresden, Bautzen und Pirna durchgeführt . - Das Projekt Plan B - Hilfen für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen mit Elternverantwortung und deren Kinder in Chemnitz in Trägerschaft der Stadtmission Chemnitz e. V. Frage 5: Wie hat sich das Angebot stationärer Therapieplätze für abhängigkeitskranke Familien und ihre Kinder in den letzten Jahren entwickelt? Es wird davon ausgegangen, dass sich die Fragestellung auf die medizinische Rehabilitation Crystal-abhängiger Personen bezieht. Im Freistaat Sachsen standen am 31.12.2015 212 Therapieplätze für die medizinische Rehabilitation drogenabhängiger Personen in Reha-Kiiniken zur Verfügung. Die Einrichtungen befinden sich in Großrückerswalde, Gohrisch, Wermsdorf, Leipzig und Weinböhla. Hinsichtlich der Entwicklung der Bettenzahlen seit dem Jahr 2007 wird auf die Anlage verwiesen. Seite 3 von 4 Freistaat SACHSEN STAATSMJNJSTERJUM FÜR SOZlALES UND VERBRAUC~ERSC~UTZ Diese Plätze werden nicht ausschließlich zur Therapie Crystal-abhängiger Personen vorgehalten, sondern zur Behandlung von Drogenabhängigkeit insgesamt. Alle Betten stehen auch Crystal-abhängigen Müttern und Vätern zur Verfügung. Die Kinder drogenabhängiger Eltern können unter bestimmten Voraussetzungen während der medizinischen Rehabilitation der Eltern in der Reha-Einrichtung als sog. Begleitkinder aufgenommen werden, sofern das Kind das 12. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Die Kosten umfassen dann Verpflegung, Betreuung und Übernachtung des Kindes in der Klinik, die Kinder erhalten jedoch selbst keine Therapien. Die Aufnahme von Kindern setzt voraus, dass die Kinder während der Therapiezeit von einer Kindertageseinrichtung betreut werden und die Eltern in den Schließzeiten der Kita am Abend und am Wochenende selbst für ihre Kinder sorgen können. Um die Rehabilitation Crystal-abhängiger Eltern, die nicht alleinverantwortlich für ihre Kinder sorgen können, zu ermöglichen, wurde auf dem Gelände der suchttherapeutischen Fachklinik Weinböhla eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung geschaffen, in der acht Kinder im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleinritt rund um die Uhr betreut werden können. Die Einrichtung hat am 1. Mai 2016 ihre Arbeit aufgenommen. Mit freundlichen Grüßen Anlage Seite 4 von 4 Freistaat SACHSEN Entwicklung der Drogenbetten in den federgeführten mitteldeutschen Entwöhnungseinrichtungen im Zeitraum 2007-2015 Entwöhnungseinrichtung 2007 2008 2009 2010 2011 Großrückerswalde 56 56 56· 60 60 Marth 40 60 60 60 60 Moritzburg/Goh risch 32 32 32 32 40 Wermsdorf 40 40 Kelbra 16 16 16 16 16 Römhild 16 24 24 Leipzig 16 16 16 16 Magdeburg Weinböhla 144 - -~ 196 248 256 Mitteldeutsche Entwöhnungseinrichtungen unter Federführung DRV Bund Elbingerode Sotterhausen Blankenburg ln Summe stehen in Mitteldeutschland mehr als 557 Drogenbetten zur Verfügung. 2012 60 60 40 40 24 24 24 6 278 2013 2014 2015 60 60 60 60 60 60 40 40 40 40 40 40 24 24 24 48 64 80 24 24 24 6 6 6 12 48 48 314 366 382 )> 40 ::::s 65 II) cc 70 CD N s:::: c ""' s:::: (") ;:111;" cn II) (") :::r CD cn I ~ CD w 0 2016-05-17T15:04:07+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes