STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 | 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kirsten Muster, AfD-Fraktion Drs.-Nr.: 6/5936 Thema: Einflussnahme der Pharmaindustrie in sächsischen Hochschu len Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Die Kleine Anfrage Drs. 6/4252 ergab, dass die medizinischen Fakultäten Sachsens (TU Dresden und Uni Leipzig) im Jahr 2014 insgesamt 28,6 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben haben. Es stellt sich die Frage, in welchem Maße die Pharmaindustrie hierdurch auf Medizinstudenten und For schungsinhalte Einfluss nimmt und wie einer gegebenenfalls von Eigen interessen gesteuerten und schädlichen Einflussnahme begegnet wer den kann. Die Charite Berlin bietet ein Seminar namens „advert retard" an, wel ches Studenten gegen eine schädliche Einflussnahme sensibilisieren soll, http://epidemiologie.charite.de/studium/advert retard/" Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Gibt es an den medizinischen Fakultäten ein ähnliches Seminar oder können die Inhalte zumindest in die Studienordnungen integriert werden? Die Studienordnungen an den Medizinischen Fakultäten regeln auf der Grundlage des geltenden Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetzes (SächsHSFG) und der geltenden Approbationsordnungen fürÄrzte (ÄApprO) und Zahnärzte (ZÄPrO) Ziel, Inhalt, Aufbau und Ablauf des Studiums im Stu diengang Medizin. Die detaillierten Studieninhalte sind nicht in den jeweiligen Studienordnungen, sondern in den Approbationsordnungen festgelegt. Letz tere fallen in den Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Gesund heit. Nach Auskunft der Medizinischen Fakultät Leipzig hat das Institut für Phar makologie und Toxikologie in seinem Lehrangebot mehrere Komponenten zum Thema „Einflussnahme der Pharmaindustrie". Davon behandeln zwei Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) L-1053/1/171-2016 Dresden, 2"^. August 2016 Tagder I Deutschen Einheit I I Freistaat Sachsen 2016 Zertifikat seit 2007 audit berufundfamilie Hausanschrift: Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstraße 17 01097 Dresden www.smwk Sachsen de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßen bahnlinien 3, 6,7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplatze am Hintereingang der Wigardstraße 17. Für alle Besu cherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst melden. 'Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente. STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Hauptvorlesungstermine teilweise bzw. explizit den Aspekt der Einflussnahme der Phar maindustrie auf Lehrangebote, Wissenschaft und Ärzte: 1. Ein Vorlesungstermin zum Thema „Arzneimittelmissbrauch: Abhängigkeit, Doping, Lifestyle Drugs" behandelt lediglich generelle Strategien der Pharmaindustrie in der Markterschließung. 2. Eine Vorlesung zu „Dogmatischen Therapien" thematisiert u. a. den Einfluss von interessensvertretenden Stiftungen auf akademische Lehrveranstaltungen, so z. B. im Rahmen von Wahlfächern „Homöopathie", „Akupunktur und TCM (Traditionelle Chinesische Medizin)" oder weiterer komplementärmedizinischer Felder. 3. Seit mehreren Jahren gibt es in Zusammenarbeit mit dem MEZIS e. V. - Initiative unbestechlicher Ärztinnen undÄrzte-eine Vorlesungsveranstaltung im Rahmen der Hauptvorlesung „Pharmakologie und Toxikologie" mit dem Thema „Umgang mit Pharma-Referenten". Diese Veranstaltung wurde kürzlich im zeitlichen Umfang von 45 min auf 90 min ausgeweitet und behandelt explizit das angesprochene Span nungsfeld: a. Mechanismen der indirekten Arzneimittelwerbung und der Beeinflussung des Verschreibungsverhaltens über Pharmareferenten; b. Problemfeld Firmen-finanzierter Zulassungsstudien, AMNOG-Studien, Anwen dungsbeobachtungen und Konferenzen/Symposien; c. Abhängigkeiten und Interessenskonflikte der Leitlinienersteller, industriekritische, unabhängige Quellen zur Information über Medikamente. Nach Angaben der Medizinischen Fakultät Dresden (MFD) wurde und wird die Frage einer möglichen Einflussnahme der Pharmaindustrie auf die Studierendenschaft und die Lehre regelmäßig in den Studienkommissionen Medizin und Zahnmedizin reflektiert. So wohl Lehrkörper als auch die gewählten Fachschaftsvertreterinnen vertreten dabei eine kritische Position und sehen den Wissens- und Vermittlungsbedarf für etwaige Anwen dungsfälle, auch in Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Deshalb ist es an der MFD gängige Praxis, dass in Lehrveranstaltungen der Medizin und Zahnmedizin kontinuierlich konkrete Hinweise erteilt werden und über einen entsprechenden Verhaltenskodex dis kutiert wird. Die studentische AG Ethik, eng vernetzt mit dem Bundesverband der deut schen Medizinstudierenden bvmd, nimmt sich ebenfalls dieses Themas an und informiert die Studierenden breitgefächert über verschiedene Kanäle (MedForum, Veranstaltun gen, Literaturhinweise, z. B. „Mein Essen bezahl ich selbst" u. v. m.). Frage 2: Welche Möglichkeit sieht die Staatsregierung auf dieses Themenfeld hin zuwirken und sich für die Implementierung derartiger Inhalte einzusetzen, ohne das Selbstverwaltungsrecht der Universität zu verletzen? Die Staatsregierung sieht keine weitere Veranlassung gegenüber den Medizinischen Fa kultäten, auf dieses Themenfeld hinzuwirken und sich für die Implementierung derartiger Inhalte in die Studienordnungen einzusetzen. Frage 3: Gab es in den Jahren 2000-2015 Verdachtsfälle gegen Lehrstuhlinhaber der medizinischen Fakultäten, dass diese Forschungsergebnisse fälschten oder vom wissenschaftlichen Informationsstand abweichende Meinungen vertraten, weil sie hierfür Forschungsgelder erhielten? Seite 2 von 3 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Frage 4: Wie viele der unter Frage 3. benannten Verdachtsfälle waren auch begrün det? Freistaat SACHSEN Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 3 und 4: Die Medizinische Fakultät Leipzig teilte mit, dass keine Verdachtsfälle der genannten Art bekannt sind. Auch der Medizinischen Fakultät Dresden ist kein solcher Verdachtsfall bekannt. Erkenntnisse über staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren liegen der Staatsregierung nicht vor, entsprechende Taten werden bei den Staatsanwaltschaften nicht statistisch erfasst. Mit freundlichen Grüßen Seite 3 von 3 'TTDr. Eva-Maria Stange/^ 2016-09-01T12:59:37+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes